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Channel: Unholy Black Art Of Ritual
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Die alte Zeit... Reviews aus der Pre-U.B.A.O.R-Ära #8: Selvmorrd - Bis zum Ende (CD, Urkraft Records - 2006)

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So... heute war es soweit - endlich durfte ich die von mir lang ersehnte Selvmorrd CD Bis zum Ende in meinen Händen halten. Die CD fand auch gleich den Weg in meine Anlage, und so lehnte ich mich entspannt zurück, um die folgenden Klänge in mich aufzunehmen. Den Anfang macht hierbei ein sehr düsteres Klavierstück, welches als Intro schon eine sehr bedrückende, dichte Atmosphäre erzeugt, eine gute Einstimmung zu dem nun folgenden Material, wie ich finde. Denn nun geht es auch direkt in die Vollen mit dem ersten Song 'Vergessen für alle Zeit' - gleichzeitig auch einer der Höhepunkte dieses Albums. Der geniale und markante Gesang von Nightwolf, der sich über die gesamte CD erstreckt, kommt bei diesem Lied besonders gut zur Geltung. Auch die schnellen Parts sind hervorragend in das Gesamtkonzept eingefügt, so dass das Lied auch bei mehrmaligem Hören nicht langweilig oder gar stumpf wirkt. Darauf folgt der äußerst depressive Titel 'Ein Tränenmeer aus Blut', welchen Nightwolf alleine ohne seinen Kameraden eingespielt hat. Der Gesang ist ein wenig leiser aufgenommen, als im vorangehenden Lied, doch das tut der dieser genialen Endzeit-Stimmung keinen Abbruch. Als viertes Lied ist das 'Winternacht'. Was hier sofort auffällt ist der zweistimmige Gesang, der ebenfalls wieder von Nightwolf aufgenommen wurde. Hier merkt man richtig gut die verschiedenen Facetten, die dieser Künstler in der Lage ist, wiederzuspiegeln. Der zweistimmige Gesang ist einfach genial und das Lied bekommt dadurch eine gewisse Individualität und Genialität, die ich aus diesen Reihen selten so gehört habe. Das darauffolgende titelgebende Lied 'Bis zum Ende' ist in meinen Augen DER Anspieltipp des Albums. An die zwei Minuten Intropart wird man schon einmal auf das nun folgende vorbereitet. Und dann, mit einem Schlag erfüllt dieses Lied eine Melodie und ein Gesang, die das Potential haben sich wirklich in den Hörgängen festzusetzen. Man kann die Atmosphäre förmlich greifen, so dicht kommt sie hier rüber. Gefühle wie Hass, Verzweiflung, Wut und Trauer überkommen den Hörer. Selten, dass ich sowas derart intensives gehört und gespürt habe.
Auch nach vielem hören verliert dieses Lied kein bisschen an Atmosphäre, eher im gegenteil - je öfter man sich die Passagen anhört, desto mehr Details kann man heraushören, auf die man beim ersten Durchlauf nicht unbedingt geachtet hat. Nachdem ich erstmal Pause machte nach diesem Lied, da ich mich nicht mehr in der Lage erwägte, den Rest gleich danach anzuhören, ging es weiter Zuviele Gefühle und Emotionen setzte die Musik mit dem vorletzten im Bunde mit Namen “TOD”. Dabei ist der Name absolut Programm, mehr muss ich dazu nicht sagen. Dem folgt dann auch noch ein über sieben Minuten langes Outro, welches einen gelungenen Ausklang dieses wunderbaren Albums darstellt.

Fazit:
Dieses Album ist mit Abstand eines der besten, die ich bisher gehört habe! Man verlässt die alten eingetreten Pfade des Black Metal und setzt sich nicht selber enge Grenzen. Die eigenständige Atmosphäre tut ihr übriges... und so entführt man den geneigten Hörer in eine hoffnungslose Welt voller Depression und Verzweiflung. Spitze!


Darbietungen:
01. Intro
02. Vergessen für alle Zeit
03. Ein Tränenmeer aus Blut
04. Winternacht
05. Bis zum Ende
06. Outro

Laufzeit: ca. 40 Minuten


--- ANMERKUNGEN ZU DIESER REVIEW ----
Diese Rezension sollte, wie die meisten anderen in dieser Kategorie veröffentlichten,
in einem nie realisierten Fanzine erscheinen.
Damals bat mich Nightwolf (Selvmorrd) selbst darum, dieses Review, das ursprünglich von Asathor (Urkraft Records) verfasst wurde, noch einmal komplett zu überarbeiten und auch in meinen Worten umzuformulieren, da es tatsächlich voller Rechtschreib- und Grammatik-Fehlern steckte.
Letztendlich wurde dann eine völlig neue Rezension daraus, die nur noch sehr entfernt etwas mit Asathor's Version zu tun hatte. Sein Name stand dann trotzdem noch drunter, aber das war für mich in Ordnung. Da sie in dieser Form jedoch mehr von mir als von ihm enthält, hatte ich sie für mich doch einmal archiviert und veröffentliche ich sie nun hier. -Kraehenblut


Review: Acedia Mundi - Speculum Humanae Salvationis (MC, Breathe Plastic - 2018)

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Reine Knüppelorgien sind ja eigentlich nicht so mein Ding, vielfach empfinde ich es als stumpf, wenn Bands sich über die „Härte“ oder Geschwindigkeit ihrer Musik definieren. Bei den Franzosen von ACEDIA MUNDI handelt es sich aber mitnichten um stumpfes, sondern eher um anspruchsvolles Geknüppel, hehe...
Als hässlich und brutal ist das bisher einzige Album Speculum Humanae Salvationis zu bezeichnen, doch liegt in dieser rohen Gewalt auch eine gewisse Ästhetik, die es versteht, mich zu begeistern – und deshalb stürzen wir uns auch gleich in diesen wirr erscheinenden Strudel aus brutalen Blastbeats und psychedelisch-fiesen Riffs...


In der Tat enthält dieses Werk das ein oder andere Gitarrenriff, das dreckig und gemein daherkommt, und irgendwie als psychotisch oder (auch wenn dies medizinisch sicher nicht korrekt ist) schizophren bezeichnet werden kann. In so manchem Moment musste ich an die Demo-Aufnahmen der norwegischen Pioniere von STIGMA DIABOLICUM (später dann THORNS) denken, welche zu ihrer Zeit noch mit verschiedenen schwarzmetallischen Spielweisen experimentiert, und deren Riffs teilweise an Melodien für Kinderlieder erinnert haben – deshalb mein Formulierung von „psychotisch-schizophren“.


ACEDIA MUNDI gehen jedoch weitaus brachialer zu Werke, knüppeln mit ihrem Schlagwerk und schnellem Gitarrenspiel alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Der Gesang klingt dabei teils dämonisch-aggressiv, teils leidend-gequält. Man bearbeitet zweistimmig die Mikrophone, was mir sehr gefällt – es entsteht eine Art diabolischer Dialog, in welchem sich zwei Dämonen in ihrer Raserei zu übertrumpfen versuchen.
Sprachlich sind die Texte in englischer und französischer Sprache verfasst, leider liegen mir keine Lyrics vor. Man kann den Künstlern aber wohl misanthrope sowie selbsthassende Tendenzen unterstellen, zieht man Liedtitel wie ‚Spreading Venom in the Hearts of Children‘ oder ‚Deconstructing of my Soul‘ heran. Auch der Spruch im Kassetteneinleger spricht für sich:

„Tout le monde sait bien que ceux-là
Quand ils crèvent
Sont trop gras pour leur tombe“


- was sich in etwa so übersetzen lässt (ich selbst spreche kein Französisch): „Jeder weiß, dass sie für ihr Grab zu fett sein werden, wenn sie sterben.“ Ich interpretiere dies so, dass man sich auf die Dekadenz und Verschwendungssucht der Menschheit bezieht, auf den unnötigen und teils schändlichen Luxus, in welchem unsere Gesellschaft derzeit lebt.

Gewürzt wird Speculum Humanae Salvationis zudem mit Sprachsamples aus verschiedenen Filmen, wiederum teils auf Englisch, teils auf Französisch. Viel verstehe ich dabei jedoch nicht, auch bei den englischsprachigen Zitaten bin ich mir nicht ganz sicher. Sehr schön anzuhören ist jedoch der kurze Choralgesang bei ‚The Saddist is the Saddest‘ (keine Ahnung, was das doppelte ‚d‘ bedeuten soll), welcher einen wunderbaren Kontrast zu der brutalen Spielweise des Liedes darstellt.

Natürlich gibt es auf diesem Album auch einige Momente der Ruhe, in denen die Musik langsamer wird, beinahe schleppend, wodurch sie einen überaus gequälten Charakter erhält. Zum Ende des Werkes hin steigert sich die Geschwindigkeit der Lieder meines Empfindens nach noch einmal, auch ein leichter Death Metal-Anklang ist zu vernehmen, der mich sehr an BELPHEGOR erinnert.
‚Sumus fex dei‘, das letzte Stück des Albums, klingt dann (nach einer vorhergegangenen Knüppelorgie) langsam aus, und zwar wiederum auf sehr psychotisch anmutende Weise... und ganz am Ende erklingt dann die alte Grammophon-Aufnahme irgendeines französischen Schlagers...

Fazit:
Diese Kombination von roher Gewalt und psychopathischen Untertönen ergibt eine sehr verstörende Atmosphäre, und auch wenn ich die Sprachsamples teilweise nicht verstehe, fügen sie sich dennoch nahtlos in das Gesamtkonzept mit ein.
Angemerkt sei, dass ich hier die Kassetten-Neuauflage von 2018 aus dem Hause Breathe Plastic besprochen habe. Speculum Humanae Salvationis erschien ursprünglich über Throats Productions auf CD (2017), sowie als MC bei Narbentage Produktionen. Liedtechnisch gibt es da - soweit ich sagen kann - keine Unterschiede, doch hat jedes Label sein eigenes Cover für die Veröffentlichung entwerfen lassen; ich habe mich an dieser Stelle für das Titelbild von Throats Productions entschieden, da ich diesen einäugigen Frosch-Säuglings-Hybriden (oder was auch immer es darstellen soll) verstörend-großartig finde...

Brutaler und rasender Black Metal, dem es trotz hoher Geschwindigkeit gelingt, eine überaus böse und psychisch verstörende Stimmung aufzubauen!

Darbietungen:
01. Spreading Venom in the Hearts of Children
02. Ab-Jection
03. Deconstructing of my Soul
04. The Saddist is the Saddest
05. From Sodom to Magog
06. Ceux qui marchent
07. Nos qui non electi sumus…
08. Sumus fex dei
Laufzeit: ca. 39 Minuten



Review: Winterfullmoon - Death Eternal (CD, Astral Nightmare Productions - 2020)

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Eine unheilvolle, zutiefst schwermütige und unheimliche Stimmung beschlich mich, als ich zum ersten Mal die Klänge von WINTERFULLMOON vernahm, einer noch relativ jungen Horde aus dem Deutschen Underground.
Das Trio fand nun mit Astral Nightmare Productions einen kompetenten und verlässlichen Partner für die Veröffentlichung ihrer aktuellen EP Death Eternal...






Nun, im Grunde und gänzlich streng genommen handelt es sich bei WINTERFULLMOON nicht um ein rein deutsches Projekt, sondern um ein internationales. Denn während Axtschwinger Lord Impalor (u.a. NECROGOAT) und Felleschläger wie auch Meister der dunklen Synths Wehrgoat (u.a. CZARNOBOG) beide in Deutschland beheimatet sind, stammt Sargatanaz (u.a. DWELLING), der für die düsteren Schreie verantwortlich zeichnet aus Mexiko (wobei ich nun nicht weiß, ob Sargatanaz immer noch beheimatet ist, oder doch evtl. umgesiedelt ist).
Ergo handelt es sich bei WINTERFULLMOON auch um ein gemeinsames Projekt dreier Herren, die in Teilen des Undergrounds längst keine Unbekannten mehr sind und dem einen oder anderen wohl schon einmal mit ihrer schwarzen Kunst begegnet sein dürften.


Death Eternal folgt dem letztjährigen selbst-betitelten Promo-Tape, welches zwei Lieder dieser hier vorliegenden Veröffentlichung enthielt und wahrscheinlich auch vorwiegend an Labels verteilt wurde, um Interesse zu wecken.
WINTERFULLMOON zelebrieren auf ihrem Werk dann auch genau das, was man bei dieser Konstellation an Mitgliedern erwarten würde: Schnörkellosen und sinisteren Black Metal, der mit reichlich Synth-Klängen versetzt wurde, die dem recht primitiven Treiben eine gewisse Atmosphäre und okkulte Stimmung verleihen, die dafür sorgen, dass die Musik der drei Herren sich vom Einheitsbrei vieler anderer gleich gearteten Bands hervorheben kann.

Bereits das 'Intro'vermag mich gleich in seinen Bann zu ziehen, mit seinem wohligen Mix aus kalten Geräuschkulissen, finsteren Synths und der Stimme einer dem Wahnsinn verfallenen Seele, die ihren Weg aus dem Reich der Toten in unsere Welt gefunden hat.
Dieser Eindruck setzt sich auch nahtlos im ersten wirklichen Lied 'Buried by Grimfrost'fort, welches sich einem gigantischen Wurm gleich durch die modrigen Gebeine zahlloser Verstorbener schlängelt, die in den endlosen Tiefen schwarzer und längst vergessener Grüfte namenloser Schrecken den Todesschlaf schlummern. Die hier erzeugte Atmosphäre ist derart dicht, dass man die Ausdünstungen und undurchdringlichen Nebelschwaden förmlich riechen und schmecken kann. Die Instrumente bewegen sich in einem eher langsamen Midtempo, welches wohl hauptverantwortlich für den Schauer sein dürfte, der einem beim Hören permanent den Körper herunter kriecht.
Auf eine vergleichbare Atmosphäre baut auch 'A Deadly Night'auf, zeigt sich in der Ausführung jedoch wesentlich aggressiver und versetzt den Hörer eher in die Kerker eines uralten Schloßes, während sich um ihn herum langsam und unter knarzenden Geräuschen die Deckel von Särgen öffnen. Die (Un)Toten entsteigen um sich am Fleisch der Lebenden gütlich zu tun (dazu passend auch das Bild auf der Rückseite des Beiheftes).

Bevor es dann jedoch mit dem 'Outro'erneut in unheilvolle Gefilde des reinen Dark Medieval Ambient und Synth geht, erklingt mit 'Victory of a Shadowed Past'der letzte musikalisch vollwertige Beitrag auf der CD. Die Instrumente nehmen hier einen leicht hymnischen Charakter an, büßen jedoch auch nichts von ihrer schroffen Räudigkeit ein, was dieses Stück zu einem erhabenen Stück Schwarzmetall werden lässt, das leider viel zu schnell vorbei ist. Die Dunkelheit hat einmal mehr triumphiert und der alte Schrecken, der in jenen uralten Mauern haust, erhebt sich nun, um über den Rest der Welt zu kommen... so in etwa könnte man auch die Stimmung des 'Outro'interpretieren.

Fazit:
Ein kleines aber feines Werk, was uns WINTERFULLMOON hier kredenzt haben. Die Mitwirkung dieser drei Herren lässt wahrlich nicht zuviel versprechen und weckt beim Hörer die Lust nach mehr. Auch ich hoffe, dass Death Eternal in nicht allzu ferner Zukunft eine würdige Fortführung erfährt, auch wenn dieser Zeiten auf Grund der aktuellen Lage wohl so einige Schwierigkeiten mit einer Aufnahme verbunden sein dürften.
Wie dem auch sei, losgelöst von weltlichen Problematiken, zelebrieren WINTERFULLMOON auf ihrer ersten EP genau das, was sie auch im Beiheft propagieren:
"The True Cult And Art Of BLACK METAL"!
Die CD erschien wie Astral Nightmare üblich im Jewelcase und umfasst ein 4-seitiges Beiheft mit Fotos im Innenteil und den nötigsten Randinformationen zur Veröffentlichung auf der Rückseite. Limitiert und von Hand nummeriert auf 333 Exemplare.
Interessenten wenden sich am besten direkt an die bekannte Adresse des Labels - Kostenpunkt für die CD beträgt 7,90 Euronnen zzgl. Versand.


Ein Werk, das voller Finsternis steckt, in der namenlose Schrecken unzählbarer Äonen darauf lauern, in die Welt der Menschen dringen zu können. Grimmig-kalter Black Metal in seiner reinsten Form!


Darbietungen:
01. Intro
02. Buried by Grimfrost
03. A Deadly Night
04. Victory of a Shadowed Past
05. Outro

Laufzeit: ca. 24 Minuten




Review: Krähenfeld - Vergänglich (CD, Eigenproduktion - 2018)

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Bereits vor einer ganzen Weile wurde mir diese CD der Band KRÄHENFELD zugesteckt. Vergänglich stammt bereits aus dem Jahr 2018 und stellt das Debüt- und gleichzeitig auch bisher einzige Album des Quintetts aus Krefeld dar.
Mit dem Namen bezieht man sich auch wohl direkt auf seine Heimatstätte, denn "Krähenfeld" ist der Legende nach ein früher Name dieser alten Stadt am Niederrhein.
Wie sich das bisher einzige Erzeugnis der Herren anhört, lest ihr nun im folgenden...




Doch bevor ich mich nun ins Schlachtengetümmel stürze, zunächst noch ein paar Eckdaten zu der Band an sich. KRÄHENFELD wurde bereits im Jahr 2012 gegründet und setzte sich in im Kern aus drei den vier Musikern Marius (Schlagwerk), Sebastian (Lead-), Timo (Rhythmus-Gitarre) und Lenny (Bass) zusammen. Erst im Jahr 2016 fand man dann mit Yannik einen Sänger.
Im Jahr 2018 wurde dann das Album Vergänglich in kompletter Eigenregie veröffentlicht.
Ein Jahr später verließ dann Lenny die Band und wurde durch Ben ersetzt.

Die CD selbst ist für eine Eigenproduktion erstaunlich gut aufgemacht: keine CDr, professioneller Druck und das mehrfach ausklappbare Beiheft umfasst alle Texte, sowie ein paar weiterführende Informationen zu der Aufnahme.


Nun könnte man auf Grund des Namens ja durchaus annehmen, dass sich KRÄHENFELD mit lokalen, historischen Themen auseinandersetzen, und sich ihr Stil auch an einem eher traditionellen Black Metal orientiert. Doch weit gefehlt... die Band, die in ihrem Namen durchaus dem Umlaut Platz einräumt, wogegen ich mich bereits zur Gründung meines Pseudonyms bewusst entschieden hatte, präsentiert ihren Black Metal als recht eigen- und bodenständig. Den Pfad, den sie damit beschreiten, hält einige post-moderne Elemente parat, bietet jedoch auch genügend traditionelle Momente der Schwärze.
Besungen werden jedoch keine religiösen Themen, keine Geisterwelten und auch kein Heidentum, sondern nehmen die Texte eher direkter Bezug auf das alltägliche Leben, auf persönliche Gedankenwelten und Sichtweisen. Diese sind oftmals geprägt von Melancholie und latent depressiven Motiven, jedoch auch von Gesellschaftskritik und Misanthropie.

Auch wartet man in einigen Liedern mit Gastbeiträgen auf, wie etwa in 'Wachkoma', in welchem Jalina, ehemalige Sängerin von CONVICTIVE, einige Passagen eingesungen hat.
Wie auch der generelle Rest des Albums handelt es sich bei 'Wachkoma'um einen überdurchschnittlich langen Song, der mal locker die 10 Minuten knackt und so einiges an melancholischen Atmosphären und spielerischen Finessen offenbart. Wie auch allgemein fallen hier vor allem die ausgiebig zelebrierten Soli der Lead-Gitarre auf, die für das Genre "Black Metal" ja fast schon reichlich untypisch sind (im Grunde sind mir selbst jetzt auch nicht sehr viele Kapellen bekannt, die dies derartig zelebrieren wie auf Vergänglich - und, damit wir uns nicht falsch verstehen, auch ich habe nichts gegen diese melodiösen Elemente, die man eher aus dem Heavy Metal kennt, solange sie authentisch sind und nicht deplatziert wirken, sondern sich als sinnvoll ergänzenden Teil des Ganzen verstehen - Anm.).
Neben jenen regulären Liedern gibt es dann mit 'Einsam'aber noch einen instrumentalen und akustischen Einklang, wie auch mit 'Vergänglich'einen eben solchen Ausklang.

Wirklich interessant ist dann noch das Zwischenspiel 'Krankheit Mensch': Ein kurzes Intermezzo, welches düsteren Ambient mit unheilvollen gesprochenen und gekeiften Worten verbindet und mich in seiner Machart ein wenig an FÄULNIS' Interpretation der 'Ballade von den Lästerzungen'aus der Feder des französischen Dichters François Villon, der heute als bedeutendster Dichter des Spätmittelalters gilt (diese "Ballade" wurde im Laufe der Jahre auch bereits mehrere Male rezitiert und vertont wie etwa durch Klaus Kinski). Was diesen Vergleich vielleicht noch greifbarer macht, ist dass sich beide Texte dem Menschen in kritischer Weise annähern und am Ende noch eine gewisse Selbstreflexion offenbaren.

'Leere'erweist sich dann im Verlauf sogar als ein Stück, welches sich gar in Doom-artigen Gefilden tummelt. Auch hier fällt der Gesang von Yannik auf, der, wie ich finde, ziemlich eigenständig klingt und definitiv einen ganz eigenen Stil inne hat. Sicherlich werden sich nicht zuletzt hier die Geister scheiden, ob man dies nun gut oder schlecht findet, denn die Art von Yannik diese melancholischen und atmosphärisch dichten Stimmungen der Lieder in Worte zu fassen, ist von einer seltsamen Kälte, Distanziert- und Introvertiertheit geprägt, ja fast möchte ich sagen, das der Gesang ziemlich emotionsleer klingt. Doch ist es auch genau dieser Stil, der das Ganze erst so richtig interessant und grandios macht, denn diese emotionale Kälte in der Stimme ist genau der richtige Kontrast zu den restlichen Instrumenten und letztendlich klingt alles wie eine Einheit.
Genau so muss depressive Tonkunst klingen, und nicht wie es so einige andere Bands denken mögen, wie jämmerliches Emo-Rumgeheule.

Das letzte eigentliche Lied 'Melancholie der Engel'widmet sich in textlicher Hinsicht eher nicht dem gleichnamigen Film des Regisseurs Marian Dora aus dem Jahr 2009, wobei er von seinen Gedankengängen und die fast poetische Erzählweise durchaus Referenzen an diesen recht seltsamen Film, von dem ich bis heute nicht sagen kann, ob er mir nun gefällt oder nicht (das letzte Mal habe ich ihn mir glaube ich vor etwa zwei Jahren angesehen... zuvor vor knapp 10 Jahren).
Musikalisch wartet man hier mit einem recht rockig klingenden Grundgerüst auf, das im Verlauf aber auch recht wandelbar wird. Atmosphärische bis hymnische Passagen kommen hier ebenso zum tragen, wie auch akustische und ruhige Momente, die im Mittelteil einmal mehr von einem ausgedehnten Gitarrensolo untermalt werden.

