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Channel: Unholy Black Art Of Ritual
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Review: Hexenfluch - Aradia (LP, Dominance of Darkness Records - 2020)

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Nachdem Aradia, das Debüt-Werk der Horde HEXENFLUCH aus Bayern erstmalig im April dieses Jahres im Kassetten-Format das Licht dieser Welt erblickte, wurde es inzwischen auch auf CD und schließlich auf Vinyl ausgewertet... jeweils unter anderen Labels.
Wie verstrickt und eingeschworen der wahrhaftige Underground der heimischen Gefilde ist, zeigt sich hier ergo einmal mehr als deutlich.
Dabei handelt es sich bei den Protagonisten dieser Horde auch kaum mehr um allzu große Unbekannte innerhalb der "Szene".
Wie es um die Qualität dieses Debüts bestellt ist, lest ihr nun...



Wie erwähnt handelt es sich bei den Personen hinter jenem Projekt um keine unbekannten Gesichter. So dürfte dem geneigten Hörer gleich der markante Gesang von Krámpn, ehemals Aske, auffallen, der durch seine anderen Bands - vor allem DRUDENSANG und ALPGEIST - hinlänglich bekannt sein dürfte. Desweiteren beteiligt sind Fafnir (u.a. AASKEREIA, GJALDUR) am Bass sowie an den Tasten, Gitarrist Pestmeister Tairach (u.a. PESTNEBEL und ex-ECLIPSE - falls die noch jemand kennen sollte) und last but not least Athanassius von SILBERBACH am Schlagwerk.
Wenn man so will also ein All-Star-Projekt des Deutschen Untergrund-Black Metals... aber mit Star-Allüren hat das hier nun (glücklicherweise) wirklich nichts zu tun, denn HEXENFLUCH zelebrieren ihren Schwarzmetall mit viel Inbrunst und fühlbarer Hingabe...


Das Logo stammt aus der Feder des tschechischen Künstlers Moonroot, der auch schon für das Logo von ALPGEIST verantwortlich zeichnete. Dem Betrachter werden die Parallelen sicherlich nicht entgehen.
Mit dem Titel Aradia bezieht man sich indes auf die gleichnamige Göttin aus der römischen Mythologie, die die Tochter der Diana und des Luzifer. Sie wurde auf die irdische Welt gesandt, um die Lehren und das Wissen der Hexen zu verbreiten (nach Leland, 1899). Der Name hat im Neuheidentum, vor allem aber im Wicca-Kult noch andere Bedeutungen, jedoch gehen deren Wurzeln alle letztendlich auf Leland's Buch "Aradia, the Gospel of the Witches" zurück.

Mir liegt nun leider nur eine digitale Promo vor, zum Umfang der Veröffentlichung bzw. einem Beiheft kann ich daher nichts sagen. Auch kann ich nicht näher auf die Texte eingehen, falls dem Tonträger diese überhaupt beigelegt sind, da ja auch im Falle der ersten ALPGEIST CD Woidmythen lediglich Auszüge, bzw. der Text zum Lied 'Im Woid dahoam'abgedruckt war(en).

Die Musik jedoch kann sich hören lassen und präsentiert sich, wie man es bei einer solchen Besetzung erwarten darf, als äußerst kernig und erdig, kompromisslos und doch stimmungsvoll und atmosphärisch, ohne jedoch übertrieben oder aufgesetzt zu wirken (oder gar positive Stimmungen zu erzeugen).
Das Album umfasst sechs Lieder, wobei 'Hexensabbat'den thematisch stilsicheren Anfang macht und gleich einmal mit einem rituell anmutenden Trommelspiel beginnt, das mit nächtlichen Naturgeräuschen, geflüsterten Beschwörungen und einem einsetzenden Singsang unterlegt wurde, so dass man sich inmitten einer Mitternachtszeremonie eines Hexenzirkels wähnt.
Danach geht es auch gleich und ohne viele weitere Umschweife direkt über in einen urigen Black Metal, der mit seiner direkten, schroffen und grimmigen, gleichzeitig aber auch hymnischen Art gleich an die seligen Zeiten der Mitt-90er erinnert ('94 - '95). Die Musik zieht einen sofort in ihren Bann und offenbart dann auch bei genauerer Beschäftigung mit ihr ein paar sehr fein ausgearbeitete Details, vor allem im Zusammenspiel der Gitarre mit dem Schlagwerk.

Dieser Stil setzt sich auch in 'Hekate'fort, wenn mir dieses Stück auch etwas düsterer und eine Spur grimmiger in der Zelebrierung erscheint. Die Instrumente folgen hier größtenteils einem eher schleppenden Grundton, der eine totengleiche, zeremonielle und okkulte Stimmung in sich birgt und auch der eher fauchende Gesang tut sein übriges zur Atmosphäre dazu.
Damit spiegelt das Stück eigentlich genau das wider, was man von einem Lied erwarten dürfte, welches der Götting Hekate gewidmet ist.

Mit 'Hexenfluch' bleibt man dem zeremoniellen Stil zunächst weiter treu und lässt Stimmen von Hexen erklingen, die irgendwelche fremdartigen Zauberformeln, Bannsprüche und Flüche aufsagen. Begleitet von den unheilvollen Instrumenten vermag man es, dem geneigten Hörer hier tatsächlich den einen oder anderen Schauer über den Rücken zu jagen.
Der eigentliche Black Metal klingt dann aber auch wieder wesentlich aggressiver und grimmiger als beim letzten Lied. Er ist zuhauf im schnelleren Midtempo angesiedelt, zeigt sich im Verlauf aber alles andere als monoton, denn die vielen Details und Stimmungswechsel sorgen dafür, dass dieses mit über 10 Minuten Länge ausgestattete Stück grimmiger Tonkunst zu keiner Sekunde langweilig wird und sogar ganz im Gegenteil zu einem klaren Höhepunkt dieses Werkes wird.

'Beschworen'legt dann gleich ohne große Umschweife los und geht in die Vollen. Rasanter deutscher Schwarzmetall, ohne viele Kompromisse und Schnörkel. Doch lassen HEXENFLUCH auch bei diesem Stück die Atmosphäre nicht außer Acht und warten mit einigen Stimmungs- und Tempowechseln auf, die eine finstere und mystische Epik in das Geschehen bringen... die eingesetzten Chöre und Synths tun ihr übriges dazu - großartige Tonkunst, die durch den Dark Ambient lastigen abschließenden Part sogar noch eine recht triste und melancholische, aber auch sehr unheimliche Stimmung erhält!

Ähnlich kompromisslos geht man auch in 'Dornen des Todes'zu Werke, und fast ist es schon schade, dass es sich hier bereits um das vorletzte Lied handelt. Wie auch in den anderen Titeln vermag ich nicht, viel mehr als einige Schlagwörter und Satzfragmente heraus zu hören.
Doch was ich zu verstehen vermag, erzählt von okkulten Riten, Blutopfern und längst vergessenen heidnischen Bräuchen, die Kulte auch heute noch im Verborgenen praktizieren mögen.

Das Finale von Aradia wird dann schließlich mit dem Lied 'Schattenwelten'eingeleitet... wie bereits in 'Hexensabbat'wird hier von Anfang an ganz klar dem Mitt-90er Jahren gehuldigt, was sich auch im dominanteren Einsatz der Keyboards erkennen lässt, die hier noch einmal wesentlich präsenter zu sein scheinen, als noch auf den anderen Stücken. Ansonsten geht es hier eher ungezähmt und wild zur Sache, bis zur Mitte hin ein atmosphärischer und akustischer Part einsetzt, der dann wiederum in einen erhabenen, gleichzeitig aber auch düsteren Black Metal übergeht. Der Gesang von Krámpn ergeht sich hier zum Ende hin gar in Raserei bis hin zur Hysterie. Absolut krank und perfekt zu einem solchen Werk passend!
Der eingebaute Ausklang bietet dann ein paar instrumentale Anleihen an den okkulten Black / Doom, unterlegt mit Naturgeräuschen und dem Knistern von Lagerfeuern und Fackeln.

Fazit:
Natürlich bin ich an das Debüt von HEXENFLUCH mit hohen Erwartungen heran gegangen. Diese darf man bei den Protagonisten hinter diesem Projekt aber auch haben, meiner bescheidenden Meinung nach... und was soll ich sagen?! Enttäuscht wurden diese nicht, eher ganz im Gegenteil sogar voll und ganz erfüllt und stellenweise gar etwas übertroffen, da es doch Passagen auf Aradia gibt, die mich wirklich überrascht haben.
Unterm Strich handelt es sich bei HEXENFLUCH um ein grandioses Vorhaben, von dem ich hoffe, dass es noch einige Zeit Bestand hat, denn mit ihrem Debüt scheint die Horde noch längst nicht alles erzählt zu haben...
Das Werk erschien zum einen als auf 66 Stück limitierte Kassette unter dem Banner von Narbentage Produktionen (bereits restlos ausverkauft). Für eine Auflage auf CD zeichnete Astral Nightmare Productions verantwortlich, während Dominance of Darkness Records das Album auf Vinyl im Gatefold-Cover auflegten, welches es wahlweise in schwarz (200 Exemplare) oder rot (100 Exemplare) zu ergattern gibt.

Mystischer Deutscher Black Metal wie er sein sollte... großartige schwarze Tonkunst! Bleibt zu hoffen, dass HEXENFLUCH noch eine etwas längere Zukunft beschert ist, denn ich habe den Eindruck, als wäre mit Aradia noch längst nicht alles gesagt...


Darbietungen:
A-01. Hexensabbat
A-02. Hekate
A-03. Hexenfluch
B-04. Beschworen
B-05. Dornen des Todes
B-06. Schattenwelten

Laufzeit: ca. 43 Minuten




Review: SorgSvart - VikingTid og AnArki (CD, Einheit Produktionen - 2008)

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Sehr kriegerisch-entschlossen geht es auf diesem Werk von Einzelkämpfer Sorg vonstatten, kennt der Norweger doch keine Kompromisse, wenn es um seinen Hass auf alles Autoritäre und den Menschen Einschränkende geht, während auf der anderen Seite sehnsüchtige Lobeshymnen auf die Freiheit zum Besten gegeben werden.
VikingTid og AnArki ist nach Fortapt fra verden i vakkert selvmord das zweite Album des Mannes aus der Region Hagland, welcher seine Musik denn auch passend als „Haglandsmetall“ bezeichnet.



Ein Stoß wie aus einem Kriegshorn leitet das Album ein, ruft auf zum Kampfe. Doch haben wir es hier keineswegs mit Black Metal der aggressiven Sorte zu tun, sondern vielmehr mit kämpferischen Melodien und Hymnen, die voranschreitend und beflügelnd wirken, und die geprägt sind von einer Art heiteren und zugleich grimmigen Entschlossenheit.

Grimmige Fröhlichkeit - mit diesem Begriff würde ich die Musik von SORGSVART beschreiben. Man ist bereit in die Schlacht zu ziehen, doch statt von Hass und Wut zerfressen zu sein, setzt man ein wölfisches Grinsen auf und greift trunken vor Kampfeslust nach seiner Axt. Wenn man schon in den Krieg marschiert, warum dann nicht mit einem Lächeln auf den Lippen?


Die Grenzen zum Pagan bzw. Folk Metal werden auf VikingTid og AnArki immer wieder überschritten, einige Stücke sind kaum noch dem Black Metal zuzuordnen. Dies jedoch ruft eine gewisse heidnische Atmosphäre hervor, einschließlich Bilder vorchristlicher Krieger, gewandet und bemalt in den unterschiedlichen Farben ihrer Stämme. Keine schwarzen Okkultisten, sondern farbenprächtige Wikinger...

Die heidnischen Klänge werden zudem von entsprechenden Instrumenten wie Maultrommeln und Flöten unterstützt, und neben den Black Metal-Growls ertönt auch sehr oft ein klarer Gesang, welcher vielstimmig eingesetzt wird und an schlachterprobte Kriegschöre erinnert.
Man mag zurecht einwerfen, dass die Melodien an der einen oder anderen Stelle allzu fröhlich ausfallen, doch muss ich da an rituelle Kriegstänze mit Schwert und Axt denken – Kämpfer, die sich in Rage tanzen, so wie es die Berserker und Wolfskrieger taten.

Sehr passend meiner Meinung nach auch die Keyboard-Arrangements, die doch ein gewisses 90er-Jahre-Flair aufkommen lassen und an GEHENNAs First Spell oder DIMMU BORGIRs For all tid denken lassen.
Zuweilen wirkt die Vielfalt dieser Musik ein wenig chaotisch, da SORGSVART weit entfernt von Monotonie agieren, doch im Großen und Ganzen fügt sich alles immer wieder auf passende Weise zusammen, sodass selbst mir – der ich doch ein großer Freund von schwarzmetallischer Monotonie bin – die mannigfachen Abwechslungen auf VikingTid og AnArki Freude bereiten.

Ein guter Vergleich an dieser Stelle ist das bekannte ‚In der Halle des Bergkönigs‘ von Edvard Grieg. Auch dieses Stück ist irgendwo fröhlich, aber zugleich auch bedrohlich und dunkel, und genauso empfinde ich beim Hören von SORGSVART. Es gibt sogar ein Lied – ‚Bleivikmaen Ein Haglandsfaen‘–, dessen Intro an marschierende Trolle erinnert, und das tatsächlich sehr nach Grieg klingt.

Das erwähnte Stück ist im Übrigen einem verstorbenen Freund oder Verwandten Sorgs gewidmet, gleiches gilt für das Lied ‚Hedersmann‘. Im Booklet wird zudem noch ein anderer Toter erwähnt, dessen Lebensdaten mit 2000-2007 angegeben sind; es handelt sich also um ein Kind, aber näher wird darauf nicht eingegangen.

Überhaupt enthält das Beiheft viele persönliche Aussagen des Künstlers, hauptsächlich Hasstiraden gegen Dinge, die ihm zuwider sind: Religion, Kapitalismus, Staaten, Militär, Polizei und dergleichen. All diese Institutionen und Weltanschauungen dienen Sorgs Ansicht nach nur dazu, den Menschen zu unterdrücken und ihm seine Freiheit zu nehmen – nicht umsonst prangt im Logo von SORGSVART das Anarchie-Symbol, vom Titel des vorliegenden Albums ganz zu schweigen.
Passend zur Thematik auch das Stück ‚Opp Kamerad!‘, bei dem es sich um eine Ballade handelt, die von der Sehnsucht nach Freiheit spricht und zugleich zur Revolution aufruft.

Aber auch traditionsbewusste Themen lassen nicht missen – so wird in ‚KråkAviso‘ ein altes norwegisches Märchen aufgegriffen, in welchem es um einen Mann geht, der sich auf die Krähenjagd begibt. Genauer kann ich leider nicht auf diese Geschichte eingehen, gebraucht Sorg in seinen Texten doch häufig Begriffe, die den meisten Online-Übersetzern Probleme bereiten, sodass mir die entsprechenden Übersetzungen nur fragmentarisch vorliegen – möglicherweise enthalten die Lyrics irgendeinen Dialekt aus Hagland, der vom „Standard-Norwegisch“ abweicht - etwa so, als wenn deutsche Bands bayerische Texte benutzen; aber wirklich sagen kann ich es nicht...

Wie dem auch sei – insgesamt gibt man sich lyrisch sehr kriegerisch, im Gegensatz zum Vorgänger Fortapt fra verden i vakkert selvmord, bei dem auch das ein oder andere depressive Thema aufgegriffen wurde (die entsprechende Rezension gibt es >>hier<<).


Fazit:
Ich kann verstehen, wenn es Hörer gibt, denen die Musik von SORGSVART zu fröhlich ist. Auch sind die Pagan Metal-Einflüsse so groß, dass das Schwarzmetallische immer wieder in den Hintergrund tritt. Ich selbst bin kein großer Freund von frohsinniger Musik, aber SORGSVART haben etwas, dem ich mich nur schwerlich entziehen kann. Der Vergleich mit ‚In der Halle des Bergkönigs‘ erscheint mir sehr passend – nichts greifbar Düsteres, aber dennoch steckt da irgendetwas in der Musik, das alles andere als spaßig klingt...
Ansonsten sei das vorliegende Album all denen empfohlen, die am erbaulich-kämpferischen Heidentum Freude empfinden. Die ein oder andere Melodie kann grimmig mitgesummt werden, und es ist beinahe schon unterhaltend zu nennen, wenn man auf all die vielen Facetten dieser Musik achtet - wie gesagt, hier und da kommt es etwas chaotisch rüber, da wirklich viel Abwechslung in die Lieder gepackt wurde, aber vielleicht erkennt der geneigte Hörer bzw. Hörerin darin auch das Genie des Künstlers...

Entschlossen und wild, kriegerisch und voller Heidentum – eine nicht ganz gewöhnliche Mischung aus Black und Pagan Metal!


Darbietungen:
01. VikingTid og AnArki
02. VikingTid og AnArki instrumental
03. Hedersmann
04. Trøst
05. Bleivikmaen Ein Haglandsfaen
06. Opp Kamerad!
07. KråkAviso
08. UnderlightVidunderlight


Laufzeit: ca. 60 Minuten



Review: Asenheim - Runa (CD, Hammerbund - 2019)

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Bevor ich mich demnächst dem neuen Voll-Album der von mir sehr geschätzten Horde ASENHEIM mit dem Titel Der Geist des Waldes widme, möchte ich mein Augenmerk doch noch einmal ein wenig in die Vergangenheit richten... denn Ende letzten Jahres erschien nicht nur das bereits von mir versprochene letzte Album Der Geist des Krieges, sondern auch eine EP mit dem Titel Runa, die von Knochensang und mir bisher schräflich vernachlässigt wurde - wobei ich die CD bereits seit einiger Zeit in meinem Besitz weiß...





Dass das Duo um Gründer Tiwaz äußerst produktiv sein kann, ist ja nun kein Geheimnis... schließlich erschienen allein im letzten Jahr sowohl die Alben Tristan - Das Ende einer langen Reise und das bereits erwähnte Der Geist des Krieges, als auch das lange Zeit unveröffentlichte Nachtheim, welches in Eigenregie und in digitaler Form via Bandcamp das Licht der Welt erblickte.
Desweiteren brachte das kleine Label Medieval Werewolf Antiquarium aus Albanien eine streng limitierte Wiederveröffentlichung der ursprünglich 2012 erschienen EP Sehnsucht auf CD(r) hervor, die das Original-Werk noch um ein paar Bonus-Lieder aufwertete und in zwei verschiedenen Cover-Varianten daherkam.
Zu beiden Erstgenannten brauche ich wohl keine weiteren Worte mehr zu verlieren, wer einmal einen Blick in die entsprechenden Rezensionen geworfen hat, wird meine Einstellung zu diesen Werken kennen und wer mich näher kennt, wird auch wissen, dass gerade Tristan mich sehr berührte und auch persönlich durch eine schwere Zeit half... beides sind, wenn auch eigentlich grundverschieden, für mich absolute Meisterwerke...
Was nun Runa betrifft, so handelt es sich hier um eine fünf Lieder umfassende EP, welche zunächst im September 2019 als digitaler Inhalt veröffentlicht wurde, später aber noch eine Auswertung auf CD erfuhr. Verantwortlich dafür zeichnet die Tonschmiede Hammerbund. Die Aufmachung wirkt edel und das 8-seitige Beiheft wartet mit allen Texten, sowie einigen kurzen Informationen und Illustrationen auf. Auch erkennt man hier wieder, dass sich das Duo perfekt ergänzt, denn während Tiwaz hier für alle Saiten- und Tasten-Instrumente, wie auch den Gesang, die Lyrik und das Songwriting verantwortlich zeichnet, übernimmt Valfor die Trommel, sowie die komplette Produktion. Das Frontcover ist ein Ausschnitt aus Emil Doepler's "Semnonenhain" (um 1905), ein Künstler, der sich zu Lebzeiten auch gerne Darstellungen aus der nord-germanischen Sagen- und Götterwelt annahm.

Was die Musik anbelangt, so bekommt der geneigte Hörer natürlich den typischen ASENHEIM-Klang geboten... man hört den Liedern an, dass sie in einer Session zusammen mit den Liedern des Der Geist des Krieges-Albums entstanden. Jedoch entschied man sich bewusst dafür, sie separat zu veröffentlichen und nicht etwa als Teil oder gar Bonus-Inhalt zu jenem Album.
Warum, wird einem auch schnell beim hören klar werden: Denn die Stimmungen der Lieder sind doch wieder gänzlich anders, ausgefallen und wollen im direkten Vergleich nicht so wirklich zu dem eher düsteren bis finsteren, kämpferischen Treiben des Albums passen.
Runa steht ganz im Zeichen germanischer Folklore und Sagenwelten, passend dazu präsentiert sich die Musik zuhauf sehr sphärisch und träumerisch, was sich am deutlichsten in dem Stück 'Germania'zeigt, welches für mich auch den absoluten Höhepunkt dieser CD darstellt und daher wohl auch nicht ganz umsonst in der Mitte platziert wurde. Aber der Reihe nach...

Eingeleitet wird die CD durch das Titel gebende Stück 'Runa'. Kaum zu glauben, aber dieses hat in seiner Urform bereits mehr als ein Jahrzehnt auf dem Buckel. Tiwaz arrangierte es jedoch gänzlich neu und so entstand hier eine mitreißende Pagan Black Metal-Hymne, die voller Inbrunst vorgetragen wird und eine Atmosphäre von stolzer Anmut atmet, aber auch voll einer nicht zu benennenden Sehnsucht und einer tiefen Melancholie steckt... die Keyboards und eingesetzten Samples werten die dichte Stimmung noch zusätzlich auf und schon nach diesem ersten Lied dürfte klar sein, dass ASENHEIM den geneigten Hörer einmal wieder voll und ganz für sich eingenommen haben.
Die Interpretation des Textes wird hier wieder einmal jedem selber überlassen, ist er doch auf mehrere Arten zu deuten.

