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Channel: Unholy Black Art Of Ritual
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Review: Wintarnaht - Hriuwa (CD, Talheim Records - 2020)

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Wirklich lange hat man drauf warten müssen, doch letzten Monat war es nun endlich so weit: Das neue Hriuwa betitelte vierte Voll-Album der heidnisch geprägten Ein-Mann-Schwarzmetall-Kapelle WINTARNAHT erblickte das Licht dieser verkommenen Welt.
Und wenn man sich diese hör- und spürbare von Hass und Ekel erfüllte Inbrunst anhört, mit welcher das neueste Werk intoniert wurde, so muss man doch sagen, dass es einmal höchste Zeit wurde, sich diese ganze aufgestaute Wut aus dem Leib zu kotzen...




Inzwischen agiert Grimwald als einziges Mitglied bei WINTARNAHT, wobei er in der Vergangenheit immer mal wieder von anderen (Session-)Musikern unterstützt wurde.
Als Projekt wurde die Kapelle bereits im Jahr 1997 gegründet, damals noch unter dem Namen WINTERNIGHT wurde dann jedoch anno 2001 erst einmal auf Eis gelegt. Richtig los ging es dann erst ab dem Jahr 2004, als sich unter dem Namen WINTERNIGHT eine wirkliche Band formierte.
So erschien dann 2007 die erste Demo Rache... auf einer limitierten Pro-CDr in zwei verschiedenen Ausführungen. Jenes Demo lässt sich zudem auch auf einer frühen Split mit TROLLZORN finden, welche im selben Jahr erschien.
Aus dem Jahr 2010 stammt dann das erste und einzige Album, was unter diesem Bandnamen veröffentlicht wurde: Pestilenz war jedoch ursprünglich als Split mit TODGEWEIHT gedacht, da jene Beiträge aber auf sich warten ließen, erschienen WINTERNIGHT's und TODGEWEIHT's Pestilenzen separat auf CD, auf zwei verschiedenen Labels.
Mit Tôdhên Uoþal (2013) wandelte sich dann nicht nur der Name in die Alt-Hochdeutsche Variante WINTARNAHT, sondern auch der Stil wurde leicht epischer. Sogar eine FALKENBACH Nachspielversion ließ man hier erklingen.
Dann machte man erst zwei Jahre später wieder von sich hören, als mit þiu Sunnawenti eine digitale EP zur Promotion veröffentlicht wurde. Der Titel gebende Song fand auch Verwendung auf dem Blasphemy Halls Sampler - Wicked Alliance Part 1.
Ein weiteres Jahr später, ergo 2016, erschien dann die Kompilation Germinôd - Archaische Verse auf Kassette über die Underground-Schmiede Narbentage Produktionen. Eine CD mit drei zusätzlichen Liedern wurde 2019 in Eigenregie nachgeschoben. Schon diese Zusammenstellung konnte mich schwer begeistern, während mich die Werke nach der ersten Demo doch nicht wirklich ansprachen. Allerdings lernte ich Germinôd - Archaische Verse auch erst im Nachhinein kennen...
So wurde ich das erste Mal seit der Demo erst wieder mit dem 2017 veröffentlichten zweiten Album In Âgez auf WINTARNAHT aufmerksam, welches ich auch heute noch für ein großartiges Werk Deutscher Schwarzmetall-Tonkunst erachte.
Zwichen In Âgez und dem hier vorliegenden Album erschien dann im letzten Jahr lediglich noch die Split Unterweltmysterien mit den Österreichern VARULV (das Besondere an dieser Split ist wohl vor allem, dass man hier komplett auf neu-deutsche Texte gesetzt hat).
Dies liegt aber wohl auch nicht zuletzt daran, dass Grimwald neben WINTARNAHT noch in einigen anderen Bands und Projekten involviert ist, die in den letzten Jahren ja auch ziemlich auf sich aufmerksam machten, wie etwa ISGALDER oder DAUþUZ.

Einen umfassenden Blick über die Rezensionen, die wir im Verlauf zu den Werken von WINTARNAHT verfasst haben, lässt sich >>hier<< finden.


...und wie ich bereits in der Einleitung dieser Besprechung anklingen ließ, geht es auf Hriuwa einmal mehr äußerst grimmig zu. Ja, ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass das neue Album das bisher ausgereifteste, atmosphärischste und gleichzeitig doch auch hasserfüllteste Machtwerk des Herren Grimwald ist.
Sicherlich liegt das auch nicht zuletzt daran, dass er nunmehr als Solo-Künstler keinerlei Kompromisse eingehen musste, was die Musik anbelangt. Aber auch die Erfahrungen, die er inzwischen durch seine zahlreichen (ehemaligen) Projekte und Bands, bzw. durch jene, in welchen er (einst) involviert ist/war.
So lässt die Musik gerade im Titel gebenden ersten Lied auch einen gewissen Einfluss von DAUþUZ erkennen. Aber die Musik von WINTARNAHT nun auf bloße Vergleiche reduzieren zu wollen, würde ihr in keinster Weise gerecht werden. Vielleicht entstehen diese Eindrücke auch viel mehr, da Grimwald Bands wie eben DAUþUZ oder auch ISGALDER, die ja wohl beide eher bekannt sein dürften, als WINTARNAHT, gerade mit seiner markanten Stimmgewalt oder auch seiner ganz eigenen Art des Gitarrenspiels entscheidend mitprägt...

Wie dem auch sei - nachdem das Album im ersten Stück, welches den gleichen Namen wie das Gesamtwerk trägt, durch leise Naturgeräusche und Gewitter und langsam einsetzendem Trommelspiel eingeleitet wird, nimmt der Pegel stetig zu, während Gitarren und ein Schlagwerk erklingt.
Was folgt gleicht einem wütenden Sturm düsterer Gedanken voller Misanthropie. Eine Ode an die Nacht, die Grimwald mit einem wölfischen Wehklagen heraufbeschwört, während er sich an anderer Stelle in wahren Hasstriaden ergeht. Ganz getreu dem Titel, der da schlicht und ergreifend "Trauer" bedeutet, ins moderne Deutsche übersetzt. Der Text dreht sich auch um persönlichen Verlust und ist wohl auf mehr als nur eine Art interpretierbar.

"in cuolen naht ∙ innan þunno sternenlioht
þîn sêla firfâhan · fona gescintan lîb
þîn haima · innan leban hwio innan tôþ
þâr haila stat · þîr þiu lezzisto ruowa spenton

inti afur sterba ouh ain tail fona mîr
er gân hwio iomêr · hina miti þîr

samant miti boum inti stain
elihhôr nû dâhaim

elihhôr frî fona iowelîh smerza
elihhôr in mînan finstar herza

Hriuwa…"

Allein dieser erste von insgesamt neun Songs weist eine Spielzeit von knapp 11 1/2 Minuten auf, entpuppt sich aber im Verlauf auch als der längste des gesamten Albums. Auch kommt er einem gar nicht so lange vor, da Grimwald 'Hriuwa'doch sehr abwechslungsreich gestaltet und die Spannungskurve konstant aufrecht herhält. Teils kommt es mir gar so vor, als würden hier dezente Streicher erklingen, was aber wohl lediglich eine sehr stilvolle Trickserei sein dürfte.

Laut dem Bekunden des Protagonisten handelt es sich bei dem Thema "Trauer" und diesem nach ihr benannten Album um kein konzeptionelles Album, welches sich ausschließlich dieser Gefühlsform annimmt. Dennoch scheint mir dieses Gefühl der Trauer auf diesem Album allgegenwärtig, auch wenn sie sich nicht immer offenkundig für jeden sichtbar wird. Immerhin vermag diese Emotion sich auf vielfältige Weise zu zeigen und bedeutet weit mehr, als jammernd in der Ecke verkrochen Tränen zu vergießen...
Weitere Aspekte, die in dem Werk von WINTARNAHT besonders zum tragen kommen, sind ehrlich gelebte Naturverbundenheit, Kälte, Misanthropie und Dunkelheit.
Die Texte wurden einmal mehr in einer frühen Form des Alt-Hochdeutschen verfasst; mit einer Ausnahme: 'Sîn þiu Erþa'("Ich bin die Erde"), was wohl nicht ganz ohne Grund geschah, da Grimwald in diesem Lied aus der Sicht der Erde schreibt, die an diese hoffnungslos verblödete Menschheit appelliert, endlich respektvoll mit ihr im Einklang zu leben und nicht wider der Natur. Denn ihr Untergang wird in letzter Konsequenz auch der des Menschen sein...

"Ich bin das Blut, ich bin der Staub
Ich bin Naturgewalt, ich bin Fluch wie Heil
sîn þaz bluoþ · sîn þâr staub
sîn natûragiwalt · sîn fluoh hwio hail

Verheerst du, lebe ich. Stirbst du, lebe ich
Sterbe ich, so sei es; als wärst du niemals gewesen

Ich bin der Sturm, ich bin der Richter
Denn ich bin die Erde und du nur ein Teil von mir
sîn þâr storm · sîn þâr rihtâri
afur sîn þiu erþa inti þû · þanne ain tail fona mîr"


Gleichzeitig untermauert der Protagonist in diesem Text die Bedeutungslosigkeit der menschlichen Existenz im Angesicht unser aller "Mutter", die den Menschen in seinem momentanen Dasein eher als Parasiten wahrnehmen müsste (was er, mit Verlaub, letztendlich auch ist...).
Das Stück nimmt daher nach einem eher andächtigen und kurzen Intro am Klavier schnell an Fahrt auf und entlädt sich wie ein Gewitter des Zorns über den kargen Städten der Menschen, die gebaut sind aus kaltem Stahl und rissigem Glas. Wie vieles in diesem zivilisierten Leben, sind sie im Grunde nichtig gegenüber dem, was wirklich zählt.

"Denn ich bin die Erde und du nur ein Teil von mir
afur sîn þiu erþa inti þû þanne ain tail fona mîr
Denn ich bin alles und nichts und du nur Staub im Wind der Zeit
afur sîn ala inti nio inti þû þanne staub ana wint þe zît"

Unser Planet, er wird nicht um uns trauern, wenn wir einst vergangen sind.

In erster Linie ist Hriuwa aber auch ein Werk, welches sich ganz und gar dem Ursprung hingibt und das nicht nur in ideologischer Hinsicht, sondern auch in seiner Musik viele Anspielungen an die guten alten 90er Jahre aufweist. Das wird allein schon durch die Art und Weise deutlich, in welcher das Keyboard eingesetzt wird. Aber auch die im ersten Moment vielleicht etwas deplatziert wirkenden, im Nachhinein aber durchaus konsequent erscheinenden hohen Gesänge, die an alte Black/Thrash- oder gar Doom-Bands denken lassen (ich spiele da vor allem auf "Urlagfrôwa'und 'þe Hreôgot'an) lassen den Einfluss auf Grimwald's musikalische Kunst deutlich erkennen.
Insbesondere auf den zweit genannten Song, dessen Titel ins heutige Deutsch übersetzt "Der Leichengott" bedeutet möchte ich hier doch noch einmal näher eingehen, da er sich als wohl direktester und grimmigster Beitrag des Albums erweist. Hier wird nicht nur dem 90er Black Metal der Nordlande ein Tribut gezollt, sondern auch dem aus Deutschland. Und dementsprechend wird hier in textlicher Hinsicht gnadenlos mit monotheistisch-abrahamitischen Religionen abgerechnet, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen:

"hêriro þe weraltenti · tôt sînan brieco
hêriro þe falo wuostibruot

þe Hreôgot 
nascâri innan gaist
þe Hreôgot
Êlohîm · Allâh

waltisâri þez hazzes · waltisâri þe lugin
waltisâri þe siohhên menischait

þe Hreôgot
nascâri innan gaist
þe wâri satanâs
got sîn tôþ"

Damit sei wohl alles gesagt. Fuck Off Your Religions, Worthless Scum!

Eine richtiggehend heidnische Stimmung verströmt dann 'þez Hraban Swarzi Trahanûn'("Des Raben schwarze Tränen"), dem noch ein recht atmosphärisch geprägtes Instrumental voran geht, welches mich in seiner Machart so ein wenig an die melancholischen Momente von KRATER erinnert (trist und doch hymnisch erhaben... großartig!).
Ein Lied, welches sich mit der germanischen Mythologie befasst, diese aber eigentlich auch nur als Metapher verwendet, um dem Menschen in seinem modernen Lebensstil den Spiegel vorzuhalten. Und auch in jenem Stück kommt das Thema der Trauer eine nicht unbedeutende Rolle zuteil. Musikalisch beschreitet man jedoch einen mehr erhabenen und hymnischeren Stil, als es noch bei den vorher gegangenen Stücken der Fall war.

Mit 'Firhazzêt Truhtîn'wendet man sich dann abermals der Natur zu. "Verhasster Herrscher", wie der Titel ins moderne Deutsche übersetzt lautet, widmet sich dem Uhu. In der Tat reagieren andere, tagaktive Raubvögel auf den nächtlichen Jäger bei Sichtkontakt regelrecht aggressiv und "hasserfüllt". Der Text, wie auch die geschriebene Musik stammt im Übrigen bereits aus dem Jahr 2013.

Den letzten wirklichen Song vor dem stimmungsvollen Ausklang 'Runagaltar'("Runengesang") stellt 'Îr in Flamma'dar, dessen Titel ich wohl nicht zu übersetzen brauche - eine kompromisslose Abrechnung und ein Abgesang an die Menschheit.

"selb firslintanti sih þiu sioh slango
fer fona sin · fer al wîshait
firzeran sih hwîla zi hwîla · tag zi tag
zi zuo willôd · zi îr gôraglîh lioht irlescan

Îr in Flamma
hwuolîh scôni wân
Îr in Flamma
hellafiur · ascalôn

hwio þâr wurm · þâr sih in sterbôn solônti
firezzan er sînan âswaif · wuosti zi iomêr sin werc
irwerþan þaz ferah · irwerþan þiu weralt
fûliþa sîn þez menniscî âzin fruht 

Îr in Flamma
hwuolîh scôni wân
Îr in Flamma
hellafiur · ascalôn 

niowiht hailida · niowiht wân
þanne · hiutu · furþerô · niomêr
tôt giboran · niomêr irwahha
fona gîtagî gitrîban ânu mâz"

Der Text spricht für sich und spricht einfach unverblümt die Wahrheit.
Keine Heilung, keine Hoffnung - niemals!
Als eine besondere Hommage hat Grimwald noch eine recht kultige Passage in das Lied mit eingebaut. Während die Musik des eigentlichen Liedes nämlich langsam verklingt und in einen Mix aus tristem Dark Ambient und schleppendem Black Metal übergeht, der wohl nicht ganz zufällig an BURZUM denken lässt, vernimmt man die letzten Zeilen aus dem Song 'Oppi Fjellet'aus der Feder von STORM (einem früheren Projekt zwischen Satyr aka Wongraven und Fenriz), entnommen ihrem Album Nordavind (1995). Übrigens erinnert auch der Gesang hier an den Stil von BURZUM auf Filosofem, während die Melodie tatsächlich wie eine langsame Version des Originals wirkt... ein grandioser Tribut!

"Kan dere se han?Kan dere se han?
Se den kristne kjøter'n!

Deng ham opp!
Deng ham opp!

'Og om du noen gang lukter kristenmanns blod, oppi fjellet. Ja, hent øksa
og...
kutt dem ned!'

Så!"

Fazit:
Was für ein machtvolles und ergreifendes Werk! WINTARNAHT, in persona Grimwald hat es mit Hriuwa wahrlich doch noch einmal geschafft, sich selbst zu übertreffen... wobei ich hiermit jetzt keinesfalls die schlichte Genialität und Intensität des direkten Vorgängers In Âgez relativieren möchte. Das aktuelle Werk geht aber noch einen Schritt weiter, geht tiefer... und lässt den geneigten Hörer einen ausgiebigen Blick in die düstere Gefühlswelt eines wahren Individuums im Black Metal zu, derer es wahrlich nicht mehr viele gibt heutzutage. Die Finsternis der menschlichen Seele, die Verlorenheit der Welt und die Gefühle - die Wut, der Zorn, die Trauer, der Hass, welche einen überkommen können, wenn man sich dieser Umstände gewahr wird - ja vielleicht so manches Mal schier verzweifeln lassen können, sind allumfassende Themen, die dieses Album aufgreift.
Doch handelt es sich hier mitnichten um ein Werk depressiver Tonkunst, wenngleich auf Hriuwa auch Anflüge von depressiven Stimmungen wahrnehmbar sind. Das neue Werk von WINTARNAHT ist eher ein stolzes Machtwerk zwischen Nostalgie, finsterer Naturverbundenheit, dunkler Mystik und ehrlich empfundener Misanthropie!
Bisher erschien das Album lediglich auf CD in einem schicken Digipak und 14-seitigem Beiheft (inklusive aller Texte in Alt-Hochdeutsch). Übrigens gibt es offiziell keine Neu-Deutschen Übersetzungen der Lyrik, da alle frühen Übersetzungen innerhalb (a)sozialer Medien von Grimwald gelöscht wurden. Aus Respekt vor dem Wunsch des Künstler habe ich daher in dieser Rezension auch auf Übersetzungen verzichtet und überlasse es (wie auch Grimwald selbst) dem Leser, die Textauszüge zu deuten.
Eine (bereits angekündigte) Veröffentlichung auf Vinyl soll in naher Zukunft noch erfolgen... nachdem der ursprüngliche Termin leider nicht eingehalten werden konnte.
Zwecks einer Bestellung empfehle ich eine Kontaktaufnahme via Bandcamp oder aber direkt an die Talheim Records Tonschmiede!

Grimmiges Deutsches Schwarzmetall at its very best! Mitreißend, fesselnd, durch und durch ergreifend... Hriuwa vermag es, etwas tief in meinem Innersten zu berühren - und DAS hatte ich in diesem Jahr wahrlich nicht sehr häufig... es braucht heutzutage eindeutig mehr Bands vom solchem Schlag - klarer Anwärter auf den Titel "Album des Jahres"!


Darbietungen:
01. Hriuwa
02. Urlagfrôwa
03. þe Hreôgot
04. þaz tuncel Grabahûfo (Instrumental)
05. þez Hraban Swarzi Trahanûn
06. Sîn þiu Erþa
07. Firhazzêt Truhtîn
08. Îr in Flamma
09. Runagaltar


Laufzeit: ca. 60 Minuten




Review: Gris - À l’âme enflammée, l’äme constellée… (Doppel-CD, Sepulchral Productions - 2013)

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Aus dem häufig so tief verschneiten Kanada entstammen GRIS, deren französischer Name darauf schließen lässt, dass es sich hierbei um eine Band aus dem frankophonen Teil des Landes handelt. Tatsachlich liegt die Heimat des Duos Icare und Neptune in Québec, und der Bandname lässt sich schlicht mit „Grau“ übersetzen. 








Ganz so schlicht kommt dieses Album allerdings nicht daher, im Gegenteil: Insgesamt zehn Lieder summieren sich zu einer Spielzeit von gut anderthalb Stunden Länge, verteilt auf zwei CDs. Die darauf zelebrierten Klänge sind dabei von teils ätherischer, teils depressiver Natur, und ich würde GRIS tatsächlich dem Depressive Black Metal zuordnen – einem Genre, aus welchem mich nur sehr wenige Bands ansprechen, jedoch gibt es immer wieder Ausnahmen. Eine solche stellte für mich das Vorgängeralbum Il était une forêt… dar, von daher kam ich nicht umher, mir noch ein weiteres Werk der Kanadier zuzulegen...


À l’âme enflammée, l’äme constellée... bedeutet so viel wie „Für die flammende Seele, für die sternenklare Seele“, und tatsächlich begegnen uns in den Liedern die Motive „Feuer“, „Sterne“ und „Seele“ textlich immer wieder. Vor allem die Kraft der Flammen scheint der lyrisch dominante Kern dieses Albums zu sein.
Musikalisch erwartet uns aber kein wilder Feuersturm, wie man sich bei der Nennung des Genres denken kann. GRIS lassen es äußerst ruhig und ausladend angehen, mit weitläufigen Ein- und Ausklängen, esoterisch anmutenden Ambient-Elementen und länger andauernden Parts auf der Akustikgitarre. Der Black Metal selbst beinhaltet neben den depressiven Komponenten auch Spielweisen, welche eine leicht verstörende Atmosphäre aufkommen lassen - besonders gut hervorgehoben durch die dreckig-gequälte Stimme von Sänger Icare und das hin und wieder einsetzende Geigenspiel, welchem schon ein gewisser Wahnsinn innewohnt.

An Stücken, die man hervorheben sollte, fällt mir sogleich der erste Titel ‚L’aube‘ („Dämmerung“) ein, welcher sogar das erste Lied war, das ich von GRIS gehört habe. Dabei handelt es sich im Grunde genommen um ein Intro, welches aber mit seinen knapp fünf Minuten kaum noch als ein solches zu bezeichnen ist… Ein wunderschönes Instrumental, in welchem bereits alle Elemente – bis auf den Gesang – der weiteren Stücke enthalten sind.
Ansprechend auch das kraftvolle ‚Igneus‘, dessen Text sich um schmerzende Flammen und reinigendes Feuer dreht. Ein mit Qualen angereicherter Black Metal wird hier zelebriert, gleichzeitig hat man auch verstörende Momente aus dem Dark Ambient-Bereich hinzugefügt, und zwischendurch bewegt man sich auch mal langsam (im wahrsten Sinne) in Richtung Doom Metal...

Feuer ist immer wieder das Thema, vor allem in seiner reinigenden Wirkung. Der Schmerz heilt, die Qual bringt Erlösung – so in etwa lässt sich der Inhalt der Lyrics interpretieren. Dabei muss gesagt werden, dass auch die Texte äußerst lang und umfangreich ausfallen, was meinem Online-Übersetzer anscheinend so manches Problem bereitet hat, da nicht jede Übersetzung wirklich Sinn ergibt... Die Hauptthematik ist aber klar erkennbar.

Die Reinigung durch Feuer wird in erster Linie spirituell abgehandelt, auch wenn an einigen Stellen gewisse Suizidphantasien durchscheinen... Doch Liedtitel wie ‚Samsara‘ oder ‚Moksha‘ geben eindeutige Bezüge auf den esoterischen Bereich, hier vor allem Hinduismus und Buddhismus (Samsara bezeichnen den Kreislauf und Tod und Wiedergeburt, während Moksha die Loslösung auf diesem Kreis bedeutet). Auch taucht häufig der Begriff der Alchemie auf, in welcher es ja um nichts anderes geht, als um die Umwandlung von Stoffen. Der hier gemeinte Stoff ist die menschliche Seele, die durch Leid in etwas Höheres verwandelt wird bzw. ihre irdischen Wege verlässt, um eine neue Richtung einzuschlagen. Verdeutlicht wird dies vor allem durch den letzten Track: ‚Nadir‘ ist ein Begriff aus der See- oder Luftfahrt, und stellt eine Richtungsangabe in Bezug auf den Himmel dar. Das Lied selbst kann als Outro gesehen werden (so wie ‚L’aube‘ eine Art Intro darstellt), besteht es doch hauptsächlich (abgesehen von einem Black Metal-Part in der Mitte) aus atmosphärischen Akustik- und Ambientklängen. Ganz am Ende erklingt gar eine Art ätherischer Chor, welcher die Seele davonfliegen lässt...

