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Channel: Unholy Black Art Of Ritual
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Kombi-Review: Fullmoon Lunacy - Invocation (Demo 1) & Cenotaph (Demo 2) (MC, Sol Records - 2017)

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Zugegeben hinke ich derzeit etwas mit dem Blog hinterher,
einige eigentlich wichtige Releases habe ich im letzten Jahr nicht mehr
besprechen können und auf andere wurde ich auch erst in letzter Zeit aufmerksam.

So auch auf die beiden Kassetten von FULLMOON LUNACY, die ich aber vor
meinem abschließenden Jahresrückblick 2017 nicht unterschlagen möchte.
Dieser kommt zwar nun auch wieder etwas verspätet - aber wie heißt es so schön:
besser spät, als nie.


Widme ich mich nun jedoch der ersten von beiden Veröffentlichungen. FULLMOON LUNACY agiert hier als Duo, bestehend aus St. an den Gitarren und dem Bass, sowie verantwortlich für den Gesang und das atmosphärische Ambiente und mit M. am Schlagwerk - jedoch lediglich als Session-Instrumentalist. Wer nun nur etwas mit der Materie vertraut ist, wird beim Anblick des Covers wohl auch schnell erkennen, dass die Veröffentlichung über Sol Records nicht von ungefähr kommt. Mehr möchte ich jedoch nicht verraten...






Zelebriert werden in insgesamt fünf Liedern lupenreiner und brachialer Black Metal mit einer ordentlichen Prise Death, was so ein wenig an THORYBOS denken lässt - ein Projekt, welches ebenfalls aus dem Dunstkreis von Deviant Records / Sol Records stammt. Die Musik von FULLMOON LUNACY ist kraftvoll und ursprünglich in ihrer Darbietung, zeigt sich absolut finster und jeder, der hier auch nur einen Hauch von positiver Energie oder tröstlicher Harmonie erwartet, ist definitiv fehl am Platz. Ohne Umschweife und Kompromisse wird hier dem Gehörnten gehuldigt und der Untergang des Menschseins zelebriert, ohne jedoch zu plump zu wirken, sondern von echter Überzeugung getrieben ist.. Seite A enthält dabei den Black/Death-Anteil, während Seite B einen langen Dark Ambient-Song enthält, welcher auf "Invocation Ritual" getauft wurde und an rituelle Ambient-Musik Marke alte MELEK-THA (ich denke da an das 1999er Album "De Magia Naturali Daemoniaca"), sich jedoch als deutlich düsterer und trister erweist. Zudem nicht so viele Sample-Spielereien und schon gar keine Industrial-Anleihen enthält.

Fazit:
Man kann verstehen, wieso dieses Tape lange Zeit nicht für eine breite Masse zugänglich gemacht wurde, wie es auf der Seite des Labels heißt. Diese ursprüngliche Art von FULLMOON LUNACY werden wohl nur die Wenigsten verstehen können und noch weniger werden wohl begreifen, was man hier auszudrücken versucht. Es geht hier nicht darum zu zeigen, wie toll man doch seine Instrumente beherrscht oder um die 100ste Zelebrierung eines ach so eingängigen Riffs, was einmal mehr zeigt, dass der Black Metal in musikalischer Form längst Teil der Mainstream-Maschinerie geworden ist. "Invocation" ist eine Herzensangelegenheit, etwas Besonderes, Dunkelheit, die direkt aus dem Herzen in disharmonische Töne nach außen getragen wurde. Ein Werk, welches trotz seiner brachialen Zelebrierung eine tiefgreifende Wirkung entfaltet. Als Anhang eine Einbettung des vollständigen Streams.

Authentisches Werk und gerade für eine erste Demo-Präsentation absolute Spitze... hier gibt es eigentlich nur die Empfehlung: besorgt euch das Teil!


Darbietungen:
A-01. A Swarm of Insects
A-02. A distant World
A-03. His unborn Sons
A-04. Shadowrealm
B-05. Invocation Ritual

Laufzeit: ca. 24 Minuten






Die zweite Demo hört auf den Namen "Cenotaph" und beinhaltet sechs Lieder, von denen jedoch das erste ein Intro darstellt, ein als Zwischenspiel her hält und das letzte ein Outro ist. Bleiben summa summarum lediglich drei 'wirkliche' Lieder, was für eine Demo-Präsentation aber immer noch ok ist - zudem weisen selbst diese drei Stücke noch eine beachtliche Spiellänge auf. In Sachen Besetzung hat sich hier ein wenig verändert: St. zeichnet immer noch verantwortlich für Gitarren, Bass, Gesang und atmosphärische Untermalungen zuständig, wird hier jedoch von Nargraahl (ex-SVARTHYR) an der Gitarre und Bavragor (BALNASAR, SHORES OF LADON) an den Session-Drums unterstützt.



Abermals kann man das Fundament, auf welchem "Cenotaph" fußt, grob als Black/Death bezeichnen, weist aber im direkten Vergleich zu der ersten Demo mehr Aspekte, Details und feinere Nuancen auf. Schon allein durch die ambienten Einspielungen zwischen den eigentlichen Zelebrierungen entwickelt sich hier eine düstere und unheilvolle Atmosphäre, die sich definitiv anders anfühlt, als auf "Invocation". Dafür sorgen auch die erhabenen Chöre innerhalb der Songs, die zwar spärlich eingesetzt wurden, aber immer mal wieder auftauchen (wie bei "Part III - With broken sighs the vision spake"). Der keifende und bellende Gesang scheint direkt aus dem Schlund der Hölle zu erschallen und macht damit die Symbiose aus ursprünglicher, brachialer Gewalt und satanischer Glorie perfekt. Gerade die Gitarren haben hier und dar unverkennbare Referenzen gerade an alte DARKTHRONE ("Under A Funeral Moon" - have you finally dig it, motherfuckers?).

Fazit:
Auch die zweite Präsentation von FULLMOON LUNACY kann sich mehr als hören lassen. Ein Werk, welches kompromisslose finstere Abartigkeit mit stolzer satanischer Erhabenheit paart. Mit anderen Worten: genau mein Ding! Dabei zeigt man sich auch auf "Cenotaph" erfreulicher Weise frei jeglicher Klischees und Trends, sondern zieht einfach seine eigenen Vorstellungen durch und klingt so wesentlich ehrlicher und stärker als so viele andere angesagte Bands der 'Szene'. No Mosh, No Fun, No Friendship, No Trends - just Black Fucking Metal. Beide Kassetten kommen in transparenter Hülle und als bedrucktes schwarzes Tape mit beidseitig bedrucktem Cover, welches die kompletten Texte enthält (bei "Invocation" sind es lediglich Fragmente, da der größte Teil der Lyrics nicht mehr auffindbar war) und sind auf jeweils 100 Exemplare limitiert. Bestellungen gehen am besten direkt an Sol Records, welche die Tapes für jeweils 6,- Euronnen anbieten. Anbei noch der Stream dws vollständigen Werkes als Einbettung.

Pure Black Metal Art. Weitere Worte braucht es hier nicht. Auch hier vergebe ich eine absolute Kaufempfehlung!


Darbietungen:
A-01. Introduction
A-02. Part I - In Awe and Silence
A-03. Interlude
A-04. Part II - The old foaming Oceans
A-05. Part III - With broken sighs the vision spake
A-06. Outroduction (Invocation Ritual II)

Laufzeit: ca. 34 Minuten






Das Jahr 2017 im musikalischen Rückblick - Ein Fazit:

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Das Jahr 2017 ist nun seit geraumer Zeit endgültig vorüber und auch dieses brachte wieder einige neue, interessante und wichtige Horden und Veröffentlichungen hervor - jedoch auch so einige enttäuschende Werke, auch von Bands, von denen man dies wahrlich nicht angenommen hätte. Auch dass der Black Metal als reine Musikform längst im Mainstream und Belustigungs-Entertaiment angekommen ist, dürfte wohl auch dem engstirnigsten Gesellen mehr als klar geworden sein. Immer mehr Bands, die mittlerweile auf der Welle des Erfolgs schwimmen, zeigen sich musikalisch vielleicht ausgereift bis zur Gänze, doch präsentieren ihren Schwarzmetall zahm, angepasst und zahnlos. Provokation ja, aber nur solange sie keinem wehtut oder vor den Kopf stößt. Das ist schließlich schlecht für's Geschäft...

Aber hat 2017 einmal mehr gezeigt, dass der nationale und internationale Untergrund nach wie vor sehr vital und aktiv ist. Manche vermochten es sogar, ihm eine Spur neue Facetten zu geben oder längst tot geglaubte Genres in das neue Jahrtausend zu transferieren.

Ein paar ernüchternde Statistiken habe ich natürlich auch noch zu bieten:
So hat der Blog in der zweiten Hälfte des Jahres stolze 11.198 Besucher gezählt,
was eine gesamte Besucherzahl von 21.966 für das Jahr 2017 ergibt.
Insgesamt umfasste das Jahr 138 Rezensionen, direkt aus dem Bauch und dem Herzen heraus.
Der produktivste Monat blieb dabei der Februar mit 20 geschriebenen Besprechungen,
den hintersten Rang mit gerade einmal 5 Beiträgen teilen sich der April, Juli und September.
Zudem kam im zweiten Halbjahr 1 eingetragener Stammleser hinzu, was mich besonders freut,
denn dessen Blog SchädelTrauma - Black Metal & Philosophie (ehemals "...und andere dunkle Künste") ist mehr als lesenswert und enthält in unregelmäßigen Abständen veröffentlichte Beiträge, die sich der Materie in philosophischer und hinterfragender Weise annähern - sei es in Form von kurzen Geschichten, Rezensionen oder textlichen Abhandlungen. Eine Sache, die ich gerne unterstütze!

Seit Mai 2017 läuft auch der offizielle YouTube-Kanal von Unholy Black Art Of Ritual, auf dem ich einfache Song-Videos zu den von mir besprochenen Werken hochlade. Eine Sache, die bis auf eine bisherige Ausnahme auf viel Zuspruch seitens der Bands und der Labels stößt.

Ja, war sonst noch was?! Ich denke eher nicht.
Ich bedanke mich wie jedes Jahr bei allen Horden, Projekten, Labels und Vertriebe, die mir ihr Material vertrauensvoll zur Verfügung stellten und für ihr ehrliches Interesse. Auch wenn ich ehrlich gesagt gerne viel öfter und zeitnaher auf all' die Anfragen und Rückmeldungen reagieren würde, was meine begrenzte Freizeit allerdings selten hergibt.

Nun aber genug Süßholz geraspelt - hier sind meine persönlichen Jahreslisten. Wie immer folgt die Reihenfolge nicht unbedingt einer Beliebtheitsskala, sondern dient lediglich einer Auflistung. Wer meint, die Political-Correctness-Keule rausholen zu müssen, darf seine Meinung trotzdem wie immer für sich behalten. No friends, no trends, no compromisses!


Die Top 20 der von mir wärmstens empfohlenen Alben:

01. ELFSGEDROCH "Op de beenderen van onze voorvaderen" LP (Diaphora Produktion)
02. AMAGUQ "Occult Rituals of Anthropophagous Worship" LP (Impious Desecration Records)
03. SARKRISTA "Summoners of the Serpents Wrath" LP (Purity Through Fire)
04. TYAKRAH "Wintergedanken" CD (Satanath Records)
05. HĀG "In Traumschwebe erstarrt" CD (Wolfmond Production)
06. RUNESPELL "Unhallowed Blood Oath" LP (Iron Bonehead)
07. ACHERONTAS "Amarta अमर्त (Formulas of Reptilian Unification Part II)" LP (W.T.C Productions)
08. RIMRUNA "Der Hatz entronnen" LP (Eigenproduktion / Naturmacht)
09. CULTUS "Gezeteld in zegeruinen" LP (Heidens Hart / New Era)
10. NIGHTBRINGER "Terra Damnata LP (Season of Mist Underground Activists)
11. TOTENSUCHT "Leitbild" CD (Wolfmond Production)
12. GEVLERKT "De Grote Sterfte" MC (New Era Productions)
13. THROMOS "Vergessene Tiefen" CD (Necro Genocide Records)
14. RUNENWACHT "Machtergreifung" CD (Northern Fog)
15. VINDORN "Perdition" MC (Sol Records)
16. ÖRTH "Nocturno Inferno" MC (A Fine Day To Die Records)
17. COLD MIST "From The Dark Hills of the Past" CD (Cold Art Industry)
18. JOYLESS EUPHORIA "Joyless Euphoria" CD (Anthrazit Records)
19. MOSAIC "Old Man's Wyntar" CD (Eisenwald Tonschmiede)
20. ZMORA "Czarne otchłanie i martwe cienie" (Werewolf Promotion)


Erwähnenswerte EPs,Demo-Veröffentlichungen und Eigenproduktionen:

01. SCHATTENTHRON "Qwell der Verderbniß" CD (Sol Records)
02. FULLMOON LUNACY "Invocation"& "Cenotaph" MC (Sol Records)
03. MAGOTH "Anti Terrestrial Black Metal" CD (Eigenproduktion)
04. IUS TALIONIS "Saligia" CD (Eigenproduktion)
05. ZEIT "Konvergenz" CD/MC (Eigenproduktion)
06. SKOGNATT "Ancient Wisdom" Digital (Eigenproduktion)
07. Daudadagr "Vid skuggornas svarta månsken" EP (Purity Through Fire)
08. IMHA TARIKAT "Kenoboros" EP (Terratur Possessions)
09. PESTHEIM "Winterstille im Morgengrauen" CD (Eigenproduktion)
10. KUUTAR "Beyond All Light" MC (Deviant Records)
11. BASTARDI "Promo XXVII" (Caligo Arcanum Productions)
12. HELLEWIJT "Dodenwichelaereij" (Eigenproduktion)
13. Ökomisanthrop - ...I deny MC (Worship Tapes)


Wer es auch etwas doomig mag, dem werden auch die folgenden Empfehlungen gefallen:

01. GAIA & SLOWJOINT "Split" MLP (Virkelighedsfjern)
02. WELTFREMD "Drei" Digital-EP (Eigenproduktion)
03. DIRTY GRAVE "Evil Desire" CD (Grimm Distribution / Todestrieb)


Enttäuschung des Jahres:

HETROERTZEN "Uprising of the Fallen" (Listenable Records)

Review: Nordfrost - Ad Infinitum (CD, Ewiges Eis Records - 2018)

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Die Horde NORDFROST aus dem Saarland meldet sich mit "Ad Infinitum" (bis ins Unendliche) nach guten drei Jahren auch wieder zurück in Form einer CD-EP. So wirklich hatte ich vorher noch keinen musikalischen Kontakt mit der Horde um Frontmann Skallvadr (u.a. auch in SERPENT EMPIRE aktiv und ex-GRIMBURG), umso gespannter war ich dann auf das mir zur Verfügung gestellte Promo-Material des aktuellen Werkes, welches unter dem Banner von Ewiges Eis Records erschien...





Konzeptionell greift man mit diesem Mini-Album das Thema "Unendlichkeit" auf, was ja schon im Titel an sich auch deutlich wird. Das Sein und Werden in den Äonen des Universums, die Wanderung der Seele durch die unendlichen Leeren der Trostlosigkeit. So beschäftigt sich das Werk innerhalb seiner knapp 20 Minuten Spielzeit auch mit jenseitigen und spirituellen Themen und greift Fragen auf, was nach dem Tod wohl kommen mag. Ich persönlich bin überzeugt davon, dass unser irdisches Leben doch nur ein unbedeutendes Augenzwinkern in der Unendlichkeit ist und unsere wirkliche Reise zu den Sternen erst mit dem Ablegen unserer sterblichen Hülle beginnt. Das irdische Leben ist geprägt von Nichtigkeiten, in denen wir versuchen Halt und Erfüllung zu finden. Wie unbedeutend dies ist, zeigt sich in Passagen etwa in "Ordnung des Seins". Keine Religion, keine Götter sind es letztlich wert, an sie zu glauben, denn am Ende gibt es nur das unendliche Nichts. Vielleicht zeigt sich auch gerade darin, dass NORDFROST's "Ad Infinitum" ein von Grund auf ideologisches Schwarzmetall-Album geworden ist. Ideologie nicht im Sinne einer politischen oder irgendwie sonst gearteten irdisch geprägten Ausrichtung, sondern etwas Übersinnlichem, etwas Ungreifbarem, einer Urkraft, die gleichzeitig eine tief verwurzelte Urangst der Menschheit aufgreift. Die Sinnlosigkeit dieser 'Masse Mensch' wird hier mehr als deutlich und vor allem, dass sie nichts als Verachtung verdient hat. Musikalisch betrachtet bedient man sich dabei einem Melodie betonten Black Metal mit leichten Einflüssen des Pagan, der sich am ehesten mit Werken von CARN DÛM oder HELVEGR vergleichen ließe, wenn man denn Vergleiche benötigt. Thematisch jedoch werden NORDFROST beide Vergleiche nicht gerecht, denn weder geht es hier um verklärte Romantik, noch um belanglose Sauflieder, noch werden irgendwelche Fantasy-Themen aufgegriffen. Die Produktion zeigt sich dabei wirklich ausgesprochen druckvoll und die Mannen verstehen es wirklich ausgezeichnet, die Stimmungen in den Texten zu vertonen - "Born der Vehemenz" etwa präsentiert sich als reißerischer Malstrom, der gnadenlos alles mit sich in die Dunkelheit hinab zieht. "Ordnung des Seins" beginnt dagegen mit einem ruhigen und atmosphärischen Akustik-Part mit Klargesang, bis das Auge des Sturms sich öffnet und einen Wirbel aus majestätischer Kälte und erhabenen Sphären über den Hörer hereinbrechen lässt.

Fazit:
Nachdem ich ja einige Zeit zwangsweise aussetzen musste, freut es mich, meinen Schreiber-Drang im neuen Jahr mit solch' einem Werk zu beginnen! NORDFROST haben mit "Ad Infinitum" ein Werk geschaffen, welches sich sowohl in seiner vielschichtigen Thematik, als auch in der instrumentalen Darbietung weit vom Durchschnitt abhebt. Da haben sich die drei Jahre Wartezeit für Anhänger der Horde mehr als gelohnt und für Leute wie mich, die erst mit diesem Werk auf die Truppe aufmerksam wurde, ein sehr guter Einstieg und Motivation, sich auch die anderen Werke der Band anzueignen. Die CD erschien Ende letzten/Anfang diesen Monats über Ewiges Eis Records und kann auch im haus-eigenen Mailorder bestellt werden, die Kosten belaufen sich dabei auf 9,- Euronnen, was ich angesichts einer 5-Song-EP (von denen ja eigentlich nur drei wirkliche Lieder sind) schon beinahe etwas viel finde, auf Grund der hohen Qualität der Scheibe aber für angemessen halte. Darüber hinaus wurde das Werk auch als limitierte Holzbox veröffentlicht - diese Variante ist allerdings bereits komplett vergriffen. Alternativ habt ihr auch die Möglichkeit, die Jewelcase CD auch direkt bei der Band zu bestellen, etwa über Visagenbuch.

Spiritueller und tiefgründiger Pagan Black Metal. Gibt es nicht? "Ad Infinitum" beweist eindeutig das Gegenteil! Absolute Empfehlung!


Darbietungen:
01. Initum
02. Asche
03. Born der Vehemenz
04. Ordnung des Seins
05. Finitum

Laufzeit: ca. 19 Minuten



Preview/Vorab-Review: Elfsgedroch - Dwalend bij Nacht en Ontij (MLP, Diaphora Produktion - 2018)

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Wenn es im letzten Jahr ein Album gab, welches mich in all seinen Facetten gefangen genommen hat, dann war es "Op de beenderen van onze voorvaderen" - das erste Werk aus der Feder des Projekts ELFSGEDROCH, welches aus der alt-ehrwürdigen Provinz Groningen an der niederländischen Nordsee stammt. Nun folgen auf dieses Werk in absehbarer Zukunft gleich zwei neue Veröffentlichungen. Zum einen eine EP, welche den Titel "Burchten van't Hooghe Noorden" trägt und zum anderen die "Dwalend bij Nacht en Ontij" MLP, zu welcher mir bereits ein Song vorliegt. Was ich nun als Aufhänger für diese Vorab-Rezension genutzt habe...