Weiter geht es mit 'Utgard'. Der Abstieg in die Unterwelt erweist sich in textlicher Hinsicht als ein persönlicher Werdegang des Protagonisten und könnte in der Hinsicht auch für seine Zuwendung zum Black Metal stehen. Die Abkehr von der falschen Welt der Menschen, die nur oberflächlich betrachtet Freude und Licht in sich birgt, hinein in die selbst erwählte Isolation und Dunkelheit, in der das Individuum jedoch zu gedeihen vermag und der Geist erst das wahre Licht, die wahre Bedeutung der Existenz zu erfahren vermag. Doch auch dies ist nur eine Interpretation meinerseits und der gegenüber stehen wahrscheinlich noch andere.
Musikalisch gesehen zeigt man sich hier direkter und weniger atmosphärisch, aber nicht weniger hymnisch.

Mit 'Germania'folgt dann schließlich der Höhepunkt des Werkes, jedenfalls meiner Meinung nach. Beginnend mit klar gestimmten Gitarren und träumerischen Keyboards, geht es schnell in ein hymnisch getragenes Zusammenspiel von Schlagwerk und verzerrten Gitarren über. Der wieder sehr grimmige Gesang bildet einen wohligen Kontrast zu den sehr erhaben und episch agierenden Instrumenten, wirkt jedoch zu keiner Zeit deplatziert. Das liegt vielleicht nicht zuletzt an der lyrischen Thematik, die ihrerseits selbst einen Traum des Protagonisten zu beschreiben scheint:
Sie beschreibt einen Wanderer im Wald, der auf die Statue der Göttin Germania trifft und infolge seine Gedanken beschreibt.

"Ich werde nie vergessen
den Tag als ich sie traf
Eine Gestalt aus Stein
Jahrhunderte im Schlaf

Verborgen in den Wäldern
gänzlich von Moos bedeckt
Doch blitzt die kalte Klinge
die einst von Blut befleckt
//...//
Germania
Der Himmel steht in Flammen
Germania
Du weißt, woher wir kamen
Germania
Hallt der Ruf durch's Schlachtenfeld
Germania
Bis ans Ende dieser Welt"

Er beschreibt seine Liebe zu ihr und schließlich erwacht Germania zu neuem Leben, nur um bittere Tränen zu vergießen, als ich erkennt, zu was die Menschen ihr einst so stolzes Reich gemacht haben.
Natürlich hat das nun einen ziemlich patriotischen Charakter, aber daraus hat Tiwaz ja auch nie einen Hehl gemacht, und wer da nun irgendetwas Politisches hineininterpretiert, dem ist wohl auch nicht mehr zu helfen. Vielmehr stellt 'Germania'einen Lobgesang auf die wirklichen Wurzeln unseres Landes dar. Ein Gefühl von Stolz und Anmut, Verbundenheit zur Vergangenheit und ehrfürchtiger Ergriffenheit... Emotionen, die mich auch einnahmen, als ich das erste Mal vor dem Hermannsdenkmal stand und nach oben gen Himmel blickte...
Und ähnlich andächtig wie das Stück begann, so endet es auch wieder. Eine großartige Darbietung!

"Unsere stolze Königin,
Mutter immerdar,
Valkyrja, Teutonia, Germania!"

Mit 'Grabgesang'erwartet den Hörer abermals ein sehr andächtiges und getragenes Stück atmosphärischen Black Metal, welches in textlicher Hinsicht abermals einige biographische Elemente mit einer morbiden Liebesgeschichte verbindet, die vielleicht in den Augen derer, die zerfressen sind von zivilisierten, christlichen Werten und Normen, krank und durchaus verstörend wirken dürfte, und letztendlich kein gutes Ende nimmt - letztendlich aber einen sonderbar tröstlichen Charakter inne hat, der mich tief im Innersten berührt.
Doch auch hier sind der Fantasie des geneigten Hörers, der gewillt ist, sich mit den Texten ernsthaft auseinanderzusetzen, keine Grenzen gesetzt und die Interpretationsmöglichkeiten vielfältig.

"Was am Ende von dir bleibt, ist Asche für die Ewigkeit
Im Feuer meiner Seele sind wir endlich frei
Es ist ein kleiner Funke, der uns're Welt entfacht
In einem Fegefeuer tanzen wir durch diese Nacht"

Als letztes erklingt 'Lord of the Abyss', bei dessen Klangbild sich Tiwaz bewusst an älteren Sachen von ASENHEIM orientiert hat, denn eigentlich handelt es sich bei diesem Stück um eines neueren Datums. Der Stil ist daher auch bewusst rauer gehalten, als es noch auf den vorherigen Liedern der Fall war. Der ausklingende Part mit Klavier, Chor-Samples und Dungeon Synth-Anleihen ist hier besonders hervorzuheben, da er perfekt das wiedergibt, was am Ende des Textes mit dem Protagonisten geschieht. Er wird von Jörmungsgand (Jörmungandr) in die endlosen Tiefen gerissen und wird von ihr in die Unendlichkeit geleitet... könnte es einen besseren Abschluss geben?
Wohl kaum...

Fazit:
Und wieder einmal vermögen es ASENHEIM auf ganzer Linie zu überzeugen! Runa ist ein Werk geworden, welches zwischen träumerischeren Atmosphären, heidnisch angehauchtem Schwarzmetall und purer Finsternis umherwandelt.
Somit stellt dieses Kleinod auch mehr dar, als einen bloßen Lückenfüller, der die Wartezeit zum nächsten großen Album Der Geist des Waldes verkürzen sollte, welches - wie ich heute gesehen hatte - ja bereits im Juli als digitale Version offiziell veröffentlicht wurde.
Ich kann also jedem eigentlich nur dazu raten, sich diese CD zuzulegen, vor allem jedem, der schon mit den letzten Werken der Horde etwas anzufangen wusste.
Zu lange zögern sollte man allerdings nicht, denn schließlich hat das Werk bereits ein gutes Jahr auf dem Buckel und ist auf gerade einmal 200 Exemplare limitiert.
Also ran an das Teil und sich am besten gleich an ASENHEIM oder aber auch Hammerbund wenden!

Ein grandioses Meisterwerk heidnisch geprägter Schwarzmetall-Tonkunst!


Darbietungen:
01. Runa
02. Utgard
03. Germania
04. Grabgesang
05. Lord of the Abyss

Laufzeit: ca. 33 Minuten



Review: FrostSeele - Mondsüchtig (CD, Self Mutilation Services / Razed Soul Productions - 2013)

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Da ich ein großer Fan des 2012 erschienenen Debüt-Albums PrækΩsmium der baden-württembergischen Ein-Mann-Band FROSTSEELE bin, machte ich mich vor kurzem daran, mir die MCD Saat der Sterne zuzulegen, und diese hier nun zu besprechen.
Besagte Mini-Disc erschien ein Jahr nach PrækΩsmium, welches bisher das einzige Album der Band ist. Enthalten sind drei Lieder, die auf eine gute halbe Stunde Spielzeit kommen. Dabei bleiben FROSTSEELE ihrem Stil treu und zelebrieren Black Metal der atmosphärischen Art, begleitet von ruhigen Akustikgitarren und zuweilen auch von melancholisch angehauchten Geigenklängen.


Allen drei Liedern ist eine ähnliche Vielschichtigkeit und Songstruktur zu eigen, sodass es beim reinen Hören kaum auffällt, wenn ein Titel den anderen ablöst. Die angestrebte Atmosphäre bildet also einen Teil des Gesamtkonzepts und wird durch verschiedene musikalische Spielarten erreicht: So finden sich auffallend viele und lange Akustik-Parts wieder, hier und da unterstützt von dezenten Synthesizer-Tönen im Hintergrund. Der Gesang ist teils krächzend (aber überwiegend gut verständlich), oder wir haben es mit klar gesungenen Worten zu tun. Auch vernimmt man bisweilen ein Flüstern – auf diese Weise wird etwa ein komplettes Gedicht von Johann Wolfang von Goethe rezitiert.


Den Anfang macht das äußerst Melodie getragene Stück ‚(Gebär)Mutter Erde‘, welches zunächst eine gemächliche Eröffnung findet, dann aber in kraftvollen Black Metal übergeht. Im weiteren Verlauf finden ein steter Wechsel zwischen ruhigem Akustik-Spiel und schnellem Schwarzmetall statt, auch der Gesang variiert zwischen den oben erwähnten Vortragsarten.
Der Titel des Liedes weist bereits auf die Thematik hin, es geht um Mutter Erde. Der Text ist dabei durchsetzt von einer gewissen Trauer und auch Wut, beschreiben die Lyrics doch die grausame Art, wie der Mensch mit seiner Heimat – der Natur – umgeht. Einzelheiten werden dabei nicht genannt, da ohnehin wohl jeder weiß, welchen Schaden unsere Spezies unserem Planeten bereits angetan hat und noch immer antut. Äußerst depressiv wird hier der Zustand der Erde beschrieben:

„Dein Körper blass und trüb
Dein Reich aus grauen Bauten
Dein Refugium umschlossen von Menschenhand
Fast erdrückt von der selbstgesetzten, zu schnell gesprossenen Saat.“


Mit einer ähnlichen Thematik befasst sich auch der Text des letzten Liedes, weshalb ich dieses an dieser Stelle vorziehen möchte.
‚Eine neue Welt‘ spricht von den negativen Seiten der menschlichen Lebensweise, prangert sowohl die Gier und Streben nach Macht an, sowie auch die rasende Geschwindigkeit des Fortschritts, mit der niemand von uns mitzuhalten vermag:
„Stetiger Fortschritt durch Überflutung von
Für einen Menschen nicht geschaffene
Flut an Informationen
[...]
Verblendet von Gier und Macht und Streben
Erkennt man nicht das Unvermeidliche:
Dass wir dann doch die letzten sind!“


Musikalisch kommt dieses Lied zunächst sehr beruhigend daher, der Gesang ist klar, fast entspannend und wird von einer Akustikgitarre begleitet. Erst ab der Hälfte etwa setzt der Black Metal ein, wobei im Hintergrund weiterhin die Akustiktöne zu vernehmen sind, ebenso das leise Spielen einer Geige.

Mein Favorit unter den drei Tracks jedoch ist ganz eindeutig das Stück ‚Mondsüchtig‘. Zur instrumentalen Umsetzung muss ich kaum etwas sagen, unterscheidet es sich doch nur geringfügig von den Arrangements der beiden anderen Lieder. Auffällig hier jedoch die Regen- und Donnersamples, die etwa in der Mitte des Titels einsetzen. Der Synthesizer erschafft zudem eine fast träumerische Atmosphäre, und dann wird plötzlich Goethes „An den Mond“ rezitiert. Ein wunderschönes Gedicht, was sich passend zum restlichen Text des Liedes einfügt.
Denn hier geht es nicht um die Schlechtigkeit des Menschen, sondern um eine Liebesbekundung an unseren Erdtrabanten. Über den Mond ist schon immer viel geschrieben und gesungen worden - und wer uns vermag es schon, sich seiner dunkel-romantischen Aura zu entziehen? Und so widmen auch FROSTSEELE ihm ein eigenes Lied, aus dem hier noch ein abschließendes Zitat wiedergegeben werden soll:

„Mein einziger Trost bist du, Mond
Deine Haut voll Makel und trotzdem unvergleichlich schön
Deine Unantastbarkeit, deine schiere Unsterblichkeit
Verwandeln mein Leben in einen Augenblick des Friedens“

Fazit:

Textlich bin ich sehr angetan von dieser MCD, und auch musikalisch weiß ich FROSTSEELE durchaus zu schätzen. Was mich an Saat der Sterne ein wenig stört, ist die immer wieder aufkommende Langatmigkeit der akustischen Momente. Insgesamt erscheint mir alles zu ruhig, ein wenig mehr Black Metal wäre nicht verkehrt gewesen... Ansonsten aber ein schönes kleines Werk, das jetzt nicht die absolute Offenbarung darstellt, aber für Freunde des atmosphärischen Black Metals sicherlich kein Fehlkauf ist.

Ruhig, tiefgründig, von in sich gekehrter Melancholie geprägt – ein schwarzmetallisches Kleinod der nachdenklichen Art.

Darbietungen:
01. (Gebär)Mutter Erde
02. Mondsüchtig
03. Eine neue Welt

Laufzeit: ca. 30 Minuten



Vorab-Review: Alpgeist - Bergteufel und Waldgeister (CD, Dominance of Darkness Records - 2020)

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Mit Bergteufel und Waldgeister werden die Deutschen ALPGEIST aud dem Alpenland demnächst ihr zweites Werk veröffentlichen. Dieses Mal unter dem Banner von Dominance of Darkness Records, während das Debüt Woid Mythen noch über Black Blood Records erschien.

Wie das kommende Werk werden wird, und wie es einzuschätzen sein wird, versuche ich nun zu ergründen...





Das Trio ALPGEIST wurde im Jahr 2017 von Krámpn (u.a. DRUDENSANG und HEXENFLUCH), Grant und Grond (u.a. LOST LIFE und OSCULT) gegründet und brachte im letzten Jahr eine erste EP mit dem Titel Woid Mythen, welches der Herkunft der drei Herren entsprechend komplett in bayrischer Mundart vorgetragen wurde. Auch thematisch setzte sich das Werk mit der durchaus düsteren Sagen- und Mythenwelt des Freistaates Bayern auseinander. Eine ausführliche Besprechung der CD lässt sich >>hier<< nachlesen.


Was nun Bergteufel und Waldgeister anbelangt, so handelt es sich hier ebenfalls um eine EP, welche dieses Mal jedoch keine drei Lieder umfasst, sondern lediglich mit einem einzigen Stück aufwartet.
Dieses wartet dann auch mit einer stolzen Gesamtspielzeit von 20 Minuten und 30 Sekunden auf (was unterm Strich noch einmal gut fünf Minuten mehr ausmacht, als die vorherige Veröffentlichung...).
Bevor sich nun aber bereits die ersten abwenden, und sich auch zu recht fragen werden, ob ein solches Unterfangen überhaupt gelingen kann, möchte ich doch einmal sagen, dass es sich hier um einen dieser seltenen Fälle handelt, bei denen es einer Band tatsächlich gelingt, den geneigten Hörer zu jeder Sekunde mitzureißen. Durchhänger sucht man hier vergeblich und auch Langeweile kommt in Bergteufel und Waldgeister zu keinem Zeitpunkt auf.

Das Trio versteht sein Handwerk, bietet Atmosphären, die einerseits hymnisch-erhaben, ja sogar irgendwie "überirdisch" (entschuldigt den Ausdruck, mir fällt nur einfach kein passenderer ein... wer sich selbst diesen Klängen hingibt, wird aber sicherlich verstehen, was ich mit dieser Umschreibung meine - Anm.) klingen, gleichwohl aber etwas absolut Mystisches und Finsteres in sich birgen, die etwas Uraltes und Böses heraufbeschwören, welches versteckt in den stolzen, aber kargen Landschaften der Alpen und tief verborgen in den schwarzen Schatten der dichten Wälder, die sie umgeben, liegt.
Um diese Atmosphären zu erzeugen, bedient sich die Horde auch einer etwas anderen Gangart, als noch auf dem Debüt. Wobei ich hier jetzt nicht von einem Stilwechsel sprechen möchte, sondern damit eher darauf hinaus möchte, dass dem eigentlichen Black Metal-Anteil, der hier wie auch auf Woid Mythen grimmig, stolz und voll kalter misanthropischer Erhabenheit nur so strotzt noch ein zusätzliches atmosphärisches Element hinzugefügt wurde: So lassen sich hier auf dem neuen Werk doch allerlei rituelle Passagen wie auch Dark Ambient, wie etwa sphärische Tastenklänge, und wenn ich mich nicht irre, sogar Glocken und Triangeln ausmachen. Auch geisterhafte Chöre lassen sich hier und da ausmachen und verleihen dem Geschehen etwas Besonderes... ja, man erhält regelrecht den Eindruck, als erklinge die Musik von 'Bergteufel und Waldgeister'direkt von den Bergen, oder den dichten Wäldern der nebelverhangenen einsamen Naturlandschaft der Alpen, deren nächtliche Gestalten unerkannt durch die Nacht huschen und Jagd auf jene Menschen machen, die es wagen, ihr Reich zu betreten und ihre Heiligtümer mit ihrer bloßen Anwesenheit zu entweihen...

Fazit:
Zuzugeben, eine recht kurze Besprechung, die ich hier verfasst habe, was jedoch absolut nichts über die Qualität von Bergteufel und Waldgeister aussagen soll! Ganz im Gegenteil sogar, ist es in diesem Falle doch sehr angebracht, nicht allzu viele Worte über dieses Kleinod deutscher Schwarzmetall-Tonkunst zu verlieren, da sich die eigentliche Stimmung dieses Werkes doch recht schlecht beschreiben lässt, da sie gerade derart vielfältige Facetten besitzt. Eine Atmosphäre also, die am besten jeder geneigte Hörer an sich selbst erfahren sollte, denn eines ist klar: ALPGEIST haben hier ein durch und durch mitreißendes Werk geschaffen, das einen von der ersten bis zur letzten Sekunde zu fesseln vermag - ja, es sogar versteht, den Hörer ganz und gar für sich zu vereinnahmen und ihn auf eine geisterhafte Reise in die Welt der Mythen und der volkstümlichen Schauermär zu entführen...
Das Werk besitzt einfach dieses gewisse Etwas... etwas, was nur sehr wenigen Horden vergönnt ist, zu erschaffen und innerhalb ihrer Musik zu transportieren - und schon gar nicht innerhalb eines einzelnen Liedes... dies macht Bergteufel und Waldgeister nicht nur zu einem fulminanten Beitrag aus den schwärzesten Tiefen des Deutschen Undergrounds, sondern auch zu wahrer Kunst!
Die CD erscheint am 1.10.2020 in einem Digipak unter dem Banner von Dominance of Darkness Records, ein regelmäßiger Blick in den Online-Shop der Schmiede lohnt sich also...

P.S.: Sobald von offizieller Seite eine Art Promo-Teaser oder sonstiges Video hochgeladen wird, werde ich das hier einbetten.

ALPGEIST haben mit ihrer neuen EP in jeder Hinsicht etwas Besonderes und Außergewöhnliches geschaffen... ein Deutsches Black Metal-Meisterwerk durch und durch!
Meiner Meinung nach nicht einfach nur empfehlenswert, sondern ein Must-Have, welches man definitiv in seine Sammlung aufnehmen sollte!


Darbietungen:
01. Bergteufel und Waldgeister

Laufzeit: ca. 20 Minuten


Review: Wrang - Demo 2015 (Digitaler Inhalt, Dominance of Darkness - 2020)

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Die Jungs aus Utrecht in den Niederlanden melden sich zurück – wenngleich auch nicht mit neuem Material, sondern mit der Wiederveröffentlichung ihres Demos von 2015.

Bislang war mir nur ihr bisher einziges Album Domstad Swart Metael bekannt, welches durchaus meinen Gefallen gefunden hat; nun aber widmen wir uns älteren Stücken zu – wenn man denn bei fünf Jahren von „älter“ sprechen kann...




Die drei Musiker Valr, Galgenvot und Mercur legen dann auch gleich auf brutale Weise los: Dunkle und intensive Riffs, getragen von einer militant anmutenden Atmosphäre -‚Armia Krajowa‘ ist Polnisch für „Heimatarmee“, und entsprechend martialisch kommt dieses Stück auch daher. Immer wieder sind marschierende Soldaten und Panzer zu hören, während detonierende Schüsse oder Explosionen den Ausklang bilden.

Leider liegen mir die Texte nicht vor, sodass ich keine Aussage zur Intention des Liedes machen kann: Worum geht es? Um Geschichte? Politik? Ich weiß es nicht. Interessant in jedem Fall, dass die Lyrics hier auf Polnisch gehalten sind (möglicherweise handelt es sich um eine Cover-Version?), während wir uns auf dem restlichen Demo an der niederländischen Sprache erfreuen können.


Mir rasender Geschwindigkeit geht es auf ‚Bestand in Onbestand‘ weiter. Erinnert mich stellenweise an DARK FUNERAL, im weiteren Verlauf an die Franzosen von ACEDIA MUNDI – denn die Gitarren werden mit Fortschreiten des Liedes immer schneller und kreischender, die Atmosphäre wächst ins Krankhaft-Verstörende… zwischendurch ertönt dann ein Pogo-Beat, dem anschließend ein kaltes – und ich muss sagen: typisch norwegisches – Gitarrenriff folgt. Dominant aber bleiben die schrillen Töne, die den gesamten Track in eine nahezu psychopatische Atmosphäre tauchen...

Immer noch schnell, aber zu den beiden vorherigen Stücken durchaus als melodisch-melancholisch zu bezeichnen, klingt die Musik von ‚De Deernis‘. Hier kann der geneigte Hörer oder die geneigte Hörerin durchaus einen gewissen Schmerz heraushören, was aber auch in Bezug auf den Titel als sehr passend erscheint: Lautet die Übersetzung von „Deernis“ doch „Mitleid“ oder „Barmherzigkeit“...

Ganz ähnlich erklingt die „Lobrede an die Vergänglichkeit“: ‚Lofrede aan den Vergankelijkheid‘. Das Stück bewegt sich im Midtempo, kommt stellenweise aber auch leicht rockig daher. Erinnert ein ganz klein wenig an die Balladen von NARGAROTH, etwa vom Geliebte des Regens-Album. Gleichzeitig ist eine gewisse Hymnenhaftigkeit nicht zu leugnen, deren Melodien schnell ins Ohr gehen. Ein sehr sehnsüchtiges Lied, schwankend zwischen Schmerz und Hoffnung.

