WALLFAHRER sind zurück und präsentieren ihr drittes Album innerhalb von drei Jahren. Unglaublich, wie schnell diese Band ihre Kunst an die Öffentlichkeit bringt, ohne dabei an Qualität einzubüßen... aber ich greife vorweg.
Nach Anthologie der Abkehr und Rattenritual hier nun Lightbringer – Leidbringer; ein Wortspiel-Titel, der meiner Meinung nach nicht ganz so episch klingt wie die vorherigen Titel, der aber die Ambivalenz des Menschen, um den es u.a. auf diesem Album gehen soll, bestens beschreibt...
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Nach Anthologie der Abkehr und Rattenritual hier nun Lightbringer – Leidbringer; ein Wortspiel-Titel, der meiner Meinung nach nicht ganz so episch klingt wie die vorherigen Titel, der aber die Ambivalenz des Menschen, um den es u.a. auf diesem Album gehen soll, bestens beschreibt...
„Hail Nature, Hail Freedom“– unter diesem Credo haben WALLFAHRER bisher ihr philosophisches Gedankengut unter die Menschen gebracht, und dabei sowohl ihre Liebe zur Natur bekundet, als auch jene Verhaltensweisen unserer Spezies angeklagt, deren Ziele es sind, sich selbst und andere zu versklaven. Die Natur tritt auf Lightbringer – Leidbringer diesmal ein wenig in den Hintergrund, auch wenn man sich in einem Lied des Textes eines wunderbar naturverehrenden Gedichts aus dem 18. Jahrhundert angenommen hat; im Vordergrund steht jedoch die Kritik am Menschen - an seinen negativen Eigenschaften, die vermutlich letztendlich zu unserem Untergang führen werden... Mitleid ist hier fehl am Platze, getreu dem auf diesem Album enthaltenen Ausspruches: „Das Ende der Philanthropie“.

Musikalisch sind WALLFAHRER unverkennbar: Kraftvolle Melodien, durchdrungen von sehnsüchtiger Melancholie und kontrollierter Aggression. Hier und da haben sich auf Lightbringer – Leidbringer auch kaum wahrnehmbare Death/Trash Metal-Einflüsse eingeschlichen, die sich dezent im Hintergrund halten, dem Album aber noch einmal eine gewisse Härte verleihen. Passend dazu auch der gehässige Ton in dem einen oder anderen Lied, welcher wunderbar die Intentionen der betreffenden Texte widergibt.
Neu ist der Gebrauch von Sprachsamples – zwei der Lieder enthalten Passagen, die vermutlich aus Filmen stammen; beide waren mir vorher aber unbekannt.
Dominant in der Musik bleibt das Hymnische, das Schöne, das Erhabene, das Sehnsüchtige. Auch wenn die Lyrics sich dieses Mal nicht so sehr um die Natur drehen, so ist die Atmosphäre doch zutiefst durchsetzt mit Naturverbundenheit und dem Verlangen nach Wiesen, Wäldern und Bergen. Die Freiheit der Natur ist es wieder einmal, welche WALLFAHRER hier lobpreisen; sowie der Versuch, der Enge menschlicher Städte und Zwänge zu entkommen.
„Ihr Wälder, ihr belaubte Gänge – Und du, Gefilde! Stille Flur!
Zu euch entflieh ich vom Gedränge – O Schauplatzt prächtiger Natur!
Ich fühl, o Freund, mich neu geboren – Und fange nun zu leben an
Seit, fern vom Trotze reicher Thoren – Ich hier in Freyheit athmen kann“
Bei diesem Zitat handelt es sich um einen Auszug aus 'Der Weise auf dem Lande', einem Gedicht von Johann Peter Uz, welcher im 18. Jahrhundert lebte. WALLFAHRER haben Teile dieses Werkes musikalisch verarbeitet (das entsprechende Lied trägt denselben Namen), und man kommt nicht umhin zu erkennen, dass dieses Gedicht der Philosophie der Band vollkommen entspricht: Auch hier geht es um nichts anderes, als um die Befreiung aus zivilisatorischen Fesseln und um jene Freiheit, welche nur die unberührte Natur bieten kann.