Eine Band, die aus einem solch historischen und sagenumwobenen Ort stammt, der viele Mythen, Legenden und Geschichten zu erzählen weiß, hat natürlich auch im Idealfall ein ganz eigenes Flair und atmet eine ureigene erzählerische Atmosphäre voll düsterer Epik und tiefgreifender Historie. Dass ELFSGEDROCH genau von diesem Schlage sind, bewiesen sie bereits sehr gekonnt auf ihrem Debüt-Album, welches den Hörer auf eine abenteuerliche und emotionsgeladene Reise durch die Geschichte nahm, "Über die Knochen unserer Vorväter", wie es schon der Titel verlauten ließ. Dies setzt sich nahtlos auf der kommenden MLP fort und Titel, sowie Cover lassen wahrlich nicht zuviel erwarten, denn der mir vertrauensvoll zugesandte Vorab-Track lässt auf etwas Großes und auf eine ähnlich emotionale Geschichte hoffen, wie es bereits der Vorgänger tat. Thematisch wird sich der Fahrt zur See gewidmet, was mit einer für die Nordseeküste typischen Geräuschkulisse eingeleitet wird. Was folgt, gleicht dann einem rhythmischen Sturm. Die Sehnsucht nach der Weite, aber auch nach der Heimat, die Verzweiflung im Angesicht der gnadenlosen Sturmflut, der Kampf um das nackte Überleben und gegen die dunkle Finsternis der Tiefen der rauen See, die erbarmungslos ruft, ist hier deutlich spürbar und wird in den oft schnelleren, aber sehr atmosphärischen Instrumenten hervorragend nach außen getragen. Der akustische Part samt Einspieler zur Mitte hin hat da beinahe schon etwas sehr Sensibles und Versöhnliches. Der Schluss hingegen mit dem Geschrei von Möwen hat etwas Endgültiges an sich, und man weiß als Hörer einfach, dass diese Fahrt für keinen gut ausgegangen ist und die unerbittliche See sich erneut ihre Opfer geholt hat. Im Zusammenhang mit dem Gemälde als Cover-Motiv entstehen beim geneigten Hörer so viele Bilder und Assoziationen im Kopf, dass es fast schade ist, diese Reise nach guten 10 Minuten beendet zu wissen.

Vorläufiges Fazit:
Was für ein Hammer von einem Lied! Sollte das Komplettwerk in diesem Stil gehalten sein, vielleicht sogar eine durchgehende Geschichte erzählen wie ich es jetzt einfach einmal vermute, dann steht uns im April / Mai noch Großes bevor - denn um diesen Zeitraum wird "Dwalend bij Nacht en Ontij" zusammen mit der "Burchten van't Hooghe Noorden" EP veröffentlicht werden. Wie bei Diaphora üblich werden beide Werke exklusiv auf Vinyl erscheinen, dann auch jeweils wieder in verschiedenen farblichen Varianten (ein Promo-Foto der MLP zeigt eine blaue und eine weiße Platte, was zur Nordsee-Thematik ja auch ziemlich passend wäre). Eine Limitierung wird es geben - diese wird aber diesmal außen vor gelassen. Wer die Band aber bereits von ihrem Album oder aber den hier bald zu vernehmenden Vorab-Song zu schätzen weiß, findet sicher in geeigneter Zeit den Weg zu seinem Distro des Vertrauens - der jämmerliche Rest weint später.

Und wieder sind es die Niederländer, die hier überraschen. ELFSGEDROCH haben mich mit ihrer Musik von Anfang an in ihren Bann gezogen, und die Vorab-Präsentation verspricht, dass sich dieser Umstand mit dem kommenden Werk nicht ändern wird... Ich verbleibe mit großen Erwartungen!


Darbietungen:
01.De broedermoordvloek
02. Het duivelsvuur van Schiermonnikoog
03. De Armemanskisten
04. Rixt deel 1: Het dansende duivelslicht van dood en verderf
05. Rixt deel 2: Geweeklaag der Helleveeg




Video folgt...

Review: Elegiac - Rise from the Ashes (CD, Ewiges Eis Records - 2018)

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Kaum, dass ich die letzte Veröffentlichung aus dem Hause Ewiges Eis besprochen habe, folgt schon die nächste. Dieses Mal in Form der CD-Auflage des bereits 2017 veröffentlichten Albums "Rise from the Ashes" des Ein-Mann-Kommandos ELEGIAC aus Amiland. Dieses wurde zunächst in digitaler Form und auf Kassette präsentiert. Beide Veröffentlichungen stammen aus dem Haus Sacrificial Sounds, ein kleines Label, welches wie die Band selbst in San Diego beheimatet ist und hinter dem sich vermutlich auch Protagonist Zane Young verbirgt.




Nun folgt also die Auswertung auf CD über das deutsche Underground-Label Ewiges Eis Records. Zunächst einmal fällt beim ersten Blick gleich auf, dass die Odal-Rune im Artwork verschwunden ist - wahrscheinlich ist der Grund hierfür in der Rechtslage der BRD zu suchen, wobei die Odal-Rune per se nicht straftrechtlich relevant oder gar verboten ist. Aber man kennt das ja: irgendwelche Hohlköppe, die da wieder irgendetwas hochpolitisches hineininterpretieren wollen, nur weil mal wieder eine Rune im Artwork oder im Logo zu finden ist. Als gäbe es nicht schon genug (bedeutendere) Probleme auf dieser abgefuckten Welt. Aber ich schweife einmal wieder ab... wobei eigentlich trifft es den Nagel auf den Kopf. Denn bei ELEGIAC ist der Name Programm: ins Deutsche übersetzt bedeutet der Name nämlich etwa "(an)klagend" oder "schwermütig" und kommt von der Elegie, dem Klagelied. Jene, die nun ein 08/15-DSBM-Werk erwarten, dürften wohl enttäuscht werden, während diejenigen, die es bereits befürchteten, erleichtert aufatmen dürfen. Die Musik von ELEGIAC hat zwar melancholische, schwermütige bis depressive Züge, die gestalten sich jedoch als gelungenes Stilmittel, ähnlich wie bei älteren Sachen von BURZUM, JUDAS ISCARIOT oder, um ein aktuelleres Beispiel zu nennen, PLAGUES. Gerade im räudigen Gesang gepaart mit diesem unverfälschten misanthropischen Stil zeigt sich die Gemeinsamkeit zu letztgenannter Horde, welche ja ebenfalls aus Amiland stammt. So beginnt "The Imminent Cleanse" gleich schön ruppig, zeigt jedoch auch sehr erhabene Seiten. Im Verlauf zeigt man sich gar etwas okkult ("Archaic Wisdom"). Höhepunkt des Albums stellt für mich aber "The Dungeon of Existence" dar, der die immer mal wieder durchscheinende klagende Ader der Musik auf die Spitze treibt und mit einem sehr schwermütigen Riff beginnt, auf welchem dann ein Schwall hasserfüllter dunkler Essenz folgt und sich über den Hörer ergießt. Trotz der düster-bedrohlichen und gewalttätigen Atmosphäre wird das rhythmische Midtempo nicht verlassen, ganz im Gegenteil wird es hier und da immer mal wieder gemächlicher, als würde man mit seiner Art der Musik bewusst ein Zeichen gegen den modernen und schnelllebigen Zeitgeist setzen wollen. Dagegen zeigt man in Stücken wie "Native Soil" ordentlich Zähne und hat mit eben jenem Beitrag eine wahre Hymne geschaffen, die in den Gitarren anfangs gar etwas Pagan aufklingen lassen. "Astral Migration" schraubt dann abermals an der Geschwindigkeitsregelung und präsentiert sich als eiskalter Black/Thrash-Bastard, welcher auch einen gewissen punkigen Einfluss nicht verbergen kann. Erwähnenswert sind hier sogar ausnahmsweise einmal die beiden Zwischenspiele sowie das Outro, welche alle selbst eingespielte Instrumentals darstellen und nicht wie bei vielen anderen aus der Konserve stammen.

Fazit:
ELEGIAC hat mit "Rise from the Ashes" ein wahrhaft gelungenes Black Metal-Album hervorgebracht, welches zwischen Nostalgie, Melancholie, Trübsal und tiefgründiger Misanthropie hin und her schwankt und damit eine Fülle an Emotionen bereit hält. Eben genau wie es sein sollte. Bleibt abzuwarten, was die Zukunft noch bereithält, seit diesem Album wurde bereits ein weiteres veröffentlicht und eine Split mit WINTAAR über Ewiges Eis ist auch bereits angekündigt. Das Album ist als CD im Jewelcase (500 Exemplare) erhältlich, darüber hinaus wurde auch eine auf 50 Stück limitierte A5-Digi veröffentlicht. Der Preis beläuft sich dabei auf 11,- (für's Jewelcase) bzw. 18,- Euronnen und sind entweder direkt über Ewiges Eis Records oder aber auch im Mailorder von Methorn erhältlich.

Ami Black Metal voll nostalgischer und grimmiger Atmosphäre. Sollte man sich nicht entgehen lassen!


Darbietungen:
01. The Imminent Cleanse
02. Rise from the Ashes
03. Archaic Wisdom
04. Death is Everything (Interlude)
05. Aurelian Fortress
06. The Dungeon of Existence
07. Eyes of Night (Interlude)
08. Native Soil
09. Astral Migration
10. Time Devours Everything (Outro)

Laufzeit: ca. 48 Minuten



Review: Orek - Garten der Lüste (MC, SodoGommorah Records - 2018)

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OREK, jenes Ein-Mann-Projekt, welches bereits letztes Jahr mit seinem selbst-betitelten Demo auf sich aufmerksam machte (die Besprechung lässt sich >>hier<< finden), meldet sich nun erneut zurück. Die zweite Demo-Kassette aus der Feder von Orek V. Vogelsang hört auf den illustren Namen "Garten der Lüste" und beinhaltet einmal mehr sechs Lieder voll blasphemischen Treibens, Hass erfüllten Gedankenguts und menschlicher Agonie.







Musikalisch gesehen hat sich hier nicht allzu viel verändert, wenn man das erste Demo aus dem letzten Jahr als Vergleich heranzieht. Wobei es ja wohl nicht das erste Werk des Herrn unter dem Namen OREK war, da verschiedene Recherchen ergaben, dass es wohl noch mindestens ein weiteres Werk aus dem Jahr 2012 gegeben haben muss, mit welchem man aber wohl im Nachhinein selbst nicht so ganz zufrieden war - zumindest lässt sich dieses, ebenfalls selbst-betitelte, Werk nicht auf der offiziellen Bandcamp-Seite finden. Wie dem auch sei, soll hier nun ja auch nicht Thema sein. "Garten der Lüste" hält wie bereits erwähnt sechs Lieder bereit, wovon das erste allerdings als Intro hinhalten muss. Schön sphärische Klänge, die einen beinahe schon in einen Trance-ähnlichen Zustand versetzen. Mit verzerrten Gitarren wird dann ein Übergang zum ersten regulären Song "Wollust" geschaffen, der einen dann auch aus dieser fast meditativen Stimmung reißt. "Wollust" entpuppt sich als schneller und kompromissloser Schwarzmetall, der keine Gefangenen macht. Trotzdem gibt es hier durchaus ein paar sehr tolle Details zu entdecken, vor allem im Spiel der Gitarren. "Trypticon, das dreiteilige Bild der Menschheit" zeigt sich von ähnlich simpel gestrickter Struktur. Letztlich ist das Klangbild hier etwas dumpfer gehalten und bietet vielleicht auch deshalb einen brachialeren Sound, verfehlt seine Wirkung aber auch wie der Vorgänger nicht. Zum Ende geht es nahtlos über in "Der vogelköpfige Höllenfürst" - der bestimmt räudigste Beitrag der Kassette. Und hier muss ich wie auch schon beim Erstling auf die Musik von GODLESS CRUELTY verweisen, die so einen ganz ähnlichen Klang aufwiesen. Die beiden letzten Beiträge "Naturgewalt" und vor allem der Rausschmeißer "Gewitter" zeigen dann noch einmal die Stärken des Werkes auf: pfeilschnelle, eiskalte Riffs und Melodien, spielerische Details, die das allgemein etwas hypnotisch-monoton gehaltene Treiben etwas auflockern und interessant halten und ein grimmiger Gesang. Passt!

Fazit:
Dass es sich auch beim zweiten Werk von OREK nicht um den ganz großen Wurf oder gar um ein neues Black Metal-Meisterwerk handelt, dürfte wohl schon im Vorfeld klar gewesen sein. Aber das ist wohl auch nicht die Intention hinter "Garten der Lüste" gewesen. Orek V. Vogelsang wird hier wohl vielmehr die Idee gehabt haben, seine Interpretation des Black Metal zu verwirklichen. Und die erweist sich nun einmal als brachial, zeitweise monoton und relativ simpel gestrickt. Dass das aber nicht unbedingt immer schlecht sein muss, zeigen ja auch Kapellen wie beispielsweise RUNENWACHT, die mit ihrem letzten Album vollauf überzeugen konnten. Von dieser Qualität ist OREK allerdings noch etwas entfernt, denn nicht alle Lieder auf "Garten der Lüste" sind so überzeugend wie etwa "Gewitter" oder "Wollust". So zeigt auch das zweite Demo des Einzelkämpfers noch deutliche Schwächen auf, stellt sich im Endeffekt aber als ein sehr sympathischer Beitrag aus dem deutschen Underground heraus. Die Kassette ist in zwei Ausführungen erhältlich: einmal mit einem schwarzen Wachs-Siegel (limitiert auf 20 Exemplare) und einmal mit einem roten (derer es 30 Stück gibt). Die Hüllen werden dabei von einer Kordel umschlossen, die in Form eines umgedrehten Kreuzes gewickelt wurde. Die Kassette selbst kommt in transparentem Rot mit Logo-Label. Darüber hinaus enthalten beide Versionen ein Mini-Poster mit der Limitierungsnummer, sowie Sticker. Beide Ausführungen sollten noch über die offizielle OREK Bandcamp-Präsenz zu beziehen sein und schlagen mit jeweils 6,- Euronnen zu Buche.

Räudiger deutscher Black Metal aus dem Untergrund. Nicht mehr, nicht weniger!


Darbietungen:
01. Intro
02. Wollust
03. Trypticon, das dreiteilige Bild der Menschheit
04. Der vogelköpfige Höllenfürst
05. Naturgewalt
06. Gewitter

Laufzeit: ca. 25 Minuten




Review: Nebelwind - Verborgen in Nacht und Nebel (CD, Wolfmond Production - 2018)

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Aus Dresden stammt das Projekt NEBELWIND, welches bereits seit 2013 als Ein-Mann-Band existiert, aber erst in diesem Jahr das erste Lebenszeichen von sich offenbarte. Das mag nun daran liegen, dass der bisherige Einzelkämpfer Ködarnek es nicht fertig brachte, alleine ein musikalisches Werk auf die Beine zu stellen, was man ja auch mehr als verstehen könnte. Das erste Erzeugnis jedenfalls fand in Zusammenarbeit mit Apocaleon von ASKVALD statt, der hier nicht nur als Gitarrist agiert, sondern auch für die Aufnahmen, das Mastering, sowie als Produzent verantwortlich zeichnet. Ködarnek hingegen übernahm die Verantwortung für das ganze Musikalische (Texte, Gesang, Tasten, Songwriting...).


So weit also zu den Eckdaten. Doch was hält die erste EP mit dem nicht ganz unprovokanten Titel in musikalischer Hinsicht bereit? In erster Linie wird dem Hörer hier ein ziemlich grimmiges, aber auch sehr erhabenes Werk deutschen Untergrund Schwarzmetalls geboten, was allein der Titel gebende erste Beitrag der CD bereits deutlich macht. Dank einiger guter Tempo- und Stimmungswechsel wird hier eine bedrohliche wie auch majestätische Atmosphäre erschaffen, die sich gleich dichter Nebelfelder in tiefen dunklen Wäldern um die Seele des geneigten Hörers bilden, sie umhüllen und letztendlich sprichwörtlich gefangen nehmen. "Als ich des Winters Reinheit erblickte" kann da leider nicht zur Gänze mithalten, wofür "Im Schein des Mondes" aber wieder vollends entschädigt. Hier ist vor allem das hervorstechende Spiel der Gitarren erwähnenswert. Das letzte Lied "Wiedergeburt" beginnt schwermütig, steigert sich im Verlauf jedoch zu einer kleinen misanthropischen Hymne.

Fazit:
NEBELWIND präsentieren mit ihrem Erstling "Verborgen in Nacht und Nebel" nun kein absolutes Meisterwerk... aber im Ernst: das hat wohl auch keiner erwartet. Allerdings entpuppt sich das Werk bei eingehender Beschäftigung als facettenreicher, als es zunächst den Anschein hat. Natürlich komme ich hier auch nicht gänzlich von weg, einen Vergleich mit ASKVALD zu ziehen, da doch Apocaleon beteiligt ist - wenn sich die Musik beider Projekte auch kaum mit einander vergleichen lässt. Die Abwechslung und Genre-übergreifenden Einflüsse von ASKVALD sucht man hier vergebens, was wohl in der Intention von Ködarnek begründet ist, ursprünglichen Black Metal zu zelebrieren (was ja auch durchaus legitim ist). Großartige Innovation wird hier ergo eher weniger geboten, dafür aber ein Gros an düsteren und authentischen Atmosphären, die jedoch nicht durchgängig Zugang zu mir finden. Erschienen ist das gute Stück bei Wolfmond Production auf Pro-CDr im Digipak, samt umfangreichen Beiheft, welches alle Texte beinhaltet, in einer Auflage von gerade einmal 100 Exemplaren. Das nächste Werk, welches ebenfalls über Wolfmond veröffentlicht werden wird, ist bereits für Mai angekündigt.

Solides Debüt-Werk. Kein unbedingtes Must-Have, aber durchaus eine Anschaffung wert!


Darbietungen:
01. Verborgen in Nacht und Nebel
02. Als ich des Winters Reinheit erblickte
03. Im Schein des Mondes
04. Wiedergeburt

Laufzeit: ca. 25 Minuten




Review: Shroud of Satan - Of Evil Descent (CD, Sol Records - 2018)

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Das deutsche Dreigestirn der Hölle SHROUD OF SATAN öffnet mit "Of Evil Descent" ein weiteres Kapitel in ihrem unheiligen Treiben. Das neue Werk der Horde stellt dabei das mittlerweile zweite Voll-Album dar. Nachdem ich die Veröffentlichung dieser Truppe seit ihrer bereits sehr überragenden Debüt-EP "Litany to the Moon" (eine Rezension lässt sich >>hier<< finden), über das grandiose erste Album "At the Behest of Time" (Rezension ist >>hier<< nachzulesen) bis hin zu einer Split mit COSMIC CHURCH und BLOOD RED FOG, die im Zuge des ersten "Beyond the Mirror of Worlds" veröffentlicht wurde (eine Besprechung gibt es >>hier<<)...



Das Cover zeigt dieses Mal das Gemälde "Der Hexensabbat" des Künstlers Jacques de Gheyn II., welches um das Jahr 1910 entstand. Eingeleitet wird das Album von Klängen des im Jahr 2013 verstorbenen Komponisten Wojciech Kilar. Es handelt sich hier um einen Auszug aus dem Soundtrack zu dem Film "The Ninth Gate (to the Kingdom of Shadows" (im Deutschen natürlich falsch übersetzt in "Die neun Pforten"), welchen ja schon STUTTHOF auf ihrem Referenz-Werk "...And Cosmos from Ashes to Dust..." ausgiebig nutzten. Gefolgt von einem gesprochenen Sample, welches ich allerdings nicht so recht zuzuordnen weiß, wenngleich es mir sehr bekannt vorkommt und ich mir sicher bin, dass ich das eigentlich kennen müsste. Wie immer alles "without permission". Den Rest des "Prelude" lässt die Horde ihre Waffen sprechen, inklusive eines ersten Schreis. Ein kurzer Einspieler mit Gewitter dient dann als Übergang zum ersten Lied "Last Glimpse of Light", welcher direkt und ohne Umschweife klar macht, dass man seiner Linie weiterhin treu geblieben ist und ursprünglichen, kraftvollen Black Metal zelebriert. SHROUD OF SATAN gehen ergo auch auf "Of Evil Descent" keine Kompromisse ein und präsentieren ihre ganz eigene Interpretation des Schwarzmetalls, die sich auf die satanischen Wurzeln und die finstere, anti-kosmische Essenz der Materie beruft. Dabei fällt im direkten Vergleich zu "At the Behest of Time" auf, dass die Produktion hier wieder etwas rauer ist, während sie auf genanntem Werk etwas dumpfer wirkte, was die Angelegenheit wieder etwas mehr an die Atmosphären der Debüt-EP "Litany to the Moon" heranbringt. Was mir persönlich auch bei diesem aktuellen Werk zum ersten Mal bewusst auffällt, sind die sehr sphärischen Keyboard-Passagen, die sich etwa in "A New Dimension" finden lassen. Auch solcherlei Details wie der Anfang von "Dark Visions Beyond", mit knapp vier Minuten der kürzeste Beitrag der CD, sorgen für stimmungsvolle Abwechslung und zeigen, dass sich die Band definitiv weiter entwickelt hat, ohne jedoch ihrem Stil untreu zu sein. Hinzu gesellen sich immer wieder erhabene Tempowechsel oder eingestreute und hervorstechende Parts an den Instrumenten (man höre sich als Beispiel nur einmal die Gitarren in "Unlight Prism" an), die das Geschehen interessant halten und dafür Sorge tragen, dass "Of Evil Descent" keinen Leerlauf zu verzeichnen hat oder gar langweilig wird. Am Ende von "Unlight Prism" erklingt dann noch einmal ein kurzer Auszug aus dem schon oben erwähnten Soundtrack.