Am Ende wird es dann für meine Verhältnisse etwas zu abwechslungsreich, wenn auch keineswegs schlecht. ‚Morbide Delirium‘ beginnt mit einem Schrei, der entweder von einer 80er-Jahre-Hair-Metal-Band stammen könnte, oder aus einem Lied von HETROERTZEN, hehe... Die Musik ist schnell und rockig, entbehrt aber auch nicht einer gewissen Brutalität, die mich an BELPHEGOR erinnert. Interessant finde ich, dass die ruhigen Stellen mit den seltenen ruhigen Parts von DARK FUNERAL zu vergleichen sind - da die Schweden ansonsten ja doch eher auf Tempo setzen...
Das Lied schwankt zwischen schneller und langsamer Geschwindigkeit, zwischen Raserei und weitläufiger Atmosphäre. Immer wieder erklingen krankhafte Schreie, hier und da auch einige rockige Riffs – mir persönlich ist das ein wenig zu chaotisch. Aber im Grunde genommen reflektiert dieser Titel das gesamte Demo: Beginnen die Aufnahmen doch mit zwei schnellen und brutalen Stücken, dann kommen die beiden melodischen Songs, und ‚Morbide Delirium‘ rundet das Ganze schließlich ab.

Fazit:
Die Musik von WRANG bietet verschiedene Facetten des Black Metals, von atmosphärisch bis aggressiv. Wie schon bei Domstad Swart Metael habe ich aber auch hier das Gefühl, dass die Band einen wirklich einheitlichen Stil noch nicht gefunden hat – dies soll jetzt nichts Negatives bedeuten, denn WRANG bieten absolut solide Tonkunst – doch scheint es mir, als könne man sich nicht immer darauf einigen, in welche Richtung das Ganze gehen soll. Mir fehlt ein gewisses Gesamtkonzept, was aber vielleicht auch nur meiner eigenen Empfindung entspricht.
Was die Niederländer ansonsten abliefern, ist handfester Black Metal, der womöglich gerade aufgrund seiner Facettenhaftigkeit die unterschiedlichsten Anhänger der schwarzmetallischen Kunst begeistern könnte...

Von brutal bis melancholisch – Black Metal in seiner ganzen Bandbreite!


Darbietungen:
01. Armia Krajowa
02. Bestand in Onbestand
03. De Deernis
04. Lofrede aan den Vergankelijkheid 
05. Morbide Delirium

Laufzeit: ca. 36 Minuten



Review: Blood Red Fog - Fields of Sorrow (CD, Deviant Records - 2020)

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Mit Deviant Records verbindet das finnische "Urgestein" BLOOD RED FOG eine nun mehr langjährige Kooperation und es scheint so, als ob sich an diesem Zustand alsbald auch nichts ändern wird, denn hat man in der deutschen Schmiede von der Ostsee ganz offensichtlich genau den Partner gefunden, den man benötigt.
Und so stellt das inzwischen bereits fünfte Voll-Album Fields of Sorrow die bereits achte Zusammenarbeit dar... wie das ganze nun klingt, und ob es sich lohnt, hier zuzugreifen, möchte ich nun etwas näher beleuchten...



Bei BLOOD RED FOG handelt es sich um im Jahr 2004 gegründete Black Metal-Kapelle aus Finnland. Gedanklicher Vater des Projekts ist B.R.F., der auf der ersten schlicht Demo I betitelten Veröffentlichung aus dem Jahre 2005 noch alle Stimmen und Instrumente selbst einspielte.
Im Laufe der nunmehr knapp 16-jährigen Historie setzte sich die Band gar aus fünf Leuten zusammen. Seit einiger Zeit hat sich aber das Duo aus B.R.F. und Desolate etabliert.
Neben den bereits erwähnten fünf Alben umfasst das bisherige Schaffen der Horde eine Reihe von EPs und auch Split-Veröffentlichungen mit zuhauf illustren Kapellen wie MUSTA KAPPELI, FUNERARY BELL, COSMIC CHURCH, SHROUD OF SATAN oder SOMBRE FIGURES - die beiden EP Death Cult I und Death Cult II wurden von Deviant Records ebenfalls zusammengefasst auf einer LP veröffentlicht.


Ich muss zugeben, dass ich so einige Tonträger der Band in meiner Sammlung stehen habe... jedoch habe ich mich nie derart intensiv mit ihnen befasst, dass ich sagen könnte: "Ja genau, das sind doch BLOOD RED FOG"... wobei ich die Kassette der ersten Demo vor Jahren doch schon regelrecht rauf und runter gehört habe. Aber so ist das halt... es sind irgendwie immer solche Veröffentlichungen, die man mal alle paar Jahre auflegt oder in den Player schmeißt und sich dann wundert, warum man das nicht viel öfters hört, weil es doch eigentlich so verdammt geil ist.
Da bildet auch das aktuelle Werk Fields of Sorrow wahrlich keine Ausnahme... einmal mehr zelebrieren die beiden Herren auf eben jenem eine sehr primitive, sehr eigenwillige, aber auch seltsam erhabene Art des Schwarzmetall, das wird einem wohl auch gleich beim instrumentalen Einklang 'Before the Cold Light'klar werden: Dieser umfasst düstere Synth-Klänge und nimmt im Verlauf gleichzeitig noch einen regelrecht 'spacigen', trotzdem endlosen kalten Charakter an, bevor es dann nahtlos in den ersten richtigen Song übergeht, der sich da 'Gallows Poles and Shallow Graves'nennt. Gespielt wird ein sehr ursprünglicher Black Metal, der sich jedweden Trends zu widersetzen scheint und einfach zeitlos scheint. Die Musik nimmt dabei einen leicht melancholischen Zug an, gibt sich sogar in gewisser Weise etwas depressiv, zumal mich der Gesang in seiner Art etwas an das deutsche Projekt SELVMORRD erinnert. Auch hier machen sich wieder die sphärischen Synths bemerkbar, die im Mittelteil gar ein wenig von ganz frühen MARILYN MANSON haben. Was in dem Lied auch bereits auffällt, ist die sonderbare Erhabenheit und Spielfreude, die BLOOD RED FOG vor allem in den Gitarren an den Tag legen und die im ersten Moment vielleicht gar nicht so in dieses ohnehin schon etwas verworrene Konstrukt passen möchte - aber im Grunde genommen genau das ist, was die Besonderheit der Musik ausmacht.

Auch mit 'Abode of Shadows'wandelt man zunächst auf Pfaden der Melancholie und schlägt ein eher gemächliches Midtempo an, bis man sich im Verlauf etwas aggressiver zeigt und die Verachtung auf das Menschsein die Oberhand gewinnt. Doch auch dann gibt man sich nicht schierer Raserei hin, sondern spielt mit verschiedenen Stimmungen und Tempowechseln, die psychedelischen Synths erschallen stellenweise einer Bontempi-Orgel gleich und tun ihr übriges zu dieser ganz eigenen dichten Atmosphäre hinzu... das ist sicherlich nichts, woran engstirnige Gesellen, die keinen Finger breit über den Tellerrand hinaus sehen wollen, ihre Freude haben werden.

'Ever-returning Genocide'beginnt ziemlich langsam und schwermütig, fast ein wenig psychedelisch, steigert sich dann aber zu einer wahren Schwarzmetall-Hymne - kraftvoll und mit einer misanthropischen Anmut, die ich in dieser Intensität in den letzten Jahren nur von sehr wenigen gehört habe. Auch hier muss ich wieder das recht melodische Gitarrenspiel loben, welches gerade im Kontext zu den (hier doch recht spärlich) eingesetzten Keyboards eine sehr 'epische' Dunkelheit heraufbeschwört.

Ein erneutes instrumentales Zwischenspiel bekommt der geneigte Hörer anschließend mit 'Mustaan Uneen'um die Ohren. Es beginnt mit Drone Ambient und geht dann über in einen etwas 80er Soundtrack-mäßigen Klang, der mich persönlich so ein wenig an John Carpenter [oder auch, wenn ich da an neuere Vertreter denke, an Kyle Dixon & Michael Stein (Stranger Things) oder Le  Matos (Turbokid)] denken lässt. Danach geht es nahtlos in das Lied 'Mustasta Unesta'über. Ein Stück, welches sich nicht mit viel Rumgeplänkel aufhält, sondern direkt in die Vollen geht. Hier kommt die unbändige und brachial raue Primitivität von BLOOD RED FOG besonders gut zur Geltung, wenn sie auch hier aus wesentlich mehr besteht, als stupidem Gekloppe. Die Instrumente haben trotzdem einen sehr erhabenen Charakter inne und über allem schweben die sphärischen Klänge des Keyboards, die einen Eindruck einer schlafwandelnden Traumreise in finstere Tiefen und durch menschenleere Einöden vermitteln, also auch durchaus zur Intention des Liedes passend.
Zum Ende hin erhält das Stück noch eine überaus gedrückte Stimmung melancholischer Nostalgie, bevor es am Schluss regelrecht unheimliche Züge annimmt.

Das Titel gebende nächste Stück steht dem in nichts nach, erweist sich im direkten Vergleich vielleicht sogar eine Spur zugänglicher und sollte daher von jemandem, der einfach erst einmal nur in dieses doch recht spezial-gelagerte Album reinhören möchte, als erstes angetestet werden. Auch hier lassen sich wieder die atmosphärischen Tastenklänge ausmachen, die hier jedoch im Kontext mit den restlichen Instrumenten die Rolle von etwas Jenseitigem einnehmen und der ohnehin schon recht melancholischen Stimmung eine gewisse Endgültigkeit verleihen. Eine Hymne, die dem Tod gewidmet sei, der Hoffnungslosigkeit im Leben, dem täglichen Versagen des Menschen... unserem Sein und unserem Werden: Nichts !
Der triste Ausklang 'Grey Steppes'scheint diesen Eindruck dann nur noch einmal unterstreichen zu wollen und zeichnet eine karge Landschaft. Eine Wüste aus Knochen, Schädeln und Staub...

Fazit:
Was die Finnen BLOOD RED FOG mit ihrem aktuellen Album geschaffen haben, ist in jeder Hinsicht als Besonderheit einzustufen. Nicht nur, dass man sie selten derart atmosphärisch erlebt hat, nein. Sie verstehen es auch eindrucksvoll ihren doch eigentlich recht kernigen und primitiven Black Metal-Stil sinnvoll mit diesen ganzen sphärischen und erhabenen Momenten zu verbinden und so etwas ganz eigenes zu erschaffen, was wahrlich nicht viele Bands hinbekommen.
Fields of Sorrow ist pure Melancholie und Todessehnsucht, gleichwohl aber auch melodische Anmut, die von einer abgrundtief empfundenen Misanthropie zeugt und nichts anderes als die totale Auslöschung des Menschseins zum Ziel hat.
Deviant Records veröffentlichten das Album auf CD, welche in einem recht schick aufgemachten und ausklappbaren Digipak haust. Limitiert auf 500 Exemplare. Eine Vinyl-Auflage wird sicherlich noch nachgeschoben werden, da man bisher auch eigentlich alle Veröffentlichungen der Kapelle auf Platte pressen ließ... bis dahin sei einem jeden aber auch ein Kauf der CD mehr als nur empfohlen!

Zeitloser und vor allem ehrlich empfundener Black Metal mit einer Aussage, die einem Faustschlag ins Gesicht dieser zivilisierten Welt gleicht... ein besonderes Werk in jeder Hinsicht!


Darbietungen:
01. Before the Cold Light
02. Gallows Poles and Shallow Graves
03. Abode of Shadows
04. Ever-returning Genocide
05. Mustaan Uneen
06. Mustasta Unesta
07. Fields of Sorrow
08. Grey Steppes

Laufzeit: ca. 51 Minuten



Review: Dämmerfarben - Des Herbstes Trauerhymnen MMXX (CD, Northern Silence - 2020)

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Diese Rezension widmet sich nun dem neuesten, gleichzeitig aber auch ersten Werk von DÄMMERFARBEN.
Des Herbstes Trauerhymnen nannte sich seinerzeit das erste Demo der Band, die sich damals noch SCHATTENWINDES DÄMMERFARBEN nannte (von 2005 - 2006).

Das Original wurde noch allein von Nostarion eingespielt und auch realisiert. Zur Wiederveröffentlichung in diesem Jahr hat man jedoch alle Lieder neu aufgenommen.





Auch wurde das ursprünglich aus drei Liedern bestehende Demo um zwei weitere Lieder erweitert (die digitale Variante lockt sogar mit einem exklusiven dritten Stück - warum dies allerdings nicht eher exklusiv auf CD veröffentlicht wurde, erschließt sich zumindest mir nicht so ganz... sollte nicht eher der Erwerb eines physischen Formats gefördert werden und die Leute nicht eher zu einem Kauf eines solchen animiert werden?!). Zumindest hätte ich es mir als Käufer der CD gewünscht, man hätte einen Code zum kostenlosen Download des zusätzlichen Liedes beigefügt. Das wäre immerhin noch fair gewesen - so überlegt man sich aber dann doch zweimal, ob man noch einmal bereit ist, 10,- Euronnen für ein digitales Album zu berappen. Aber genug davon. Eigentlich möchte ich mich auch gar nicht beschweren, erst recht nicht bei einer solchen Scheibe!


Ähnlich wie bereits die beiden anderen Werke Im Abendrot (2011) und Herbstpfad (2012), die über Northern Silence veröffentlicht wurden, erschien Des Herbestes Trauerhymnen MMXX in einem sehr edel aufgemachten Digipak mit einem schönen 8-seitigen Beiheft, welches alle Texte, Fotographien und ein paar Informationen zur Entstehung des Werkes enthält. So erfährt man, dass 'Auch das Letzte vergeht', dessen Text auszugsweise auf dem Gedicht "Spätherbst" von Theodor Altwasser basiert (veröffentlicht 1870 in dem Band "Gedichte") bereits aus der Aufnahme-Session für das erste Demo im Jahr 2005 stammte, bisher aber nie veröffentlicht wurde. Das andere zusätzliche Stück 'Herbstpfad'wurde Ende 2011 geschrieben und bietet ein wunderschön arrangiertes Instrumental des Hauptthemas, sowie Impressionen des später veröffentlichten gleichnamigen Albums.
Derweil erinnert das musikalische Thema am Anfang des ersten Stücks 'Herbstsonne'doch schon enorm an ältere EMPYRIUM, wenn auch in abgewandelter und modifizierter Form, aber gerade in der Art und Weise wie hier die Gitarren dargeboten werden, lässt doch erkennen, wo hier die musikalische Inspiration zu suchen ist. Das soll nun aber auch keinesfalls so negativ ausgelegt werden, wie es sich hier vielleicht anhört, im Gegenteil sollte man dies doch eher als Kompliment verstehen, da DÄMMERFARBEN in der Lage sind, diese stimmungsvolle Atmosphäre, die so voller Melancholie und doch erhabener Schönheit steckt, perfekt einzufangen. Wobei der Song sich von Minute zu Minute steigert und sich weit über Genre-Grenzen hinaus erstreckt. Irgendwo zwischen Neo-Klassik, Atmospheric Black Metal, Dark Metal und Natur-Romantik lässt sich ihr Stil wohl einordnen, und dabei klingen sie noch eindringlicher nach wirklichem Black Metal, als es EMPYRIUM jemals taten. Ein Wandeln durch traumgleiche Sphären, düstere Wälder und grimmige Kältewinde.
Dieses Gefühl setzt sich auch in 'Des Herbstes Trauerlied'fort, wobei hier noch einmal mehr deutlich wird, dass es sich bei DÄMMERFARBEN in erster Linie um eine (wenn auch atmosphärisch geprägte) Black Metal-Band handelt, was das Ganze für den einen oder anderen dann vielleicht auch - trotz einer stolzen Spieldauer von über 13 Minuten - etwas eingängiger machen dürfte.
Der Quasi-Titelsong 'Schattenwindes Dämmerfarben'bietet dann wieder einige akustische Passagen mehr, zeigt sich ansonsten aber ebenfalls mehr als grimmig.
Zu guter Letzt möchte ich dann aber auch noch einmal auf das digital exklusive Stück eingehen: 'Goldener Atem letzter Tage'ist ein rein instrumentales Stück, welches von Nostarion alleine eingespielt wurde und im Vergleich zu den übrigen Lieden einen etwas 'kernigeren' Klang aufweist, nichtsdestotrotz aber auch eine wunderbar hymnische Stimmung inne hat.

Fazit:
DÄMMERFARBEN haben es hier auf eindrucksvolle Art und Weise geschafft, einem alten Werk gänzliches neues Leben einzuhauchen. Dabei verleugnen sie ihre Wurzeln nicht, lassen sich in der musikalischen Ausführung aber nicht lumpen. So entstand mit Des Herbestes Trauerhymnen MMXX ein durch und durch machtvolles, erhabenes und nostalgisches Werk melancholischer Tonkunst.

Nicht derart intensiv wie es vielleicht ein Im Abendrot zu sein vermag, jedoch nichtsdestotrotz ein recht hingebungsvolles Werk, welches hier nun in einer liebevoll neu produzierten Version vorliegt. Empfehlung!


Darbietungen:
01. Herbstsonne
02. Des Herbstes Trauerlied
03. Schattenwindes Dämmerfarben
04. Auch das Letzte vergeht
05. Herbstpfad
06. Goldener Atem letzter Tage (digital bonus only)

Laufzeit: ca. 56 Minuten (ca. 51 Minuten ohne Lied 6)



Kombi-Review: Lunar Chalice - Night Poetry & Medieval Cult of Heresy (CD, BloodRock Records - 2019 / CD, Dominance of Darkness - 2020)

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LUNAR CHALICE, oder zu Deutsch "Mondkelch" ist eine räudige Black Metal-Kapelle,
welche sich im letzten Jahr gründete. Wo genau die Horde herstammt, ist nicht überliefert.
Da es sich aber wohl um ein Projekt von SACRILEGIOUS RITE- und MALEFICA-Mitgliedern zu handeln scheint, kann man davon ausgehen, dass die Mitglieder aus Hessen und dem Saarland stammen.

Vor kurzem erschien ihre neue CD-EP Medieval Cults of Heresy unter dem Banner von Dominance of Darkness, was ich nun als Aufhänger für diese Kombi-Review nehme, da ich finde, dass die bereits im letzten Jahr veröffentlichte Night Poetry EP ebenfalls Erwähnung verdient.
Diese stellte im Übrigen nicht das erste Werk der Band dar, denn vorher erschien noch eine streng limitierte erste Demo-Kassette mit dem Namen Walpurgis Dance, welche zwei Lieder umfasste, von denen sich inzwischen auch beide auf den beiden EPs verteilt finden lassen.




Beginnen möchte ich mit Night Poetry, welche nach der bereits erwähnten Demo-Präsentation das erste Lebenszeichen der dreiköpfigen Horde darstellte.
Sie erschien als CD in einem durchaus edlen Digipak, welches mehrfach ausklappbar ist und neben allen Texten aus Illustrationen und ein paar Informationen zur Veröffentlichung bereit hält. Verantwortlich für dieses schicke Teil zeichnet das italienische Label BloodRock Records, welches eher auf andere Genres spezialisiert ist...
Eine Kassetten-Version erfolgte durch Worship Tapes.



Ich bin doch immer wieder recht fasziniert, welche kraftvolle Energien und authentischen Klanglandschaften so manche aktuelle Band aus dem heimischen Underground in und durch ihre Musik zu transportieren und zu zeichnen vermögen.
Gerade Deutschland entpuppt sich in letzter Zeit immer wieder als Garant für ehrlichen und grundsoliden Black Metal, der den wahren Geist verinnerlicht zu haben scheint. Klar, gibt es auch Ausnahmen, aber wenn ich da jetzt nur an die paar Bands denke, die ich auf diesen Seiten in den letzten Jahren besprochen habe, ist da doch eine wohlwollende Tendenz zu erkennen - wobei ich noch längst nicht alles mitkriege, was sicherlich auch meiner Abneigung und meinem allgemeinen Desinteresse an dem Gros dieser heutigen 'Szene' geschuldet ist. Aber heutzutage ist es auch schier unmöglich, wirklich alles mitzubekommen und gerade in letzter Zeit fällt mir auch auf, dass ich mich kaum mehr auf neue Sachen so wirklich einlassen kann und dann doch lieber auf bereits bekannte Bands und ältere Werke zurückgreife.
Doch auch so gänzlich unbekannte Musik dringt von Zeit zu Zeit schon mal an meine Ohren. Wie nun in diesem Falle LUNAR CHALICE, einem infernalen Trio, welches sich aus den Protagonisten E.I.-M. (aka Ex Ipsis-Mors von SACRILEGIOUS RITE), N. und M. (beide noch in MALEFICA aktiv) zusammensetzt.

Night Poetry beginnt seinem Titel entsprechend mit einem äußerst düsteren, unheilvollen und mystischen 'Intro', im nächsten Lied 'Solanaceae'weicht dieses recht ambiente Stück dann aber einem kompromisslosen Black Metal, der in einem mystisch-okkultem Gewand daher kommt und zumindest für mich einige Parallelen zu dem finsteren Meisterwerk Exaltation of Wisdom - Through Light Towards Chaos der Schweden HETROERTZEN offenbart.
Der Gesang zeigt sich grimmig, voll Verachtung und doch beschwörend, rituell sowie dämonisch - oder anders: SATANISCH !
Passend dazu werden die Instrumente auch mal rasend und wild, dann aber auch langsamer, andächtiger und ritueller vorgetragen. Gänzlich passend zur Thematik des Textes, die sich mit der okkulten Herkunft der Nachtschattengewächse beschäftigt.

Satanisch geht es auch in 'Thou Unclean Spirit'zu, wobei der Text hier noch einige literarische Verweise auf den Dichter Gottfried August Bürger und seine Ballade "Lenore" hat.
In jener wendet sich quasi die namensgebende Protagonisten Lenore von Gott ab, da er ihren Verlobten, der im Kriege fiel, genommen hat. Ihr Verlobter erscheint ihr als bleicher Totenreiter und entführt sie letztendlich nach einem nächtlichen Ritt in das ewige Reich.