Interessant finde ich im übrigen den Beginn der zweiten CD, sind hier doch plötzlich asiatische Töne zu vernehmen, die musikalisch ein wenig aus dem Rahmen fallen, textlich aber gut zu den beiden oben erwähnten Religionen passen...

Und wie lässt sich das Album nun insgesamt bewerten? Im Gegensatz zu seinem Vorgänger setzt À l’âme enflammée, l’äme constellée… nicht so sehr auf eine gespenstische oder depressiv-aggressive Atmosphäre, sondern eher auf Gemächlichkeit. Der Schmerz ist zwar deutlich aus den einzelnen Liedern (vor allem in Bezug auf den Gesang, den ich als sehr gut empfinde) herauszuhören, doch fällt das Album streckenweise sehr langwierig und ruhig aus. Es handelt sich um Musik, die hervorragend im Hintergrund laufen kann, um somit ein entspanntes Ambiente zu erschaffen (natürlich nur für schwarzmetallisch veranlagte Menschen, alle anderen dürften hierbei keine Entspannung empfinden, hehe). Ich würde À l’âme enflammée, l’äme constellée… gar als ein Ambient-Album bezeichnen, nur eben in Black Metal-Gewandung. Beileibe kein schlechtes Werk, das kann ich nicht sagen, aber wirkliche Begeisterung löst es in mir nicht aus. Die beiden CDs bieten beschaulich-schöne Musik für eine angenehme Atmosphäre, vielmehr leider nicht.

Fazit:
Den Vorgänger Il était une forêt… mag ich sehr, dieses Album hier finde ich in Ordnung – keinesfalls schlecht, aber auch nicht überragend gut. Andere Bewertungen im Internet sprechen da eine andere Sprache – wäre ich ein großer Fan des Depressive Black Metals, würde ich womöglich ebenfalls mehr Begeisterung zeigen, so aber vermögen mich GRIS dieses Mal nicht zu überzeugen.

Eine ätherische und spirituelle Reise durch den Schmerz, auf deren Langatmigkeit man sich allerdings einlassen muss.


Darbietungen:
1-01. L’aube
1-02. Les forges
1-03. Samsara
1-04. Igneus
1-05. Dil
2-01. Moksha
2-02. Seizième prière
2-03. Sem
2-04. Une épitaphe de suie
2-05. Nadir

Laufzeit: ca. 81 Minuten



Review: Vampirska - Torturous Omens of Blood and Candlewax (CD, Deviant Records - 2020)

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Aus der deutschen Tonschmiede Deviant Records stammt die CD-Auflage des ersten Albums Torturous Omens of Blood and Candlewax des räudigen Ein-Mann-Kommandos VAMPIRSKA, welches um die Jahre 2018/2019 ins Leben gerufen wurde. Der Protagonist hinter diesem Projekt gibt sich namenlos, so dass diese mystische Atmosphäre, die dieser Solo-Horde aus Amiland anhaftet nur noch mehr untermauert wird...






Die Geschichte dieses doch relativ jungen Projektes begann 2019 mit der Demo-Veröffentlichung Noćna razvratnost. Dieses wurde dann neben der digitalen Version auch auf Kassette ausgewertet, welche über Narbentage Produktionen erschien. Danach folgte mit hier vorliegendem Werk das erste und bisher auch einzige Voll-Album, das bisher auf verschiedenen Formaten veröffentlicht wurde - einmal als digitaler Inhalt in Eigenregie, auf Kassette, auf Schallplatte (hier wurde, wohl auf Grund erhöhter Anfrage bereits eine zweite Pressung gefertigt) und halt auf CD.
Dem Album folgte dann noch eine Split mit DRUG DARKNESS aus Michigan.
Für das nächste Jahr ist bereits eine weitere Split mit dem Londoner Solo-Projekt GLEMT angekündigt.


Den Mann hinter VAMPIRSKA als umtriebig zu bezeichnen, würde dem Ganzen also auch durchaus gerecht werden. Doch wie steht es nun um die klangliche Qualität von Torturous Omens of Blood and Candlewax? Nun, da werden sich sicherlich die Geister scheiden, denn die schwarze Tonkunst des Herrn ist alles andere als eingängig und leicht verdaulich... vielmehr ist sie durch und durch finster, von einer besessenen Boshaftigkeit erfüllt und absolut räudig.
Ja, schon nach den ersten Tönen von 'A Pale Face Eclipsed by Shadows'wird einem klar und deutlich vermittelt, dass VAMPIRSKA keinen Wert auf große Atmosphären oder gar Schönheit in ihrer Musik legen. Hier regiert Pesthauch verkündende Dunkelheit, die zu jeder Sekunde bedrohlich durch jede noch so kleine Ritze in dem kalten Mauerwerk dringt, um in die Welt der Lebenden zu dringen und sich an ihrem Blut gütlich zu tun.

Doch bevor es richtig los geht und das dämonische Schlachten beginnt, erklingt mit 'Revenant'zunächst ein unheilverkündendes Dungeon Synth-Intro, welches düstere Orgeln und sonstige Samples ertönen lässt.

Stilistisch wie thematisch erinnert mich das Ganze ein wenig an NECROMONARCHIA DAEMONUM, welchen sich Knochensang vor einer Weile widmete.
Mit dem Unterschied, dass die schwarze Kunst von VAMPIRSKA jedoch eindeutig mehr dem reinen Black Metal zuzuordnen ist, während oben genannte Band ja eher aus dem Genre des Dark Ambient / Dungeon Synth hervorging. Das macht sich natürlich auch in spieltechnischer Sicht bemerkbar; denn bei allem räudigen Treiben auf Torturous Omen of Blood and Candlewax versteht es der Protagonist hinter dem Band doch recht gut, ein gewisses Rhythmusgefühl zu entwickeln und auch mit einigen eher Genre-fremden Einflüssen gekonnt zu spielen... so erklingt am Ende von 'Hateful Spirits Emerge Bleeding from Open Wounds'bespielsweise eine (ungestimmte?) akustische Gitarre, die einen leichten Dark Country-Einschlag erkennen lässt und im Kontext zu dem Rest des Songs eine absolut unheimliche Wirkung auf mich entfaltet.

Ansonsten wird hier aber hauptsächlich und sehr viel grundsolides Handwerk der alten Schule zelebriert - nicht nur Einflüsse der 90er Nordmänner (hier insbesondere die alten DARKTHRONE) sind hier zu erkennen, sondern auch aus O Frankreich (Stichwort: Les Legions Noires!) oder Deutschland (ich denke hier vor allem an NARGAROTH's Fuck off nowadays Black Metal), aber gerade auch Verweise auf den älteren Black Metal aus Amiland, insbesondere JUDAS ISCARIOT oder alte XASTHUR. Auch weist der recht raue Stil einen gewissen Verweis zur neueren 'Szene' aus Bosnien und Herzegowina auf, deren Bands ich mittlerweile teilweise auch recht viel abgewinnen kann.

Fazit:
Unterm Strich liefert der Krieger von VAMPIRSKA mit seinem Torturous Omens of Blood and Candlewax ein recht ordentliches Werk schwarz-magischer Black Metal-Tonkunst ab.
Das Album wird in dieser heutigen "Szene" wohl kaum Anklang finden. Eine "Szene", die voll mit verwöhnten Wohlstandskiddies und völlig degenerierten audiophilen Vollhonks ist, denen ein perfekter Klang über alles geht (W.T.F.!), dessen bin ich mir zumindest ziemlich sicher.
Aber dieses Pack an Minusmenschen würde wahre Schwarzmetall-Tonkunst noch nicht einmal erkennen, wenn sie ihnen entgegenspringen und direkt ins Antlitz kotzen würde!
Die CD erschien im einfach ausklappbaren Digipak ohne Beiheft - Texte gibt es ergo auch keine. Lediglich die aller nötigsten Infos, sowie ein Portrait. Die komplette Interpretation dieses vertonten Chaos bleibt somit der geneigten Hörerschaft überlassen... limitiert auf 300 Exemplare und erhältlich über Deviant Records.

"Eternally burn under the black flame"... sinisterer Schwarzmetall in Reinkultur, der keiner großartigen Worte bedarf - entweder man spürt diese Musik, oder man wird es wohl nie verstehen... keinesfalls ein perfektes Werk, aber sehr solide!


Darbietung:
01. Revenant
02. A Pale Face Eclipsed by Shadows
03. Hateful Spirits Emerge Bleeding from Open Wounds
04. A Nocturnal Incantation of Undying
05. Torturous Omens of Blood and Candlewax
06. Feasting on the Dried Blood of Majesties

Laufzeit: ca. 43 Minuten



Review: Trollskogen - Die Weisheit des Einsiedlers (CD, Talheim Records - 2016)

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 Mit der folgenden Rezension widme ich mich einem bereits ein paar Jahre älterem Werk, nämlich dem immer noch aktuellen Album Die Weisheit des Einsiedlers der Horde TROLLSKOGEN aus Österreich.
Dabei handelt es sich um das bisher vierte Voll-Album dieses ehemaligen (und inzwischen wohl wieder als ein solches aktiv) Ein-Mann-Projektes...





Auch wenn ich mir sicher bin, dass ich in der Vergangenheit zumindest eine Rezension zu dem ersten Album Der Weg zur Unendlichkeit verfasst zu haben, so scheint diese doch verloren gegangen zu sein, da sie noch aus der Zeit vor Unholy Black Art Of Ritual stammte und ich aus dieser Ära auch längst nicht alles auf diesen Blog rüber retten konnte, geschweige denn einmal archiviert hatte... schade, bei sei es drum.

Den ersten musikalischen Kontakt mit TROLLSKOGEN hatte ich so um das Jahr 2003, als ich die bereits erwähnte CD in die Finger bekam. Diese erschien auch im selben Jahr.
Gegründet wurde TROLLSKOGEN aber bereits 2001 durch S.M., der sowohl die beiden Demos Vom vergess'nen Land (2001) und A Tribute to the North (2002), sowie das erste Album komplett alleine einspielte.
Der Weg zur Unendlichkeit folgte dann erst 2005 das zweite Album Totenwache, dessen Nachfolger Einsamkeit wiederum erst vier weitere Jahre später veröffentlicht wurde.
Auf beiden Alben wurde S.M., wie auch auf dem aktuellen Werk aus 2016 von F.A. am Schlagwerk unterstützt.


Ich vermag mich nun nicht mehr daran erinnern, wie die beiden letzten Alben klangen, da sie jeweils nur recht kurz in meinem Besitz waren und ich mich auch nie wirklich intensiv mit ihnen beschäftigt hatte. So bleibt mir als Vergleich lediglich das erste Demo, sowie das erste Album, welche ich beide auch heute noch sehr schätze.
Nimmt man diese beiden Werke als Referenz, so muss man natürlich sagen, dass TROLLSKOGEN sich enorm verändert haben in ihrem Klangbild, was wohl nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass hier nun zwei Personen am werken sind und auch die Produktion deutlich kraftvoller daher kommt.
Der Gesang von S.M. hat sich auch ziemlich verändert... bestand er auf dem Debüt noch typisch für das Genre voll klirrender Kälte und grimmigen Schreien, so klingt er hier erdiger, sonderbar leer und emotionslos (die Kälte ist also nach wie vor geblieben).
Er ist gleichsam qualvoll, aber auch zornig, ja sogar misanthropisch... und ich komme nicht umhin, hier einmal mehr auf BURZUM's prägendes Filosofem zu verweisen!

Doch TROLLSKOGEN sind zu weit aus mehr in der Lage, als irgendein weiteres Abziehbild oder bloß ein weiterer Klon von irgendetwas zu sein.
Natürlich erfinden die beiden Herren das Rad auch nicht neu... verlangt aber auch keiner bei solch' einem Namen, bei solch' einem Logo, bei solcher Musik und bei so einem Coverartwork.
Und wer es doch tut, der hat wohl etwas Grundlegendes reichlich missverstanden...

Zu Anfang halten sich die beiden Protagonisten auch nicht mit langen Intros auf, lediglich ein akustischer Einspieler erklingt zu Beginn von 'Die Reinheit der Flammen', der schnell in einen hymnischen Black Metal mit einiger Atmosphäre übergeht, der im Verlauf aber auch gerne einmal ein paar Ideen langsamer wird, nur um dann wieder ordentlich nach vorne zu preschen, und mit diesem Wechselspiel eine richtiggehend düstere Stimmung voller Melancholie aufkommen lässt.

"Ich frage mich
Wie das Leben wäre
Ohne die ständige Erneuerung
Das Gefängnis des Daseins
Es kann verbrennen
Und in mir fallen alle Mauern
Nur wer reinen Herzens ist
Kann die Weihe der Flamme empfangen"

Es sind durchaus philosophische Ansichten, die S.M. in seinen Texten verarbeitet, jene, die er zum Leben und der menschlichen Existenz, aber auch zum Black Metal an sich hat. Dabei zeigt er sich äußerst tiefsinnig in seinen Gedanken. Das Album hat den Charakter eines in sich geschlossenen Kreislaufs... passend dazu sind den ersten vier Titeln jeweils eines der Elemente Feuer, Luft, Erde und Wasser zugeordnet, während die beiden letzten Titel das Leben und den Tod symbolisieren und das Ganze. Die Texte lassen erkennen, dass es sich dabei um einen natürlichen Weg und einen ewigen Kreis handelt. Somit scheint mir dieses Werk doch leicht vom Buddhismus beeinflusst.

Und auch in musikalischer Hinsicht weiß das Album im Verlauf ein ums andere Mal doch zu überraschen, denn nach einigen Hörgängen wird es sich dem Hörer dann in all seiner Pracht offenbaren und gibt so manche Details preis, die einen denken machen könnten, hier dem intensivsten Album zu lauschen, welches bis dato die letzten Jahre veröffentlicht wurde. Ja, Die Weisheit des Einsiedlers entpuppt sich sogar als wahrer Geniestreich, wenn man sich erst einmal mit ihm etwas intensiver beschäftigt und ihm Zeit lässt, sich wirklich entfalten zu können... sich dieser Atmosphäre aus regelrechter Epik und gleichsam melancholischen Stimmungen Gewahr zu werden, die hier durch das Zusammenspiel aus Gitarre und Schlagwerk entstehen. Der eigenwillige, aber passende Gesang tut dann sein Übriges dazu...

"Der Ruf der astralen Wege
Der Pfad führt zu den Sieben
Hin zu einem neuen Anbeginn
Zu Erneuerung und Reinheit"

Abgeschlossen wird das Album dann von dem instrumentalen Stück 'Wen das Sternenlicht mitnimmt', welches sphärischen Dark Ambient mit Glockenspielen bietet.

Fazit:
Mit Die Weisheit des Einsiedlers haben sich TROLLSKOGEN selbst übertroffen und stellen ihre vorangegangenen zwei Alben deutlich in den Schatten. Nur das Debüt-Werk möchte ich hier einmal außen vor lassen, da es noch von wesentlich anderer Natur war, als alles, was ihm folgte und auch heute noch einen besonderen Platz in meiner Sammlung, sowie in meinem Herzen einnimmt.

Eine richtige Schande, dass ich erst jetzt, vier Jahre später auf dieses wirklich edle Stück aufmerksam wurde... Die CD erschien in einem mehrfach ausklappbaren und stabilen Digipak, welches zudem noch ein 8-seitiges Beiheft zum Inhalt hat, das alle Texte und passende Illustrationen enthält. Limitiert ist die gute Scheibe auf 1000 Exemplare. Bestellungen gehen an Talheim Records, oder wahlweise auch an den Tonträger-Dealer eures Vertrauens.

Ein in jeder Hinsicht perfektes Album voller Schwärze und Leere, dazu gemacht sich in ihm zu verlieren!


Darbietungen:
01. Die Reinheit der Flammen
02. Die Säulen des Himmels
03. Die Stille der Erde
04. Das unsterbliche Elixier
05. Ein neuer Mond am Horizont
06. Sieben Pfade zur ewigen Leere
07. Wen das Sternenlicht mitnimmt

Laufzeit: ca. 50 Minuten



Buried & Forgotten... verlorene Schätze des Untergrunds #22: Beleth - Bleeding In Suizide (Digitaler Inhalt, Eigenproduktion - 2004)

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Die Tage war ich einmal wieder einem Anflug von Nostalgie erlegen und dachte an meine Zeit in Wuppertal zurück, während ich mir alte Platten anhörte, die ich einst - jedenfalls zu großen Teilen - in dortig verorteten Läden gekauft hatte (von denen leider nur noch ein paar wenig bis heute überlebt haben... an dieser Stelle, und falls ihr das irgendwie, irgendwann einmal zufällig lesen solltet: Beste Grüße an das Team vom Pop Art, dem urigsten Plattenladen Wuppertals!)... doch bereits in dieser Zeit um die Jahre 2001/2002 tingelte ich oft nach Dortmund, um 1. Kontakte zu pflegen und 2. in Läden wie etwa Idiots oder Last Chance (verdammt, ich vermisse dieses Lädchen!) einzukehren...


Aber ich meine, es wäre in Wuppertal gewesen, als ich zum ersten Mal mit der Musik der Solinger CERBERUS in Kontakt kam. 2001 erschien nämlich ihre erste CD First Destruction, welche auch gleich ein Live-Album darstellte. Zur damaligen Zeit hatte ich den Black Metal gerade für mich neu entdeckt und neben den üblichen Verdächtigen als "Einstiegsdroge" lief dann ab und an auch die eine oder andere lokale Underground-Kapelle im Player.
Wie dem auch sei, die zweite CD und gleichzeitig das erste Voll-Album Chapters of Blackness (2003) fand ich auch immer noch recht solide, hatte jedoch mit Schwächen zu kämpfen, während ich das spätere und gleichzeitig auch letzte Album Klagelieder - Grabgesang (2006) als recht schwach in Erinnerung habe.
Warum ich CERBERUS erwähne? Ganz einfach: Sänger und seit Beginn bis zur Auflösung einziges festes Mitglied der Band war ein Herr namens Beleth, der seiner Zeit recht umtriebig war und den ich von einem Konzert (ich meine es war 2004... Vorbands waren u.a. FEARLOAD und eine Band, an die ich mich heute nicht mehr erinnere) noch als recht sympathischen Kopf der Horde in Erinnerung habe.
Im Jahr 2004 veröffentlichte er zusammen mit Dargon von den inzwischen ebenfalls aufgelösten DAEVAS ein Projekt mit Namen ZAEBOS, dessen einziges Schaffenswerk aus dem knapp 14 Minuten langen Demo-Stück 'Symphonia Satanica'besteht (und welches ich ebenfalls sehr empfehlen kann!).
Ebenso hatte er im selben Jahr auch ein selbst-betiteltes Solo-Projekt am Start, mit dem er seine ganz eigene Interpretation des Schwarzmetalls verwirklichte. Wenn man den ziemlich räudigen und unverfälschten Stil bedenkt, hat man eine ungefähre Vorstellung davon, welche Kompromisse er wohl bei den Aufnahmen zu den CERBERUS-Alben eingehen musste, damit auch alle Beteiligten damit zufrieden waren.

BELETH's Bleeding In Suizide (mit voller Absicht falsch geschrieben) ist ein typisches Kind seiner Zeit. Das Werk umfasst vier Lieder und weist eine Gesamtspielzeit von gut 32 Minuten auf.
Der Stil ist wie schon erwähnt ziemlich räudig und aggressiv gehalten, die Produktion ist für eine Demo-Aufnahme aber ziemlich gut ausgefallen. Selbst ein wenig experimentell wirkt es, wenn der zelebrierte Schwarzmetall aber von einer sehr ursprünglichen Art ist. Der experimentelle Charakter scheint vornehmlich dann durch, wenn die Gitarren im Zusammenspiel mit den Keyboards beinahe progressive und psychedelische Züge annehmen. Bei dem Schlagwerk handelt es sich lediglich um einen Drumcomputer, was man leider auch allzu deutlich hört und etwa beim ersten Lied 'Schreie der Endlosigkeit'passagenweise auch wirklich an den Nerven zerrt. Doch lohnt sich hier ein Durchhalten seitens des Hörers, da BELETH hier im Verlauf des Werkes immer wieder hymnische Stimmungen misanthropischer Dystopien herauf beschwört.
Gleichsam spielt er mit monotonen Atmosphären, lässt in so mancher Passage einen verzerrten Klargesang erklingen oder einen unheilvollen Chor. Das Ganze geschieht jedoch wohl dosiert und wirkt nicht aufgesetzt, sondern authentisch.
Ein extremes Werk von einem Individualisten für Individualisten...

Bleibt zum Abschluss noch zu erwähnen, dass Bleeding In Suizide damals auf keinem physischen Format veröffentlicht wurde, sondern vom Protagonisten auf der früheren Plattform mp3.de zum kostenlosen Download angeboten wurde (zu dieser Zeit eine durchaus lohnenswerte Fundgrube, für alle, die auf der Suche nach etwas Neuem waren und/oder vielleicht erst einmal in eine VÖ reinhören wollten). Es existiert daher auch kein wirkliches Cover, weswegen es sich bei dem hier dargestellten um ein DIY meinerseits handelt, welches die Stimmung des Werkes aber durchaus widerspiegelt und sicherlich auch BELETH gefallen würde...
Die Musik-Dateien scheinen indes auf den ersten Blick für immer verloren, wer jedoch etwas Zeit investiert, dürfte früher oder später im Internet fündig werden...