Fazit:
Mit "Of Evil Descent" ist SHROUD OF SATAN ein mehr als würdiger Nachfolger ihres grandiosen Debüt-Albums gelungen! Sie setzen mit ihrem neuen Werk eigentlich auch direkt dort an, wo die Vorgänger endeten. Ein Werk, welches zu jeder Zeit den ursprünglichen Geist des Black Metal atmet und eine einzige Ode an den schwarzen Kult darstellt. Dabei sind die Mannen authentisch, wie kaum eine andere Band, was sie und ihr Schaffen enorm von anderen, und vor allem vom Durchschnitt, abhebt! Das Album ist derzeit nur auf CD verfügbar, welche ein umfangreiches Beiheft mit Texten und Fotos enthält. Limitiert ist die ganze Angelegenheit auf 500 Exemplare. Interessenten wenden sich vertrauensvoll an Sol Records, welche die CD für einen Kurs von 10,- Euronnen anbieten. Wer das Label kennt, wird wissen, dass eine Vinyl-Auflage mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch nicht allzu lange auf sich warten lassen wird.

Kraftvoller Black Metal zwischen satanischer Inbrunst, Erhabenheit und rauer Finsternis. Ein Highlight des bisherigen Jahres!


Darbietungen:
01. Prelude
02. Last Glimpse of Light
03. A New Dimension
04. Dark Visions Beyond
05. Of Evil Descent
06. Unlight Prism

Laufzeit: ca. 36 Minuten





Review: Vindorn - Perdition (CD, Sol Records - 2017)

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Nachdem ich das Debüt-Album des Ausnahme-Projekts VINDORN um die Person N. bereits in der Liste meines Jahresrückblicks für 2017 aufführte, folgt nun die verspätete Besprechung des Werkes namens "Perdition" (Verderben). Fragmente der Aufnahmen gehen dabei bis ins Jahr 2010 zurück und wurden dann auch erst 2017, im Jahr der Veröffentlichung, beendet. Immerhin hat man sich in dieser Hinsicht viel Zeit gelassen und auch das Vorgänger-Werk, die "Hrana"-EP lag ja zum Zeitpunkt der Veröffentlichung auch bereits über 4 1/2 Jahre zurück (eine Rezension zu erwähntem Werk lässt sich >>hier<< finden).



Doch war "Hrana" (der Titel hat gleich mehrere Bedeutungen) längst nicht das erste Werk des Projekts um N., der auch mit dem eher Post-Black Metal-lastigen Projekt VAELK aktiv ist, bzw. war, denn inzwischen scheint die Zukunft von VAELK etwas zweifelhaft. So ging der EP eine Split mit den beiden tschechischen Bands TRIUMPH, GENUS und SATOR MARTE voran (die Besprechung lässt sich >>hier<< finden), sowie eine Demo aus dem Jahr 2010, die mir aber selbst nicht bekannt ist. Aufmerksamen Lesern wird nun nicht entgangen sein, dass sich die erste musikalische Entstehung dieses Werkes bis in die Anfangszeit von VINDORN zurückdatieren lässt. Doch keine Sorge: soweit ich das anhand der Titel beurteilen kann, sind auf "Perdition" mit einer Ausnahme keine Zweitverwertungen zu verzeichnen. Die CD umfasst auch ein 4-seitiges Beiheft, welches allerdings keinerlei Texte, sondern lediglich ein paar Daten zur Aufnahme bereit hält und ein, das muss ja auch mal erwähnt werden, sehr stimmungsvolles Artwork bietet.

Kommen wir aber nun zur Musik: eingeleitet wird "Masquerade", das erste Stück, von einem kurzen Auszug eines Dialoges zwischen Antonius Block und dem Tod aus dem Film "Das siebente Siegel" von Ingmar Bergman aus dem Jahr 1957. Was folgt ist ein primitiver, aber durchaus rhythmischer, vornehmlich schnell gespielter Black Metal, der auf Anhieb zu gefallen weiß. Bereits hier wird deutlich, dass N. etwas von stimmungsvollen Song-Strukturen und Spannungsbögen versteht. Das setzt sich auch bei "Ansiktet" fort, der gleich zur Sache kommt und sich nicht mit einleitenden Parts aufhält. Eingesetzte Tempowechsel runden die Sache ab und bieten ein wenig Abwechslung zum sonst eher tristen Geschehen. "Panie Diable" bietet dann Gesang von Stawrogin (u.a. Sänger bei ODRAZA, Gitarrist bei MASSEMORD und ehemaliger Live-Sänger von OUTRE). Ein ziemlich minimalistischer Song, der aber einige Genre-übergreifende Facetten im Gesang bietet, was die Angelegenheit extrem interessant macht. Auch die Instrumente nehmen zeitweise einen recht progressiven Stil an. Den Text zu dem Stück schrieb der ebenfalls polnische Musiker Dominik Gac. Kommen wir nun zu der einzigen Neuaufnahme des Albums: "Rozhodnuti osudu? Trest" wurde bereits im Zuge der bereits weiter oben erwähnten Split mit SATOR MARTE und TRIUMPH, GENUS veröffentlicht, doch für dieses Album noch einmal komplett neu eingespielt. Neben dem folgenden "Eros hemlighet" stellt dieses Stück auch eines der Highlights des Albums dar, wobei der stolz-erhabene Stil von "Vanmakt" auch etwas für sich hat. Hier wird auch so ziemlich für jeden etwas geboten - hymnisches Midtempo, aber auch erhabene Raserei. Im letzten Lied "Vládcové" steuert dann noch Jaroslav von TRIUMPH, GENUS den Gastgesang bei.

Fazit:
VINDORN hat sich mit dem Debüt-Album ordentlich Zeit gelassen, und das hört man dem fertigen Werk auch an. Es ist zwar nicht immer perfekt und weist Ecken und auch ein paar Kanten auf - aber gerade das macht "Perdition" zu einem sehr authentischen und sympathischen Werk, welchem man die Hingabe, mit der es eingespielt wurde, einfach anhört. Nicht umsonst fand es schließlich noch Erwähnung im Jahresrückblick. Neben dieser auf 500 Einheiten limitierten CD wurde parallel auch eine Kassette veröffentlicht, derer es gerade einmal 100 Stück gibt. Eine Auswertung auf Schallplatte wird wohl, wie schon bei der EP, auch nicht allzu lange auf sich warten lassen - hoffe ich. Bis dahin gibt es sowohl die CD als auch die MC über Sol Records zu erstehen, für 10,- bzw. 6,- Euronnen.

Vielleicht kein perfektes Werk, aber mit sehr viel hörbarer Hingabe zelebriert. Definitiv ein mehr als unheilvolles Album, welches man in die Sammlung aufnehmen sollte!


Darbietungen:
01. Masquerade
02. Ansiktet
03. Panie Diable
04. Rozhodnuti osudu? Trest
05. Eros hemlighet
06. Vanmakt
07. Vládcové

Laufzeit: ca. 31 Minuten




Review: Frostland - Winterkult (CD, Eigenproduktion - 2018)

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Aus dem Rheinland stammen die vier Herren von FROSTLAND. Genauer gesagt aus dem Land des Karnevals - also nicht Brasilien, sondern eher Kölle. Mit Karneval scheint das Quartett allerdings nicht viel am Hut zu haben - immerhin wird auf dem Promo-Foto im Beheft sogar Corpsepaint strickt vermieden. Scherz beiseite... bei FROSTLAND, die mit "Winterkult" bereits im März ihr erstes Album in digitaler Form veröffentlichten, handelt es sich mitnichten um eine weitere nichtssagende, lächerliche Kapelle, sondern um durchaus seriöse atmosphärische Black Metal-Musik...




Doch dazu später mehr. Hier präsentiere ich nun erst einmal ein paar Eckdaten, da mir die Truppe vor diesem Werk auch überhaupt nichts sagte (und dabei ist Köln jetzt noch gar nicht einmal sonderlich weit weg...). FROSTLAND gründeten sich 2006, zwei Jahre später erschien die erste Demo-CD "Zwielicht", welcher es gerade einmal 50 Stück gab. Diese enthielt neben drei eigenen Liedern auch eine Nachspielversion von BURZUM's "Lost Wisdom". Erst 2011 folgte dann mit "Existenz" eine weitere Demo-CD, die dieses Mal auf lediglich 25 Exemplare limitiert war und abermals vier Lieder präsentierte. Weitere drei Jahre später erschien mit "Dekaden der Dekadenz" die dritte Demo auf CD, in einer Auflage von 200 Stück (eine auf 50 Stück limitierte Kassette existierte ebenfalls). Und ich meine mich zu erinnern, sogar schon einmal namentlich wie auch inhaltlich von dieser gehört zu haben. Auf dem Werk wurden nämlich auch GORGOROTH und TORMENTOR gecovert, zumindest "Elisabeth Bathory" kommt mir sonderlich bekannt vor (wahrscheinlich bin ich auf der Suche nach Coversongs drüber gestolpert). Ein Jahr später folgte dann noch die EP "Visionenfluch", die ebenso auf CD und Kassette veröffentlicht wurde. Nun, weitere drei Jahre später erschien mit "Winterkult" das erste Voll-Album der Horde, dessen Anfänge bis ins Jahr 2014 zurückgehen, in welchem man mit dem Songwriting begann - aufgenommen wurde dann ab 2017. Zeit hat man sich also definitiv gelassen.

"Winterkult" besteht aus sechs Liedern und hält neben dem Silberling noch ein 12-seitiges Beiheft bereit, welches alles Texte, sowie Informationen zur Besetzung und zur Aufnahme, sowie ein Foto und zu den Texten passende Illustrationen bereithält. "Winterkult" ist dabei viel mehr, als ein bloßer Album-Titel. Das Werk beschäftigt sich nämlich durchgehend mit der Thematik, insbesondere die Polargebiete des hohen Nordens werden hier besungen. So beschäftigen sich Texte wie "Krater" mit der Landschaft von Island, "Aurora Borealis" mit dem Nordlicht, welches die Wikinger einst Bifröst nannten, die Brücke, auf welcher die gefallenen Krieger nach Asgard, ins Reich der Asen schritten, oder "83°41'20,7''N,31°5'26,8''W" welches der Ultima Thule gewidmet ist (seit 2008 wird die Insel Schmitt's Island als der nördlichste Landstrich der Erde angesehen... allerdings auch umstritten, wie Recherchen im weltweiten Netz ergeben haben). Musikalisch bietet man eine Mischung aus, ich zitiere aus der Biographie, skandinavischem Black Metal mit atmosphärischen Strömungen und Elementen des US Black Metals. Das kann man getrost so stehen lassen. Wobei eingehender noch anzumerken sei, dass FROSTLAND sich weniger am norwegischen Stil, denn mehr am schwedischen Schwarzmetall orientieren und diesen mit sehr atmosphärischen Momenten aufwerten. So lassen sich auch ein deutliche Post Black Metal-Anklänge finden, ähnlich denen von WOLVES IN THE THRONE ROOM oder auch WEAKLING - allerdings ohne Dark Ambient (daher evtl. auch der Bezug zum US Black Metal), da die gesamte Atmosphäre allein auf dem Einsatz der Saiten und des Schlagwerks fußt. Im Zusammenspiel mit dem facettenreichen Gesang offenbart "Winterkult" dem Hörer nicht nur eine spannend arrangierte Reise in finstere Weiten endlos karger Natur, die trotzdem so erhaben ist, dass sie der Mensch kaum zu erfassen im Stande ist, sondern ist auch in der Lage, all diese Bilder monotoner Winterlandschaften vor dem geistigen Auge des Hörers zu projizieren. Die lebensbejahenden Aspekte von WITTR gehen FROSTLAND allerdings, zu meiner Freude, völlig ab. Die Gruppe sieht sich selbst als Schwarzmetall-Kapelle. So mag man das gesamte Album-Konzept als "ein Traum von menschenleerer Schönheit" bezeichnen. Auch ein Quäntchen Death Metal lässt sich im Gesang wiederfinden, was auch gleich der erste Beitrag "Jenseits der Mauer des Schlafes" belegt. Wer hier übrigens an mehrstimmigen Gesang denkt, der liegt richtig, ebenso wurden Passagen von D. K. alias Dod von BELTEZ ein gesungen.

Fazit:
Diese ganzen Aspekte machen "Winterkult" zu einer durchweg runden Sache und zu einem spannenden Album. FROSTLAND ist hier ergo ein unheimlich dichtes und intensives atmosphärisches Werk geglückt, welches sich nicht nur vornehmlich Jüngern des Atmospheric Post Black Metal richtet, sondern an all' jene, die von ihrem Schwarzmetall mehr erwarten, als 08/15 Geplänkel und sinnlose Floskeln. Eine perfekte Symbiose aus Musik und Lyrik, wie sie in längst vergangenen Zeiten auch IMMORTAL zu zelebrieren wusste. Das Album gibt es wie bereits erwähnt sowohl als digitale Version über FROSTLAND's Bandcamp für einen Kurs von 5,- Euronnen, oder aber bald auch als CD (eine Limitierung ist mir nicht bekannt - ich denke aber mal, dass eine Auflage von 500 Exemplaren realistisch ist). Zwecks einer Bestellung wendet euch direkt an die Band über ihren Email-Kontakt oder aber über Visagenbuch. Der Verkaufsstart für das physische Medium ist für den 5. Mai angesetzt - an jenem Tage steigt auch die Release-Party im Kölner Valhalla Metal Club. Wer kann, sollte sich das Spektakel also nicht entgehen lassen!

Ein atmosphärisch dichtes und überraschend eindringliches Werk. "Winterkult" sei all' jenen ans schwarze Herz gelegt, die sich von einem Album mehr versprechen, als 0815-Geknüppel und sich von der Musik gerne ganz und gar vereinnahmen lassen und sich durch sie auf geistige Reisen quer durch Schneestürme und monumentale Landschaften der menschenfeindlichen Natur!


Darbietungen:
01. Jenseits der Mauer des Schlafes
02. Krater
03. 83°41'20,7''N,31°5'26,8''W
04. Fragmente im Sturm
05. Aurora Borealis
06. Winterkult

Laufzeit: ca. 42 Minuten



Review: Zeit - Live At Nightfall (The Radio Blau Sessions) (MC, Eigenproduktion - 2017)

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Eine Weile ist es her, da gab die Leipziger Band ZEIT ein Interview für Nightfall, das Format des Senders Radio Blau für Metal-lastigen Krach und Störgeräusche. Klar, da passt die Truppe mit ihrem wilden Mix aus Sludge, Doom und Black Metal absolut rein (und bevor die ersten meckern... das ist eher im satirischen und selbst-ironischen Sinne zu verstehen). Neben dem Interview, welches man auch bis heute über Youtube abrufen kann, fand aber noch ein kleiner musikalischer Auftritt der sympathischen Ostdeutschen statt, welcher hier nun zunächst im digitalen Format und später auch auf Kassette gebannt wurde.



Aufgenommen wurde das ganze am 15.10.2017, zelebriert werden hier vornehmlich Songs aus dem aktuellen Werk "Konvergenz" (eine ausführliche Besprechung lässt sich >>hier<< nachlesen), welches ich auch nicht ohne Grund in meinem Jahresrückblick für 2017 erwähnte. Dass das Trio sich aber nicht nur auf einem Studio-Album gut anhört, beweisen sie mit diesem Live-Dokument. Im Gegenteil bekommen die Lieder mit ihren teils sehr wütenden und sozialkritischen Texten durch die Darbietung noch einmal eine ganz andere Gewichtung. Spielerisch gibt es nichts auszusetzen, die Instrumente harmonieren in ihrem Zusammenspiel und der Gesang ist einfach nur als grimmig zu bezeichnen. Man spürt die ehrliche Hingabe, mit der hier zu Werke gegangen wird und dass die Jungs mit viel Wut im Bauch ihre Musik zelebrieren. Lieder wie "Rand" oder "Nichts", die auch in politischer Hinsicht eine klare Stellung beziehen, seien hier besonders hervorgehoben. Aber auch das stolze Stück "Verzerrt", der Opener des letzten Albums, wie auch der erste Akt des Live-Rituals erhält durch die authentische, irgendwie dreckige und unbändige Atmosphäre dieses Auftritts ein anderes Flair. Neben den Songs vom "Konvergenz" Album lassen sich aber auch ältere Stücke finden wie etwa "Groll" (von der "Trümmer" EP) oder "Verloren" (von der "Gram" EP). Das Besondere ist aber der hier unbetitelte neue Song, der sich nahtlos in das Geschehen einfügt und einen mehr als würdigen Abschluss bietet.

Fazit:
Ein richtig tolles Live-Album, welches uns ZEIT hier präsentieren. Genau so sollte sich ein Konzert-Mitschnitt anhören: authentische Musik, dezentes Publikum an den richtigen Stellen, nicht über- oder gar nach-produziert. Jeder, der "Konvergenz" etwas abgewinnen konnte, sollte dieses Kleinod zumindest einmal antesten. Das Album erschien ursprünglich in digitaler Fassung, jedoch existiert noch eine, ziemlich limitierte, Kassette, die als Pro-Tape in einem einfachen bedruckten Schuber daher kommt. Die Auflage umfasst lediglich 10 Stück und ist beinahe restlos vergriffen. Wer also noch ein Exemplar ergattern möchte, der sollte nicht mehr zögern, sondern am besten schon Vorgestern zugeschlagen haben. Der Preis beläuft sich auf 5,- Euronnen (+ P&V), bzw. 1,- Euronnen für die digitale Version. Beides ist noch zu beziehen über die Bandcamp-Präsenz von ZEIT.

Authentisches Live-Dokument einer meiner Meinung nach immer noch gnadenlos unterschätzten Truppe!


Darbietungen:
A-01. Verzerrt
A-02. Rand
A-03. Nichts
A-04. Weiter
B-05. Unten
B-06. Verloren
B-07. Groll
B-08. Untitled 2018

Laufzeit: ca. 37 Minuten




Review: Wintarnaht - In Âgez (CD, Talheim Records - 2017)

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Das inzwischen dritte Voll-Album präsentiert das bereits 1997 gegründete deutsche Projekt WINTARNAHT, hinter welchem sich niemand geringerer als Herr Grimwald (u.a. DAUÞUZ und ex-SCHATTENTHRON) verbirgt. Zugegeben, habe ich die Werke dieser inzwischen Ein-Mann-Horde jetzt nicht mehr sonderlich weiter verfolgt nach der meiner Meinung bereits sehr großartigen ersten Demo "Rache..." aus dem Jahr 2007 (Ist die tatsächlich schon so alt?), welche noch unter dem Namen WINTERNIGHT veröffentlicht wurde...



Es folgte im gleichen Jahr eine Split mit der deutschen Horde TROLLZORN (mir am ehesten durch ihre 2003er Demo "Krieg gegen Feinde in den eigenen Reihen!" bekannt, aber auch durch ihr Debüt-Album "Deutsche Urgewalt" oder ihre Split mit VERGELTUNG "Gegen Feind und Verräter", 2014 erschien noch eine Split mit HEIMDALLS WACHT), welches auf der WINTERNIGHT-Seite die komplette "Rache..." Demo-CD enthielt, dann drei Jahre später das Debüt-Album "Pestilenz", welches allerdings so völlig an mir vorbei gegangen ist. Interessant hierbei war wohl auch die Entstehungsgeschichte, da dieses erste Album ursprünglich als Split geplant war. Die andere beteiligte Band hatte es aber wohl nicht geschafft, ihre Beiträge rechtzeitig einzuspielen, und so veröffentlichten sowohl WINTARNAHT (hier immer noch als WINTERNIGHT aktiv) als auch TODGEWEIHT ein Album gleichen Namens - über Obscure Abhorrence Productions, bzw. über Vacula Productions. Auch für das weitere drei Jahre später veröffentlichte Album "Tôdhên Uoþal", auf welchem die Band erstmals durchgängig mit der alt-hochdeutschen Sprache arbeitete und sich passend dazu endgültig in WINTARNAHT umbenannte, blieb man Obscure Abhorrence treu und veröffentlichte die CD in einer Auflage von 500 Stück, was gerade einmal der Hälfte des Debüts entsprach. Mit dem Album wurde ich dann auch wieder auf das Schaffen der Horde, die damals noch als festes Duo agierte, aufmerksam (eine, wenn auch kurze, Rezension lässt sich >>hier<< nachlesen). Mit dem Stil konnte ich zu der Zeit aber wohl eher nicht sonderlich viel anfangen, oder aber ich war einfach nicht in der Stimmung oder sonderlich empfänglich für Black Metal mit heidnischen Anwandlungen. Auf jeden Fall war ich nicht sonderlich angetan von dem Werk. Ergo bekam ich dann auch nicht mit, dass 2015 noch eine weitere EP sowie 2016 über Narbentage Produktionen eine Kompilation veröffentlicht wurden. Im letzten Jahr schließlich brachte man unter dem Banner des österreichischen Labels Talheim Records das neue Album "In Âgez" (so viel wie "In Vergessenheit") heraus, was mich nun zur folgenden Rezension bringt...