"Die Toten reiten schnell!
Was klang dort für Gesang und Klang?
Was flatterten die Raben?
Horch Glockenklang! hoch Totensang:
'Laßt uns den Leib begraben!'
Und näher zog ein Leichenzug,
Der Sarg und Totenbahre trug.
Das Lied war zu vergleichen
Dem Unkenruf in Teichen"

Eine diabolische Interpretation für wahr, doch verfehlt sie ihre Wirkung ganz und gar nicht.

Mit 'Night Eternal'präsentieren die drei Herren dem geneigten Hörer dann auch schon das letzte Stück der CD. Und auch hier erweist sich der zelebrierte Schwarzmetall als stilecht und infernalisch-räudig, dabei aber auch erhaben, was durch den gezielten Einsatz unheilvoller Tastenklänge und bösartiger Chöre erreicht wird.

Fazit:
Ein kleines, aber umso feineres Werk schwärzester Deutscher Black Metal-Tonkunst. Ein Kleinod satanischer Klangwelten, welches sowohl den nordischen als auch den heimischen Wurzeln okkulter Musik würdevoll huldigt!

Unbedingte Empfehlung!


Darbietungen:
01. Intro
02. Solanaceae
03. Thou Unclean Spirit
04. Night Eternal

Laufzeit: ca. 26 Minuten








Das zweite in dem ranzig-faulen Blut gepfählter Christen getaufte Werk des Deutschen Trios LUNAR CHALICE hört auf den Namen Medieval Cults of Heresy.

Und ja... ketzerisch geht es auf dem erst im letzten Monat veröffentlichten neuen Auswurf der drei Herren, die gekommen sind, das Werk des Teufels zu verrichten, durchaus zu, vielleicht sogar noch eine Spur intensiver und nachdrücklicher als noch auf dem direkten Vorgänger...






Und schon gleich zu Anfang macht man auf 'Malleus Pontificarum'deutlich, dass man nicht vor hat, auf dieser wahnsinnigen Reise durch die Analen der ewigen Feuer Gefangene zu machen.
LUNAR CHALICE wollen einfach nur zerstören und die Welt in Flammen.
Der Titel macht es eigentlich auch schon mehr als deutlich... hier wird die perverse Idee der Inquisition in ihr Gegenteil verkehrt und Jagd auf die ach so frommen 'Gottesmänner' gemacht, vor allem natürlich jenen Ober-Guru und Sektenführer, der dort im Vatikan seinen goldenen Thron besteigt und sich für den Stellvertreter und das Sprachrohr einer allumfassenden, höheren Macht auf Erden hält... (egal welche, aber DIE Drogen brauche ich auch, hehe)
Auch fällt auf, dass es bereits hier wesentlich direkter und finsterer zur Sache geht, als noch auf dem Vorgänger... die atmosphärischen Keyboards sind verschwunden und es regiert nur noch die pure Schwärze, jenes unsagbar Böse und Finstere, welches den Religionen dieser Welt in ihr Antlitz gekotzt wird.

Dem steht auch 'The Devil's Work (Teufelsburg)'in nichts nach. Wobei man sich in diesem Stück rund um eine lokale Sage aus dem Saarland noch einige spielerischen Finessen einfallen lassen hat, wie Tempo- und auch Stimmungswechsel innerhalb des Liedes. Zumeist geht es hier doch eher etwas gemächlicher zu - zumindest was die Geschwindigkeit anbelangt.

"Let us do the devil's work"

Eine herrlich authentische Old School Nummer, die den Geist längst vergangener Zeiten atmet, dabei aber in keinem Moment irgendwie ausgelutscht oder langweilig wirkt.

Rasanter geht es dann wieder in 'Walpurgis Dance' zu. Hier ist es vor allem die Gitarre, die im Zusammenspiel mit dem hämmernden Schlagwerk zu überzeugen weiß und den geneigten Hörer an die guten alten Zeiten denken lässt, als DARKTHRONE noch wirklichen Black Metal gespielt haben. Die kraftvolle Stärke des Schlagzeugs erinnert mich indes ein wenig an ältere Aufnahmen von INQUISITION (eine Band, die mit den Jahren auch sehr merklich abgebaut hat in meinen Augen).

Im letzten Titel gebenden Stück geht es dann noch einmal richtig ans Eingemachte. Es finden sich sowohl schnelle, regelrecht rasende Passagen, aber ebenso auch langsamere, die einen regelrecht meditativen Charakter inne haben und einem Aufruf gleichkommen.
Passend dazu lassen sich hier auch ein paar Sprechgesänge finden, die an gregorianische Chöre denken lassen.

"Another view of things, another color of light
Some would say the sun in here shines twice as bright
On the other hand, it's not that sun they see
The pool of anti-matter ignites the flame to be
//...//
For we are nowhere but then everywhere
The light was born but the shadow was already there
Our roots will spread and our trees will grow
One day their kingdom will fall"

Fazit:
Das neue Werk der LUNAR CHALICE Horde entpuppt sich bereits beim ersten Hörgang als bösartige, konsequente Fortführung seines Vorgängers. Medieval Cults of Heresy ist jedoch nicht nur zerstörerisch, sondern erweist sich in lyrischer Hinsicht gar ein wenig philosophisch.
Das alles macht dieses aktuelle Werk wie schon den Vorgänger zu einem weiteren Kleinod des Deutschen Black Metals!
Den einzigen Kritikpunkt, den ich hier doch anbringen muss, ist die doch recht schlechte Qualität des Digipaks: Zumindest bei meinem Exemplar löste sich an einer Stelle bereits der Kleber der CD-Halterung nach dem Öffnen. Der Druck des mehrfach ausklappbaren Digis ist aber in Ordnung.
Limitiert auf 300 Exemplare und zum Preis von 10,- Euronnen im Mailorder von Dominance of Darkness zu beziehen... wie übrigens auch die Digi von Night Poetry.

Grimmig-satanisches Werk wahrhaftigen Deutschen Schwarzmetalls... sollte man wie auch den Vorgänger nicht an sich vorüber ziehen lassen!


Darbietungen:
01. Malleus Pontificarum
02. The Devil's Work (Teufelsburg)
03. Walpurgis Dance
04. Medieval Cults of Heresy

Laufzeit: ca. 21 Minuten


Kombi-Review zu Vredensdal - Teil 1: Fealty of Diabolism (CD, Black Mourning Productions - 2019)

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Mit dieser Rezension widmen sich Knochensang und ich der dunklen Kunst des Ein-Mann-Projektes VREDENSDAL aus Amiland. Da es sich in unseren Augen um eine sehr interessante und authentische Band ihrer Zunft handelt, wollte ich das bisherige Werk VREDENSDALs in besonderer Art und Weise würdigen. Dem stimmte auch Knochensang zu und so wurde die Idee folgender Kombi-Review geboren, die Magazin übergreifend stattfindet.
Knochensang nimmt sich dabei im ersten Teil für Unholy Black Art Of Ritual dem ersten Album Fealty of Diabolism an, während ich mich in Teil 2 für Schattenpfade dem aktuellen Werk The Tyrant Shade widme, denn letztendlich zeigte sich auch Adam von besagtem Magazin von der Idee sehr angetan... es soll daher auch die freundschaftliche Verbundenheit zwischen diesem Blog und Adam's Magazin symbolisieren.

Um auch optisch die Verbundenheit beider Teile zu unterstreichen, wurde auch für diesen ersten Teil ein Foto des Tonträgers inmitten der Natur angefertigt, wie es auch bei Schattenpfade üblich ist - wobei auch hier eine Besonderheit besteht, denn es wurden jeweils beide Tonträger abgelichtet, wobei der jeweils besprochene in den Vordergrund gerückt wurde... beide Bilder entstanden im August 2020 an der Nordsee.



Der Bundesstaat Wisconsin liegt im Norden der USA und gilt wetterbedingt als kalt und vor allem sehr schneereich - beste Bedingungen also, um Black Metal zu zelebrieren!

Und genau dies tun VREDENSDAL, bestehend aus Gitarrist/Sänger Vredensdal und Schlagzeuger Lord Motkin. Die nordische Natur der Musik lässt sich nicht leugnen, sondern ruft vielmehr Assoziationen mit bekannten norwegischen Bands hervor – etwa alte SATYRICON oder IMMORTAL, hier und da aber auch KAMPFAR oder CARPATHIAN FOREST...

Bei Fealty of Diabolism handelt es sich um das erste Album der beiden Mannen - zuvor veröffentlichte man das Demo Gather, all ye Hellions, dessen Inhalt sich nun komplett auf dem vorliegenden Werk befindet, sowie die Single Die by the Sword (ebenfalls auf Fealty of Diabolism enthalten).

Musikalisch geht es rau zur Sache, meist im hohen und aggressiven Tempo, versetzt mit fiesen und kalten Black Metal-Riffs. Aber auch gewisse epische Spielarten lassen nicht missen, wie etwa im Titelsong 'Fealty of Diabolism' oder dem Stück 'At Midnight…'– letzteres übrigens auf Norwegisch vorgetragen (hier kommt der Vergleich mit KAMPFAR auf), während der Rest der Scheibe auf Englisch gehalten ist.

Hier und da erklingen auch die Töne einer Akustik-Gitarre, welche dann leicht psychedelisch anmuten, wie etwa zu Beginn des Eröffnungsliedes 'Die by the Sword', das zudem noch von einem sehr atmosphärischen Dungeon Synth-Intro eingeleitet wird.
Das Psychedelische steigert sich im letzten Stück 'Mistress of Mayhem' noch einmal ins beinahe Ekstatische, was hervorragend zur den Lyrics passt, geht es bei diesem Lied doch um Phantasien der sexuellen Natur...

Ansonsten bewegt man sich, wie bereits gesagt, zwischen SATYRICON und IMMORTAL – schnell dreckig, kalt und rau! Nicht ganz so passend erscheint mir dazu die Aufmachung der CD, auch wenn diese keinesfalls schlecht ausgefallen ist – nur hätte ich schneebedeckte Landschaften und ähnliche winterliche Themen erwartet... Stattdessen erblicken wir Menschen in altertümlicher Kleidung, die vor irgendetwas fliehen müssen – so ganz vermag ich dies nicht zu deuten. Auch führen sie Rinder mit sich, und auf einem Bild sollen diese vermutlich gebrandmarkt werden... Handelt es sich bei diesen Leuten womöglich um die ersten europäischen Siedler auf dem amerikanischen Kontinent? Ich weiß es nicht...

Textlich bewegen wir uns ganz klar im anti-christlichen Bereich. Hasstiraden gegen das Christentum werden losgetreten, und besonders auffällig ist der massive Gebrauch von Kraftausdrücken, welcher bisweilen auch durchaus humoristische Züge annimmt:

„Holding their cross like its their cock,
yet here we are...“


Satan wird immer wieder angerufen, man beschwört die kriegerischen Kräfte der Hölle und wähnt sich selbst als Streiter wider das Christentum. Stellenweise sehr kämpferisch daher auch die Musik, in sehr guter Abstimmung mit Textstellen wie:

„Welcome the bane of light
And the Horned Ones unholy strife
Glory, a warrior reborn in the graces of evil
Gather, all the Hellions!“


Neben diesen eher „erbaulichen“ Aussagen beschäftigen sich VREDENSDAL aber auch mit dunklen Themen wie Depression und Suizid. Oft genug wird diese Welt als nicht lebenswert erachtet, und man sucht sein Heil im Tode:

„So I call up the demon of sorrow,
Asking him for no tomorrow
I’d rather die than live in that shithole…“


Aus Suizid kann aber auch ein spirituelles Selbstopfer im schamanischen Sinne werden, so wie es im Stück 'The suffering Ghost' geschieht. Hier wird Bezug auf Odin genommen, welcher sein Auge und sein Leben opferte, um dadurch Macht und Weisheit zu erlangen:

„If you were dead like me 
You’de love to watch the others bleed
Drain them dry with their pride
And stand upon their rotting hide

If you where dead like me
You would dream of hanging from a tree
Give one eye for your believe
And travel down... dark paths“


Zwei weitere Themen sind Sex und Drogen. In 'Incumbent Kaos!' geht es um die Flucht aus unserer Welt/Gesellschaft mittels Drogenkonsums. Man konsumiert so viel, bis man den Bezug zur Realität verliert, denn auch in diesem Lied wird die Welt als ein Ort beschrieben, an dem man nicht leben möchte:

„I’ll drink so much to wake the dead
I’ll smoke so much I loose my head
[…]
I shut my eyes, I hope I go blind
Its easier than you think to loose your mind“


Auch gewisse Gedankengänge, die einem im Rausch kommen können, werden hier wiedergegeben:

„If I scream loud enough
- will I loose my voice?“


Das Thema Sex wird im letzten Stück behandelt. 'Mistress of Mayhem' beschreibt den Akt mit einer sadistisch veranlagten Dame, die den Protagonisten mit ihren vampirischen Foltermethoden bis zur Ekstase treibt. Die Ausdrucksweise des Stückes entbehrt wiederum nicht gewisser Kraftausdrücke und entsprechender Formulierungen, welche hier und da aber fast schon pubertär ausfallen:

„She is my witch of dreams
Bitch queen of fiends
You cannot handle the power
She moans upon my flesh tower“


Die Lyrics schwanken zwischen der Vampir-Erotik á la CRADLE OF FILTH und den Zweideutigkeiten von AC/DC (ich meine damit im Speziellen den eben zitierten "flesh tower")... Was aber der Musik in keinem Fall schadet. Wie oben schon beschrieben, geht das Gitarrenspiel dieses Liedes entsprechend ekstatisch vonstatten, leichte Punk-Einflüsse sind auch zu hören, weshalb ich hier besonders an CARPATHIAN FOREST denken musste – nicht zuletzt natürlich wegen des Textes...

Fazit:
Textlich an einigen Stellen etwas unkonventionell, musikalisch aber tief verwurzelt im nordischen Black Metal der 90er-Jahre. Rau und kalt, fies und aggressiv – VREDENSDAL wissen, wie man die schwarzmetallische Kunst zelebriert! Ein durch und durch gelungenes Album, welches über das deutsch-ungarische Label Black Mourning Productions erschienen und auf 70 Exemplare limitiert ist.

Aggression, Kälte, Hass, Depression, Sex – was will man mehr?


Darbietungen:
01. Die by the Sword
02. Frostbitten to Hell
03. The suffering Ghost
04. At Midnight...
05. Incumbent Kaos!
06. Fealty of Diabolism
07. Gather, all the Hellions
08. Mistress of Mayhem

Laufzeit: ca. 49 Minuten



Review: Häxenzijrkell - Die Nachtseite (LP, Amor Fati Productions - 2020)

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Beim Gehörnten, was habe ich mich auf dieses Album gefreut! Nachdem es dem Essener Duo HÄXENZIJRKELL auf Anhieb gelungen war, mich in seinen Bann zu ziehen (damals mittels der EP Des Lasters der Zauberey), kann ich im Grunde genommen nicht mehr genug bekommen von dieser räudigen, schleppenden und durch und durch okkulten Art des Black Metals! Und da es die Musik der beiden Hexer (oder Hexenjäger?) in der Vergangenheit nur häppchenweise in Form von Splits oder EPs gab, konnte ich es natürlich kaum erwarten, als das Label Amor Fati ankündigte, dass nun endlich eine Full-Lenght-Scheibe herauskommen sollte...



Um meine Euphorie ein wenig zu bremsen: So viel mehr Umfang als auf den vorherigen Veröffentlichungen wird auf Die Nachtseite nicht geboten, beläuft sich die Spielzeit dieser Platte doch auf lediglich 36 Minuten - was nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches in der schwarzmetallischen Kunst ist. Doch da die beiden Vorgänger-EPs auf jeweils 20 Minuten kamen, weiß ich nicht, ob die Bezeichnung „Album“ wirklich gerechtfertigt ist, aber sei’s drum!


Es geht um die Musik, und die ist grandios. In gewohnt primitiver Manier schleppt und kriecht das dämonische Liedgut (verteilt auf drei Songs) aus der Finsternis und weiß eine Atmosphäre zu errichten, die an tiefgreifender Dunkelheit kaum zu überbieten ist. HÄXENZIJRKELL sind keine Band, die mit Geschwindigkeit oder Schlagzeuggewitter aufwartet, sondern sich einem bösen Wurme gleich in die Ohrmuschel des Hörers hinein windet, um dort genüsslich und mit diabolischer Ruhe ihre schwarze Kraft zu entfalten.
Unterstützt wird das Ganze durch gezielt eingesetzt Ambient- bzw. Drone-Elemente, sowie durch kurze Sprachsamples, deren Worte sich um Hexerei und Teufelsanbetung drehen.

Allerdings gibt es Unterschiede zwischen Die Nachtseite und den beiden EPs Des Lasters der Zauberey und ...von Glut und Wirbelrauch: Denn die Musik nimmt hier an einigen Stellen (in beinahe ungewohnter) Weise Fahrt auf, steigert sich vereinzelt in den Midtempo-Bereich und geht einmal sogar ansatzweise in einen schwarzmetallischen Doublebass-Part über... Innovativ, möchte man sagen, im Vergleich zum sonstigen Spiel der beiden Musiker P. und MK (im Übrigen bin ich kein Freund dieser knappen Namenskürzel, „handfeste“ Künstlernamen sind mir deutlich lieber).

Was HÄXENZIJRKELL beibehalten haben – und was sie auch irgendwie ausmacht –, ist die Abwesenheit von Gesang. Dämonische Schreie und bestialisches Stöhnen sind zu vernehmen, aber wirkliche Lyrics gibt es nicht. Stattdessen bedient man sich der oben erwähnten Sprachsamples, doch liegt hier ein weiterer Unterschied im Vergleich zu den Vorgängern: Nutzte man für die EPs sowie für die Split mit der belgischen Band LVTHN Samples aus alten Horrorfilmen (welchen stets eine Hexen-Thematik zu Eigen war), so kommen hier eigens für das Album herangezogene Sprecher ins Spiel, deren Worte (soweit ich sagen kann) nicht aus Filmen stammen, sondern von HÄXENZIJRKELL selbst erdacht wurden – falls es sich doch um Filmzitate handeln sollte, kann man mich gerne korrigieren!
Hier wäre dann auch ein weiterer, kleiner Kritikpunkt meinerseits: Mit gefallen die Film-Samples besser. Denn zum einen hatte ich mich schon darauf gefreut, mir die entsprechenden Streifen anzuschauen (so ich sie denn noch nicht gekannt hätte), und zum anderen empfinde ich die Stimmen der filmischen Synchronsprecher als atmosphärischer. Nichtsdestotrotz sind die Inhalte der Zitate auf Die Nachtseite nicht zu verachten, enthalten sie doch die eine oder andere wunderbar inspirierende, okkulte Aussage...

„Tritt ein und heilige Dich
Denn noch bist Du ein Tor
Und nicht ewig wirst Du Sonne atmen“


So beginnt ‚Part 1: Auf der Schwelle‘. Das Lied fordert quasi dazu auf, die Dunkelheit bzw. die namensgebende „Nachtseite“ zu betreten. Und in diesem Sinne kann das gesamte Album als eine Art Initiation betrachtet werden, in welcher der Hörer durch den Eintritt in die Finsternis erleuchtet wird, geleitet vom Lichtbringer Luzifer selbst.

„Er ist der wahre Herr der Erde
Vom Urbeginn bis zur heutigen Zeit“


Dergestalt wird Luzifer in ‚Part 2: Unter sieben Sternen‘ betitelt. Und weiter folgt ein Ausspruch, der an dieser Stelle einfach zitiert werden muss, da er sämtliches okkultes Streben zusammenfasst und die Faszination für die Dunkelheit mehr als deutlich hervorhebt:

„Das Licht scheint in der Finsternis von Urbeginn an
Denn die Finsternis ist Licht, ist offenbarte Finsternis
Licht ist offenbarte Finsternis“


Den Abschluss bildet ‚Part 3: Im Labyrinth der Dunkelheit‘. Hier durchlebt der nachtseitige Pilger seine Verwandlung und erlangt durch Luzifer Erkenntnis:

„Das Fleisch ist das Tor
Das Tor ist Fleisch geworden
[...]
Der Stern Luzifers war keine Täuschung, kein Irrlicht
Denn er führte sie zum gleichen Tempel, die marmornen Stufen hinauf
Wieder leuchtet er mit der Fackel, in neue Himmel“


Fazit:
Die Hexen reiten (oder vielmehr kriechen) wieder, und der finstere Sabbat kann begangen werden! Abgesehen davon, dass ich die Film-Samples vermisse, und man ruhig noch ein/zwei mehr Lieder auf die Platte hätte packen können, setzen HÄXENZIJRKELL ihren unverkennbaren Weg fort, bleiben ihrem charakteristischen Stil treu und kreieren eine Form von Kunst, dazu geschaffen, in tiefster Finsternis zu schwelgen...

Schleppend, dunkel und böse! Kein Standardwerk, sondern markanter Black Metal der eigenen Art - womöglich nicht jedermanns Sache, aber faszinierend für diejenigen, welche sich darauf einzulassen verstehen!


Darbietungen:
01. Part 1: Auf der Schwelle
02. Part 2: Unter sieben Sternen
03. Part 3: Im Labyrinth der Dunkelheit

Laufzeit: ca. 36 Minuten



Review: Necromonarchia Daemonum - Death Tunes: We call the Darkness (CD, Astral Nightmare Productions - 2020)

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NECROMONARCHIA DAEMONUM – ein, wie ich finde, vor Kitsch triefender Name, der bei mir sofort Assoziationen zu rumpeligem Old School Black Metal hervorruft… und genauso klingt die Musik der Finnen auch!

Sehr dreckig, sehr böse, sehr scheppernd und aggressiv. Schönheit sucht man vergebens, hier ist satanische Hässlichkeit Programm!