Das Leben in den Städten wird – wie auch auf den vorhergegangenen Alben – auf Lightbringer – Leidbringer stark kritisiert. Natürlich bieten Städte uns Sicherheit und Komfort, weshalb man sie nicht als etwas vollkommen Negatives darstellen kann. Gleichzeitig sind Städte – oder besser gesagt: Zivilisationen – auch mit gesellschaftlichem Druck verbunden, mit dem Zwang zur Arbeit, mit Enge und gleichzeitiger Vereinsamung. Die Natur zu manipulieren (z.B. durch Landwirtschaft) ist etwas Nützliches für den Menschen, zugleich sorgt diese Manipulation aber auch für verheerende Zerstörungen – dies ist die Äquivalenz, die ich hinter dem Albumtitel zu erkennen glaube. WALLFAHRER gehen der Frage nach, ob der menschliche Fortschritt Segen oder Fluch ist, so heißt es etwa im Booklet:
„Are they
Are we
Are you
Am I
LIGHTBRINGER or LEIDBRINGER?“
Aus diesen Worten wird ersichtlich, dass sich die Band selbst nicht aus ihrer eigenen Kritik herausnimmt, wie ich bereits schon bei den Rezensionen von Anthologie der Abkehr und Rattenritual festgestellt habe. Nicht nur mit dem Finger auf andere zeigen, sondern vor allem auch erst einmal einen Blick in den Spiegel werfen.
Erfahrungsgemäß kommt das zivilisatorische Leben bei WALLFAHRER nicht besonders gut weg. So ist im Song ‚Und der Abgrund starrte zurück‘ zu hören:
„Wir leben nicht, wir hausen – im Sumpfe dieser Schmach
Der Wunsch nach mehr für uns und weniger für sie
Lässt uns nun bezahlen – Blind gelenkte Utopie“
Unsere Zivilisation beruht auf dem Leid anderer. Die westliche Kultur beutet andere Kulturen aus, um in Wohlstand leben zu können. Wobei ich behaupten würde, dass jede Kultur so verfährt oder verfahren würde, hätte sie die Möglichkeit dazu: Luxus auf der einen Seite hat den bisherigen Erfahrungen nach Armut auf der anderen zur Folge. Ob Wohlstand für alle Menschen möglich ist – vielleicht, aber dafür kenne ich mich zu wenig mit Ökonomie aus.
Macht uns der Wohlstand denn glücklich? Sind wir dadurch zu besseren Menschen geworden? Dazu noch einmal ‚Und der Abgrund starrte zurück‘:
„Seht uns nur an wo wir nun sind – Am Rand der Zeit, am Rand der Welt
Die Not trat ein, das Leid begann – Wir wollten mehr und sind nun arm
Rastlos und getrieben, hungrig nach der Macht
Stellten wie die Weichen zu uns’rem Untergang“
Wird sich der Mensch denn jemals ändern? Im Grunde genommen wäre ja eine wirklich große geistige Evolution nötig, um das Leid auf unserem Planeten zu vermindern – an erster Stelle müsste sich der Teil unseres Gehirns verändern, der für die Gier zuständig ist. Die Gier nach Macht und Geld und Luxus sorgt für das Ungleichgewicht auf der Welt; fraglich, ob der Mensch in dieser Hinsicht irgendwann zur Vernunft kommen wird. In ‚Niedergänger (Weg ins Nichts)‘ sagen WALLFAHRER dazu:
Neu ist der Gebrauch von Sprachsamples – zwei der Lieder enthalten Passagen, die vermutlich aus Filmen stammen; beide waren mir vorher aber unbekannt.
Dominant in der Musik bleibt das Hymnische, das Schöne, das Erhabene, das Sehnsüchtige. Auch wenn die Lyrics sich dieses Mal nicht so sehr um die Natur drehen, so ist die Atmosphäre doch zutiefst durchsetzt mit Naturverbundenheit und dem Verlangen nach Wiesen, Wäldern und Bergen. Die Freiheit der Natur ist es wieder einmal, welche WALLFAHRER hier lobpreisen; sowie der Versuch, der Enge menschlicher Städte und Zwänge zu entkommen.