Zunächst einmal sei hier die Aufmachung erwähnt. Wenn man sich diese beguckt, wird nämlich direkt klar, dass Grimwald sich ernsthaft mit der Materie auseinandersetzt und ihm eine Symbiose zwischen visueller Gestaltung und der musikalischen Klangwelt äußerst wichtig ist. Die CD haust in einem stabilen, mehrfach ausklappbaren Digipak in gräulichen Naturfarben und verbrannter Holz-Optik. Das Logo selbst ist in der bekannten Runenschrift, genau wie der Titel ebenfalls in Runen verfasst ist, die noch mit Wurzelwerk verziert wurden. Allerlei heidnische Symbole lassen sich ebenso ausmachen, wie Abbildungen von Holz- und Kupferstichen. Der Innenteil des Digis enthält dann auch alle Texte in abgedruckter Form mit dem alt-hochdeutschen Titel, welcher dann noch einmal ins Hochdeutsche und Englische übersetzt wurde. Die Texte selbst sind in alt-hochdeutscher Sprache verfasst. Darüber hinaus beinhaltet das DigiPak dann aber noch ein umfangreiches Beiheft, welches die Texte auch ins heutige Deutsch übersetzt. Zudem gibt es noch ein paar Fotos, sowie Informationen zur Besetzung (Goatruler, der mit Grimwald ja auch in SCHATTENTHRON zusammen musiziert hat, hat erneut hinter den Trommeln Platz genommen, und ArdathBey (CHANT OF BLASPHEMY) erneut am Bass) und den Aufnahmen auf diesem Album. So stammt das Writing für die Rhythmusgitarre in "Anagift þe Wintar II" aus der Feder von Vrchtr (KOMMANDO GEISTESWAFFE), der bereits an der Kompilation beteiligt war. Das Digipak kann durch einen kleinen Klettverschluss wieder geschlossen werden. Das ist nicht nur praktisch, sondern sieht alles in allem auch sehr hochwertig aus.

Doch genug des Vorgeplänkels. Schließlich soll es in einer Rezension ja auch vornehmlich um die Musik an sich gehen. Doch in diesem Falle erschien mir eine intensivere Betrachtung der Aufmachung als durchaus sinnvoll, da einem sich auf diese Weise vielleicht auch das eine oder andere Detail in der Musik erschließt und das Artwork im allgemeinen bereits einige Bezüge auf die Texte und die instrumentale Darbietung nimmt. Halt genau, wie es sein sollte. The good olde way, sozusagen. WINTARNAHT agiert hier wie bereits beschrieben, noch als Trio, jedoch gibt Grimwald bereits auf der letzten Seite des Beihefts zu verstehen, dass WINTARNAHT in Zukunft als alleiniges Projekt weitergeführt werden wird. "In Âgez" beinhaltet 10 Lieder, von denen das erste - Titel gebende - Stück als als instrumentaler Einklang dient. Eingeleitet durch Waldgeräusche wie rauschendes Gewässer, leise wispernden Wind, Eulen und Greifvögel, setzt sogleich ein heroischer Mix aus erhabenem Black Metal und hymnischen Pagan-Symphonien ein. Und dem Hörer wird klar: noch nie hat eine Eigenbezeichung des Stils so sehr gepasst, wie im Falle von WINTARNAHT der "Archaic Black Metal". Der etwas klösterliche Singsang am Ende nimmt dann direkten Bezug auf das folgende "Balwaz Gudam" (übersetzt mit "Krankheit Theismus"). Ein schneller und aggressiver Black Metal-Song, der zunächst ein wenig chaotisch erscheint, aber dank seiner vielen Breaks und Tempowechsel reichlich Abwechslung bietet. Das Schlagzeug nimmt teils militante Züge an, der Gesang erweist sich als grimmig, aber in weiten Teilen auch als sehr melancholisch, was sich weiter erschließt, wenn man sich die Mühe macht und den Text ließt. Eine Abrechnung mit dem falschen Glauben, genauso wie mit Heuchlern, und Menschen, die einfach nur blind folgen. Das könnte man jetzt weiterführend nicht nur auf Religion, sondern auch auf die Black Metal-"Szene" an sich beziehen, die voll von solchen Minusmenschen ist, die einfach nur irgendwelchen Trends, Bands und Aussagen hinterherjagen, ohne zu hinterfragen und ihren eigenen Kopf zu gebrauchen. Aber das ist nur eine Interpretation meiner Seits. "Megîn Aihha" ("Die mächtige Eiche") dagegen ist eine Huldigung an die, wenn ich einmal aus dem Text zitiere, "Heilig allmächtige Eiche". So galt die Eiche als Baum des Lebens und eines der größten Heiligtümer der Germanen. Im Text wird ebenfalls auf die Fällung der Donareiche durch den christlichen Missionar Bonifatius um das Jahr 723 a. B. eingegangen: "Auch wenn der Stamm zuletzt geschändet/Von des Kreuzes üblen Knechten/Ruht in jedem Geist, die verborgene Sehnsucht/Nach dem alten Sein, für alle Ewigkeit.../Versunken in Vergessenheit". Die Instrumente schlagen hier einen gedämpfteren Ton an, werden im hymnischen Midtempo, bis hin zu einer rhythmischen schnelleren Gangart zelebriert. Der Gesang zeigt sich hier auch mehr als facettenreich, bietet sowohl grimmiges und hasserfüllte Gekeife, als auch Gekrächze, einen anmutigen nordischen Chor und verzweifelt klingende Schreie. Eine Berg- und Talfahrt der Emotionen, welche durch die eingestreuten Dark Ambient-Passagen, sowie die Tastenklänge am Ende nur noch intensiver wird. Mit "Morganrôta" ("Morgenröte") erwartet den Hörer als nächstes ein Instrumental, welches sowohl Dark Ambient, als auch Anleihen an den Dungeon Synth bietet (als Vergleich würde ich hier wohl am ehesten WONGRAVEN heranziehen wollen). Jedoch auch einen eher tristen Black Metal, der mich persönlich an alte BURZUM erinnert. Nachdem dieser Aspekt anfänglich wieder aufgegriffen wird, geht es dann mit majestätischem Schwarzmetall weiter in "Niowiht Werþen" ("Nichts wird"), dessen Text einem philosophischen, wie nihilistischen Ansatz im Sinne des Black Metal folgt. "Nicht Eis noch Eisen; nicht Tod noch Leben/Nichts ist niemals und doch wie Alles/Nichts wird mit Weisheit gesegnet geboren". Eine wahre Aussage, und in gewisser Weise kann man in dem Text dann auch wieder einen Bezug zu meiner weiterführenden Eigen-Interpretation von "Balwaz Gudam" herstellen. Mit "Þiu Sunnawentì" ("Die Sonnenwende") zelebriert man dann eine einzige Hymne an die Herrlichkeit der Natur, an die Schönheit des Tages, die Anmut der Nacht und die Magie des Momentes, an dem das Licht der Sonne beide trennt. Die instrumentale Darbietung zeigt gar traumwandlerische Nuancen, wenn hier Ambient-Passagen mit mehr gesprochenen als gesungenen Parts mit einem erhabenen Black Metal und epischem Chor einhergeht. Für den nächsten Beitrag "Seþal ûs îs" ("Der Thron aus Eis") stand nicht EWIGES REICH Pate, wenngleich man das zunächst vielleicht annehmen könnte, da es sich hier doch wieder um einen schnelleren Beitrag handelt, der vermehrt auf misanthropischen Schwarzmetall setzt, jedoch auch die hymnischen Aspekte der Musik nicht außer Acht lässt. Es handelt sich hier viel mehr um eine komplett neu arrangierte Version des gleichnamigen Titels auf der "Rache..."-Demo, welche mit dem Original jedoch fast überhaupt nichts mehr zu tun hat. Die eingesetzten Chor-Samples zeigen zudem Bezüge auf ältere heimische Black Metal-Bands, die hymnische Raserei zum Ende hin hat sogar Referenzen an den nordischen Black Metal der anfänglichen Mitt-90er. Anschließend wird es mit "Anagift þe Wintar II" ("Anbeginn des Winters II") recht besinnlich. Denn hier wird lediglich choraler Klargesang geboten, der mit Akustikgitarren und Trommeln unterlegt wurde. "Raunt die Runen/Ansuz - Weisheit der Erdenkraft/Raunt die Runen/Isaz - der Kälte Dorn". Wohlige Gänsehaut ist hier garantiert! Mit "Rûnarûnôn" ("Runenraunen") kommen wir (leider) auch schon zum vorletzten Beitrag dieses großartigen und umfangreichen Werkes: die Thematik der Runen wurde ja bereits im vorherigen Text angerissen, hier jedoch noch einmal vertieft. So beginnt man hier auch eher wieder gemächlich und erinnert dabei etwas an die düsteren und rituellen Stimmungen von MOSAIC, doch bald schon wandelt sich das Ganze zu einem schnellen Schwarzmetall, der trotzdem voller Details steckt und auch schon einmal ein paar hymnische Zwischenstopps macht, bis hin zum grandios glorreichen Mittelteil - die Geschwindigkeit aber ansonsten konstant hoch hält. Wer bei dieser Umschreibung nun aber an HAGALDOM denkt, der kratzt lediglich an der Oberfläche des musikalisch Vorstellbaren. "Ruenenraunen, im Dunkel der Schwärze der Nacht/Runenraunen, zu der hellen Flammenwacht//Sowilo, Tiwaz, Berkanan, Ehwaz, Mannaz/Laguz, Ingwaz, Dagaz, Othala". Den Abschluss bildet das insgesamt rund 17-minütige "Finstar Trauma" ("Finstere Träume") - wobei das eigentliche Lied gute 11 Minuten ausmacht, die restlichen sechs Minuten kann man als einen instrumentalen Ausklang betrachten, der minimalistischen, aber nicht uninteressanten Dark Ambient beinhaltet. Zu dem Titel an sich, sage ich nur so viel, dass ich seit NARGAROTH's "Vom Traum die Menschheit zu töten" wohl kaum noch einmal einen solch' ehrlichen misanthropischen, zugleich dystopischen Text mehr gelesen habe. Passagen wie "Dekadenz und Gier ist des neuen Menschen, des neuen Menschen höchstes Gut/Ein Tier, das seine Mutter schändet, sie fickt bis sie blutend schreit" oder "Brauch nicht zu schlafen, um zu träumen/Was ich träumte (ist die finstere Wirklichkeit)/Jede Nacht dieser Traum, Jede Nacht der gleiche Traum/Siechenwelt, leere Körper, Leichenbäume" sagen alles. Träumerisch, zutiefst ehrlich und philosophisch!

Fazit:
Ich musste mir auch gerade noch einmal direkt die erste Demo-CD anhören, um zu vergleichen, was sich an dem Klangbild der Horde seitdem wirklich geändert hat. Und man staune: nicht umsonst, nicht umsonst schrieb ich zu Anfang, dass "Rache..." bereits ein großartiges Werk darstellte in meinen Augen. Denn ziemlich viele Aspekte der Musik fanden sich schon auf diesem Erstlingswerk. Leider liegt mir weder das Debüt-Album vor, noch könnte ich mich noch einmal in das zweite Album hinein hören, da ich es nicht mehr besitze. Natürlich ist das Endresultat der Produktion kaum mehr mit dem Frühwerk zu vergleichen, wenn hier jetzt auch nicht der Fehler einer Über-Produktion begangen wurde. So erhält das Klangbild von WINTARNAHT genau den richtigen Druck, ohne aber zu sauber zu wirken - die Underground-Attitüde ist, bei aller Finesse, deutlich erkennbar. "In Âgez" scheint für Grimwald eine Herzensangelegenheit gewesen zu sein, und genau das hört und spürt man auch. Vorausgesetzt natürlich, man lässt sich als Hörer auf dieses umfangreiche, zugegebener Maßen nicht leicht zugängliche Werk ein. Klar würden einzelne Songs des Albums auch aus dem Zusammenhang gerissen funktionieren, jedoch entspräche das wohl kaum der Intention hinter "In Âgez" - welchem man sich in seiner Gesamtheit hingeben sollte, um es auch wirklich begreifen zu können. Dies schließt natürlich auch ein, dass man ausreichend Zeit investieren sollte - WINTARNAHT zelebrieren hier eindeutig keine Musik, die man einfach nebenbei laufen lassen sollte... denn DAS würde dem Album nicht einmal ansatzweise gerecht werden! Wer sich jedoch darauf einlassen möchte/kann, den erwartet ein grandioses Machwerk voller Emotionen, Huldigungen an die Natur und Verschachtelungen, die in mehrerlei Hinsicht interpretierbar sind und bewusst dazu anregen, sich seine eigenen Gedanken zu machen. Die CD kommt wie schon weiter oben erwähnt in einem aufwendigen Digipak, welches noch ein 12-seitiges Beiheft mit allen Texten beinhaltet. Limitiert ist die ganze Angelegenheit auf 1000 Exemplare, zu beziehen direkt über die Band (beispielsweise über den Kontakt auf der offiziellen Weltnetz-Präsenz, oder aber auch über Visagenbuch) oder über Talheim Records.

WINTARNAHT zelebrieren mit ihrem aktuellen Album Schwarzmetall in Reinkultur, lassen dabei jegliche Facetten des Genres mit in ihr Werk fließen und kreieren so etwas vollkommen Neues und Eigenständiges. Ein Meisterwerk, so vielfältig in seiner Gesamtheit, dass es eine wahre Freude ist, sich ihm gänzlich hinzugeben. Etwas, was jeder an sich selbst erfahren sollte. "In Âgez" sollte definitiv in keiner ernst zu nehmenden Sammlung fehlen!


Darbietungen:
01. In Âgez
02. Balwaz Gudam
03. Megîn Aihha
04. Morganrôta (Instrumental)
05. Niowiht Werþen
06. Þiu Sunnawentì
07. Seþal ûz ìs
08. Anagift þe Wintar II
09. Rûnarûnôn
10. Finstar Trauma

Laufzeit: ca. 64 Minuten




Review: Thanatomania - Resignation (CD, Schattenkult Produktionen - 2018)

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Bei THANATOMANIA handelt es sich um ein Trio aus der Bundeshauptstadt, welches sich einer etwas depressiveren Art des Black Metal angenommen hat. Gegründet wurde das Projekt im Jahr 2009, allerdings erschien dann erst im Jahr 2013 ein erstes Lebenszeichen in Form einer Demo-Kassette mit Namen "Mykonismus", welches unter dem Banner von Werewolf Promotion aus Polen veröffentlicht wurde. Weitere drei Jahre später ließ man die EP "Drangsal" auf die Menschheit los, welche durch das Label War Against Yourself aus Italien sowohl in digitaler, als auch in physischer Form auf CD veröffentlicht wurde (im normalen Jewelcase, wie auch in einem limitierten A5-Digipak).


Nun, weitere zwei Jahre später, wurde im vergangenen Monat das erste Voll-Album "Resignation" auf die Erde gespieen. Gleichzeitig ist es für mich seit längerer Zeit einmal wieder die erste Berührung mit einer Veröffentlichung aus dem Hause von Schattenkult Produktionen. Nicht, weil es die Releases nicht wert wären, über sie zu berichten. Eher habe ich das Schaffen dieses Labels durch den eingeschlafenen Kontakt aus den Augen verloren. Aber gut, das soll ja nun nicht Thema sein an dieser Stelle - hier geht es um THANATOMANIA, was im übrigen die krankhafte Überzeugung beschreibt, dass man bestimmt ist, an einem ausgesprochenen Fluch sterben zu müssen.

Die CD liegt mir für die Rezension leider nicht vor, lediglich das Cover vermag ich hier als visuellen Anhaltspunkt zu beurteilen. Abgebildet ist ein Vogel, der allem Anschein nach getötet wurde. Dass dies nun kein Verweis auf die Jagdfreude der Beteiligten ist, dürfte wohl klar sein. Es scheint sich hier meiner Meinung nach um einen Storch zu handeln, der mythologisch für den Träger verstorbener Seelen, als Glücks- und Liebesbote steht. Der bewusst verursachte Tod einer solchen Kreatur führt unweigerlich zur Resignation, in Zuge derer jedwede Hoffnung abgelegt wird. Dafür würde ebenso die sehr trist gestaltete Szenerie in schwarz-weiß-grau sprechen, in der die Dunkelheit jedoch dominanter Bestandteil zu sein scheint. Ebenso könnte der Vogel aber auch einen Schwan darstellen, der bei den Germanen als Sonnenvogel galt, und mit dessen Tod das Licht vom Antlitz dieser Erde schwindet und mit seinem Tod auch alle Hoffnung. Spinnt man diese Gedankengänge weiter, könnte man zu der Einsicht gelangen, dass es durchaus in der Intention der Horde liegt, dass das Federvieh verendet - ja womöglich hat man hier selbst Hand angelegt. Somit würde sich auch die Bedeutung des Bandnamens direkt auf das Cover beziehen. Doch dies sind nun nur Interpretationsversuche meinerseits.

In musikalischer Hinsicht präsentieren THANATOMANIA sechs Lieder, die insgesamt auf eine Spielzeit von immerhin knapp 33 Minuten kommen. Die einzelnen Stücke sind auch lediglich durchnummiert und besitzen keine separaten Titel. So eröffnet sich dem Hörer mit jedem Fortschreiten des Albums ein weiterer Aspekt der "Resignation", was instrumental bei dem tristen, atmosphärischen und teils akustischen Einklang "I" beginnt, sich dann mit "II" zu einem dezent gehaltenen Slow-/Midtempo Black Metal mit gelegentlichen und gezielt eingesetzten Tempowechsel Marke INFAUST oder KATHAARIA. Auch der Break zur Mitte hin, nach welchem der Song noch einmal richtig losgeht, ist sehr stimmig integriert und dramaturgisch in Szene gesetzt worden. "III" zeigt dann von Anfang an Zähne und peitscht ordentlich nach vorne, wenn man auch hier das rhythmisch-erhabene Midtempo selten verlässt. Dass sie das Zusammenspiel ihrer Instrumente beherrschen, machen die drei Herren aber auch hier mehr als deutlich. Dem steht der folgende Beitrag "IV" in nichts nach: er beginnt schnell, wechselt aber immer wieder in hymnische Gefilde und zeigt dabei gar ein paar latente Anleihen an den rituellen Occult Black Metal (als Vergleich wage ich einfach einmal die inzwischen leider aufgelösten ADVERSUM heranzuziehen - eine Rezension zu deren Werk "In The Sign Of Satan" lässt sich >>hier<< nachlesen) oder auch an den Post Black Metal. Mit "V" wird es wieder etwas getragener, aber gleichzeitig auch noch etwas düsterer. Hier wird abermals das harmonische Zusammenspiel der Instrumente deutlich, besonders die Gitarren kommen hier zum Ende hin noch einmal sehr schön zum Einsatz. Allerdings könnte sich der Gesang allgemein etwas facettenreicher präsentieren. Kaum ist es ausgesprochen, wird dieser im nächsten, und leider auch schon letzten, Stück zelebriert. Auf "VI" zeigt sich dieser nämlich nicht gänzlich melancholisch, düster und nostalgisch, sondern auch durchaus grimmig und offenbart wie bereits bei "IV" einige rituell anmutende Aspekte. Instrumental offenbart sich hier das wohl umfangreichste Stück der CD, ein schwarzer Strudel, welcher alles mit sich reißt. Der kurze desolate Ausklang birgt da auch keinerlei Trost, sondern hinterlässt lediglich Leere und Hoffnungslosigkeit.

Fazit:
Gut, zugegeben, ist THANATOMANIA mit ihrem Debüt nun kein über die Maßen hinaus ein Über-Album gelungen. Doch das ist wahrscheinlich auch gar nicht die Intention hinter solch einem Werk wie "Resignation". Die Horde will mit ihrer Musik wehtun und verletzen, sie möchte den Hörer bluten sehen, sich in Schmerz windend auf dem Boden wie ein unbedeutender Wurm. Nein, dieses Machwerk ist bei weitem nichts für Zartbesaitete oder lebensbejahende Neuzeit-Black-Metaller, sondern ein durch und durch schwarzes Stück dunkler Tonkunst, welches sich das Ziel gesetzt hat, alle aufkeimende Hoffnung zu zerstören. Das geschieht hierbei auf eine musikalisch gekonnte und stimmige Art und Weise, dass es beinahe schon eine schmerzhafte Freude bereitet, der Horde zu lauschen. Jedoch hat "Resignation" auch deutliche Schwächen, wie der Gesang, der für mich doch nicht aussagekräftig genug daher kommt, wenn der Sänger aber auch erkennen lässt, dass er mehr kann, als er von sich preisgibt. Vielleicht ist dies aber auch als gewollte Monotonie zu betrachten und somit als Stilmittel zu verstehen. Wer weiß das schon. Die CD erschien wie bereits weiter oben erwähnt über Schattenkult Produktionen in einem Jewelcase und ist limitiert auf 300 Exemplare. Bestellungen können im neu eingerichteten bigcartel-Shop des Labels entrichtet werden. Ob über den Kontakt der Band noch Exemplare zu beziehen sind, vermag ich zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht zu sagen.