Fazit:
Mit ihrem Debüt Vergänglich ist den Herren von KRÄHENFELD ein beachtlicher Einstand gelungen, mit dem - ich muss es zugeben - ich mich auch erst einmal etwas intensiver beschäftigen musste, um die Energie zu erfassen und zu verstehen, die ihm innewohnt.
Doch wenn das Album erst einmal gezündet hat, lässt es einen so schnell nicht mehr los.
Einigen mag es daher vielleicht ähnlich ergehen wie mir, da die musikalische Kunst, die die Band hier zelebriert eine ziemlich eigenständige Note aufweist und mit kaum etwas so wirklich zu vergleichen ist, was ich bisher gehört habe. Klar lassen sich Einflüsse solcher Bands wie FÄULNIS, DER WEG EINER FREIHEIT oder auch ALCEST ausmachen, doch KRÄHENFELD haben definitiv ihren ganz eigenen Klang und ihr eigenes Flair.
Daher kann ich jedem nur den Rat geben: Hört euch das Album nicht nur einfach lediglich ein- oder zweimal an... gebt ihm Zeit. Lasst es für euch reifen. Hört es euch ein paar Mal an und stellt es dann von mir aus wieder eine Woche ins Regal. Irgendwann wird auch bei euch der Funke überspringen - und dann, wie schon erwähnt, aber richtig!
Derzeit kann ich als einzige Bezugsquelle für die CD das Distro-Angebot von Schattenpfade nennen, alternativ ist sicherlich auch ein Kontakt zur Band selbst möglich.

Vielen Dank an dieser Stelle auch an Adam für die Möglichkeit, mir die CD anzuhören.

(Post-)Black Metal, der konsequent eigene Pfade beschreitet... voller Melancholie und depressiver Atmosphären. Vergänglich ist ein grandioses und authentisches Werk über das Leben, all' seine Tücken und Sehnsüchte.


Darbietungen:
01. Einsam
02. Des Wahnsinns kalte Gier
03. Wachkoma
04. Krankheit Mensch
05. Leere
06. Melancholie der Engel
07. Vergänglich

Laufzeit: ca. 53 Minuten




Review: Asarhaddon - Reysa (Digitaler Inhalt, Geisterasche Organisation - 2020)

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Die Schädel sechs verschiedener Greifvögel zieren das Cover von Reysa, dem ersten Longplayer der deutschen Band ASARHADDON. Der altertümliche Begriff „Reysa“ bezeichnet hierbei eine Reise, vor allem bezogen auf deren Anfang und Ende, gleichbedeutend mit Leben und Tod. Und so greifen die – ebenfalls sechs – Lieder des Albums auch die Beziehung zwischen Werden und Vergehen auf, sprechen von der Schönheit der Natur und gleichzeitig vom unabwendbaren Tod aller Dinge, symbolisch dargestellt durch die Schädel des Titelbildes.



ASARHADDONs erste Veröffentlichung ist dies nicht, brachte die Gruppe doch bereits 2015 eine EP namens Furstere heraus – betitelt mit dem altdeutschen Begriff für den Wächter des Waldes. Auch dort bezog man sich lyrisch auf stimmungsvolle Naturbilder, immer in Verbindung mit Tod, Schmerz und Leid. Es folgten einige Single-Veröffentlichungen, wobei man seinem Konzept, die Lieder mit altdeutschen Worten zu betiteln, treu blieb. Und so erschien 2020 nun Reysa.


Auf diesem Album finden sich wunderschöne Melodien, gepaart mit kraftvoll schwarzmetallischem Geiste, wieder. Melancholie und Tragik bestimmen Musik sowie Texte, zugleich ist Reysa eine Verneigung vor den erhabenen Kräften der Natur. Wirklich aggressives Spiel sucht man wohl vergebens, dafür bestimmen naturverbundene Atmosphäre und traurige Schönheit den Grundton dieses Werkes.

Tatsächlich weiß jedes der Stücke zu gefallen. Melodie und Text arbeiten Hand in Hand, und so ergeben sich sechs kleine, wunderbare Geschichten, die davon erzählen, wie betörend und tödlich zugleich Mutter Natur doch ist.

Im Lied ‚Ein wahrlich wirrer Ort‘ etwa folgt der Protagonist einem Irrlicht tief in den Wald hinein, und verläuft sich dort erwartungsgemäß. Ein weiteres Licht leuchtet ihm den scheinbaren Weg hinaus – doch auch dieses Licht ist eine Täuschung, und so gerät unser Wanderer nach einem kurzen Aufglimmen der Hoffnung nur noch tiefer hinein in das Gewirr aus Wurzeln, Ästen und Zweigen:

„Er irrt durch die Nacht
Sucht das Quell seines Lichts
Tief hinein huscht er fein
Ist getrieben vom Nichts

Doch ein güld’ner Faden sich spinnt
Einen Pfad heraus er sich nun ersinnt
Ein leiser Schein ein rasches Licht
Er waldwärts ab vom Irrweg schlich

Das güld’ne Licht macht kehrt führt ihn tiefer hinein
Der Weg zurück ist versperrt er ist verloren nein“


Die Musik des Liedes wird dabei zu großen Teilen von einem treibenden Rhythmus geprägt, man kann sich vorstellen, wie der Mann sich immer weiter im Wald verläuft. Tragisch die dazu passende Melodie, welche dieses Stück zu einem stimmungsvollen Gesamtbild werden lässt.

Ebenso passend die Melodiebögen in ‚Der Aufstieg‘: Der Text behandelt die Besteigung eines Berges, beschreibt seine erhabene Pracht, während die Musik jenes Gefühl von Freiheit und Weite vermittelt, das wohl jeden überkommt, der sich in die Höhe begibt und dabei das scheinbar unendliche Land unter sich und den wahrhaft unendlichen Himmel über sich auf den eigenen Geist wirken lässt. Dazu aus dem Inhalt des Textes:

„Im Tal trügerischer Schatten
Schwarze Riesen weisen den Weg
Der Aufstieg braucht Kraft
Und Ruhe im Geist

Karge Felsen im grünen Gewand
Sterbende Alte reichen die Hand
Im Himmel glühend heiß
Und zu Erd ein kaltes Meer
Das den Weg erschwert

Ohnmächtig gleich das Tann sich zerreißt
Im Reich der grauen Urväter
Das Ende erreicht

Die Gipfel weise
Auf ihrem Haupte von Schnee bedeckt
Anmut und Ehrfurcht
Doch aus dem Nichts der Glanz zerbricht
Die Mächtigen zerfallen zu Staub“


Man merkt schon, dass mir die Lyrics des Albums gefallen, sonst würde ich hier nicht so viel zitieren - und es fällt mir schwer, nicht die gesamten Texte aufzuführen, hehe...

In diesem Sinne empfinde ich auch die Geschichte von ‚Pfad ohne Kehrt‘äußerst ansprechend: Eine Frau sucht den Freitod und ertränkt sich im Moor. Daraufhin steigt ihr Geist oder ihre Seele zum Himmel empor, kurz empfindet sie Glück – dann sinkt sie wieder hinab in die Schatten, und erneut überkommen sie Trauer und Einsamkeit:

„Entschlossen und ohne Hast
Steigt sie in kalten Morast
Entkommen von lichtleerer Welt
Ihr zwartweißer Leib zur Urform zerfällt
//...//
In weißem Leinen sie das Tal erblickt
Das Verlangen nach Licht in Trauer erstickt
Nichts wirkt ihr gleich kein Wesen kein Geist
Bitter und still ihr Odem vereist
//...//
Sie sinkt hernieder auf Stein
Erneut verweilt sie allein“


Auf eine gewisse Weise könnte man diese Erzählung auch auf den Gang der Sonne beziehen, wie sie hinter dem Horizont versinkt, sich dann wieder erhebt um erneut unterzugehen.
Die Worte werden dabei von einer wahrhaft berührenden Melodie begleitet (entschuldigt die kitschige Ausdrucksweise, hehe), sodass man hier von einer durch und durch wunderbaren und zugleich traurigen Ballade sprechen kann.

‚Pfad ohne Kehrt‘ wäre vermutlich auch mein Favorit auf diesem Album, wäre da nicht der letzte Song... ‚Am Ende ewiger Wasser‘ ist ein überwältigender Lobgesang auf die Schönheit der Natur, eine Hymne für all jene, die es lieben hinauszugehen, die Städte hinter sich zu lassen und Erfüllung finden in Wiesen und Wäldern...
Musikalisch erinnert mich dieses Lied sehr an die von mir hoch verehrten WALLFAHRER, deren lyrisches Konzept ja ein ähnliches ist: Fort von den Menschen, hin zur Natur. Nur, dass WALLFAHRER ihren Texten noch eine gehörige Portion Misanthropie hinzufügen...

„Sei still und lausch den Liedern der Natur
Komm folg den Wassern der ewigen Uhr

Komm mit und lausch den Liedern der Natur
Folg dem Wildruf diesen einen Tag nur“


So heißt es bei ASARHADDON. Der Text von ‚Am Ende ewiger Wasser‘ geht leicht ins Kitschige, worüber man aber hinwegsehen kann, wie ich finde:

„Keiner entkommt der ohne Liebe hier verharrt
Drum folg der Karte die dein Herz dir offenbart

Entfach die Lichter in den Tiefen meiner Welt
Sie zeigen dir den Weg der sich verborgen hält“


Beschworene Naturromantik gewandet in melodischen Black Metal, gewürzt mit ruhigen Akustikeinlagen – der gelungene Höhepunkt eines gelungenen Albums!

Das einzige, was mich insgesamt noch ein wenig irritiert, ist der Name der Band: Asarhaddon war ein assyrischer König des 7. Jahrhunderts v. Chr., und mir will sich nicht ganz offenbaren, worin die Beziehung zu der hier besungenen Naturverbundenheit liegt... Historisch betrachtet baute Asarhaddon das zuvor zerstörte Babylon wieder auf und errichtete mehrere Tempel zu Ehren Marduks (dem wichtigsten Gott der Babylonier), u.a. auch einen Turm, der möglicherweise mit dem biblischen Turm zu Babel identisch ist.
Weshalb die Benennung nach diesem Monarchen (nach welchem sich schon einmal Mitte der 90er eine Band aus Frankreich benannt hat)? Liegt es einzig am Klang des Wortes, oder steckt mehr dahinter?

Wie dem auch sei, ich will hier gar nicht kleinlich sein. Von Anfang bis Ende versteht es Reysa zu begeistern. Melodie, Atmosphäre und Schönheit kommen hier auf eindrucksvolle Weise zum Ausdruck. Handelte es sich bei der vorherigen EP Furstere noch um eine Eigenproduktion, so wird Reysa nun über Geisterasche Organisation vertrieben – an dieser Stelle deshalb auch ein Dank für die Bereitstellung der Lieder und der dazugehörigen Texte. Erhältlich ist dieses Album beim eben genannten Label oder über die Bandcamp-Seite der Band selbst.

Fazit:
Viel bleibt nicht zu sagen, ich denke, meine Begeisterung wird aus dem oben Geschriebenen ersichtlich. Wer sich auf Natur und Sehnsucht, auf Vergänglichkeit und Melancholie einlassen kann, dem wird es sicherlich gelingen, mit diesem wundervollen Werk einige erfüllende Stunden zu verbringen.

Die Kraft des Black Metals, die Liebe zur Natur – was will man mehr?

Darbietungen:
01. Der Ursprung
02. Die Verhängnis erwacht
03. Ein wahrlich wirrer Ort
04. Der Aufstieg
05. Pfad ohne Kehrt
06. Am Ende ewiger Wasser:
Laufzeit: ca. 52 Minuten



Review: Shards of a lost World - Chaoskosmos (CD, Sturmglanz Black Metal Manufaktur - 2019)

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Wie auch so einiges andere zog das letzte Album der von mir bis dato stets geschätzten Ein-Mann-Kapelle SHARDS OF A LOST WORLD anno 2019 sang- und klanglos an mir vorbei.
Dies lag aber nun nicht daran, dass die Musik ihren Glanz bei mir eingebüßt hätte, sondern vielmehr lagen die Gründe in diversen persönlichen Dingen begraben, die ich ja bereits im Jahresrückblick angedeutet hatte.
Nach einem neulichen Mail-Austausch mit Anxietas, geistiger Vater von SHARDS OF A LOST WORLD, wurde ich nun der Existenz von Chaoskosmos gewahr...




An dieser Stelle möchte ich Anxietas dann auch direkt einmal dafür danken, mir die Möglichkeit gegeben zu haben, in das Werk hineinzuhören.
Das neue Album hat satte zwei Jahre auf sich warten lassen... naja, zumindest beinahe. Nach langem hin und her erschien der Vorgänger Zeugen des Todes nämlich erst Ende November / Anfang Dezember des Jahres 2017, während der offizielle Termin bereits im Juni des Jahres war. Dass diese Verzögerung aus dem Unvermögen des Labels resultierte ist wohl mittlerweile bekannt und für jeden, der sich etwas mit der "Szene" beschäftigt, auch kein Geheimnis mehr.
Letztendlich endete dies darin, dass Zeugen des Todes eine eher halbgare Veröffentlichung darstellte, was aber weniger in der Musik begründet war, sondern vielmehr der Aufmachung geschuldet war, die doch recht enttäuschend ausfiel (Stichwort: fehlendes Beiheft - ein Umstand, auf den ich auch in meiner damaligen Rezension eingegangen bin).


Doch bevor ich mich nun dem aktuellen Werk widme, möchte ich doch etwas zum bisherigen Werdegang dieses Ein-Mann-Projekts schreiben, für den Fall, dass jemand noch nie etwas von SHARDS OF A LOST WORLD gehört haben sollte... Anxietas rief das Projekt erstmals im Jahr 2011 ins Leben, soweit mir bekannt ist, brachte aber erst das Jahr 2015 erste Aktivitäten hervor, denn in jenem November erschien die erste Demo-Kassette Scherben.
Im Jahr darauf, also 2016 zeigte man sich dann besonders ergiebig, was die Anzahl der Veröffentlichungen betrifft: Neben der Split Mystischer Hauch vergessener Welten mit WALDSEEL spielte man auch die Single Spaziergang durch den Regen (veröffentlicht auf Kassette) und die MCD Geisternebel ein. Ein Live-Album mit dem Titel Primum Ritual, welches den ersten Auftritt von SHARDS OF A LOST WORLD als komplette Band (Anxietas erhielt hier Unterstützung an den Instrumenten durch Waldseel und Morpheus) auf der Falkenhardt Black Metal Night 2016 dokumentiert.
Im Jahr 2017 erschien dann das erste Album Zeugen des Todes, welches ich ja bereits weiter oben erwähnte. Danach wurde es erst einmal etwas stiller um Anxietas' Band... bis zum letzten Jahr.
Einen Überblick über alle Rezensionen zu den Werken der Horde auf diesen Seiten gibt es >>hier<<.

Und damit komme ich nun zu Chaoskosmos:
Einmal mehr öffnet Anxietas mit seinem neuen Werk die Pforten zu jenseitigen Welten. Das macht allein schon ein Blick ins Beiheft deutlich. Dort lassen sich allerhand Impressionen und kurze Anmerkungen finden, die den Inhalt der einzelnen Lieder visualisieren und ihn zusammenfassen. Verfasst wurden diese leitenden Gedanken nicht nur von Anxietas, sondern teilweise auch von Waldseel.
Auch der atmosphärische Einklang 'Periculum (Intro)'macht diese erneute Beschäftigung mit der Geisterwelt deutlich. Allgemein bedient sich der Protagonist auf seinem aktuellen Werk wieder vermehrt atmosphärischen Einschüben in Form von gelegentlichem, dezent eingesetzten Keyboards und geisterhaften Chören. Ein Aspekt, der auf dem Vorgänger meiner Meinung nach etwas in den Hintergrund gerückt wurde und daher etwas unterging. Auch erscheinen die Instrumente in Passagen geradezu hymnisch und erhaben, irgendwie jenseitig, wie nicht von dieser Welt, was die Stimmungen solcher Lieder wie 'Ewig schwarze Tiefe'oder 'Über allen Sternen (Satan)'perfekt einfängt.
So erscheint Chaoskosmos teilweise vielleicht auch nicht derart rau und aggressiv wie noch Zeugen des Todes, in seiner Essenz erweist sich das Material aber als kraftvoller, unheilvoller und finsterer als jemals zuvor. Ob das auch mit den Erfahrungen und Lehren zusammenhängt, die man mit den Umständen der letzten Veröffentlichung machen konnte und die man aus ihr gezogen hat, kann ich allerdings nur vermuten. Nach dem Motto: "Jetzt erst recht" gleichen so manche Lieder auf Chaoskosmos wie etwa das zornig dargebotene 'Das letzte Siegel'einer regelrechten von Hass erfüllten Kampfansage.

Auch noch sehr interessant in meinen Augen ist das Instrumental 'Nebelaura', welches zunächst so einige Referenzen an den seligen 90er Jahre Black Metal in den Instrumenten offenbart, der auch so ein paar stolze Stimmungen inne hat, die eher an Pagan Metal denken lassen, dann in einen recht sphärischen Synth übergeht, der in Dunkelheit und Trauer schwelgt, nur um dann erneut einen wütenden Schwarzmetall-Sturm zu entfachen. Verbildlicht wurde dieses Stück im Beiheft durch einen selbst gemalten Wald mit Nebelschleiern und der begleitende Text offenbart, dass dieses Lied allen Brüdern und Schwestern auf der anderen Seite gewidmet sei. Genau diese Intention hat Anxietas hier in meinen Augen wunderbar eingefangen.

'Thron in der Dunkelheit'beginnt mit eine okkulte Stimmung aufbauenden Orgeln, bis es dann recht schnell in einen düsteren Black Metal übergeht. Symbolisiert wird dieses Stück durch das Bildnis einer gekrönten Totengestalt, welche offenbar ein Neugeborenes in seinen Armen hält, im Hintergrund kosmische Weiten und ein Vollmond.
Seit unser aller Geburt sind wir vom Tod umgeben und sind ihm versprochen. Ihm, dem König allen (irdischen) Seins. Aus Sternenstaub wurden wir einst geschaffen - zu diesem werden wir eines Tages wieder werden.

"There is a force beyond a thousand moons,
into the mist of stars!"

...und über allem steht der Tod. Das Alpha und das Omega... Anfang und Ende.

In 'Raserei der Energien'beschwört Anxietas die Geisterwesen, die aus dem Chaos des Kosmos entsprungen, die Grenze zum Diesseits durchbrechen.
Die Musik ist dementsprechend kompromisslos und wird schnell zelebriert. So entsteht hier wahrhaftig eine Art chaotische Atmosphäre.
Mit 'Requiem 'MMXVIII (Outro)'erklingt dann noch ein kurzer, andächtiger Ausklang.

Fazit:
Es ist beinahe eine Schande, dass ich nicht früher auf dieses Werk aufmerksam wurde, schon allein, da mir SHARDS OF A LOST WORLD bisher immer sehr zusagten. Und damit das nun nicht falsch verstanden wird: Dieser Umstand ändert sich auch mit Chaoskosmos nicht... eher im Gegenteil halte ich das aktuelle Werk des Herrn Anxietas für eines seiner besten bisher!
Nicht nur die Produktion an sich lässt den Vorgänger weit hinter sich, auch wurde dessen Veröffentlichung im Nachhinein betrachtet doch von zu vielen Dingen negativ überschattet, das dieser doch recht schnell als halbgares Release in Vergessenheit geriet, so scheint mir - was mitnichten der Band geschuldet war, und was das Projekt meiner Meinung nach auch überhaupt nicht verdient hat. Mit dem neuen Voll-Album wurde aber nun alles richtig gemacht, somit hat sich der Wechsel zur Tonschmiede von Sturmglanz vollauf gelohnt.
Die CD kommt im Jewelcase mit einem umfangreichen Beiheft. Bestellungen gehen am besten gleich an die Sturmglanz Black Metal Manufaktur - der Preis beläuft sich auf lediglich 8,- Euronnen.

Deutscher Black Metal zwischen rauer Wildheit, kalten Atmosphären und kosmischer Finsternis. Eine Reise, die sich nicht an das Gros der "Szene" richtet, sondern lediglich an jene, die die schwarze Kunst auch in ihrer Essenz zu erfassen vermögen.


Darbietungen:
01. Periculum (Intro)
02. Älter als das Licht
03. Ewig schwarze Tiefe
04. Über den Sternen (Satan)
05. Das vergessene Siegel
06. Nebelaura (Instrumental)
07. Thron in der Dunkelheit
08. Raserei der Energien
09. Requiem MMXVIII (Outro)

Laufzeit: ca. 36 Minuten




Review: Elfsgedroch - Gedoemd tot de Eeuwige Jacht (LP, Diaphora Produktion - 2020)

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Gut einen Monat ist es nun her, dass mit Gedoemd tot de Eeuwige Jacht das von mir bereits heiß ersehnte neue Voll-Album der niederländischen Horde ELFSGEDROCH veröffentlicht wurde. Für diese zeigt sich einmal mehr Diaphora Produktion verantwortlich, und auch hier hat man sich wieder einmal nicht lumpen lassen, sondern setzt der geneigten Hörerschaft das Werk in einer allumfassenden stimmungsvollen und mehr als passenden Aufmachung vor (dazu aber später noch mehr).
Wie das neue Werk der Niederländer klingt und was man von dem Album erwarten darf, lest ihr nun...


Prolog - Ein kurzer Rückblick
Zunächst möchte ich mich aber noch einmal einer kurzen Retrospektive des bisherigen Treibens widmen. ELFSGEDROCH wurden im Jahr 2015 in der geschichtsträchtigen Stadt Groningen (im Alt-Hochdeutschen auch Gröningen) an der niederländischen Nordsee gegründet.
Ihren Einstand feierte die Band mit ihrem 2016 veröffentlichten Debüt-Album Op de beenderen van onze vorvaderen, welches zunächst in Kooperation mit Wierdeschimwerken in aufwändiger Aufmachung als Kassette veröffentlicht wurde und schließlich im darauf folgenden Jahr durch Diaphora auch auf Schallplatte ausgewertet wurde.
Mit ELFSGEDROCH holte sich die Schmiede eine wirklich hochkarätige Band an Bord und sicherte sich damit eine äußerst produktive Zusammenarbeit, die bis heute anhält und die auch mehr verbindet als die bloße geschäftliche Kooperation. Ein wahrer Glücksgriff in jeder Hinsicht also!
Schon das Debüt hob sich bereits deutlich durch seine schroffe, aber sehr stimmungsvolle Art vom Einheitsbrei dieses ganzen sogenannten Atmospheric Black Metal ab und war einmal mehr Zeugnis davon, dass es in der Neuzeit gerade niederländische Kapellen sind, die es verstehen, den Geist des Black Metal zu entfesseln. Eine Rezension zu diesem Werk auf Grundlage der LP lässt sich >>hier<< nachlesen.
2018 wurde es dann aber erst richtig interessant, denn gemeinsam mit Diaphora veröffentlichten ELFSGEDROCH dann gleich zwei Platten: Zum einen die MLP Dwalend bij Nacht en Ontij, sowie die EP Burchten van't Hooghe Noorden, welchen ich mich beiden ausführlich in einer Kombi-Review widmete.
Nun folgte mit dem hier vorliegenden Werk also das zweite Voll-Album.