01. Schreie der Endlosigkeit
02. Set The Cross In Fire
03. Bleeding In Suizide
04. On My Side The Angels Cry


Das Jahr 2020 im musikalischen Rückblick - Ein Fazit:

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Nun neigt sich auch bald das Jahr 2020 gen Ende zu und insgesamt muss man schon sagen, dass es ein ziemlich beschissenes Jahr war. Überschattet natürlich von der immer noch grassierenden Pandemie, war in in 2020 natürlich nicht sehr viel los. Keine Konzerte, kein vernünftiger Urlaub... dafür aber so viel Natur erleben, wie möglich.
Aus der Sicht brachte das Jahr dann natürlich auch etwas Entspannung für unseren geschundenen Planeten, da er doch von einigen Parasiten erleichtert wurde, von denen es ohnehin schon viel zu viele gibt...
Für die ganze kulturelle Branche war es jedoch ein Super-Gau und dürfte bereits so einigen das finanzielle Genick gebrochen haben. Für den Black Metal jedoch war es wiederum auch positiv, da dieses ganze schnell-lebige Theater, was auch längst in unserem Kult Fuß gefasst hat, etwas entschleunigt wurde.
Der wahre Underground ist noch etwas tiefer in den Underground gegangen und der Rest von diesem Kasperle-Verein hat sich endgültig als der Pop-und-Schlager-Verein offenbart, der er schon immer war.
Gescheiterte Existenzen, gesichtslose Visagen ohne jeglichen Wiedererkennungswert... aktuellen Trends und dem Zeitgeist folgend... dabei so kraft- und zahnlos, dass man sich zurecht fragen darf, wo da noch das "Black" im Metal ist... und die verblödeten Lemminge, die sich "Szene" nennen, fressen es ihnen aus der Hand. "Ehre und Scheisse, dem Deutschen Schwarzmetall"(so Unrecht haben BURKHARTSVINTER nicht mit ihrer Einschätzung zum Zustand dieser sogenannten "Szene").
Doch wie erwähnt, hatte Corona auch sein Gutes: So fanden doch einige Auftritte im kleinsten Rahmen statt, und das eine oder andere wirklich geniale Release wurde ans Licht gezerrt.

Hier sind nun die nüchternen Statistiken:
Insgesamt zählte Unholy Black Art Of Ritual in diesem Jahr (zumindest bis zu diesem Zeitpunkt, in welchem ich diese Zeile verfasse), 20.500 Aufrufe, was noch einmal knapp 6.000 weniger sind, als im letzten Jahr. Was mich aber letztendlich auch nicht weiter kümmert.
Die höchste Besucherzahl zählte dabei der Monat März, welcher mit 13 Beiträgen auch recht produktiv für dieses Jahr war. Übertroffen wurde er nur vom Februar, der mit 18 Rezensionen aufwartete.
Am wenigsten Beiträge verbuchte der Juni (lediglich 3).
Insgesamt kamen wir in diesem Jahr auf eine Anzahl von 83 geschriebenen Reviews... bis zum jetzigen Zeitpunkt (es werden in diesem Jahr noch mindestens zwei folgen, wenn alles gut geht).
Eingetragene Stammleser kamen in diesem Jahr 0 hinzu.

Nun aber genug davon, hier sind sie nun, unsere Listen mit Empfehlungen aus dem Jahr 2020, wie immer wurde hierbei einmal mehr die "Political Correctness" nicht berücksichtigt... wer ein Problem damit hat, darf sich gerne zum Baumarkt begeben - der Meter Seil kostet n Euro!
Still no friends, no trends, no partying, no compromisses!
Die Aufzählung folgt wie üblich auch keiner bestimmten Reihenfolge oder einer Beliebtheit, daher haben wir in diesem Jahr auch komplett auf eine Nummerierung verzichtet.
Zum Schluss noch ein ehrenvoller Gruß und Dank an all' die großartigen Horden und Tonschmieden, die uns auch in diesem Jahr vertrauensvoll mit ihrem Material versorgt haben und ihr ehrliches Interesse an einer Besprechung unsererseits zeigten.
Hier nun aber endlich unsere Jahresrückblicke:

Die empfehlenswertesten Werke des Jahres 2020 - Kraehenblut:

Bevor es hier nun großartig ausartet, möchte ich doch mit dem für mich wichtigsten Album dieses Jahres beginnen. ASENHEIM beglückte die Hörerschaft mit ihrem bis dato mächtigsten Werk Der Geist des Waldes, dessen Vinyl-Auswertung wohl leider erst im Januar des nächsten Jahres erfolgen wird, weshalb auch noch keine Rezension zu diesem grandiosen und intensiven Album vorliegt, da ich mit dieser noch bis zur Schallplatte warten wollte...
Der Nachfolger steht aber bereits auch in den Startlöchern, so viel darf schon einmal verraten werden!
Die Scheibe erschien bei Narbentage Produktionen - die Platte wird bei Schattenpfade erscheinen

Bei Bergteufel und Waldgeister, dem in diesem Jahr veröffentlichten zweiten Werk der Horde ALPGEIST aus Bayern handelt es sich zwar lediglich um eine Ein-Track-EP, doch dafür um eine ungleich intensivere Erfahrung, die so manches Voll-Album vor Neid würde erblassen lassen!
Für mich persönlich gehört dieses 20 1/2-minütige Opus zu einem der erhabensten Momente des Deutschen Schwarzmetalls dieses Jahres - ohne wenn und aber!
Die Scheibe erschien bei Dominance of Darkness - die Rezension wurde am 14. September geschrieben

Das zweite Album, welches sich ebenfalls einer sehr naturverbundenen Thematik annimmt und für mich in diesem Jahr nicht weniger wichtig war, stellt WINTARNAHT's Hriuwa dar.
Mit seinem mittlerweile vierten Voll-Album liefert Grimwald das bisher ausgefeilteste Werk seines Solo-Projektes ab. Althochdeutscher Schwarzmetall zwischen Atmosphäre, misanthropischen Stimmungen, düsterer Naturmystik und Kompromisslosigkeit - einfach großartig!
Auch hier erwarte ich sehnsuchtsvoll die hoffentlich bald kommende Vinyl-Auflage...
Die Scheibe erschien bei Talheim Records - die Rezension stammt vom 16. Dezember

Um mit der reinen Naturthematik vorerst abzuschließen, darf das diesjährige DRENGSKAPUR-Album Was der Morast verschlang natürlich nicht unerwähnt bleiben. Ein intensives Machtwerk, welches die beiden Berliner hier wieder eingespielt haben!
Die Düsternis und gleichzeitige Schönheit der tristen Moorlandschaften ist es, der hier gehuldigt wird. Eine gefährliche Reise, die für das unachtsame Menschlein kein gutes Ende nimmt...
Die Platte erschien in Eigenproduktion - die Rezension wurde am 14. Dezember getätigt

Es waren dieses Jahr wieder die Niederländer, die uns in Form ihres Albums Gedoemd tot de Eeuwige Jacht abermals auf eine Reise zurück in die Vergangenheit der Nordsee entführten... die Rede ist hier natürlich von ELFSGEDROCH aus Groningen.
Ein starkes und machtvolles Werk voller anmutiger Stimmungen, finsterer Atmosphäre und pechschwarzem Stahl. Eine Reise voller Katastrophen, böser Zauber und Flüche, Hexen, Geister und Dämonen bis ins finsterste Mittelalter.
Die Platte erschien bei Diaphora Produktion - eine Besprechung erfolgte am 30. April

Auch WALLFAHRER ließen in diesem Jahr wieder von sich hören und veröffentlichten ihr drittes Album Lightbringer-Leidbringer, welches sich einmal mehr in philosophischer Art und Weise dem misanthropischen Black Metal hingibt. Die Natur rückte auf diesem Werk erstmals etwas in den Hintergrund und hatte mehr den Charakter einer gnadenlosen Abrechnung mit der Spezies Mensch, mit einer gewissen Endgültigkeit.
Die Scheibe erschien in Eigenproduktion - Knochensang verfasste die Rezension am 5. Dezember

Tiefschwarze Atmosphären endloser Kälte und Leere bescherten dem geneigten Hörer in diesem Jahr die Mannen von GJALDUR. Nachtreich stellte dabei ihr zweites Album dar und kann als hymnische Ode an die Nacht und ihre Geschöpfe umschrieben werden. Deutscher Black Metal wie er sein sollte, angesiedelt zwischen nebelverhangenen Landschaften, mystischen Stätten, finsteren Wäldern und kargen Bergen, gepaart mit einer traumwandlerischen Stimmung! Wie schon auf ihrem Debüt-Album bietet die Horde hier einfach grandiose schwarze Tonkunst!
Die Scheibe erschien bei Astral Nightmare - die Rezension wurde am 8. November geschrieben

Okkult und mystisch geht es weiter mit Aradia, dem Debüt-Album der Deutschen HEXENFLUCH, einem "All-Star"-Projekt des Deutschen Schwarzmetall-Untergrunds. Beteiligt sind hier Musiker von DRUDENSANG, PESTNEBEL, GJALDUR und SILBERBACH... eine finstere Reise zurück in die Zeit der Hexen und lebendigen Sagen. Der geneigte Hörer wird durch dunkle und dichte Wälder geleitet, an alte Kult-Plätze. Man lässt ihn teilhaben an Hexensabbaten und schwarzen Riten.
Die Platte erschien bei Dominance of Darkness - am 8. September ging die Besprechung online

Your Misery, My Triumph lautet der Titel des ersten Albums der Deutschen Projekt-Band COLD EARTH, die ihren räudigen Black Metal ganz im Stile der radikalen frühen 2000er Jahre Bands erklingen lassen - allen voran JUDAS ISCARIOT, dem mit dem letzten Stück auch explizit gehuldigt wird. Rau, kompromisslos und authentisch... mehr Worte bedarf es hier auch gar nicht!
Die Scheibe erschien bei Sol Records - die Rezension stammt vom 23. Juni

Amiland zum ersten: Mit The Elder Darkness offenbarte uns die Ein-Mann-Kapelle GRAVESPAWN dieses Jahr ihr drittes Voll-Album. Puristischer Black Metal zwischen grimmiger Kälte und räudiger Atmosphäre. Stolz und erhaben einerseits und doch schwarz wie die ewige Nacht!
Die Scheibe erschien bei Satanath Records - die Rezension hierzu wurde am 30. April verfasst

Das sardinisch-deutsche Projekt SA BRUXA zelebrierte im ausklingenden Jahr ebenfalls ein neues Ritual mit Namen Gnosis. Einmal mehr fasziniert hier der Stil aus minimalistischer Synth-Musik und okkult rituellem Dark Ambient, der eine gewisse trancegleiche Stimmung in sich birgt. Ein erlebter Albtraum, der sich mit jedem Song mehr entfaltet und den Hörer immer noch ein Stück weiter hinab in die dunkle Tiefe versinken lässt.
Die Scheibe erschien bei Dunkelheit Produktionen - eine Rezension erfolgte nicht

...und Amiland zum zweiten: Das Ein-Mann-Projekt (samt Session-Musiker) VREDENSDAL aus Wisconsin nahm in diesem Jahr das zweite Album The Tyrant Shade auf und zelebriert auf diesem einen wirklich fiesen Bastard aus ursprünglichem Black Metal mit einigen dreckigen Einflüssen aus dem Old School-Thrash! Ein vielschichtiges Album mit einer Atmosphäre zwischen JUDAS ISCARIOT, alten SODOM und BATHORY!
Die Scheibe erschien Jems Label - die Rezension vom 16. Oktober verfasste ich für Schattenpfade

Auch FLAMMENAAR's Nusitos soll hier nicht unerwähnt bleiben, da es sich hier um ein sehr interessantes wie auch intensives Werk handelt, das eine authentische Mixtur aus melodischem Schwarzmetall und Viking / Pagan Metal bietet. Ein starkes Konzept-Album um die Nusitos-Saga, voller ergreifender Stimmungen!
Die Scheibe erschien bei Terror Records - die am 9. Oktober erschienene Rezension verfasste ich ebenfalls für Schattenpfade

Einer ebenfalls heidnischen Thematik, wenngleich auch einer wesentlich düsteren Gangart nahmen sich auch NAWAHARJAN auf ihrem diesjährigen Album Lokabrenna an. Schwedischer geprägter Schwarzmetall, der sich der Thematik des Thursatru annimmt, und diese in einem unglaublich dichten Gesamtwerk präsentiert.
Die Scheibe erschien bei Amor Fati - eine Rezension wurde am 30 März verfasst

Ebenfalls aus dem Hause Amor Fati Productions stammt das aktuelle Werk von DAUþUZ, bei dem es sich aber lediglich um eine 3-Track-EP handelt. Von diesen Liedern ist dann auch lediglich eins wirklich neu, bei den beiden anderen handelt es sich um neu eingespielte Versionen. Trotzdem hat Grubenfall 1727 durchaus seine Daseinsberechtigung und erzählt in dieser Trilogie eine zusammenhängende Geschichte, die der Hörer vielleicht so gar nicht erkannt hätte. Auch möchte ich an dieser Stelle auf ihr TROLL Cover 'Når natten endelig er her'aufmerksam machen, das sie erst vor ein paar Tagen via Youtube veröffentlichten. Geniales Nachspiel!
Zu guter Letzt sei aber auch noch ihre großartige Split Quintessenz mit RIMRUNA, SCHATTENVALD und NEMESIS SOPOR erwähnt, welche über Schattenpfade veröffentlicht wurde.
Die Platte erschien bei Amor Fati - eine Besprechung zur EP erfolgte am 20. Juli

Aus Polen stammt die Kapelle PÕHJAST und zelebriert auf ihrem in diesem Jahr erschienen dritten Album Downfall absolut erhabenen Doom Metal, der auch mit einigen Ausflügen in den Viking und den Black Metal aufwartet. Ein ergreifendes Werk voll dunkler Mystik, schwarzer Kunst und Weltuntergangsstimmung. Der perfekte Soundtrack zur Pandemie!
Die Scheibe erschien bei Werewolf Promotion - die Rezension stammt vom 8. August

Und wo wir schon einmal bei Polen sind, so darf auch die in diesem Frühjahr veröffentlichte EP Sarkofagi Nocnych Zjaw der geisteskranken Kapelle KRYPTA NICESTWA nicht unerwähnt bleiben. Der wohl kränkste Beginn eines Schwarzmetall-Werkes dieses Jahr. Schizophren, psychotisch, jenseitig, dem Leben entsagend und das Reich des Todes preisend! Ein großartiges Werk dunkelster Tonkunst! An dieser Stelle seien auch noch die 2-Track-EP Widma zimowej martwoty, sowie die Split-EP mit FOREST MYSTICISM (eigentlich bereits aus dem letzten Jahr - jedoch erschien erst in diesem Jahr eine Auswertung auf Vinyl unter dem Banner von DTB) empfohlen.
Die Platte erschien bei Signal Rex - eine Rezension wurde nicht verfasst

Die Deutschen Underground-Kapellen WINTERFULLMOON und NIGHTWALKER muss ich an dieser Stelle auch gleich zweimal erwähnen, denn beide haben in diesem Jahr nicht nur mit den beiden EPs Death Eternal (WINTERFULLMOON) und Dark Sorcery  (NIGHTWALKER) auf sich aufmerksam gemacht, sondern auch mit einer gemeinsamen 3-Wege-Split, deren dritter Vertreter der Ami LORD FRIMOST war, dessen Beiträge der ebenfalls aus diesem Jahr stammenden Summonings of Hell and Black Propaganda entnommen wurden.
Beide EPs sowie die Split erschienen bei Astral Nightmare - Rezensionen zur WINTERFULLMOON EP und zur Split wurden am 12. April und am 21. November verfasst

Natürlich darf man beim Thema tiefster Deutscher Underground auch nicht jenen sehr umtriebigen Geist von Wehrgoat vergessen, welcher nicht nur mit seiner Beteiligung an oben erwähnten WINTERFULLMOON auf sich aufmerksam machte, sondern auch mit diversen Veröffentlichungen seiner Bands MOORGEIST (zwei Demos und eine Split) und CZARNOBOG (eine EP, eine Demo und eine Split). Zudem erschien mit Sword of Satan das erste Album von BELZAZEL, einer international agierenden Kapelle, in welcher er verantwortlich für die Synth-Klänge zeichnet und welches ich an dieser Stelle ebenfalls nur wärmstens empfehlen kann.
Sämtliche Werke von MOORGEIST erschienen auf MC bei Worship Tapes, sowie die ersten beiden Werke zusammen als Compilation-CD bei Dominance of Darkness und eine davon sogar auf Vinyl.
Die BELZAZEL Scheibe erschien bei Astral Nightmare, die CZARNOBOG MCs bei Dark Ritual - Rezensionen fanden zu den Werken nicht statt

Ebenso machte dieses Jahr das infernalische Trio LUNAR CHALICE erneut von sich hören, als sie mit Medieval Cult of Heresy ihre aktuelle EP auf die Menschheit losließ.
Düsterer, okkulter Deutscher Black Metal satanischer Ausprägung, zelebriert in der Tradition der guten alten Schule... Heil Satan! Ave Luzifer!
Die Scheibe erschien bei Dominance of Darkness - eine Rezension erschien am 9. Oktober

Um dann doch noch einmal zurück zur Natur-Thematik zu kommen: FIUR, jenes Deutsche Ein-Mann-Projekt, welches uns im letzten Jahr mit dem überragenden Werk Elementa / Refugium beglückte, überraschte Ende dieses Jahres mit der Veröffentlichung des neuen Albums Verse, einer Ode an die Poesie und die Natur. Ein majestätisches Werk melodischer Black Metal-Tonkunst, das man ebenfalls nicht verpassen sollte!
Die Scheibe erschien bei Donnerkeil Collective - eine Rezension wurde nicht verfasst

Der Meister der atmosphärischen Klangwelten aus Spanien - ELFFOR legte mit Unholy Throne of Doom ebenfalls ein starkes Album in diesem Jahr ab, welches nach ein paar reinen Dungeon Synth-Werken wie der Dra Sad-Trilogie wieder majestätisches Schwarzmetall erklingen ließ. Leider reichte dieses Werk dann aber doch nicht so ganz an seine Frühwerke heran, und so entpuppte sich in meinen Augen das diesjährige Re-release seines Alt-Werkes Frostbitten Pain auf LP als das eindeutig bessere Stück schwarzer Tonkunst.
Die Scheibe erschien in Eigenproduktion, das Re-release erschien bei Hexencave Productions - eine Rezension wurde nicht verfasst

Zu guter Letzt seien hier noch ein paar Horden genannt, deren Werke sich in diesem Jahr ebenfalls bei mir einprägen konnten: DER TOD UND DIE LANDSKNECHTE, MOONCITADEL, MINENWERFER, WITCHER, MAVORIM, UPRISING, ASARHADDON, BLOOD RED FOG, BURKHARTSVINTER, CHATEAU NOIR, DÄMONENBLUT, PESTE UMBRARUM, STEINGRAB, TYAKRAH, FORTRESS OF THE OLDEN DAYS...

Persönliche Enttäuschungen des Jahres 2020:
INQUISITION mit ihrem aktuellen Machwerk Black Mass for a Mass Grave... schon als ich dieses Vorab-Video zu 'Luciferian Rays'sah, war es für mich eigentlich schon gelaufen!
Unsagbar Poser-mäßig, ohne jegliche Authensität und komplett ohne die bestialische Inbrunst und den satanischen Stolz vergangener Tage. Das fertige Album revidierte meinen anfänglichen Eindruck dann zwar doch etwas (immerhin war es auch wieder besser als der Vorgänger), aber insgesamt betrachtet handelt es sich hier doch um meine persönliche musikalische Enttäuschung dieses Jahres!
Das Album erschien bei Agonia Records - eine Rezension habe ich mir hier erspart


Die empfehlenswertesten Werke des Jahres 2020 - Knochensang:

In diesem Jahr gab es vor allem zwei Veröffentlichungen, auf die ich mich bereits im Vorfeld gefreut hatte, da es sich hierbei um zwei Bands handelt, die ich sehr schätze: WALLFAHRER und HÄXENZIJRKELL.

Erstere konnten auch mit ihrem dritten Album Lightbringer-Leidbringer vollkommen überzeugen. Misanthropische Texte in hochphilosophischer Form, gepaart mit erhabenen, bewegenden und von grimmiger Melancholie geprägten Melodien. Eine Hymne auf den selbstverschuldeten Untergang der Menschheit.
Die Scheibe erschien in Eigenproduktion - Knochensang verfasste die Rezension am 5. Dezember

Da die Essener HÄXENZIJRKELL bisher lediglich mit Splits und EPs aufwarten konnten, war ich natürlich gespannt auf das erste Vollalbum – so wurde es zumindest angekündigt. Vom musikalischen Umfang her bestand dann jedoch kein so großer Unterschied zwischen den EPs und Die Nachtseite, aber wen stört‘s? Schwarze Töne der okkulten Art, gesprochene Lobpreisungen Luzifers, und dies alles in einem langsam-schleppenden Tempo, welches die Finsternis spürbar wurmartig in das Ohr des Hörers kriechen lässt...
Die Platte erschien bei Amor Fati - eine Rezension ging am 25. Oktober online

Ebenso okkult und vom Namen her nicht unähnlich fiel Aradia aus, das erste Album jener dunklen Horde, welche sich HEXENFLUCH nennt. Nächtliche Ritte zum Sabbat, eine Atmosphäre voller Hexerei und Flüche; ein Werk von unheimlicher Dichte, das mich sehnsüchtig auf weitere Beschwörungen dieser Band hoffen lässt!
Die Platte erschien bei Dominance of Darkness (die CD erschien bei Astral Nightmare, eine MC bei Narbentage) - am 8. September ging die Besprechung online

Wir bleiben in den schwärzesten Bereichen des Black Metals (bevor wir uns den heidnisch Themen widmen), und hier müssen in jedem Fall COLD EARTH genannt werden. Eine deutsche Band, die so klingt wir JUDAS ISCARIOT. Unglaublich intensive Musik der alten Schule, so würde ich Your Misery, My Triumph beschreiben. Und da es sich hierbei ebenfalls um ein Erstlingswerk handelt, kann ich auch hier nur sagen: Mehr davon!
Die Scheibe erschien bei Sol Records - die Rezension stammt vom 23. Juni

Kommen wir nun zum Heidentum... DRENGSKAPUR sind wieder da und präsentieren mit Was der Morast verschlang dunkelromantische Bilder von alten Mooren und Sümpfen, scheinbar dazu geschaffen, den Menschen zum Verhängnis zu werden. Schönheit und Gefahr vereinen sich auf diesem Werk und schaffen eine kraftvolle Naturverbundenheit, die keine Gnade gegenüber jenen kennt, welche Mutter Erde nicht zu respektieren wissen!
Die Platte erschien in Eigenproduktion - die Rezension wurde am 14. Dezember getätigt

Die Dunkelheit der Natur, kombiniert mit düsterer Folklore und alten Märchen – auf diesem lyrischen Gebiet bewegen sich die Niederländer von ELFSGEDROCH. Gedoemd Tot De Eeuwige Jacht wartet mit rauen Melodien auf, denen aber auch eine gewisse Eingängigkeit nicht abgesprochen werden kann. Ein starkes Album, geprägt von einer tiefgreifenden Atmosphäre.
Die Platte erschien bei Diaphora Produktion - eine Besprechung erfolgte am 30. April

Auch die Bergmannsgesänge von DAUþUZ sind in diesem Jahr wieder ertönt, wenn auch nur in Gestalt dreier Lieder. Und auch wenn zwei davon kein neues Material darstellen, so ist Grubenfall 1727 doch eine sehr ansprechende EP geworden. Erzählt wird die tragische Geschichte eines Bergmanns, dessen grausame Taten der Rache entspringen; fand doch sein Sohn den Tod bei einem Minenunglück. Verantwortlich dafür war die Nachlässigkeit einer Fürstin, die nun bitter für ihr Vergehen bezahlen muss. Hymnisches Gitarrenspiel und hymnische Gesänge, umgeben vom rauen Flair einer unbarmherzigen Bergwelt, eine kleine, aber äußerst feine Scheibe!
Die Platte erschien bei Amor Fati - eine Besprechung zur EP erfolgte am 20. Juli

Heidnisch und spirituell geht es auf Lokabrenna von NAWAHARJAN zu. Der Tradition des Thursatru folgend, huldigt man hier nicht Odin, Thor und den anderen Asen, sondern deren eddischen Antagonisten, den Riesen (bzw. Thursen). Propagiert wird das Streben nach Freiheit in einem anti-kosmischen Sinn, und so verwundert es nicht, dass die Berliner musikalisch in der Nähe von DISSECTION und WATAIN anzusiedeln sind… Melodischer und dennoch aggressiver Black Metal mit einigen hymnischen Momenten, sehr erhaben und voller Energie!
Die Scheibe erschien bei Amor Fati - eine Rezension wurde am 30 März verfasst

Am Ende dieses kleinen Rückblicks will ich noch auf die Mannen von ASARHADDON zu sprechen kommen. Ich glaube, dass Reysa die erste Rezension für UBAOR war, die ich in diesem Jahr geschrieben habe, ganz sicher bin ich aber nicht… Thematisch bewegen wir uns auch hier im naturverbundenen Bereich und beleuchten vor allem das Zusammenspiel von Leben und Tod. Teils tragische, teils wunderschöne (oder beides zugleich) Melodien sind hier zu finden; überaus erbauliche und – trotz des schwarzmetallischen Rahmens – sehr positive Musik. Aufblicken und Aufstreben, sich zu ungeahnten Höhen aufschwingen – so würde ich die Atmosphäre auf diesem Album beschreiben.
Die Scheibe erschien bei Geisterasche Organisation - eine Rezension wurde am 21. April verfasst

Review: Mooncitadel - Night's Scarlet Symphonies (LP, Werewolf Records - 2020)

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Auf ein Neues... nachdem die Finnen MOONCITADEL bereits eine kurze Erwähnung in unserem Jahresrückblick 2020 erhielten, folgt hier nun eine ausführliche Rezension zu ihrem ersten Voll-Album Night's Scarlet Symphonies, welches im Dezember letzten Jahres veröffentlicht wurde.