Wer auf der Suche nach einem geeigneten Album ist, seine Seele zerreißen zu lassen, wird in dem aktuellen Machwerk von THANATOMANIA fündig werden, sollte allerdings auch nicht mit zu groß gesteckten Erwartungen an die Sache heran gehen. Insgesamt aber ein solider Beitrag aus dem deutschen Underground mit zerstörerischer Macht!


Darbietungen:
01. Resignation I
02. Resignation II
03. Resignation III
04. Resignation IV
05. Resignation V
06. Resignation VI

Laufzeit: ca. 33 Minuten



Review: Skognatt - Ancient Wisdom (Digitales Album, Eigenproduktion - 2018)

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Das Solo-Projekt SKOGNATT aus Augsburg meldet sich auch in diesem Jahr zurück. Doch was ist das? Cover und Titel kommen mir doch irgendwie bekannt vor... und richtig: "Ancient Wisdom" lautetet bereits der Titel der letztjährigen EP, das Cover wurde ebenfalls übernommen, wenn auch noch etwas digital verfeinert und ausgearbeitet. Wie es dazu kam, vermag ich im Detail nun auch nicht zu sagen, aber es macht durchaus Sinn (dazu später mehr).






Für diejenigen, denen das Projekt nun noch rein gar nichts sagt (was mich nicht sonderlich wundern würde, da hier zwar großartige Musik zelebriert, aber kaum nennenswerte Promotion betrieben wird - halt Underground und Selfmade durch und durch...), hier ein kleiner Abriss der bisherigen Bio- und Diskographie. Gegründet wurde SKOGNATT im Jahr 2016 als Ein-Mann-Projekt von Danijel Zambo, der sich zum Ziel setzte, atmosphärische, aber ursprüngliche Black Metal-Musik zu schaffen. Noch im gleichen Jahr erschien dann die erste Demo "Landscape of Ice" als digitale Version, sowie als limitierte CDr. Diese erste Demo bot bereits sehr ausgereift klingenden Black Metal mit düsteren und kalten Atmosphären, der ein wenig an die Glanzzeiten von VINTERRIKET, aber auch an die glorreichen Mid-90ies Skandinaviens erinnerte (eine Rezension zu diesem Werk lässt sich >>hier<< nachlesen). Ende des Jahres folgte dann die fünf Lieder umfassende EP "Stargazer", die ebenfalls in digitaler Form veröffentlicht wurde. "Stargazer" orientierte sich eher am reinen Dark Ambient und ließ Black Metal-Stimmungen nur vereinzelt aufkommen. Im März 2017 brachte man dann die digitale Single "Eternal Frost" heraus, auf die eine Kassette folgte. Jenes Tape trug den Titel "Landscape of Ice", erschien in einer Auflage von gerade einmal 50 Stück und enthielt sowohl die beiden Lieder der ersten Demo, das neueste Lied "Eternal Frost" sowie auf der B-Seite die "Stargazer" EP. Später im Jahr folgte dann die "Ancient Wisdom" EP, welche zwei Lieder beinhaltete und welche ich auch nicht ganz ohne Grund in meinem Rückblick für 2017 erwähnte (die Besprechung könnt ihr euch >>hier<< durchlesen).

Nun kam es mir schon nach dem Genuss dieser beiden Lieder so vor, als wenn mit ihnen längst nicht alles gesagt worden wäre. Und indirekt zeigt es ja das nun hier vorliegende erste Voll-Album, welches sowohl das gleiche Cover, wie auch den selben Titel trägt und auf besagten zwei Liedern fußt. Denn das Album beginnt mit eben diesen. Ich erspare mir daher auch eine nähere Betrachtung dieser ersten beiden Lieder, da die Review zur EP ja noch nicht sonderlich lange zurückliegt und das Geschehen eigentlich recht gut wiedergibt. So kann man "Ancient Wisdom" getrost als Fortführung der letztjährigen EP ansehen. "World Apart" setzt nämlich genau dort an, wo der Titel gebende Song und "Xibalbá" endeten. Hier herrscht allerdings weniger eine rituelle, als eher eine hoch melancholische Atmosphäre und Grundstimmung vor. Das zeigt sich schon allein in der Darbietung der Gitarren. Einerseits hat man hier trist anmutende akustische Klänge, welche in Verbindung mit der etwas schwermütig anmutenden Black Metal-Gitarre, die mich in ihrer Darbietung und Spielweise persönlich an langsame Passagen aus NARGAROTH's Erstling "Herbstleyd" erinnert ("Amarok - Zorn des Lammes", any one?) und den epischen, fast heroischen Keyboards einen sehr märchenhaften und traumwandlerischen Touch bekommen. Ein herzzerreißendes Stück schwarzer Tonkunst, welches mit seinen rund fünf Minuten meiner Meinung nach noch viel zu kurz ausgefallen ist. Weiter geht es mit "Thanatos". Bezog man sich in "Xibalbá" noch auf die Maya und entführte den Hörer auf eine Reise in die neun Stufen umfassende Unterwelt dieser ausgestorbenen Kultur, so widmet man sich hier dem griechischen Todesgott. Entsprechend geht es hier wieder etwas düsterer zu, nimmt aber nicht solch' rituelle Züge an, wie man sie bei "Xibalbá" findet. Es wird hier eher andächtig dem Tode und dem Jenseits gehuldigt, und ich kann mir vorstellen, dass der Text doch einiges über die Gefühls- und Glaubenswelt des Protagonisten aussagt. Mit "Dark Star" betritt man wieder etwas schnellere Gefilde, bewegt sich jedoch weiter im Midtempo. Hier erhält die Musik sogar eine gewisse Space-Ambient/-Black Metal-Nuance, enthält jedoch auch schamanisch-rituelle wie auch typisch nordisch klingende Passagen. Letztgenannten kommen dann endgültig noch einmal so richtig im letzten Beitrag "Fallen & Outro" zum tragen, welchen man ohne weiteres und schlechtes Gewissen als Hommage an die goldenen Mitt-90er bezeichnen kann. Beim Hören kommen einem Horden wie GEHENNA, alte DIMMU BORGIR bis hin zu BORKNAGAR und ENSLAVED in den Sinn. Der kurze Ausklang ist instrumental gehalten und lässt das Album schließlich genau so enden, wie es begonnen hat. Sphärisch, erhaben und doch besinnlich.

Fazit:
Gerade an atmosphärischen Black Metal-Landschaften scheitern so viele Bands, gerade aus dem Underground. Weil ihnen die Möglichkeiten fehlen, ist mit Sicherheit ein Grund, aber längst nicht der einzige. Viele verstehen es auch einfach nicht, dass man auch mit dem Einsatz weniger Mittel großartige Musik zelebrieren kann und dass manches Mal einfach weniger mehr ist. So übertreiben die meisten auch maßlos beim Gebrauch ihrer Tasten und lassen die Umschreibung 'Atmospheric Black Metal' zu einer tuntigen Lachnummer verkommen, die allenfalls noch Gothic Metal-Ansprüchen genügt (ohne das Genre jetzt schlecht machen zu wollen... wobei, wenn ich mir beschaue, was sich heutzutage so alles Gothic Metal nennen darf... doch). Wie man es richtig macht, zeigt einmal mehr SKOGNATT. Was man hier als Ein-Mann-Projekt regelrecht zaubert, ist beachtlich und muss sich keinesfalls hinter den Größen der 'Szene' verstecken. Natürlich immer vorausgesetzt, dass man etwas für Black Metal mit hymnischen Keyboards und Dark Ambient übrig hat und empfänglich für derlei Musik ist. Für mich zeigt gerade das Schaffen solch' einer Band wie SKOGNATT einmal mehr auf, dass das Genre noch längst nicht so ausgelutscht und tot-romantisiert wurde, wie viele immer behaupten. Neben der digitalen Fassung, welche mit ein paar wenigen Euronnen zu Buche schlägt, gibt es auch die Möglichkeit, sich eine auf 50 Stück limitierte Pro-CDr im Digifile (aufklappbarer Digi-Schuber) für 10,- Euronnen anzueignen. Beides ist über die Bandcamp-Präsenz des Projektes erhältlich.

Atmosphärischer Black Metal zwischen heroischer Erhabenheit, meditativer Spiritualität, grimmiger Rituale und andächtiger Stimmung. "Ancient Wisdom" ist ein Album mit vielen Gesichtern und gleichzeitig eine sinnige und machtvolle Fortführung der gleichnamigen EP geworden - und genau das alles macht es zu einem besonderen Machwerk, welches man sich als Anhänger atmosphärischer Musik nicht entgehen lassen sollte!


Darbietungen:
01. Ancient Wisdom
02. Xibalbá
03. World Apart
04. Thanatos
05. Dark Star
06. Fallen & Outro

Laufzeit: ca. 31 Minuten



Vorab-Review: Sial - Destinasi Terakhir (CD, Wolfmond Production - 2018)

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Bei SIAL handelt es sich um ein Duo aus Malaysia, welches sich dem atmosphärischen Depressive Black Metal verschworen hat. Gut, jetzt nicht unbedingt mein Steckenpferd, aber bekanntlich gibt es ja auch immer mal wieder Lichtblicke unter diesen ganzen nichtssagenden Durchschnitts-Bands, bei denen das Hören weniger mit emotionalen Abgründen zu tun hat und die Depression höchstens beim lauschen dieser Kakophonien  entsteht. Zu welcher Gattung sich das, inzwischen aufgelöste Projekt zählen darf, lest ihr nun in folgenden Zeilen...




Gegründet hat sich die Band irgendwann im auslaufenden Jahr 2013 gegründet. Ein Jahr später erschien dann die erste Demo "Mati", welche drei Songs enthielt und als CDr in einer Auflage von 15 Stück veröffentlicht wurde. Diesem folgte dann noch eine EP namens "Nyawa", die als CD in DVD-Case unter dem Banner von Winterwolf Records, welches sich ebenfalls bereits aufgelöst hat, unter's Volk gebracht wurde. Darauf folgten im gleichen Jahr noch zwei Splits, sowie zwei weitere Demos (u.a. "Mati II"). Das Wirklich-Alles-Veröffentlicher-Label Cvlminis stemmte dann 2015 die Kompilation "Emosi Depresi" in Pro-CDr-Format und in einer lächerlichen Auflage von 20 Exemplaren. Diese umfasste beide Teile von "Mati", sowie eine der beiden Splits und die "Nyawa" EP. Kurz darauf veröffentlichte dann Wolfmond Production das erste Voll-Album der Band, welches auf den Namen "Lahir, Hidup dan Mati" (in etwa so viel wie "Geburt, Leben und Tod") getauft wurde. Zu der Musik kann ich nichts sagen, da mir bis zu dem aktuellen Werk nichts von den Herren bekannt war. Im Jahr 2016 brachte man dann noch eine Split heraus, wie auch 2017 eine 3er-Split. Schließlich folgten in diesem Jahr noch eine weitere Kompilation und hier vorliegende letzte EP "Destinasi Terakhir", bevor man sich endgültig auflöste und was mich nun auch zur eigentlichen Rezension bringt.

Der Titel könnte dem Anlass nicht passender gewählt sein, bedeutet er ins Deutsche übersetzt doch in etwa so viel wie "Letztes Ziel". "Badi" legt dann auch gleich ordentlich vor, und macht deutlich, dass es sich bei diesem Gespann, um keine inhaltslose Bande von Möchtegern-Emos handelt, die versuchen, irgendwie Black Metal zu zelebrieren, bzw. das, was sie in ihrem schwulen Treiben dafür halten mögen. Die instrumentale Darbietung hat etwas wirklich Melancholisches und gleichzeitig Erhabenes an sich und auch der Gesang passt, das man hier jetzt aber keine Hochglanz-Produktion erwarten sollte, liegt auf der Hand. Ich werde auch das Gefühl nicht los, im letzten Viertel so etwas wie Flötenspiele heraus zu hören. "Emosi Depressi" orientiert sich nach dem anfänglichen Sample und der Dark Ambient-Kollage dann aber doch leider etwas zu sehr an diesem DSBM-Einheitsbrei, was ich nach dem eigentlich guten Einstieg doch sehr schade finde. Da finde ich "Mimpi" ("Traum") wieder um einiges interessanter. Hier wird minimalistischer Black Metal mit Dark Ambient geboten. Der Gesang ist düster gehalten, hat in Zügen gar eine wirklich authentische trauernde Aura inne. Beeindruckend, und umso mehr frage ich mich, was dann dieser peinliche zweite Song sollte. "Rindu" stellt ein ambientes Zwischenspiel dar, welches darüber hinaus noch etwas geflüsterten Gesang, bzw. gequältes Stöhnen beinhaltet. Mit "Sendiri" ("Allein") präsentiert man dann noch ein Stück im Stil des ersten Beitrags, die Musik ist hier gar noch eine Spur wütender, gerade das Schlagzeug legt hier im weiteren Verlauf enorm zu und gleicht am Ende einem emotionalen Ausbruch. Leider kann dies der Gesang nicht so ganz halten. Auf "Ucapan Terakhir" ("Letzte Rede"), dem letzten Beitrag der CD, hört man die erste Minute zunächst einmal ein Sample, ich denke, dass die Aufnahme durchaus als echt betrachtet werden darf. Was folgt ist dann wieder ein getragener und melancholischer Atmospheric Depressive Black Metal.

Fazit:
Nun ja. SIAL bieten mit ihrer letzten EP nun kein wirkliches Highlight des Genres, zumal die Qualität der dargebotenen Lieder auch sehr schwankend ist. Wo die Band einerseits mehr als überzeugt, versagt sie andererseits leider auf ganzer Linie. Insgesamt betrachtet überwiegen aber die positiven Aspekte und dies führt immerhin dazu, dass sich das Ganze nicht vor älteren Sachen von beispielsweise NOCTURNAL DEPRESSION verstecken muss. Es erreicht jedoch auch nicht die Klasse aktueller Vertreter des Depressive Black Metal wie JOYLESS EUPHORIA oder THE DEPRESSICK. Das Album erscheint am heutigen Tag als Pro-CDr im Jewelcase, in einer Auflage von 50 Exemplaren und schlägt mit 5,- Euronnen zu Buche. Bestellungen gehen direkt an Wolfmond Production.

Solider Vertreter des DSBM. Anhänger dieses Subgenres dürfen hier getrost zugreifen, sollten jedoch auch nicht mit der Erwartung an ein Über-Werk an die Sache heran gehen.


Darbietungen:
01. Badi
02. Emosi Depressi
03. Mimpi
04. Rindu
05. Sendiri
06. Ucapan Terakhir

Laufzeit: ca. 23 Minuten





Review: Totensucht - Commando Degeneration (CD, Wolfmond Production - 2018)

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Auch schon etwas länger in meinem Besitz wähnt sich das aktuelle Werk des Projektes TOTENSUCHT, namentlich "Commando Degeneration". Das mittlerweile vierte Album des Herren wurde einmal mehr unter dem Banner von Wolfmond Production veröffentlicht, unter dem auch die bisherigen Werke des Ein-Mann-Kommandos erschienen. Ob auch das neue Material der Band mit geltenden Konventionen bricht, zeigt die folgende Besprechung.






Zunächst einmal ein kleiner Abriss des bisherigen Geschehens, für alle, die meine vorherigen Rezensionen zu diesem Projekt noch nicht kennen sollten. Die Idee, TOTENSUCHT zu gründen geht zurück auf das Jahr 2010, als die beiden Individuen Keltor (u.a. SCHATTENREICH) und Amarel dies in die Tat umsetzten. 2011 wurde dann das Debüt-Album "Leitbild" aufgenommen, für dessen Veröffentlichung sich jedoch kein passendes Label fand, bzw. keines wirkliches Interesse bekundete. Eine Sache, die mir absolut unverständlich scheint, wie ich auch in meiner Rezension schrieb (>>hier<< nachzulesen). 2013 wurden dann die Aufnahmen zu dem Nachfolger "Teufelswerk (Compilation of Confusion)" vollendet, doch blieb dieses Werk zunächst ebenfalls unveröffentlicht (die Besprechung könnt ihr >>hier<< nachlesen). Beide Alben erschienen dann schließlich parallel erst im Jahr 2017 - ein Jahr nach der Veröffentlichung des bereits dritten Albums "Black-Demonical-Accursed" (die Besprechung findet ihr >>hier<<). Dies lag sicher auch in der zwischenzeitlichen Auflösung der Band im Jahr 2014, da der Weg Keltor's ihn nach UK führte. Er scheint inzwischen ein Pendler zu sein, denn so wenig Informationen sich über TOTENSUCHT als Projekt im weltweiten Netz finden lassen, so wenige gibt es über ihn als Person zu lesen. Keltor ließ seine Musik jedoch nicht sterben und machte schließlich solo weiter, was in dem bereits weiter oben erwähnten dritten Album gipfelte. Nun präsentiert man zwei Jahre später also den direkten Nachfolger.

"Commando Degenereation" sagt es eigentlich schon im Titel. Auf den Black Metal als toten Kult wird geschissen. Ein Kult, der sich mit all den Jahrzehnten immer weiter von seinem Ursprung entfernt hat und durch all' die (kurzlebigen) Trends und die Verwässerungen, die gerade in der heutigen Zeit immer weiter zunehmen, eigentlich seiner ursprünglichen Kraft, seiner Botschaft, seiner Emotionen und seiner ungezügelten Wildheit - kurz: seiner Existenz beraubt wurde. So kann es einem zumindest erscheinen, wenn man sich durch die Musik- und Medienlandschaften dieser Welt klickt, liest oder sonst was. Gäbe es da nicht auch heute noch eine recht vitale Underground-'Szene', die immer wieder Horden hoher Qualität hervorbringt, die den Geist des Black Metals atmen, ihn verinnerlicht haben und ihn auch in ihrer Musik weiter am Leben erhalten.

Nun gehört TOTENSUCHT mit seinem Treiben wohl eher nicht zu jenen Bands, die sich mit großartig formulierten Hymnen an alte Traditionen aufhalten, sondern einfach kritisch hinterfragen - was sich darin äußert, dass mit bestehenden Regeln und Konventionen gebrochen wird (ein Aspekt, der bereits auf dem Cover von "Leitbild" Verwendung fand, auf welchem alles in sein Gegenteil verkehrt wurde (so reißt das Schaf beispielsweise den Wolf oder der Verurteilte enthauptet seinen Henker). Das kommt nicht nur in den Texten durch, sondern auch in der Musik, die alles andere als konventionellen Schwarzmetall enthält. Die Disharmonie der "Introduction", nebst der epischen Midtempo-Atmosphäre des nachfolgenden Stückes "Am Morgen, wenn die Köpfe rollen" sind da noch relativ harmlos und bietet dem Hörer gewohnte Klänge. Doch das ändert sich bereits mit "May the Fire burn", welches dominierende hymnische Keyboards hinzufügt und nach Mitt-90er klingt. Gezielte Tempowechsel runden die ganze Sache noch zusätzlich ab. Der Gesang zeigt sich auch facettenreich und bietet gar ein paar klare Passagen. "In Honour of Regression" toppt dann zunächst aber alles mit den recht schrillen Gitarren am Anfang, die an einen Mix aus Punk und Blackgaze erinnern. Diese tauchen im weiteren Verlauf immer wieder auf, wechseln sich mit schnellen Post-Black Metal-Passagen ab. Hier präsentiert Keltor neben seinem zornigen Gekeife auch einen hohen schrillen Schrei, der als Tribut an VENOM verstanden werden kann. Doch das ist nichts im Vergleich, was einen auf "Von dem, der das Licht bringt" erwartet: instrumental gesehen eine sehr schöne Nummer - rhythmisch, schnell und erhaben. Doch mit dem schrillen Gesang zur Mitte hin kann ich mal so überhaupt nichts anfangen. Die beiden folgenden Stücke "Temple of Hades" und "Result of mondern Moon Shadows" sind dann aber wieder zwei wirkliche Hymnen, für die ich TOTENSUCHT so enorm schätze. "Von Schwärze verweht" bildet den Abschluss dieses Albums und stellt mit knappen 8 Minuten auch den längsten Song dar. Eingeleitet durch Vogelgezwitscher, geht man in einen erhabenen und atmosphärischen Black Metal über, nimmt im Verlauf einige militante Züge an, dann geht alles in ein Break mit Akustikgitarren und untermalten Kriegs- und Schlachtenlärm über, bis es schließlich in einem instrumentalen Black Metal-Part endet.