„Ihr Wälder, ihr belaubte Gänge – Und du, Gefilde! Stille Flur!
Zu euch entflieh ich vom Gedränge – O Schauplatzt prächtiger Natur!
Ich fühl, o Freund, mich neu geboren – Und fange nun zu leben an
Seit, fern vom Trotze reicher Thoren – Ich hier in Freyheit athmen kann“
Bei diesem Zitat handelt es sich um einen Auszug aus 'Der Weise auf dem Lande', einem Gedicht von Johann Peter Uz, welcher im 18. Jahrhundert lebte. WALLFAHRER haben Teile dieses Werkes musikalisch verarbeitet (das entsprechende Lied trägt denselben Namen), und man kommt nicht umhin zu erkennen, dass dieses Gedicht der Philosophie der Band vollkommen entspricht: Auch hier geht es um nichts anderes, als um die Befreiung aus zivilisatorischen Fesseln und um jene Freiheit, welche nur die unberührte Natur bieten kann.
Das Leben in den Städten wird – wie auch auf den vorhergegangenen Alben – auf Lightbringer – Leidbringer stark kritisiert. Natürlich bieten Städte uns Sicherheit und Komfort, weshalb man sie nicht als etwas vollkommen Negatives darstellen kann. Gleichzeitig sind Städte – oder besser gesagt: Zivilisationen – auch mit gesellschaftlichem Druck verbunden, mit dem Zwang zur Arbeit, mit Enge und gleichzeitiger Vereinsamung. Die Natur zu manipulieren (z.B. durch Landwirtschaft) ist etwas Nützliches für den Menschen, zugleich sorgt diese Manipulation aber auch für verheerende Zerstörungen – dies ist die Äquivalenz, die ich hinter dem Albumtitel zu erkennen glaube. WALLFAHRER gehen der Frage nach, ob der menschliche Fortschritt Segen oder Fluch ist, so heißt es etwa im Booklet:
„Are they
Are we
Are you
Am I
LIGHTBRINGER or LEIDBRINGER?“
Aus diesen Worten wird ersichtlich, dass sich die Band selbst nicht aus ihrer eigenen Kritik herausnimmt, wie ich bereits schon bei den Rezensionen von Anthologie der Abkehr und Rattenritual festgestellt habe. Nicht nur mit dem Finger auf andere zeigen, sondern vor allem auch erst einmal einen Blick in den Spiegel werfen.
Erfahrungsgemäß kommt das zivilisatorische Leben bei WALLFAHRER nicht besonders gut weg. So ist im Song ‚Und der Abgrund starrte zurück‘ zu hören:
„Wir leben nicht, wir hausen – im Sumpfe dieser Schmach
Der Wunsch nach mehr für uns und weniger für sie
Lässt uns nun bezahlen – Blind gelenkte Utopie“
Unsere Zivilisation beruht auf dem Leid anderer. Die westliche Kultur beutet andere Kulturen aus, um in Wohlstand leben zu können. Wobei ich behaupten würde, dass jede Kultur so verfährt oder verfahren würde, hätte sie die Möglichkeit dazu: Luxus auf der einen Seite hat den bisherigen Erfahrungen nach Armut auf der anderen zur Folge. Ob Wohlstand für alle Menschen möglich ist – vielleicht, aber dafür kenne ich mich zu wenig mit Ökonomie aus.
Macht uns der Wohlstand denn glücklich? Sind wir dadurch zu besseren Menschen geworden? Dazu noch einmal ‚Und der Abgrund starrte zurück‘:
„Seht uns nur an wo wir nun sind – Am Rand der Zeit, am Rand der Welt
Die Not trat ein, das Leid begann – Wir wollten mehr und sind nun arm
Rastlos und getrieben, hungrig nach der Macht
Stellten wie die Weichen zu uns’rem Untergang“
Wird sich der Mensch denn jemals ändern? Im Grunde genommen wäre ja eine wirklich große geistige Evolution nötig, um das Leid auf unserem Planeten zu vermindern – an erster Stelle müsste sich der Teil unseres Gehirns verändern, der für die Gier zuständig ist. Die Gier nach Macht und Geld und Luxus sorgt für das Ungleichgewicht auf der Welt; fraglich, ob der Mensch in dieser Hinsicht irgendwann zur Vernunft kommen wird. In ‚Niedergänger (Weg ins Nichts)‘ sagen WALLFAHRER dazu:
„Weshalb können wir nicht lernen aus den Fehlern unserer Selbst?