Ob die Magie des ersten Demos, wie auch der vorangegangenen EP eingefangen werden, oder gar noch übertroffen werden konnte, versuche ich nun in dieser Besprechung zu klären...




MOONCITADEL wurde bereits im Jahr 2007 unter dem Namen EMPIRE OF THARAPHITA gegründet. Unter jenem Banner entstanden zwei Demo-Veröffentlichungen, sowie eine Split mit DROWNING THE LIGHT, die den Titel Path of the Old Lunar Cult Empire trägt.
Im Jahr 2014 fand dann schließlich die Umbenennung in MOONCITADEL statt, während noch 2018 eine Compilation-CD namens Distant Echoes Through Blood Infinite unter dem Banner von Out of the Dungeon unters Volk gebracht wurde, welche die Beiträge der erwähnten Split, sowie beide Demos vereint.
Das erste Lebenszeichen von MOONCITADEL machte dann 2016 von sich hören: As Nightwind Embraced and the Shadows Caressed stellte die erste Demo der beiden Mannen Stormheit (bekannt auch durch sein ungleich politisch aufgeladeneres Solo-Projekt gleichen Namens, sowie durch diverse Gastauftritte bei DER STÜRMER, GOATMOON oder WHITE DEATH) und Forthcaller of Black Gnosis and the Ancient Hyperborean Spirit dar.
Die Kassette wurde damals in einer Auflage von 200 Exemplaren über die bekannte Deutsche Schmiede DTB veröffentlicht, später folgte noch eine Neuauflage, die 100 Einheiten umfasste.
Erst zwei Jahre später ließ man mit der EP Moon calls to wander... ...the winter's majesty zwei neue Stücke auf die Menschheit los (ebenfalls über DTB). Neben der Erstauflage als einzelne LP, die auf der B-Seite die Demo-Songs als Bonus enthielt, gab es ein paar Monate später auch eine zweite Nachpressung, die zwei 12'' Vinyls umfasst, die einerseits die beiden neuen Songs und auf der anderen einseitig bespielten Platte das Demo präsentierten. Diese Version gab es auch in einer streng limitierten Edition mit Metall-Pin, Shirt und Aufnäher, an der ich ehrlich gesagt nicht vorbei kam...
Besprechungen zu diesen beiden ersten Werken lassen sich >>hier<< und >>hier<< finden.


Was nun das aktuelle Album der Horde betrifft, so wurde Night's Scarlet Symphonies nicht nur auf finnischem Boden eingespielt, sondern auch veröffentlicht, denn sowohl die CD als auch die dieser Rezension zu Grunde liegende Vinyl-Ausgabe wurden unter dem Banner von Werewolf Records realisiert, dem Label von Werwolf (u.a. SATANIC WARMASTER, THE TRUE WERWOLF...).
Und schon die Aufmachung kann sich sehen lassen... nicht nur das wunderbare Frontcover ist hier sehr stimmig, auch der Rest des Artworks vermag im Zusammenspiel mit den Rot- und Goldtönen zu überzeugen. Daneben gesellen sich im Innenteil des Gatefold die Portraits der beiden Protagonisten, die in dezentem s/w gehalten sind und von Hand gezeichnet wurden (aus der Feder des Künstlers DarkArts) und auf der anderen Seite sämtliche Texte in abgedruckter Form. Während die Titel dabei weiterhin in goldenen Lettern und in Fraktur geschrieben sind, sind die Texte an sich lediglich in schlichtem weiß und einer "normalen" Schriftart gehalten.

Insgesamt sind es hier acht Lieder, die hier zelebriert werden und - was soll ich sagen - genau von der Art sind, die man nach den vorhergegangenen zwei mächtigen Werken erwarten durfte.
Alleine schon der Auftakt des ersten Liedes 'Nightwind was the Passage Between the Worlds'lässt ein majestätisches Werk versprechen... und MOONCITADEL liefern genau dieses auch ab!
Machtvoller Schwarzmetall, der einerseits voller räudiger Kälte steckt und doch durch die recht symphonischen Elemente, die hier mehr darstellen, als bloßes Beiwerk. Sie stellen vielmehr das tragende Gerüst dar, auf welchem der atmosphärische Stil fußt.
Die Musik stellt einmal mehr eine einzige Hommage an die Mitt-90er Jahre dar und ist in Worten vielleicht schlicht und ergreifend als genau das zu beschreiben, was den typisch finnischen Stil ausmacht und schon immer ausmachte.

Die Texte sind pure schwarzmagische Poesie, behandeln verschiedenste Themen wie Magie, Okkultismus, astrale Reisen, das innere Böse und das Erwachen der inneren Flamme. Natürlich bekommen auch abrahamitische Religionen wieder gut ihr Fett weg. Doch geschieht dies nicht auf derlei plumpe anti-religiöse Weise, wie es bei so vielen anderen Horden der Fall ist... sondern auf durchaus poetische, auch verschachtelte Weise - was mich dann so ein wenig an die glorreichen Zeiten von DISSECTION denken lässt, da mir spontan lediglich Jon Nödtveidt einfallen würde, der in der Lage war, ähnlich geniale und durchdachte Texte mit vergleichbarer Thematik zu schreiben.
Doch letztendlich wird der lyrische Part auf Night's Scarlet Symphonies in meinen Augen schnell in den Hintergrund gedrängt und wird eigentlich unwichtig, da die Musik hier einfach für sich zu sprechen vermag und im Grunde auch genau das widerspiegelt, wovon die Texte handeln.
Egal, ob mystisch und erhaben wie etwa in 'Dweller of the Lotus Moon'oder eher treibend und eher kämpferisch wie in 'Ablaze my Heart with Falling Stars'... das aktuelle Album der finnischen Horde zeigt sich vielfältig und doch erfreulich unverfälscht in seiner Darbietung.
Das Gefühl und bewusste Erleben dieser Klänge steht auf diesem Album eindeutig im Vordergrund, und so besitzen nicht nur einzelne Titel das Potential, dass sich der geneigte Hörer schnell in ihren verlieren mag, sondern ist es eher der Aufbau des Gesamtwerkes, welcher jene, die sich darauf einzulassen vermögen, stetig weiter und tiefer in einen Strudel unbekannter Finsternissen reißen, die jenseits des menschlichen Verstands existieren.

Fazit:
Einmal wieder eine recht kurze Rezension, die jedoch in keinster Weise Rückschlüsse auf die Qualität dieses Werkes zulassen sollte! Eher handelt es sich im Falle von MOONCITADEL's erstem Voll-Album Night's Scarlet Symphonies um ein derart fesselndes, in jeder Hinsicht ergreifendes und atmosphärisch dichtes, sowie intensives Machtwerk, dass ich hier eigentlich gar nicht viel mehr vorweg nehmen möchte, sondern jedem geneigten Hörer nur ans schwärzeste Herz legen kann, sich einmal selbst näher mit diesem Meisterwerk dunkelster finnischer Tonkunst zu beschäftigen!
Die Platte kommt auf schwarzem Vinyl und im Gatefold-Cover, sehr edel gestaltet. Die CD im Jewelcase umfasst ein 8-seitiges Beiheft, welches ebenfalls alle Texte beinhaltet. Beide Formate sind weiterhin über Werewolf Records erhältlich.

Zum Ende des letzten Jahres stellt das aktuelle Album der Finnen MOONCITADEL noch einmal ein großartiges Meisterwerk aus 2020 dar... eine Anschaffung ist hier in meinen Augen Pflicht!


Darbietungen:
A-01. Nightwind was the Passage Between the Worlds
A-02. I Am the Voivode of Timeless Empires
A-03. Dweller of the Lotus Moon
A-04. Of Luniolatry and Hierophany
B-05. Ablaze my Heart with Falling Stars
B-06. Whispering Cry of Magick Undying
B-07. Monumental Silvery Thorns
B-08. Night's Scarlet Symphonies

Laufzeit: ca. 45 Minuten



Review: Urwerk - Dämonstranz (CD, Werewolf Promotion - 2020)

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Das polnisch-deutsche Projekt URWERK veröffentlichte im letzten Jahr ihr erstes Demo-Werk Dämonstranz unter dem Banner des zwielichtigen, aber kultigen polnischen Labels Werewolf Promotion.
Was genau der Titel bedeuten soll, vermag ich nicht zu sagen. Handelt es sich hier eventuell sogar um ein Wortspiel ("Demonstranz" bedeutet aus dem Polnischen übersetzt etwa "Demonstrant") oder eine Verbindung der beiden Worte Dämon und Transzendenz? Oder doch nur ein Hinweis darauf, dass es sich hier um ein erstes Demonstrationswerk handelt?




Das vermögen wohl nur die Beteiligten wirklich zu beantworten... aber ist ja eigentlich auch egal, oder? Hauptsache ist schließlich, was die Herren hier inhaltlich bieten. Und da muss ich sagen, dass das unheilige Trio aus The Great Executor (Gesang, Bass und Texte / u.a. MORBID EXECUTION und THRONEUM), Bloodwhip (Gitarre, Synths und Logo / u.a. MORDHELL und ZMORA) und Diabolizer (Schlagwerk und Frontcover-Gestaltung, ebenfalls in u.a. ZMORA und MORDHELL aktiv) eine recht solide Arbeit macht. Dämonstranz umfasst ausschließlich deutsche Lieder, die nicht nur einen entsprechenden Titel tragen, sondern auch komplett in dieser Sprache vorgetragen werden... und welche zudem alle komplett im 4-seitigen Beiheft abgedruckt sind.


Was die drei Herren hier zelebrieren, ist recht solide gespielter, räudiger und ursprünglicher Schwarzmetall, mit einem gewissen atmosphärischen Einschub.
Doch allgemein regiert auf Dämonstranz das schwarze Chaos, die Kälte endloser Winter und satanischer Stolz.
Das zeigt sich dann auch gleich in dem ersten Lied 'Ich atme die Nacht', welches nach einem kurzen atmosphärischen Einklang direkt und ohne Umschweife los legt: Unendlich düster, den Pesthauch äonenalter Grüfte verströmend erklingt ein kompromissloser Black Metal, der seinem Genre alle Ehre macht. Die Instrumente klingen wie live im Proberaum aufgenommen, der Gesang erklingt beinahe etwas hintergründig, als wenn er aus den namenlosen Tiefen des Limbus in die Welt der Sterblichen dringen, um jenen sein Wehklagen dar zu bringen.

"Illusionen der Sonne
Illusionen des Lebendigen
Alles in diesem Zauberspruch
...der Dunkelheit
...des Schattens
...der Erde"

Die Welt des Menschen wird als nicht mehr lebenswert erachtet, der Nacht, ihren Wesen, dem Bösen und den Dämonen wird gehuldigt. Die Instrumente zeigen sich vermehrt im schnelleren Midtempo, legen aber auch schon einmal gerne ein paar wehmütigere Töne an (wie etwa in 'Nachtlichter').

Doch der Stil des nächsten Liedes 'Oh mein Sohn'ist zunächst einmal wieder unendlich kalt, durch den militanten und doch irgendwie düster-okkulten Stil entsteht eine sehr rituell anmutende Atmosphäre, die zu ihrem Höhepunkt sogar mysteriöse chorale Gesänge erklingen lässt, die den Dämon, dem hier ein Tribut gezollt wird, herauf beschwören.

"Ich warte auf Dich, oh mein Sohn
Ich warte auf das gesamte Gold, das Du mitbringst
Das gesamte Gold
...und mein Name ist Mammon, der König, die Bestie, der Dämon
Oh mein Sohn
Ich warte auf Dich"

Auch sehr stimmig wird innerhalb der Songs mit verschiedenen Tempowechseln gearbeitet, was zur Folge hat, dass die Spannung konstant hoch gehalten wird, und beim geneigten Hörer sicherlich keine Langeweile aufkommen dürfte.
Und bevor es mit 'Nachtlichter'auch schon dem melancholischen Ende zu geht, erschallt noch 'Der Wurm'aus den Boxen... mit weniger als vier Minuten Spielzeit eindeutig der kürzeste, aber auch schnellste Beitrag auf der CD. Kompromisslos, brutal und doch nicht das rhythmische Element außer Acht lassend.
Das letzte Stück erweist sich dagegen als das deutlich längste und bietet zum Abschluss noch einmal wahrlich desolate Stimmungen, die vor Melancholie und Todessehnsucht nur so strotzen... ein wenig musste ich beim lesen des Textes an den genialen Film "Hagazussa"denken, warum dürfte ein jedem klar werden, der diesen Film schon einmal gesehen hat (Wenn dies noch nicht geschehen sein sollte... unbedingt einmal anschauen! Anm.)...

"Nachtlicht
Nachtlichter
Brände und magische Kriechbewegungen
Die Augen des gottverdammten Nebels
Leblos
//...//
Nachtlicht
Nachtlichter
Brände und magische Kriechbewegungen
Und das Licht, das mich absorbiert"

Fazit:
Und wieder einmal kredenzt uns Werewolf Promotion eine richtig geile Truppe... das erste Werk von URWERK kann ich mehr als nur hören lassen und ich kann nur hoffen, dass wir in Zukunft noch etwas mehr von den Mannen zu hören bekommen werden.
Dämonstranz erschien als CD im Jewelcase mit 4-seitigem Beiheft, sowie als Pro-Tape über Werewolf Promotion, in Eigenregie wurde auch eine digitale Version über Bandcamp veröffentlicht, die im übrigen gute zwei Monate vor den physischen Formaten erschien.

Puristischer Schwarzmetall wie er sein muss - nicht mehr, nicht weniger. Heil der Majestätik der Dunkelheit!


Darbietungen:
01. Ich atme die Nacht
02. Oh mein Sohn
03. Der Wurm
04. Nachtlichter

Laufzeit: ca. 24 Minuten




Review: Peste Umbrarum - Night Canticles of the Ancient Ana'themae (CD, Astral Nightmare Productions - 2020)

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Auch die Horde PESTE UMBRARUM aus Amiland meldete sich im letzten Jahr (zumindest für mich) überraschend zurück. Das erste Album erschien unter dem Banner der Deutschen Tonschmiede Astral Nightmare Productions und erschien in einem wirklich hübsch und stimmungsvoll gestalteten Digipak, welches die Thematik des Vampirismus und die Atmosphäre dieses Werkes gekonnt einzufangen vermag...





Doch von vorn: PESTE UMBRARUM gründeten sich 2017, ein gutes Jahr später erschien dann ihre erste Demo-Präsentation Night Shines Eternal, die zunächst in einer limitierten Fassung auf CD im transparenten Blu-ray-Case, später dann als normale Digipak und noch als digitale Version jeweils in Eigenregie veröffentlicht wurde und bis heute tatsächlich nicht großartig im weltweiten Netz erwähnt wird.
Zum damaligen Zeitpunkt fragte die Band für eine Rezension bei mir an, ich hörte es mir kurz an und bekundete dann auch gleich mein Interesse, denn was die dort noch als Quartett agierende Truppe mit jenem Werk auf die Beine gestellt hatte, war einfach nur grandios!
So entstand dann diese Besprechung und auch im Jahresrückblick 2018 kam ich nicht umhin, die CD in meine Listen aufzunehmen. Ein leider immer noch recht verkanntes und zu Unrecht relativ unbekanntes Werk, wie ich das so mit bekomme.


Nun folgte also vor einer Weile das erste Voll-Album Night Canticles of the Ancient Ana'themae, welches den geneigten Hörer einmal mehr in das Reich der ewig währenden Nacht. Jenes Land, in welchem die Nebel dicht und undurchdringbar scheinen, und den Blick, wenn sie einmal einen ausschweifenderen zulassen, auf triste und karge Berglandschaften lenken, die von finsteren Burgruinen gesäumt werden. Ein unbeschreiblich uraltes Land, existent seit Äonen, bevor ein Mensch je einen Fuß auf diesen Planeten setzte... erschaffen aus dem Herzen der Dunkelheit und dem Ursprung des Chaos, erfüllt mit namenlosen Schrecken und jenseitigen Nachtgestalten und Schattenwanderern.
Eine menschenfeindliche Umgebung, in welcher sich der Hörer beim lauschen der Klänge dieses Werkes wähnt...

Durchgehend neu sind die insgesamt fünf Beiträge des aktuellen Albums jedoch nicht, denn mit 'Dead to World'lässt sich auch eine Neuaufnahme eines Songs von der ersten Demo CD finden.
Zwischenzeitlich hatte die Horde sich von ihrem einstigen Trommler getrennt, hat aber bereits seit 2019 einen würdigen Nachfolger gefunden, und ist zudem seit 2020 als Quintett unterwegs.
Der Einsatz einer zweiten Gitarre macht sich auch bereits auf Night Canticles of the Ancient Ana'themae bemerkbar, denn den melodischen Parts werden hier noch einmal mehr Platz eingeräumt, als es schon auf dem Demo der Fall war... aber damit ich nun nicht missverstanden werde: PESTE UMBRARUM legen keinen Wert auf Schönheit und verträumte, anmutige Atmosphären in ihrer Musik, sondern zeigen die Reißzähne und zelebrieren ihren Schwarzmetall mit satanischer Inbrunst, voll gespenstischer Atmosphäre, erhabenen Hymnen zur Nacht, aber auch durchaus sehr räudig und ursprünglich. Ich werde das Gefühl nicht los, es hier mit Herren zu tun zu haben, die ihre schwarzen Seelen vor allem dem schwedischen Black Metal of Death der 90er verschrieben haben.
So fallen mir hier als musikalischer Vergleich direkt einmal DISSECTION zur Zeit ihres Storm of the Light's Bane ein, aber auch die Gruppe ABYSSOS, was vornehmlich in der Thematik begründet ist... wenn der Vampirismus bei den Schweden jedoch auch eher romantisch verklärt wurde. Doch auch dort zeigten sich die Instrumente gleichsam stürmisch, wie auch melodisch.

Dabei beginnt 'Where Vile Tempests Convoke (I am Borne)' noch recht räudig und ungestüm, so dass mir hier eher JUDAS ISCARIOT als Vergleich in den Sinn käme, doch wird dieser Stil dann etwa ab der Mitte erweitert, wenn die Instrumente in einen eher hymnischen Teil übergehen, der von Glockenschlägen begleitet wird, danach erklingt ein treibender und wilder, aber auch melodischer Black Metal, der so typisch schwedisch klingen würde, wenn es sich hier denn um eine schwedische Kapelle handeln würde. Auch das Spiel des Schlagzeugs muss hier besonders hervorgehoben werden, denn es ist durchaus abwechslungsreich, vor allem zum Ende hin.

Der nicht zu leugnende schwedische Einfluss macht sich dann im folgenden Stück 'Sentinels of Black Ardor'noch deutlicher bemerkbar. Ein majestätisches und hymnisches Spiel der Gitarren, ein stürmisches Schlagwerk, treibende Melodiebögen, kalter und grimmiger Gesang. Dazwischen immer mal wieder gekonnt und stimmig eingeflochtene Stimmungs- und Tempowechsel... eine nächtliche Hymne, wie ich sie liebe und schätze. Solche Musik ist einfach zeitlos!

'Dead to World'stach durch sein markantes Gitarrenspiel bereits auf Night Shines Eternal heraus, wird in dem Kontext dieses Voll-Albums und seinem neuen Klanggewand jedoch noch einmal verfeinert und klingt hier noch eine Spur wuchtiger als im Original. Auch wirkt das Stück keinesfalls irgendwie deplatziert auf diesem Album, sondern fügt sich wunderbar in den Rest des Geschehens ein.

Auch auf dem nächsten Lied 'Omnia Culto Mors' lassen PESTE UMBRARUM zunächst ein Samples aus einem Film erklingen, welches ich jedoch wie die anderen nicht eindeutig zuordnen kann. Insgesamt entpuppt sich dieses Stück als das geradlinigste, bietet weniger melodiöse Momente, dafür mehr ungezügelte atmosphärische Wildheit.

Mit 'Blood... Devouring Embrace'wird es dann zum Ende des Albums noch einmal richtig stark: Nach einem akustischen Einklang erklingt schwermütiger Klargesang, der einem gespenstischen Chor gleichkommt, der dann in einen grimmigen und wehklagenden Schreigesang übergeht und sich im Verlauf noch einmal mit diesem abwechselt, bevor es dann endgültig in schwarzmagische Gefilde übergeht und erneut dem recht melodischen Black Metal Platz eingeräumt wird. Nur der Abschluss ist etwas abrupt...