 
 
 

 
Bei dem vorliegenden Album handelt es sich allerdings mitnichten um neues Material, sondern um eine Zusammenstellung dreier Demos, welche zuvor auf Kassette erschienen sind, nun aber via Astral Nightmare Productions ihren Weg auf CD gefunden haben.

Überhaupt waren NECROMONARCHIA DAEMONUM bisher einzig auf Tape zu hören: 2014 erschien die erste Veröffentlichung Xul in the Name of Mayhem auf Kassette, ebenso die drei Nachfolger-Demos Alter Mortem (2015), Stygian Serenade (2017) und Funeralis de Malefica (2018). Produziert wurde dies alles in eigener Regie.
Ebenfalls 2018 kam von Darkness Attack Records das Angebot Funeralis de Malefica und Stygian Serenade gemeinsam unter dem Titel Ghosts of Coven zu veröffentlichen, was dann auch getan wurde (wiederum auf Tape).
2019 erschien Arcane Symphonia Satanica, welches nun gemeinsam mit den beiden eben genannten Demos von Astral Nightmare auf CD gepresst wurde - und heraus kam das hier zu besprechende Death Tunes: We call the Darkness.
 
Dem Black Metal vollends zugewandt haben sich die finnischen Mannen (um sie einmal namentlich zu erwähnen: Blackmoon Hex und Goatprayer Hex) erst ab 2018 – zuvor spielte man dunklen und okkulten Dungeon Synth mit leicht schwarzmetallischen Einflüssen. So wundert es auch nicht allzu sehr, dass die beiden ersten Demos nicht auf Death Tunes: We call the Darkness zu finden sind (gleiches galt ja auch für Ghosts of Coven). Dabei wäre eine komplette Diskografie (vielleicht als Doppel-CD) gar keine schlechte Sache, könnte man so doch sehr gut die musikalische Entwicklung der Band mitverfolgen: Xul in the Name of Mayhem ist ein (fast reines) Dungeon Synth-Werk, auf Alter Mortem reichen sich Dungeon Synth und Black Metal gleichberechtigt die Hand, und ab dann dominiert ganz klar König Schwarzmetall...
 

Nun aber zur eigentlichen Musik. Rumpel-Klänge und hässliches Stöhnen, schleppende Riffs und nur selten schnelleres Tempo. Und wenn man mal das Schlagwerk penetriert, so wirkt das Ganze sehr chaotisch und unkontrolliert. Die Atmosphäre ist dunkel und unheimlich, was u.a. daran liegt, dass NECROMONARCHIA DAEMONUM ihre Dungeon-Wurzeln keinesfalls verleugnen...
So finden sich denn auch einige sehr schöne Ambient-Stücke auf dieser CD, die wunderbar nach alten Horrorfilmen klingen. Besonders angetan haben es mir die Glockenschläge, die immer wieder in oder zwischen den Liedern ertönen, und Bilder von Schwarzen Messen und satanischen Anbetungen aufkommen lassen...
 
Man setzt Wert auf Atmosphäre, jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass es auch den einen oder anderen Hörer geben könnte, dem das dreckige Gerumpel nicht gänzlich zusagt, vielleicht gar zu stumpf erscheint… ich aber finde gerade diese Hässlichkeit sehr ansprechend, dieses primitiv-schleppende Spiel der Instrumente, welches Satan (ich gehe mal davon aus, dass man hier musikalische Teufelsverehrung zelebriert, auch wenn mir die Texte nicht vorliegen) nicht als strahlenden Lichtbringer präsentiert, sondern als lüstern-grotesken Ziegenbock, mit einem Hass auf alles, was von Schönheit und Licht erfüllt ist...
 
Passend dazu auch das „primitiv“ gestaltete Booklet: Schwarzweiß-Fotografien der Musiker in schlechter Qualität, dazwischen Zeichnungen von Dämonen, Totenschädeln und invertierten Kreuzen. Die einzelnen Seiten erwecken den Eindruck, als handele es sich um die Einleger der Kassetten – ob das so ist, weiß ich aber nicht.
Aufmachung, Schriftart und Bilder sehen stark nach 90er-Jahren aus, und auch die Namen der Bandmitglieder sprechen für sich... kitschig, würde ich dazu sagen, aber genau darin besteht für mich der Charme von NECROMONARCHIA DAEMONUM.
 
Was mich zu Beginn ein wenig gestört hat, ist die Kürze der Lieder. Meistens bewegt man sich zwischen zwei und drei Minuten – und ich bin dann doch ein zu großer Freund von Stücken mit Überlänge. Aber mit der Zeit fällt die Knappheit der einzelnen Songs gar nicht mehr so auf, denn insgesamt beläuft sich die Spielzeit von Death Tunes: We call the Darkness auf eine gute Dreiviertelstunde, und gerade durch die eingefügten Ambient bzw. Dungeon Synth-Effekte erscheint das gesamte Werk als eine zusammenhänge Einheit – als eine schwarze, zähe Masse, die kriechend aus den Lautsprechern meiner Anlage quillt...
 
Fazit: 
Sehr primitiv, sehr hässlich, sehr satanisch. Schleppender Black Metal der rohen Art, der versucht, die „niederen“ Instinkte seiner Hörerschaft anzusprechen... Eine gelungene Zusammenstellung der bisherigen schwarzmetallischen Veröffentlichungen der Band, die sehr zu empfehlen ist, wenn man einfach mal Lust auf die „unschönen Dinge“ des Lebens hat, hehe...
 
Ich könnte an dieser Stelle noch einmal die Adjektive „rumpelig“, „böse“ und „hässlich“ wiederholen, aber ich glaube, ich habe sie oft genug erwähnt – wer’s dreckig haben will, der sollte mal bei NECROMONARCHIA DAEMONUM reinhören! 
 
 
Darbietungen: 
01. Anno Dracul 
02. Mystigmata 
03. Crucifixions unter a Mass of Darkness 
04. Her sombre Funeral Lament 
05. Livid Presence of a Voice of Hell 
06. Necroerotica the Witches Shrine 
07. Media Fox Funeralis 
08. Bloodlust & Witchcraft 
09. Moonglow Gothician 
10. Introductio Morituri te Salutamus 
11. Stygian Devilry, second Baptism 
12. Coven lecherously feast my Flesh 
13. Burning Chalices of the last Vomit of Blasphemy 
14. At the Nights Graves Solitude 
15. Outro Mortuus Exordium 

Laufzeit: ca. 45 Minuten 


Review: Gjaldur - Nachtreich (CD, Astral Nightmare Productions - 2020)

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Mit GJALDUR hatte ich ehrlich gesagt gar nicht mehr sobald gerechnet, liegt ihre vergangene Split mit den Polen KRYPTA NICESTWA doch noch gar nicht allzu lange zurück.
Als ich dann im Zuge eines neulichen Mail-Austausches mit dem Betreiber von Astral Nightmare Productions davon erfuhr, dass die Horde bereits ein neues Album in der Hinterhand haben, war mein Interesse natürlich gleich wieder geweckt, da ich GJALDUR doch für eine sehr talentierte Schwarzmetall-Kapelle halte, die es gekonnt versteht, den Hörer mit ihrer Musik zu vereinnahmen, mitzureißen und zu fesseln...



Was hier auch gleich zu Beginn wieder einmal auffällt, ist, dass in Form von GJALDUR die Seele und der Geist von AASKEREIA weiterlebt, einer 1997 durch Sänger Grim gegründeten Kapelle, die mit dem Album Dort, wo das alte Böse ruht ihr zweites und seit dem Jahr 2011 leider auch letztes Lebenszeichen von sich gab. Fafnir, der Multi-Instrumentalist bei GJALDUR war ebenfalls an diesem Meisterwerk beteiligt. Ebenso waren sie beide Teil der Besetzung von BROCKEN MOON auf deren Geniestreich Das Märchen vom Schnee (2008). Zu jenen beiden genannten Werken lassen sich, wenn auch kurze Besprechungen auf diesen Seiten finden.
Was GJALDUR betrifft, so wurde dieses Duo, verkörpert durch Grim und Fafnir, im Jahr 2015 offiziell ins Leben gerufen, ein erstes Lebenszeichen ließ aber bis 2017 auf sich warten. Mit dem schlichten Titel I veröffentlichte man dort nämlich seine erste Demo, welcher ein weiteres Jahr später dann die Rehearsal-Demo Weltenschmerz folgen sollte, die zu Promo-Zwecken auch an einige Labels gesendet wurde.
Ebenfalls 2018 erschien dann unter dem Banner von Astral Nightmare Productions das erste Album Unterm Totenbanner, welchem ich mich in einer Rezension aus dem letzten Jahr annahm (zu finden >>hier<<).
Ebenfalls aus der Schmiede von Astral Nightmare stammt die bereits zu Anfang erwähnte Split mit KRYPTA NICESTWA aus Polen. Jene wurde erst im letzten Jahr veröffentlicht (die Besprechung lässt sich >>hier<< nachlesen).
Man merkt also, dass die beiden Herren doch recht umtriebig und produktiv sind, was das Machen von Musik anbelangt...


Was nun aber wirklich keinen Zweifel an der Qualität ihrer musikalischen Arbeiten zulässt. Denn auch Nachtreich entpuppt sich einmal mehr als stilsicheres und authentisches Werk deutscher Schwarzmetall-Tonkunst.
Schon allein die Aufmachung ist wieder ein Hingucker: Das fängt beim Coverbild an und erstreckt sich bis hin zum mehrseitigen Beiheft, welches alle Texte enthält. Für die Zeichung zeigt sich der Künstler 
Wæik verantwortlich, der auch schon für u.a. THE SPIRIT oder MOURNFUL WINTER Cover zeichnete. Das Logo, sowie auch der Schriftzug stammen aus dem Hause Bayrische Krampus Künste, hinter welchem sich der Herr Krámpn (u.a. ALPGEIST, DRUDENSANG, HEXENFLUCH) verbirgt.
Die Endabmischung des Albums erfolgte durch ArdathBey (u.a. CHANT OF BLASPHEMY, sowie Session-Basser auf zwei Werken von WINTARNAHT).

So wird Nachtreich bereits vor dem Erklingen der ersten Riffs zu einem Werk, welches mein absolutes Interesse wecken konnte... und als dann die Musik erklang, war auch der letzte Restzweifel gewichen... vor allem da auch gleich beim ersten Beitrag 'Des Wanderers Seelenreise'dem geneigten Hörer auffallen sollte, dass GJALDUR sich mehr denn je dem Erbe von AASKEREIA annehmen.
Indes entwickelt das Gesamtwerk im weiteren Verlauf, jedenfalls in meinen Augen gewisse Parallelen vor allem zu dem bereits etwas weiter oben erwähnten BROCKEN MOON-Album, welches für mich bis heute rein gar nichts von seiner damaligen Faszination eingebüßt hat und auch in diesen Zeiten immer noch ein Ausnahme-Werk darstellt.
Das liegt wohl vor allem am Aufbau von Nachtreich, welcher in drei überlangen Black Metal-Songs eingeteilt ist, die wiederum von zwei atmosphärisch dichten und instrumentalen Dark Ambient / Dungeon Synth-Stücken von einander getrennt werden. Dabei sind diese Zwischenstücke aber derart geschickt in die jeweiligen Lieder eingewoben, dass man als Hörer den Eindruck erhält, einem einzigen sehr langen, aber auch sehr abwechslungsreichen Lied zu lauschen.

"Begraben in Stille liegt nun diese Welt,
endlich der Segen der inneren Zufriedenheit, als ich durch den Nebel im Wald voran schreite.
//...//
Und die einsamen Sterne tun es dem Mond gleich - vergehen nacheinander,
verblassen verschwommen im Nebel dieses sterbenden Nachtzaubers, einer nach dem anderen.

Aber fortan, leuchtet mir der erwachende Morgenstern meinen Weg..."

Es sind diese zutiefst ergreifenden Texte, die zwischen Schwermut und erhabenen nächtlichen Hymnen hin und her pendeln. Die Einsamkeit und Finsternis ebenso atmen wie eine gewisse Todessehnsucht, Lebensmüdigkeit und doch etwas durch und durch Träumerisches und Poetisches.
Leben heißt mehr als bloße Existenz und der Tod ist nur ein weiterer Abschnitt auf dem Pfad zur Unendlichkeit, wie auch der zweite Teil 'In seinem silbergoldenen Glanz'zu berichten weiß:

"Und so möge es fürwahr immer Nacht, bis in alle lichtlosen Ewigkeiten, sein:
Wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie der Geist, so auch der Körper!"

Die Musik zeigt sich dabei einerseits sehr atmosphärisch und erhaben, doch auch finster - eine wahre Hymne und Ode an die Nacht und die Dunkelheit... sei es nun jene von außen oder jene, die tief in uns Menschen schlummert.
Dem gegenüber steht der grimmige Gesang des Sängers, der seinem Namen somit wieder einmal alle Ehre macht. Die Stimmgewalt umfasst dabei nicht nur von Hass erfülltes Gekeife und Schreie, sondern auch ein wölfisch anmutendes Wehklagen, was hier und da schon beinahe ins Depressive übergeht, doch zu keiner Zeit aufgesetzt oder deplatziert wirkt, sondern einfach eine sinnvolle Ergänzung des Gesamtbildes darstellt.

Der Text zum letzten Lied 'In dunkler Nacht begraben'stammt aus der Feder von Nihil, bei dem ich mal annehme, dass es sich hier um jenen Nihil von ORTUS handelt - zumindest würden in diesem Fall ein paar Schnittpunkte existieren.
Und auch zum Abschluss kommen die musikalischen Referenzen an Bands wie AASKEREIA oder BROCKEN MOON, aber auch BURZUM wieder zum tragen. Eine fesselnde Darbietung, während der man auch einige sphärische Klänge, sowie akustische Momente zu hören bekommt...

"Mein Herz hat aufgehört zu schlagen.
Ist zu einem Stein geworden,
der in den Tiefen des Moors versunken,
sich in dem Grund vergräbt, gekleidet in Morast.

Tot, doch träumend."

Fazit:
Mit ihrem zweiten Voll-Album Nachtreich ist dem Duo GJALDUR einmal mehr ein wahrer Kunstgriff geglückt, denn auch wenn es lediglich aus drei eigentlichen Stücken bestehen vermag, so bietet man auf diesem Album doch mehr, als irgendeine Band, die wer weiß wie lange bereits existiert, und doch eigentlich immer nur den gleichen nichtssagenden Blödsinn fabriziert, während solche Kapellen wie eben GJALDUR mit jedem ihrer Werke jeweils eine wirklich ergreifende, fesselnde Geschichte zu erzählen vermögen, die den Hörer gänzlich für sich einzunehmen vermag und ihn so schnell nicht wieder aus dem kalten Griff ihrer knöchernen Klauen los lassen wird...
Die CD im Jewelcase mit 8-seitigem Beiheft ist derzeit im Mailorder von Astral Nightmare für 10,90 € zu ergattern - allzu lange überlegen sollte man jedoch nicht, da das gute Stück auf lediglich 500 Exemplare limitiert ist.

Zeitloses Meisterwerk Deutscher Schwarzmetall-Schmiedekunst, welches jetzt schon das Zeug zum Klassiker besitzt!


Darbietungen:
01. Des Wanderers Seelenreise
02. Nyktophilie
03. In seinem silbergoldenen Glanz
04. Wenn der Tag vergeht
05. In dunkler Nacht begraben

Laufzeit: ca. 41 Minuten



Vorab-Review: No Point In Living - Life Without Hope (CD, Nahetal Klangschmiede - 2020)

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Nanu... hat sich auf diese Seiten doch tatsächlich nach so langer Zeit mal wieder ein Beitrag aus dem Depressive & Suicidal Black Metal verirrt? Nun, um hier gleich einmal Entwarnung zu geben: Bei NO POINT IN LIVING handelt es sich im eigentlichen Sinne um kein weiteres nichtssagendes 0815-DSBM-Projekt, sondern vielmehr um ein Projekt, welches sich stilistisch dem Post Black Metal zurechnen lässt und dabei eine nicht zu leugnende depressive Ausrichtung aufweist...






Nun dürfte der Name den meisten wohl eher unbekannt sein. Mir jedenfalls sagte NO POINT IN LIVING bis zur Anfrage des Labels rein gar nichts - wobei ich mir im nachhinein beinahe sicher bin, den Namen in irgendeinem Zusammenhang einmal gehört zu haben.
Dabei besteht das Projekt von dem Japaner Yu bereits seit dem Jahr 2015. Yu selbst ist neben seinem Solo-Projekt u.a. auch Teil der Band A PORTRAIT OF FLESH AND BLOOD, die sich mit ihrem depressiv ausgerichteten symphonischen Black Metal bereits eine gewisse Fanbase erspielen konnten, und auch an mir ging zumindest ihr zweites Album Gallery of Sorrow (2018) aus der Schmiede von Zero Dimensional Records nicht spurlos vorüber.
Doch zurück zu NO POINT IN LIVING: Debüttiert wurde im Jahr 2017 mit der digitalen Single 'End of My Life'. Noch im gleichen Jahr folgten diverse Alben, sowie eine weitere Single.
Im Jahr 2018 brachte man dann sogar ganze sieben (!) Alben hervor, daneben noch eine Split und eine Single, wie auch eine EP.
Insgesamt veröffentlichte Yu unter seinem Projekt bis zum erscheinen von Life Without Hope 18 Alben - wobei das hier vorliegende nunmehr auch wieder etwas veraltet anmutet, da es inzwischen wieder drei neue Voll-Alben gibt...


Yu also als umtriebigen Geist zu bezeichnen, käme der Wahrheit wahrscheinlich auch ziemlich nahe. Hier handelt es sich wohl vornehmlich um jemanden, der seine Musik als eine Art Tagebuch-Ersatz versteht und diese auch in regelmäßigen Abständen zeitnah veröffentlicht, was bei den heutigen Möglichkeiten der digitalen Veröffentlichung ja auch gar kein Problem mehr darstellt... doch wie steht es bei dieser Quantität um die Qualität der dargebotenen Musik?

Wenn man von der hier vorliegenden CD ausgeht (und das ist nun die mir einzig bekannte Veröffentlichung) kann sich NO POINT IN LIVING durchaus hören lassen.
Ein erfrischend moderner Klang, der gleichzeitig aber auch einen eisigen Grundton inne hat und sich dabei wohlig vom Einheitsbrei dieser ganzen selbst ernannten Depressive Black Metal-Bands abhebt. Die Musik klingt eher wütend, als hoffnungslos auf traurig und jammernd gemacht. Was ihr aber wiederum einen ganz eigenen Charakter hoffnungsloser Tristesse verleiht.
So klingt dann auch der Gesang, der nicht etwas jammert, sondern eher einem wütenden Schreien bis Heulen gleicht, was sich auch hervorragend in die restliche Stimmung der Instrumente einfügt.
Gerade die Gitarren zeigen sich hier doch recht melodisch und bieten hier und da sogar das ein oder andere Soli (so beispielsweise in 'It's too Late')...
So ein wenig schwedischer Einfluss ist hör- und spürbar... wobei ich den Namen SHINING hier jetzt ungerne in den Mund nehmen würde, da ich bin Band einfach nur verachte (was weniger an ihren teils extremen Shows liegt, sondern eher den aus meiner Sicht doch mehr als fragwürdigen Promotion-Kampagnen der Band geschuldet ist - Anm.). Mir kommen hier aber auch andere Vergleiche in den Sinn, die aus deutschen Landen stammen, wie etwa BETHLEHEM, TAVARON oder auch FÄULNIS... mit Abstrichen würde ich hier auch noch einen Vergleich mit den Österreichern JOYLESS EUPHORIA wagen.
Texte liegen hier leider auch keine vor, was ich angesichts der doch recht persönlichen Thematik etwas schade finde, aber scheint Yu wohl auch hier eher darauf bedacht, seine Musik, die er in so großer Zahl unters Volk bringt, auch relativ günstig auf physischen Formaten veröffentlichen zu lassen - zumindest ist Life Without Hope nicht das erste Album des Herrn, welches auf CD oder Kassette veröffentlicht wurde...

Fazit:
So schlecht wie es sich hier jetzt vielleicht liest, ist Life Without Hope nun wahrlich nicht. Der Mann hinter NO POINT IN LIVING versteht sein Handwerk zweifellos. Trotzdem fehlt mir hier doch immer noch etwas, was mich wirklich aufhorchen und tiefer in dieses Werk eintauchen lässt. Dieses gewisse Etwas. So bleibt hier letztendlich lediglich ein solides Werk depressiver Black Metal-Tonkunst, die sich zwar wohltuend und deutlich vom langweiligen Einheitsbrei des DSBM abzuheben vermag, jedoch andererseits auch kaum in der Lage ist, nennenswerte eigene Akzente zu setzen.
Mitte bis Ende diesen Monats wird es soweit sein, und dieses Album wird als CD im DigiPak veröffentlicht werden... ein Blick in den Shop der Nahetal Klangschmiede lohnt sich aber auch jetzt schon, da das Label auch so einige andere Veröffentlichungen des Japaners anzubieten hat!

Grundsolider Depressive Black Metal mit Exoten-Bonus. Nicht mehr, nicht weniger!


Darbietungen:
01. The Revolution
02. Sins
03. Emptiness of my Heart
04. Anger
05. It's too Late

Laufzeit: ca. 47 Minuten



Review: Bestialis - Ritus (EP, Vendetta Records - 2020)

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Mit dem schlicht Ritus betitelten Werk präsentieren die zwei Mannen von BESTIALIS dem geneigten Hörer ihr Debüt, welches diesen Monat durch das Deutsche Label Vendetta Records in Form einer einseitig bespielten 12'' Platte als EP veröffentlicht wurde.

Wie das Ganze nun klingt und ob es sich hier um ein lohnenswertes Werk handelt... meine Eindrücke im folgenden...






