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Channel: Unholy Black Art Of Ritual
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Review: Rituals Of The Dead Hand - Blood Oath (CD, Dunkelheit Produktionen - 2018)

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Oh, die Dunkelheit kommt über uns– das war mein erster Gedanke, als ich dieses Album zu hören bekam. Denn RITUALS OF THE DEAD HAND spielen eine äußerst finstere Mischung aus Black, Doom und Death Metal, welche mich sofort und ohne Umschweife zu begeistern wusste. Hinzu kommt eine gehörige Portion europäischer (in diesem Fall belgischer) Folklore, die von Raub, Mord und Teufelspakten spricht. Ein durch und durch schwarzes Zusammenspiel also, welches nun näher in Augenschein genommen werden soll… 





RITUALS OF THE DEAD HAND stammen aus dem Niederländisch sprechenden Teil Belgiens und liefern mit Blood Oath ein beeindruckendes Debüt ab. Die beiden Musiker Isangrim und Lykaios sind auch in anderen Bands vertreten, deren Namen mir persönlich aber nichts sagen (so spielen sie etwa noch gemeinsam bei HEMELBESTORMER, einer Band, die ich mir dann doch mal angehört habe, und die ich dem Post Metal zuordnen würde).

Die Musik von ROTDH ist langsam aber machtvoll, finster und bisweilen verstörend. Sie wälzt sich schleppend sich durch die Nacht und bringt diese mit sich. Der Gesang ist größtenteils dunkel und dämonisch zu nennen, bedient er sich doch neben der typischen Growls auch geflüsterter Worte und gequälter Schreie. Eine finstere und bedrohliche Atmosphäre wird hier geschaffen, die zusätzlich durch Soundeffekte stimmungsvollster Art unterstützt wird: Prasselnde Feuer (von Scheiterhaufen herrührend – dazu weiter unten mehr), Glockenschläge, schreiende Menschen und einige undefinierbare, dämonisch-geisterhafte Geräusche.

Textlich bewegt man sich zwischen Legenden und Historie. Denn Blood Oath geht auf die Geschichten über die sogenannten „Bockereijders“ ein, im Deutschen auch „Bockreiter“ genannt. Dabei handelt es sich ursprünglich um dämonische Wesenheiten, welche auf Ziegenböcken reitend durch die Nacht stürmen, um arglose Menschen zu bedrängen – nicht unähnlich der Wilden Jagd.
Im 18. Jahrhundert wurden die Bockreiter dann Realität, als verschiedene Räuberbanden damit begannen, Gebiete des heutigen Belgiens, der Niederlande und Deutschlands zu terrorisieren. Raubmorde und Brandstiftung waren an der Tagesordnung, und schnell wurden diese Banden vom einfachen Volk mit den Bockreitern gleichgesetzt.

Der Fairness halber muss gesagt werden, dass die Bockreiter zunächst nur Adelige und reiche Gutsbesitzer überfielen, und ihre Beute mit der armen Bevölkerung teilten, was ihnen einen gewissen Heldenstatus einbrachte. Doch im Laufe der Jahre wurden die Überfälle immer brutaler und beschränkten sich nicht mehr nur auf wohlhabende Menschen – bald schon fürchteten sich Menschen jeden Standes vor diesen Banden, von denen es dann schließlich hieß, sie stünden mit dem Teufel im Bunde.

Auf dem Titelbild des Booklets von Blood Oath ist ein Zitat von Jan Van Muysen abgedruckt (in manchen Quellen auch Johann Van Muysen genannt), welcher um 1770 herum der Anführer einer Bande von Bockreitern war, und der in besagtem Zitat die Menschen auffordert, die Gesichte der Bockereijders näher zu erfahren. Zwei der Lieder auf dem Album enthalten ebenfalls niederländische Zitate (die Texte sind ansonsten auf Englisch verfasst), die möglicherweise auch auf Van Muysen zurückgehen – sie könnten aber auch eine Erfindung ROTDHs sein, dies ist nicht eindeutig gekennzeichnet.