Erster Teil - Die Aufmachung
Angeeignet habe ich mir (natürlich) die Super-Duper-Special-Edition des Werkes, da kam ich dann doch nicht drum herum.
Diese kann sich durchaus sehen lassen und ist in der Black Metal-Historie wohl auch einzigartig, denn mir ist nicht bekannt, dass jemals von irgendeinem Werk eine ähnliche Aufmachung existierte, noch dass ein ähnlich hoher Aufwand für eine Edition betrieben wurde. Auch der Betreiber hinter Diaphora hatte, wie er mir erklärte, im Vorfeld Recherchen betrieben und war im Zuge dieser auf keine ähnlich gelagerte Edition gestoßen.
Die Special-Edition beinhaltet neben der roten Doppel-LP, welche neben den regulären Liedern noch zwei zusätzliche und exklusive Stücke enthält (auf der letzten Seite der DLP - diese ist auf der regulären Ausgabe unbespielt), das reguläre Beiheft (ist ja fast schon als Buch zu bezeichnen), welches durch zwei zusätzliche Blätter mit den Texten, wie auch Illustrationen für die bereits erwähnten Lieder ergänzt wird, noch einen Aufnäher und ein Poster. Wobei der Begriff "Poster" für diese Art wohl untertrieben ist und diesem regelrechten Kunstdruck auf schwerem Papier nicht im Ansatz gerecht wird.
Das Ganze haust in einem selbst genähten Jutesack, der mit dem Band-Emblem bedruckt wurde und individuell mit Blut besprenkelt wurde. Umschlossen wird er dabei von Kordeln, die mit einer Art des Seemannsknotens zusammengebunden wurden und zusätzlich mit einem Wachssiegel am Jutesack fixiert wurden. An den Kordeln ist dann schließlich ein Stück Leder durchgezogen, in welches der Titel Gedoemd Tot De Eeuwige Jacht gestanzt wurde, sowie die Limitierung. Die individuelle Nummer wurde dann mit einem Silberstift handschriftlich eingetragen.
Die Art, in welcher der Jutesack genäht wurde, wie auch das Material an sich ist dem des Mittelalters nachempfunden.

Und bereits hier zeigt sich, dass man sich schon im Vorfeld Gedanken über eine entsprechende Aufmachung gemacht hat, denn das Gesamtbild erweist sich als äußerst stimmig und zur Thematik passend und ist alles andere als nach dem Motto "wir-denken-uns-mal-etwas-aus-um-aufzufallen".
Allein schon die Tatsache, dass bereits die Verpackung in Form des Jutesacks in Zusammenspiel mit dem Blut, dem Wachs und dem Knoten Motive des Albums aufgreift, ist wohl in dieser Form und Tragweite beispiellos.

Zweiter Teil - Die Musik (Kapitel 1: Das Album)
Einmal mehr widmen sich ELFSGEDROCH in ihrem Werk der oftmals düsteren und todbringenden Geschichte der Nordsee. Das macht schon das erste Lied 'Door De Duivel Gehaald'deutlich, in dem es um die Zuiderzee, eine ehemalige Meeresbucht der Nordsee, die durch vergangene Fluten jedoch verschwand. Heute zeugt lediglich noch der durch Eindeichung entstandene Süßwassersee Ijsselmeer von dieser Meeresbucht, da er einen Großteil der ehemaligen Fläche einnimmt.
Ein regelrecht wütender Einstieg in das Album, die Gestalt des Teufels, der hier sein Werk verrichtet, ist wohl als Metapher zu verstehen, da ich anhand des Textes eher davon ausgehe, dass mit dem "Teufel" der Mensch gemeint ist, und was er aus diesem Stück Natur gemacht hat... wie aus so vielen anderen Landstrichen, die der Industrialisierung und Zivilisierung ein Dorn im Augen waren und immer noch sind (man nehme nur die staatlich verordneten Waldabholzungen zugunsten des Kohleabbaus in jüngerer Vergangenheit - Anm.).

Mit 'De Vloed Van 1717'nimmt man sich einem weiteren historischen Ereignis an. Es geht um die große Flut, die als sogenannte "Weihnachtsflut" in die Geschichte eingehen sollte, und welche vom 24. auf den 25. Dezember stattfand. Die Sturmflut wütete länderübergreifend an der Nordseeküste Europas, führte zu zahlreichen Deichbrüchen und riss insgesamt rund 11.500 Menschen in den Tod.

"Levenloze lichamen dobberden
Tussen brokken hout en verdronken vee
Hele families van de aardbodem verdwenen
Opgeslokt door de gluzige zee
Levenloze lichamen
Tussen brokken hout en verdronken vee"

Entsprechend wild geht es hier auch gleich zu Anfang los. Der Sturm bricht los, entfacht die Fluten und es bleibt kaum mehr ein Moment der Vorbereitung. Keine Zeit mehr, um zu fliehen, irgendwo Schutz zu suchen oder sich zu verstecken. Die todbringenden Fluten reißen gnadenlos alles Leben mit sich und übergeben es der endlos tiefen Kälte der rauen See.
Die Instrumente nehmen hier im Verlauf beinahe schon einen latent chaotischen Charakter an, was die atmosphärische Stimmung des Textes noch einmal unterstreicht. Andererseits lassen sich hier auch gekonnt eingesetzte Tempowechsel entdecken, die das Geschehen eher in hymnische Midtempo-Gefilde verlagern. Höhepunkt ist aber sicherlich der andächtige akustische Mittelteil, der abermals in einen stürmischen Black Metal übergeht, welcher von einem leitenden Solo an der Lead-Gitarre getragen wird.

Das folgende Stück 'Nachtmare'dagegen erweist sich als ein ziemlich grimmiges Werk, was man in dieser Endgültigkeit von ELFSGEDROCH bisher noch nicht zu hören bekam. Gänzlich passend zur Thematik eines namenlosen Protagonisten, der ob seiner Albträume keinen Schlaf zu finden vermag, nehmen die Instrumente im Zusammenspiel mit dem grimmig erklingenden Gesang einen getriebenen Charakter an. Eine ruhelose Seele, die von einem Nachtmahr gequält und in den Wahnsinn getrieben wird. Auch zeigen sich hier ein paar spielerische Referenzen an das erste Werk der Band, was im übrigen auch auf den nächsten Song 'Doodsklauwen Uit De Algendrab'zutrifft, in den es beinahe nahtlos übergeht.

Jenes Stück beschäftigt sich mit lokaler Mythologie und der Sagenwelt. Einer uralten boshaften Kreatur (wohl eine Gestalt, welche in vielen Kulturen Europas und deren Mythologien und Sagen auftaucht... natürlich immer unter anderen Namen, aber die Beschreibungen ähneln sich doch sehr - Anm.), die verborgen in den Tiefen der Moorlandschaften haust und mit seinen Rufen vornehmlich Kinder in den sicheren Tod lockt. Auch wird im Text Bezug auf die "witte wieven", die "weißen Frauen" genommen, eine Thematik, mit der ich mich im Zuge einer bereits älteren Rezension schon einmal beschäftigte (amüsanter Weise handelte es sich in jenem Fall ebenfalls um ein Werk einer niederländischen Band). Beim Lesen sieht man diese nebelverhangenen, stinkenden, modrigen Sümpfe mit ihren geisterhaften Gebilden verrottender Bäume und verfallener Steingräber förmlich vor sich und spürt beim Hören die bedrückende aber lebendige Atmosphäre, die diese Szenerie atmet. Der Stil orientiert sich, wie schon erwähnt, ganz klar an jenem des ersten Album, baut diesen aber noch weiter aus. Besonders auffällig ist hier natürlich auch, dass teilweise weiblicher Gesang Einzug erhält. Doch äußert sich dieser eher in einem silhouttenhaften Singsang, der von akustischen Momenten begleitet wird und Chor-Momenten.

"Waar witte wieven dwalen
Waar oorverdovende stilte
het uitschreuwt nabij de Duyvelskutte
in stinkend zompig moerasland

Kindergeschrei echoot vanachter't riet
Panuit de duistere diepte klinkt zijn lokrvep
Loerend, afwachtend, altijd hongerig
//...//
Dat zielen grist en opport, die nimmer de hemel zullen zien
In een riekende omgekeerde urn
Diens honger nooit is gestild En immer wacht
loert en lonkt Panuit de duistere diepte"

Den wohl erhabensten und majestätischsten Moment bietet man dann aber mit dem nachfolgenden Lied 'Als De Nacht Haar Mantel Werpt...'. Ganz im Stil der vergangenen MLP zelebriert man hier einen hymnischen Black Metal, der trotz seiner Erhabenheit keine Sekunde etwas von seiner kalten grimmigen Boshaftigkeit einbüßt. Der Text ist gleichzeitig eine Hymne an die Nacht, aber auch an die Schreckensgestalten, die sie birgt und bezieht sich dabei einmal mehr auf die Sagenwelt der Nordsee, erzählt von Wattteufeln und Brandschatzung.
Die Instrumente zeigen sich hier äußerst spielfreudig und erzeugen durch den gleichzeitigen steten Einsatz eines gerade eben so wahrnehmbaren Chors (scheint mir jedenfalls so - Anm.) ein Gefühl von endloser Weite und Tiefe. Eine Atmosphäre, die schlichtweg ergreifend ist und einen förmlich mit sich reißt. Dies mündet im epischen letzten Viertel, welches das Stück instrumental ausklingen lässt.
Doch auch hier lässt das Ende keinen glücklichen Abschluss zu.

"Sterven zal een dierbare, breken zal je hart"

Mein persönlicher Favorit des Albums ist jedoch 'Heggemoeder'. Ein Lied, welches mich mit seiner stimmungsvollen Atmosphäre aus tief empfundener Melancholie und nächtlicher Wanderung sofort gefangen nahm. Zugegeben: im Gegensatz zum direkten Vorgänger passiert hier nicht allzu viel, jedoch ist der Grundton hier ungleich düsterer und auch die Tempowechsel sind hier einmal mehr gekonnt gesetzt. Das gefällt mir einfach!
Der Text bezieht sich auf die "Heggemoeder", eine Art bösem Geist in Frauengestalt, der Krankheit über die Unglückseligen brachte, die ihm begegneten, ebenso lag es in der Macht dieser Kreatur, die Krankheit auch wieder zu nehmen - was aber eindeutig seltener geschah. Insbesondere auf Frauen, vor allem Schwangere waren die Opfer der Heggemoeder. Der Name rührt daher, dass der Lebensraum der "Heggemoeder" vornehmlich eine Haselhecke war.

Der letzte reguläre Beitrag des Albums ist 'Goedendag Morgenster', ein Titel, der wohl auf mehrerlei Art gedeutet werden kann. Auch der Text lässt hier verschiedene Interpretationen zu.
Zum einen bezieht er sich auf den Kampf und mittelalterliche Waffen: Den Morgenstern und den Goedendag (eine Art Lanze, oder aber auch spitz zulaufender Streitkolben - Anm.). Auch die kirchlich genehmigte Ausführung als Verteidigungswaffe der Pfaffen findet hier Erwähnung: Der "Stern von Bethlehem", der durch seine Bezeichnung durch die Kirche nicht das Prädikat einer Waffe, sondern eines Sterns erhielt und somit die Gottesmänner dazu legitimierte, mit einer solchen Waffe zu kämpfen und auch zu töten. Tja, man muss dem Kind halt nur den richtigen Namen geben, damit es die Leute fressen... das galt schon damals, wie auch heute.
Aber genau mit diesem Element bringen ELFSGEDROCH aus meiner Sicht auch das Symbol des Morgensterns für Luzifer mit ins Spiel: Die Verkommenheit der Menschen, die das Werk des Teufels verrichten, obwohl sie Gottestreue heucheln, aber seinen Namen mit ihrem Tun in sein Gegenteil verkehren.
Die Musik in diesem Stück zeigt sich dementsprechend kämpferisch und die Instrumente gehen stürmisch nach vorne, so dass sich das Geschehen hier eher kontinuierlich im schnelleren Midtempo abspielt. Nichtsdestotrotz bleibt es aber ziemlich hymnisch, was vor allem den immer wiederkehrenden Stimmungswechseln und Solo-Passagen in dem Lied zu verdanken ist.
Ein wahrhaftig würdiger Abschluss dieses Werkes!

"Mannen, jong en oud
Koud gemaakt in grote getalen

Goedendag / Morgenster
De zeisenman komt je halen

De zeisenman komt je halen"

Zweiter Teil - Die Musik (Kapitel 2: Das Bonusmaterial)
Widme ich mich nun den beiden zusätzlichen Lieder, die sich exklusiv auf der roten Doppel-LP finden lassen. Das wäre zum einen 'Vervloekt'und zum anderen 'Als Het Levensvuur Dooft'.
Wie auch die regulären Lieder des Albums im beigefügten Büchlein werden die beiden Bonus Stücke auf zwei einzelnen Blättern entsprechend illustriert und textlich wiedergegeben.

Der erste Song geht insgesamt etwas schwermütiger zu Werke, zeigt sich jedoch auch unvermindert atmosphärisch, was die Thematik um einen Seefahrer, der mit seiner Mannschaft auf einen verfluchten Schatz stößt und dessen Verstand mehr und mehr von diesem vergiftet wird, recht eindringlich wiedergibt.
Bereits hier fällt die etwas lautere Produktion auf, die sich auch im zweiten Bonus Lied zeigt (was im Übrigen so ziemlich der einzige wirkliche Kritikpunkt wäre, den ich an diesem Album auszusetzen hätte... die für mich etwas zu leise Produktion - aber dem kann man ja auch schnell Abhilfe verschaffen, indem man den Regler der Anlage konsequent nach rechts dreht, hehe...).
Dieses hält dann zum Schluss noch einmal eine ungleich epischere Atmosphäre bereit, die auch hier wieder äußerst passend zur thematischen Auseinandersetzung mit dem Weg zur Unendlichkeit ist. Dieser ist jedoch wenig versöhnlich, das Abbild von Gevatter Tod lässt sich für den geneigten Betrachter übrigens auch im bereits erwähnten Kunstdruck wiederfinden. Die Interpretation beider Illustrationen möchte ich an dieser Stelle aber jedem selbst überlassen...

Epilog - Das Fazit
Was für ein wahnsinniges Meisterwerk! ELFSGEDROCH liefern mit ihrem zweiten Voll-Album genau das ab, was ich mir von einem eben solchen erwartet und erhofft habe... und noch einiges mehr! Der bewerte Stil der Band wurde hier noch um ein paar kleine aber feine Nuancen erweitert, zeigt sich mal mehr atmosphärisch, dann eher wieder in einer Weise derart grimmig, wie man es bisher von der Band nicht zu hören bekam. In einer anderen Rezension zu diesem Album aus der Feder des Schreibers des Tod und Teufel-Blogs (die ich mir im Nachhinein durchlas - schön zu sehen, dass sich da wieder etwas tut - Anm.) wurde die Frage aufgeworfen, was es denn eigentlich ist, das ELFSGEDROCH von ähnlich gelagerten Bands dermaßen abhebt... ich glaube, dass die Antwort einfach darin liegt, dass die Band einfach zu jeder Zeit sie selbst ist. Genau dieses Wechselspiel von hymnischer Epik und räudiger Kälte, die Godoemd Tot De Euwige Jacht, zelebriert in einem ureigenen Stil, mit welchem eben nicht versucht wird, irgendetwas zwanghaft zu kopieren.
Neben dieser auf 50 Stück limitierten Sammler-Edition existieren auch eine reguläre Edition in rotem Vinyl (welche auf noch einmal 39 Exemplare limitiert ist und die beiden Bonuslieder, wie auch das Poster enthält) und in schwarzer Plaste (noch einmal auf 187 Stück limitiert, ohne die zwei zusätzlichen Lieder und ohne Poster). Einzig die hier besprochene Version hat auch eine Handnummerierung. Welche Fassungen zu welchem Preis aktuell noch verfügbar sind, erfragt ihr am besten selbst über Diaphora Produktion oder sucht den direkten Kontakt zur Band.

Ehrlicher Schwarzmetall abseits jeglicher Trends von einer Band, die nichts weiter als tiefen Respekt verdient hat! Klarer Anwärter auf den Titel "Album des Jahres"!


Darbietungen:
A-01. Door de Duivel Gehaald
A-02. De Vloed van 1717
A-03. Nachtmare
B-04. Doodsklauwen uit de Algendrab
B-05. Als de Nacht Haar Mantel Werpt...
C-06. Heggermoeder
C-07. Goedendag Morgenster
D-08. Vervloekt (Bonus)
D-09. Als Het Levensvuur Dooft (Bonus)

Laufzeit: ca. 51 Minuten (mit Bonus: 70 Minuten)



Review: Gravespawn - The Elder Darkness (Digitaler Inhalt, Eigenproduktion / CD, Satanath Records - 2020)

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Lassen wir Europa nun hinter uns... denn vor einer Weile erreichte mich eine Review-Anfrage eines gewissen Reaver im Namen seiner Ein-Mann-Kapelle GRAVESPAWN aus den USA.
Mit The Elder Darkness legt der Herr bereits das dritte Album seiner seit 2004 existierenden Band vor.
Gehört hatte ich allerdings vorher noch nie von GRAVESPAWN... was sicherlich auch meinem allgemeinen Desinteresse gegenüber Ami-Black Metal geschuldet ist (wobei es da natürlich immer noch löbliche Ausnahmen gab und auch immer noch gibt). Ob sich das Ganze lohnt, oder eher nicht, versuche ich nun zu erforschen...


GRAVESPAWN wurde wie bereits erwähnt im Jahr 2004 von Reaver gegründet. Kleine Kuriosität dabei: Die Gründung fand zur Zeit von Reaver's militärischem Dienst in Südkorea statt.
Von Anfang an als Solo-Projekt erdacht, waren zwischenzeitlich wohl auch immer mal wieder andere Musiker in GRAVESPAWN involviert, so wurde auch das aktuelle Werk The Elder Darkness mit Hilfe von Session-Musikern eingespielt. Reaver selbst betätigt sich neben GRAVESPAWN auch in anderen Kapellen wie etwa DRACONIAN ORACLE, die eine eher okkulte Schiene fahren.
Nach den beiden frühen Demos Thus Reigns the Imperial Order of Tartaros (2004) und Forged in the Malice of Stygian Fire (2005) wurde es zunächst einmal eine Weile still um das Projekt, bis dann ganze fünf Jahre später eine neue EP veröffentlicht wurde.
Bis zum ersten Album sollte es jedoch noch einmal zwei weitere Jahre dauern und so wurde Woe to the Conquered erst 2012 unter das Volk gebracht. Daraufhin tat sich dann wieder einige Jahre nichts und erst im Jahr 2015 machte man mit einer Split INDESIDERIUM von sich hören.
Dieser sollten bis 2019 noch zwei weitere Splits wie auch zwei EPs, eine Kompilation und das 2017 veröffentlichte zweite Album Re-forged in the Malice of Stygian Fire.
Im März diesen Jahres wurde dann das aktuelle Werk veröffentlicht.


Leider liegt mir zur Zeit lediglich eine digitale Version des Albums vor, so dass ich über das generelle Aufgebot der CD wie dem kompletten Artwork, weiterführenden Informationen oder Texten keine Angaben machen kann. Reaver wollte mir zwar eine CD zukommen lassen, jedoch war dies aus bekannten Gründen bisher unmöglich... Fvkk Off Covid-19!
Doch das Frontcover allein ist schon ein kleiner Hingucker und ist ganz im Stile solcher den Old School Black Metal hochhaltenden Horden wie etwa MANIAC BUTCHER gehalten, die nicht müde werden, Black Metal mit primitiven Riffs zu zelebrieren... und doch darf nicht zuletzt genannte Band gerade dafür als "Kult" bezeichnet werden.
Im Gegensatz zu seinen tschechischen Brüdern im Geiste orientiert sich der Protagonist von GRAVESPAWN in seiner Musik aber an deutlich heidnischeren Motiven, was sich vor allem in seiner Musik, aber auch in den Titeln und den Texten (zumindest die Fetzen, die ich verstehe) widerspiegelt. So hat die Musik durch den exzessiven Einsatz von Chor-Samples und Keyboards einen recht paganen Charakter, der den ansonsten recht ruppigen und ursprünglich-räudigen Black Metal-Stil eine atmosphärische Tiefe verleiht und ihn in erhabene, majestätische Sphären erhebt. Das hat so ein wenig was von älteren Kult-Werken aus Polen (ich nenne nun bewusst keine Namen, aber ich denke, es wird beim Hören klar werden, welche Band und welches Album / welche Alben hier explizit gemeint ist - Anm.), aber auch von BATHORY (vor allem in 'Sons of Mars' kommt dieser Vergleich deutlich durch). Ein latenter Einfluss von Death (vornehmlich im Gesang) wie auch Thrash Metal (hier vor allem in so manch einem Gitarrensolo) ist ebenfalls auszumachen.

Zudem weisen Stücke wie etwa 'The Primordial Dynasty'auch mehr oder weniger versteckte Zitate zu anderen Kapellen auf (ich sag' mal nur 'Wir sind des Wotans schwarzer Haufen', dessen einprägsame Melodie - gewiss' selbst nur ein Nachspiel eines volkstümlichen Liedes - hier in einer kurzen Passage Einzug erhält).

Dann existieren auch solche Moment wie 'Hexenturm', die von einer erhabenen Düsternis getragen werden, und nicht nur einmal an klassische nordische (einstige) Krieger wie etwa SATYRICON zu ihren besten Zeiten erinnern (wo wir schon bei den Norwegern sind, wäre ihr Live-Album Live at the Opera in Zusammenspiel mit dem düsteren Chor als weitere Referenz zu nennen). Passend zum Titel lassen sich hier auch Glockenspiele als Element in der Musik finden.