Fazit:
Ganz so unkonventionell wie das Debüt-Album ist "Commando Degeneration", welches gerade durch solche Songs wie "What has happened?" bestach, nicht geworden. Aber gut, das habe ich nun nach den beiden anderen Alben auch irgendwie nicht angenommen. TOTENSUCHT hat definitiv seinen Stil gefunden und der erweist sich hauptsächlich als atmosphärisch und erhaben. Provokant und nachdenklich bleibt jedoch die vertonte Lyrik des Protagonisten und auch die Art und Weise der Darbietung eckt hier und da bewusst an. Auch nicht kann mich nicht mit allen Passagen anfreunden, empfinde gerade die hohen Gesangs-Passagen in "Von dem, der das Licht bringt" als kurz vor der Peinlichkeit - respektiere Keltor aber trotzdem für seine Kunst und seinen Mut. Wolfmond Production veröffentlichte das Teil wie schon "Black-Demonical-Accursed" auf Pro-CDr in einem Digipak, welches auf 100 Exemplare limitiert ist. Die Kosten belaufen sich dabei auf 10,- Euronnen. Zwecks einer Bestellung wendet euch also am besten direkt an die bekannte Kontakt-Adresse von Wolfmond.

Konsequente Fortführung des Vorgängers. TOTENSUCHT steht mit seiner Musik weiterhin für den freien Geist und die freie Entfaltung des Individuums, was nicht immer mit bestehenden Konventionen und Vorstellungen konform gehen muss. "Commando Degeneration" wird bei weitem nicht jeden gefallen - will es aber auch gar nicht!


Darbietungen:
01. Introduction
02. Am Morgen, wenn die Köpfe rollen
03. May the Fire burn
04. In Honour of Regression
05. Von dem, der das Licht bringt
06. Temple of Hades
07. Result of modern Moon Shadows
08. Von Schwärze verweht

Laufzeit: ca. 47 Minuten



Review: Runenwacht - Blutrecht (CD, Northern Fog Records - 2018)

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Es ist soweit: endlich halte ich das neue Album der süddeutschen Recken in Händen. Das neue Werk aus der Feder von RUNENWACHT dürfte einmal mehr die selbsternannten Sittenwächter der 'Szene' auf den Plan rufen, und für allerlei Entrüstung sorgen, denn "Blutrecht" steht ganz in der Tradition seiner Vorgänger und nimmt kein Blatt vor dem Mund. Ob es um Religion, Politik oder die 'Szene' an sich geht... hier bekommt wirklich jeder sein Fett weg. Doch die drei Herren wollen nicht bloß provozieren, sondern regen mit ihren Texten auch durchaus dazu an, sich seine eigenen Gedanken über diese Zustände zu machen.



Doch von Anfang an. Für jene, welche die letzten drei Rezensionen auf diesen Seiten wahrhaftig noch nicht gelesen haben sollten, hier ein noch einmal ein kleiner biographischer Abriss. RUNENWACHT wurde im Jahre 2011 a. B. als ursprüngliches Quartett gegründet, anfangs noch mit dem Individuum Wulfgar als erste Stimme beim Gesang, Rex übernahm Gitarre & Zweitgesang, Øs den Bass und Sturmkaiser nahm Platz hinter dem Schlagwerk. In dieser Formation wurde dann 2013 die erste CD-EP "Schrei des Hasses" in Eigenregie und einer Auflage von 100 Exemplaren veröffentlicht (eine Besprechung lässt sich >>hier<< nachlesen). Damals wirkte noch einiges nicht sonderlich ausgereift und, ich muss sagen, recht stümperhaft. Allerdings war auch durchaus Potential zu erkennen, was vor allem dadurch begründet wurde, dass sich die Horde erfreulich authentisch gab. Dieser Eindruck sollte sich mit dem Nachfolger "Support Your Local Underground aus dem Jahr 2014 bestätigen (die Rezension gibt es >>hier<<). Die auf 200 Stück limitierte CD erschien zunächst ebenfalls in Eigenregie, mit einem Support durch das Underground-Label Wolfmond Production erschien dann aber gut die Hälfte der Auflage unter deren Banner. Jenes Label veröffentlichte dann ein Jahr später auch das Album "Des Goden Werk", welches deutlich mehr Pagan Black Metal enthielt, als noch die Vorgänger (>>hier<< lässt sich die Rezension nachlesen). Die Auflage schrumpfte hier wieder auf lediglich 100 Stück. Es sollte auch das letzte Album mit Wulfgar bleiben. Zwei Jahre später, 2017, erschien dann schließlich unter dem Banner von Northern Fog Records bisher mächtigste Machwerk der wilden Horde mit dem passenden Namen "Machtergreifung", welches u.a. eine Hommage an "Black Metal Germania" enthielt. Das Album erschien nicht nur als normale CD, sondern daneben auch in einer limitierten Holzbox, die auf lediglich 20 Exemplare limitiert war (und der das dazu gehörige Review zu Grunde liegt, welches sich >>hier<< nachlesen lässt). Nun folgt also gerade einmal ein Jahr später "Blutrecht". Und dieses wurde neben der regulären Ausgabe wieder in einer sehr schicken Holzbox veröffentlicht, die darüber hinaus noch allerlei Kram enthält, und welcher der folgenden Rezension zu Grunde liegen wird.

Was bei oberflächlicher Betrachtung zunächst einmal auffällt, ist die Verarbeitung der Box, die deutlich hochwertiger ausgefallen ist, als beim Vorgänger. So ist das Logo nicht etwa mit einem Sticker aufgeklebt, sondern direkt auf die Box gedruckt (macht mir jetzt nicht den Eindruck, als sei es eingraviert/eingebrannt... ich bitte aber um Korrektur, falls ich hier falsch liegen sollte) mit dem Titel unter dem Logo. Die Box selbst lässt sich am Deckel einfach aufschieben - eine clevere Lösung und auch mal etwas anderes, zu all' den Holzbox-Editionen, die es mittlerweile gibt, die sich alle aufklappen lassen. Im Inneren findet der Anhänger dann die CD, einen Aufnäher und einen Anstecker mit der Algiz-Rune (wer die Holzbox des "Machtergreifung"-Albums besitzt, wird sich erinnern, dass diese Rune hier bereits in anderer Form vorlag). Zudem ist noch ein Poster beigelegt, die Box selbst enthält sonst aber leider nichts mehr. Leider kein blutbeschmiertes Zertifikat oder dergleichen. Eine Limitierung der Box ist nicht sichtbar angegeben, jedoch dürfte die nur unwesentlich höher ausgefallen sein, als noch beim Vorgänger, denn so schnell sie online war, so schnell war sie auch wieder weg. Interessanter Fakt: der Deckel der Box ist an der Unterseite zum aufziehen mit einem Bolzen oder ähnliches etwas eingedrückt, wenn man einen Nagel vorsichtig durchschlägt, hat man ein pass-genaues Loch samt Einkerbung, um den Runen-Anstecker dort zu befestigen. Sieht jedenfalls äußert genial aus und wertet das äußere Erscheinungsbild der Box noch einmal enorm auf. In der CD-Hülle selbst befinden sich gleich zwei Beihefte. Einmal das reguläre 8-seitige, sowie ein dreifach ausklappbares zusätzliches, so dass man in den Genuss der gesamten Lyrik kommt. Nicht, dass RUNENWACHT großartigen Poeten wären... ihre Texte sind eher von der Art "vor den Latz geknallt", "direkt in die Fresse" und "es bedarf keiner großartig geschwollenen Worte, um die Wahrheit zu sprechen".

Nun möchte ich meine Aufmerksamkeit aber endlich der Musik widmen - schließlich sollte das Hauptaugenmerk auch auf dieser liegen. Denn bekanntlich kann auch Scheiße manchmal glänzen. Gleich der erste Beitrag des Albums "Richtschwert" gibt in dieser Hinsicht aber klare Entwarnung: ohne sich mit überschätzten atmosphärischen Einklängen oder dergleichen aufzuhalten, wird dem Hörer gleich geballte Black Metal-Brachialgewalt entgegen geschleudert. Auch wird gleich klar, dass sich die Band zwar etwas entwickelt hat, doch spielen sie unmissverständlich Black Metal der alten Schule. Primitiv, hässlich und misanthropisch. Gnade darf man hier definitiv nicht erwarten. Die Aussage dürfte klar und verständlich sein: "Dein Lügen nun beendet/Die Schicksalswende/Wenn das Schwert sich erhebt/Ein Norn den Faden zu Ende webt//Richtschwert/Das Urteil ist gefällt/Richtschwert/Der Kopf fällt". Das zweite, Titel gebende Lied beginnt dann etwas rhythmisch im Riffing, bewegt sich zuhauf im Midtempo, nimmt im Verlauf aber einiges an Geschwindigkeit zu, enthält gar kurze instrumentale Solo-Passagen. Tempo- und Stimmungswechsel lassen hier auch gar nicht erst Langeweile aufkommen. Textlich gesehen ist das Stück auf mehrere Arten interpretierbar, dient sowohl als Hommage an den Black Metal, als auch an die Verbundenheit zur eigenen Heimat - auf jeden Fall greift man hier aber nach dem Ursprung. "Es ist was ich liebe/Bestimmt meine Triebe/Dieses Wissen ist Macht/Denn dies mir ein Erbrecht schafft". "Seht den Flug des Rabens" (unkorrekte Schreibweise von der CD entnommen, also muss sich keiner aufspielen, haha) ist ebenfalls eine Nummer, die sich im schnelleren Midtempo abspielt, neben der ungezügelten Wildheit und all dem Hass und der Wut aber auch erhabene Momente bietet. In dem Text geht es um Odin's Raben Hugin und Munin, die über das Land fliegen und den Feind im Anmarsch erblicken, vor welchem sie sich folglich zur Wehr setzen. Tja, kommen wir nun zur persönlichen Abrechnung der Horde: mit "Degenerierte Schweine" speien RUNENWACHT nicht bloß einem Feindbild ihren geballten Hass entgegen, sondern rechnen sowohl in textlicher als auch in musikalischer Hinsicht gleich mit allem ab, was sich gegen sie stellt. Christen, selbst ernannte Szene-Wächter, Verräter, Lügner, Vergewaltiger, Geflüchtete, die sich hier kriminalisieren. "Dummheit glänzt in euren Augen/Werde euch das Leben rauben/Gnade gibt es für euch keine/Ihr degenerierten Schweine" oder "Versteckt euch hinter euren Mauern/Ihr habt Angst was auf euch lauert/Wahre Macht kommt aus dem Sein/Und nicht versteckt hinter Stein" sprechen eine deutliche Sprache, und auch wenn dieser Text heiße Eisen anpackt, so ist er doch gerade deshalb wichtig! Weiter geht es mit "Keilerschlacht", jener Song, der bereits im Vorfeld durch die Band online vorgestellt wurde. Ein Lied, welches eindeutige Pagan Black Metal-Anleihen mit räudigem Schwarzmetall verbindet: "Nie endet der Keiler Wut/Nie endet die Kampfesglut/Nie endet der Kampfesmut/Nie verklingt ihr Siegesruf//(...)//Gen Walhall wir reiten/Walküren uns begleiten/Erhören unseren letzten Ruf/Wenn uns trifft der Todesfluch". Eine weitere Abrechnung auf RUNENWACHT-Art findet sich mit dem Song "Was einst war". Dieser Titel ist ja seit BURZUM allseits bekannt, und vielleicht auch in diesem Kontext betrachtet, nicht von ungefähr gewählt. So stellt sich der Text klar gegen die heutige 'Szene', welche in ihrem desolaten Zustand die alten Zeiten betrauert, sich unterwandern lässt und sich von jedem Minusmenschen beeinflussen lässt. Anti-Trend? Anti-Human? Gegen alles? Längst sind die Werte des Black Metal in Vergessenheit geraten und der Kult an sich zur massen-kompatiblen Bespaßungsmechanerie verkommen. Doch daran trägt ein jeder von uns, die wir in diesem Kult leben - ja mit ihm leben und von ihm zehren - selbst die Schuld, und es liegt an jedem einzelnen etwas an diesem Zustand zu ändern - in welcher Form auch immer. "Heute heult ein jeder um die Szene/Doch ihr seid der Schnitt in der Vene/Wegen euch blutet der alte Brauch/Wegen euch wird alles Schall und Rauch//Niemand ist bereit Konsequenzen zu tragen" oder "Ein Angstschrei durchläuft die Presse/Von Links und Rechts kommt Hetze/Was gefordert wird widerstandslos getan/Keiner will die Konsequenzen tragen//Ein dunkler Geist zieht umher/Zerstört jegliche feindliche Gegenwehr/Zensur ist sein neues Schwert/Political Correctness was ihn ehrt//So wird verbannt der alte Geist/welcher auch Meinungsfreiheit heißt/Gebrochen ist der Wille selbst zu denken/(...)" sind nur einige Passagen mit deutlicher und unmissverständlicher Aussagekraft. "Ahnenschwur" sind dann wieder ein heidnischer Beitrag. Instrumental wird hier wilder Black Metal zelebriert, doch bezieht sich der Text an das Heidentum, heidnische Bräuche und den alten Glauben der Germanen. Mit "Schwarzer Stahl" erklingt dann die Kampfansage an alle die, die sich an dem Kult Black Metal vergehen, sei es von außen, wie auch von innen. "Political Correctness - was für ein Scheiß/ Ihr Feministenfotzen werdet so reich//(...)//Unser Kampf gegen Gutmenschen/Wird niemals sein Ende finden!" - der Text schreit es förmlich heraus: der Black Metal gehört euch angepassten kleinen Wichten, die ihr von euch behauptet, eine Ahnung von diesem Kult zu haben, aber eure CDs und Platten lieber im nächsten Doofmarkt kauft, weil ihr von dem, was außerhalb eurer beschränkten Mainstream-Hochglanz-Magazin-Welt geschieht nicht erfassen und erst recht nicht begreifen könnt, nie und nimmer. "Kultstätte" ist eine Ode an die Natur und die germanischen Götter, die Instrumente nehmen hier sogar wieder teils sehr erhabene Züge an, vor allem in den Gitarren hört man sehr viel Epik heraus. Der zweistimmige Gesang im letzten Drittel tut da nur sein übriges hinzu. Mit "Der König von Thule" zelebriert man dann auch schon den letzten Beitrag: "Der König von Thule" basiert auf dem bekannten Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, welches in musikalischer Form von anderen Horden wie etwa HELDENTUM (zu finden auf dem Album "Waffenweihe") umgesetzt wurde. RUNENWACHT zelebrieren es hier als eine Mixtur aus wilder Black Metal-Hymne, samt ausgedehntem Gitarren-Solo und Sauflied... auf einem Konzert kommt das mit Sicherheit nicht schlecht, gibt mir persönlich vom textlichen Kontext aus betrachtet aber nicht allzu viel. "Trinkt ihr Zecher, Hoch die Hörner/Trinkt ihr Zecher, hoch das Bier"...

Fazit:
RUNENWACHT haben sich innerhalb der guten fünf Jahre ihrer Existenz nun schon einen gewissen Namen und Ruf erspielt. Vor allem als Freigeister, die sich einen Dreck um politische Korrektheit scheren und lieber dem alten Geist des Black Metals in ungezwungener Weise frönen und dabei auch ordentlich Kritik an den Verhaltensmustern dieser neuen 'Szene'üben. Auch die heidnischen Einflüsse lässt man auf "Blutrecht" wieder nicht außer Acht, und so erinnert das gesamte Treiben immer wieder an andere deutsche Horden ähnlichen Schlages. Musikalisch sollte man auch hier wieder keine Überflieger erwarten, wenn auch der Letzte ohne Zweifel eingestehen wird, dass die Mannen sich instrumental gesehen noch einmal ordentlich steigern konnten. Northern Fog Records veröffentlichten das Album auf Pro-CDr im Jewelcase. Über eine Limitierung weiß ich zwar nichts, die Auflage dürfte aber wohl auch nicht in die Tausende gehen. Die hier besprochene Holzbox ist bereits restlos ausverkauft, auch über die Band gibt es keine Möglichkeit mehr an das gute Stück heran zu kommen. Zwecks einer Bestellung der normalen CD wendet euch vertrauensvoll am besten direkt an Northern Fog, die das Album für 10,- Euronnen anbieten.

True German Black Metal - wer musikalische Höhenflüge erwartet, der wird hier vergeblich suchen. Wer allerdings mit der Erwartungshaltung an ein authentisches Schwarzmetall-Machwerk an "Blutrecht" heranwagt, der wird alles andere als enttäuscht!


Darbietungen:
01. Richtschwert
02. Blutrecht
03. Seht den Flug des Rabens
04. Degenerierte Schweine
05. Keilerschlacht
06. Was einst war
07. Ahnenschwur
08. Schwarzer Stahl
09. Kultstätte
10. Der König von Thule

Laufzeit: ca. 45 Minuten


Video folgt...

Nostalgie-Review: Nargaroth - Herbstleyd (CD, No Colours Records - 1998)

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Anlässlich des langen Bestehens des ersten Voll-Albums von NARGAROTH, welches sich 2018 zum 20. Male jährt, möchte ich nicht umhin kommen, noch einmal auf dieses großartige Werk zurückzublicken. Im Grunde genommen fing damals genau mit diesem Album auch alles bei mir an. Das wirkliche Interesse an Black Metal, die Faszination für die düstere Atmosphäre, die Kälte und an Hass erfüllten Klängen. "Herbstleyd" stellte für mich persönlich daher immer ein Ausnahme-Album dar, dessen erhabene, wie verträumt-melancholische und auch zutiefst misanthropische Sphäre von der Band in meinen Augen niemals wieder in derart intensiver Weise erreicht wurde...


Mit diesen einleitenden Zeilen möchte ich jetzt jedoch nicht sagen, dass alles, was der Mann hinter dem Projekt, der sich zu dieser Zeit Kanwulf nannte und inzwischen Ash heißt, anschließend zu Stande brachte, ausnahmslos Scheiße gewesen wäre - eher ganz im Gegenteil. Doch allein vom emotionalen, als auch vom musikalischen Standpunkt aus, hat NARGAROTH nach "Herbstleyd" kein ähnliches Album mehr geschaffen.