Fazit:
Was für ein glorioses Meisterwerk schwarzmalerischer Tonkunst... Night Canticles of the Ancient Ana'themae hält genau das, was ein Album mit einem solchen Titel versprechen lässt. Was der Ami-Horde PESTE UMBRARUM hier gelungen ist, ist einfach schlicht und ergreifend als großartig zu bezeichnen!
Die CD im 3-fach ausklappbaren Digipak erschien letztes Jahr bei Astral Night Productions und kann am besten auch gleich dort von jedem Interessierten geordert werden. Schnell sein lohnt sich in diesem Fall, denn die Tonschmiede hat bis einschließlich dem 3. Januar ihre "Black Death Sale"-Aktion am laufen, die mit einem 25% Rabatt auf alles lockt.

Majestätische Schwarzmetall-Hymnen zur Nacht... gehört meiner Meinung nach in jede ernstzunehmende und gut sortierte Sammlung!


Darbietungen:
01. Where Vile Tempests Convoke (I am Borne)
02. Sentinels of Black Ardor
03. Dead to World
04. Omnia Culto Mors
05. Blood... Devouring Embrace

Laufzeit: ca. 36 Minuten



Review: Elffor - Unholy Throne Of Doom (CD, Eigenproduktion - 2020)

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Wenn es um Bands aus Spanien geht, die düstere Black Metal-Klänge mit Dark Ambient und Dungeon Synth verbinden und auch heute noch ihr Unwesen treiben, so darf ein Name gewiss nicht fehlen: ELFFOR !
Der einsame Krieger gleichen Namens kredenzt der geneigten Hörerschaft seit den späten Mitt-90ern seine Musik, die erfüllt ist von absoluter Finsternis, blutigen Schlachten, kargen Landschaften, dem Tod, Seuchen, Leid, Qual und ewiger Verdammnis.
Mit seinem aktuellen Album Unholy Throne Of Doom präsentiert er nach dem Abschluss der Dra Sad - Trilogie endlich mal wieder atmosphärischen Black Metal...


Die Geschichte dieser Ein-Mann-Horde reicht zurück bis ins Jahr 1995, das erste offizielle und einer größeren Schar von Leuten zugänglich gemachte Werk, das Debüt-Album Into the Dark Forest... erschien aber erst 1998. Danach war auch erst einmal wieder Ruhe... bis ganze vier Jahre später das zweite Album Son of the Shades das Licht der Welt erblickte. Seitdem verging kein Jahr ohne ein neues Album-Release, bzw. wurden manches Mal sogar zwei Alben in einem Jahr veröffentlicht... und so stellt Unholy Throne Of Doom die mittlerweile 12. vollwertige Veröffentlichung von ELFFOR dar, wenn man die ganzen Compilations, alternativen Album-Versionen und Splits nicht mit zählt...


Und nicht nur das Logo ist es, was sich seit jenen alten Tagen geändert hat. Auch ELFFOR an sich hat sich als Band ein ums andere Mal in gewisser Hinsicht neu erfunden... das Repertoire des Protagonisten, der unter dem Namen Eöl auch in den beiden Horden NUMEN und SURT UR aktiv ist, reicht dabei vom räudigen Black Metal, über atmosphärischen und erhabenen Schwarzmetall, bishin zum Dark Ambient und Dungeon Synth.
Nicht selten kam/kommt es vor, dass diese Stile in einem Album geschickt kombiniert und verwoben wurden, wie etwa in Frostbitten Pain (2010), welches ebenfalls im letzten Jahr in einer remastered Version auf Vinyl erschien - und dort gleich noch einmal so machtvoll klingt, wie es ohnehin schon im Original der Fall war.

Auch das aktuelle Album des Herrn, der für dieses Unterfangen einmal mehr ein paar Gastmusiker um sich versammelt hat, um seine Vorstellungen in Perfektion umsetzen zu können.
Und das ist hier auch durchaus gelungen, auch zuletzt, weil die Produktion hier nicht vermurkst wurde, wie bei so mach einem ähnlich gelagerten Machwerk. Sauber, gleichzeitig aber auch ziemlich düster, nicht zu klar, dafür aber von einer mystischen Aura durchzogen.
Die Instrumente klingen druckvoll und detailverliebt durch, wer hier einen undefinierbaren Soundbrei befürchtet, kann also beruhigt aufatmen.
Neben den üblichen Verdächtigen wie Gitarren, Bässen, Schlagzeug und Synths lassen sich aber auch etwas ausgefallenere Instrumente ausmachen wie Flöten, ein Tamburin und ein Alboka.

"I will return to the old stronghold
where nobody dies but everything is dead
before the watchful eye of the immortal night.
With bloody hands my spirit descends
by the winds of the North and the bloody old souls."

Auch die Texte von Eöl, wie sich der Protagonist auch auf diesem Werk nennt, sind einmal mehr als schwarzmagische Poesie zu bezeichnen, passen hervorragend zu diesem Stil, der zwischen grimmiger Kälte, unendlicher Einsamkeit, kämpferischerer Stimmungen und düsterer Erhabenheit hin- und herpendelt, und spiegeln die Intention, die sich hinter dieser Musik verbirgt auf gekonnte Weise wider.

Das einzige, was mich innerhalb der vier überlangen Lieder (keines geht weniger als 10 Minuten) wirklich etwas nervt auf die Dauer, ist der stellenweise extrem verfremdete und elektronisch verzerrte Schreigesang von Eöl, wo ich mich dann an mancher Stelle frage: "Warum?"
Dass er eines großartigen und emotionalen Schreigesangs mächtig ist, auch ohne endlos elektronische Verzerrung bewies er bereits auf genanntem Frostbitten Pain (mal als Beispiel). So erinnert mich das dann doch eher an so manch ein halbgares XASTHUR-Release oder Vergleichbares, womit ich nichts anfangen kann...
Andererseits ist die musikalische Darbietung hier jedoch so ausgefeilt und kraftvoll in Szene gesetzt, dass sie diesen Umstand schnell vergessen macht und im Verlauf sogar zur reinen Nebensächlichkeit verkommen lässt. Ja, es stellt sich hier sogar der Eindruck ein, dass der Gesang die Instrumente lediglich begleitet, nicht umgekehrt (wie es ja oft üblich ist).

Interessant finde ich auch die recht paganen Einschläge, speziell in 'Old Wizards Cavern', die einen gewissen Einfluss einer von mir jetzt nicht weiter benannten polnischen Band erkennen lassen (In the Glare of Fires burning bright, nenne ich mal nur als dezenten Hinweis, hehe), wenn die Passage an der Gitarre zugegebenermaßen auch etwas kurz ist.

"Bloodstained shields
drums played by the dead"

Auch sind zwei der Stücke nicht nur mit Titeln in baskischer Sprache versehen, sondern auch komplett in dieser verfasst und werden auch auf baskisch vorgetragen. Das Baskenland ist eine autonome Region im Norden Spaniens mit einer eigenen Sprache, die sogar wesentlich älter ist, als die romanischen Sprachvarianten, die in ihrer Umgebung gesprochen werden.
Dieser Aspekt findet sich u.a. auch im letzten Lied 'Kaosaren Profezia'(was sich in etwas mit "Prophezeiung des Chaos"übersetzen ließe). Mit einer knappen Spielzeit von 11 Minuten und 20 Sekunden das zweit-längste Stück des Albums offenbart dieses Lied dem geneigten Hörer eine unbeschreibliche intensive Stimmung, die einerseits sehr finster gehalten ist, im Verlauf richtig gehend kriegerische Züge annimmt, und zum Schluss wie der Blick auf die zerstörte Ödnis der Erde nach der Apokalypse wirkt...

Fazit:
Das aktuelle Album des spanischen Ausnahme-Künstlers ELFFOR ist einmal mehr ein glorreicher Siegeszug der Dunkelheit im Krieg gegen das Licht geworden! Auch wenn mich speziell der verzerrte Gesang hier doch ziemlich nervt, so muss ich sagen, dass es sich bei Unholy Throne Of Doom um ein grandioses Werk handelt, welches man nicht ungehört an sich vorüber ziehen lassen sollte - denn wie bereits erwähnt, wiegt der Aspekt des Gesangs meiner Meinung nach auch gar nicht so schwer, wie er es vielleicht bei so manch einem anderen Release tun würde, da er hier nicht, zumindest nicht allein, im Vordergrund steht!
Natürlich auch immer vorausgesetzt, dass man für solche musikalischen Atmosphären empfänglich und offen ist. Die CD erschien in einem edlen 3-fach ausklappbaren Digipak, welches im Innenteil alle Texte bietet.
Interessenten aus Deutschland sollten mit einem Kauf jedoch nicht mehr allzu zögerlich sein, denn offiziell ist dieses Werk bereits restlos vergriffen, und auch an Deutschen Mailordern kann ich lediglich noch Schattenpfade nennen, welche die CD in ihrem Distro führen.

Majestätisches Meisterwerk glorreicher dunkler Tonkunst!


Darbietungen:
01. March Of The Dead Souls
02. Basoaren Marmarrak
03. Old Wizards Cavern
04. Kaosaren Profezia

Laufzeit: ca. 46 Minuten



Review: Armagedda - Only True Believers (LP, Agonia Records - 2003)

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Zum neuen Jahr mal was Älteres – zumindest dem Klang nach, hehe...

Da sind ARMAGEDDA mit ihrem 2003er-Album Only True Believers doch nur um wenige Jahre an den glorreichen 90ern vorbeigeschrammt, obwohl diese Scheibe ohne Zweifel bestens in jene Ära gepasst hätte. Eisige Winde kommen aus dem Norden, genauer gesagt aus Norrland in Schweden, und bringen christen- und menschenverachtenden Black Metal der alten Schule.




Mir fiel diese gute Stück Norrländsk Svartmetall (wie die Band ihre Musik selbst bezeichnet) zufällig vor einiger Zeit auf einer Plattenbörse in die Hände, und nun denke ich mir, warum keine Rezension darüber schreiben..?

Ursprünglich gründeten sich ARMAGEDDA unter dem Namen VOLKERMORD im Jahre 1999. Mit der Umbenennung etwa ein Jahr später erfolgten einige kleinere Veröffentlichungen, in Form von Demos, EPs und Splits, bis dann 2002 das erste Album The Final War Approaching erschien. Nach Only True Believers und dem folgenden Ond Spiritism löste man sich im Jahre 2004 wieder auf, wobei sechszehn Jahre später (also 2020) plötzlich neuer Output in Gestalt von Svindeldjup Ättestup erschien.

Von verschiedenen Gastmusikern abgesehen waren ARMAGEDDA stets als Duo aktiv, bestehend aus Graav und A. Petterson, der sich auf Only True Believers noch schlicht mit A. betitelt.


Tja, nur für wahre Gläubige... elitärer und passender kann man es eigentlich nicht ausdrücken! Und genauso klingt diese Scheibe: Rasende Aggression, hasserfülltes Antichristentum, kompromisslose Hässlichkeit. Ganz im Stile der alten Werke von DARKTHRONE, MARDUK oder DARK FUNERAL. Und wenn man genau hinhört, kann man in dem einen oder anderen Lied auch ein gehässiges Lachen vernehmen oder dreckige, dahingerotzte Worte, die ganz klar an VENOM erinnern...

Gleich das erste Lied zeigt, wohin die Reise geht: In den Anfangssekunden von ‚Refuse the Blood of Jesus‘ ist ein Priester zu hören (klingt wie einer dieser wahnhaften US-Prediger), der immer wieder sein Halleluja ruft und dann wirre Laute von sich gibt, die wohl andeuten sollen, dass der Heilige Geist oder sonst was in ihn gefahren ist – und diese Laute klingen so lächerlich, so vollkommen absurd, dass man eigentlich nicht anders kann, als das Christentum anzuspucken und dabei laut auszulachen.

Dann geht es musikalisch mit rasender Geschwindigkeit nach vorne, Gefangene werden keine gemacht. ARMAGEDDA prügeln sich mit aggressivem Tempo durch die Platte, verlieren dabei aber keineswegs das Ziel aus den Augen: Kalten, rauen und die Atmosphäre des Nordens verehrenden Black Metal zu spielen. Beinahe hat man das Gefühl, einen Hauch von A Blaze in the Northern Sky oder Panzerfaust zu spüren... den alten Heldentaten von DARKTHRONE wird hier neuer Glanz verliehen.

Ein wenig thrashig geht es zuweilen auch zu, allerdings zutiefst satanisch und böse, ganz im Stil der Übergangszeit von Thrash zu Black Metal. Dann und wann fährt man das Tempo auch wieder runter, kommt schleppend daher oder ein wenig rockig (musste zuweilen an CARPATHIAN FOREST denken); dann erklingt ein wahnsinniges Gitarrensolo, gespielt von einem Besessenen, der sein Instrument nur eines einzigen Zweckens wegen malträtiert, nämlich um Satan zu huldigen.

Ja, von Satan ist häufig die Rede in den Lyrics. Man mag heutzutage von dieser – ich nenne es mal simplen – Form des Satanismus halten was man will, in der es einzig darum geht, das Christentum zu schmähen und sich provozierend-rebellisch zu geben, doch im Hinblick auf Intention und Atmosphäre des Albums ist Satan an dieser Stelle genau der richtige Ansprechpartner.

„Only true believers
Will find their strength
When Satan's power
Shows its real face“


So heißt es im titelgebenden Song. Sicherlich keine anspruchsvolle Aussage, und schockierend ist sie in heutigen Zeiten ebenso wenig, doch sie lässt das schwarzmetallische Aufbegehren der 90er noch einmal hell auflodern und erinnert an jene vergangenen Tage, als Black Metal von satanischem Gedankengut dominiert wurde.

Zu der hier zelebrierten Musik passt dieser antichristliche Satanismus auch weitaus besser als beispielsweise heidnische Themen, auch wenn ich diesen mittlerweile sehr viel mehr abgewinnen kann. Aber hier geht es nicht um Mystik oder um Glauben, nicht um die Zuwendung zu alten Göttern oder um spirituelle Belange – es ist einzig der Hass, der triumphiert, einzig die pure diabolische Raserei!

„I don’t like the modern humans
I don’t care if some of them die
I’m not happy to see your ugly face
As long as you’re alive“


Menschenhass darf auf solch einem Werk natürlich auch nicht fehlen. Und ist es nicht auch eigentlich die Misanthropie, die so viele gegen das Christentum rebellieren lässt? Der Hass auf die Menschheit, und damit auf die Gesellschaft, in welcher wir leben – und die nun einmal von christlicher Prägung ist? Der Abscheu gegenüber Jesus und seinen stinkenden Lehren war sicherlich für viele eine der ersten Ausdrucksformen von jugendlicher Rebellion – sobald man älter wird, sieht man die Dinge etwas anders, verlagert seinen Hass vielleicht ein wenig oder wendet sich gänzlich anderen Glaubensarten wie etwa dem Heidentum zu. Aber das Aufbegehren gegen Christentum und Gesellschaft war von jeher eine der treibenden Kräfte hinter dem Black Metal, und ARMAGEDDA huldigen dieser Kraft mit ganzer Hingabe! Only true believers!

Am Ende dieses Albums erwartet uns noch das Stück ‚Endless Fields of Sorrow‘, welches vergleichsweise langsam (aber durch und durch böse) daherkommt, und dann mit einem Synthesizer-Sound ausklingt, welcher den Übergang zum Outro ‚Ghostwood‘ bildet.

Dieses Outro wird nicht auf allen Versionen von Only True Believers in der Trackliste aufgeführt, kommt also häufig als Hidden Track daher. Es handelt sich hierbei um ein wahrhaft schauriges Stück Dungeon Synth, wunderbar gespenstig, begleitet von stimmungsvollen Windgeräuschen.

Da es sich bei der hier vorliegenden Version um die Picture-LP handelt, folgt auf ‚Ghostwood‘ noch ein Bonus-Song, nämlich eine Coverversion von SATYRICONS ‚The Night of the Triumphator‘. ARMAGEDDA huldigen hier noch einmal alten Helden (auch wenn diese mittlerweile andere Wege eingeschlagen haben, womit Satyr und Frost ja leider nicht alleine stehen). Weggelassen hat man bedauerlicherweise das lesbische Stöhnen zu Beginn des Liedes, zudem wurde der Titel auf ‚Night of the Triumphator‘ verkürzt.

Fazit:
Viel brauche ich nicht zu sagen. Der alte Geist des Black Metals lebt auf Only True Believers weiter, ARMAGEDDA tragen jenes kalte Feuer des Hasses in sich. Wäre dieses Album ein Jahrzehnt eher erschienen, würde man es vielleicht zu den Klassikern rechnen.

Cold, grim and evil! Schwer vorstellbar, dass es Black Metal-Fanatiker da draußen geben könnte, denen diese Scheibe nicht gefällt!


Darbietungen:
A-01. Refuse the Blood of Jesus
A-02. Only True Believers
A-03. Emperor from the Eternal Dark
A-04. For I am his Slave
A-05. Poetry from a poisoned Mind
B-06. Demons
B-07. F.T.W.
B-08. Endless Fields of Sorrow
B-09. Ghostwood
B-10. Night of the Triumphator (SATYRICON COVER - Bonus)

Laufzeit: ca. 50 Minuten



Review: Siechtum - Hinab (CD, Pesttanz Klangschmiede / Schattenpfade - 2021)

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SIECHTUM aus Brandenburg sind mir vor ein paar Jahren aufgrund ihres Albums …durch die Augen einer gequälten Seele aufgefallen, da mich die dort behandelte Thematik doch sehr angesprochen hat. Leider konnte ich mich für die musikalische Darbietung nicht sonderlich erwärmen, sodass ich diese Band zwar im Hinterkopf behalten, aber sonst nicht weiter verfolgt habe. Nun ist Hinab erschienen, und ich muss sagen – eine eindeutige Steigerung! Äußerst unkonventioneller Black Metal, der neben seiner rauen Spielart Elemente aus verschiedenen anderen Genres aufgreift, was zunächst vielleicht gewöhnungsbedürftig erscheint, aber beim wiederholten Hören mehr und mehr Gefallen findet.


Hinter diesem Projekt steckt Einzelkämpfer Waheela, dessen künstlerische Ambitionen in Sachen Natur- und Tierschutz doch weit über die „gewöhnliche“ Naturverehrung hinausgehen, da er nicht bloß die Schönheit der Natur besingt, sondern auch weniger romantische Themen anspricht, wie etwa das Tierwohl. So befasst sich beispielsweise genanntes Werk …durch die Augen einer gequälten Seele mit dem Leben eines Schweins in einem Mastbetrieb, angefangen mit der Geburt in Gefangenschaft, über den Verlust der Mutter und der unwürdigen Haltung bis hin zum mechanisierten, jeglichen Respekts entbehrenden Tod.
Dieselben Intentionen stehen auch hinter Waheelas zweiter Band OKÖMISANTHROP, deren Liedtitel für sich sprechen: ‚Tier KZ‘ sei hier nur genannt, oder ‚Esst mehr Menschen‘


Auf Hinab werden nun einige andere – weniger kontroverse – Dinge besungen, geht es hier doch vornehmlich um den Tod als natürlichen Bestandteil des Lebens. Gehüllt in verschiedene Metaphern, zumeist aus der germanischen Mythologie entstammend, beschäftigen sich SIECHTUM mit Entstehung und Ende der Welt, mit Neuanfang und Wiedergeburt - also mit dem ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen.

Vier Stücke sind auf der CD enthalten, wobei eine Gesamtspielzeit von knapp vierzig Minuten erreicht wird. Musikalisch sehr vielfältig, unkonventionell, leicht irritierend… aber sehr gut, meiner Meinung nach!

Der gespielte Black Metal ist rau und dreckig. Gewisse rotzige Punk-Attitüden flackern hier und da in den schwarzmetallischen Klängen auf, während der Gesang dämonisch verzerrt bis beschwörend okkult anmutet. Aber auch klarer Gesang ist zu finden, ebenso wie gesprochene Worte. Denn neben dem Black Metal beinhaltet Hinab auch eine gehörige Portion Neo Folk, dem es immer wieder gelingt, ruhige Momente der Melancholie und des Innehaltens einzustreuen. Im passenden Kontrast dazu werden wir an anderen Stellen wiederum mit schnellen, elektronischen Beats konfrontiert, die ich am ehesten den Bereichen EBM oder Elektropunk zuordnen würde. Beim ersten Hören nicht ganz leicht zu verkraften, aber wie gesagt – je öfter, desto besser…

„Ein Keim, lauernd in der Dämmerung
In Eises Tiefschlaf, nebelverhangen – erwartend schon die Lohe
Der Thursen Kraft; Explosion!“


Ein textlicher Auszug aus dem ersten Song ‚All-B-AUM‘. An der ungewohnten Schreibweise des Titels sollte man sich nicht stören, wird hier doch auf die hinduistische Ur-Silbe AUM (auch als OM bekannt) angespielt, in welcher alle Schöpfung enthalten ist.
Und genau darum geht es in diesem Lied: Um den Kosmos in seiner Gesamtheit, an dieser Stelle repräsentiert durch den Weltenbaum.

Dieses Motiv des Weltenbaums findet sich in nahezu allen Kulturen überall auf dem Globus, SIECHTUM konzentrieren sich hier aber auf die germanische Version, namentlich Yggdrasil bzw. Irminsul.
Im Beiheft erklärt Waheela, dass es sich – entgegen der eddischen Überlieferung, in welcher von einer Esche die Rede ist – bei diesem Baum wohl um eine Eibe handelt, da viele Eigenschaften der Eibe sie für eben diese Rolle prädestinieren. Zugleich stellt er aber auch die Frage, ob man ein solch kosmisches Symbol überhaupt mit einer physisch existierenden Pflanzenart gleichsetzen muss, und da stimmte ich ihm zu. Wenn man es aber tut, so denke ich ebenfalls, dass der Eibenbaum der geeignetste Kandidat ist.

In ‚All-B-AUM‘ entsteht der Kosmos – entsprechend dem heidnischen Mythos – aus dem Zusammenspiel von Eis und Feuer. Die genannten Thursen sind die Kräfte des Chaos (des germanischen Ginnungagaps), welche die Welt erschaffen und auch wieder zerstören.
Worauf nicht eingegangen wird, ist der Urriese/Thurse Ymir, aus dessen Leib der Geschichte nach die Welt geformt wird. Dazu anmerken muss man jedoch, dass Ymir sich nur auf unsere Erde bezieht, während der Allbaum in diesem Lied den gesamten Kosmos meint.