Warum sind wir gefangen im Wettlauf um das Geld?
Sind wir nicht in der Lage uns selbst zu reformieren?“
Der Mensch müsste eigentlich aus seiner Vergangenheit und seinen Fehlern lernen, doch dies geschieht nur selten. Denn – um gleich auf den Text von ‚Schwer wiegt die Bürde der Vernunft‘ einzugehen – es ist viel einfacher, die Schuld auf andere zu schieben. Selbstreflexion und Selbstverantwortung fallen vielen Menschen schwer, und deshalb projiziert ein Großteil seine Probleme und Komplexe auf andere Gruppen oder Personen: Seien es „die Juden“, „die Ausländer“, „die da oben“ oder sonst wer. Statt Verantwortung und Stärke zu zeigen, statt in den Spiegel zu blicken und zu erkennen, dass man zu 99% selbst der Grund für die negativen Aspekte seines Lebens ist, wird die Ursache für persönliche Missstände außerhalb gesucht. In der Tat, Vernunft und Verantwortung sind schwere Bürden:
„Schwer wiegt die Bürde der Vernunft
Eine Last die uns erdrücken mag
Jene straucheln die den Rücken beugen und auf andere zeigen
Nur wer aufrecht geht kann widerstehen
[…]
Leicht ist’s die Schuld zu delegieren – Den Feind zu denunzieren
Wieder brennen Scheiterhaufen – Wieder tönen Hasstiraden“
Warum sind wir gefangen im Wettlauf um das Geld?
Sind wir nicht in der Lage uns selbst zu reformieren?“
Der Mensch müsste eigentlich aus seiner Vergangenheit und seinen Fehlern lernen, doch dies geschieht nur selten. Denn – um gleich auf den Text von ‚Schwer wiegt die Bürde der Vernunft‘ einzugehen – es ist viel einfacher, die Schuld auf andere zu schieben. Selbstreflexion und Selbstverantwortung fallen vielen Menschen schwer, und deshalb projiziert ein Großteil seine Probleme und Komplexe auf andere Gruppen oder Personen: Seien es „die Juden“, „die Ausländer“, „die da oben“ oder sonst wer. Statt Verantwortung und Stärke zu zeigen, statt in den Spiegel zu blicken und zu erkennen, dass man zu 99% selbst der Grund für die negativen Aspekte seines Lebens ist, wird die Ursache für persönliche Missstände außerhalb gesucht. In der Tat, Vernunft und Verantwortung sind schwere Bürden:
„Schwer wiegt die Bürde der Vernunft
Eine Last die uns erdrücken mag
Jene straucheln die den Rücken beugen und auf andere zeigen
Nur wer aufrecht geht kann widerstehen
[…]
Leicht ist’s die Schuld zu delegieren – Den Feind zu denunzieren
Wieder brennen Scheiterhaufen – Wieder tönen Hasstiraden“
Doch nicht nur die Gier ist eines der großen Probleme der Menschheit. Auch die Heuchelei trägt ihren Teil dazu bei, unsere Welt und unsere Gesellschaft zu einem negativen Ort zu machen. So heißt es anklagend bei ‚Am Ende kriecht der Mensch‘:
„Ihr sprecht von Ehrlichkeit und beugt die Wahrheit so wie es euch gefällt
Ihr sprecht von Toleranz und weist die Meinung der Anderen als Angriff zurück
Ihr sprecht von Gerechtigkeit und urteilt nach vielerlei Maß
Ihr sprecht von Verantwortung und wendet euch ab von Elend, Not und Gefahr“
Hand in Hand mit Heuchelei geht auch die Verblendung. Gerade Menschen, die vorgeben, für das Gute zu sein und nach „dem Licht“ zu streben, sind doch meistens diejenigen, welche die größten Übel verursachen: Christen und Moslems, die von Erlösung und Paradies reden, aber in ihrer langen Geschichte viel Leid gebracht haben und noch immer bringen, da viele von ihnen jene verachten, die nicht ihren Glauben teilen; Nationalisten und Rassisten, die darüber schwadronieren, dass doch alle Kulturen und Völker gleichwertig und frei sind (solange sie in ihrem Herkunftsland bleiben), aber im Endeffekt das eigene Volk als etwas Besseres sehen und anderen Kulturen ihre Freiheit nehmen zu wollen (z.B. die Freiheit dort zu leben, wo man glücklich werden kann). Antisemiten, die die angebliche Geldgier der Juden anprangern, aber selber in kapitalistischen Mustern denken (bspw. Menschen mit Behinderung jegliche Unterstützung verweigern, im schlimmsten Fall zu töten, weil diese ja keinen Nutzen – gemeint ist wirtschaftlicher Nutzen – für die Gesellschaft haben).