Zunächst einmal sei aber erwähnt, dass das Duo der beiden Herren aus Nordrhein-Westfalen bereits im Jahr 2010 gegründet wurde, laut offizieller Angabe. Gehört hat man von ihnen allerdings bisher noch nichts, bis Mitte November die EP Ritus zunächst in Eigenregie digital, ein paar Tage später dann auch auf physischem Tonträger unter dem Banner von Vendetta veröffentlicht wurde.
Es soll den konzeptionellen Beginn einer Thematik darstellen, die sich BESTIALIS in Zukunft auch weiterhin in ausführlicher Weise widmen wollen: Die Natur des Menschen zu ergründen, ihn zu seinen Wurzeln zurückzuführen und ihn daran zu erinnern, worin seine Wurzeln liegen... nämlich in der Natur!


Ritus will das Tier im Menschen erwecken und dazu bedienen sich die beiden Protagonisten Lastaurus (Stimmgewalt) und Absorber (der für sämtliche Gitarren verantwortlich zeichnet und unter seinem bürgerlichen Namen eher im Power / Death / Thrash Metal zu Hause zu sein scheint) sich ganz unterschiedlichen Inspirationsquellen. Zum einen gehören dazu Literatur, als auch Philosophie, aber auch Mythen, sowie fast vergessene Rituale alter Naturvölker und -religionen.

Das klingt dann einerseits sehr kernig, bzw. erdig und erinnert nicht nur einmal an den typisch nordischen Stil von Bands der seligen Mitt-90er, andererseits aber auch ziemlich druck- und kraftvoll. So manches Mal verlässt man gar ein wenig die eng gesteckten Genre-Grenzen und ausgetretenen Pfade des Black Metal, um dem einen oder anderen Melodie betonten Gitarrensolo Platz einzuräumen, und scheut auch nicht vor Klar- und Chorgesängen zurück, was aber auch wiederum an so manchen Vertreter der von mir angesprochenen Zeitepoche erinnert.
Doch auch so manche heutige Horde scheint die beiden Herren auf die eine oder andere Art und Weise beeinflusst zu haben - hier würden mir vor allem Vertreter des modernen Deutschen Black Metal einfallen wie etwa APOTHEOSIS OMEGA oder auch KRATER.
Generell wandeln BESTIALIS, ganz anders als es der Name vielleicht vermuten lässt, ausschließlich im hymnenhaften Midtempo, eine schnellere Gangart legt man nur selten und dann auch nur in einzelnen Passagen ein (wie etwa in 'Ur-Veneration'), gibt sich aber auch sehr mystisch angehaucht und offenbart gar eine gewisse rituelle und okkulte Note.

Inklusive dem Intro-Part umfasst Ritus vier Lieder, die insgesamt aber leider viel zu kurz ausgefallen sind und das Werk auch etwas abrupt enden lassen, jedenfalls meiner Meinung nach.
Das ist einerseits mehr als schade, da es in meinen Augen einfach keinen befriedigen Abschluss auf Ritus gibt, und ich mir hier durchaus noch ein bis zwei Stücke mehr gewünscht hätte, andererseits hinterlässt aber auch genau dieser Umstand den Eindruck, dass mit dieser EP lediglich der Beginn zu einem vollständigen und mehrteiligen konzeptionellen Werk vorliegt, der auf zukünftige und vielleicht auch umfangreichere Beiträge hoffen lässt.

Fazit:
Grimmige Rituale, die hier in musikalischer Weise zelebriert werden. Leider schmälert die geringe Spielzeit der Platte die wahrlich dichte und erhabene Atmosphäre doch etwas und steht eigentlich im krassen Gegensatz zu ihr. Nichtsdestotrotz ist die auf lediglich 200 Exemplare limitierte 12'' Vinyl eine Anschaffung allemal wert, schon alleine weil man einfach merkt, dass es sich hier um zwei Herren handelt, die mit Herzblut an die Sache heran gehen und die es verstehen, eine wirklich spannende Geschichte zu inszenieren, auf deren Fortsetzung ich persönlich bereits sehr gespannt bin!
Zwecks einer Bestellung solltet ihr euch am besten gleich an Vendetta Records wenden.

Ein starkes Werk, dessen einziger Makel lediglich in der kurzen Spielzeit und dem (vielleicht auch gerade deshalb so wirkenden) abrupten Ende liegt. Bleibt zu hoffen, dass hier bald ein umfassenderer Nachfolger kommt! Spannend wird auch sicherlich die Frage, in wie weit dieser dann an diesem Werk anknüpfen wird...


Darbietungen:
01. Incensio (Prelude)
02. Re-Incantation
03. Ur-Veneration
04. Non-Domestication: Fall of Gilgamesh

Laufzeit: ca. 16 Minuten




Review: Nightwalker & Winterfullmoon & Lord Frimost - Split (CD, Astral Nightmare Productions - 2020)

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So allmählich mausert sich die Deutsche Schmiede Astral Nightmare in meinen Augen zu einem Garant für authentische Underground Black Metal Tonkunst... sei es nun nationaler oder internationaler Art.
Dieser Eindruck bestätigt sich auch einmal mehr mit hier vorliegender Split-CD der drei Horden NIGHTWALKER, WINTERFULLMOON und LORD FRIMOST... dabei handelt es sich bei dem unbetitelten Werk um mehr als eine mal ebenso zusammengezimmerte lieblose Split, sondern vielmehr um einen Gemeinschaftstonträger jener Art, welche diesen Titel auch verdienen...


Bevor ich mich nun aber der Musik widme, möchte ich doch noch einen Blick auf die Aufmachung dieser CD werfen. Vom selbst gezeichneten Cover, über den Inhalt des 8-seitigen Beiheftes und die Gestaltung der Rückseite, erinnert hier alles an die seligen 90er. Das Ganze versprüht einen gewissen minimalistischen Touch und einen authentischen Underground-Charme, den man heutzutage doch bei so mancher selbst ernannten "Underground Black Metal" Kapelle vermisst.
Die Innenseite des Beiheftes wartet auf jeweils einer Doppelseite mit jeweils einem Bildnis des bzw. der Protagonisten hinter den Bands, sowie den nötigsten Informationen zu den Aufnahmen auf.


Zunächst erschallen dem geneigten Hörer die drei Lieder des Solo-Projektes NIGHTWALKER aus Hessen entgegen. Hinter dem Projekt steht der Herr N., welcher dem einen oder anderen vielleicht bereits durch seine Arbeiten in u.a. LUNAR CHALICE (deren beiden Werke ich auch erst vor einer Weile zusammenfassend besprochen hatte), sowie BELZAZEL (denen ich mich wohl später auch noch widmen werde) oder den inzwischen aufgelösten ADVERSUM, deren Tonkunst ich mich in der Vergangenheit ebenfalls zuwandte.
Nun gehört NIGHTWALKER zu jenem Reigen von Bands, deren Werke ich zwar zuhause in der Sammlung stehen habe, mit denen ich mich allerdings aus irgendeinem Grund nie so wirklich auseinandersetzte... bis heute.
Und ich muss schon sagen, dass sich das wohl auch zukünftig ändern dürfte, denn bereits der erste Beitrag 'Crypt of Secret Sacrament'erweist sich als wahres Untier und vermag auf ganzer Linie zu überzeugen. Einerseits erweist sich die Darbietung als sehr brachial und doch sonderbar erhaben und bedrohlich. Das Wechselspiel zwischen kompromissloser Sturmeswut und okkult anmutenden mystischen Stimmungen, welche die Essenz von ekelerregender süßlicher Fäulnis und schwerem Kerzendunst in sich tragen, ist es, was die Faszination dieses Stückes ganz klar ausmacht.

Nicht viel anders geht es in 'Burning Pentagram'zu. Dies sind Klänge, die den Hörer tief in die schwarze Finsternis starren lassen . Er wähnt sich inmitten eines dunklen Verlieses, welches lediglich von schwarzen Kerzen erhellt wird, so dass man die in schwarze Umhänge gewandten Gestalten nur silhouttenhaft wahrnehmen kann, genau wie die an den Mauern angebrachten Banner, die die mit Blut gemalten Male des Teufels zeigen und den Opferaltar, auf dem sich schemenhaft ein nackter Körper windet, während über ihr eine kalte Klinge einmal kurz aufblitzt...

Mit dem auch schon letzten Song In the Shrines of the kingly Dead'zelebriert man eine Nachspielversion des Klassikers von TIAMAT (dessen Original sich auf ihrem Debüt-Album Sumerian Cry aus dem Jahr 1990 finden lässt, der in einer frühen und rein instrumentalen Version aber gar noch auf das Jahr 1989 zurückgeht, als die Band noch unter dem Namen TREBLINKA aktiv war).
Aus dem ursprünglichen klassischen Death / Doom Metal, der auch mit einigen Anleihen an den Black Metal liebäugelte, wurde hier natürlich ein lupenreines Stück Schwarzmetall, welches einen wohligen 90er Charme innehat. Den nordischen Ursprung hört man dem Lied an, NIGHTWALKER versteht es aber auch sehr gut, diesem Song seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Heil der Dunkelheit!


So richtig sind NIGHTWALKER noch nicht einmal richtig verklungen, da verkünden mit 'Mitternachtsstunde (Intro)'bereits 12 Glockenschläge in einer Sturm gepeitschten Nacht das herannahende Unheil, und setzt damit eigentlich genau dort an, wo das letzte (und bisher einzige) Werk Death Eternal endete (eine Rezension lässt sich >>hier<< nachlesen)...
Diese Stimmung setzt sich dann auch in 'Servant of Evil'fort, ein Stück, in welchem WINTERFULLMOON erneut eine sehr sinistere Tonkunst zelebrieren, die irgendwo zwischen düsteren Synths und langsamen bis schnell gespielten Black Metal-Parts angesiedelt ist, dabei noch mit einigen wirklich unheimlichen Samples unterlegt wurde und so eine konstant bedrohliche Stimmung beim Hörer erzeugt... das Gefühl eines schleichenden und kriechenden Chaos, welches sich aus der Unterwelt heraus seinen Weg in die Welt der Lebenden bahnt...

Nahtlos geht es dann über in 'Thousand Fold Winter'. Ein Stück, welches sich einerseits etwas epischer gibt, andererseits aber von seiner Grundstimmung her auch einen etwas direkteren und brutaleren Pfad einschlägt. Beinahe hätte man als Hörer den Eindruck, als ob die Geschichte sich hier direkt fortsetzt und seine Exzellenz, die Majestät der Nacht und der Finsternis hier seine Maske ablegt, um sein Antlitz der vor Angst erstarrenden Menschheit zu offenbaren und ihr den ewigen Winter und den Tod zu bringen...

Auch mit ihrem letzten Stück 'Part II'nehmen sich WINTERFULLMOON, wie im übrigen auch ihre BEIDEN anderen Split-Partner einem alten Song an. In ihrem Falle handelt es sich um einen verkannten Klassiker des recht kurzlebigen Projektes INCARNATOR aus Norwegen (1991 - 1992/1993), welches es gerade einmal zwei Demos brachte. 'Part II'ist dabei einer von zwei Songs der ersten Demo Nordic Holocaust, und bietet auch in textlicher Hinsicht einen typischen Beitrag dieser Ära, die erfüllt war von Umtrieb, brennenden Kirchen, Christenjagden, Morden und Grabschändungen. Allein wenn man sich das Original einmal anhört, wird einem schnell klar werden, dass WINTERFULLMOON für einen Cover-Song keine andere Band hätten wählen können!


Den Abschluss dieser Split bildet das Solo-Projekt LORD FRIMOST aus Ecuador. Allein-Unterhalter Infernal Warlord bietet hier im Gegensatz zu seinen Split-Partnern kein exklusives Material, sondern seine rare Summonings of Hell and Black Propaganda EP aus diesem Jahr, welche ursprünglich auf Kassette durch das recht kleine, aber überzeugte Deutsche Label Destruktion Records erschien, und schnell vergriffen war. Eine erneute Veröffentlichung in solch' einer Form macht also auch durchaus Sinn, zumal das Material hier nun erstmalig auf einem gepressten Silberling vorliegt.
Was die Musik des Herren angelangt, so wird hier einmal mehr schnörkelloser und geradliniger Hass erfüllter Black Metal satanischer Philosophie zelebriert, der in seiner Machart ganz im Stile der Werke von JUDAS ISCARIOT gehalten ist. Und zwar nicht nur in instrumentaler Hinsicht, sondern auch im Bezug auf die Titel der Texte und ihrer Länge.

So weist bereits der erste Beitrag 'Winds of Vengeance Burn Your Fields'eine beachtliche Laufzeit von knapp 12 Minuten auf. Das schneidende Spiel der Gitarre erinnert dabei als prägendstes Element an die Klassiker des genannten und inzwischen nicht mehr aktiven US-Amerikaners. Aber auch das militant wirkende Schlagwerk, welches von einem nicht genannten Session-Musiker eingetrommelt wurde, versetzt den Hörer zurück in jene Zeit der End-90er und frühen 2000er Jahre, als JUDAS ISCARIOT mit Alben wie Heaven in Flames oder To Embrace the Corpses Bleeding die Hochphase seines Schaffens hatte und mit einigen anderen ernst zu nehmenden Bands jedem zeigte, dass Black Metal aus um die Jahrtausendwende rum, eine tiefere Bedeutsamkeit hatte, als lediglich nur Musik zu sein.
Genau das zeigt sich auch im nächsten Stück 'The Wrath of the Impious and the Forgotten Law'. Und hier zeigt eigentlich auch der Titel an sich, dass es sich LORD FRIMOST zur Aufgabe gemacht hat, den ideologischen Pfad, den einst Akhenaten mit seinem Projekt beschritt, weiter zu verfolgen, und seinerseits der heutigen Generation zu zeigen, auf was es im Black Metal wirklich ankommt, die leider immer mehr vom modernen Zeitgeist verblendet ist und von ihrer Political Correctness und ihrem Gutrmenschtum zerfressen wird...

Als letztes Lied hat sich LORD FRIMOST nun jedoch kein weiteres Nachspiel eines JUDAS ISCARIOT-Songs ausgesucht, derer es schon einige in seiner beachtlichen Diskographie zu finden gibt, sondern nahm sich einem Klassiker des Projekts WELTMACHT an, welches sich aus Mitgliedern der Bands JUDAS ISCARIOT, KRIEG und SACROPHAGUS zusammensetzte. Dabei waren alle Beteiligten noch in zahlreichen anderen Bands und Projekten eingebunden, die aber alle aufzuzählen, wurde doch den Rahmen sprengen...
Das Stück 'The Call to the Battle'(streng genommen 'The Call to Battle') erschien in seiner Urform auf dem '99 veröffentlichten Demo Ancient Hatred und zeigt wunderbar auf, welchen Einfluss die frühen Mitt-90er Szenen in Europa auf die Musiker hatten. Hier möchte ich vor allem auf die Parallelen zu den Horden aus Polen aufmerksam machen, vor allem zu GRAVELAND (oder auch INFERNUM), deren Spirit hier in jedem Riff und in jeder Sekunde, in welcher das Keyboard erklingt, zu erkennen ist.
Und genau diese Stimmung hat Infernal Warlord in seiner Interpretation auch sehr gut und äußerst authentisch eingefangen... großartig!

Fazit:
Eigentlich bleibt mir hier nicht mehr allzu viel zu sagen. Dieses Werk vereint drei großartige und authentische Underground-Kapellen unter einem Banner und stellt alleine deshalb schon wesentlich mehr dar, also eine einfache wahllos zusammengebaute Split mit Bands, deren Zusammenhänge weder erkennbar sind, noch in irgendeiner Weise Sinn ergeben. Genau so muss dat, und nicht anders!
Die CD kommt im Jewelcase mit 8-seitigem Beiheft und ist auf 666 von Hand nummerierte Exemplare limitiert. Zu ergattern im Mailorder von Astral Nightmare für 10,90 Euronnen. Zugreifen!

Vollauf lohnenswerte Split dreier Untergrund-Kapellen, die dem wahren Geist des Black Metal hier jeder für sich ein kleines Denkmal gesetzt haben. Für jene, die dies erkennen, ist hier eine Anschaffung nicht nur Pflicht, sondern eine Tugend!


Darbietungen:
Nightwalker
01. Crypt of Secret Sacrament
02. Burning Pentagram
03. In the Shrines of the kingly Dead (TIAMAT Cover)
Winterfullmoon
04. Mitternachtsstunde (Intro)
05. Servant of Evil
06. Thousand Fold Winter
07. Part II (INCARNATOR Cover)
Lord Frimost
08. Winds of Vengeance Burn Your Fields
09. Wrath of the Impious and the Forgotten Law
10. The Call to the Battle (WELTMACHT Cover)

Laufzeit: ca. 59 Minuten


Vorab-Review: WitcheR - Néma gyász (CD, Filosofem Records - 2020)

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Mit Néma gyász veröffentlicht das Projekt WITCHER aus Ungarn am 28.11.20 eine Neuauflage ihrer gleichnamigen EP, welche zuvor schon einmal im Jahr 2012 das Licht der Welt erblickte.
Dabei wurde sämtliches Material komplett remastered und das Ganze dann um einen kompletten Song erweitert.
Auch das Artwork wurde noch einmal komplett überarbeitet und angepasst, und wirkt nun wie eine Fortführung des Themas vom genialen letzten Album A gyertyák csonkig égnek.
Einmal mehr erfolgt die Veröffentlichung unter dem eigenen Label Filosofem Records...



Das Duo WITCHER aus dem Bezirk Vas in Ungarn gründeten taten sich bereits im Jahr 2010 zusammen und brachten seitdem eine Hand voll Splits, Demos und EPs, sowie zwei Alben hervor.
Begleitet wird Mastermind Roland Neubauer dabei von Karola Gere, die für die atmosphärischen Keyboards verantwortlich zeichnet.
Eine ausführliche Besprechung des zweiten Albums A gyertyák csonkig égnek aus dem letzten Jahr lässt sich nochmals >>hier<< nachlesen, für alle, die es verpasst haben sollten... dort gehe ich auch ein wenig intensiver auf die Geschichte der Band ein. Ebenso sicherten sich WITCHER mit ihrem atmosphärischen aber auch melancholischen Werk einen Platz in meinem persönlichen Jahresrückblick 2019 (immerhin unter den ersten 15 verortet!).
Die hier vorliegende EP wurde wie bereits erwähnt ursprünglich im Jahr 2012 veröffentlicht, damals als CD-r im DVD-Case unter dem Banner des unsäglichen Labels Rotten Crowz Productions (einfach mal auf diesen Seiten suchen... sorgt bei mir immer wieder für Lacher, was ich da von diesem "Label" zu Gehör bekommen habe...), später wurde Néma gyász durch die Deutsche Schmiede Schattenkult Produktionen dann noch auf Kassette aufgelegt, bevor sich die Band nun dafür entschied, jene in gänzlich neuem Gewand auf einem schön aufgemachten Silberling zu veröffentlichen. Klar, dass es sich hier nun um die bevorzugte Wunsch-Version dieses Werkes handelt.
Im dreifach ausklappbaren Beiheft lassen sich neben, Informationen und Portraits der beiden Protagonisten auch die beiden Original-Cover der CD-r und der MC finden, was die Sache in meinen Augen noch einmal etwas abrundet, da hier eine Art Kreislauf endlich geschlossen wird, da sich dieses Werk nun am Ende seiner langen Werdungsreise befindet. Die Cover der Split mit VELM (ebenfalls aus dem Jahr 2012) ist allerdings nicht abgedruckt, obwohl das zusätzliche Stück 'Keresztúton'im Original von jenem Werk stammt.


Der Titel des Werkes bedeutet ins Deutsche übersetzt in etwa "Stille Trauer"... und genau diese Stimmung vermögen WITCHER auf Néma gyász auch eindrucksvoll wiederzugeben.
Dabei handelt es sich bei ihrer Musik keineswegs um DSBM, oder überhaupt Depressive Black Metal, sondern eher um einen sehr mystisch angehauchten atmosphärischen Black Metal, der eine tiefe Melancholie und Nostalgie in sich trägt.
Diesen beinahe märchenhaft anmutenden Stimmungen steht der äußerst grimmige Gesang entgegen, was sich jedoch letztendlich nicht als wahllos zusammengewürfelter Firlefanz erweist, sondern als eine perfekte Symbiose aus Anmut, Schönheit, Mythologie, Trauer und Boshaftigkeit.
Also eigentlich genau das, was von von einer Horde erwarten dürfte, die sich selbst den Stempel "Witching Black Metal" aufgedrückt hat.

Das erste wirkliche Stück 'Egyedűl' ("Allein") folgt auf das hymnische instrumentale Dark Ambient-Intro und wartet bereits mit einer Länge von mehr als neun Minuten auf und bereits hier wird klar, dass sich Anhänger atmosphärischer Klänge, der finsteren Gangart auf Anhieb heimisch fühlen werden. Wer hier jedoch nach harmonischer Wald- und Wiesen-Thematik sucht, ist hier eindeutig fehl am Platz. Auch Puristen werden sich sicherlich mit den ganzen und recht verspielten sphärischen Synths, die einen nicht unerheblichen Teil der Tonkunst von WITCHER ausmachen, nicht so recht anfreunden können, wie ich mir vorstellen könnte. Jedoch macht die Band auch nicht Musik für jeden und ist weit davon entfernt, sich irgendwelchen Trends oder Dogmen zu unterwerfen, sondern zieht konsequent ihr eigenes Ding durch. Und das allein imponiert mir schon!