„Der Schwärze entwachsen, Spross der Leere
Sterne wie Blühten strahlend, des Chaos Nektar
Doch deine Früchte verderben, Welten – sie sterben“


Ja, auch der Weltenbaum wird einst sterben, der Kosmos wird verschwinden. Irgendwann herrscht wieder die Leere Ginnungagap – bis in ihr ein neues Universum erwächst.

Musikalisch bietet ‚All-B-AUM‘ diese Mischung aus Black Metal, ein wenig Punk und schnellen Elektrobeats. Die Geschwindigkeit variiert jedoch, vor allem zum Ende hin verlangsamt sich das Tempo, und uns erwarten neben den Growls auch gesprochene Worte.

Ebenfalls zu Beginn von techno-artigen Rhythmen geprägt gibt sich ‚Die Alte‘. Doch halten nun auch Neo Folk-Einflüsse Einzug, sowie gewisse Spielarten des Atmospheric bzw. fast schon Post Black Metals.
Beschäftigt sich das Vorgängerlied mit dem Universum an sich, so konzentrieren sich SIECHTUM an dieser Stelle auf die Erde, auf Mutter Natur. Diese wird repräsentiert durch eine Gottheit, welche Leben gebiert und wieder nimmt, wodurch Verbindungen zu verschiedenen heidnischen Gestalten geschaffen werden: Hel und Hades werden namentlich erwähnt, ebenso der Drache Nidhögg. Aber es gibt auch Anspielung auf die drei Nornen und die Riesenmutter Gullveig. Und natürlich kann man zwischen den Zeilen auch andere mütterliche Figuren erkennen, wie etwa die indische Kali oder die sumerische Tiamat:

„Jungfrau, Mutter, garst’ges Weib
Liebster Hass, unstillbar der Hunger
Gebierst, liebkost und frisst deine Kinder“


Eine wunderschöne Black Metal/Neo Folk-Ballade erwartet uns mit dem dritten Lied. ‚Abschied vom Kreuz‘ befasst sich mit dem Christentum und dessen naturverachtenden Aspekten, die sich in solchen Bibelversen wie Genesis 1,28 äußern, in welchem es heißt, dass der Mensch sich die Erde untertan machen soll. Genau diesen Vers spricht Waheela auch in einem Interview mit dem Occult Black Metal Zine (Februar 2017) an und definiert seine Musik somit als antichristlich, da sie nicht den Menschen ins Zentrum stellt, sondern die Natur („Ecocentric Black Metal“).

„Wir – Apologeten der Apokalypse, dem (Welten)Zyklus fremd
Wir – dem Kreuz verfallen, das nur eine Richtung kennt“


SIECHTUM sprechen hier vom ewigen Kreislauf von Existenz und Nicht-Existenz, welcher im Christentum nicht vorhanden ist. Die heidnische Weltsicht umfasst Werden und Vergehen in ewiger Wiederkehr, ein Zyklus eben. Die Muttergöttin erschafft alles Leben und bringt zugleich den Tod, um anschließend wieder neues Leben zu gebären. Dies ist eine der Bedeutungen, die hinter Symbolfiguren wie Hel oder Kali stehen (wobei ich an dieser Stelle auch einmal Jörmungandr erwähnen möchte, die ja zumeist als böses Monster dargestellt wird, jedoch ebenfalls Geburt, Tod und Wiedergeburt repräsentiert).
Die monotheistische Weltsicht kennt nur eine Richtung, nämlich das endgültige Ziel Himmel/Hölle. Wenn das Leben vergangen ist, so entsteht es nicht neu, denn der Tod ist fix. Auch wird die Erde gar nicht als Mutter gesehen, sondern als Dienerin des männlichen Gottes. Bei solch einer Philosophie verwundert es nicht, dass das Christentum den ideologischen Nährboden für die Ausbeutung und Respektlosigkeit gegenüber der Natur geschaffen hat. Die Erde wird nur als eine Art Zwischenstation betrachtet, die es anscheinend nicht wert ist, dass man sich um sie kümmert bzw. sie verehrt.

Wie beschrieben, handelt es sich bei ‚Abschied vom Kreuz‘ um eine Ballade, sehr berührend und melancholisch, ansatzweise auch hymnisch, ein wirklich schöner Song.
Ebenfalls besinnlich, zumindest zu Beginn, geht es auf dem letzten Stück ‚Hinab‘ zu. Zunächst erwartet uns ein Neo Folk-Intro, das fast schon ein wenig nach Country klingt. Dann jedoch ertönt rauer Black Metal, gepaart mit einigen Doom-Elementen. Eine interessante Mischung, so wie das gesamte Album.
Lyrisch widmet man sich noch einmal der Muttergottheit. Der Protagonist des Liedes begibt sich in den Wald, um dort sein Leben der Erde zu opfern:

„Mein Ende – ein Weg, dass er neu beginne
Ein letzter Pulsschlag in die Erde sinkt
Es führt der Weg hinab!
In den Schoß der Finsternis…“


Und dort unten, in der Finsternis, im Schoß der Natur, im Tod, wartet bereits die alte Mutter. In ihrem Kessel sammelt sie das vergangene Leben, rührt es um, transformiert es und lässt es neu entstehen:

„So rühre, du Alte! Wirkst in Schatten und Spalten
In Magmaglut und Düsterklamm,
Was der Tod zerriss,
Setzt erneut zusammen“


So viel zum Liedgut dieses Werkes. Im Booklet befindet sich noch ein weiterer Text, welcher sich nicht direkt auf die Musik bezieht, sondern auf die gegenwärtige Weltlage, sprich: Covid-19. Ich habe lange überlegt, ob ich zu Waheelas Worten diese Thematik betreffend einen Kommentar abgeben soll, eben weil hier nicht die Musik im Mittelpunkt steht. Aber es gibt gewisse Aussagen, die ich nicht wortlos stehen lassen kann, bei denen ich einfach den Mund aufmachen und meine Meinung kundtun muss.

Waheela ist der Ansicht, dass ein Großteil der Menschheit aufgrund der Corona-Krise in „einer mentalen Versenkung“ abdrifte, was daran läge, dass viele sich allzu „bereitwillig in die oppressiven Arme einer manipulierenden Obrigkeit“ würfen.
Natürlich gibt es Menschen, die sich gerne fremdbestimmen lassen, sonst wären Faschismus und ähnliche Systeme nicht möglich. Aber in Bezug auf Covid-19 sehe ich das nicht so. Ich verstehe ohnehin nicht, wie man in Schutzmaßnahmen gegen ein tödliches Virus Manipulation oder Unterdrückung sehen kann – bricht da bei einigen etwa der Todestrieb durch, der Wunsch nach Selbstzerstörung? Man muss schon die Gefährlichkeit von Corona leugnen (oder gar das Virus selbst), um die Dinge so zu sehen. Wobei ich Waheela jetzt nicht in einen Topf mit diesen ganzen Verschwörungs-Spinnern werfen will, dafür sind seine Statements nicht eindeutig genug, und ich kenne ihn ja auch nicht persönlich.
Doch auch an anderen Stellen muss ich widersprechen. So sagt er, dass die „individuelle Freiheit und die Verbindung des Einzelnen zur Natur […] derzeit stark gefährdet“ wären. Ich persönlich sehe aber auf Wanderungen und ausgedehnten Spaziergängen immer mehr Menschen in der Natur, immer mehr Kinder, die ihre Zeit im Freien verbringen. Ohne einen Lockdown würde dies wohl nicht geschehen, und ich vermute stark, dass nach Corona wieder alle hinter ihren Konsolen und Bildschirmen verschwinden werden. Momentan aber sieht es doch so aus, dass die Menschen bewusst nach draußen gehen – eine Gefährdung der Naturverbundenheit ist somit überhaupt nicht gegeben, eher das Gegenteil.
Auch, dass angesichts der Epidemie „sämtliche anderen Missstände in den Hintergrund gerückt werden“ stimmt nicht. Gerade jetzt werden die Mängel im Gesundheitssystem offenbart, die schlechten Arbeitsbedingungen in der Massentierhaltung (siehe Tönnies), die mangelhafte Digitalisierung der Schulen, die Anfälligkeit vieler für rechte Verschwörungsmärchen, die fast schon als Volkskrankheit zu bezeichnenden Depressionen und natürlich die häusliche Gewalt. Dass all diese Dinge nun ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden, bedeutet nicht, dass man jetzt Lösungen hätte – ich gehe mal davon aus, dass sich im Grunde genommen nichts ändern wird -, aber von einem Abrücken in den „Hintergrund“ kann hier nicht die Rede sein.

Gut, so viel zu meinen nicht-musikalischen Ansichten. Kommen wir nun zum Fazit.

Fazit:
Mit Hinab haben SIECHTUM ein wirklich lohnenswertes Album geschaffen, das nicht nur in Bezug auf die Kombination von Black Metal mit anderen Genres interessant ist, sondern auch textlich einiges zu bieten hat. Eigentlich hätte ich noch viel mehr zur der dahinter stehenden, heidnischen Philosophie schreiben können, da die Lyrics voll sind mit Andeutungen und Symboliken. Auch das Artwork der CD-Hülle und der Booklets (sowie des beiliegenden Faltblattes, welches nochmal genauere Erläuterungen zu den besungenen Thematiken gibt) hätte eigentlich nicht unerwähnt bleiben sollen, da sich hier viele optische Elemente befinden, die in direktem Bezug zu den Liedern stehen. Aber ich wollte den Rahmen dieser Rezension nicht sprengen, zudem ich mich dann sicherlich zu Ausschweifungen - bezogen auf meine eigenen heidnischen Ansichten – hätte hinreißen lassen, sodass ich mich mehr und mehr von diesem Album entfernt hätte.
In jedem Fall sollte aber deutlich werden, dass Hinab einen großen Spielraum für Interpretationen bietet, und gerade auch für diejenigen interessant sein könnte, die sich zu den Thursen und Chaoskräften hingezogen fühlen.

Unkonventionell, rau und dem dunklen Heidentum ergeben!


Darbietungen:
01. All-B-AUM
02. Die Alte
03. Abschied vom Kreuz
04. Hinab

Laufzeit: ca. 38 Minuten



Review: Corona Barathri - Benedictio Tenebrarum (CD, Noctivagant - 2019)

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Über das niederländische Ambient-Label Winter-Light bin ich auf dieses doch recht extravagante Werk der russischen Gruppe CORONA BARATHRI gestoßen.

Ritual Ambient der okkultesten Sorte, durch und durch satanisch, von Finsternis geprägt und mit einem gehörigen Anteil Erotik versehen...







Zunächst sei gesagt, dass es sich bei dem hier besprochenem Exemplar von Benedictio Tenebrarum um eine Wiederveröffentlichung über das US-Label Noctivagant handelt, während die ursprüngliche Version 2017 in Russland über TZ Productions erschienen ist. Die alte Fassung war limitiert auf 30 Exemplare, die neue auf 56 (vorliegend habe ich die Nr.8 – wer also Gefallen an diesem dunklen Werk findet, der wird sicherlich noch die Gelegenheit haben, eine der CDs zu ergattern).


CORONA BARATHRI setzen sich zusammen aus den Künstlern AFFECTVS und Kein, welche auf Benedictio Tenebrarum gesanglich von Lamia Culta unterstützt werden, einer Sängerin, welche wohl an verschiedenen Kooperationen im Ambient-Bereich beteiligt ist.

Das Wort Barathri lässt sich in erster Linie mit „Abgrund“ übersetzen, bezieht sich aber auch auf die Unterwelt, auf Gefräßigkeit und auf die Vagina. Die Band selbst übersetzt ihren Namen mit „Krone des Abyss“, was absolut passend ist.

Die Musik von CORONA BARATHRI zu beschreiben, ist nicht ganz einfach, will man abgedroschene Begriffe wir „satanisch“ oder „okkult“ vermeiden – doch da ich genau dies schon zu Beginn getan habe, bleiben wir auch dabei. Zumal es kaum treffendere Worte für diese Klänge gibt.

Elf Stücke werden auf Benedictio Tenebrarum präsentiert, allesamt angefüllt mit tiefster Finsternis und diabolischer Atmosphäre. Hinzu kommt der weibliche Gesang von Lamia Culta, der hin und her schwankt zwischen Aggression und Erotik (wobei beides angesichts der Thematik im Grunde genommen dasselbe ist).
Mal werden Worte geflüstert, mal geschrien, mal ekstatisch gestöhnt. Am häufigsten begegnen wir rituellen Beschwörungen, in denen in erster Linie Satan und Lilith angerufen werden. Auch bedient man sich unterschiedlicher Sprachen: Russisch und Latein sind leicht herauszuhören, aber es gibt noch eine orientalisch klingende Mundart, die entweder Arabisch, Hebräisch oder Persisch sein könnte. Zudem glaube ich, dass die Texte zweier Lieder rückwärts aufgesagt werden – darauf lassen u.a. die invertierten Songtitel schließen: ‚Retson Retap‘ und ‚Notammargartet‘.

Auf rein instrumentaler Ebene erzeugen die typischen Elemente des Dark Ambient eine düstere Grundstimmung, unterstützt und verstärkt durch Windgeräusche, geisterhaftes Harfenspiel, orientalischen Flöten, kaum zu definierende Percussions und rituelles Glockengeläut. Besonders beeindruckend sind die immer wiederkehrenden Trommeln, die bedrohlich und stimulierend zugleich anmuten, und eine verdorbene Mischung aus Finsternis und Sexualität erzeugen.
Thematisch passend dazu natürlich die Lilith-Beschwörungen, die – wie bereits erwähnt – ein Wechselspiel aus Flüstern, Stöhnen, Schreien und Singen bilden.

Stimmungsvoll in Szene gesetzt ist auch die grafische Gestaltung des Albums: Bilder von Schlangen und Teufeln, nackten Frauen, einem brodelnden Kessel und einem Säugling im Pentagramm – und über allem thronend eine ebenfalls nackte Lilith mit schwarzen Engelsflügeln und ekelhaft langen Spinnenbeinen.
Nur die Verpackung der CD erscheint mir nicht so optimal: Das eben beschriebene Artwork befindet sich auf einem ca. DIN A5 großen Faltblatt aus etwas dickerem Papier, in welchem lose die Disk in einer einfachen Papierhülle liegt. Hätte man meiner Meinung nach auch anders arrangieren können, aber sei‘s drum – im Ambient-Bereich bin ich seltsame Verpackung mittlerweile gewohnt, ich denke da nur an die unpraktischen Pappschuber aus dem Hause Aural Hypnox…

Fazit:
Das Herausragende auf Benedictio Tenebrarum ist natürlich die Stimme der Sängerin. Ohne sie wäre es zwar auch guter Ritual Ambient (vor allem aufgrund der Trommeln), doch mit Gesang erreicht die Musik noch einmal ganz andere Höhen. So haben wir es hier mit einem großartigen Werk dämonischer Beschwörungskunst zu tun, das die ein oder andere Veröffentlichung aus diesem Genre leicht in den Schatten stellen kann.

Okkult, erotisch, satanisch – eine Schwarze Messe in vollendet musikalischer Form.


Darbietungen:
01. Retson Retap
02. Verbum Portae Aperio
03. In Nomine Mali
04. Nahema Sinistra
05. Luna Sacra, Luna Atra
06. Reiran Modor Lilith
07. Spirit Ov Damned
08. Sama Atra
09. Manifestatio Ahriman
10. Notammargartet
11. Requiem

Laufzeit: ca. 75 Minuten



Review: Asenheim - Der Geist des Waldes (LP, Schattenpfade - 2021)

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Lange hat es gedauert, doch vor einer Weile wurde das ursprünglich bereits im Juni letzten Jahres veröffentlichte nicht mehr ganz so tau-frische, aber immer noch aktuelle letzte Album Der Geist des Waldes aus der Feder von ASENHEIM endlich auf Vinyl veröffentlicht.
Verantwortlich dafür zeichnet das Deutsche Label Schattenpfade, welches das Werk in zwei Ausführungen anbietet / angeboten hat (denn inzwischen ist zumindest die Sonderedition offiziell nicht mehr erhältlich - doch dazu gehe ich später auch noch einmal näher drauf ein...). Wie das aktuelle Werk klingt, und was man erwarten darf, lest ihr nun...



Mir ist auch durchaus bewusst, dass es gerade zu diesem Album schon so manch' Rezension, gerade im weltweiten Netz zu lesen gibt - was man von dem Großteil zu halten hat, brauche ich aber ja keinem zu erzählen. Zudem ist mir ASENHEIM einfach ein persönliches Anliegen, da ich mit dieser Band, bzw. ihrer Musik einfach sehr viel Persönliches verbinde (vor allem seit dem Tristan Album, für welches ich der Band gar nicht genug danken kann).
Bemerkenswert finde ich in der Hinsicht auch, wie sich auf einmal jeder für diese Band zu interessieren scheint, während sie früher von genau den gleichen Heuchlern allenfalls belächelt und kaum einer annähernd ernsthaften Auseinandersetzung gewürdigt wurde. Nicht falsch verstehen; denn verdient haben ASENHEIM diese Aufmerksamkeit durchaus. Wichtig ist es dann einfach in diesem Tumult aus Verlogenheit und Heuchelei nicht den eigenen Charakter zu verlieren... und diese Gefahr bestand bei ASENHEIM zu keiner Zeit, wie ich auch in Unterhaltungen mit Tiwaz feststellen durfte - eher ganz im Gegenteil, denn nachdem man nun einige Interviews gegeben hatte, hat man sich nun wieder ziemlich zurück gezogen von dem ganzen Trubel dieser beschissenen "Szene", was ich sehr begrüße und was einmal mehr zeigt, dass die Musik von ASENHEIM halt doch mehr als bloß Musik ist, nämlich eine durchaus seriöse Ausdrucksform der beteiligten Künstler.
Dies bestätigt sich dann auch, wenn man schon einmal in den Genuss kommen durfte, in zukünftige Aufnahmen hinein zu hören.
 
 
 
Mit Der Geist des Waldes präsentieren uns die beiden Protagonisten Tiwaz (Stimme, Gitarren, Bass, Tasten) und Valfor (Trommeln, Gesang, Tasten) nicht nur ihr mittlerweile fünfte Voll-Album, sondern auch den Nachfolger zu ihrem 2019 veröffentlichten und bis dato ausgereiftesten Albums Der Geist des Krieges. Während sich jenes wie der Name ja bereits anklingen lässt, einem eher kämpferischen Aspekt zuwendete (eine Kombi-Review zu diesem Album in Verbindung mit der darauf folgenden Single 'Le Matin'aus dem Frühjahr 2020 lässt sich >>hier<< nachlesen).

Die Aufmachung der Vinyl-Auflage ist wirklich sehr stimmig. Durch den Druck auf Naturkarton erhält das ansonsten in Schwarz, Weiß und Grau gehaltene Cover einen eher kupferfarbenen Anstrich, der dafür sorgt, dass die Hand gezeichnete Szenerie den Charakter eines alten Stichs erhält. Auf einem beiliegenden Blatt lassen sich wie auch im Beiheft der CD alle Texte finden, sowie eine Danksagung und Portraits der beiden Musiker. Leider entbehrt die Vinyl-Ausgabe den prägenden Zeilen, die sich auf der Rückseite des CD-Beiheftes finden lassen, und die für meine Begriffe für das bessere Verständnis des Albums nicht ganz unerheblich sind - denn zeigen sie auf, dass der Mensch von seiner Geburt an, über sein gesamtes Leben bis zu seinem Tod untrennbar mit der Natur verbunden ist -wenn dies jedoch auch viele vergessen haben mögen in der heutigen Zeit. Durch diese ganze Sache mit Corona scheinen aber allmählich wieder mehr Menschen die Natur und vor allem ihre Wälder neu für sich entdeckt zu haben. Ob das nun wirklich mit einem anderen, bzw. besseren Verständnis für die Natur zu tun hat und dies auch längerfristig so sein wird, wage ich jedoch stark anzuzweifeln... auch lassen sich im Beiheft der CD wesentlich mehr Foto-Aufnahmen aus den Wäldern, wie auch von den beiden Protagonisten finden, dafür wartet aber zumindest die Sonderedition der Vinyl-Auflage mit weiteren Überraschungen auf, wie etwa einem Holz-Patch, der das Titelbild mit den ASENHEIM-Runen als Einbrennung bietet, sowie einen Briefumschlag mit einem signierten Blatt und einem kleinen Kärtchen. Darüber hinaus ist die Platte in dieser Ausgabe in einem transparent-grünen Farbton mit schwarz-braunem Splatter gehalten. Sieht nicht nur sehr edel aus, sondern ist alles in allem sehr stimmig und passt zur Thematik.

Das Cover allein zeigt schon einmal, dass man hier reichlich Spielraum für eigene Interpretationen lässt und den Jenigen, der gewillt ist, sich eingehender mit diesem Werk zu beschäftigen, direkt dazu auffordern möchte, sich seine eigenen Gedanken zu machen.
Der Titel gebende Geist des Waldes scheint von Menschen gejagt und erlegt worden zu sein. Sein Geweih und die Reste seiner modrigen Gebeine liegen inmitten eines abgeholzten und sterbenden Waldes, unter einem nächtlichen, nahezu sternenlosen Himmel. Doch seine Glut ist nicht erloschen und entfacht allmählich ein Feuer, welches ein wenig Licht und Wärme in diese Trostlosigkeit bringt. Ein Zeichen aufkeimender "Vergeltung"? Oder eher ein Sinnbild für den ewigen Reigen von Leben, Tod und Neuentstehung?
Andererseits könnte man dies auch als Fortführung von Der Geist des Krieges betrachten - die noch qualmenden Knochen des Waldgeistes als Sinnbild für eine tote Welt, die schon längst nicht mehr nur am Abgrund steht, sondern dem Menschen sei Dank geradewegs immer weiter hinein zu schlittern droht... unweigerlich, Stück um Stück.

"Ich bin die Wärme deines Herdes
an kalten Winterabenden
Ich bin der Schatten, der dich vor
der heißen Sommersonne beschirmt
Meine Früchte und belebenden Getränke
stillen deinen Durst auf deiner Reise
Ich bin der Balken, der dein Haus hält
Die Tür deiner Heimstatt
Das Bett, auf dem du liegst
und das Spant, das dein Boot trägt
Ich bin der Griff deiner Harke
das Holz deiner Wiege
Die Hülle deines Sarges"
 
Diese bereits erwähnten Zeilen von der Rückseite des CD-Beiheftes fassen eigentlich auch schon grob zusammen, um was es in diesem Album geht. Der Geist des Waldes ist eine Reise in düstere Vergangenheiten, als die Wälder noch einen ursprünglichen Charakter inne hatten; in der der Mensch noch wusste, im Einklang mit der Natur kozuexistieren. Es stellt eine Wanderung durch diese Szenerien, aber auch durch finstere Gemäuer und karge Berglandschaften dar, und durch die Tiefen der menschlichen Seele. In vielerlei Hinsicht ist es auch wieder ein sehr persönliches, ja fast autobiographisches Werk geworden, in dem Tiwaz eine Menge seiner Selbst preis zu geben scheint und steht somit vergangenen Veröffentlichungen in nichts nach.