Als sehr interessant erweist sich auch das Wechselspiel der Instrumente im Stück 'Cocytus Winds Ascend': Es beginnt fast schon etwas andächtig, wandelt sich dann aber in einen rasanten Black Metal mit unheilvollen Chören und erhält so eine bedrohliche, aber gleichzeitig auch anmutige Atmosphäre. Der Kokytus ist in der griechischen Mythologie ein Fluss der Unterwelt. Genannt wird er auch "Fluss der Wehklagen", da die Toten, die aus ihm tranken, ihrem Versterben gewahr wurden und ihr dahingeschiedenes Leben betrauerten. Auch in Dantes Göttlicher Komödie wird der Eissee Cocytus erwähnt, der dort den neunten und somit tiefsten Kreis der Hölle darstellt.

Mit 'Barbarian Misanthropy'wandelt man dann tatsächlich noch einmal auf heidnischen Pfaden, lässt sogar auch traditionelle Folklore mit einfließen. Der Black Metal wird hier sehr hymnisch dargeboten, vor allem die tragenden Gitarren fahren hier eine stimmungsvolle und erhabene Atmosphäre auf, die den Geist auf Reisen in längst vergangene Zeiten zu längst vergessenen Orten schicken.

Das letzte Stück 'Die by the Sword'stammt im Original von den US-Thrash-Pionieren SLAYER. Ich persönlich erachte Coversongs, die ihren eigenen Stempel tragen, als wesentlich gehaltvoller, als bloße und stupide Nachspielversionen, die oftmals gerade darunter leiden, dass die jeweilige Band es gerade durch diese Original-Treue kaum vermag, eigene Akzente zu setzen und dementsprechend häufig auch völlig glanzlos rüberkommt... da kann ich mir dann auch gleich die Originale anhören.
Es gibt aber auch Kombos, die das zu schaffen vermögen. Und dann existieren da noch jene Bands, die einfach konsequent ihr eigenes Ding daraus machen, so wie in diesem Fall hier geschehen: Denn was GRAVESPAWN aus dem Stück gemacht haben, hat kaum noch etwas mit dem Original gemeinsam, sieht man einmal von der Thrash-lastigen Gitarre im Solo-Part ab. Ein starkes und hymnisches Stück Schwarzmetall, das hier geschmiedet wurde.

Fazit:
Für eine Ein-Mann-Band klingt GRAVESPAWN wirklich überragend, was aber wohl auch darin begründet sein dürfte, dass hier Session-Musiker beteiligt sind. Großartige Atmosphären, grimmige Erhabenheit, kämpferische Stimmungen... The Elder Darkness besitzt eigentlich alles, was es zu einem Kult-Album benötigt. Einziges Problem, was einige da wohl haben werden: Ähnliches hat man schon x-mal zu hören bekommen und wirklich Neues bietet GRAVESPAWN nun nicht. Dafür bringt man aber Altbewährtes authentisch rüber und verpackt es in hymnischen Black Metal-Stimmungen, die mit viel Liebe zum Detail aufwarten.
Und wo wir schon bei Kombos Marke MANIAC BUTCHER waren... zieht euch das offizielle Video zu 'Barbarian Misanthropy'ein, das hier als Einbettung vorliegt.
Das Album könnt ihr euch in digitaler Fassung über das Bandcamp von GRAVESPAWN, wie auch als CD im Jewelcase (limitiert auf 500 Exemplare) über Satanath Records aneignen.

Black Metal zwischen grimmiger Dunkelheit und hymnischer Majestätik. Nichts wirklich Neues, wer sich an solchen Stimmungen aber nicht satt hören kann, dem sei hier eine klare Empfehlung ausgesprochen!


Darbietungen:
01. The Primordial Dynasty
02. Hexenturm
03. Sons of Mars
04. Curse of the Ruins
05. Cocytus Winds Ascend
06. The Dreadful Eye
07. Kingdom of Cruelty
08. Barbarian Misanthropy
09. Die by the Sword (SLAYER Cover)

Laufzeit: ca. 52 Minuten




Nostalgie-Review: Carpathian Forest - Through chasm, caves and Titan woods (CD, Avantgarde Music - 1995)

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Nachdem es auf diesen Seiten längere Zeit still um unsere Aktivitäten war, melde zumindest ich mich nun in Form eines nostalgischen Rückblicks wieder zurück.
Das letzte Nostalgie-Review liegt meines Erachtens nach auch schon viel zu lange zurück (dieses wurde 2019 zu dem zweiten Album von URGEHAL verfasst und stammt aus der Feder von Knochensang), so dass es mir inzwischen doch ein Anliegen war, mal wieder etwas "Neues" in dieser Rubrik zu schreiben.
Einmal mehr führt die Reise dabei ins Norwegen der Mitt-90er Jahre, bekanntlich ein Fundus an nostalgischen Meisterwerken schwarzer Tonkunst...



...und nach dieser Einleitung kommen wir auch gleich zu Through chasm, caves and Titan woods, einem Mini-Album der Horde CARPATHIAN FOREST aus dem Jahre 1995, welches auf mindestens drei vorherige Demo-Veröffentlichungen folgte, die mir jedoch größtenteils auch unbekannt sind.
Ehrlicher Weise sei auch gesagt, dass ich der Musik der Band um den Protagonisten Nattefrost, sowie seinem auch später agierenden selbst-benannten Solo-Projekt nie sonderlich viel abgewinnen konnte.
Die 1992 aus der Asche von ENTHRONE hervorgegangene und ursprünglich als Trio gegründete Band besaß zu ihren Anfängen doch einen nicht zu leugnenden Charme, mit den ersten Alben wandelte sich dieser Eindruck jedoch eher zu etwas, dass bei mir schnell als "Wannabe-Black-Metaller-Die-Viel-Lieber-Gefeierte-Rockstars-Sein-Wollen" abgestempelt wurde.
Hinzu kamen die eher lächerlich und aufgesetzt wirkenden Zurschaustellung von verschiedenen Fetischen und Sachen wie bspw. Koprophilie [was sich bei NATTEFROST nochmals stärker herauskristallisierte, wobei das Ganze hier noch um ein paar Perversionen wie Kotze oder auch Anspielung auf Pädophilie ('Preteen Deathfuck') ergänzt wurde].
Ob man das nun gut und unterstützenswert findet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Und ich denke nun auch nicht, dass meine Abneigung gegen so etwas nun dafür steht, dass ich sonderlich prüde wäre. Aber gut, das soll hier ja jetzt auch gar nicht das Thema sein.

Through chasm, caves and Titan woods jedenfalls stammt noch aus den Anfängen von CARPATHIAN FOREST und hat mit den oben genannten Thematiken tatsächlich auch nichts zu schaffen, da es sich hier in lyrischer Hinsicht um eine Art nächtliche Wanderung durch die tiefen und weiten Wälder der norwegischen Landschaft handelt. Somit stellt das Werk eine direkte Hommage an die Schönheit der lokalen Natur dar... zumindest beinahe, denn mit 'The eclipse / the Raven'wurde auch ein Gedicht aus der Feder von Edgar Allan Poe, zumindest in Auszügen, vertont.
Der gerade einmal 40 Jahre alt gewordene Autor vieler Erzählungen, Kurzgeschichten, Novellen und Gedichten gilt auch heute noch als Meister der Kriminal- und Schauerliteratur und als eigentlicher Erfinder der Detektiv-Geschichten. Viele seiner Werke erhielten auch Einzug in die Welt der Metal-Musik, jedoch wird sein Schaffen innerhalb des Black Metal erstaunlicher Weise ziemlich vernachlässigt, ganz im Gegensatz zu dem Werk eines Lovecraft, was mich im Nachhinein doch recht verwundert. Wahrscheinlich ist es auch dieser gewisse Gothic angehauchte schwarz-romantische Touch, der Poe's Literatur schon immer anhaftete, der sich dann doch in den Augen vieler nicht mit der ach so bösen Form "Black Metal" vereinbaren lässt. Schade eigentlich...

"Black symphonic laments and hymns"

Die CD umfasst insgesamt fünf Lieder, deren Musik bereits aus den Jahren 1991 - 1992 geschrieben wurde, also auch auf die Anfänge der Band zurückgehen. CARPATHIAN FOREST agieren hier als Duo mit Unterstützung zweier Session-Musiker.
Auch fanden zwei der Stücke in anderer Form schon einmal eine vorherige Veröffentlichung auf dem Journey Through The Cold Moors of Svarttjern Tape aus dem Jahr 1993.
Das 4-seitige Beiheft wartet auf der Front mit einem tristen, aber tollen Artwork auf, welches die Szenerie des Werkes eigentlich perfekt widerspiegelt. Als Motiv wurde natürlich ein Bild von Kittelsen gewählt: "Til den grønne ridder" [welches, nebenbei bemerkt, auch auf WONGRAVEN's Debüt-Album Fjelltronen, ebenfalls aus dem Jahr 1995, Verwendung fand. Es handelte sich hier um ein Solo-Projekt von Satyr Wongraven (SATYRICON), das atmosphärischen Dungeon Synth bis Dark Ambient zelebrierte... geniales Werk und ein Must-Have meiner Meinung nach!].

Allein der Eröffnungspart 'Carpathian Forest'vermag es gekonnt den geneigten Hörer in die Zeit zurück zu schleudern, in die glorreichen Tage, als der Black Metal in Norwegen noch mehr ein Gefühl und eine Einstellung, als bloßes Entertaiment war, der sich selbst mit der Zeit dem konsumorientierten Mainstream hingab.
Ohne großartiges Vorgeplänkel geht es gleich los und man wähnt sich inmitten tiefster winterlicher Wälder und schneebedeckter Berglandschaften, die von Einsamkeit durchzogen sind und in denen es die eine oder andere dunkle, vom Nebel verhangene Burgruine zu erkunden gilt. Natürlich darf hier ein latent eingebrachter Verweis auf Vampirismus nicht fehlen... es handelt sich schließlich um die Karpaten, hehe...

Das setzt sich auch mit dem nächsten Lied 'The pale mist hovers towards the nightly shores' fort, wobei man hier eine Spur aggressiver, direkter und schneller zu Werke geht, zudem lässt man hier auch die Synths weg, was diesen Eindruck noch offensiver unterstreicht (mal abgesehen vom epischen Mittelteil, der in Verbindung mit der Gitarre gar eine Atmosphäre alter GEHENNA heraufbeschwört). Besonders sind hier die Gitarren hervorzuheben, die in ihren verzerrten Solo-Passagen deutlich von DARKTHRONE's Under A Funeral Moon inspiriert wurden. Ähnlich wie auch bei den eben Genannten lässt sich im Text auch ein latenter Rassismus wiederfinden, der als Provokation in dieser Ära ja quasi zum guten Ton im Black Metal gehörte, und für den man sich heutzutage ja immer wieder entschuldigen muss...

Das interessanteste Stück folgt in Form von 'The eclipse / the Raven', einer mit Dark Ambient unterlegten Rezitation des Gedichtes "Der Rabe" von E.A. Poe - wobei hier nicht das komplette Gedicht rezitiert wird, sondern lediglich die beiden ersten Verse. Auch der hier verwendete Bass im Mittelteil, der beide Verse von einander trennt, ist recht stimmungsvoll eingebracht.

Mit 'When thousand moon have circled'kommt dann wieder ganz im Black Metal-Gewand daher, bietet dabei noch ein paar hymnische Synth-Einlagen und erhält gerade dadurch eine konstant bedrohlich-schleichende, unheilvolle Stimmung. Auch scheint man sich in der Passage, die den Übergang zur nächsten Strophe darstellt, doch tatsächlich von Genre-fremder Musik beeinflusst zu haben, so kommt sie mir doch recht bekannt vor und in meinen Ohren klingt sie wie eine schnellere Version aus dem Lied 'Astronomy Domine'von PINK FLOYD (erstmals veröffentlicht 1967).
Wer es nicht kennt, sollte es sich einmal anhören - die Parallelen sind definitiv vorhanden, hehe...

In Form von 'Journey through the cold moors of Svarttjern'folgt dann auch leider schon der letzte musikalische Beitrag zu diesem Kleinod schwärzester Tonkunst. Gleichzeitig ist es mit gut fünfeinhalb Minuten Spielzeit auch das längste Stück auf der CD und vereint abschließend eigentlich noch einmal alle Elemente dieser EP. So lassen sich hier auch hymnische Synths wiederfinden, die dem Ganzen einen sehr majestätischen Anstrich verpassen, ohne jedoch aufgesetzt zu wirken oder auch nur so etwas wie einen Hauch von Schönheit oder Harmonie verbreiten zu wollen.
Ein Gefühl von misanthropischer Anmut wäre hier wohl eher das, womit ich die Stimmung dieses Liedes umschreiben würde...

"Frozen is my pagan heart,
And once again the dawn is here
hear the sound of silence,
In these trees......
Are my gallows......"

Freilich sind CARPATHIAN FOREST auch heute noch aktiv, jedoch hatten sie sich relativ schnell von der Klasse ihrer Frühwerke, zu denen ich auch das hier vorliegende Through chasm, caves and Titan woods zähle, entfernt und in ihrem jetzigen Zustand hat diese Band nur noch sehr wenig bis gar nichts mehr mit dem Geist dieser alten Tage zu tun, was wirklich bedauerlich ist. Doch damit stehen CARPATHIAN FOREST ja bei weitem nicht alleine...
Die CD wurde im Laufe der Jahre mehrere Male wiederveröffentlicht, teilweise mit leicht verändertem Cover (graue Schrift, anstatt pink), auch existiert über Morbid Noizz aus Polen eine Kassette, welche dieses Werk nebst der 1995 veröffentlichen selbst-betitelten EP von CULTUS SANGUINE als Kompilation enthält. Darüber hinaus gibt es auch diverse Vinyl-Auflagen, für die man mal mehr, mal weniger tief in die Tasche greifen muss, um sie zu ergattern - genau wie übrigens auch bei der CD... es kommt halt immer darauf an, welches Auflage man in seinen Besitz bringen möchte...


01. Carpathian Forest
02. The pale mist hovers towards the nightly shores
03. The eclipse / the Raven
04. When thousand moon have circled
05. Journey through the cold moors of Svarttjern


Review: Cold Earth - Your Misery, My Triumph (CD, Sol Records - 2020)

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Es muss um die Jahreswende 2000 / 2001 gewesen sein, als ich mich zum ersten Mal in ernsthafterer Form mit dem Black Metal beschäftigte. Durch die Musik von alten Kapellen wie DARKTHRONE und BURZUM stieß ich auch sehr schnell auf heimatliche Vertreter wie NARGAROTH, wodurch ich wiederum bald auf das Schaffen von Akhenaten bzw. JUDAS ISCARIOT aufmerksam wurde.
Was ehemals als Suche nach einem Ventil für enttäuschte Gefühle begann, entwickelte sich mit der Zeit zu einem immer innigeren Verhältnis und Interesse. Einerseits Hingabe, andererseits aber auch Verachtung...



Warum aber einen solchen eher persönlichen Teil als Einleitung?
Zum einen möchte ich damit zum Ausdruck bringen, wie viel mir der Black Metal auch heute noch bedeutet und was für eine besondere Konstante er in meinem Leben einnimmt.
Zum anderen wollte ich aber auch gleich einmal aufzeigen, in welche Richtung sich das hier vorliegende Werk bewegt, denn das Debüt der Horde COLD EARTH aus dem nord-östlichen Teil Deutschlands mit dem Titel Your Misery, My Triumph lässt sich nicht nur als Tribut an jene Zeit der ausgehenden 90er- bzw. frühen 00er-Jahre ansehen, sondern möchte auch explizit als ein solches verstanden werden.

Und natürlich lassen sich Referenzen gerade an JUDAS ISCARIOT bereits im Namen, aber auch im Titel finden. Weiter geht es bei der Aufmachung und auch die Textpassagen, sowie die Liedertitel an sich und auch die niedergeschriebenen Liner-notes stellen eine unverkennbare Parallele zu frühen Werken von NARGAROTH oder auch eben JUDAS ISCARIOT dar.
Bei COLD EARTH handelt es sich im Gegensatz zu den beiden genannten Kult-Bands jedoch nicht um ein Solo-Projekt, welches auch durch Session-Musiker unterstützt wurde, sondern um ein vier Mannen umfassendes Bollwerk. Die Mitglieder sind allesamt durch andere Bands wie etwa THORYBOS, GRAIL, SHROUD OF SATAN, SHORES OF LADON oder STYGIAN TEMPLE bekannt, entstammen also auch allesamt dem Dunstkreis um die Tonschmieden Sol / Deviant Records bzw. Bleak Bone Mortualia.


Das Artwork ist in stilsicherem schwarz/weiß gehalten und zeigt winterliche Naturlandschaften, verfallene Burg- und Klosterruinen, dazwischen immer wieder ein paar markante Auszüge aus den insgesamt sechs Eigenkompositionen. Das siebente Stück auf der CD stellt eine Cover-Version des JUDAS ISCARIOT-"Klassikers"'Spill the Blood of the Lamb' dar.

Und auch musikalisch macht gleich der erste Beitrag 'As I Pass Through the Entrance of Void'die Intention einer Hommage mehr als deutlich. Ohne viel Schnörkel und ohne großartiges Intro geht es gleich in die Vollen. Einem mächtigen Sturm aus Dunkelheit, modriger Pest und hasserfüllter Misanthropie gleich lässt man dem Hörer hier kaum eine Gelegenheit um Luft zu holen, noch sich wirklich auf dieses wütende Gewitter vorzubereiten. Und schon jetzt ist mir völlig klar: COLD EARTH haben mich!

"...and as I pass amid
this moonstruck haze
through the entrance now
that grew into my gaze..."

Nicht viel anders verhält es sich mit 'A Harrowing Gaze of Torment', ebenfalls eine schnelle, jedoch auch recht erhabene Nummer. Die Musik hat hier etwas recht hypnotisches an sich, erinnert mich in Zügen dann auch tatsächlich an alte NARGAROTH (Stichwort Herbstleyd oder auch Black Metal ist Krieg) oder auch TORRENT (ein ehemaliges Projekt zwischen u.a. Kanwulf / NARGAROTH und Akhenaten / JUDAS ISCARIOT - nebenbei bemerkt).

"...bring, from the dark and the foul,
the pure and the pale and bright
upon me and my ashes grey..."

Mit 'Following the Voice of Misanthropic Desire'präsentiert man dann auch gleich ein weiteres Stück kompromissloser Schwärze, welches genau das wiedergibt, was sein Titel versprechen lässt. Hier fällt dann auch zum ersten Mal die ureigene Note der Band ins Gewicht, wobei man sagen muss, dass sich das Klanggewand oberflächlich betrachtet nicht sonderlich von dem der vorherigen Lieder unterscheidet, und doch lassen sich hier ein paar feine Nuancen ausmachen, die unverkennbar die Handschrift der Beteiligten tragen.

Ähnliches gilt auch für 'Thy Tears of Blood Grace My Eternal Grief'. Einerseits ein Tribut an jene Epoche, andererseits aber auch ein gewisses Etwas, was COLD EARTH über den Status einer reinen Tribute- und Nachspiel-Band erhebt...

Der Höhepunkt folgt jedoch mit 'And Then, I Awoke from Deceitful Dreams'. Ein hymnischer Anfang. Langsam, beinahe zaghaft mit anmutigen Chören. Danach folgt ein erneut schnell und kompromisslos nach vorne preschender Black Metal, der jedoch von ein paar dezenten hymnischen Elementen begleitet wird. Auch das Gitarrensolo zur Mitte hin ist hier perfekt in Szene gesetzt.

"...oh crescent moon
in thy decing beam there lies
a grave on hill and plain
of those who closed their eyes..."

Die letzte Eigenkomposition stellt dann 'Inscriptions at the Cemetery Gates'dar. Ein Lied, welches im Prinzip auch für ein anderes Projekt der Herren hätte geschrieben sein können, wie etwa SHROUD OF SATAN. Woran man dann aber auch wiederum erkennt, welchen Stellenwert der Black Metal im Schaffen der Beteiligten genießt, wie viel Herzblut in ihrer Musik mit einfließt und woraus sie ihre musikalischen Inspirationen ziehen. Durch und durch authentisch.

'Spill the Blood of the Lamb'steht als letztes Lied in der Reihe und stellt somit eigentlich in letzter Konsequenz die Quintessenz dieses Gesamtwerkes dar. Ein großartiges und kraftvolles Nachspiel, welches voller Inbrunst zelebriert wird und daher in meinen Augen eine absolute Daseinsberechtigung genießt (ganz im Gegensatz zu so vielen anderen "Nachspielversionen" - Anm.)!

"...the crucified
the deep vacuum..."

Fazit:
Mit ihrem Erstling Your Misery, My Triumph legen COLD EARTH einen durch und durch gelungenen Einstand hin. Das Konzept diesen Werkes sagt mir aber auch einfach in jeglicher Hinsicht zu. Die Hingabe, die Ehrerbietung an diese Zeit, die Sicht auf den "Kult" Black Metal, die Haltung gegen Vermarktung und gegen Kommerz - und nicht zuletzt die Musik an sich! All' das macht dieses Album zu einem ziemlich sympathischen und authentischen Vertreter seiner Zunft, was man ja beileibe nicht mehr von jedem Werk heutzutage sagen kann.
Womit ich nun auch wieder zu meiner eher persönlichen Sichtweise aus der Einleitung zurückkomme, denn die Zeilen hier im Beiheft lassen ebenfalls eine tiefe Hingabe zu dem "Kult" erkennen, jedoch bei gleichzeitiger Verachtung für das, was man mit der Zeit aus ihm gemacht hat.
Die CD erschien bei Sol Records im Jewelcase mit einem 8-seitigen Beiheft und ist auf 500 Stück limitiert. Eine nachträgliche Pressung auf Platte ist bereits angekündigt!

Black Metal the way it was meant to be... radikal, intolerant, hasserfüllt, menschenverachtend und kompromisslos! Gerade in dieser Zeit des Gutmenschentums, der Heuchelei und Speichelleckerei, in der selbst "Black Metal"-Bands Toleranz und das menschliche Leben per se bejahen, bedarf es mehr denn je solcher Bands wie COLD EARTH, für die dieser "Kult" noch mehr ist als eine Wohlfühl-Entertaiment-Spielwiese, und die sich noch der wahren "Wurzeln des Bösen" (wenn ihr versteht, was ich damit auszudrücken gedenke) besinnen!