Mit dem zweiten Titel gebenden Stück setzt sich dieses Wechselspiel zwischen kalten, nahezu misanthropischen Schwarzmetall-Passagen und verträumten Keyboard-Klängen, welche die einsame Seele auf ihrem Weg durch die selbst gewählte Isolation hin zur Unendlichkeit begleiten.
'Néma gyász'erzählt von (ab)sterbenden Gefühlen und einem namenlosen Protagonisten, der sein Heil in der Einsamkeit zu finden sucht. Jedenfalls schließe ich das aus den paar Textfragmenten, die in der Translator-Übersetzung Sinn ergeben, denn wie schon bei dem letzten Album lassen sich hier auch Passagen finden, mit denen der Online-Übersetzer so seine Schwierigkeiten hat... die Intention wird jedoch mehr als deutlich.
So ein wenig musste ich hier in musikalischer Hinsicht auch an alte NARGAROTH denken, wenngleich mir natürlich klar ist, dass bei dem Projekt aus Deutschland nie eine derartig dominante Spielweise der Keyboards zum Einsatz kam... doch lässt der Black Metal in seiner bewusst monoton gehaltenen Art hier durchaus einen Vergleich zu.

Auch an BURZUM wird sich der geneigte Hörer dann und wann etwas erinnert fühlen, was vor allem aber auch im nächsten und rein instrumentalen Lied 'Esőnap'deutlich wird, da es doch einige Referenzen an die Synth-Phase der norwegischen Ein-Mann-Kapelle offenbart. Auch Dungeon Synth der Marke alter MORTIIS dürfte hier gewiss Pate gestanden haben.
Generell machen WITCHER aber auch keinen Hehl daraus, woraus sie ihre musikalische Inspiration ziehen.

Mit 'Keresztúton'erklingt dann auch schon der letzte und zeitgleich auch längste Song dieser CD (etwas mehr als 15 Minuten). Das Lied stammt ursprünglich aus dem gleichen Jahr wie auch die EP, ob aus der gleichen Session, weiß ich jedoch nicht zu sagen.
Es fügt sich jedoch von seinem Klangbild nahtlos in das übrige Geschehen ein und könnte also durchaus einmal aus der gleichen Aufnahme-Session gestammt haben, wurde dann letztendlich aber anderweitig verwendet.
Das Original erweist sich im direkten Vergleich um einiges rauer, doch die hier vorliegende Aufnahme erweist sich insgesamt als kälter, düsterer und sphärischer... das auf Klavier getrimmten Keyboard erinnert entfernt an EMPYRIUM (so ein wenig hat die Stimmung für mich etwas von 'Ode to Melancholy'). Ein gelungener Abschluss zu einem tiefgreifenden und emotionalen Werk...

Fazit:
Die beiden Ungarn legen mit ihrer neuen CD zwar kein wirkliches neues Material vor, dafür aber ein liebevoll und detailverliebtes restauriertes "Alt-Werk", welches sich mehr als nur hören lassen kann!
Die CD wird am 28. November in einem Jewelcase erscheinen, welches an der Front mit einem transparenten Logo-Sticker beklebt wurde und wird darüber hinaus noch ein dreifach ausklappbares Beiheft mit allen Texten enthalten. Über eine Limitierung ist mir nichts bekannt.
Zwecks einer Bestellung nehmt ihr am besten direkten Kontakt zu Filosofem Records auf.

Als angehängtes Video findet ihr eine Aufnahme des Songs 'Egyedűl'von der Original-EP. Sobald ein Klangbeispiel aus dem aktuellen Werk vorliegt, werde ich dieses auswechseln.

Emotionale Reise durch die Finsternis der Seele... atmosphärisch dicht und zutiefst ergreifend! Sicherlich wieder kein Werk, welches die große Masse ansprechen wird, aber die kleine Schar derer, die diese Art der Musik fühlen und begreifen können, werden an Néma gyász schwerlich vorbei kommen!


Darbietungen:
01. Intro
02. Egyedűl
03. Néma gyász
04. Esőnap
05. Keresztúton (bonus track)

Laufzeit: ca. 42 Minuten


Vorab-Review: Steingrab - Malum Genesis (CD, SoundAge Productions - 2020)

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Die inzwischen recht unkonventionell agierende Ein-Mann-Kapelle STEINGRAB um Multi-Instrumentalist Mahr, der nebenbei auch noch ein weiteres Projekt mit Namen LETHARGIE am Start hat, mit welchem er sich aber eher einer direkteren Form des Black Metal annähert (ich meine sogar da mal eine Anfrage für eine Rezension erhalten zu haben, jedoch kam ich auf Grund der derzeitigen Situation nicht dazu, mich damit wirklich auseinanderzusetzen...).
Mit dem neuen Werk Malum Genesis, welches am 12. Dezember 2020 erscheinen wird, veröffentlicht STEINGRAB das bereits fünfte Voll-Album...



Ich muss gestehen, dass mir das im Jahr 2008 gegründete Projekt des Herrn Mahr schon in seinem frühen Stadium sehr zusagte. Reise ins Ungewisse stellte anno 2009 das erste Lebenszeichen dar, welches durch das damals noch relativ junge Label Wolfsgrimm Records auf Kassette veröffentlicht wurde.
Dem folgte dann 2013 mit Äon das erste richtige Album, welches in Kooperation von Deviant Records und Wolfsgrimm Records zunächst auf Platte veröffentlicht wurde, etwa zwei Jahre später aber auch auf CD ausgewertet wurde (wahlweise mit limitierten Aufnähern). Diese enthielt als zusätzlichen Bonus noch das Stück 'Phönix', das ursprünglich als digitale Single in Eigenregie und 2014 erstmals auf physischem Tonträger im Zuge der zweiten Ausgabe der U.B.A.O.R.-Sampler-Reihe veröffentlicht wurde (was ich nun auch nicht ohne einen gewissen Stolz schreibe, hehe).
2015 erschien dann neben der CD von Äon auch das Werk Live in Nürnberg, welches einmal mehr auf Kassette veröffentlicht wurde und auch die letzte Zusammenarbeit mit Wolfsgrimm Records darstellen sollte.
Erst im Jahr 2017 ließ STEINGRAB dann wieder von sich hören, in Form des zweiten Albums Mystik, welches zunächst lediglich in digitaler Form veröffentlicht wurde, da man noch auf der Suche nach einem Label war. Dieses wurde aber bald mit SoundAge Productions aus Russland gefunden. Jene Schmiede brachte das Album dann schließlich auch auf CD heraus.
Seitdem ist man SoundAge treu geblieben und so wurden auch die Werke Jahre nach der Pest (Album, 2018), Manifestierte Alpträume (Kompilation, 2019), sowie Atlantis (bis dato letztes Album, ebenfalls 2019) unter dem Banner der russischen Klangschmiede unter's Volk gebracht.

Einen Überblick zu unseren bisherigen Besprechungen für STEINGRAB könnt ihr euch >>hier<< noch einmal verschaffen.


Wer sich das Schaffenswerk von STEINGRAB schon einmal genauer angeschaut hat, und sich vielleicht auch seit den ersten Veröffentlichungen mit dieser Musik auseinandergesetzt hat, wird unzweifelhaft mit mir darüber übereinkommen, dass Mahr mit seiner Interpretation des Black Metal keine Musik für jeden macht.
Schon die früheren Werke offenbarten einen eigenwilligen, aber traditionsbewussten Stil, der mit jedem fortschreitenden Album weiter ausgearbeitet wurde. So stellte ja auch Knochensang in seiner Rezension zur Manifestierte Alpträume bereits fest, dass es hier doch schon recht experimentell und streckenweise eher Black Metal-untyisch zur Sache geht.
Nun, nachdem wir beide nicht in den Genuss kamen, uns eingehender mit Atlantis, dem bisher letzten Werk von Herrn Mahr zu befassen, vermag ich natürlich nicht zu beurteilen, in wie fern sich dieser Eindruck auf diesem Album fortsetzte... was ich jedoch sagen kann, ist, dass Malum Genesis diesen individuellen Pfad erneut beschreitet.
Der eigenwillige Stil wird schon allein durch die Thematik deutlich, denn wie es bereits der lateinische Titel vermuten lässt, so befasst sich Malum Genesis mit biblischen Motiven, verkehrt sie jedoch teilweise in ihr Gegenteil, lässt einen anderen Blickwinkel auf sie zu oder nutzt sie auch lediglich als Metapher für eine gehörige Portion Sozialkritik.

Die "Entstehung / (Der) Ursprung des Bösen", wie man den Titel wohl übersetzen könnte, zeigt sich dabei auf vielfältige Weise: Mal zeigt man sich doch ein wenig chaotisch in der Ausführung, dann wieder reichlich schwermütig, einen Hauch der Melancholie verströmend, dann aber wieder recht aggressiv und kämpferisch erhaben.

Die ersten beiden Titel 'Unten'und 'Kain'bilden dann zu Anfang nicht nur eine musikalische Einheit, sondern auch eine textliche und greifen dabei das Konzept des Album-Titels auf.
Die Gestalten des gefallenen Erzengels Luzifer, dem Lichtbringer und die des Brudermörders Kain als Entstehung des Bösen in der Welt. Doch liest man etwas zwischen den Zeilen, so liegt der Ursprung doch woanders... eingebettet in einen wilden Mix aus stürmischen Black Metal-Parts, einem gequälten Keifen, das sich mit eigenartig anmutenden choralen Klargesängen abwechselt und zudem noch Tastenklänge bereit hält, die in 'Kain'sogar noch präsenter sind. Auch arbeitet man mit geflüsterten Gesängen, was dem Ganzen dann einen gewissen Dark Metal-Einschlag verleiht. Zum Ende hin wird es dann aber nochmals äußerst kraftvoll und gerade die Gitarre begehrt hier mit einiger spielerischer Finesse auf.

'Sintflut'fängt brachial an, wandelt sich vom Klangbild her aber bald zu einem melancholischen Black Metal der die Schwermut, aber auch hypnotische Kraft alter Aufnahmen von BURZUM inne hat. Auch hier ist es wieder vornehmlich das Gitarrenspiel, welches hervorsticht.
Die biblische Geschichte, die von der "göttlichen" Strafe erzählt, die über 40 Tage und Nächte alles Leben auf der Erde ausgelöscht hat, nur weil der "Schöpfer" mit dem Lebenswandel seiner "Schöpfung", dem Menschen, nicht mehr zufrieden war (Erkennt jemand, wie hirnrissig das eigentlich ist?), kann hier gut und gerne auch als reine Metapher verstanden werden. Als Kritik an unsere dekadente Lebensweise, dass wir unsere Erde immer weiter ausbeuten, obwohl die Welt und damit auch der Mensch schon längst am Rande des Abgrunds steht.
Ein Appell an die Menschheit endlich aufzuwachen, und sich selbst zu hinterfragen? Vielleicht.
Wahrscheinlicher jedoch erscheint mir, dass das Lied eher die unausweichliche Zukunft aufzeigt, auf die wir geradewegs zusteuern. Der Mensch beschwört wie immer seinen eigenen Untergang herauf.
Soll es so sein - wir sind ohnehin alle verlorene Geister.

Mit 'Das große Spektakel'bietet man einen Prolog zum folgenden Stück 'Gottes Gnade (Hiob)'. Mit diesen beiden Liedern wandelt man auf den Pfaden der bekannten Geschichte um Hiob, einem frommen Gottesdiener, der zum Spielball zwischen "Gott" und "Luzifer" wird: Um seine Loyalität "ihm" gegenüber unter Beweis zu stellen, lässt "Gott" es zu, dass der "Teufel" Hiob seine 10 Kinder nimmt, die plötzlich versterben, dass er seine Reichtümer verliert und an Krebs erkrankt... oh ja, wer ist angesichts eines solchen "Schöpfers" nicht gerne Christ?!
Während sich der Prolog von einem eher etwas monoton-tristen akustischen Part mit Ambient-Anteilen eingeleitet wird, der abermals etwas an Sachen wie etwa BURZUM erinnert, wird es bald brachialer und es geht über in 'Gottes Gnade (Hiob)'. Das Stück entpuppt sich als hymnischer und atmosphärisch dichter Beitrag, der allerdings auch eine gewisse Düsternis und Traurigkeit in sich birgt.
In textlicher Hinsicht befasst sich das Lied mit den Gedanken Hiob's, so wie sie in einer solchen Situation wohl am ehesten gewesen sein dürften... da sie einfach nur menschlich und nachvollziehbar sind.

Zusammenhängend sind auch die beiden nächsten Stücke 'Stadt des Schwefels'und 'Asche', in denen es scheinbar um die Vernichtung von Sodom und Gomorra geht, sowie die Gedanken der ganzen Unglückseligen, die durch die Hand des "Schöpfers" den Tod fanden. Auch beschreibt der Text ihren Eintritt in das Totenreich.
Was für ein "Gott" kann das nur sein, der sich an solchem Leid weidet, nur weil seine Geschöpfe, die er selbst mit einem Funken seiner Selbst erschaffen hat, nun auch leben, wie es ihnen gefällt?!
Da sollte man sich als "Gottesgläubiger" vielleicht doch einmal selber hinterfragen... doch auch hier offenbart der Mensch abermals sein wahres Gesicht, welches er nur zu gerne hinter fadenscheinigen Normen, Werten und selbst auferlegten Dogmen versteckt. Somit würde hier auch wunderbar ein Zitat aus dem neuen Werk einer anderen Band passen, welches da lautet: "Vergeblich stelle ich dir diesen Fragen - Vergeblich hoffe ich auf Rationalität"(aus 'Niedergänger (Weg ins Nichts)' von WALLFAHRER - Album: Lightbringer - Leidbringer).
Musikalisch hat aber auch dieses Stück nichts mit dem Schaffen des eben angesprochenen Duos aus Bayern zu tun.

Mit 'Die Abkehr vom Licht'folgt das letzte Kapitel. Instrumental gesehen zelebriert man mit diesem Stück eine der direktesten Spielarten des Black Metals auf diesem Album und schafft mystische, und okkulte Stimmungen, die ebenso an das großartige Exaltation of Wisdom der Schweden HETROERTZEN denken lassen, wie auch an die alten glorreichen Tage solcher Bands wie DIMMU BORGIR bishin zu NARGAROTH. Wie auch bei allen anderen Stücken ist der Text auf mehr als nur eine Weise interpretierbar, von daher lasse ich den geneigten Hörer ebenso mit seinen Gedanken allein, wie es auch STEINGRAB tut.
Bleibt am Ende noch der Ausklang '0 (null)', ein instrumentaler Song am Klavier, voller Tristesse und Finsternis. Gleichzeitig wohnt ihm aber auch der Charakter eines Neubeginns inne. So ist der Titel wohl nicht nur als Ende dieser Reise durch das Alte Testament zu sehen, sondern auch als Symbol zu deuten: für den nun freien Geist des Hörers, der sich diesen falschen Dogmen einer vom Menschen geschaffenen "höheren Allmacht" entledigt hat, um den wahren Funken, den Gott in uns zu erkennen und zu entfachen. Aber vielleicht steht es auch einfach nur für die Nichtigkeit des Gottglaubens...

Fazit:
Erneut kredenzt uns STEINGRAB, in Persona Mahr ein vielschichtiges und verschachteltes Werk individueller (Black) Metal-Tonkunst, die nicht nur in einer Hinsicht selbst auferlegte Dogmen weit hinter sich lässt, um den freien Geist zu entfesseln. Sicherlich ist Malum Genesis auf mehrerlei Art interpretierbar (...auch meine Interpretation dürfte nur eine von vielen sein, und muss nicht zwangsweise mit der wahren Intention des Künstlers übereinstimmen) und daher alles andere als ein leicht zugängliches Werk und eher von der Art, die der geneigte Hörer zunächst mehreren aufmerksamen Durchläufen unterziehen muss, um die Intention dahinter wirklich begreifen und die wahre Kunst erkennen zu können. Umso schwerer wird es jenen Gesellen fallen, die sich bisher noch nie mit STEINGRAB beschäftigt haben - jenen würde ich vielleicht auch erst einmal dazu raten, sich erst einmal langsam von den älteren Sachen der Band hin an dieses Album zu wagen.
Aber das zeigt auch einmal mehr, dass Mahr mit seinem Projekt nicht bloß Musik machen möchte, die jedem gefällt, oder irgendwelchen Trends folgen muss, sondern einfach sein ganz eigenes Ding daraus macht.
Malum Genesis wird am 12. dieses Monats von SoundAge Productions als CD im Jewelcase mit 8-seitigem Beiheft veröffentlicht werden. Interessenten aus Deutschland, die eine Bestellung aus Russland scheuen, können sich zwecks einer Bestellung auch direkt an STEINGRAB wenden.

Authentisches und ehrliches Werk, dabei erfrischend eigenständig in der Ausführung und fernab irgendwelcher Klischees oder Trends. Eine machtvolle Scheibe zwischen Atmosphäre, Finsternis und Schwermut!


Darbietungen:
01. Unten
02. Kain
03. Sintflut
04. Das große Spektakel
05. Gottes Gnade (Hiob)
06. Stadt des Schwefels
07. Asche
08. Die Abkehr vom Licht
09. 0 (null)

Laufzeit: ca. 43 Minuten


Review: Wallfahrer - Lightbringer - Leidbringer (CD, Eigenproduktion - 2020)

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WALLFAHRER sind zurück und präsentieren ihr drittes Album innerhalb von drei Jahren. Unglaublich, wie schnell diese Band ihre Kunst an die Öffentlichkeit bringt, ohne dabei an Qualität einzubüßen... aber ich greife vorweg.

Nach Anthologie der Abkehr und Rattenritual hier nun Lightbringer – Leidbringer; ein Wortspiel-Titel, der meiner Meinung nach nicht ganz so episch klingt wie die vorherigen Titel, der aber die Ambivalenz des Menschen, um den es u.a. auf diesem Album gehen soll, bestens beschreibt...




„Hail Nature, Hail Freedom“– unter diesem Credo haben WALLFAHRER bisher ihr philosophisches Gedankengut unter die Menschen gebracht, und dabei sowohl ihre Liebe zur Natur bekundet, als auch jene Verhaltensweisen unserer Spezies angeklagt, deren Ziele es sind, sich selbst und andere zu versklaven. Die Natur tritt auf Lightbringer – Leidbringer diesmal ein wenig in den Hintergrund, auch wenn man sich in einem Lied des Textes eines wunderbar naturverehrenden Gedichts aus dem 18. Jahrhundert angenommen hat; im Vordergrund steht jedoch die Kritik am Menschen - an seinen negativen Eigenschaften, die vermutlich letztendlich zu unserem Untergang führen werden... Mitleid ist hier fehl am Platze, getreu dem auf diesem Album enthaltenen Ausspruches: „Das Ende der Philanthropie“


Musikalisch sind WALLFAHRER unverkennbar: Kraftvolle Melodien, durchdrungen von sehnsüchtiger Melancholie und kontrollierter Aggression. Hier und da haben sich auf Lightbringer – Leidbringer auch kaum wahrnehmbare Death/Trash Metal-Einflüsse eingeschlichen, die sich dezent im Hintergrund halten, dem Album aber noch einmal eine gewisse Härte verleihen. Passend dazu auch der gehässige Ton in dem einen oder anderen Lied, welcher wunderbar die Intentionen der betreffenden Texte widergibt.
Neu ist der Gebrauch von Sprachsamples – zwei der Lieder enthalten Passagen, die vermutlich aus Filmen stammen; beide waren mir vorher aber unbekannt.
Dominant in der Musik bleibt das Hymnische, das Schöne, das Erhabene, das Sehnsüchtige. Auch wenn die Lyrics sich dieses Mal nicht so sehr um die Natur drehen, so ist die Atmosphäre doch zutiefst durchsetzt mit Naturverbundenheit und dem Verlangen nach Wiesen, Wäldern und Bergen. Die Freiheit der Natur ist es wieder einmal, welche WALLFAHRER hier lobpreisen; sowie der Versuch, der Enge menschlicher Städte und Zwänge zu entkommen.

„Ihr Wälder, ihr belaubte Gänge – Und du, Gefilde! Stille Flur!
Zu euch entflieh ich vom Gedränge – O Schauplatzt prächtiger Natur!
Ich fühl, o Freund, mich neu geboren – Und fange nun zu leben an
Seit, fern vom Trotze reicher Thoren – Ich hier in Freyheit athmen kann“


Bei diesem Zitat handelt es sich um einen Auszug aus 'Der Weise auf dem Lande', einem Gedicht von Johann Peter Uz, welcher im 18. Jahrhundert lebte. WALLFAHRER haben Teile dieses Werkes musikalisch verarbeitet (das entsprechende Lied trägt denselben Namen), und man kommt nicht umhin zu erkennen, dass dieses Gedicht der Philosophie der Band vollkommen entspricht: Auch hier geht es um nichts anderes, als um die Befreiung aus zivilisatorischen Fesseln und um jene Freiheit, welche nur die unberührte Natur bieten kann.

Das Leben in den Städten wird – wie auch auf den vorhergegangenen Alben – auf Lightbringer – Leidbringer stark kritisiert. Natürlich bieten Städte uns Sicherheit und Komfort, weshalb man sie nicht als etwas vollkommen Negatives darstellen kann. Gleichzeitig sind Städte – oder besser gesagt: Zivilisationen – auch mit gesellschaftlichem Druck verbunden, mit dem Zwang zur Arbeit, mit Enge und gleichzeitiger Vereinsamung. Die Natur zu manipulieren (z.B. durch Landwirtschaft) ist etwas Nützliches für den Menschen, zugleich sorgt diese Manipulation aber auch für verheerende Zerstörungen – dies ist die Äquivalenz, die ich hinter dem Albumtitel zu erkennen glaube. WALLFAHRER gehen der Frage nach, ob der menschliche Fortschritt Segen oder Fluch ist, so heißt es etwa im Booklet:

„Are they
Are we
Are you
Am I
LIGHTBRINGER or LEIDBRINGER?“


Aus diesen Worten wird ersichtlich, dass sich die Band selbst nicht aus ihrer eigenen Kritik herausnimmt, wie ich bereits schon bei den Rezensionen von Anthologie der Abkehr und Rattenritual festgestellt habe. Nicht nur mit dem Finger auf andere zeigen, sondern vor allem auch erst einmal einen Blick in den Spiegel werfen.