"Und wenn auch nur ein Einziger übrig bleibt,
der das hören will, dann muss er solange warten,
bis das andere Scheißgesindel weg gegangen ist!"
(Klaus Kinski)

Mit jenem Kommentar des für seine cholerischen Ausraster berüchtigten Herrn Kinski, den er als direkte Reaktion auf das Publikum bei der Uraufführung von "Jesus Christus Erlöser" (1971) zum besten gab (und welches an dieser Stelle wohl am ehesten an all' jene wahren Anhänger gerichtet ist, die sich, genau wie Tiwaz auch, nie durch die Lästermäuler der Vergangenheit beeindrucken ließen), wird nach einem stimmungsvollen, sphärischen Einklang mit dem Titel 'Wanderung...'das Album eingeleitet und geht direkt über in 'durch die Wälder'. Das Stück lässt zunächst eine erhabene Gitarrenmelodie erklingen, der sich bald ein treibendes Schlagwerk anschließt, und es dauert nicht lange, bis sich das ganze zu einem sehr hymnischen Black Metal erhebt, dem eine sehr heidnische Grundstimmung innewohnt. Das Erwachen vom Geist des Waldes erweist sich als majestätisch und doch absolut finster; auch ergibt sich im Text, wie sehr sich der Mensch in der modernen Welt bereits von der Natur abgewandt hat und wie entfremdet er zu seinen Wurzeln ist... zum Schluss gibt es dann auch noch einen kleinen Verweis auf das Artwork des Covers, was noch einmal weitere Interpretationen zuließe...

Mit dem folgenden 'In the Mist of the Mountains'hält man dann den ersten von insgesamt zwei Englisch-sprachigen Titeln bereit. Auch lässt man hier zu Beginn und späteren Verlauf rituelle Trommeln erklingen, die ein wiederkehrendes Element dieses Albums darstellen.
Das Stück erweist sich als eine beinahe als episch zu bezeichnende düstere Hymne auf die Natur, die Nacht, Mutter Erde, das Universum und den ewigen Kreislauf; auf das Leben und den Tod.

"Mother Earth set my soul on fire
I was born into your arms beneath the mountains high
Mother Earth take me when my day has come
I follow you into the night underneath an endless sky" 
 
 Ein fesselndes Stück deutschen Schwarzmetalls erwartet die geneigte Hörerschaft dann mit 'Mondsucht', welches einen absolut finsteren und kalten Text bietet, der in entsprechender Art und Weise von Tiwaz vorgetragen wird. Er beschreibt darin den Werdegang eines Serienmörders, wie mir scheint, dessen Mordlust einem Werwolf gleich in klaren Mondesnächten erwacht und unerbitterlich Jagd auf seine Opfer macht. Jedoch scheint sich bei genauerer Betrachung so mancher Zeilen auch sehr viel Biographisches hinter 'Mondsucht'zu verbergen, was dann letztendlich einer Abrechnung mit Vergangenem gleich kämeund daher vielleicht sogar als eine Art Fortführung der Geschichte um die Gestalt des Alphawolfes interpretiert werden könnte.

'Purity'stellt das zweite Lied in Englisch dar. Hier gibt man sich ebenfalls dem reinen Black Metal hin, verfeinert diese absolut finstere Grundstimmung aber durch einige atmosphärische Elemente wie Keyboards, Chor-Samples und klare Gesänge. So erhält 'Purity'nicht nur einen paganen Charakter, dem ein zutiefst tragisches Moment innewohnt. In letzter Konsequenz bleibt allein das Wissen, dass diese Erde nur weiterleben kann, wenn die Menschheit von ihrem Angesicht getilgt wurde (...und ja, davon bin ich bis heute überzeugt: Dies ist auch genau der Grund, warum eine weltweite Seuche wie Corona grasiert - die Erde versucht ihren größten Parasiten auszumerzen, seinen Bestand und seine Ausbreitung einzudemmen, auf ein vielleicht noch tragbares Maß zu reduzieren... was allerdings nur mäßig geglückt ist - aber wer weiß, was die Nautr sich noch einfallen lässt... - persönliche Anmerkung). Der Mensch sollte erneut erkennen, dass sein Leben nichtig ist, im Angesicht der Mutter Erde und des Universums und diese Nichtigkeit einfach akzeptieren und annehmen. Die Welt dreht sich nicht die Menschen allein und um keinen von uns...

"When we are dead, the sun no longer rises
Deep lies our bed, underneath the iris
It's just a matter of time
when we have to drop our light
When we are dead, the lungs of earth will breathe again"
 
Bevor es den geneigten Hörer mit 'Bruchhauser Hexentanz'in eine mystische Vergangenheit voller okkulter Sagen und Legenden verschlägt. erklingt in Form von 'Am Opferplatz'ein rituelles Instrumental, welches sich abermals einem Trommelspiel bedient. Hier durfte sich Valfor so richtig austoben, wie es scheint, denn das Ganze hat einen eher spontanen und daher auch richtiggehend authentischen Charakter. Letztendlich kann das Lied als eine Art Einleitung zum folgenden Stück angesehen werden, nimmt es doch auch einen direkten Bezug auf den Text zum 'Bruchhauser Hexentanz'. Dieser befasst sich mit einer lokalen Sage, die sich um die Bruchhauser Steine ranken - eine Felsformation, die sich im Sauerland erhebt.
Der Text beginnt mit einem Hexensabbat, auf welchem der Teufel angerufen wird, der dann letztlich auch erscheint, macht dann einen Sprung durch die Jahrhunderte und beschreibt, wie Männer des Christentums die heidnischen Stätten zerstören und dort ein Kreuz aus einer (Donar-)Eiche aufstellen. 
 
"Dem Goldstein nahmen sie das Herz
Dem Bornstein, die alte Kraft
Dem Ravenstein, das freie Tier
Dem Feldstein seinen Opferplatz
Dort errichteten sie stolz
ein Kreuz aus uns'rem Eichenholz
Auf dass der Teufel ist verbannt
aus dem hohen Sauerland
Doch unser Meister ist unsterblich"
 
Wenn man so will, eine typische Schwarzmetall-Thematik also, die Musik präsentiert sich dementsprechend ebenso in einem kompromisslosen Black Metal-Gewand, offenbart aber einige liebevolle Details und viel ungebändigte Melodie.
 
Das vorletzte Stück mit dem Titel 'Am Abgrund der Zeit'hält dann wieder so einige persönliche Erfahrungen von Tiwaz bereit, wie mir scheint und lässt sich wohl auch als eine kleine Weiterführung der Geschichten um den Tod vom Album Tristandeuten. Denn werden hier die Gedanken eines Sterbenden beschrieben, der die Schwelle in die Ewigkeit überschreitet. Sein Geist wird eins mit den Sternen. Ein kleines Meisterwerk ergreifender Tonkunst; nicht nur in lyrischer, sondern auch in instrumentaler Hinsicht. Eine Liebeserklärung an das Universum, das Leben und den Tod - aber auch an Jene, die ein besonderen Platz in unseren Leben haben. Gleichzeitig aber auch eine Abrechnung mit jenen falschen Menschen, die tagtäglich versuchen in unsere Leben zu treten und versuchen, es zu zerstören und zu vergiften. Das Leben wird zu Tod und aus dem Tod entsteht neues Leben...
(Nach einer Unterredung mit Tiwaz weiß ich nun inzwischen, dass er sich mit dem Text explizit auf den Film "Interstellar" bezieht, aus welchem auch die Inspiration für diesen Song stammt. Ich selber habe mir diesen noch nicht angeschaut, werde es aber sicherlich bald nachholen.)

"Der Tod, er hält mich in seinen Armen
Erinnert mich an jene Welt, aus der wir kamen
Schreib einen Brief an Jene, die mich nie verstanden
und ohne Ziel auf dieser toten Erde wandeln
//...//
Ich kann mich nicht erinnern, bin von der Welt befreit
Zieh' durch das Weltenall, jenseits von Raum und Zeit
Doch manchmal höre ich noch deine Stimme in den Sternen
Und meine Seele bricht, wenn sie verhallt
In ew'ger Ferne"
 
Das letzte Titel gebende Stückhält dann noch einmal ein wahres Feuerwerk an ergreifenden Emotionen bereit und erweist sich als atmosphärisches und getragenes Werk einer Traurigkeit, die schier endlos tief zu sitzen scheint. Und doch entfacht 'Der Geist des Waldes'eine wütende Flamme der leisen Hoffnung, die etwas Licht in das Dunkel der Nacht trägt. Es mutet schon leicht schizophren an, denn der Mensch beutet den Wald immer mehr aus und zerstört ihn, um mehr Land für seine Industrie zu erschließen...

"Er ist der letzte seiner Art
Wie er dort am Waldrand steht
Das alte Tier gen Himmel starrt
Bis die Sonne untergeht
 
Die Augen voller Trauer, ich noch nie zuvor geseh'n
So lang der Mensch auf Erden wandelt, wird kein Leben neu entsteh'n
 
Du hast mich noch erkannt, bin in dein Fell gebettet
Bevor dein Geist verschwand, hast du mich vor mir gerettet"
 
...doch wie sich zeigr, liegt die Antwort auf Heilung seiner Krankheiten, die in der modernen Welt begründet sind, im Wald verborgen. Nicht umsonst verordnen Mediziner (zumindest jene, die sich noch nicht zu Sklaven der Pharmaindustrie gemacht haben) bei Symptomen wie etwa stressbedingtem "Burn-out" oder etwa "Depression" inzwischen gerne Waldbäder als natürliche Therapie.

"Kannst du dich noch erinnern
an uns're Kindheitstage?
Die Welt war voller Träume
keine Last und keine Fragen
Wir standen dort im Wald
so jung und unverdorben
Ist doch mit jedem Tag
ein Teil von uns verstorben"
 
Ein Appell, endlich aus der Illusion dieser kranken Welt zu erwachen, und sich wieder auf das zu besinnen, was wirklich zählt. Auf unsere Wurzeln. Den Ursprung.

Fazit:
Nun ist diese Besprechung doch einmal mehr länger geworden, als ursprünglich geplant. Doch war es mir einfach beinahe schon ein persönliches Anliegen, noch einmal im Detail auf dieses Kleinod der neuzeitlichen Deutschen Schwarzmetall-'Szene' einzugehen.
ASENHEIM haben sich mit ihrem Der Geist des Waldes erneut selbst übertroffen und präsentieren hiermit nicht viel weniger als ihr bis dato eingängigste Werk. Ein Meisterwerk voller authentischer Stimmungen und Emotionen, welches keiner mit Sinn für ehrliche Black Metal-Musik, die auch einem heidnischen Geist nicht ablehnend gegenüber steht, ungehört an sich vorbei ziehen lassen sollte!
Die LP aus dem Hause Schattenpfade ist auf insgesamt 107 Exemplare limitiert, von denen 55 in schwarz und 52 in dem grünen splatter gepresst wurden (von zweitgenannten stellen die ersten 25 Stück die Sonderedition dar). Ob die LP in irgendeiner Form noch erhältlich ist, vermag ich aktuell nicht zu sagen - am besten einfach mal beim Label nachfragen.
Die CD von Narbentage ist auf 300 Einheiten limitiert und umfasst ein 12-seitiges Beiheft mit allen Texten. Unter dem Banner der Tonschmiede erschien das Werk auch auf Kassette.
Das kommende Album Heimweh steht auch bereits in den Startlöchern und wird demnächst auf physischem Tonträger veröffentlicht werden - ich freue mich bereits auf das erneute Zusammentreffen mit ASENHEIM...

Ein großartiges Meisterwerk ergreifender Deutscher Schwarzmetall-Tonkunst!
 
 
Darbietungen:
01. Wanderung...
02. ...durch die Wälder
03. In the Mist of the Mountains
04. Mondsucht
05. Purity
06. Am Opferplatz
07. Bruchhauser Hexentanz
08. Am Abgrund der Zeit
09. Der Geist des Waldes
 
Laufzeit: ca. 50 Minuten
 
 


Review: Operation Volkstod - Sex with Satan (LP, Feral Age Records - 2021)

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Bandname sowie vergangene Albumtitel haben mich auf diese Ein-Mann-Truppe aus Frankfurt bereits vor einer ganzen Weile aufmerksam gemacht, jedoch wurde mir erst jetzt das Vergnügen zuteil, mich eingehender mit Musik und Text von OPERATION VOLKSTOD auseinanderzusetzen – und zwar in Form der aktuellen LP Sex with Satan

Was jetzt nach lüsternen Pubertätsphantasien à la VENOM klingt hat durchaus einen ernsthaften Hintergrund, nähert sich Einzelkämpfer Musca Capraque doch - neben anderen Inhalten - dem Thema Sex auf sehr sozialkritische Weise. 

Sich selbst bezeichnen OPERATION VOLKSTOD als „an Anarchist Black Metal Band fed by hate for this fucked-up world“ und als „a declaration of war against this world’s condition, against the system and for complete liberty. And against the whole nsbm shit“. Klare Worte, denen auf diesem Album mit musikalischer Intensität gebührend Nachdruck verliehen wird.

Bevor wir uns aber den thematischen Inhalten widmen, soll zunächst einmal die Musik betrachtet werden. Und was soll ich dazu anderes sagen als: Pure fucking Black Metal!!! Sex with Satan rollt mit brachialer Kraft und Kälte über die geneigte Hörerschaft hinweg, kommt zumeist rasend schnell und antreibend daher, wobei ich vor allem das machtvoll zelebrierte Trommelspiel als besonders beeindruckend empfinde. Klassisch eisig-nordische Riffs wechseln sich ab mit dreckig-rockigen Parts der Marke CARPATHIAN FOREST oder ARMAGEDDA. Und bei einem Lied (‚Left-Hand-Path Part II‘) höre ich doch tatsächlich ein wenig von DISSECTIONs The Somberlain heraus...
 
Musikalisch also durchaus ein Genuss, vor allem für Freunde des klassischen Schwarzmetalls, die es rau und schnörkellos mögen. So verwundert es auch nicht, dass auf diesem Album immer wieder Satan erwähnt wird, u.a. in der Funktion als „homage to the music of the early Black Metal pioneers“.

Satan wird aber auch noch auf andere Weise gedeutet. Denn wie der Albumtitel schon sagt, dreht sich der lyrische Inhalt dieses Werkes u.a. um Sexualität. Und wer, wenn nicht der Gehörnte selbst, steht für sexuelle Freiheiten? Satan befreit von gesellschaftlich auferlegten Konventionen und verleiht dem Menschen die Freiheit, so zu leben und zu lieben wie es für ihn am besten ist. Und was das Beste ist, kann nur jeder für sich selbst entscheiden – weder Gesellschaft, noch Staat, noch Kirche oder sonstige Institutionen haben das Recht, über die eigenen Vorlieben zu bestimmen:

„Be free to be what you want to be 
Satan smash the fucking patriarchy
This is the end of old white mans ideology
Sex with Satan means gender equality“


So heißt es im titelgebenden Song ‚Sex with Satan‘. Der Teufel als Befreier von alten Oppressionen, die zurückzuführen sind auf die Gier von Männern, die sich zum Erhalt ihrer Macht darauf beziehen, dass sie christlich sind, oder weiß, oder eben männlich. Die eigenen Attribute werden zum Ideal erklärt, um sich denen gegenüber als „etwas Besseres“ zu fühlen, die zufällig mit anderen Eigenschaften ausgestattet sind. Man ist aber nichts Besseres, wenn man andere niederdrückt. Das dicke Kind, das in der Schule gehänselt wird, wird kein besserer Mensch, wenn es ein anderes Kind hänselt, das dicker ist. Dieser Gedanke wird auch in ‚Left-Hand-Path Part II‘ aufgegriffen: 
 
„Look at them, throwing rocks at each other
How they think they are strong
When they kick others to the ground“

Satan ist in diesem Fall der Aufstand gegen derlei Systeme und Verhaltensweisen. Rebellion gegen Unterdrückung, Rebellion gegen jene, die einen unten halten wollen. So gesehen zelebrieren OPERATION VOLKSTOD hier Satanismus in Reinform, der Teufel als befreiende Idee wider Hierarchien und damit einhergehende Diskriminierungen.

Die Diskriminierung der Hälfte aller Menschen – sprich: der Frauen – ist ein zentrales Thema auf Sex with Satan. So geht Musca Capraque bis weit zurück in die Antike, und greift in ‚Ancient Origins‘ den babylonischen Mythos von Tiamat und Marduk auf. In diesem wird die Große Mutter Tiamat, Gebärerin alles Lebens, vom männlichen Gott Marduk erschlagen:

"As marduk killed tiamant
Woman fell.
Priests created heaven and earth anew
This was the beginning of human slavery“
 
 
Die Unterdrückung der Frau durchzieht die gesamte Geschichte der menschlichen Zivilisation und ist Bestandteil vieler anderer Religionen geworden, von denen das Christentum und der Islam die hervorstechendsten sind. Und im übertragenen Sinne kann dies auch auf den Umgang mit der Natur bezogen werden: Mutter Natur wird erniedrigt und ausgebeutet, von Vater Staat, vom Himmlischen Vater, von wem auch immer.
 
‚When the old forest dies‘ beschäftigt sich mit dem Thema Umweltzerstörung. Angeprangert wird hier die Profitgier großer Firmen, aber auch das Verhalten von uns Konsumenten. Denn wir alle profitieren von der Ausbeutung der Natur, ohne diese wäre unser momentanes Leben kaum möglich:

„Oh yes, so many little helpers in everyday life
Who demand so much of us
Produced in distress and crud
For the consumption of trash that nobody needs“


Unsere Gesellschaft beruht auf Ausbeutung – sei dabei die Natur das Opfer, oder Menschen in ärmeren Ländern. Und damit diese Ausbeutung funktioniert, muss sie an Unterdrückung gekoppelt sein – denn wer unterdrückt wird, kann sich nicht wehren. Und um die Unterdrückung von Menschen zu rechtfertigen, sind diskriminierende und rassistische Systeme notwendig – denn es ist viel einfacher, einen Menschen zu unterdrücken und dann auszubeuten, wenn man auf ihn herabblickt oder gar zum „Untermenschen“ erklärt.

Gibt es Hoffnung, die bestehenden Verhältnisse zu ändern? Kann man selber etwas tun? Und wenn es Veränderungen gibt (und die gibt es), warum gehen sie dann so langsam vonstatten und stoßen gar noch auf Widerstand? Diesen und ähnlichen Fragen geht der Song ‚Resistance‘ nach:

„The world is so big and can be grinding
You feel so small, but only cause this world
Makes you feel like this

All could be different
But always seems hopeless
//…//
Most human would rather be servants while there
Be slaves below
They would rather hope in God than free
Themselves
//…//
Better fight and get to the bottom, then be such a
Miserable existence“


Der Kampf gegen bestehende Systeme ist hart, und nicht wenige verlieren ihn. Parallelen können wiederum zu Satan gezogen werden, wenn man sich den Mythos vom Gefallenen Engel ansieht. Auch Luzifer rebelliert gegen den Status Quo, auch er verliert – gibt sich dabei aber niemals geschlagen. Natürlich kann man jetzt einwenden, dass Satan eine christliche Figur ist, und dass man sich ihm vielleicht nicht zuwenden sollte, will man sich vom Christentum distanzieren. Nichtsdestotrotz passt es aber: Wir alle sind Teil einer Gesellschaft, die auf Ausbeutung beruht, können aber dennoch dagegen vorgehen – quasi von innen heraus. Und mit Satan verhält es sich genauso: Obwohl er eine christliche Figur ist, kann er das Christentum – das System, in dem er lebt – trotzdem mit allen Mitteln bekämpfen.

Fazit:
Musikalisch absolut lupenreiner Black Metal der (fast) alten Schule, kalt und nordisch, fies und rau. Textlich gesehen gibt es viele Ansichten, die zum Weiterdenken anregen – und genauso sollte es sein! Die Beschäftigung mit der Unterdrückung der Frau mag jetzt kein typisch schwarzmetallisches Thema sein, ergibt aber in einem satanischen und auch heidnischen (weil naturverbundenem) Kontext durchaus Sinn. Feminismus kann abschreckend auf viele Männer wirken, ist aber durchaus in der Lage, zur eigenen Selbstreflexion beizutragen. Feminismus mit Satan gleichzusetzen passt dann umso mehr: Zunächst schreckt man vor dem Teufel zurück, er macht einem Angst, aber wenn man sich auf ihn einlässt, so offenbart einem die Finsternis weitreichende Erkenntnisse.

Eine machtvolle, vor Kälte klirrende Darbietung, verbunden mit einem satanischen Weltbild, das über seine christlich geprägten Grenzen hinausgeht!


Darbietungen:
01. Ancient Origins
02. Sex with Satan
03. Left-Hand-Part Part I
04. When the old Forest dies
05. Open the Gates to Hell
06. Resistance
07. Left-Hand-Path Part II
08. Fuck Human Existance

Laufzeit: ca. 38 Minuten

 

 





Review: Silberbach - Miriquidi (CD, Dominance of Darkness - 2021)

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So lange liegt das Erscheinen des letzten Albums (Séance Obscure) noch gar nicht zurück, da melden sich SILBERBACH auch schon wieder mit einem neuen Werk zurück – nach gerade einmal zwei Jahren. Miriquidi wurde dieses getauft (und wie ich die Horde bisher in ihrem musikalischen Schaffen kennenlernen durfte geschah das mit viel Blut!) und stellt damit schon vom Namen her eine Hommage an die eigentliche Heimat und Herkunft von SILBERBACH dar , bzw. jene ihres Frontmanns Athanassius, der heute das einzige verbliebene Gründungsmitglied darstellt.

Zunächst einmal sticht neben der wunderbaren Intention hinter diesem Album die wirklich sehr schicke Aufmachung ins Auge: Ein dreifach ausklappbares und stabiles Digipak, toll bedruckt und mit Silberschrift. Im Innenteil wartet neben dem Silberling auch ein eingeklebtes und 15 Seiten umfassendes Beiheft mit Fotos, Zeichnungen und natürlich allen Texten. Die Außenseite zeigt eine durchgehende Panorama-Fotographie, welche von Athanassius selbst stammt. Die Zeichnungen indes stammen aus der Feder von Lethian (Sänger und Gitarrist bei NORNÍR), der als Gast auch bei zwei Liedern zusätzlichen Gesang beisteuert, was dem Ganzen noch einmal einen zusätzlichen Schub verpasst.