Darbietungen:
01. As I Pass Through the Entrance of Void
02. A Harrowing Gaze of Torment
03. Following the Voice of Misanthropic Desire
04. Thy Tears of Blood Grace My Eternal Grief
05. An Then, I Awoke from Deceitful Dreams
06. Inscriptions at the Cemetery Gates
07. Spill the Blood of the Lamb (JUDAS ISCARIOT Cover)

Laufzeit: ca. 31 Minuten




Review: Uprising - II (CD, Wolfsgrimm Records - 2020)

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Bereits im letzten Monat erhielt ich Post von jemandem, mit dem ich so gar nicht mehr gerechnet hatte... die kleine aber feine Deutsche Wolfsgrimm Records fragte einmal mehr bei mir an und ich sagte natürlich freudig zu. Nichts ahnend, dass sich die allgemeine Situation hier noch ein wenig zuspitzen sollte, und ich auch für einige Zeit nicht so frei in meinen Gedanken war, dass ich mich in würdiger Weise einer Rezension hätte widmen können.
Daher war diese Besprechung ursprünglich auch als Vorab-Review angedacht, daraus wurde dann jedoch nichts...




Wie dem auch sei... die Ein-Mann-Band UPRISING aus München kredenzt der geneigten Hörerschaft mit ihrem schlicht II betitelten zweiten Album erneut ein recht ungewöhnliches, wohl gerade deshalb aber auch erfrischendes Werk, welches voller Kampfeswut, Aufstand und Revolution steckt. Eingebettet in ein machtvoll erklingendes Schwarzmetall-Gewand.

"Anticapitalist - Antireligious - Antifascist"

Pratogonist W alias Winterher (dem einen oder anderen vielleicht auch durch seine Arbeiten mit WALDGEFLÜSTER und die inzwischen anscheinend eingemotteten SCARCROSS bekannt) macht gleich zu Beginn seinen Standpunkt mehr als deutlich und bereits die Aufmachung offenbart so einiges über die Intention hinter diesem Werk: Brennende Burgen, Kirchen in Flammen, aufständische Bauern, die sich mit Waffen und Stöcken gegen ihren König erheben, aufgeknöpfte Adelige, einem Pfaffen, dem von einem Bauern die Kehle aufgeschlitzt wird... die Botschaft ist unverkennbar und eigentlich eindeutig. Aufbegehren gegen Obrigkeiten, ein Aufruf an die Gesellschaft, sich endlich als eine solche mit entsprechender Verantwortung zu verstehen, eine Kampfansage an die stupide gleichgeschaltete Mitläufer, die keinen Funken Individualität mehr in sich tragen und einfach nur blind folgen.
Doch lassen sich diese Dinge nicht erst in den Illustrationen oder den Texten finden, auch der Name des Projekts an sich lässt bereits tief blicken, bedeutet er ins Deutsche übersetzt doch "Aufstand".

Nun liegt die letzte Beschäftigung mit der Musik von W meinerseits schon einige Jahre zurück... genauer gesagt, war dies im Jahr 2016 als das selbst-betitelte (bzw. unbetitelte) Debüt-Album erschien und - ich muss es gestehen - kaum vermochte ich mich noch an jenes Werk erinnern, bis ich es im Zuge dieser Rezension nun noch einmal anhörte. Die, wenn auch etwas kurze Besprechung lässt sich für alle Interessierten >>hier<< finden.
Von sich hören machte man dann auch erst wieder im letzten Jahr, als UPRISING erneut unter dem Banner von Wolfsgrimm Records die 7'' EP A Lesson in Basic Human Empathy veröffentlichte, welche eine frühe Version des gleichnamigen Liedes enthielt, das sich auch auf diesem Album hier finden lässt, sowie eine Cover-Version des Liedes 'Keep Away'der 1995 gegründeten Hard Rock- und Nu Metal-Pioniere GODSMACK.


Was mich nun wieder zu II kommen lässt... nach einer stimmungsvollen 'Introduction'unterlegt mit Samples und begleitet von schleppenden, sich aber stetig steigernden Instrumenten geht es auch gleich über in das erste Lied 'There's no such thing as Hope'.

"You know, hope is a mistake..."

Doch so das Leben bejahend, wie sich der Titel zunächst anhört, ist er im Grunde gar nicht - eher ganz im Gegenteil, denn hier wird nichts anderes als die Apokalypse heraufbeschworen, der Untergang aller Götter zur totalen Befreiung des Geistes. Natürlich eine bloße Utopie.
Die Menschheit ist in meinen Augen einfach zu unterentwickelt, um ohne Glauben existieren zu könen, ohne die Dogmen, die sie sich selbst auferlegt hat. Zwar gibt es gerade in der jüngsten Zeit immer mehr Leute, die endlich aufwachen - doch wird die Menschheit auch noch bis in ihren Untergang hinein im Namen ihrer den freien Geist versklavenden Religionen und unbedeutenden Götter Kriege führen, ausgrenzen, morden, erobern und weiter schänden. Denn die Menschheit hat sich nichts anderes verdient... doch wie der Titel des Liedes bereits sagt: Man wird ja (vielleicht) doch noch hoffen dürfen... (dies ist nun eine ziemlich pessimistische Sichtweise auf die Thematik und wie ich vermute auch nicht Teil der ursprünglichen Intention gewesen - Anm.).
Musikalisch betrachtet wird hier gleich aus den Vollen geschöpft und der schnellere Midtempo-Black Metal erweist sich nicht nur als ziemlich hymnisch, sondern auch als erfreulich detailverliebt und abwechslungsreich.

Mit 'Uprise Part II'bietet man dann sogar eine Fortführung eines Liedes vom Debüt-Album. Ein schneller und wütender Black Metal, der gerade in den Gitarren auch einige Death-Anleihen erkennen lässt. Die Stimmung, die hier erzeugt wird ist stolz und kämpferisch, passend dazu auch die Illustration zum Text, welche einen Bauern mit Forke und erhobener Faust zeigt, der anscheinend gerade seine Ernte eingeholt hat und sein Eigentum nun mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mittel verteidigt - und wenn es ihm das Leben kostet. Vielleicht sind so auch die weiteren Details im Bildnis zu erklären, wie der Totenschädel, der ihm zu Füßen liegt, oder die eher ritterlichen Waffen wie das Schwert, welches neben ihm im Dreck liegt.

"Raise your fists up high
yell a martial cry
Uprise above the skies
Strike off your puppet strings
with a rebellious song to sing
Uprise above all kings
Destroy this book so flawed
unmask this religious fraud"

Besonders hervorheben möchte ich hier auch die passagenweise recht hymnische Atmosphäre, die sich gerade dann zeigt, wenn die Gitarren eine eher getragene Stimmung annehmen und das Ganze dann noch mit einem epischen Chor untermalt wird.

"Uprise above all gods
When injustice surpasses
Fuel the conflict of classes
Uprise all you masses"

Das nächste Stück 'A Lesson in basic human Empathy'spricht den Hörer dann direkt an, sich von den Fesseln dieser auf Konformität geschalteten Gesellschaft, so wie sie in der jetzigen Situation existiert, zu befreien und für seine Freiheit einzustehen. Sich von Belanglosigkeiten wie dem Streben nach Macht und Geld zu lösen und sich auf das zu konzentrieren, was im Leben wirklich wichtig ist und Bestand hat. Ein Aufruf sicherlich, der die Masse nicht erreichen wird, aber vielleicht bei dem einen oder anderen auf Gehör stoßen wird.
Amüsante Anekdote, die mir dazu aus den aktuellen Gegebenheiten einfällt:
Es war doch einmal großer Trend, auf seinem Balkon zu stehen und wie ein Idiot für Pflegekräfte zu klatschen... nun, ich komme ja selbst auch aus der Branche, wie die meisten wohl inzwischen wissen dürften und das einzige, was mir in so einer Situation wohl als erstes durch den Kopf schießen würde, wäre dem erstbesten Klatscher selbst mal eine zu klatschen - direkt in seine dumme Visage. Leute, wenn ihr schon ehrliche Empathie zeigen wollt, dann engagiert euch... leistet ehrenamtliche Hilfe, Betreuung, geht von mir aus für Ältere einkaufen, was auch immer. Leider existiert das Gros unserer Gesellschaft aber nun einmal aus Heuchlern und Speichelleckern, denen außer ihrem eigenen Vorteil nichts am Herzen liegt und die dann allen Ernstes noch meinen, nur weil man mal für irgendetwas fünf Minuten klatscht, wäre die Welt ein besserer Ort. Fuck off, you cunts! (Um mal aus dem Text zu zitieren, hehe... das ist einfach ein Thema, das mich enorm aufregt zur Zeit!).
Der Text beschreitet aber ähnlich wütende Pfade, nimmt dabei kein Blatt vor den Mund und zeigt sich entsprechend in den Instrumenten auch latent chaotisch und ziemlich düster. Auch am Ende wird noch einmal mehr als deutlich, welche Art von Mensch sich von diesem Text angesprochen fühlen sollte. Es bleibt nichts weiter als Verachtung!

Zunächst besinnlich wird es in 'Monuments', ein Stück, welches sich dem Thema Tod, Andenken, Vergänglichkeit und Unendlichkeit widmet. Und wie lächerlich von Menschenhand erbaute "Monumente" doch im Auge der Unendlichkeit sind.
Und dass das einzige Monument, was zählt nicht aus Stein erbaut wird, sondern dass wir uns unserer Sterblichkeit endlich bewusst werden und unser Leben wirklich leben und dazu nutzen, etwas von Bedeutung zu hinterlassen. Also bestenfalls mehr als Berge von Müll und eine tote Natur.
Das Lied hat in der Tat etwas sehr Ergreifendes und ist in seiner Grundstimmung auch eher von einer tiefen Melancholie geprägt, stellt aber auch wieder einen Appell an den Hörer dar.

"With swords in hands and warcries filling our chests
we stand proud in the face of this last quest
to vanish into nothingness with hearts ablaze
the only hope that our cries still echo in distant days"

Zum Ende hin wird hier sogar mit mehrstimmigen Gesang gearbeitet. Ein sehr sensibles und mehr als würdiges Finale für dieses Stück!

'The Iron Eagles still fly'ist nun nicht als versteckte Metapher für einen rechtsradikal geprägten Text zu verstehen, sondern ist äußerst wörtlich zu nehmen. Der Blick auf die begleitende Illustration verrät es: Eine abstürzende Boeing 737. Im Text werden hauptsächlich die beiden schwersten Unglücke in der jüngeren Vergangenheit vom 29. Oktober 2018 (189 Tote) und vom 10. März 2019 (157 Tote) benannt, doch richtet man sich im Text auch generell an die Skrupellosigkeit dieser Unternehmen, die stets auf ihre Kurse an der Börse schielen, stattdessen aber vielleicht auch einmal in mehr Sicherheit investieren sollten, denn schließlich sind ihr Geschäft Menschenleben... aber in einer Welt, in der bedruckte Scheine, oder noch besser: Nullen und Einsen mehr wert sind, als ein Leben, kann man auch ruhig diese Todesfallen fliegen lassen, die ja inzwischen immerhin nicht mehr produziert werden (trotzdem aber immer noch abheben dürfen).
Markant im musikalischen Geschehen ist hier mit Sicherheit der eingesetzte Klargesang im Refrain, aber auch die beizeiten sehr progressiv bis psychedelisch wirkende Gitarre. Auch lassen sich hier ein paar klare Referenzen an gute alte Norweger finden, wenn man aufmerksam hinhört.

Der letzte Song nennt sich 'Radical Deceney'und stellt noch einmal zum Abschluss einen richtig gehenden wütenden, aber auch hoffnungsvollen Beitrag dar.
Wir sollten endlich damit anfangen, umzudenken - und zwar nicht nur ein paar, die es vielleicht ohnehin schon tun, sondern wir alle. Als geschlossene Gesellschaft. Denn letztlich kann nur Gesellschaft in unserer Kultur wirklich etwas ändern und Neues herbeiführen - und die Gesellschaft sind nun einmal wir - jeder Einzelne! Als nett empfinde ich in diesem Zusammenhang auch die Darstellung eines mittelalterlichen Arztes mit Pestmaske, auch wenn der Bezug zu aktuellen Geschehnissen in dieser Tragweite vielleicht gar nicht beabsichtigt war, so finde ich doch, dass diese sogenannte "Covid-19-Krise" das Beste ist, was unserer Gesellschaft passieren konnte, denn nun steht sie wirklich an so etwas wie einem Scheideweg und jeder kann ein Stück weit selbst bestimmen, wohin die Reise für uns als Gesellschaft geht.
Und ja, natürlich tat es auch unserem Planeten gut - zum einen durch die Dezimierung dieser parasitären Masse Mensch (und so hart es klingt: Der Mensch ist in den Augen der Erde nichts anderes als ein Parasit!) und zum anderen natürlich durch die weltweit mal mehr mal weniger scharf verhängten Lock-Downs.

Fazit:
Eigentlich muss ich gestehen, dass mir UPRISING's II schon beinahe eine Spur zu politisch geartet wäre. Aber darüber kann ich in dem Fall ganz gut hinweg sehen, denn in erster Linie geht es hier doch nicht um irgendwelche politischen Ansichten oder stupide "rot gegen braun, grün gegen schwarz, gelb gegen rot" Thematiken, sondern um den Drang nach Freiheit, den wir alle verspüren, aber nur selten wirklich ausleben (können). Weil wir in Normen und Werten festsitzen, die uns beigebracht wurden, die uns die Institutionen vorgeben, die uns gepredigt wurden. Uns wurde ein Leben lang erklärt, was wichtig in unserem Leben ist, doch dabei haben wir verlernt zu leben und aus den Augen verloren, was am Ende letztendlich wirklich zählt. Auch dieses Album wird faule und bequeme Gemüter wohl eher nicht dazu veranlassen, aus ihrer Komfort-Zone heraus zu kommen und für ihre Rechte einzustehen. Jene, die jedoch hinterfragen, die vielleicht schon aus dieser Lethargie erwacht sind, denen kann dieses Werk ein guter Wegweiser sein.
Das Album kommt einmal als CD im Jewelcase mit 12-seitigem Beiheft daher.
Darüber hinaus veröffentlichte Wolfsgrimm Records auch eine Vinyl-Auflage, die auf 300 Exemplare limitiert ist.

Black Metal mit radikalen Ansichten und einem Streben nach absoluter Freiheit. Ein großartiges Werk zwischen Aufschrei, kraftvoller Erhabenheit, Verachtung und Empathie... sensibel und ungebändigt wild zugleich - bitte mehr davon!


Darbietungen:
01. Introduction
02. There's no such thing as Hope
03. Uprising Part II
04. A Lesson in basic human Empathy
05. Monuments
06. The iron Eagles still fly
07. Radical Decency

Laufzeit: ca. 43 Minuten




Review: Bergwacht & Skognatt - Verfall / Autumn Skies Split (LP, Schattenpfade - 2020)

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Schon vor einer ganzen Weile machte mich das Projekt SKOGNATT von Mastermind Danijel Zambo auf eine neue EP aufmerksam, die zu diesem Zeitpunkt allerdings nur in digitaler Form vorlag, was letztlich dazu führte, dass die Neuigkeit bei mir auch schnell wieder in Vergessenheit geriet.
Ich kann mir einfach nicht helfen, aber in dieser Hinsicht bin ich doch ziemlich "old school" und analogen Tonträgern treu.
Als ich dann jedoch davon hörte, dass diese EP - um ein Lied erweitert - in Form einer Split-LP mit den Deutschen Schwarzmetallern BERGWACHT veröffentlicht werden sollte, war mein Interesse geweckt...



Verantwortlich für diese Zusammenkunft zeichnet die noch recht junge Krefelder Tonschmiede Schattenpfade, die Ende 2018 durch Adam Bilke, der seines Zeichens auch Gründer des inzwischen etablierten, aber leider wohl nicht mehr sonderlich aktiven Magazins "Waldhalla - Das grüne Metal-Mag" ist und für einer Weile unter dem Namen "Schattenpfade" ein weiteres Webzine ins Leben gerufen hat, was sich in direkterer Art und Weise dem Black Metal widmet).
Das Label konnte bisher mit einer guten Hand voll qualitativ hochwertiger und liebevoll aufgemachter Veröffentlichungen punkten, so auch hier: Die Platte kommt als schwarze Vinyl in einer Cover-Hülle aus stabilem Karton, dem Ganzen ist noch ein 2-seitiges Infoblatt mit Texten und den nötigsten Informationen zu den Aufnahmen beigelegt.


Beginnen möchte ich mit der Seite Verfall der 2013 gegründeten BERGWACHT.
Nachdem man im Jahr 2015 mit der EP Jagd debütierte, folgte zwei Jahre später eine Split mit dem Titel Waldpfad und dem Solo-Projekt SEELENLANDSCHAFT aus München, welches ambitionierten und sehr eingängigen Post Black Metal zelebriert (was es für mich klar von der Masse einfach nichts-aussagender artverwandter Bands abhebt) als Gegenpart.
Eine sehr faszinierende Veröffentlichung, nebenbei bemerkt, die träumerische Atmosphäre mit grimmiger Kälte und harschem Schwarzmetall mit einander vereint.
Nun, weitere drei Jahre später kredenzen uns die vier Mannen von BERGWACHT zwei neue Lieder, und die haben es wahrlich in sich...
'Agonie'erzählt gleich zu Beginn eine schwermütige Geschichte von Kummer und Tod. Die Geschichte eines Mannes in den letzten Momenten seines Lebens.
Und ähnlich wie die Hoffnungslosigkeit des Protagonist gewährt auch die Musik der Herren nicht einmal den Schimmer eines Funkens der Hoffnung, sondern zieht den Hörer unerbittlich mit sich in die tiefen Abgründe der alles verschlingenden Finsternis.
Ältere Sachen von NARGAROTH kommen mir als Vergleich ebenso in den Sinn, wie auch die tiefgreifenden Atmosphären von DEATHGATE ARKANUM.
Doch haben BERGWACHT weit mehr zu bieten und tatsächlich einen sehr eigenen Song, da das Ganze nicht den Eindruck einer großartigen Nachbearbeitung macht, sondern in der Tat eine gewisse Live-Atmosphäre besitzt, wie ein Mitschnitt, der geradewegs aus dem Promoraum der Herren stammt. Auch der sphärische und erhabene Klargesang, der in einer kurzen Passage erklingt und über allen Instrumenten zu schweben scheint, ist sehr stimmungsvoll in dieses eigentlich doch recht brachiale Grundgerüst eingearbeitet und wirkt alles andere als aufgesetzt oder deplatziert.
Das zweite und leider auch schon letzt Stück 'Bergatmosphäre'übertrifft den Vorgänger dann in Sachen Spielzeit sogar noch einmal um mehr als fünf Minuten. Das hat aber auch seinen Grund... handelt es sich hier doch um einen Song, der Zeit braucht, um sich wirklich entfalten zu können. Es beginnt mit tristem Dark Ambient, der mit Geräuschen von Windböen unterlegt ist, daraufhin setzt ein stetes Trommeln ein, dem dann tiefe Gitarren folgen. Was dann einsetzt lässt sich musikalisch nicht so recht beschreiben, denn hier wartet man mit einem zunächst vielleicht etwas ungewöhnlich wirkenden Zusammenspiel von tristem (Funeral) Doom in den Gitarren und sehr Synth-lastigem Black Metal auf (Schlagwerk und Gesang). Dieser Stil steigert sich jedoch und nach einer Weile erschallt hymnischer, doch grimmiger Black Metal, der einen wirklich düsteren Stil inne hat und nicht nur die Erhabenheit der Natur glorifiziert, sondern auch seine Verachtung gegenüber dem Menschen. Während der Hauptteil noch eher schwermütig zelebriert wird, entfacht man im letzten Viertel ein wahrliches Inferno und lässt dem Hass freien Lauf.
Ein schwarzer Strudel der Emotionen, der unbarmherzig alles Licht verschlingt...


Seite gewendet, und es erklingt der Teil von SKOGNATT mit dem Arbeitstitel Autumn Skies. Nun ist dieses Projekt um Protagonist Danijel auf diesen Seiten nicht mehr wirklich ein unbeschriebenes Blatt, konnte es mich mit seinem einerseits sehr atmosphärischen, nichtsdestotrotz aber auch sehr eigenen Stil bisher doch immer wieder begeistern.
Gegründet wurde SKOGNATT im Jahr 2016, in welchem dann auch gleich die erste EP Landscape of Ice veröffentlicht wurde. Zunächst nur digital, später auch als CDr im Slimcase und nochmals im Jahr 2017 im Rahmen einer Kompilation-Kassette, die neben den beiden Liedern auch noch die Single Eternal Frost, sowie auf der B-Seite die EP Stargazer enthielt.
Im Jahr 2017 wurde die Ancient Wisdom EP veröffentlicht, deren Konzept ein Jahr später zu einem Voll-Album ausgearbeitet wurde, so dass das der erste Langspieler von SKOGNATT ebenfalls den gleichen Titel trägt. Wer Interesse hat, kann auf diesen Seiten ja einmal nach SKOGNATT suchen...
In diesem Jahr wurde es dann wieder recht aktiv um SKOGNATT, denn zunächst erschien im Frühjahr eine neue Single namens Hades und später dann die EP Ancient skies, die dieser vorliegenden Veröffentlichung zugrunde liegt.. Exklusiv für die Split wurde dann aber noch ein zusätzliches Stück aufgenommen und hinzugefügt.

Und bereits der erste Beitrag 'Shadowlands'macht deutlich, dass SKOGNATT hier wieder konsequent eigene Pfade beschreitet, die irgendwo in den Weiten des Atmosphärischen Black Metal verwurzelt sind, jedoch auf eigenwillige Weise interpretiert werden. Der Gesang ist für derart hymnische Musik ungewöhnlich harsch und grimmig ausgefallen, was ich aber persönlich als sehr angenehm erachte, vor allem, da es dem Ganzen wirklich eine individuelle Note verleiht.
Danijel Zambo wird hier einmal mehr von Gerileme [u.a. ASCHE DER WELTEN, BURIAL IN THE WOODS, SKARNTYDE (ein Projekt, auf das ich auch noch einmal an anderer Stelle näher drauf eingehen werde!) und ex-DRUDENSANG] am Schlagwerk unterstützt.
'Black Rain'bietet gar ein paar Anleihen an den Dark Metal, den Blackgaze, als auch akustische und verträumt wirkende Momente, die beinahe einen psychedelischen Charakter inne haben.
Dagegen begehrt man auf dem Titel gebenden Stück sogar mit facettenreichem Gesang auf, der in seiner düster-klaren Darbietung mich persönlich etwas an die Italiener MONUMENTUM erinnert (unvergessen ihr Meisterwerk In Absentia Christi). Teile des Textes basieren auf Werken von John Keats, einem britischen Dichter des 18. / 19. Jahrhunderts).
Das im Wechselspiel mit immer wiederkehrenden Black Metal-Passagen, lässt den Song in ganz eigenen Sphären schweben, passend dazu lassen sich hier auch sehr progressive instrumentale Einflüsse ausmachen.
Genau dieser Stil wird dann auch in 'On Death', dem exklusiven Stück fortgeführt. Eine sensible Thematik, der man sich auf eine poetische Art und Weise annähert, der Text offenbart gar einen leicht philosophischen Charakter, der mir sehr gut gefällt.