Erfahrungsgemäß kommt das zivilisatorische Leben bei WALLFAHRER nicht besonders gut weg. So ist im Song ‚Und der Abgrund starrte zurück‘ zu hören:

„Wir leben nicht, wir hausen – im Sumpfe dieser Schmach
Der Wunsch nach mehr für uns und weniger für sie
Lässt uns nun bezahlen – Blind gelenkte Utopie“


Unsere Zivilisation beruht auf dem Leid anderer. Die westliche Kultur beutet andere Kulturen aus, um in Wohlstand leben zu können. Wobei ich behaupten würde, dass jede Kultur so verfährt oder verfahren würde, hätte sie die Möglichkeit dazu: Luxus auf der einen Seite hat den bisherigen Erfahrungen nach Armut auf der anderen zur Folge. Ob Wohlstand für alle Menschen möglich ist – vielleicht, aber dafür kenne ich mich zu wenig mit Ökonomie aus.

Macht uns der Wohlstand denn glücklich? Sind wir dadurch zu besseren Menschen geworden? Dazu noch einmal ‚Und der Abgrund starrte zurück‘:

„Seht uns nur an wo wir nun sind – Am Rand der Zeit, am Rand der Welt
Die Not trat ein, das Leid begann – Wir wollten mehr und sind nun arm
Rastlos und getrieben, hungrig nach der Macht
Stellten wie die Weichen zu uns’rem Untergang“


Wird sich der Mensch denn jemals ändern? Im Grunde genommen wäre ja eine wirklich große geistige Evolution nötig, um das Leid auf unserem Planeten zu vermindern – an erster Stelle müsste sich der Teil unseres Gehirns verändern, der für die Gier zuständig ist. Die Gier nach Macht und Geld und Luxus sorgt für das Ungleichgewicht auf der Welt; fraglich, ob der Mensch in dieser Hinsicht irgendwann zur Vernunft kommen wird. In ‚Niedergänger (Weg ins Nichts)‘ sagen WALLFAHRER dazu:

„Weshalb können wir nicht lernen aus den Fehlern unserer Selbst?
Warum sind wir gefangen im Wettlauf um das Geld?
Sind wir nicht in der Lage uns selbst zu reformieren?“


Der Mensch müsste eigentlich aus seiner Vergangenheit und seinen Fehlern lernen, doch dies geschieht nur selten. Denn – um gleich auf den Text von ‚Schwer wiegt die Bürde der Vernunft‘ einzugehen – es ist viel einfacher, die Schuld auf andere zu schieben. Selbstreflexion und Selbstverantwortung fallen vielen Menschen schwer, und deshalb projiziert ein Großteil seine Probleme und Komplexe auf andere Gruppen oder Personen: Seien es „die Juden“, „die Ausländer“, „die da oben“ oder sonst wer. Statt Verantwortung und Stärke zu zeigen, statt in den Spiegel zu blicken und zu erkennen, dass man zu 99% selbst der Grund für die negativen Aspekte seines Lebens ist, wird die Ursache für persönliche Missstände außerhalb gesucht. In der Tat, Vernunft und Verantwortung sind schwere Bürden:

„Schwer wiegt die Bürde der Vernunft
Eine Last die uns erdrücken mag
Jene straucheln die den Rücken beugen und auf andere zeigen
Nur wer aufrecht geht kann widerstehen
[…]
Leicht ist’s die Schuld zu delegieren – Den Feind zu denunzieren
Wieder brennen Scheiterhaufen – Wieder tönen Hasstiraden“


Doch nicht nur die Gier ist eines der großen Probleme der Menschheit. Auch die Heuchelei trägt ihren Teil dazu bei, unsere Welt und unsere Gesellschaft zu einem negativen Ort zu machen. So heißt es anklagend bei ‚Am Ende kriecht der Mensch‘:

„Ihr sprecht von Ehrlichkeit und beugt die Wahrheit so wie es euch gefällt
Ihr sprecht von Toleranz und weist die Meinung der Anderen als Angriff zurück
Ihr sprecht von Gerechtigkeit und urteilt nach vielerlei Maß
Ihr sprecht von Verantwortung und wendet euch ab von Elend, Not und Gefahr“


Hand in Hand mit Heuchelei geht auch die Verblendung. Gerade Menschen, die vorgeben, für das Gute zu sein und nach „dem Licht“ zu streben, sind doch meistens diejenigen, welche die größten Übel verursachen: Christen und Moslems, die von Erlösung und Paradies reden, aber in ihrer langen Geschichte viel Leid gebracht haben und noch immer bringen, da viele von ihnen jene verachten, die nicht ihren Glauben teilen; Nationalisten und Rassisten, die darüber schwadronieren, dass doch alle Kulturen und Völker gleichwertig und frei sind (solange sie in ihrem Herkunftsland bleiben), aber im Endeffekt das eigene Volk als etwas Besseres sehen und anderen Kulturen ihre Freiheit nehmen zu wollen (z.B. die Freiheit dort zu leben, wo man glücklich werden kann). Antisemiten, die die angebliche Geldgier der Juden anprangern, aber selber in kapitalistischen Mustern denken (bspw. Menschen mit Behinderung jegliche Unterstützung verweigern, im schlimmsten Fall zu töten, weil diese ja keinen Nutzen – gemeint ist wirtschaftlicher Nutzen – für die Gesellschaft haben).
Christen, Nationalisten etc. sprechen vom „Heil“ und vom „Licht“ und dergleichen, doch sie bewirken Schlechtes; entweder aus Verblendung, weil sie gar nicht begreifen, was sie da tun und sagen; oder aber sie sind sich ihrer Taten bewusst, behaupten aber, sie würden zum Wohle irgendeiner Gruppe/eines Volkes/der Menschheit handeln – in diesem Fall sind es Heuchler.

„Sich selbst überschätzende, falsche Propheten, welche sich selbst belügen
Und irrationalen Trugbildern folgen – Denn am Ende kriecht der Mensch
Und ihr sprecht von Freiheit doch verbaut euch Geist und Blick
Und ihr sprecht von Fortschritt und richtet Gedanken und Werte zurück“


Vielleicht wollen Teile der Menschheit tatsächlich etwas Gutes bewirken, doch werden sie stets korrumpiert von Macht, Religion, Gier, Intoleranz, Hörigkeit und dem Gefühl, der Mittelpunkt des Universums zu sein:

„Regenten der Wissenschaft wollten wir sein
Doch wir vergaßen die Gier nach Macht
Die Sucht nach Autorität
Die golden strahlende Zukunft liegt in weiter Ferne
Der Mensch kriecht im Kreise
Der Wirklichkeit entrückt
Eitel und Arrogant“


Dieses Lied – ‚Am Ende kriecht der Mensch‘– spricht mir aus der Seele. Es hat zudem etwas Endgültiges an sich – und das nicht nur, weil es der letzte Track des Albums ist. Auch so habe ich das Gefühl (und Kraehenblut empfindet es ebenso), dass hier ein Abschluss gefunden wird; dass Anthologie der Abkehr und Rattenritual Anklagen wider die Menschheit waren, und dass Lightbringer – Leidbringer nun die finale Abrechnung darstellt. Man hat vielleicht versucht, die Menschheit zu retten, ihr versucht zu zeigen, dass Heilung durch Hinwendung zur Natur möglich ist; doch die Menschheit ließ sich nicht heilen. Nun gibt es keine Versuche der Rettung mehr, nun sind wir am bereits zitierten „Ende der Philanthropie“.

Auf ein Lied bin ich nun gar nicht weiter eingegangen: ‚Totenwache (So sprecht ihn selig)‘. Auch hier wird mit etwas abgerechnet – mit dem Christentum. Nun sind antichristliche Texte im Black Metal aber nichts Ungewöhnliches, sodass ich gar nicht weiter über die Lyrics sprechen will, obwohl sie ebenfalls einige der Grundaussagen WALLFAHRERs enthalten: Selbstständiges Denken, Unabhängigkeit, Befreiung aus von Menschen geschaffenen Trugbildern. Und so muss ich doch noch einmal zitieren:

„Wenn der letzte Zug des Atems deinen Leib verlässt
Und dein Auge sich im Antlitz deines Endes schließt
Wenn du mit letztem Blick der Erkenntnis fündig wirst
Dass du niemals einem Schöpfer gegenüber trittst
Dass du von Anfang an mit Angst und Schuld geblendet wurdest
Dass du seit Anbeginn zu ihrem Dienst erzogen wurdest
Lass dich nicht von Patriarchen lenken
Erwecke und entfache dein selbstständiges Denken“


Fazit:
Was soll ich sagen – WALLFAHRER versteht es wie kaum eine andere Band, mich so sehr zu begeistern und in ihren Bann zu ziehen. Wie ich schon bei den vorherigen Reviews geschrieben habe: Allein die Texte enthalten derart mannigfache Quellen der Inspiration, dass ich mich wochenlang damit beschäftigen und beinahe ein Buch darüber schreiben könnte...
Die Musik ist nicht rau oder böse, ihr fehlt das okkulte Moment, das ich ansonsten sehr schätze. Wir haben es hier nicht mit dreckigem und sinistren Black Metal zu tun, der dämonische Triebe wachrüttelt... Nein, WALLFAHRER sind anders. Wunderschön und sehnsüchtig, aber nicht weinerlich oder verweichlicht. Aufrechte Musik von Individuen, getrieben von der Hingabe an die Natur und von der Verachtung gegenüber der Menschheit – sich dabei aber stets bewusst, dass sie selbst ebenfalls zu den Menschen gehören.

Dieses Album ist in einer Limitation von 500 Kopien auf CD direkt bei der Band zu bestellen (via Bandcamp) - jeweils ein Euro des Erlöses wird dabei an eine Organisation für Baumaufforstung gespendet. Außerdem wurde durch Crowdfunding eine Doppel-LP-Version herausgebracht, die jedoch nur für diejenigen verfügbar war, die sich an dem Projekt beteiligt haben.

Eine überaus herausragende Band mit einem Album, das seinen überwältigenden Vorgängern in nichts nachsteht!


Darbietungen:
01. Niedergänger (Weg ins Nichts)
02. Der Weise auf dem Lande
03. Und der Abgrund starrte zurück
04. Schwer wiegt die Bürde der Vernunft
05. Totenwache (So sprecht ihn selig)
06. Am Ende kriecht der Mensch


Laufzeit: ca. 51 Minuten



Review: Drengskapur - Was der Morast verschlang (CD, Eigenproduktion - 2020)

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Knapp sieben Jahre sind vergangen, seit das letzte Album von DRENGSKAPUR das Licht der Welt erblickte. In der Zwischenzeit gab es drei Split-Veröffentlichungen (jeweils mit NEMESIS SOPOR, HEILNOZ und SZARLEM) sowie einen Beitrag auf dem UBAOR-Sampler, welcher den Namen ‚Sonnengang‘ trug...
Nun ist Was der Morast verschlang erschienen. Und erneut widmet sich das Duo (in der aktuellen Besetzung mit Wintergrimm und Hiverfroid) naturverbundenen Themen – diesmal der trügerischen Schönheit der Moore und der tödlichen Gefahr, welche in dunklen Tümpeln und scheinbar harmlosem Grasland lauert...

Moore umgibt eine ganz eigene Aura. Zumeist bewegt man sich in flachem Land, erblickt hier und da kleine Wasserläufe oder Seen, während der Boden ringsum mit Gras und Büschen bewachsen ist und einen fast gewöhnlichen, festen Eindruck vermittelt. Aber natürlich weiß man, dass man nicht vom Weg abkommen sollte; dass der Boden nachgeben und man einsinken könnte in die Tiefen des Moores... Im Sommer sind Wanderungen in solchen Landschaften nicht zu empfehlen, da die Sonne mangels Schatten unablässig brennt, und in der Luft unzählige Mücken, Bremsen und andere Insekten umherschwirren. Die kalten Jahreszeiten erscheinen mir da wesentlich geeigneter; und auch eine Nachtwanderung wäre sicherlich eine Erfahrung wert – allerdings sollte man sich dann nicht ohne einen erfahrenen Begleiter hinauswagen...


Genug der einleitenden Worte, wenden wir uns dem vorliegenden Album zu. Die Aufmachung von Was der Morast verschlang ist – wie auch schon seine Vorgänger – in äußerst stimmungsvoller Weise gestaltet, mit den grauen Bildern eines Moores, in welche passend naturbezogene Formulierungen eingebettet sind. So wird das Album selbst als "Opfer" für den Sumpf bezeichnet, und statt von Songwriting spricht man von „Dichtung, Ton und Geflecht“. Natürlich sind Umschreibungen dieser Art nichts Neues im Black Metal, doch passt es hier wunderbar zum Gesamtkonzept des Werkes und verstärkt noch einmal die tiefe, zugrunde liegende Naturstimmung.

Gesungen wird auf Deutsch (abgesehen vom letzten Lied), und wie schon bei den Werken zuvor sind die eigentlich Black Metal-Stücke eingerahmt von einem instrumentalen Ein- sowie Ausklang (hier gebildet durch die Titel ‚Schlummerlicht‘ und ‚Geistersang‘).
Der Tradition des Vorgängeralbums Der Urgewalten Werk folgend (wenn ich an dieser Stelle mal von Tradition sprechen darf) findet sich nach dem Outro noch ein weiteres Lied: Bei Der Urgewalten Werk wurde ‚Barbarians‘ von MANIAC BUTCHER interpretiert, hier nun geben DRENGSKAPUR ‚Where Ancient Lords Gather‘ von THRONE OF AHAZ die Ehre. (Zudem lässt sich exklusiv auf der MC-Version des Albums Von Nebel umschlungen noch eine Nachspielversion des JUDAS ISCARIOT-Klassikers 'From Hateful Visions'finden - Anm. von Kraehenblut)
Dieses Cover fällt ein wenig aus dem Rahmen, ist es von Musik und Text her doch weitaus dreckiger und aggressiver als die übrigen Stücke. Dennoch fügt es sich gut in das Gesamtwerk ein, Wintergrimm und Hiverfroid (in diesem Fall gesanglich noch von jemandem namens M.V. unterstützt) machen ihre Sache ordentlich.

Und wie sieht es mir dem Hauptteil von Was der Morast verschlang aus, sprich den Eigenkompositionen, dem Herzen des Ganzen?
Melodische Hymnen der heidnischen Natur, getragen von Tragik, Melancholie und auch ein wenig Wahnsinn. DRENGSKAPUR beschreiben in musikalischer und lyrischer Hinsicht vortrefflich die Wege durch das Moor, die Flora und die übersinnlichen Gestalten, die man dort anzutreffen vermag...

‚Irrwisch‘ und ‚Im Morast‘ handeln von arglosen Personen, die sich in die Sümpfe verirren, und Geistern und Trugbildern begegnen. Der Tod greift nach den Menschen, die keinen Respekt vor der Natur haben und meinen, sie wären etwas Höheres als Mutter Erde. Wurzeln und scheinbare Krallen greifen nach ihnen, halten sie fest, zerren sie hinab – nur wenige vermögen es, dem Nebel umhangenen Moor zu entfliehen.

„Geraten in den Moores Fänge
Besiegelt ist das Unheil nun
In der Ferne Todesklänge
Das Letzte, was noch zu vernehmen.
//…//
Aus dem Boden greifen Krallen
Wild in den Abgrund zerren Dich
Schreie stumm im Nichts verhallen
Gierig schlingt der braune Sumpf.“


So heißt es in ‚Im Morast‘. Begleitet wird das Ganze von fiesen schwarzmetallischen Riffs, die Melodien sind tragisch, um nicht zu sagen: Fatal. Man versinkt es im Sumpf, Hoffnung gibt es nicht, die Natur kennt keine Gnade.

Scheinbar optimistischer geht es auf ‚Irrwisch‘ zu: Nicht nur, dass der unbekümmerte Wanderer am Ende dem Tod entgehen kann, auch die Musik hat ihre erbaulichen Momente, die beinahe ins Epische aufsteigen – jedoch ist auch hier der stetig präsente, bedrohliche Unterton vorhanden, der einen bei all der Schönheit niemals vergessen lässt, dass wir uns gefährlich nahe an der Grenze zur Totenwelt bewegen...
Der hier beschriebene Protagonist überschätzt sich selbst und schlägt Warnungen in den Wind:

„Der Alten Rat ist nicht von Wert
Mit Hochmut schreitet durchs Gefild‘
Sich um die späte Stund‘ nicht kehrt
In Hast bricht auf, die Nacht beginnt.“


Freilich wird er dann eines Besseren belehrt:

„Stille rings, es gurgelt der Grund
Geheimnisvoller roter Schein
Hinab taucht rasch im Moores Schlund
Ist’s Trugbild oder Wirklichkeit? 

Und der Toten wandernd‘ Seelen 
Rastlos durch die Lüfte tanzen
Jedes Fremde auserwählen
Mit Arglist tief ins Dunkle locken.“


Zwar entkommt der Wanderer dem Schrecken des Moores, doch muss er dafür einen hohen Preis bezahlen - die eigene Seele.

„Wimmernd und um Gnade flehend
Entfesselt Totenlichter wirbeln
Um dem Treiben zu entgehen
Zu opfern ist die eigene Seel‘.

Erschöpft in bleicher Angst kehrt heim
Es pocht das Herz – pulsiert das Blut
Eine Nacht voll Not und Grauen
Verflucht zu seelenlosem Sein.“


Die Botschaft ist klar: Achte die Natur, sei nicht respektlos gegenüber der Welt, die uns geschaffen hat und zu der wir einst zurückgehen werden.

Noch deutlicher wird man bei ‚Mit kalten Fängen‘. Hier geht es um das unnötige Fällen von Bäumen, sprich um die Ausbeutung der Natur. Vieles wird zerstört, und am Ende muss der Mensch für seinen Frevel bezahlen:

„Bitter frostig naht der Winter
Und sogleich die Äxte blitzen
Zahllos Tannen weichen nun um
Behaglich warm im Heim zu sitzen.

Stämme fallen, Kufen hämmern
Gräulich Raub im alten Moor
Geopfert für die wertlos Pracht
Niemand zuvor jemals erfror.
//...//
Dunkle Wolken hoch am Himmel
Ungebannt die Fluten wallen
Bringen Grauen und Gewimmel
Ertränken mitleidlos die Welt.

Ertraglos endet dieses Jahr
Rechter Lohn für dies‘ Verachtung
Der nächste harte Winter naht
Im Einklang mit der Kälte nun.“


In diesen Worten steckt viel Wahres, denn es sieht doch so aus: Unter Umweltverschmutzung und Naturzerstörung leidet letztlich der Mensch selbst. Erwärmung des Klimas, Anstieg der Meeresspiegel, Naturkatastrophen – uns schaden diese Dinge, nicht der Erde. Der Planet wird sich davon erholen, und sei es erst in Millionen von Jahren. Ob jedoch die Menschheit solange existieren wird, ist fraglich; je mehr wir zerstören und ausbeuten, umso näher kommen wir unserem eigenen Ende.

Einzig die Natur beschreibend fällt der Text von ‚Moorwanderer‘ aus. Düstere Landschaften und dunkelromantische Bilder, wobei es sich meiner Empfindung nach musikalisch um das raueste und dreckigste Lied des Albums handelt (abgesehen von dem TOA-Cover):

„Unbeschwert mit ruhigem Schritte
Durchstreifend Weiten so uralt
Keine Luft umweht das Dickicht
Und Wipfelpfeifen rüberschallt.
//…//
Die grünen Haine Thüringens
Ein Nebelschleier sanft bedeckt
Eingehüllt in weißen Schemen
Liegt geisterhaft das Moor versteckt.
//…//
Aus schwarzen Wassern steigt der Dunst
Gespenstisch durch den toten Ast

Wo kaum Leben sich versteckt
Zu Moder wird der Flora Rest.“


Fazit:
Grimmiger und zugleich sehnsüchtiger Black Metal, der im Grunde genommen das Wesen der Natur beschreibt: Grausam und dabei wunderschön. DRENGSKAPUR kreieren erhabene Melodien, deren tragische Momente nicht zu kurz kommen, und die immer wieder ergänzt werden durch mehr oder wenige kleine Einlagen auf der Akustikgitarre.
Bei dem 2009er Album Von Nebel umschlungen wurde ich stellenweise an die melancholischen Werke von NARGAROTH erinnert (hatte etwas von Rasluka, ein wenig was von Geliebte des Regens), und auch auf Was der Morast verschlang verspüre ich einen leichten, kaum wahrnehmbaren Hauch von NARGAROTH...
Insgesamt kann man nicht anders, als DRENGSKAPUR herausragend zu nennen. Ihre Veröffentlichungen (auch wenn mir nicht alle bekannt sind) sind angereichert mit den Urkräften der Natur, die wohl jedes heidnische Herz höher schlagen lassen. Rau und episch, schön und gefährlich – Was der Morast verschlang bildet da keine Ausnahme.

Wer das Bedürfnis verspürt, sich dieses Werk anzueignen, der schaue einmal auf der Bandcamp-Profil von DRENGSKAPUR (oder, wer es lieber etwas mehr "old school" mag - auf deren Heimseite) nach – das Album ist auf CD und LP erhältlich, beide Versionen auf jeweils 500 Stück limitiert. Auch eine Ausgabe auf Kassette ist vorhanden, diese ist zu finden bei Darkness Shall Rise Productions.

Herrlich raue Naturgewalten, paganes Schwarzmetall vom Feinsten!


Darbietungen:
01. Schummerlicht
02. Mit kalten Fängen
03. Irrwisch
04. Im Morast
05. Moorwanderer
06. Geistersang
07. Where Ancient Lords Gather (THRONE OF AHAZ Cover)


Laufzeit: ca. 57 Minuten



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