Über Van Muysen selbst gibt es einen wohl offiziellen Bericht, in welchem beschrieben wird, wie er Briefe an Bauern verschickte, in denen er in Satans Namen schwor, die Höfe niederzubrennen, so die Bauern kein Geld an seine Bande zahlten. Was genau aus diesem Räuberhauptmann (bei den Bockreitern „Kapitän“ genannt) wurde, kann ich nicht sagen, doch gefangen genommene Banditen erwartete in den meisten Fällen der Strick.

Das erste Lied ‚Bonderkuil‘ beschreibt eine heruntergekommene Spelunke, in welcher die Bockreiter sich treffen und ihre zukünftigen Schandtaten planen. Dabei wird aber auch schon deutlich, dass der Tod sie erwartet, durch Folter, Enthauptung oder Scheiterhaufen. Passend dazu das Bild eines Mannes auf einem Scheiterhaufen, sowie ein Zitat aus der Bibel:

„Ihr habt zum Vater den Teufel,
Und nach eures Vaters Lust wollt ihr tun.
Er war ein Mörder von Anfang an,
Und hat in der Wahrheit keinen Bestand.“
(das Zitat ist auf Englisch abgedruckt, ich habe eine der deutschen Fassungen gewählt)

Weiter geht es mit einem Stück namens ‚Sworn‘. In diesem schwören die Bockreiter ihrem Kapitän (ich vermute Jan Van Muysen) die Treue, während er selbst folgende Worte spricht (die Übersetzung aus dem Niederländischen stammt von mir):

„Kommt näher, Abschaum und Galgenbrüder
Fürchtet euch nicht und hört euren Kapitän
Angst und Zerstörung werden wir bringen
Die Hölle wird uns nachfolgen
Steigt auf den Bock, lasst die Fackeln lodern
Folgt mir, wir reißen das Land in Stücke“

In ‚They rode by night‘ wird dann beschrieben, wie die Bande über das Land reitet, schwer bewaffnet und alles niederbrennend. Dabei kommt wiederum der Kapitän zu Wort:

„Fürchtet nicht die Bibel, noch ihre Gebote
Am Tage liegen wir in Ketten, doch in der Nacht sind wir frei
Auf dem Rücken des Bockes
Entkommen wir dem Schafott
Und fliegen zum Teufel, zur Mookerheide“

Die Mookerheide ist ein Gebiet in den Niederlanden, in welchem sich – ähnlich dem Blocksberg im Harz – Hexen zum Sabbat getroffen haben sollen. Sie war außerdem der angebliche Zufluchtsort der Bockreiter.

Das letzte Lied ‚The Scourge‘ ist aus der Sicht eines Richters oder Inquisitors geschrieben. Er schwört, die Bockreiter bis zu seinem letzten Atemzug zu jagen, um sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Seine Worte klingen sehr fanatisch („I bring death to unbelievers/I shall cleanse our land from this plague“) und er gibt sogar zu, vom Blutdurst getrieben zu sein. Dieser Mann (ich weiß leider nicht, ob er auf einer historischen Persönlichkeit beruht, könnte es mir aber vorstellen) trägt dämonische Züge, so wie es viele Menschen, die sich selbst für rechtschaffen halten, getan haben bzw. auch heute noch tun.

Besonders gelungen finde ich auch das Titelbild: Die schwarz-weiße (Bleistift?)Zeichnung eines Baumes, in dessen Stamm gespenstige Gesichter zu sehen sind; ich kann an dieser Stelle zwar keinen Bezug zu den Bockreitern finden, aber von der Stimmung her passt es sehr gut zur Musik von RITUALS OF THE DEAD HAND.

Insgesamt hat mich dieses Album wirklich schwer begeistert, die Dunkelheit dieses Werkes ist beinahe physisch greifbar. Von den Bockereijders hatte ich zuvor noch nie gehört, aber mein Interesse an dieser Legende ist geweckt! BloodOath ist ein zutiefst schwarzes Album, bei dem der Fokus auf einer finsteren und dämonischen Stimmung liegt.
Zu beziehen über Dunkelheit Produktionen.


Darbietungen:
01 Bonderkuil
02 Sworn
03 The Gathering
04 They rode by Night
05 The Scourge

Gesamtspielzeit: ca. 40 Minuten




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