Fazit:
Mit Verfall / Autumn Skies hat uns Schattenpfade eine Split-Veröffentlichung kredenzt, die es wahrlich in sich hat. Zwei stilistisch gesehen eher ziemlich unterschiedliche Kapellen präsentieren auf diesem Kleinod jeweils eine komplette Seite lang ihre beiden EPs möchte man fast sagen. Denn letztendlich ist es genau das, was diese Veröffentlichung von so vielen anderen Split abhebt (in meinen Augen): Sowohl der Part von BERGWACHT, als auch der von SKOGNATT erwecken den Anschein eines in sich abgeschlossenen kleinen Meisterwerkes (im Falle von SKOGNATT wurde das Material ja auch vorab als EP veröffentlicht...) und weisen somit nicht diesen typischen Stil einer Split auf, der meist nach dem Motto geht "wir-nehmen-jetzt-mal-irgendwas-für-diese-Split-auf", sondern sich deutlich aus der Masse heraushebt. Die recht stilsichere Aufmachung tut ihr übriges dazu.
Die Split-LP ist auf 105 von Hand durchnummerierte Exemplare limitiert und für 22,- Euronnen im Mailorder des Labels, sowie bei den Bandcamps von SKOGNATT und BERGWACHT erhältlich.

Mehr als gelungene Split zwischen zwei deutschen Kapellen, die beide auf ihre ureigene Art und Weise den Stil des atmosphärischen Black Metal interpretieren. So hat man unter'm Strich das Vergnügen zwei sehr unterschiedlich klingenden Bands zu lauschen, jedoch hat man als Hörer gleichzeitig auch das Gefühl, hier einem sehr einfühlsamen Gesamtwerk zu lauschen, was man auch ohne Weiteres als allumfassende Einheit betrachten kann und dies auch tun sollte! Eine klare Empfehlung meinerseits!


Darbietungen:
Bergwacht - Verfall
01. Agonie
02. Bergatmosphäre
Skognatt - Autumn Skies
01. Shadowlands
02. Black Rain
03. Autumn Skies
04. On Death

Laufzeit: ca. 41 Minuten



Review: Dauþuz – Grubenfall 1727 (MLP, Amor Fati Productions - 2020)

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Ich glaube, Kraehenblut und ich sind uns einig, dass der Name DAUþUZ für absolute Qualitätsarbeit aus Thüringen steht.
Bei Neuveröffentlichungen der Band muss eigentlich nicht mehr „reingehört“ werden, um zu entscheiden, ob man das entsprechende Werk besitzen möchte - man schafft es sich einfach an...
Ähnliches gilt auch für die anderen Projekte des Herrn Grimwald (hier Syderyth genannt), wie WINTARNAHT oder ISGALDER...
Aber ich will hier keine große Lobhudelei betreiben, sondern mich vielmehr der vorliegenden MLP widmen, hehe...



Bei Grubenfall 1727 handelt es sich um eine Zusammenstellung aus drei Liedern, von denen zwei (‚Grubenfall 1727‘ und ‚Kerker der Ewigkeit‘) bereits auf vorherigen Alben der Band zu finden sind. Man könnte sich nun diesbezüglich fragen, ob diese MLP dann eigentlich notwendig ist, befindet sich doch nur ein neues Stück auf ihr... Doch ergibt die ganze Platte durchaus einen Sinn, da alle drei Titel gemeinsam eine Geschichte erzählen - eine grausame und zugleich tragische Ballade von Unglück, Tod und Rache...


Natürlich begeben wir uns wieder einmal in das Reich unter Tage, in die tiefen Stollen und Gruben der Berge - so, wie bei DAUþUZ üblich. Die Trilogie beginnt bereits auf dem 2016 erschienenen Album In finstrer Teufe mit dem Lied ‚Grubenfall 1727‘, in welchem von einem Minenunglück berichtet wird, das vielen Bergleuten das Leben kostete.
Ein durch und durch schönes Stück Schwarzmetall, versehen mit schnellen und dennoch tragisch klingenden Melodien. Für die vorliegende Platte wurden Musik und Gesang noch einmal überarbeitet, sodass die ursprüngliche Länge von knapp fünf Minuten nun auf sieben angewachsen ist - geschuldet ist dies dem einleitenden Akustikpart, welcher den Hörer in die dunkle Welt des Bergbaus einführt.
Begleitet wird dieser Teil von einer geflüsterten Version des Textes, bevor dann äußerst melodischer und hymnisch anmutender Black Metal einsetzt...
In der neuen Version wurden minimale Änderungen an den Lyrics vorgenommen (aus „Im rußgen Dämmerlicht der Fettlaternen“ etwa wurde „Im rußgen Dämmerlicht des heißen Geleuchtes“), die aber nur auffallen, wenn man den Text mitliest.

Und dieser Text beschreibt auf sehr anschauliche Weise den Hergang des Unglücks: Zunächst beginnt es in der Mine leise zu knacken, und Wasser rinnt aus feinen Spalten im Gestein – aber noch bemerkt es niemand. Als sich dann das Knacken in ein lautes Krachen verwandelt, das Licht erlischt und die Balken und Felsen herabstürzen, da ist es bereits zu spät... Die Musik dazu ist von tragisch-schöner Natur, und beim Lesen der Zeilen beschlich mich doch tatsächlich das heimliche Verlangen, aufgrund der eingängigen Melodie mitsingen zu wollen („Hörst du es knacken, in der Dunkelheit?“)...

Es folgt der ‚Kerker der Ewigkeit‘, zuvor bereits auf Die Grubenmähre (2017) veröffentlicht.
Hier kommt ein Bergarbeiter zu Wort, dessen Söhne bei jenem Unglück zu Tode gekommen sind. Die Schuld daran gibt er einer reichen Fürstin, die in ihrem Geiz nur minderwertiges Material für den Bau der Grube nutzen ließ, sodass diese früher oder später einstürzen musste.
Der Bergmann ist getrieben von Rache, und so entführt er die Adlige von ihrem Hof und bringt sie hinab in den Stollen. Dort wirft er sie in ein Loch und mauert es wieder zu, um sicherzugehen, dass niemand diesen Kerker finden kann:

„In das Loch, fügt ich freudig Stein um Stein.
Ein Meisterwerk, man sah nur grauen Fels.
Zehn Laiber ranzig Brot, gab ich ihr hinein,
Langsam soll sie siechen, bis der Berg sie endlich nimmt.“

Die Rache soll also mitnichten nur ein kurzer Akt des Todes werden, sondern vielmehr ein quälend-langsames Dahin-krepieren. Zudem gräbt der Bergmann noch ein Kupferrohr in den Boden, sodass die Fürstin weiterhin atmen kann, und er außerdem die Gelegenheit hat, von Zeit zu Zeit mit ihr zu sprechen und „ihr bis zuletzt ein Lied von Tod und bösen Flüchen“ zu singen.

Bei diesem Stück fällt mir besonders der Unterschied zwischen der alten und neuen Version auf, klingt die Aufnahme auf Die Grubenmähre doch weitaus ranziger und rauer – Grubenfall 1727 ist eindeutig besser produziert, doch empfinde ich dies nicht als schlimm; besonders die hymnenhaften Chor-Gesänge kommen auf der neuen Fassung besser zur Geltung.

Auf der B-Seite befindet sich dann das neue und längste Stück des kleinen Werkes, nämlich ‚Die letzte Fahrt‘, welches die Geschichte beendet.
Das Lied beginnt mit Akustikgitarren und heiser gesungenen Worten, dann ertönen wieder die Chor-Gesänge und eine episch-schöne Melodie setzt ein. Das darauffolgende schwarzmetallische Spiel ist wiederum kraftvoll und läutet nicht nur das Ende der Erzählung, sondern auch den Höhepunkt der Hymne ein – wenn man denn die MLP als eine Art Gesamt-Hymne betrachten will...
Der Gesang wechselt zwischen Kreischen, Klarheit und sogar Mehrstimmigkeit (als Gastsänger hat man sich hier Alaun mit ins Boot geholt - Anm. von Kraehenblut), und hinzu kommt eine Melodie, die beinahe schon Ohrwurm-Charakter hat... Episch will ich sagen, und vor allem am Ende lässt die ausklingende Weise den Wunsch nach mehr aufkommen - diese Spielart könnte ewig so weitergehen, und vermittelt somit einen Hauch von Unendlichkeit; passend zum Ende der Trilogie, denn natürlich wartet im letzten Akt der Tod auf unseren rächenden Vater...

Nun zum Inhalt: Der Bergmann steigt ein letztes Mal in die Grube, um seine Gefangene nun sterben zu lassen. Noch einmal spricht er zu ihr, sagt ihr gar ein abschließendes Gedicht auf. Daraufhin bettelt sie um ihr Leben, doch er kennt keine Gnade. Unser Bergmann entfernt das Kupferrohr und lässt die Frau zurück in ihrem dunklen Grab...
Am nächsten Tag dann geht er auf den Markt und verkündet den Tod der Gräfin. Gleichzeitig lässt er anklagende Worte dem Adel gegenüber verlauten, stachelt seine Mitmenschen beinahe zur Revolte auf:
„Ihr Leut, wisst des Adels unstillbare Gier, dessen Ende ruf ich aus.
Beugt euch nicht, lasst euch nicht länger von ihnen schinden.
Des Adels Tage sind bald gezählt, da werden wir diese Welt überwinden.“


Selbstverständlich missfallen den hohen Herren und Damen diese Worte, und so wird der Rächer eingekerkert. Man verhört und foltert ihn, denn der Adel verlangt auch zu wissen, wo die tote Gräfin verblieben ist – doch der Bergmann spricht kein Wort, im Gegenteil - er lacht seine Folterer gar noch aus.
Dann wird das Urteil gesprochen, und er wird zum Richtplatz gefahren. Auch sein Tod ist kein langsamer: Zunächst malträtiert man ihn mit glühenden Zangen, reißt an seiner Haut und seinem Fleisch. Anschließend wird er gerädert, was das Brechen seiner Knochen zur Folge hat. Ein Priester tritt an ihn heran und fordert den Delinquenten nach christlicher Art auf, um Vergebung zu beten - was aber antwortet dieser ihm?

„Doch mit letzter Kraft lachte ich dem Pfaffen ins dreckige Gesicht.“

Schließlich erfolgen mehrere Hiebe mit der Axt, welche dem Bergmann den Tod bringen. Doch er wirkt nicht allzu betrübt, denn die nächste Welt erscheint vor ihm wie ein wohl vertrauter Ort: Ein Bergwerksstollen. Beinahe liebevoll nimmt die Dunkelheit ihn in Empfang, Gesänge erklingen, und dann tritt unser Protagonist ein in hell erleuchtete Hallen unter Tage:

„Ich hör des Berges stolze und alte Lieder
Und fort trägt mich der laue Wind.
In Geleucht erhellte, hohe Hallen,
Die aus Stein und Felsen ewig sind.“


Ein gutes Ende, wie ich finde.

Fazit:
Ein kleines und wunderbares Stück schwarzmetallischer Bergmannskunst, wenn ich es denn so nennen darf! Eine Ballade, wie man sie sich in rauen Nächten erzählen kann, alte Legenden aus den tiefen Gruben... Musikalisch voll wunderbarer Melodien und Hymnen, doch die Rohheit des Black Metals dabei nicht außer Acht lassend. Erschienen im Hause Amor Fati, auf CD und Schallplatte.

Hymnischer Black Metal, atmosphärisch-rau und äußerst melodisch, darin eingebettet eine in sich abgeschlossene Geschichte über Verlust, Rache und Tod.

Darbietungen:
01. Grubenfall 1727
02. Kerker der Ewigkeit
03. Die letzte Fahrt

Laufzeit: ca. 35 Minuten



Review: Skarntyde - Spurvehauk (Digitaler Inhalt, Eigenproduktion - 2019 / MC, Narbentage Produktionen - 2020)

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Es muss im ausgehenden letzten Jahr gewesen sein, als ich elektronische Post von Gerileme erhielt, dass er ein neues Projekt am Start habe. Beigefügt war eine digitale Promo des ersten SKARNTYDE-Demos mit dem Titel Spurvehauk, welche ich mir dann ein- oder zweimal anhörte, jedoch aufgrund von vielen anderen Dingen dann auch wieder ziemlich schnell vergaß (das übliche Problem bei mir).
Nun erhielt ich vor einer Weile erneut eine Nachricht von ihm, dass das Werk inzwischen über Narbentage auf Kassette veröffentlicht wurde und er ließ mir freundlicher Weise auch gleich eine Promo-Kopie zukommen...



Nun, dass ein physisches Medium für mich persönlich noch einmal eine ganz andere Gewichtung hat, habe ich ja bereits schon mehrfach erwähnt. Ich mag es einfach, die Musik, gerade im Black Metal und Art verwandten Genres in seiner Ganzheit zu erfassen und zu begreifen - also auch mitsamt der Texte (falls sie vorliegen) und dem Artwork, welches (in den meisten Fällen) bedeutend mehr hergibt, als ein bloßes Cover.


Bei SKARNTYDE handelt es sich um ein Duo bestehend aus Fjelleiner (bekannt für seine Arbeiten mit JAHRESRINGE und dem eher experimentell angehauchten, mir aber unbekannten Projekt LICHT- UND SCHATTENSAITEN) und den bereits erwähnten Gerileme, der ja bei Weitem kein Unbekannter mehr auf diesen Seiten ist.
Mit SKARNTYDE frönen die beiden Protagonisten einem sehr ursprünglichen Black Metal, der sich an den Stil der frühen Mit-90er angelehnt ist und dabei vor allem die alten Helden der norwegischen Schule zitiert. Daher ist auch die Aufmachung im schlichten Schwarz/Weiß sehr stilsicher gewählt und sowohl der Name, wie auch sämtliche Titel und Texte in norwegischer Sprache verfasst.
Das Projekt benannte sich nach dem norwegischen Wort für den gefleckten Schierling, mit eine der giftigsten Pflanzen, die es heute noch in heimischen Gefilden gibt und deren Saft bereits in der Antike zur Hinrichtung von Verurteilten genutzt wurde. Zu diesem Zweck presste man die meist noch unreifen Früchte presste und Tränke zubereitete, die die unglückseligen Todeskandidaten trinken mussten. Der Tod muss der Beschreibung nach qualvoll gewesen sein, denn das Gift dieser Pflanze greift vornehmlich das zentrale Nervensystem an, es kommt zu Brechreiz, Verlust des Seh- und Sprachvermögens, Muskelkrämpfen und schließlich zum Aussetzen der Atmung... während der Proband wohlgemerkt bei vollem Bewusstsein ist.
Ich glaube, nichts ist schlimmer, als einen Erstickungstod bewusst erleben zu müssen.
Als prominentestes Todesopfer dieser Art der Hinrichtung gilt der griechische Philosoph Sokrates.

Mit dem Titel des Werkes bezieht man sich auf den Sperber, einen kleinen Greifvogel [der Name "Sperber" setzt sich aus den althochdeutschen Worten "sparo" (Sperling) und "aar" (Adler) zusammen und kann als "kleiner Adler" interpretiert werden].
Dieser Titel ist jedoch mehr als nur Zierde, denn mit jedem einzelnen der fünf Lieder folgen die beiden Musiker, sowie auch der geneigte Hörer dem Sperber auf seinem (alltäglichen) Pfad. Von dem unstillbaren Drang, etwas zu fressen zu finden, weil der Hunger nagt, über das Aufspüren potentieller Beute, die Jagd auf sie, das Erlegen und dem Frieden, sobald sein Hunger gestillt wurde.
Das erste Kapitel trägt daher auch den Titel 'Sult'("Hunger"): Ein recht treibendes, oder besser gesagt "getriebenes" Stück ursprünglichen Schwarzmetalls, das die beschriebene Stimmung eigentlich ziemlich gut einfängt, als wenn es der Räuber selbst wäre, der hier grimmig verkündet, dass er nun endlich Beute finden muss.
Passend zu diesem Gefühl lässt man hier auch immer mal wieder kleine Stimmungswechsel zu, die vermuten lassen, dass der Jäger immer mal wieder einen Schatten erspäht, der aber geschwind wieder entflieht. Der Abschluss am Klavier ist im Zusammenhang mit der letzten Textpassage beinahe schon eine traurige Konsequenz, ein unwiderlegbares Gesetz der Natur:

"Den som ikke spiser, dor.
Den som spiser ikke, blir spist."

Auf 'Fokus'hat der Jäger dann endlich nach langer und kräftezehrender Suche ein potentielles Opfer erspäht und umkreist es weit oben am Himmelszelt, immer darauf bedacht, nicht selbst von seiner Beute entdeckt zu werden... denn dann wäre es um seine Mahlzeit wohl eher nicht so gut bestellt.
'Jakten'beginnt dann mit einem eher langsamen Part, der Räuber umkreist seine Beute und wartet auf den richtigen Moment, um sich auf sie zu stürzen. In der letzten Passage gedenkt der Sperber auch den Emotionen seiner Beute, die er gleich erlegen wird. So ist die Natur: Grausam und doch anmutig, denn das Töten geschieht nicht aus einem Vergnügen heraus, sondern ist notwendig, um das eigene Überleben zu gewährleisten.

"dette er din ende
og mitt liv."

Das nächste Stück 'Ferskt Blod'beschreibt die Gedanken des Sperbers während des Verzehrs seiner Beute. Die rauen Melodien erinnern hier hier einmal mehr an alte Helden und offenbaren nicht nur einmal Referenzen an alte SATYRICON, DARKTHRONE oder gar BURZUM.
'Fred'bildet den Abschluss dieses im Grunde recht kurzen aber inspirierenden Werkes: Hier ist es insbesondere der beschwörend anmutende Gesang, der etwa zur Mitte hin einsetzt, der besonders heraussticht. Unterlegt mit dem beinahe hymnischen und erhabenen, nichtsdestotrotz aber sehr rauen Black Metal, kommt hier eine richtig gehend okkulte bis mystische Stimmung auf, die mir sehr zusagt.
Da ist es direkt schade, dass auch dieser Song nach nicht einmal fünf Minuten endet, wie auch das gesamte Werk. Insgesamt aber ein mehr als würdiges Ende.

Fazit:
Dass ich den Projekten, in denen Gerileme involviert ist / war, bisher immer wieder etwas abgewinnen konnte, dürfte wohl bekannt sein. SKARNTYDE bildet da mit ihrer ersten Demo-Präsentation auch keine Ausnahme, wenn ich auch gestehen muss, dass ich einige Zeit brauchte, um mich in dieses kleine aber feine Werk hineinzufinden.
Die Band bietet auf ihrer Bandcamp-Präsenz lediglich die digitale Version des Demos an, über eine direkte Kontakt-Aufnahme sollte aber auch die Kassette zu beziehen sein. Narbentage veröffentlichte diese auf einer beidseitig bespielten und belabelten schwarzen Kassette mit professionell bedrucktem Einleger (ebenfalls beidseitiger Druck), der alle Texte, sowie Illustrationen enthält. Limitiert ist die gesamte Angelegenheit auf 66 von Hand nummerierte Exemplare.

Deutscher Black Metal, der in ein spannendes Konzept gepackt wurde und sich als in jeder Hinsicht authentische Hommage an den nordischen Stil der Mitt-90er entpuppt. Geheimtipp!


Darbietungen:
A-01. Sult
A-02. Fokus
B-03. Jakten
B-04. Ferskt Blod
B-05. Fred

Laufzeit: ca. 23 Minuten




Buried & Forgottten... verlorene Schätze des Untergrunds # 22: Carpe Noctem - Nachtgedacht (CD, Blodmorfogh Productions - 2003)

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Das schwarzmetallische Kleinod Nachtgedacht aus der Feder der deutschen Horde CARPE NOCTEM (nicht zu verwechseln mit den Isländern gleichen Namens, die sich jedoch erst ein Jahr nach der Auflösung der Deutschen gründeten, zu verwechseln) befindet sich nun auch bereits annähernd 12 Jahre in meinem Besitz. Alle paar Monate findet die CD dann einmal wieder den Weg in meine Anlage und jedes Mal verzaubert mich der Stil von neuem.
Nichtsdestotrotz habe ich das Werk CARPE NOCTEM's bisher sträflich vernachlässigt, was ich nun aber mit dieser nostalgischen Retrospektive auf ihr Schaffenswerk ändern möchte...


Gegründet wurde CARPE NOCTEM im Jahr 1997 in Niedersachsen als Quartett, welches sich aus den beiden Brüdern Iwein (der auf der Demo-Präsentation noch unter seinem richtigen Namen Iwen auftrat, verantwortlich für Gesang und Gitarre), Galeff (Schlagwerk), sowie weiter aus Matthias "Karathorn" (Bass und Gesang) und Mathias "Troll" (Gitarre) zusammensetzte.
Bereits im Winter des darauf folgenden Jahres veröffentlichte die Band ihr erstes Demo mit dem Titel Days of Dark Winter als limitierte CD im Jewelcase mit 4-seitigem, professionell bedrucktem Beiheft und Inlay. Der Sound war hier schon ziemlich stark, gerade wenn man sich vor Augen hielt, dass es sich um eine erste Demo-Präsentation handelt. Der Stil orientierte sich stark an den späten Früh- bis beginnenden Mitt-90ern, wobei man seine Inspiration offenkundig nicht nur aus den nordischen Landen holte, sondern auch aus dem osteuropäischen Raum.

Danach war es längere Zeit ruhig um die Horde, und bevor im Jahr 2003 - also gut fünf Jahre nach
der Veröffentlichung der Demo-CD - das erste und gleichzeitig auch letzte Album der Mannen das Licht der Welt erblickte, machte zumindest Iwein mit einem kurzen Intermezzo bei FUNERAL PROCESSION auf sich aufmerksam (er war an den Aufnahmen zu einer Split, sowie einem Demo beteiligt).

Nachtgedacht erschien dann auch im Gegensatz zum Demo unter dem Banner eines wirklichen Labels (wobei der offizielle Vertrieb der verbliebenen Restexemplare der Demo-CD später exklusiv von Heidens Hart Records übernommen wurde... diese raren Stücke enthalten neben den regulären Liedern wohl auch noch Live-Aufnahmen, zu denen ich allerdings nichts weiter sagen kann, da ich selbst "nur" die reguläre Fassung mein Eigen nenne), nämlich dem damals relativ neu gegründeten Blodmorfogh Productions von Seuche (FÄULNIS), welches sich später in NeoKlasSick umbenennen sollte und nach nur einem Jahr des Bestehens bereits wieder aufgelöst wurde.

"Was machst du?
- Ich will nicht mehr schlafen..."