Was mich nun auch direkt auf das eigentliche Thema einer Rezension kommen lässt: Die Musik. Miriquidi beinhaltet nicht nur die vielleicht intensivsten und beeindruckendsten Texte der Horde bisher, sondern stellt auch in musikalisch-instrumentaler Hinsicht alles in den Schatten, was SILBERBACH bisher veröffentlicht haben. Dabei ist es dennoch unzweifelhaft ein typisches und erkennbares Werk der wilden Horde. Doch ohne die Intention, sich selbst kopieren zu wollen – auch entsteht dieser Eindruck aus der Sicht des Hörers zu keiner Zeit.

Wo der direkte Vorgänger Séance Obscure noch einen kleinen Ausflug in das Mystische machte und somit auch stilistisch etwas in die okkulte Schiene abdriftete, diesen Stil aber mit den typischen SILBERBACH-Elementen würzte und das 2014er Album A Prayer for Mass-Destruction (immerhin lagen zwischen jenem und dem oben erwähntem noch satte fünf Jahre) mich auch heute noch etwas zwiegespalten zurücklässt, wenn ich es mir mal wieder angehört habe, was meiner Ansicht vor allem der etwas missratenen Produktion geschuldet ist, so bewegt man sich mit dem aktuellen Auswurf auf Pfaden, die weiter zurück in die Vergangenheit der Horde führen.

Von seiner Kraft und Stärke, seiner misanthropischen Inbrunst, seiner räudigen Spielweise und seiner dreckigen Attitüde orientiert sich das Album nämlich meiner Meinung nach viel eher an dem damals doch noch recht belächelten Debüt Inferno (2005 bei Nebelfee Klangwerke erschienen).
Selbstredend, dass SILBERBACH hier inzwischen um einiges professioneller und ausgereifter zu Werke gehen, auch das Klangbild hat sich in positiver Hinsicht natürlich verändert – doch gerade, was die Stärke von Athanassius‘ Stimmgewalt anbelangt (die doch gerade den hohen Wiedererkennungswert von SILBERBACH ausmacht) lässt sich hier doch eine deutliche Parallele zu jener frühen Phase der Horde ziehen.

Miriquidi jedoch nun einfach nur darauf zu reduzieren, würde dem neuen Album der Mannen in keinster Weise gerecht werden, es spiegelt lediglich grob die eingeschlagene Richtung wider, die hier gefahren wird. Was die instrumentale Inszenierung anbelangt, wandelt man aber natürlich auf einem deutlich höheren Niveau, was wie bereits erwähnt auch auf die Texte umgemünzt werden kann, deren teilweise fast schon poetische Tiefe selten zuvor von SILBERBACH erreicht wurde und sogar etwas untypisch für die Horde wirkt, wenn ich ehrlich sein soll.
Das ist dann aber wohl auch am ehesten in der fast schon intimen Thematik begründet, die von Liebe zur Heimat, seinen Wurzeln, der Natur und ihrer Mystik, von lokaler Sagenwelt und gleichzeitig auch tief verwurzelter Misanthropie handelt… jedoch: Ein wiederkehrendes Element, was sich auch schon auf vergangenen Veröffentlichungen finden ließ, ist das Feuer, welches hier verschiedenartig und vielschichtig interpretiert werden darf.

Auch die bereits beschriebenen gesanglichen Gastbeiträge von Lethian fügen sich hier in das Gesamtgeschehen perfekt ein und verleihen dem Ganzen noch einmal einen gänzlich eigenen Touch, wenn beide Sänger zu einem Donnerduett wie in 'A secret shrouded by trees' aufbegehren.
Und auch wenn es die Mannen auf Miriquidi allgemein doch eher kriegerisch treiben, so bleibt dann und wann Zeit, um kurz zu verschnaufen und inne zu halten (wie etwa im akustischen Zwischenspiel 'Sonnenwende' oder wenn man die rituell anmutenden, eher etwas langsameren Passagen im folgenden Stück 'A metamorphose announced a sinnister flare' bedenkt). Tatsächlich scheinen auch die Songs an sich vielschichtig aufgebaut zu sein und machen es dem geneigten Hörer mancher Orts nicht gerade einfach, sich in ihnen zurecht zu finden – aber Miriquidi möchte auch kein gewöhnliches oder beliebiges Album für Zwischendurch sein, sondern etwas, dem man gerne seine volle Aufmerksamkeit widmet und in dem man sich als Hörer gerne verlieren möchte, um einzutauchen in diese Welt dunkler, Sagen umwobener Wälder in einer menschenfeindlichen Natur…

Die dieser Besprechung zugrunde liegende CD ist bereits bei Dominance of Darkness erschienen, eine Auflage auf MC wurde von Narbentage ausgewertet. Unter dem vereinten Banner beider Tonschmieden ist für das nächste Frühjahr ebenfalls eine Vinyl-Auflage angepeilt – ich hoffe auf das Beste!

"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!"...
Die Anschaffung dieses Meisterwerks kann ich, egal ob auf CD oder MC (später aber auf jeden Fall auf Platte!) nur empfehlen!
 
 
Darbietungen:
01. Originate from the ashes - The beginning of my journey
02. Im Funke keimt der Weltenbrand I
03. A secret shrouded by trees
04. Sonnenwende
05. A metamorphose announced a sinnister flare
06. Im Funke keimt der Weltenbrand II
07. Snow covered my narrow path
 
Laufzeit: ca. 41 Minuten
 
 


Review: Fiendish Imp - Fiendish Imp/All Hallows Eve (LP, Dunkelheit Produktionen - 2019)

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Aus dem Vereinigten Königreich stammt dieses kleine, aber feine Stück Synthesizer-Kunst. FIENDISH IMP spielen minimalistischen Dungeon Synth und kreieren auf diese Weise eine wunderbar gespenstische Atmosphäre, an der vor allem Hörer eine Freude haben werden, die sich für Horror-Soundtracks der 80er bzw. frühen 70er begeistern können.

Auf dieser LP sind die beiden Alben/Demos Fiendish Imp und All Hallows Eve zusammengefasst, wobei ersteres noch auf Kassette, letzteres ansonsten nur digital erhältlich ist.

 

Eingespielt und aufgenommen wurden die insgesamt elf Titel von The Imp, welcher sich im Sommer bzw. zu Samhain 2018 ans Werk gemacht hat. Herausgekommen ist ein zu gleichen Teilen gruseliges wie verspieltes Klangerlebnis, das schon sehr an den Halloween-Feiertag gemahnt, dabei jedoch nichts für Kinder ist. Man spielt eher mit „kindlichen Elementen“ wie Glockenspiel oder fast niedlich zu nennenden Melodien. Die ganze Platte ist ein Gänsehaut hervorrufendes Halloween-Horrorpuppen-Teufels-Erlebnis, das ich nicht satt werde, wieder und wieder zu hören.

Das wiederholte Hören ist auch kein Problem bzw. ist beinahe eine Notwendigkeit, bezieht sich die Spielzeit der LP doch auch bloße zwanzig Minuten, was ich sehr schade finde. Etwas mehr wäre sehr schön gewesen.
Aber diese zwanzig Minuten verstehen es, zu begeistern: Der Sound reicht von einem blubbernden Hexenkessel (‚Bubbling Cauldron‘) über eine Dark Fantasy-Atmosphäre (‚Sign Your Name‘) bis hin zu tanzbaren Stücken (‚Dance Under The Full Moon‘) und einer musikalischen Darbietung, die so auch von John Carpenter hätte stammen können (‚Read The Cards‘). Zwei der Titel erinnern gar an die griechischen Dungeon Synth-Pioniere von LAMENTATION (‚Whispers From Her Ashes‘ und ‚The Haunted Harvest‘).

Grafisch ist Fiendish Imp/All Hallows Eve dem Teufel und seinen Hexen gewidmet, finden sich auf Cover und beiliegendem Poster doch Abbildungen von Holzschnitten, auf denen dem dunklen Sabbat gefrönt wird. Erhältlich in ist Platte via Dunkelheit Produktionen, entweder in schwarz oder oxblood, beide Versionen jeweils auf 200 Exemplare limitiert.

Fazit:
Viel mehr bleibt nicht zu sagen, denn wie erwähnt, fällt diese LP leider sehr kurz aus. Aber ein Reinhören lohnt sich allemal, haben wir es hier doch schon irgendwie mit einem kleinen Meisterwerk zu tun!

Lo-Fi Dungeon Synth from UK – creepy, childish, hauntig!


Darbietungen:
Fiendish Imp
01. Bubbling Cauldron
02. Play With Poppet
03. Sign Your Name
04. The Charming Trickster
05. Dance Under The Full Moon
06. Read The Cards
07. Give Yourself To Me
08. Whispers From Her Ashes

All Hallows Eve
01. Our Secret Coven
02. The Slumbering Hag
03. The Haunted Harvest

Spielzeit: ca. 20 Minuten

 




Review: Isgalder - Live in Plauen MMXXI (CD, Eigenproduktion - 2021)

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Es war der 22. Mai 2021 als die Deutsche Horde ISGALDER aus Thüringen zu einem Live-Stream lud. Pünktlich (oder mit etwas Verspätung, so genau weiß ich es nicht mehr) wurde der Auftritt dann auch über den Twitch-Kanal der Alten Kaffeerösterei in Plauen ausgestrahlt.

Nun kann man natürlich den wirklichen Sinn eines Live-Streams durchaus hinterfragen, aber durch so einige abgesagte Konzerte, denen ich beiwohnen wollte, hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon einige einmal ausgetestet – vornehmlich jedoch eher folklorische oder akustische Musik wie etwa NYTT LAND. Der Stream von ISGALDER war also mein erster Kontakt mit diesem erzwungenen „Live-Erlebnis“ aus dem Metal-Sektor.

Dies brachte mir zwei Erkenntnisse: 1.) (und jene kam mir bereits bei vorherigen Live-Streams:) Eine wirklich mitreißende Live-Atmosphäre wollte sich bei mir auf dem Sofa vor dem heimischen Fernseher selbst bei Dunkelheit und Kerzenschein nur sehr bedingt einstellen, was aber auch nicht der Performance an sich zu verschulden ist, sondern einfach, weil ein Konzert halt doch mehr ist, als die bloße Visualisierung des Geschehens auf der Bühne und 2.) ein Metal-Konzert aus eben genannten Gründen als Live-Stream für mich nicht funktioniert.

Aber selbst ich vermisse so ein wenig Konzerte – was jedoch nichts mit den üblich und häufig dargebrachten Gründen zu tun, wie etwa „Community“. Meine Abscheu gegenüber dieser „Szene“, die sich im Allgemeinen immer mehr von dem entfernt, was ich unter dem Kult verstehe und wie ich ihn lebe, dürfte hinreichend bekannt sein – und dieser Zustand verschlimmert sich weiterhin. Eigentlich brauche ich hier in der Nähe ohnehin schon gar keine Konzerte mehr besuchen, da dieser widerliche Dreck, der sich Publikum schimpft mich bereits vollends ankotzt… meine Motivation ist daher eher weniger das Gefühl von „Community“ und das Erschließen neuer Bekanntschaften (darf man hinsichtlich solcher Intentionen eigentlich ernsthaft mal hinterfragen, was solche Menschen überhaupt im Black Metal zu suchen haben?!), sondern die Band an sich, dem Beiwohnen ihrer Zelebrierung, die mich im günstigsten Falle sogar emotional auf irgendeine Weise zu berühren und abzuholen vermag.

 

Doch ich schweife vom eigentlichen Thema ab. Die neue CD von ISGALDER mit dem Titel Live in Plauen MMXXI beinhaltet eben jenen Gig aus der Alten Kaffeerösterei. Die Aufnahme wurde dabei leicht bearbeitet und geschnitten – vor allem die meiner Meinung nach gelungenen Ansagen von Grimwald entbehrt die CD leider beinahe vollständig. Gut… dass man den halbgaren Applaus von den ein, zwei Männeken aus der Crew vor der Bühne weg haben wollte, kann ich durchaus nachvollziehen, denn so wirklichen Sinn macht dieser nicht und führt ein mitreißendes Live-Gefühl ad absurdum.

Was das Spiel der Band betrifft, so bleiben aber kaum Wünsche offen. Man merkt, dass die Herren ihre Instrumente auch live beherrschen und vor allem auf der Bühne noch einmal räudiger und ursprünglicher klingen, als auf ihren Studio-Aufnahmen. Auch zeichnet sie aus, dass sie Passagen improvisieren, ausbauen oder variieren.

Die Setlist ist eine Reise quer durch das bisherige Schaffen der Mannen, welches bisher hauptsächlich aus einer EP (To the Hall of the Stars – Debüt-Werk 2018), sowie einem Voll-Album besteht (The red Wanderer – 2019), beinhaltet aber auch zwei neue und bisher exklusive Lieder (‚Der Fall der Wälder‘ und ‚Nether Rune‘), welche sich wunderbar in das bisherige Soundgebilde der vier heidnischen Krieger einfügen. Gerade ‚Der Fall der Wälder‘ besticht durch seinen hymnischen Einsatz des Keyboards und vermag es, dem typischen ISGALDER-Klang noch ein paar Nuancen hinzuzufügen, auch die gesangliche Leistung von Grimwald anbelangt.
Noch deutlicher wird dies aber bei ‚Nether Rune‘, dessen Anfang zunächst einen düsteren Gothic-Song vermuten ließe, sich aber auch im Verlauf als etwas direkter, weniger verträumt und finsterer entpuppt als so manch‘ ein anderes Lied aus dem Repertoire von ISGALDER.
Als Rausschmeißer erklingt dann noch 'Valkyrie', jener DARKTHRONE Coversong, den die Band bereits auf der CD-Version von The red Wanderer präsentierte. Auch hier finde ich es wieder unglaublich amüsant, wie Grimwald den Bezug zu ISENGARD herstellt, obwohl das Lied ja eigentlich von der anderen Fenriz-Band ist, hehe.Aber auch ich fand das genannte Projekt stets eine Spur faszinierender als DARKTHRONE (vor allem, wenn man den jetzigen Zustand der Band bedenkt… allerdings kann mich das „neue“ Werk von ISENGARD „Vårjevndøgn“ auch mal kreuzweise… was für eine sinnlose Verschwendung von Ressourcen und Lebenszeit)!

Zum Schluss möchte ich dann aber noch einmal ein paar Zeilen zur wirklich tollen Aufmachung schreiben: Der Silberling haust in einem schicken Digipak. Die Außenseite zeigt ein durchgehendes Motiv (Holzstich nehme ich an), zeigt auf der Vorderseite das Logo wie auch den Titel und unten eine Banderole, die sich über Vorder- und Rückseite zieht mit den Titeln der Lieder. Dazu gibt es noch ein eingestecktes 8-seitiges Beiheft mit Bildern des Auftritts, sowie dem Verweis zum offiziellen YT-Kanal ISGALDER‘s, auf welchem der Gig in voller Länge als Video verfügbar ist.

Insgesamt also eine mehr als lohnenswerte Angelegenheit!

Darbietungen:
01. Ishtro
02. Soaring Mountains
03. Funeral Fire
04. Der Fall der Wälder
05. Ulterior Worlds
06. Elder Wisdom
07. The red Wanderer
08. Empire of Ice
09. The Ravendale
10. Sirius Ablaze
11. Nether Rune
12. Valkyrie (DARKTHRONE Cover)

Laufzeit: ca. 71 Minuten

 



Review: Shores of Ladon - Witterung (CD, Sol Records - 2021)

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Lange musste die Anhängerschaft sich in Geduld üben, bis sich die deutsche Kapelle SHORES OF LADON im letzten Jahr endlich mit einem neuen Album zurück meldete. Witterung ist dieses betitelt und stellt das Ergebnis einer lang-jährigen Reise dar, in welches die Promo 2020 bereits einen - wenn auch kurzen - Einblick gewährte.
So erschien der direkte Vorgänger Eindringling bereits im Jahr 2013... doch war es seitdem keinesfalls still um die Horde aus dem Dunstkreis von Sol / Deviant Records, sowie Bleak Bone Mortualia, denn die Mannen sind, wie ja inzwischen bekannt sein dürfte, ziemlich umtriebig, was auch die Anzahl ihrer sonstigen (Musik-)Projekte belegt.


So ist neben diesem neuen Album auch gleich noch eine neue EP mit dem Titel Heimkehr veröffentlicht worden, um die es aber erst zu einem späteren Zeitpunkt gehen soll.
SHORES OF LADON führen auf ihrem neuen Album nicht nur in visueller Hinsicht den eingeschlagenen Pfad mit der Kunst von Albert Rieger fort, sondern überzeugen auch in musikalischer Hinsicht - und das auf ganzer Linie!
 
Am Stil hat sich nicht viel geändert, warum auch... zelebriert wird schnörkelloser Deutscher Black Metal mit einer gewissen heidnischen Nuance, natur-romantischer Nostalgie und einem träumerischen Gefühl von Heimatverbundenheit.
Die Texte sind wie immer (soweit mir bekannt) sehr persönlicher Natur und drehen sich umThemen wie Verzweiflung, dem Tod, Misanthropie, Satan als Sinnbild für den freien, entfachten Geist des Individuums, der in dieser schnell-lebigen Welt des Herdentieres Mensch keinen Platz hat und sein Heil in der Abgeschiedenheit der Natur sucht, bishin zu der Beschäftigung mit Sagen und Mythen.
Passand dazu finden auch einige eher genre-fremde Einflüsse ihren Weg in die Musik wie etwa Violinen ('Am Baume' oder auch 'Sirenen Sang'), die ihr Übriges zur mystischen Atmosphäre beisteuern. Der Gesang von St. erklingt wie gewohnt scharf wie Messerklingen und unfassbar kalt aus den Boxen und lässt beim geneigten Hörer auch den letzten Hoffnungsschimmer verglimmen.
Apropos Gesang: In 'Am Baume'werden SHORES OF LADON von gleich zwei Gastsängern unterstützt: Munin und Taaken. Und wo wir schon bei ODAL sind, darf auch erwähnt werden, dass die Violinen von A.D.D. beigesteuert wurden, welche (wie auch Taaken) ebenfalls noch bei WOLFSSCHREI aktiv ist, mit denen SHORES OF LADON anno 2020 eine Split veröffentlichten. Damit schließt sich dann wohl auch dieser Kreis.

Aber auch die grundsätzliche Instrumentalisierung auf Witterung lässt kaum Wünsche offen. Merkt man den Herren doch an, dass sie das, was sie tun aus tiefster Seele zelebrieren und ihre Instrumente beherrschen! So entstehen Melodien zwischen erhabener Atmosphäre, unglaublicher Tristesse und hasserfüllten Gedanken einer menschenfeindlichen Natur, die sich direkt durch die Ohren in die hintersten Hirnwindungen des geneigten Hörers schlängelt.

"Es lebt ein Gräuel im dichten Hain,
das ihr aus alten Sagen kennt.
Vom Oger hat man euch erzählt,
den man nur 'Menschenfresser' nennt"
 
Und wo wir schon bei Zitaten sind: Habe ich da ein kleines Sample aus einem recht beliebten Hörspiel vernommen, gen Ende hin?! hehe...

Fazit:
Mit Witterung ist den Herren von SHORES OF LADON abermals ein unglaublich dichtes Album geglückt, welches sich hinter dem schon grandiosen Vorgänger aus dem Jahr 2013 keinesfalls zu verstecken braucht, sondern den ureigenen Stil der Horde konsequent weiterführt und sogar noch um einige Nuancen verfeinert. Ich freue mich bereits jetzt auf die hoffentlich bald folgende Vinyl-Auswertung!

Zu diesem Werk reichen eigentlich nur zwei Worte: Moderner Klassiker - Kaufen!
 
 
Darbietungen:
01. Abgrund
02. Fliegengott
03. Am Baume
04. Der Flammentänzer
05. Sirenen Sang
06. Denkmal
07. Witterung
 
Laufzeit: ca. 49 Minuten
 
 


Review: Priestermord Tribut (MC, Astral Nightmare Productions - 2021)

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Irgendwann während des ausgehenden letzten Jahres veröffentlichte die Deutsche Underground-Schmiede Astral Nightmare eine ominöse Kassette, welche eine Tributzollung an die niedersächsische Kapelle PRIESTERMORD darstellt. Jene Band aus dem Dunstkreist von Dark Deister (u.a. NEBULAH, NORDSTURM und MEPHIR) war Zeit ihres Bestehens für mich der Inbegriff der stumpfsinnigen Lyrik und Musik, und stand somit ganz in der Tradition solcher Horden wie alte ABSURD oder auch der weitaus jüngeren Band DÄMONENBLUT.
Stumpf aber doch irgendwie sehr kvltig (oh ja, mit voller Absicht so geschrieben!) und so hat sich der Name dieser Kapelle mittlerweile in so manchen Kopf eingebrannt, wovon auch die eine oder andere Nachspielversion aus dem Underground zeugt.

Nun also mal ein komplettes Tribut-Album, warum auch nicht?!
Für den Fürst der Dunkelheit sind wir zu allem bereit wie die Kassette inoffiziell auch betitelt wird, prangt dieser Textauszug doch auf dem Cover, hält neun Lieder parat, die von neun nicht namentlich erwähnten dämonischen Kapellen neu interpretiert wurden, um Satan zu huldigen.

"Ihr verdammten Christenschweine
sollt jämmerlich verrecken!
Preiset Satan!
Wir behalten euch im Auge, passt bloß auf!"

Dies geschieht mit einiger Inbrunst und spürbarer Hingabe, auch habe ich den Eindruck, als ob hier auch Original-Mitglieder beteiligt waren, bei mindestens einem Beitrag. Ebenfalls glaube ich, mindestens zwei weitere beteiligte Horden identifiziert zu haben, vermag mich aus Respekt aber keinen Spekulationen hinzugeben.
Was die Neuinterpretationen jedoch allesamt gemeinsam haben: Sie sind erfrischend und verleihen den Liedern noch einmal eine gänzlich andere Dynamik, bzw. vermögen es, die Originale, die teilweise immerhin rund 30 Jahre auf dem Buckel haben, in die heutige Zeit zu transportieren - ohne dabei jedoch ihre räudige Essenz zu verwässern. Einzelne hier als Empfehlung auszusprechen, fällt hier zwar enorm schwer, da ich die Interpretationen der jeweiligen Horden durchweg für sehr gelungen halte, jedoch haben es mir 'Dämonentanz' und 'Hail Sathanas' besonders angetan!

Limitiert auf 100 Exemplare und soweit ich das überblicken kann, offiziell ausverkauft... wohl dem, der sich seine Kopie sichern konnte.

Durch und durch eine Veröffentlichung aus dem Untergrund für den Untergrund!


Darbietungen:
01. Priestermörder
02. Satans Rache
03. Könige der Nacht
04. Vernichtungsfeldzug
05. Dämonentanz
06. Endlösung
07. Terror, Tod und Teufel
08. Die Schlacht
09. Hail Sathanas

Laufzeit: ca. 26 Minuten

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