Christen, Nationalisten etc. sprechen vom „Heil“ und vom „Licht“ und dergleichen, doch sie bewirken Schlechtes; entweder aus Verblendung, weil sie gar nicht begreifen, was sie da tun und sagen; oder aber sie sind sich ihrer Taten bewusst, behaupten aber, sie würden zum Wohle irgendeiner Gruppe/eines Volkes/der Menschheit handeln – in diesem Fall sind es Heuchler.
„Sich selbst überschätzende, falsche Propheten, welche sich selbst belügen
Und irrationalen Trugbildern folgen – Denn am Ende kriecht der Mensch
Und ihr sprecht von Freiheit doch verbaut euch Geist und Blick
Und ihr sprecht von Fortschritt und richtet Gedanken und Werte zurück“
Vielleicht wollen Teile der Menschheit tatsächlich etwas Gutes bewirken, doch werden sie stets korrumpiert von Macht, Religion, Gier, Intoleranz, Hörigkeit und dem Gefühl, der Mittelpunkt des Universums zu sein:
„Regenten der Wissenschaft wollten wir sein
Doch wir vergaßen die Gier nach Macht
Die Sucht nach Autorität
Die golden strahlende Zukunft liegt in weiter Ferne
Der Mensch kriecht im Kreise
Der Wirklichkeit entrückt
Eitel und Arrogant“
Dieses Lied – ‚Am Ende kriecht der Mensch‘– spricht mir aus der Seele. Es hat zudem etwas Endgültiges an sich – und das nicht nur, weil es der letzte Track des Albums ist. Auch so habe ich das Gefühl (und Kraehenblut empfindet es ebenso), dass hier ein Abschluss gefunden wird; dass Anthologie der Abkehr und Rattenritual Anklagen wider die Menschheit waren, und dass Lightbringer – Leidbringer nun die finale Abrechnung darstellt. Man hat vielleicht versucht, die Menschheit zu retten, ihr versucht zu zeigen, dass Heilung durch Hinwendung zur Natur möglich ist; doch die Menschheit ließ sich nicht heilen. Nun gibt es keine Versuche der Rettung mehr, nun sind wir am bereits zitierten „Ende der Philanthropie“.