Mit diesem kurzen Sample wird das Album eingeleitet und bereits im ersten Lied 'Kampf dem Licht'entfaltet sich auf wunderbare Art und Weise der sehr sphärische, nichtsdestotrotz räudige Black Metal-Stil der vier Herren, der sich gar noch eine Spur ausgereifter und eigenständiger präsentiert, als noch auf der früheren Demo-Präsentation.
Der Text beschreibt eine nächtliche Wanderung durch verschneite Wälder, in die kein Licht dringt. Der Protagonist, von Schlaflosigkeit getrieben entsagt dem Licht, um in der Finsternis umherzuschreiten. Er wird im Verlauf immer mehr zu einem Teil der Dunkelheit selbst, und findet in ihr sein Heil, was in 'Ruf des Kometen'sozusagen noch einmal fortgeführt wird...

'Nachtblind'erweist sich dann noch einmal eine Spur atmosphärischer und lässt sogar hymnischen Chorgesang erklingen (wohl gemerkt nicht aus der Konserve!). In textlicher Hinsicht zeigt sich hier die Verachtung gegen blinden Gottesgehorsam, Monotheismus und generell gegen Religionen. Keine große lyrische Kunst, doch auf den Punkt gebracht.

Ich lege keinen Wert mehr auf Sonnenschein und glitzernde Fontänen.
Ich liebe die Dunkelheit und die Schatten,
wo ich mit meinen Gedanken allein sein kann..."

Dieses bereits öfters verwendete Filmzitat aus Werner Herzog's Meisterwerk "Nosferatu - Phantom der Nacht"mit Klaus Kinski in einer seiner Parade-Rollen als melancholisch und zerbrechlich wirkende Vampir-Gestalt Graf Dracula (Herzog verwendete im Gegensatz zu seinem filmischen Vorbild Murnau die Original-Namen aus dem Bram Stoker-Roman), die trotz allem eine Grauen erregende Aura umgibt.
Im Verlauf des weiteren Albums wird noch ein paar Mal aus diesem Film zitiert... so etwa auch in 'Tod bleibt tot'und 'Kinder der Nacht'.
Jedes einzelne Stück gleicht dabei einer weiteren Hymne, einer Hommage an die Nacht, bis es mit dem Titel gebenden 'Nachtgedacht'dann dem Ende zugeht. Dieser über sechs Minuten andauernde Ausklang beinhaltet lediglich nächtliche Naturgeräusche und spielt inmitten eines Unwetters mit Regen und Gewitter. Letztendlich macht aber auch gerade (jedoch nicht ausschließlich) dieses Stück mehr als deutlich, dass CARPE NOCTEM mit ihrem Album kein beliebiges Album abliefern wollten, sondern sich ganz und gar dieser glorifizierten Dunkelheit hingaben und den Hörer ebenfalls auffordern wollten, sich mit ihr auseinanderzusetzen.
Es folgt in Form von 'Schattensang'noch ein Bonus-Stück, welches eine Spur direkter und kerniger wirkt, als die Lieder des regulären Albums, daher vielleicht auch nicht wirklich in das Konzept passte, auch wenn der Text eine ähnliche Thematik aufgreift.

Die Band spielte nach der Veröffentlichung von Nachtgedacht noch einige Konzerte, bei denen Seuche sie am Bass unterstützte. Aber bereits im Jahr 2003 trennten sich die Wege von Iwein, Troll und den anderen. Die beiden Erstgenannten versuchten, die Band noch einmal zu reaktivieren, jedoch wurden CARPE NOCTEM dann schließlich 2004 endgültig zu Grabe getragen.
Von allen Beteiligten scheint keiner mehr aktiv in der "Szene", lediglich Karathorn (und das ist nun eine Sache, auf die ich erst im Zuge meiner Recherchen zu diesem Album hier stieß...) machte im Jahr 2008 noch einmal traurige Schlagzeilen, als er eine langjährige Freundin auf bestialische Weise umbrachte. Er enthauptete sie mit einer Machete, posierte anschließend mit dem Leichnam und zündete ihn schließlich an (ob auch Nekrophilie mit einspielte, ist nicht überliefert - so ganz abwegig scheint dies aber nicht...). Danach stieg er in sein Auto und beging Suizid, in dem er mit hoher Geschwindigkeit frontal in einen Transporter raste.
Verachtenswert, ohne Frage (das besonders Perverse daran ist noch, dass er die Posen mit dem Leichnam fotografisch festgehalten hat und diese auf ausländischen Seiten, die sich mit True-Crime befassen, immer noch einsehbar sind... einfach mal durch Google jagen - ein dokumentierter Fall einer offensichtlich kaputten und kranken Person) aber für True-Crime-Interessierte ein erwähnenswertes weiteres Detail wahrer Kriminal-Fälle in der Black Metal-Historie.

Die CD war ihrerseits auf gerade einmal 300 Stück limitiert und man muss heutzutage schon etwas Glück haben, um sie in einem Second-Hand-Platten/CD-Laden oder auf entsprechenden Internet-Plattformen zu sichten. Wenn sie aber einmal angeboten wird, dann immerhin oft zu angemessenen Preisen... also immer schön die Augen offen halten.
Unterm Strich ist Nachtgedacht ein typisches Kind seiner Zeit, bietet jedoch mehr als Durchschnittsware und vor allem Black Metal mit einigem Herzblut.


01. Kampf dem Licht
02. Ruf des Kometen
03. Nachtblind
04. In der Nacht bei den Gedanken
05. Tod bleibt tot
06. Kinder der Nacht
07. Nachtgedacht
08. Schattensang (bonustrack)



Review: Standvast - Oersymboliek (CD, Werewolf Promotion - 2020)

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Militanter Black Metal aus den Niederlanden... natürlich kommen mir da in erster Linie STANDVAST in den Sinn, welche mit dem hier vorliegenden Oersymboliek ihr neues Album präsentieren.
Dieses wurde einmal mehr unter dem Banner der zwielichtigen polnischen Tonschmiede Werewolf Promotion veröffentlicht (u.a. STWORZ und ZMORA).







Die Horde um Nortfalke (u.a. noch in KAECK, GHEESTENLAND, KJELD und UUNTAR aktiv) und Rödulv (KAECK und TARNKAPPE) stammt wie auch ELFSGEDROCH aus der Provinz Groningen, zumindest teilweise.
Das Duo gründete sich vor etwa fünf Jahren, also 2015, bereits ein Jahr später wurde das erste Album Afkomst ("Abstammung") veröffentlicht - schon hier zeigte sich Werewolf Promotion für die Veröffentlichung verantwortlich.
Ein weiteres Jahr später, 2017, brachte man dann mit Triad eine Split mit den beiden ebenfalls aus Groningen stammenden Projekten VOLC VERMALEDIDE (beide Mitglieder waren vorher in WALPURGISNACHT aktiv) und HELLERUIN (ein Solo-Projekt von Carchost von OREWOET) hervor, bis dann in 2018 das Live-Album Jera: live 2018 folgte, welches in Kooperation zwischen Werewolf Promotion und The Ritual Productions veröffentlicht wurde.
Danach war erst einmal ein Jahr Pause, bis man dann Ende April diesen Jahres endlich den Nachfolger zu Afkomst auf die Welt losließ. Sein Titel: Oersymboliek (was sich in etwa mit "Alte Symbolik"übersetzen lässt).
Unterstützt werden die beiden Herren dabei einmal mehr durch Mortifero, welche STANDVAST in der Vergangenheit bereits live unterstützte und sowohl Bass als auch Gesang beisteuerte.


Gleich das Eröffnungsstück 'The Death of Discipline'lässt keinen Zweifel daran aufkommen, worum es STANDVAST hier geht: Die Zelebrierung von brachialem und militantem Black Metal, kraftvoll, stolz und erhaben. Kämpferisch und keine Kompromisse eingehend. Schon ein Blick ins stilsicher gestaltete Beiheft genügt da eigentlich schon: Militant Pantheist Black Metal, nothin' more, nothin' less!
Wem das bereits politisch zu unkorrekt und zu fragwürdig ist, sollte um eine Band mit einem solchen Namen sowieso generell einen Bogen machen und auch die Titel sind eine gezielte Provokation an all' diese selbsternannten Black Metaller-Gutmenschen, die ihre Musik gerne gesellschaftskonform hätten und am liebsten niemandem vor dem Kopf stoßen möchten.
Wer sich aber vielleicht auch einmal die Mühe macht, etwas hinter diese Fassade zu blicken, der wird erkennen, dass es sich mitnichten um stupide politische Propaganda handelt, sondern es vielmehr den freien Geist ansprechen soll und einen jeden dazu animieren soll, den "göttlichen" Funken in sich zu erkennen und zu einem lodernden Feuer heranwachsen zu lassen (die Texte sind zwar nicht abgedruckt, aber für geschulte Augen doch relativ leicht verständlich).
Ein durchaus philosophisches Werk also, das sich nicht nur dem Schwarzmetall in musikalischer Ansicht annimmt, sondern auch dessen Ideologie verinnerlicht.
Musikalisch bietet man zwar kaum Neues, dafür aber umso überzeugender dargebotenes Altes (dem Titel des Albums entsprechend).
Vor allem der nordische Mitt-90er Black Metal dürfte hier Pate gestanden haben, wenn auf einmal mitten im wilden Treiben ein epischer Chor erklingt und das Ganze in traumhafte Sphären erhebt. Dem gegenüber stehen dann aber auch solche Titel wie 'Stoic Warrior', die rein kriegerischer Natur sind, jedoch nie in sinnlose Knüppel-Orgien ausarten.

Fazit:
Mit ihrem zweiten Album bieten STANDVAST dem geneigten Hörer eigentlich genau das, was er nach den vergangenen Veröffentlichungen erwarten durfte: Kompromisslosen, militanten Black Metal ohne viel Schnickschnack.
Die (im übrigen goldene!) CD kommt im Jewelcase mit 8-seitigem Beiheft und kann für 9,- Euronnen bei Werewolf Promotion erworben werden.

Kein Meisterwerk, aber authentisch zelebrierter Militant Black Metal mit durchaus philosophischer Thematik. Sollte man sich als Anhänger nicht entgehen lassen!


Darbietungen:
01. The Death of Discipline
02. Wolfsanker
03. Dolken in het Duister
04. Gevangen in het Bestaan
05. Eer & Geweten
06. Opperman
07. Volkswoede
08. Langs het Noordse pad
09. Stoic Warrior

Laufzeit: ca. 33 Minuten



Review: Põhjast - Downfall (CD, Werewolf Promotion - 2020)

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Das internationale Projekt PÕHJAST, welches seine Wurzeln in Deutschland und Estland hat, setzt sich mittlerweile aus Musikern aus Estland, Finnland und Kanada zusammen.
Den recht atmosphärischen Stil hat man aber auch auf dem mittlerweile dritten Voll-Album beibehalten.
Für die Veröffentlichung von Downfall zeichnet das polnische Label Werewolf Promotion verantwortlich und präsentiert dieses in vielerlei Hinsicht interessante Werk in einem schicken aufklappbaren Digipak...



Das erste Mal trat die Horde im Jahr 2012 in Erscheinung, als über die deutsche Underground-Schmiede Black Devastation ihre Debüt-EP Der Turm veröffentlicht wurde. Zu jener Zeit waren auch noch Taaken (u.a. ODAL, WOLFSSCHREI und ERHABENHEIT, sowie Gründer des genannten Labels) und Thon (u.a. SÕJARUUN) in die Band involviert.
Doch bereits auf dem ersten Album Thou Strong, Stern Death, welches noch im selben Jahr unter dem Banner von Spinefarm Records erschien, wandelte sich die Besetzung: Einzig Gates als Gitarrist blieb von der Original-Besetzung übrig, den Gesang übernahm der Kanadier Eric Syre, das Schlagwerk Marko Atso (der ebenso wie Gates bei LOITS aktiv war). Den Bass spielte Vesa Wahlroos, der allerdings schon beim folgenden Album Matused aus dem Jahr 2014 kein Teil mehr von PÕHJAST war - seinen Part übernahm ab jenem Werk der Finne Janne Perttilä.
In dieser Besetzung wurde nun, gut sechs Jahre nach der letzten Veröffentlichung Downfall eingespielt.


Der Titel des Werkes kommt nicht von ungefähr... so nimmt sicher die Band auf ihrem neuen Langspieler in jedem einzelnen Lied einem Gemälde an, welches sich mit Vergänglichkeit, dem Untergang, Ruin und / oder dem Tod auseinandersetzt.
Dabei tragen die Titel der Lieder gleichzeitig auch die Namen der Bilder, die hier in eindrucksvoller Weise vertont wurden. Leider finden sich im Digipak keine Motive der Gemälde. Einzig das gleichnamige Gemälde, welches als Inspiration zum letzten Stück 'Souls on the Banks of the Acheron'(im Deutschen "Die Seelen des Acheron" von dem österreichisch-ungarischen Künstler Adolf Hirémy-Hirschl aus dem Jahr 1898) diente, erhielt hier einen prominenten Platz als Frontcover.

Den musikalischen Anfang macht aber 'Ophelia'- ein zugleich erhabenes und hymnisches, wie auch zutiefst melancholisches Stück, welches sich vor allem an der Viking-Ära von BATHORY orientiert und diesen Geist eigentlich genauso perfekt einfängt, wie es auch die Stimmung des gleichnamigen Gemäldes von Sir John Everett Millais auf gekonnte Weise interpretiert. Der Künstler benötigte ein ganzes Jahr zur Fertigstellung und ließ sich für seine Ophelia seinerseits durch Shakespeare's Hamlet inspirieren.
Besonders markant sind hier die Gitarren, die im Zusammenspiel mit dem facettenreichen Gesang, dem Einsatz von choralen Gesängen, atmosphärischen Keyboards und dem treibenden Schlagzeug eine sehr epische, gleichzeitig aber auch triste Landschaft zeichnen und sich auch in einigen Solo-Passagen ergehen, was den Vergleich zu BATHORY nochmals untermauert.

'The Abbey in the Oakwood'ist das nächste Stück, welches das gleichnamige Gemälde von Caspar David Friedrich (nach einem Jahr wurde es 1810 fertiggestellt) vertont. In Deutschland ist es unter dem Titel "Abtei im Eichwald" bekannt.
Das Lied beginnt im Stil seines Vorgängers, gemächlich und etwas erhaben, erhält gerade durch den etwas beschwörenden Gesang aber einen deutlichen Doom-Anstrich. Nach dem recht Heavy Metal-mäßigen Gitarrensolo wandelt sich der Stil endgültig zu einem eher doomigen Metal, der eine latent unheilvolle Atmosphäre in sich birgt, was auch nicht zuletzt dem Einsatz der Keyboards geschuldet ist, die so ein wenig den Posaunen der Apokalypse gleich einen Untergangs-Flair versprühen.

Mit 'The Garden of Earthly Delights (Hell)'geht es dann auch gleich weiter, nachdem der letzte Beitrag in einem sphärischen Ambient-Teil endete.
Bei dem Gemälde von Hieronymus Bosch handelt es sich um ein Triptychon, welches im Deutschen den Titel "Der Garten der Lüste" trägt (ja, da gab es doch mal diese Kassette von dem deutschen Projekt OREK...). Wann es genau erschien, ist nicht eindeutig geklärt, forschende Quellen gehen inzwischen von dem Jahr 1500 aus, im Beiheft wird 1510 als Veröffentlichungsjahr angegeben, was einen Entstehungszeitraum von 20 Jahren für dieses Gemälde ausmachen würde...).
Mit ihrem Lied jedenfalls beziehen sich PÕHJAST lediglich auf den Teil, der die Hölle darstellt.
Die Gangart ist hier dann auch gleich zu Beginn wesentlich düsterer ausgefallen und räumt dem Doom Metal wesentlich mehr Platz ein. Der Gesang scheint sich hier in wesentlich direkterer Weise an den Hörer zu wenden, wirkt unheilvoller und beschwörender - eine dystopische Vision offenbarend.
Auch das eingesetzte Keyboard fügt sich stimmungsvoll ein und lässt die ganze Szenerie etwas unwirklich erscheinen, bzw. gibt ihm eine alptraumhafte Atmosphäre.
Zum Ende hin lässt man gar ein wenig Black Metal mit einfließen.

'Finis (The End of All Things)'nimmt sich dann gänzlich dem getragenen und hymnischen Black Metal an. Das Gemälde von Maximilián Pirner aus dem Jahr 1887 zeichnet, wie auch die Vertonung eine Vision des Untergangs aller Dinge (La Fin Absolue du Monde?!).
Die Band geht hier einerseits recht düster zu Werke, was nicht zuletzt an dem brachialen Gesang liegt. Zum anderen lassen sich hier aber auch wieder einige chorale Passagen finden, die dem Ganzen eine gewisse erhabene Stimmung verleihen. So stelle ich mir den totalen Untergang vor: Brutal, abrupt und doch irgendwie voller zerstörerischer Anmut.

Das Gemälde 'The Course of Empire: Destruction'vom US-amerikanischen Künstler Thomas Cole aus dem Jahr 1836 ist der dritte Teil eines fünf-teiligen Zyklus, der die Entstehung und den Untergang eines Imperiums, letztendlich aber auch den Triumph der Natur über den Menschen, darstellt. Jener Teil zeigt die Zerstörung des Reiches.
Passend dazu zeigt sich die Musik in einem reinen Doom Metal-Gewand, welches mich teilweise an die hymnisch-dystopischen Stimmungen des letzten SPIRITUS MORTIS-Albums The Year Is One erinnert. Das ist großartige Tonkunst zwischen Erhabenheit, Untergangsstimmung und Tristesse!
Und eindeutig ein, wenn nicht gar DER Höhepunkt des gesamten Albums in meinen Augen...

Das letzte Stück widmet sich dann endlich dem bereits genannten Gemälde auf dem Cover: 'Souls on the Banks of Acheron'ist ein schwermütiges und doch treibendes Lied und beschreibt die Überfahrt der Verstorbenen auf dem Acheron, dem Fluss des Schmerzes und des Leids, in das Totenreich.
Ein passenderes Stück hätte man sich für das Finale kaum einfallen lassen können... grandios!

Fazit:
Was die mir musikalisch bisher absolut unbekannten PÕHJAST auf ihrem aktuellen Werk zaubern, kann sich nicht nur hören lassen, sondern sollte für jeden Anhänger atmosphärischer und düsterer Musik zum absoluten Pflichtprogramm gehören!
Nicht nur die Musik, auch das gesamte Konzept dieses Albums gefällt mir einfach und weist auf eine große und tiefe Verbundenheit der Beteiligten mit der dunklen Kunst der Menschheitsgeschichte hin, was das Ganze für mich einfach nochmals authentischer macht und so viel gehaltvoller daherkommt, wie der X-te oftmals nur noch sinnbefreite Aufguss irgendwelcher Hobby-Satanisten!
Downfall wird von Werewolf Promotion in einem schicken Hochglanz-Digipak präsentiert, welches mehrfach ausklappbar ist und neben allen Texten auch einige interessante Informationen zu den Gemälden, sowie ein paar Eckdaten zur Aufnahme enthält. Die CD schlägt im Mailorder von Werewolf Promotion mit 9,- Euronnen zu Buche.

Was PÕHJAST mit ihrem aktuellen Album präsentieren, hat zwar nur bedingt etwas mit Black Metal im musikalischen Sinne zu tun, jedoch sollte sich keiner davon beirren lassen. Wer sich also sowohl für ergreifende Atmosphären, die den Geist im einen Moment noch in himmliche Sphären erheben, nur um ihn im nächsten in ungeahnte Abgründe zu stürzen, als auch für tiefgründige und philosophische Gedanken zu Themen wie Untergang, Vergänglichkeit und Tod begeistern kann, der sollte dieses kleine Meisterwerk auf keinen Fall ungeachtet an sich vorüberziehen lassen!


Darbietungen:
01. Ophelia
02. The Abbey in the Oakwood
03. The Garden of Earthly Delight (Hell)
04. Finis (The End of All Things)
05. The Course of Empire: Destruction
06. Souls on the Banks of the Acheron

Laufzeit: ca. 32 Minuten



Review: Vargshelske - Kriegsbrüder (CD, Black Metal Propaganda Deutschland - 2020)

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Es ist nun rund 15 Jahre her, dass das Projekt VARGSHELSKE mit einer Veröffentlichung auf sich aufmerksam machte. Im Grunde war diese sogar ihre erste... denn als 2005 die Split Kirchenbrand mit ASKUROR erschien, feierten VARGSHELSKE auch gleichzeitig ihren Einstand.
Bei ASKUROR handelte es sich zu jener Zeit im Übrigen auch um ein gleichbesetztes Projekt (auch schon sehr lange nichts mehr von eben jenem gehört...).
Was man nun, gut 15 Jahre nach der Debüt-Arbeit von dieser neuen EP erwarten darf, erfahrt ihr im Folgenden...




Aber zunächst noch ein paar Eckdaten, wenn diese auch nicht sonderlich umfangreich ausfallen: Gegründet wurde VARGSHELSKE im Jahr 2004 durch Thorkraft, der von Bariton an den Seiten unterstützt wurde. Thorkraft war zu jener Zeit, genau wie auch Bariton bereits mit ASKUROR aktiv und gründete 2005 sein Solo-Projekt SIEGHETNAR. Alles in allem also Namen, die dem einen oder anderen bei der Beschäftigung mit dem heimatlichen Schwarzmetall Untergrund schon einmal begegnet sein dürften.
Während das Hauptprojekt der beiden ASKUROR eher einem atmosphärischen Pfad einschlug und sich dabei an hymnischen Pagan angehauchten Kriegshymnen ala GRAVELAND orientierte, wollte man mit sich VARGSHELSKE einem eher ursprünglichen Black Metal zuwenden und ließ dabei auch Vergleiche mit etwa JUDAS ISCARIOT fallen.
Nun, das gelang dann mit den ersten Aufnahmen, zumindest aus meiner Sicht, doch eher schlecht als recht... zumindest gab mir Unlimited Hate, wie der Teil der Horde auch inoffiziell tituliert wurde (und unter welchem das Label Wolfmond Production die Lieder der erwähnten Split im Jahr 2017 separat wiederveröffentlichten) nicht sonderlich viel. Zu unspektakulär in Szene geriet dieses Werk bei mir schnell in Vergessenheit... wie auch das Projekt an sich.
Doch im Jahr 2019 meldeten sich VARGSHELSKE mit einem Mal in Form eines neuen Liedes zurück. Das schlicht und ergreifend 'Vargshelske über Alles!'benannte Lied war Teil der zweiten Ausgabe des Black Metal Propaganda - Label-Samplers, der auch weiterhin in Kooperation verschiedener Tonschmieden veröffentlicht wird (inzwischen existiert eine vierte Ausgabe).
Auf jener CD wurde dann auch schriftlich ein neues Album angekündigt. Wobei ich Kriegsbrüder mit seiner Spiellänge von noch nicht einmal 22 Minuten nun nicht als ein vollwertiges Album bezeichnen würde... aber das ist ja eigentlich egal.