Es folgt ein kleiner Abriss der Biographie, die dem Protagonisten sei Dank, ja auch für viele viele Jahre umstritten war und es heute ja auch noch in Zügen ist. In vielerlei Hinsicht hat Ash in jüngster Vergangenheit aber Klarheit geschafft. So ging NARGAROTH im Jahr 1996 aus der Asche von EXHUMINENZ hervor, einer Band, die aus Kanwulf, Charoon (der auch NARGAROTH noch für viele Jahre als Gitarrist/Bassist die Treue halten sollte) und Darken (der ebenfalls für das Nachfolgeprojekt als Gitarrist tätig war) bestand. Nach der Erneuerung, welche als Solo-Projekt Kanwulf's konzipiert war, herrschte zunächst Stille, zwischen 1996/97 entstand dann die erste Demo-Kassette "Orke", welche im Original jedoch noch keinen namentlichen Bezug zu dem Projekt aufwies und rein instrumentales Material beinhaltete. Unterstützt wurde Kanwulf schon hier von Charoon an der Gitarre, sowie von L'Hiver (WINTERBLUT) am Schlagzeug. Limitiert war die ganze Angelegenheit dazu auch noch, und zwar auf gerade einmal 150 Stück. No Colours sei Dank wurde die Kassette aber nach und nach immer wieder neu aufgelegt und für jeden Horst zugänglich gemacht. 1997/98 erschien dann eine weitere Kassette mit dem Titel "Herbstleyd", welche die meisten Lieder des späteren Albums in einer frühen Demo-Version zum Inhalt hatte, sowie einige weitere Beiträge und eine Alternativ-Fassung von "Herbstleyd" mit Growls. Die Auflage bezog sich hier auf immerhin 200 Exemplare. Im November 1998 erschien dann das kontroverse Debüt-Album "Herbstleyd". Es folgten im Jahr 2000 die Demo "Fuck off nowadays Black Metal" sowie die Zusammenstellung "Amarok". 2001 erschien mit "Black Metal ist Krieg - A Dedication Monument" das in Augen vieler wohl prägendste Album NARGAROTH's, zu dem ich gerne auf die Rezension von SchädelTrauma verweise, welche das Werk sehr gut widerspiegelt. Aus dem selben Jahr stammt die Mehrfach-Split "Black Metal Endsieg II", die aus dem Hause Sombre Records stammt und eine Neuaufnahme des Songs "Nag ur sol" mit Gesang enthält (das Original stammt noch von der "Orke"-Demo). Ganz unumstritten ist die Veröffentlichung nicht: seitens der Band wird sie als Bootleg angesehen. In 2002 wurde dann mit "Rasluka Part II" der zweite Teil einer geplanten EP-Trilogie veröffentlicht, deren erster Teil jedoch erst zwei Jahre später das Licht der Welt erblicken sollte, da er ursprünglich als Teil einer Split mit MOONBLOOD geplant war. Ein dritter Teil ist allerdings bis heute nicht veröffentlicht worden. Ein Jahr später erfolgte die Veröffentlichung des dritten Albums "Geliebte des Regens", welches noch einmal mehr atmosphärisch ausgelegt war und sich somit an Stimmungen ala "Seven Tears Are Flowing to the River" orientierte. 2004 war NARGAROTH dann besonders produktiv, was die Anzahl der Veröffentlichungen anbelangte, denn neben der "Rasluka Part I" EP erschienen auch die Live-EP "Crushing Some Belgian Scum" und das inzwischen vierte Voll-Album "Prosatanica Shooting Angels", welches ursprünglich auch nicht unter dem Bandnamen veröffentlicht werden sollte, sondern unter dem Namen Prosatanica erscheinen sollte. Da dies aber der Intention Kanwulf's widersprach ("KANWULF IS NARGAROTH, NARGAROTH IS KANWULF - NO COMPROMISE") wurde diese Idee verworfen, und so durften sich die Anhänger mit einem abermals sehr eigenwilligen und 'anderen' Werk auseinander setzen. Im Beiheft gibt Kanwulf auch zu erkennen, dass das Album eher spontan und ohne großartigen Feinschliff eingespielt und veröffentlicht wurde: "The "Satan" within us acts. He does not try!".  Ganze drei Jahre sollte es anschließend dauern, bis man wieder ein hörbares Lebenszeichen der Band vernehmen sollte, denn mit "Semper Fidelis" erschien das Werk, mit welchem sich NARGAROTH neu erfand und mit dem Kanwulf auch endgültig seinen Künstlernamen in Ash änderte. No Colours veröffentlichte es dann auch als auf 99 Stück limitierte Box, die das Album u.a. auch auf LP, welche noch ein paar Lieder mehr umfasste (u.a. das immer wieder durch die Band angekündigte, jedoch nie veröffentlichte "Left behind in suicide"). Die im Vorfeld veröffentlichte Split-Single mit SARVARI aus dem Hause Zyklon-B Productions habe ich mal absichtlich außer Acht gelassen, da sie von Seiten der Band her ebenfalls als Bootleg angesehen wird (und wer die Praktiken dieses Labels erlebt hat, wird damit einhergehen, dass hier nicht immer alles mit rechten Dingen zugegangen ist). Neben einer Doppel-DVD aus dem Jahr 2008 erschien dann 2009 das Album "Jahreszeiten", eine Vertonung von "Frühling", "Sommer", "Herbst" und "Winter" und zumindest in der LP-Fassung mit Auszügen aus Kanwulf's/Ash's Buch "Between the Stones" zwischen den eigentlichen Liedern, aus welchem man schon in Form des Projekts TORRENT (gemeinsam mit Akhenaten von JUDAS ISCARIOT, Album "Between the Stones") rezitierte. Erst im Jahre 2011 folgte dann mit "Spectral Visions of Mental Warfare" eine Kooperations-Arbeit mit dem Projekts NYCHTS aus der Schweiz, weswegen das Werk auch sehr Ambient lastig ausgefallen war. Eine Sache, mit der sich nicht jeder anfreunden konnte, wie auch ich (eine Besprechung lässt sich >>hier<< nachlesen). Zudem erschien mit "Rasluka" eine Zusammenstellung beider Teile auf einer LP, jedoch mit zwei leicht editierten Songs. 2012 erschien dann die letzte Zusammenarbeit mit dem Label No Colours in Form von "Black Metal manda hijos de puta" ("Black Metal Rules, Motherfuckers"), ein Live-Album als Tribut an die Black Metal Szene in Lateinamerika. Im Jahr 2013 brach man dann endgültig mit No Colours und ganze vier Jahre war es still um NARGAROTH, doch war Ash keineswegs inaktiv: so gab er ein beispielsweise ein kurzes gesangliches Gastspiel auf der "Dead Soul Requiem" EP der Australier DROWNING THE LIGHT (>>hier<< geht's zur Rezension). Bis dann mit "Era of Therenody" eine meiner persönlichen Enttäuschungen des Jahres 2017 veröffentlicht wurde (die Rezension lässt sich für alle Interessierten >>hier<< nachlesen).

Man sieht also, im Laufe der Jahrzehnte hat sich einiges getan im Hause NARGAROTH, viel hat sich zudem geändert und auch gewandelt - und das nicht nur von der eigentlichen Intention her, sondern auch textlich und musikalisch. Und dies geschah nicht immer zum Besseren, wie ich finde. Aber das soll hier nicht das Thema sein - und wer bin ich, dass ich über solcherlei Dinge urteile. Ich möchte mich daher dem Kern dieser Nostalgie-Rezension widmen: dem Album "Herbstleyd". Jenes Album, mit dem alles begann. Für NARGAROTH, wie auch für mich...

Wenn man das Werk zunächst einmal ganz nüchtern betrachtet, sticht die schlichte, wenn auch stilsichere und zweckhafte Aufmachung ins Auge. Logo, Foto in kriegerischer Rüstung zu Pferde, der Titel in kunstvoller Schrift. Auf der Hinterseite lassen sich die Titel in Fraktur finden, sowie die Kontaktdaten des Labels, die damals auch den einigen Weg darstellten, mit der Band in Kontakt zu treten. Das hat sich in Zeiten von sozialen Internet-Geschwüren freilich auch geändert. NARGAORTH ist hier bereits als ausgewiesenes Solo-Projekt aktiv, Kanwulf erhält jedoch Unterstützung durch Charoon an den Gitarren. Das Schlagzeug wurde Gerüchten zufolge programmiert und kommt wohl aus der Konserve, kann sich für einen Computer aber gut hören lassen (kleine Anmerkung am Rande: im Beiheft der zweiten CD der Band TRIMONIUM "Blow The Horns" wird Kanwulf für die Bereitstellung des Drumcomputers gedankt, in einem Interview mit der Band wird gesagt, dass dieser auch auf "Herbstleyd" Verwendung fand). Auch die kontroversen Äußerungen im Beiheft der CD-Erstauflage möchte ich hier eigentlich gar nicht weiter ausführen - ich denke, dass sich der Protagonist hinter dem Projekt seit Veröffentlichung zu Genüge in Interviews dazu geäußert und seinen Standpunkt dazu deutlich gemacht hat.

Gestaffelt ist das Werk in sieben Lieder, da sowohl Introduction, wie auch Outroduction jeweils mit dem nachfolgenden, bzw. vorangegangenen Stück gekoppelt wurden. Somit ergibt sich allein für den ersten Beitrag der CD eine Laufzeit von mehr als 16 Minuten. Die Introduction stellt aber bereits mehr dar, als ein lieblos zusammengeschustertes Dark Ambient-Stück oder dergleichen, sondern es handelt sich hier um eine Collage aus verschiedenen Film-Samples (u.a. Xena und Space 2063) als auch von Naturgeräuschen. Sehr träumerisch und es bereitet den Hörer mental auf das vor, was ihn in den nächsten rund 70 Minuten auf seiner Reise durch die Dunkelheit der Seele erwartet. Mit den letzten Worten des Monologs "Aber selbst wenn der Feind jeden Menschen auf der Erde tötet... den Herbst wird es immer geben" erklingen die ersten Riffs von Herbstleyd. Eine getragene Melodieführung, ein beinahe wölfisches Wehklagen, ein dezent einsetzendes Flötenspiel, untermalt mit andächtigen Chören, das Schlagzeug wird schneller, wird von einem beschwörenden Gong begleitet und nach einer kurz einsetzenden Pause entlädt sich ein wahres Gewitter, nur um dem Hörer durch einen erneuten kurzen Einspieler wieder in träumerische Sphären zu hiefen, bis es dann anschließend wirklich mit brachialer Gewalt ans Eingemachte geht. Mit einem verzweifelten Keifgesang, der aber zeitgleich so abgrundtief von Hass erfüllt zu sein scheint, zelebriert Kanwulf sein "Herbstleyd". Bei Zeilen wie "Rote Tränen sich vermischen,/mit dem toten Laub./Angst die Liebe hieß, ein Dolch/aus Hass, nun in mei'm Herz tief schläft." oder "Leyd sei mein Begehr,/und tief im Herbst sei mir der Tod beschert." läuft mir auch heute noch ein eiskalter, aber auch wohliger Schauer über den Rücken und verursachen eine Gänsehaut nach der anderen. Allein dieses vertonte Gedicht ist große Kunst. Mit Karmageddon zelebriert man einen der wohl kontroversesten Songs der Band-Geschichte, worauf ich im Verlauf mehr drauf eingehen werde.  Er beginnt beinahe ruhig und mit einem kurzen Monolog "The day darker than night and the water red/from the blood of the pained". Danach zieht ein schwarzer Sturm auf und tilgt alles, was Licht ist, von dieser Erde. Ein Text, der ganz in der Tradition antichristlicher Lyrik Marke alter Norweger oder alter Polen steht, sich aber auch auf Golgatha bezieht, erschallt durch diesen Sturm. "Sword sound in heaven,/deep red the sun./Fullmoon in red side,/God lost his only sun." Am markantesten und den meisten wohl am ehesten im Gedächtnis haften geblieben wird jene Zeile sein: "When I die/...", welchem in den Ohren vieler (nicht nur der Kritiker) ein "Sieg Heil" folgt. Nimmt man die Original-Aufnahme der Demo zu Grunde, müsste es wohl eher ein "Good bye" sein, was hier aber doch eher unwahrscheinlich sein dürfte. Da man sich hierzu aber auch nie wirklich klar äußerte und diese Passage durch die "..." offen gelassen hat, bleibt die Interpretation dem Hörer überlassen. Und sollte es sich doch um die zwei 'bösen' Worte handeln, so darf man sie wohl eher in dem Kontext verstehen, wie auch der Text gemeint ist und nicht etwa in einem politischen. Was hier auch in musikalischer Hinsicht auch noch einmal mehr als offenkundig wird, ist, dass NARGAROTH, in Persona Kanwulf großer Anhänger der Musik GRAVELAND's zur Thousand Swords-Ära gewesen ist. So lassen sich markante Passagen im Spiel der Gitarren, im Schlagzeug, wie auch der Einsatz der unheilvollen Posaunen klar als Hommage an diese berüchtigte und verruchte Band aus Polen erkennen. Doch die reine Erzählweise mit dem kurzen einleitenden Monolog, wie auch mit dem Monolog am Ende lassen auch einen Vergleich mit DISSECTION's Klassiker Where Dead Angels Lie zu. "And my hate has no mercy."! Das nachfolgende Stück mit dem Titel Nargaroth (im Original mit dem Untertitel Symphonie ewigen Lebens) stellt ein instrumentales Zwischenspiel dar, welches stolzen Black Metal zelebriert und gerade wenn man das Ganze im Kontext des eigentlichen Untertitels betrachtet, eine Ode an sich selbst ist. Einige eingestreute Schreie inklusive. Des alten Kriegers Seelenruh', welches auf der Kassette noch den englischen Titel Frozen Emotions in the Naked Northwind trug, ist ein ebenfalls sehr getragener und erhabener Midtempo Schwarzmetall, der die Geschichte eines alten Kriegers erzählt, der sich in den schneebedeckten Bergen zur letzten Ruhe bettet. Dabei geht es hier in textlicher Hinsicht wieder sehr poetisch zu: "Eisige Gebirge schlafen in meinem Blick/am Rande tiefer Wälder ich stehe./Der frostige Wind des nackten Windes,/ist alles was ich je gehört.//Unter Türmen welche einst erstürmt,/lieg ich nun und blicke ins Tal./Und Kreationen aus Eis betrachtend,/warte ich auf den Sonnenfall." Er lässt seine Taten Revue passieren und einem Sturm gleich, der seine Asche mit dem Wind hinfort trägt, endet die Geschichte mit einem wahren Ausbruch an Emotionen, nachdem man sich beinahe schon auf ein besinnliches Ende eingestellt hatte: "Sie haben geschrieen, als mein Schwert ihre Föten erschlug,/geschrieen durch den Hass, den ich in meinen Augen trug.//Ein Sturm zieht auf...". Das folgende, etwas mehr als 18 1/2 Minuten lange, Monumental-Werk Amarok - Zorn des Lammes brachte es im Verlauf der Geschichte der Band auf bisher zwei Fortsetzungen (auf Amarok und Black Metal ist Krieg zu finden). Das Lied wird durch ein zusammengeschnittenes Sample aus dem Film Die Zeit der Wölfe eingeleitet, welcher nur vordergründig einem Werwolf-Märchen ähnelt, vielmehr geht es um verlorene Unschuld, das Böse im Menschen und um die Schwelle vom Kindsein in die Welt der Erwachsenen (lange nicht mehr gesehen - Anm.). Wer den Film nun kennt, ist hier klar im Vorteil, denn sowohl aus dem Monolog des Samples, als auch aus den Bildern eben dieser erschließt sich auch etwas der Text, in dem es um Scheinheiligkeit und allgemein die Verlogenheit der katholischen Kirche, bzw. einiger Verteter dieser geht, aber auch um Leute, die einfach nur blind glauben und folgen. "Das weiße Lamm trägt ein schwarzes Kleid,/es badet in erbrochenem Leid." oder "Ihr... währet, habt ihr einst gepredigt,/der Unschuld unbefleckte Kinder./Lügen haben sich verewigt.../Lobpreisend steinigt nun den Finder." sprechen es ja deutlich aus. Die Wut entlädt sich dann im letzten Absatz, der da lautet: "Wüten wird das schwarze Lamm,/zerreißen eure falschen Kehlen,/die Wahrheit mit dem Tage kam,/nie wieder werdet ihr sie quälen..." Ausleitend gibt es dann wieder ein Sample aus dem besagten Film zu hören... "Merk' dir eines, in der Nacht ist schon mancher Wolf erwacht./Weine um sie keine Träne, Wolfe haben scharfe Zähne." Mit Das schwarze Gemälde folgt nun ein instrumentales Dark Ambient-Stück, welches eine sonderbar morbide Faszination auf den Hörer auszuüben vermag. Nicht umsonst erklärte Kanwulf einmal in einem Interview, dass er sich dieses Stück als einzigen Beitrag der Herbstleyd LP auch heute noch anhören könne. Ich will einmal aus dem begleitenden Text heraus zitieren, der leider in dem Lied selbst keine Verwendung findet: "Ein schwarzes Kunstwerk, dessen Künstler namenlos in uns vergraben kreative Denkprozesse leitet, in unserem Blick. Für den Dekadenten ein lebloses Pergament willenloser Ästhetik. Für den Sehenden, eine erleuchtete Ebene des kargen, schmachtenden Daseins im Rausch vollendeter Schönheit. Mit dem Blut der Schuld gezeichnet, offenbart es uns Bilder unserer Sehnsüchte und unserer Phantasie." Unversöhnlich bleibt auch der Schluss, denn nur jene, die sehen, werden auch die Weisheit erlangen. In diesem Zusammenhang ist Das schwarze Gemälde wohl auch als eine Ehrerbietung an den Black Metal zu verstehen. "Es ist Schmerz, der unbändige Lust in mir gebar. Freuet euch, ihr glückseligen Kinder des Lichts. Doch euer Gemälde wird ewiglich nur schwarz sein." Mit dem Lied "Vom Traum, die Menschheit zu töten" präsentiert uns Kanwulf auch bereits die letzte musikalische Darbietung. Eine misanthropische Hymne, die in ihrer Intensität auch heute noch ihresgleichen sucht (wobei ich nicht ohne Grund in meiner Rezension zu WINTARNAHT's "In Âgez" auf jenes Lied verwies - diese lässt sich >>hier<< nachlesen). Die Musik selbst ist auch hier im getragenen Midtempo gehalten, ist unterlegt mit Chören und wird durch den sehr grimmigen Gesang nochmals in ihrer verträumten Misanthropie unterstrichen. Wenn Kanwulf in einem Moment der andächtigen Stille auf einmal ein hasserfülltes "Ich hasse euch!" zum besten gibt, läuft es einem eiskalt den Rücken hinunter. "Ur' ward es mir gewahr./Wir haben gesiegt, wir haben gesiegt!" Böse Zungen behaupten nun, dass man hier ebenfalls noch ein "Sieg Heil" hört, und ja, vielleicht mag das stimmen, doch wer sich mit dem Text nun auseinandergesetzt hat, wird einen politischen Kontext wohl kaum erkennen. Der Sieg über das Menschsein, der Traum von menschenleerer Schönheit... "Eines Tages werde ich euch alle verrecken lassen!/Vom Traum die Menschheit zu töten." Es folgt die Outroduction, welche ein passendes Sample aus der Serie Babylon 5 enthält. Mit einem Auszug aus diesem möchte ich meine Rezension auch enden lassen: "Es gibt eine größere Dunkelheit als die, die wir bekämpfen. Es ist die Dunkelheit der Seele, die von ihrem Weg abgekommen ist. Der Krieg, den wir führen, richtet sich nicht gegen Großmächte oder Herrscher, sondern gegen Chaos und Verzweiflung. Viel schwerwiegender als der Tod der körperlichen Materie ist der Tod der Hoffnung, der Tod der Träume.//(...)//Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht und wohin sie uns führen wird. Nur eines wissen wir: Sie wird stets unter Schmerzen geboren…"

Mit Herbstleyd ist NARGAROTH, in Persona Kanwulf aka Ash ein Klassiker misanthropischer Tonkunst geglückt, den er zwar in dieser Form nie wieder erreichen konnte, jedoch so manchen Kopf und so manche spätere Band geprägt hat, sei es stilistisch, musikalisch oder lyrisch. Dabei ist das Werk aus Sichtweise eines Black Metal-Albums vielleicht eine Spur zu träumerisch, zu poetisch und zu märchenhaft und erzählerisch. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es viele einfach nicht wertschätzen aus genau diesen Gründen, sich gar nicht erst versuchen, darauf einzulassen, vielleicht auch aus Angst vor dem, was sie selbst von sich in diesem Album wiedererkennen, wenn sie sich eingehender mit ihm beschäftigen. Herbstleyd ist definitiv keine leichte Kost und nicht für jeder Mann zugänglich, aber für einige kommt es einer Offenbarung gleich, die so viel intensiver und persönlicher ist, als etwa ein Black Metal ist Krieg oder Semper Fidelis. Ungeachtet dessen, wie man zu der Band steht, oder was man über die Person dahinter auch denken oder halten mag. Die spürbare Hingabe, die allgegenwärtige Dunkelheit, das Blut mit dem dieses Album geschrieben wurde, die Traurigkeit, der Hass und die Wut, die Melancholie... all' das macht Herbstleyd zu einem nostalgischen, zeitlosen Album - Hateful Misanthropic Metal! Das Album gibt es heutzutage immer noch ohne Probleme zu kaufen - für die ersten Auflagen müsste man aber schon etwas länger suchen, und die wird man wohl auch nicht so günstig ergattern können. Da das Projekt inzwischen unter dem Banner des eigenen Labels Inter Arma Productions agiert und sämtliche Werke dort auch in diversen Formen wiederveröffentlicht hat, empfiehlt sich hier ein Blick auf deren Seiten.


01. Introduction - Herbstleyd
02. Karmageddon
03. Nargaroth
04. Des alten Kriegers Seelenruh'
05. Amarok - Zorn des Lammes
06. Das schwarze Gemälde
07. Vom Traum, die Menschheit zu töten - Outroduction


Kombi-Review: Elfsgedroch - Dwalend bij Nacht en Ontij & Burchten van't Hooghe Noorden (MLP / EP, Diaphora Produktion - 2018)

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Anlässlich des Erscheinens der beiden neuen Werke aus der Feder des niederländischen Projekts ELFSGEDROCH, bestehend aus der MLP "Dwalend bij Nacht en Ontij" sowie der EP "Burchten van't Hooghe Noorden" möchte ich die Gelegenheit zu einer Kombi-Rezension nutzen. Für beide Werke übernahm abermals die deutsche Tonschmiede Diaphora Produktion die gewohnt sorgfältige Betreuung. Jenes Label veröffentlichte anno 2017 bereits das Voll-Album "Op den beenderen van onze voorvaderen" auf Schallplatte, welches dann auch direkt Einzug in meinem Jahresrückblick erhielt.



Beginnen wir mit dem bereits sehnlichst erwarteten Mini-Album "Dwalend bij Nacht en Ontij", welches ich eigentlich schon wesentlich früher besprechen wollte, da mir das Werk in einer frühen Phase mit nicht-finalem Mix vorlag. Doch irgendwie fehlte mir in letzter Zeit doch ein wenig die Ruhe dafür, und die Idee, einmal wieder eine Nostalgie-Review zu machen, hatte bei mir dann doch Priorität. Doch jetzt, wo mir die fertige Platte mit dem gesamten Artwork vorliegt, erhält eine Besprechung noch einmal eine ganz andere Gewichtung und ich kann mehr als bloß die Musik mit einfließen lassen.