Auf ein Lied bin ich nun gar nicht weiter eingegangen: ‚Totenwache (So sprecht ihn selig)‘. Auch hier wird mit etwas abgerechnet – mit dem Christentum. Nun sind antichristliche Texte im Black Metal aber nichts Ungewöhnliches, sodass ich gar nicht weiter über die Lyrics sprechen will, obwohl sie ebenfalls einige der Grundaussagen WALLFAHRERs enthalten: Selbstständiges Denken, Unabhängigkeit, Befreiung aus von Menschen geschaffenen Trugbildern. Und so muss ich doch noch einmal zitieren:
„Wenn der letzte Zug des Atems deinen Leib verlässt
Und dein Auge sich im Antlitz deines Endes schließt
Wenn du mit letztem Blick der Erkenntnis fündig wirst
Dass du niemals einem Schöpfer gegenüber trittst
Dass du von Anfang an mit Angst und Schuld geblendet wurdest
Dass du seit Anbeginn zu ihrem Dienst erzogen wurdest
Lass dich nicht von Patriarchen lenken
Erwecke und entfache dein selbstständiges Denken“
„Ihr sprecht von Ehrlichkeit und beugt die Wahrheit so wie es euch gefällt
Ihr sprecht von Toleranz und weist die Meinung der Anderen als Angriff zurück
Ihr sprecht von Gerechtigkeit und urteilt nach vielerlei Maß
Ihr sprecht von Verantwortung und wendet euch ab von Elend, Not und Gefahr“
Hand in Hand mit Heuchelei geht auch die Verblendung. Gerade Menschen, die vorgeben, für das Gute zu sein und nach „dem Licht“ zu streben, sind doch meistens diejenigen, welche die größten Übel verursachen: Christen und Moslems, die von Erlösung und Paradies reden, aber in ihrer langen Geschichte viel Leid gebracht haben und noch immer bringen, da viele von ihnen jene verachten, die nicht ihren Glauben teilen; Nationalisten und Rassisten, die darüber schwadronieren, dass doch alle Kulturen und Völker gleichwertig und frei sind (solange sie in ihrem Herkunftsland bleiben), aber im Endeffekt das eigene Volk als etwas Besseres sehen und anderen Kulturen ihre Freiheit nehmen zu wollen (z.B. die Freiheit dort zu leben, wo man glücklich werden kann). Antisemiten, die die angebliche Geldgier der Juden anprangern, aber selber in kapitalistischen Mustern denken (bspw. Menschen mit Behinderung jegliche Unterstützung verweigern, im schlimmsten Fall zu töten, weil diese ja keinen Nutzen – gemeint ist wirtschaftlicher Nutzen – für die Gesellschaft haben).
Christen, Nationalisten etc. sprechen vom „Heil“ und vom „Licht“ und dergleichen, doch sie bewirken Schlechtes; entweder aus Verblendung, weil sie gar nicht begreifen, was sie da tun und sagen; oder aber sie sind sich ihrer Taten bewusst, behaupten aber, sie würden zum Wohle irgendeiner Gruppe/eines Volkes/der Menschheit handeln – in diesem Fall sind es Heuchler.
„Sich selbst überschätzende, falsche Propheten, welche sich selbst belügen
Und irrationalen Trugbildern folgen – Denn am Ende kriecht der Mensch
Und ihr sprecht von Freiheit doch verbaut euch Geist und Blick
Und ihr sprecht von Fortschritt und richtet Gedanken und Werte zurück“
Vielleicht wollen Teile der Menschheit tatsächlich etwas Gutes bewirken, doch werden sie stets korrumpiert von Macht, Religion, Gier, Intoleranz, Hörigkeit und dem Gefühl, der Mittelpunkt des Universums zu sein:
„Regenten der Wissenschaft wollten wir sein
Doch wir vergaßen die Gier nach Macht
Die Sucht nach Autorität
Die golden strahlende Zukunft liegt in weiter Ferne
Der Mensch kriecht im Kreise
Der Wirklichkeit entrückt
Eitel und Arrogant“
Dieses Lied – ‚Am Ende kriecht der Mensch‘– spricht mir aus der Seele. Es hat zudem etwas Endgültiges an sich – und das nicht nur, weil es der letzte Track des Albums ist. Auch so habe ich das Gefühl (und Kraehenblut empfindet es ebenso), dass hier ein Abschluss gefunden wird; dass Anthologie der Abkehr und Rattenritual Anklagen wider die Menschheit waren, und dass Lightbringer – Leidbringer nun die finale Abrechnung darstellt. Man hat vielleicht versucht, die Menschheit zu retten, ihr versucht zu zeigen, dass Heilung durch Hinwendung zur Natur möglich ist; doch die Menschheit ließ sich nicht heilen. Nun gibt es keine Versuche der Rettung mehr, nun sind wir am bereits zitierten „Ende der Philanthropie“.