Ja, man mag es vielleicht schon bei den recht martialischen Bezeichnungen der Songtitel und der Tonträger bemerken: Sonderlich politisch korrekt geht es hier nicht unbedingt zur Sache... doch sind VARGSHELSKE mitnichten als politisch motivierte, oder gar nationalsozialistisch ausgerichtete Horde zu verstehen - mit dieser Einordnung täte man der Band nicht nur Unrecht, sondern läge auch grundlegend falsch.
Vielmehr handelt es sich hier um einen ziemlich traditionsbewussten Black Metal, der sich auf die Essenz dieser sehr speziellen Form der musikalischen Künste besinnt: Krieg, Freiheit und bewusste Provokation. Wer regt sich heute denn noch ernsthaft über blasphemische Darstellungen und / oder Titel auf, bzw. wen kann man als Band damit noch wirklich an den Kopf stoßen?! Gut... es wird mit Sicherheit gerade im Süden noch genügend konservative Christen geben, die sich darüber tatsächlich noch echauffieren mögen, doch heutzutage erhitzt man die Gemüter (gerade in Deutschland) dann doch eher, wenn man sich kriegerischer Thematiken annimmt und noch provozierende Titel wie eben 'Vargshelske über Alles!'in petto hat.

Dass das Ganze aber keinen tiefgreifenderen politischen Aspekt verfolgt, wird einem schnell mit einem Blick ins Innere des Beiheftes klar werden. Auch sind die Texte ziemlich gut verständlich.
Kriegsbrüder beschreibt eher das enge freundschaftliche Band und die Verbundenheit, die zwischen den beiden Protagonisten seit Jahrzehnten besteht und welches sie immer wieder dazu antreibt, sich in dieser inzwischen recht verlogenen, verfälschten und verweichlichten 'Szene' zu Wort zu melden.
Ja, wenn das danach geht, würde ich hier sogar ein paar Parallelen zu den Werken ASENHEIM's erkennen.

Was die musikalische Seite anbelangt, haben hier beide Beteiligten enorm dazu gelernt, wenn ich da noch an das erste Erzeugnis zurückdenke... zwar hätte man sich zumindest den gesprochenen Part des 'Einklang's meiner Meinung nach ruhig sparen können, da so etwas auf mich doch immer etwas lächerlich wirkt, dafür macht aber das erste wirkliche Lied 'Wir sind zurück'gleich von Anfang an einen sehr guten Eindruck und enttäuscht auch im weiteren Verlauf nicht, sondern präsentiert sich im recht hymnischen, aber auch kompromisslosen Black Metal-Gewand, das kaum Wünsche offen lässt. Facettenreicher Gesang kommt hier ebenso zum Einsatz wie auch dezente Chöre. Apropos Gesang: Auch gerade dieser hat sich im Vergleich zu den alten Sachen enorm gesteigert, was sich noch einmal besser im nächsten Stück, dem bereits erwähnten 'Vargshelske über Alles!'zeigt.
Hier kommen die verschiedenen Aspekte der Musik auch noch einmal sehr viel besser zur Geltung, aggressive und schnelle Parts wechseln sich mit atmosphärischem Midtempo ab und werden dann und wann sogar mit dezent eingestreuten Keyboard-Passagen verfeinert.
Das letzte und Titel gebende Lied vor dem 'Ausklang'wird dann zum Schluss noch einmal richtig stolz, erhaben und kriegerisch dargeboten - ganz seinem Titel entsprechend.

Fazit:
Das neue Werk von VARGSHELSKE präsentiert sich nach intensiverer Beschäftigung so gänzlich anders, als es vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mag. Kriegsbrüder beschreibt den Pfad zwei seelenverwandter Existenzen, die sich im Krieg mit der Welt, aber auch mit sich selbst befinden und/oder befunden haben... und jedes einzelne Stück steht dabei für einen Teil ihrer Reise.
Gerade diese recht persönliche und intime Thematik macht diese CD zu etwas Besonderem, aber leider auch zu einem Werk, welches definitiv viel zu kurz ausgefallen ist - in diesem Stil hätte ich mir durchaus ein Voll-Album mit acht Liedern und 45 - 50 Minuten Länge vorstellen können... aber manchmal ist weniger halt vielleicht auch mehr.
Ich bin jedenfalls gespannt, welchen Pfad dieses Projekt noch beschreiten wird!
Die CD erschien im Jewelcase mit 4-seitigem Beiheft und ist auf 99 Exemplare limitiert.
Zwecks Bestellung wendet euch am besten direkt an den Mailorder von Kristallblut Records - dort gibt es das Werk für 10,- Euronnen zu ergattern.

Kompromissloser Deutscher Black Metal, der gnadenlos mit allem Gesocks in dieser 'Szene' abrechnet und zugleich eine Huldigung an den freien Geist und an sich selbst ist... lediglich die recht kurze Spielzeit trübt den Eindruck doch etwas!


Darbietungen:
01. Einklang
02. Wir sind zurück
03. Vargshelske über Alles!
04. Kriegsbrüder
05. Ausklang

Laufzeit: ca. 21 Minuten



Review: Halo Manash - Taiwaskivi (CD, Aural Hypnox - 2009)

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Das finnische Label Aural Hypnox scheint mir mittlerweile ein verlässlicher Garant für tiefgehende, hypnotische und vor allem okkulte Ambient-Klänge zu sein. Projekte wie ARKTAU EOS oder AURAL HOLOGRAMS beschwören innere Finsternisse, umnebeln den Verstand, verursachen Gänsehaut – und mit HALO MANASH verhält es sich nicht anders.
Bei Taiwaskivi handelt es sich um das mittlerweile siebte Album der Zwei-Mann-Truppe, welches nach Aussage der Band als Abschluss einer Trilogie angedacht ist, auf die ich einleitend kurz eingehen will...


Ich muss mich kurz halten, da ich die beiden vorherigen Alben (noch) nicht kenne. In diversen Texten der Band wird davon gesprochen, dass diese Trilogie wie eine Art Baum betrachtet werden kann: Die erste Veröffentlichungen (Language of Red Goats und Am Kha Astrie, beide von 2008) repräsentieren Samen, Wurzeln und Stamm; Taiwaskivi nun bildet die Äste und Blätter, den Griff nach Himmel und Sternen – oder, wie auf der Homepage der Gruppe zu lesen:

„[…] the celestial crown at the peak, reaching towards Sol, source and beyond; it is the leaves and fruit of the branches and their skybound nectar ever-flowing – the sacret fire, the consummation and conjunction of All.“

Ähnliche Texte lassen sich übrigens überall im Zusammenhang mit HALO MANASH und auch mit Aural Hypnox selbst lesen, weshalb ich an dieser Stelle einmal die Homepage des Labels nennen muss (helixes.org), welche angereichert ist mit spirituell-okkulten Beschreibungen, Naturaufnahmen und natürlich Informationen über die verschiedenen musikalischen Projekte.
Erwähnt werden sollte auch, dass es sich bei HALO MANASH um die Band des Label-Gründers Anti Ittna H. handelt, welcher ebenfalls an den Ambient-Projekten ARKTAU EOS und AEOGA beteiligt ist, und der hier noch von seinem Mitstreiter Adinath Puri unterstützt wird.

Wie kann man nun die Musik von HALO MANASH beschreiben? Die Band selbst spricht von Elemental Drone Musick, allgemeiner formuliert würde ich die Begriffe Dark Ambient oder vielmehr Ritual Ambient aufführen.
Eine fast unwirkliche Klangwelt erwartet den Hörer auf Taiwaskivi, welche durch verschiedenste Instrumente hervorgerufen wird: Hörner, Streicher, Gongs, unterschiedliche Percussions und Geräusche, die in Wäldern und Feldern aufgenommen wurden. Die Eindrücke, die dabei entstehen, sind nicht leicht in Worte zu fassen – zudem sind diese Impressionen natürlich vollkommen abhängig vom Hörer, und so mag jeder seine eigenen Empfindungen haben...


Den Anfang mach das Stück ‚Crossing-over – Wings rise radiant‘, in welchem gleich zu Beginn durch dumpfe Glockenschläge die okkulte Grundstimmung aufgebaut wird. Unterschiedliche Glockentöne sind zu hören, auf- und abschwellend, aber stets ihre mystisch-dunkle Natur beibehaltend. Und auch die Natur selbst hat ihren Auftritt: Man vernimmt im Hintergrund ein leises Rauschen, dessen Ursprung im Wind oder Wasser liegt; und ganz leise erklingen auch Vogelrufe – zumindest hört es sich danach an...

Gruselig und verstörend geht es mit ‚Burial – Self-flesh given as offering to All‘ weiter. Schreie und Stöhnen dominieren diesen Track, die als solche aber kaum zu identifizieren sind. Vielleicht ist es auch nur meine Phantasie, die mich derart interpretieren lässt, doch wenn es sich tatsächlich um Schreie handelt - von wem stammen sie? Von Tieren, Kindern, Hexen..? Je länger dieses Lied läuft, umso mehr steigern sich die Laute ins Dämonische, verlieren ihre Menschlichkeit... Welche Art von Ritual wird hier vollführt? Der Titel deutet auf eine Opferung hin, und tatsächlich ruft die Musik entsprechende Bilder in mir hervor: Bilder uralter Felsen inmitten schwarzer Wälder, auf denen das rote Blut der Opfer vergossen wird...

Die Schreie sind noch immer auf ‚Summoning – Towards cardinal points, into all worlds‘ zu vernehmen, werden aber schnell durch rituelles Glockengeläut ersetzt. Dunkle Basstöne mischen sich hinzu, vielleicht auch ein Cello. Klangschalen finden ebenfalls Verwendung, und ich muss nun an ein altes Bergkloster im Himalaya denken – niemand weiß, wann oder wer es erbaut hat, gefrorene Stufen führen in endlos langen Serpentinen hinauf, es stürmt und schneit unentwegt... man hört die Glocken, man hört den Wind, und irgendwann vernimmt man auch den kehligen Gesang von Mönchen, die hier oben, fernab aller Zivilisation, leben...
Dann gesellt sich ein metallisches Geräusch hinzu, das beinahe wie der Atem eines Titanen klingt. Der Mönchgesang erfährt eine Steigerung, und der zunehmende Ton von Metall, das auf Metall gerieben wird, erweckt in mir den Eindruck, als würden die Mönche sich auf einen Krieg vorbereiten – sie schärfen ihre Waffen, und ich frage mich, um was für Waffen es sich wohl handeln mag? Archaische Klingen mit Sicherheit, vielfach gebogen und gezackt, wie sie sonst kein Volk auf der Welt kennt...
Der Titel spricht von den Kardinalspunkten, mit denen die vier Himmelsrichtungen gemeint sind - wird in diesem Lied der Himmel angebetet? Und handelt es sich bei den Waffen in Wahrheit doch um unbekannte Musikinstrumente, geschaffen, um den Himmel und die titanischen Berge anzurufen..?
Viele Interpretationen sind möglich, ein wirklich intensives und vielschichtiges Stück...

Die Lobpreisung des Himmels wird in ‚Revealing – The celestial crown reflecting rays of Sol and Shade‘ fortgesetzt. Und obwohl der Name auf ein Sonnengebet verweist, so stelle ich mir diesen Himmel doch grau und leer vor, ewig weit und erschreckend in seiner Unendlichkeit...
Glockengeläut und Hornstöße erschallen, dann ertönt ein lautes Brüllen – sind die Titanen erwacht? Verursachen die dunklen, alten Berge diesen Laut - oder gar der Himmel selbst? In dieses Brüllen mischt sich das Gebet eines Mönchs, er ruft die vergessenen Kräfte unserer Welt herbei – dabei werden die Töne immer ekstatischer, die Glocken läuten lauter, das Ritual erreicht seinen Höhepunkt. Was geschieht hier? Ein einsamer Mönch steht auf einer Plattform in der kalten Weite, er ruft die Titanen herbei – und diese antworten ihm..?
Die Musik schwillt wieder ab, nur die Hornstöße und der Mönch sind noch zu hören; dann endet das Stück und geht über in einen Titel, den ich als sehr verstörend und – zu meiner Schande – auch als recht nervig empfinde...

Die ganze Zeit über, in der ‚Renunciation – A jewel bowl for the final feast‘ läuft, ist ein penetrantes Klappern zu hören, das schon arg an den Nerven zerrt. Mit Sicherheit nicht mein Lieblingsstück auf Taiwaskivi, dennoch gelingt es auch hier, eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen. Denn wieder muss ich dem Liedtitel widersprechen: Mag hier auch von einer Juwelenschale die Rede sein, so denke ich bei diesem Geräusch doch an eine alte, künstlerisch verzierte Kiste voller Knochen, die unentwegt geschüttelt wird...
Das Klappern ist aber nicht der einzige Ton in diesem Stück: Immer wieder sind dumpfe Schläge zu vernehmen, und zuweilen hört man urzeitliche Schreie, die von längst verschollenen Kreaturen zu stammen scheinen... Rasseln und das Klimpern von Schellen runden diesen Titel ab, der selbst mir einiges an Geduld abfordert.

Vergleichsweise ruhig geht es anschließend bei ‚Conjunction – A vessel springing with nectar from the skybound source‘ zu. Hier vernehmen wir zunächst einen dumpfen und dunklen Ton, der allmählich anschwellt. Bedrohlich ist das richtige Adjektiv, um diesen Laut zu beschreiben, der vermutlich von einem Streichinstrument hervorgerufen wird (so genau lässt sich musikalisch nichts auf Taiwaskivi einordnen). Weitere Geräusche kommen hinzu, ebenfalls von dunkler und bedrohlicher Art. Gespenstig wird es dann, wenn höhere Töne eingefügt werden, welche beinahe schon kitschig klingen (wie aus einem schlechten Horrorfilm), aber sehr gut zur Gesamtstimmung des Albums passen.

Das Ende ist erreicht mit‚Consummation – Bathed in Sacred Fire‘. Während es im Hintergrund klimpert und rasselt, hören wir im Vordergrund beunruhigende und verstörende Laute – mir kommen da Streichinstrumente in den Sinn, auf deren verrosteten Saiten mit schartigen Sägeblättern gespielt wird... Schon sehr horrorlastig das Ganze, ein wirklich aufreibendes Stück. Außerdem kann man immer wieder so etwas wie einen geisterhaften Gesang vernehmen, der manchmal so hoch wird, dass es beinahe schon schmerzt... Aber so muss es auch sein, denn spricht der Titel nicht von einem „Bad in Heiligem Feuer“? Und Feuer tut weh - eine Reinigung dieser Art muss schmerzen, ohne Leid ist keine Größe zu erreichen... Das Album klingt mit einem dieser hellen und peinigenden Töne aus, und zurück bleibt eine Stille, in der man sich erst einmal sammeln und das eben Gehörte verarbeiten muss...

Soviel zu den musikalischen Eindrücken, die Taiwaskivi auf mich hinterlassen hat. Jetzt will ich noch ein wenig zur visuellen Umsetzung des Albums sagen, denn auch hier haben sich HALO MANASH einiges an Mühe gegeben.

Die Aufmachung der CD selbst ist recht schlicht gehalten – das gute Stück kommt in einer Hülle aus dicker Pappe, wie es bei allen Veröffentlichungen von Aural Hypnox der Fall ist. An Informationen findet sich nicht allzu viel; im Inneren der Verpackung ist die einsame Tundra Finnlands zu sehen, einschließlich eines schwarzen und kahlen Baums, einer kalten Sonne und dem Schädel eines Hirschs oder Rentiers. Die bereits erwähnte Homepage enthält jedoch umfangreichere Details und Bilder, und den optischen Höhepunkt bietet das Video.

Denn zu Taiwaskivi wurde auch eine DVD produziert, deren Inhalt man sich nun bei Youtube anschauen kann. Enthalten sind sämtliche Tracks des Albums, und zu jedem wurde ein eigenes Video gedreht. Im Detail will ich darauf gar nicht eingehen, doch empfehlen muss ich dieses visuelle Erlebnis in jedem Fall: Hauptsächlich in dunklen Wäldern gedreht, begeben wir uns auf eine archaisch-mystische Reise und erblicken Schamanen mit großen Geweihen, welche rituelle Handlungen wie Trank- oder Rauchopfer vollziehen. Diese Bilder stimmen nicht immer mit meinen persönlichen Eindrücken überein (ein Kloster im Himalaya sucht man vergebens), doch gleicht dieser Film einer tiefen Meditation, welche neben der Musik eben auch Eindrücke für das Auge bietet...

Fazit:
Taiwaskivi ist das erste Werk von HALO MANASH, welches ich mir zu Gemüte geführt habe, und es wird mit Sicherheit nicht das letzte sein. Die Dunkelheit, die von diesen Klängen ausgeht, versetzt mich in eine unvergleichliche Ruhe, man könnte wahrhaft von einem Schwelgen in Finsternis sprechen. Wer nach meditativen Erfahrungen sucht und sich dabei von Musik unterstützen lassen will, dem sei dieses Album absolut ans Herz gelegt.

Dunkel und voller Mystik, beruhigend und verstörend zugleich – ein Meisterwerk der Klangkunst, Dark/Ritual Ambient in seiner perfekten und facettenreichsten Form!

Darbietungen:
01. Crossing-over – Wings rise radiant
02. Burial – Self-flesh given as offering to All
03. Summoning – Towards cardinal points, into all worlds
04. Revealing – The celestial crown reflecting rays of Sol and Shade
05. Renunciation – A jewel bowl für the final feast
06. Conjunction – A vessel springing with nectar from the skybound source
07. Consummation – Bathed in Sacred Fire

Gesamtspielzeit: ca. 50 Minuten



Review: Tyakrah - Frosthauch (Digitaler Inhalt, Eigenproduktion - 2020)

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Unverhofft kommt bekanntlich oft... und gut. Die Band TYAKRAH aus Münster, welche mittlerweile wohl auf Solo-Pfaden wandert, hatte ja bereits im letzten Jahr nach der Trennung von Gitarrist I.XII einen Song angekündigt, um den es jedoch lange Zeit still wurde. Nun erschien im März dieses Jahres die Single Frosthauch.
Was man von dem Stück erwarten darf, lest ihr nun im folgenden...






Gegründet wurde TYAKRAH bereits im Jahr 2016 als Duo, bestehend aus J.R., der das Schlagwerk wie auch den Gesang, sowie sämtliche Texte beisteuerte und I.XII, der für sämtliche Saiten wie auch die Keyboards verantwortlich zeichnete.
2017 wurde dann eine erste Demo-Single in digitaler Form veröffentlicht, ein paar Monate später folgte mit Wintergedanken das erste Voll-Album, zunächst ebenfalls in digitaler Form, aber auch als CD-Auflage über die russische Vielveröffentlicher-Schmiede Satanath Records (in Kooperation mit Slaughterhouse Record aus Amiland). Anfang des Jahres 2018 fand dann unter dem Banner von Narbentage Produktionen noch eine Kassetten-Auflage ihren Weg ins Reich der Lebenden.
...und für Wahr, handelte es sich bei diesem ersten Album um ein durch und durch tolles Werk: Deutscher Black Metal mit tollen Texten, geilen Melodiebögen, die eine geradezu hymnische aber auch gänzlich grimmige Atmosphäre heraufbeschwörten. Nicht umsonst erhielt Wintergedanken Einzug in den U.B.A.O.R-Jahresrückblick 2017 (und zwar in die Top 5 !). Die Besprechung jenes Werkes lässt sich für alle Interessierten und die, die es nicht kennen sollten, noch einmal >>hier nachlesen<<.


Im Jahr 2019 trennte sich dann wohl I.XII von J.R. und TYAKRAH, nach nur einem Album und für mich war damit eigentlich schon fast gewiss, dass auch diese Band auf Dauer leider keinen Bestand haben dürfte. Als dann auch noch der angekündigte Song immer länger auf sich warten ließ, schien mir das Schicksal dieses Projekts endgültig besiegelt zu sein.
Bis dann im März diesen Jahres auf einmal eine digitale Single, veröffentlicht wurde, die J.R. zusammen mit einem Freund realisieren konnte. Aber auch in diesem Fall scheint es sich lediglich um eine Session gehandelt zu haben, denn jener Freund hat wohl kein sonderlich großes weiteres Interesse daran, Black Metal zu spielen. Was im Grunde genommen ziemlich schade ist, wenn man sich 'Frosthauch'erst einmal angehört hat...

Denn es handelt sich bei diesem einen Lied um einen wirklich starken Beitrag aus dem deutschen Underground. Auch wenn man sagen muss, dass man hier einen etwas anderen Stil zelebriert, als noch auf dem Album. 'Frosthauch'ist unter'm Strich wesentlich düsterer und direkter ausgefallen, bietet keine majestätischen Tastenklänge, dafür aber eine Menge stimmungsvoller herbstlicher und winterlicher Atmosphäre, die allein durch das Zusammenspiel der Saiteninstrumente, dem Schlagwerk und dem Gesang erzeugt wird. Die Gitarren bieten zeitweise akustische Momente, nehmen dann und wann aber auch schon einmal doomige Gestalt an und ergeht sich zeitweise auch in groovigem Death Metal-Riffing.
Der Gesang ist nicht derart facettenreich ausgefallen, wie noch auf Wintergedanken, wo er noch einige klare Passagen bot. Hier regiert, dem Titel Frosthauch angemessen grimmiger und gekeifter Kehlgesang, der auch mal einen etwas grölenden Charakter annimmt und dann auch von tieferen Growls begleitet wird.

"Ein Sturm zieht auf
Es wird kalt...

Hinter den Bergen im kahlen Geäst
Wo das Licht die Erde verlässt
Weit entfernt der Zivilisation
Leb ich ein Leben in Isolation"

Fazit:
Ein sehr feines Stück deutschen atmosphärischen Black Metal, den uns TYAKRAH hier kredenzt haben. Zwar schlägt man hier einen deutlich hörbaren anderen Pfad ein, als es noch auf dem Debüt-Album der Fall war, und entfernt sich damit auch von diesem epischen sehr Melodie betonten Stil, räumt damit aber der grimmigen Kälte mehr Platz ein, die sogar eine latente Bitterkeit, die in jedem Moment von Frosthauch mitschwingt, nicht verbergen kann.
Ein mehr als gelungenes Unterfangen, bei dem ich mir nicht einmal sonderlich sicher bin, ob ich ein komplettes Album in genau diesem Stil auch derlei grandios finden würde... aber in diesem Umfang ist es einfach stark!
Interessenten können sich das Werk über das offizielle Bandcamp von TYAKRAH herunterladen, nach NYP-Verfahren.

Emotionsgeladenes Stück deutschen Black Metals... ich bin gespannt, ob und in welcher Form man in Zukunft noch von TYAKRAH hören wird!


Darbietungen:
01. Frosthauch

Laufzeit: ca. 7 Minuten


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