Bevor ich nun jedoch auf die Titel eingehe, möchte ich mein Augenmerk zunächst auf die - zugegebener Maßen - großartige Aufmachung der MLP richten. Das Ganze ist farblich wieder in einem beigen bis gräulichen Grundton gehalten, Auf der Front befindet sich das aus der Vorab-Rezension bereits bekannte Motiv mit dem Logo, welches mit der Unterseite das Motiv überlappt. Unter dem prachtvollen Motiv lässt sich in einer schönen Fraktur der Titel finden. Die Innenseiten des Gatefold halten dann zwei stimmungsvolle Malereien bereit, sowie die Texte zu den fünf Liedern. Auf der Rückseite lassen sich dann noch einmal die Titel sowie kurze Informationen zum Werk finden, genau wie das Label-Logo. Die Platte selbst kommt wahlweise in einem transparenten meeresblau oder in weiß (wie die Gischt) daher - beide Editionen enthalten darüber hinaus noch ein Poster.

Eine frühe Preview zu dem ersten Titel des Mini-Albums mit Namen De broedermoordvloek, der mir bereits in einer vorläufigen Version vorlag lässt sich >>hier<< nachlesen. Es ist festzuhalten, dass mir zu dem Zeitpunkt noch keine Texte zur Verfügung standen, sich mein Interpretationsversuch des Inhalts aber gar nicht einmal als so abwegig erwies. In der endgültigen Aufnahme klingen die Gitarren noch einmal etwas heller und gerade auch das Schlagzeug ist in dem Mix besser herauszuhören. So kann sich die wahre Wirkung dieses Stroms an Emotionen nochmals wahrhaftiger entfalten. Es zeigt sich hier ein beinahe episches Stück, voller Detailverliebtheit und dramaturgischen Höhepunkten. Eine Ode an die Nordsee, die so vielen Seefahrern den Tod brachte. "De vloeibare dood grijpt om zich heen/Alles is verloren" und "Niemand kan de zee stoppen/Wanneer zij komt/Wanneeer zij je komt halen//Ook niet/De Meeuwenkoningin/Met haar kroon van duindoorn". In all' ihrer Anmut und prachtvollen Schönheit bleibt sie doch immer wild und rau, gar von grimmiger Gestalt und den Tod bringend.

Das zweite Stück der Platte, Het duivelsvuur van Schiermonnikoog (Das Teufelsfeuer von Schiermonnikoog), basiert auf einer alten lokalen Legende der Insel Schiermonnikoog, der Insel der grauen Mönche, wie sie ins Deutsche übersetzt heißt. In dieser wird von einem Mann namens Sjoerd Murks erzählt, der mit seiner Familie auf einer kleinen Farm und dort von der Viehhaltung und -zucht lebte. In den rauen Wintern brachte er sein Vieh über das Watt auf das Festland in die Obhut der Mönche. Eines nebeligen Tages klopfte es an seiner Tür und vor ihm standen zwei Dänen, die ihm Vieh abkaufen wollten ("Door mist en nevel/Gloeiende, zielen vretende duurzee/Gekerm, gehuil, gekrijs, geknetter/Voorgoed verloren"). Nach langem Zögern ließ er sich dazu hinreißen, durch das Watt zu marschieren und ein Rind für sie zu holen. Die Aussicht auf viel Geld machte ihn jedoch blind gegenüber den Absichten, welche die Beiden wirklich hegten ("Misleid, ontgoocheld/Duistere krachten, dwingend/Stuurde Sjoerd Murks over't wad/Gulzig bloeddorstige lokroep van het kwaad") - denn als er wiederkehrte, erblickte er schon von Weitem, dass seine Behausung in Flammen stand. Seine Frau wurde geschändet, entehrt, getötet und dann mit der Farm verbrannt ("Tussen gloeiende balken, half verkoold/Kokend bloed, hongerig duivelsvuur/Zijn wederhelft verkracht, vermoord, verbrand/Woeste vlammen dansen de doodsdans").

Seinen Sohn jedoch nahmen sie mit auf ihren Kahn, was Sjoerd dazu veranlasste, durch die aufkommende Flut zu schwimmen - nur um zu erkennen, dass sein Sohn aufgeknüpft an einem Strick baumelte ("Wanhopig slaan armen zich door gitzwarte golven/Wraakgevoelens overwinnen de ijselijke kou/Woest kolkt het water, wreed snijdt de wind/Zijn zoon!Zijn zoon!//Het gekraakte lichaam van Ulbe/Bungelend aan de ra/Gekrijs, gehuil, geruis, gesuis/Verstikkende stilte, alles verstomd"). Ohnmacht überfiel ihn und er erwachte schließlich am Strand in den Armen seiner Tochter. Der Kahn der Dänen jedoch war spurlos verschwunden. Fortan ward er nicht mehr derselbe, seine Tochter gab er weg und er baute sich eine Hütte, um isoliert von der Außenwelt sich dunklen Mächten zu widmen ("'s Nachts wanneer de wind huilt/En de zee zijn wilde golven laat dreunen/Duistere woorden, nachtmerrie der christenmens/Brandend wrakhout verstoort de duisternis"). Des Nachts zog er mit einem gehörnten Rind aus, hing ihm eine Sturmlaterne an eines der Hörner und peitschte es durch die Dünen. Durch das Teufelslicht wurden viele Schiffe von ihrem sicheren Kurs abgebracht und mussten sich ihrer tödlichen Gewissheit ergeben. Sjoerd beraubte die gestrandeten Schiffe unter teuflischem Gelächter um ihre Reichtümer ("Het beest ontgrendeld, de stormlantaarn/Demonische flikkeringen dansen over de duinvallei/Onwetende schepen, gelokt door de dood/Een duivels gelach, een duivels vuur"). Als seine inzwischen verlobte Tochter zurückkehrt, wird sie seiner Taten gewahr. Und so kam es, dass ihr Liebster das "Teufelslicht" mit schwerem Stein erschlug. Als sie mit ihrem Vater an die Stelle kam, erblickten sie jedoch nur den Kahn der Dänen, den sie von Windgeheul und Geschrei begleitet, durch die Dünen segeln sehen konnten. An die Stelle, an der sie standen, wurde die Leiche eines Jungen angespült - es war Ulbe, der zuvor verlorengegangene Sohn ("Jaren verstrijken, tot het onvermijdelijke/Ulbe zal wederkeren/Dreunend gedruis van het wrede water/Loeiende wind, gekraak, geschrei/De zoon is thuis gekommen!/Levenloos/Dood"). Und so konnte auch seine Seele Frieden finden.

Der letzte Teil der Geschichte wurde im Text ausgespart, so ergibt sich in der Geschichte von ELFSGEDROCH kein versöhnliches Ende, im Gegenteil steht hier am Ende nur das Leid und der Tod. Wahrlich eine Geschichte, die würdig ist, in einen erhabenen Black Metal-Song verpackt zu werden. So beginnen die Instrumente hier auch ziemlich räudig und ungestüm, durch die akustischen Gitarren, die neben diesem Sturm gepeitschten Schwarzmetall-Gewitter ebenfalls Verwendung finden, entsteht hier eine sonderbare Mystik, die gleichsam erhaben und episch, aber auch durch und durch melancholisch und zutiefst traurig anmutet.

De Armemanskisten behandelt eine weitere Volkssage aus der niederländischen Küstenregion. Dieses Mal stammt diese von der Insel Terschelling. Diese erzählt von einer Prinzessin, die einst auf Wester-Schelling lebte. Durch ihre tragische Familiengeschichte, war sie anders als Adelige, dem Volk sehr nahe, kümmerte sich um Verletzte und Kranke, gewährte ihnen Bleibe und Versorgung. Eines Tages kenterte ein Schiffs und viele Leichen wurden an den Strand der Insel gespült ("Een schip gegrepen/Door lauwen van de dood/Verankert/Op de Schellinger gronden/Woilend, steeds dieper/Verzwolgen door het zand/De zee verzwelgt haar prooi" und "Hen wacht de ondergang/De wrede verdrinkingsdood/Honderden lijken/Kapot geslagen ov de kust"). Da weder Geld für eine vernünftige Beisetzung, noch Platz auf dem örtlichen Friedhof vorhanden war, ließ sie die Leichname der Schiffbrüchigen zur Burg bringen, in einfachen Holzkisten beisetzen und anschließend die Grabstätte fluten.

Dieser Akt des Mitgefühls wird bei ELFSGEDROCH jedoch in ein morbides Gegenteil verkehrt.. So erinnert der Text in seinem Verlauf sogar ein wenig an BURZUM's Überwerk A Lost Forgotten Sad Spirit. Zeilen wie "Voor jeder een kist/Begraven in de koude grond/Hier, bij de Dodemanskisten/De Armemanskisten/Dwalende zielen/Wanneer de nacht het donerst is/Rusteloze zielen/Rottend vlees in de duisternis/Vorer voor de maden" zeugen von diesem morbiden, ELFSGEDROCH innewohnenden Touch, und lassen gleichzeitig die Trostlosigkeit erkennen, die dieser Situation anhaftet. "Uit het zicht verbannen/Maar niet vergeten/De drooggelopen geulen/Ondergelopen met gitzwart water/Boze geesten/Dwalen/Wanneer de nacht het donkerst is". Genau wie der Text, so erschallt auch die Musik zunächst etwas gediegener, hält sich im getragenen Midtempo, bei dem auch sehr viel Melancholie mitschwingt.

Zur Mitte hin erfährt das Lied dann einen Stimmungswechsel, die Instrumente nehmen an Fahrt auf, das Schlagzeug gleicht einem peitschenden Wind, die Gitarren zaubern einen stolzen Melodiebogen auf den anderen, bis in der fünften Minute dann mit einem kurzen Zwischenspiel des Schlagzeugs abermals ein Wechsel stattfindet: Hier wandelt sich das Treiben endgültig in einen treibenden Black Metal-Song, der zum Ende hin gar noch eine eiskalte Solo-Passage im Gitarrenspiel bietet, bevor er unverhofft endet, was dann wieder einen weiteren Vergleich mit den alten Werken von BURZUM zuließe.

Das vorletzte Stück Rixt deel 1: Het dansende duivelslicht van dood en verderf, stellt den ersten von zwei Akten dar, welche sich in textlicher Hinsicht mit der Erzählung um Rixt van het Oerd (Ritskemooi), die auf der Insel Ameland gelebt haben soll, auseinandersetzen. Sie lebte nach dem Tod ihres Mannes mit ihrem Sohn Sjoerd zusammen und lebte von den Erzeugnissen ihrer Kuh und angetriebenem Strandgut ("Bij krijsende meeuwen en sikkelduinen/Wandelend in de nooit kalme wind/Sinistere vissersweduwe omringt met de dood/Verlaten, verloren"). Sjoerd wurde erwachsen und verließ Ameland, um sich der Seefahrt zu widmen. Als das Strandgut rarer wurde, erdachte sie in ihrer Verzweiflung einen teuflischen Plan: In einer dunklen und von Sturm gepeitschten Nacht nahm sie eine Sturmlaterne und band sie zwischen die Hörner ihrer Kuh ("Roetzwarte nachten van ijselijke stormwinden/Reddeloze ondergang van nietige schepen/Jammerlijk rondzwalkend langs de hachelijke kust/Luid gillend, duivelse krachten//Wraak op de verdorven mensheid/De lantaarn zwenkt aan de hoorns van het beest") und trieb sie auf die höchste Düne, in der Hoffnung ein armseliges Schiff zum Kentern zu bringen.

Nachdem tatsächlich ein Schiff auf eine Seebank auflief, kenterte und in der Brandung zerbarst, machte sie sich daran, die Wertsachen aufzusuchen ("De golven verzwelgen en spuwen hun prooi, zo fier/Gezwollen lichamen stranden, gekastijd door zeewier"). In einem toten Seemann erblickte sie jedoch: Ihren Sohn. Daraufhin verschwand sie spurlos ("Begerige vingers verstijven in gruwel/Het licht is gedoofd in haar enige zoon/"Barmhartige golf. O, neem mij mee!"/"Ver, ver, in de diepe zee!"").

Sehr passend scheint auch hier, wie schon beim zweiten Lied die Illustration des Todes, der einen gehörnten Stab hält, an dem eine Sturmlaterne baumelt. Der Song an sich ist der längste Beitrag der MLP und präsentiert sich wieder sehr erhaben bis episch, jedoch nicht ohne eine gewisse Traurigkeit aufschwingen zu lassen, die in jeder einzelnen Note spürbar wird. Ein tiefes Empfinden, was die Verzweiflung und den Schmerz dieser Geschichte zum Ausdruck bringt.

Auch hier halten die bereits genutzten Stilmittel wie Tempo- und Stimmungswechsel Einzug und halten das Geschehen durchweg interessant und konstant auf hohem Niveau. Die Ameländer Legende besagt, dass man auch heute noch den ruhelosen, rachelüsternen Geist der alten Rixt über die Oerder Dünenlandschaft heulen hören und ihr Wehklagen vernehmen kann, womit ich beim letzten Lied Rixt deel 2: Geweeklaag der Helleveeg angekommen wäre. Endete der letzte Song noch mit den Zeilen "Weeklagend geschrei ontsiert de duinvallei/Schim onder een knoestige oude vlier/Boosaardige ziel, verankerd in wraak", so setzt dieser direkt hier an. Instrumental gesehen deutlich an BURZUM zu Zeiten von Filosofem angelehnt, entfaltet sich hier eine äußerst düstere, spirituelle Atmosphäre, die einer klassischen Spukgeschichte alle Ehre macht. "Dorstig naar verderf, hunkerend naar wraak/Vannit de duisternis wacht een eeuwenoud kwaad//Sjoerd!/Sjoerd!/Sjoerd!"

Und auf ewig wird ihre ruhelose Seele wandeln...

Fazit:
Was für ein monumentales Werk! Alles, was ich von "Dwalend bij Nacht en Ontij" zu erhoffen gewagt habe, hat sich doch wahrhaftig erfüllt. Jedes Lied für sich ist eine mythische Reise in die düsteren Geheimnisse längst vergangener und vergessener Zeiten. Eine Odyssee in dunkle Gewässer zu nebelverhangenen Eilanden, welche tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt und von der es kein Zurück gibt. Es ist schwerlich zu glauben, aber mit diesem meisterhaften Gesamtkunstwerk haben sich ELFSGEDROCH doch noch einmal selbst übertroffen. Wie bereits weiter oben erwähnt, gibt es die Platte in zwei Editionen, einmal in weiß und einmal in blau, jeweils mit Poster, im Gatefold mit Illustrationen und allen Texten. Bestellungen sind direkt an Diaphora Produktion oder auch direkt an die Band, welche das Werk über ihre Präsenz auf Bandcamp auch in digitaler Form zur Verfügung stellen, zu entrichten.

Atmosphärischer Black Metal mit hohem Anspruch. Ein Meisterwerk, in welches man definitiv Zeit investieren sollte, denn es mal eben schnell abzuhandeln oder nebenbei laufen zu lassen, würde ihm in keinster Weise gerecht werden! Uneingeschränkte Empfehlung meinerseits!


Darbietungen:
01. De broedermoordvloek
02. Het duivelsvuur van Schiermonnikoog
03. De Armemanskisten
04. Rixt deel 1: Het dansende duivelslicht van dood en verderf
05. Rixt deel 2: Geweeklaag der Helleveeg

Laufzeit: ca. 44 Minuten






Mit "Burchten van't Hooghe Noorden"möchte ich mich nun dem anderen Werk aus dem Hause ELFSGEDROCH widmen, welches parallel zur MLP veröffentlicht wurde. Der Titel bedeutet ins Deutsche übersetzt in etwa so viel wie Festungen des hohen Nordens und thematisieren die Groninger Borgen - prunkvolle Landhäuser der früheren Groninger Junker. Die 7'' EP beinhaltet dabei zwei Lieder, die von ihrer Musik her recht unterschiedlich sind, und vielleicht auch deshalb dafür Sorge tragen, dass diese EP alles andere als überflüssig ist....





Die Aufmachung zeigt sich einmal mehr sehr künstlerisch. Der gräulich-beige Grundton wurde auch hier beibehalten, das Gemälde auf der Frontseite zeigt ein paar Farbnuancen und ist wirklich sehr schön anzusehen. So wie man von den Geschichten H. P. Lovecraft's sagt, dass sie stets eine düstere und schleichend-bedrohliche Atmosphäre haben, so kann man das auch getrost von diesem Bildnis behaupten.

Auf der Platte wird dann gewahr, was sich unter der Oberfläche des Gewässers verbirgt, sowohl in visueller als auch in musikalischer Hinsicht. Geschichte wird oft genug mit Blut geschrieben, und auch der Text zu Een Tombe van pracht en praal zeugt davon. Ob auch dieser von einer lokalen Sage inspiriert wurde, vermag ich nicht zu sagen, da ich im Zuge meiner Recherchen zu diesem  keinerlei Informationen gefunden habe. Das Lied wird vornehmlich in einer schnelleren Gangart präsentiert, der zelebrierte Schwarzmetall ist dabei aber immer noch im getragenen Midtempo anzusiedeln. Ebenso fehlen hier natürlich auch die bewährten Stilmittel der Band nicht, und so gibt es einige atmosphärische Akustik-Passagen, genau wie auch Gitarrensoli oder passende Tempowechsel, zur Mitte hin gibt es gar einen wahrhaften emotionalen Ausbruch. Auch scheint es sich hier um ein Lied zu handeln, in dem ELFSGEDROCH einen Kehrreim verwenden.

Verworden tot Wierdeschim besitzt eine treibende Melodieführung, die sich mit epischen, aber auch grimmigen Passagen die Waage hält, inklusive des Einsatzes von Samples. Leider liegen mir auch hier keine Texte vor (die zu Een Tombe van pracht en praal lassen sich aber beispielsweise auf metal-archives.com nachlesen), was mich zu dem einzigen wirklichen Wermutstropfen dieser Veröffentlichung kommen lässt: Dem fehlen eines Beiblatts mit näheren Informationen zu dieser Platte oder den Texten - ist man es doch sonst von ELFSGEDROCH gewohnt, während des Hörens ihrer Werke gleichzeitig auch in ihren Texten zu versinken.

Fazit:
Auch die parallel zur MLP erschienene EP vermag es, zu überzeugen. Die Platte kommt übrigens in einem blassen lila mit einem knochenweiß, was beides sehr gut zur Thematik der Veröffentlichung passt und auch verschiedene Elemente des Artworks aufgreift. Limitiert ist das Ganze auf 300 Exemplare, allerdings auch nicht sichtbar limitiert. An der einfachen Hülle kann man im Übrigen auch erkennen, dass die Veröffentlichung schon etwas länger geplant war, denn unter dem Diaphora Logo prangt eine "2017". Aber das nur als kleine Randnotiz, denn die mitunter ausufernden Produktionszeiten in den Presswerken zu Zeiten, in denen Vinyl wieder voll im Trend liegt, sind ja hinlänglich bekannt. Traurig nur, dass die Genres, deren die eigentliche Ehre gebühren würde, da es ihnen allein zu verdanken ist, dass dieses Medium nicht schon längst ausgestorben ist, immer wieder durch längere Produktionszeiten und Verzögerungen abgestraft werden (aber das ist nun eine ganz andere Geschichte - Anm.). Zwecks einer Bestellung wendet euch am besten an die Kontakte zu Diaphora oder ELFSGEDROCH, die ich bereits weiter oben angefügt habe. Anbei noch das Video zu Een Tombe van pracht en praal vom offiziellen ELFSGEDROCH-YouTube als Einbettung.

Eine nicht minder atmosphärische EP, die der MLP in Sachen Intensität in nichts nachsteht. Hier ist es wirklich schade um das fehlende Beiblatt. Trotzdem sollte man sich auch diese 7'' nicht entgehen lassen und am besten im Einklang mit der MLP genießen.


Darbietungen:
01. Verworden tot Wierdeschim
02. Een Tombe van pracht en praal

Laufzeit: ca. 12 Minuten




Hinweis

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Moin werte Leser!

Mit der Rezension zu den beiden großartigen neuen Werken von ELFSGEDROCH verabschiede ich mich nun für zwei Wochen in den Urlaub - den ich passender Weise an der Nordsee verbringen werde (es gibt halt Zufälle, die sind gar keine mehr).

Bis einschließlich den 19. Mai wird meine Blog-Arbeit ruhen. Anfragen per Email werden aber auch weiterhin gerne entgegen genommen und mit Verzögerung beantwortet werden.

An dieser Stelle sei einmal mehr ein großer Dank an alle Bands, Labels und Individuen entrichtet, die mir ihr Material vertrauensvoll zur Verfügung gestellt haben und für das ehrliche Interesse in einer Zusammenarbeit.

Nach meiner Rückkehr dürft ihr euch schon einmal auf ein paar Besprechungen freuen - wie der zu dem aktuellen Werk "Chaos bricht aus" des Solo-Projekts ASCHE DER WELTEN oder dem bereits hochgelobten "Mythen, Mären & Pestilenz" der Schweizer UNGFELL. Auch das kommende SCHATTENFANG Album möchte ich an der Stelle nicht unerwähnt lassen. Natürlich folgt auch der Halbjahres-Bericht. Lasst euch überraschen - ich tue es schließlich auch.

Auf bald,
Kraehenblut
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