Auf ein Lied bin ich nun gar nicht weiter eingegangen: ‚Totenwache (So sprecht ihn selig)‘. Auch hier wird mit etwas abgerechnet – mit dem Christentum. Nun sind antichristliche Texte im Black Metal aber nichts Ungewöhnliches, sodass ich gar nicht weiter über die Lyrics sprechen will, obwohl sie ebenfalls einige der Grundaussagen WALLFAHRERs enthalten: Selbstständiges Denken, Unabhängigkeit, Befreiung aus von Menschen geschaffenen Trugbildern. Und so muss ich doch noch einmal zitieren:
„Wenn der letzte Zug des Atems deinen Leib verlässt
Und dein Auge sich im Antlitz deines Endes schließt
Wenn du mit letztem Blick der Erkenntnis fündig wirst
Dass du niemals einem Schöpfer gegenüber trittst
Dass du von Anfang an mit Angst und Schuld geblendet wurdest
Dass du seit Anbeginn zu ihrem Dienst erzogen wurdest
Lass dich nicht von Patriarchen lenken
Erwecke und entfache dein selbstständiges Denken“
Fazit:
Was soll ich sagen – WALLFAHRER versteht es wie kaum eine andere Band, mich so sehr zu begeistern und in ihren Bann zu ziehen. Wie ich schon bei den vorherigen Reviews geschrieben habe: Allein die Texte enthalten derart mannigfache Quellen der Inspiration, dass ich mich wochenlang damit beschäftigen und beinahe ein Buch darüber schreiben könnte...
Die Musik ist nicht rau oder böse, ihr fehlt das okkulte Moment, das ich ansonsten sehr schätze. Wir haben es hier nicht mit dreckigem und sinistren Black Metal zu tun, der dämonische Triebe wachrüttelt... Nein, WALLFAHRER sind anders. Wunderschön und sehnsüchtig, aber nicht weinerlich oder verweichlicht. Aufrechte Musik von Individuen, getrieben von der Hingabe an die Natur und von der Verachtung gegenüber der Menschheit – sich dabei aber stets bewusst, dass sie selbst ebenfalls zu den Menschen gehören.
Was soll ich sagen – WALLFAHRER versteht es wie kaum eine andere Band, mich so sehr zu begeistern und in ihren Bann zu ziehen. Wie ich schon bei den vorherigen Reviews geschrieben habe: Allein die Texte enthalten derart mannigfache Quellen der Inspiration, dass ich mich wochenlang damit beschäftigen und beinahe ein Buch darüber schreiben könnte...
Die Musik ist nicht rau oder böse, ihr fehlt das okkulte Moment, das ich ansonsten sehr schätze. Wir haben es hier nicht mit dreckigem und sinistren Black Metal zu tun, der dämonische Triebe wachrüttelt... Nein, WALLFAHRER sind anders. Wunderschön und sehnsüchtig, aber nicht weinerlich oder verweichlicht. Aufrechte Musik von Individuen, getrieben von der Hingabe an die Natur und von der Verachtung gegenüber der Menschheit – sich dabei aber stets bewusst, dass sie selbst ebenfalls zu den Menschen gehören.
Dieses Album ist in einer Limitation von 500 Kopien auf CD direkt bei der Band zu bestellen (via Bandcamp) - jeweils ein Euro des Erlöses wird dabei an eine Organisation für Baumaufforstung gespendet. Außerdem wurde durch Crowdfunding eine Doppel-LP-Version herausgebracht, die jedoch nur für diejenigen verfügbar war, die sich an dem Projekt beteiligt haben.
Eine überaus herausragende Band mit einem Album, das seinen überwältigenden Vorgängern in nichts nachsteht!
Eine überaus herausragende Band mit einem Album, das seinen überwältigenden Vorgängern in nichts nachsteht!
Darbietungen:
01. Niedergänger (Weg ins Nichts)
02. Der Weise auf dem Lande
03. Und der Abgrund starrte zurück
04. Schwer wiegt die Bürde der Vernunft
05. Totenwache (So sprecht ihn selig)
06. Am Ende kriecht der Mensch
Laufzeit: ca. 51 Minuten
01. Niedergänger (Weg ins Nichts)
02. Der Weise auf dem Lande
03. Und der Abgrund starrte zurück
04. Schwer wiegt die Bürde der Vernunft
05. Totenwache (So sprecht ihn selig)
06. Am Ende kriecht der Mensch
Laufzeit: ca. 51 Minuten

