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Channel: Unholy Black Art Of Ritual
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Review: Friisk - De Doden van't Waterkant (Digitaler Inhalt, Eigenproduktion - 2018)

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Aus dem Norden Deutschlands, genauer gesagt aus Leer in Niedersachsen, im deutschen Teil Ostfrieslands gelegen, stammt die Horde FRIISK, die mit vorliegendem Werk De Doden van't Waterkant kürzlich ihre erste EP veröffentlichten. FRIISK als Projekt ging dabei aus der Asche der Band FRIESENBLUT hervor, welche sich in diesem Jahr auflöste, als vier Beteiligte beschlossen, eine neue Musikkapelle zu gründen und das Quintett mit J als zweiten Gitarristen vervollständigten...





De Doden van't Waterkant wartet mit fünf Liedern auf, wobei das erste lediglich als instrumentaler Einklang dient und bietet eine gesamte Spielzeit von rund einer halben Stunde. Nun musste ich persönlich bei einer ostfriesischen Band mit entsprechender Thematik natürlich auch direkt an die Niederländer ELFSGEDROCH denken, die ja ebenfalls einen sehr atmosphärischen und erhabenen Black Metal zelebrieren und deren bisherige drei Werke mich vollends in ihren Bann zu ziehen wussten. Ebenfalls musste ich an HALLIG, die die Thematik ja ebenfalls in ihrem letzten Werk teilweise aufgriffen, oder auch an das letzte SARKRISTA Album denken, welches sich in Teilen ja auch der Nordsee widmete, wenn auch in einen anderen Kontext gerückt. Einen Vergleich zu FRIESENBLUT kann ich derweil nicht ziehen, da mir das Material dieser Band zur Gänze unbekannt ist.

Mit dem Opener 'Flut', der von Meeresrauschen, knarrenden Geräuschen, unheilvollen Trommeln und einem atmosphärischen Keyboard begleitet wird, schafft man direkt eine sehr dichte Stimmung, die nahtlos in das erste wirkliche Stück 'Ægir'übergeht. Dieses beginnt daher auch eher gemächlich, gar eine Spur harmonisch und friedlich. Ægir war in der nord-germanischen Mythologie der Riese der Meere, dem in Zügen auch der Titel eines Meeresgottes zugeteilt wurde. Ægir war bei den Seefahrern dafür bekannt, dass er nur aus seinem Reich unter Wasser hervortrat, um Schiffe samt ihrer Besatzung zu vernichten und mit sich in die Tiefe des Meeres zu ziehen. Folglich nimmt das Lied im Verlauf auch einen erst melancholischen, dann verzweifelten bis chaotischen und panischen Grundton an, der die hoffnungslosen Schreie der verlorenen Seelen über die Sturm gepeitschten Wellen und das garstige Unwetter erschallen lässt.

Der Titel gebende Song beginnt zunächst auch wieder ruhig und mit einem akustischen Moment, bevor sich ein Sturm über dem geneigten Hörer entlädt. Und nicht nur über ihm: So macht das Lied seinem Titel alle Ehre und man bekommt hier ein monumentales Epos voller menschlicher Verzweiflung und Angst, aber auch voller natürlicher (Tod bringender) Schönheit und Erhabenheit serviert. Ein Denkmal all' jener verstorbener Seelen, die ihr Leben dem Meer übergaben. Besonders hervorzuheben sind hier nicht nur der atmosphärische Black Metal, sondern auch die sehr stimmungsvollen Wechsel und immer mal wieder auftauchenden ruhigeren Passagen.

Mit 'Dämmerung'eröffnet sich der Hörerschaft ein weiteres Kapitel dieses, schon jetzt als mehr als nur solide zu bezeichnenden Werkes. Wenn ich das richtig heraushöre, und für mich richtig interpretiere, bekommt man es hier thematisch mit einer Geschichte aus den frühen Tagen des Walfangs zu tun, als die Expedition und Jagd noch wesentlich beschwerlicher und gefährlicher war, und den Walfänger auf eine Reise in eisige Gegenden führte, die sich oft auch mehrere Wochen hinziehen konnte. Gerade für Insulaner war dies eine nicht zu vernachlässigende Bezugsquelle an Ressourcen natürlicher und finanzieller Art, für die man letztlich notgedrungen auch Heim und Hof, wie auch seine geliebten Leute verließ und sich dem Meer auslieferte. All diese Aspekte werden in der Stimmung des Liedes recht gut wiedergegeben.

Den Abschluss bildet dann das Stück 'Kein Heiland', in dem es dann noch einmal explizit um die Historie Ostfrieslands geht. Nicht umsonst findet man, auch heute noch, kaum eine katholische Kirche im Norden unseres Landes - wer mag, kann ja selbst gerne einmal etwas über die traditionsreiche Geschichte der Ostfriesen recherchieren, da dies nun an dieser Stelle wohl sämtliche Rahmen sprengen würde. Das Lied an sich offenbart einen hymnischen und erhabenen, kämpferischen Schwarzmetall mit einer leicht heidnischen Note, die aber auch absolut gewollt zu sein scheint, der sich zumeist im schnelleren Midtempo abspielt.
"Denn Friesland - will keinen Heiland!"

Fazit:
Gar nicht so schlecht, was die fünf Mannen von FRIISK hier abliefern. Mit De Doden van't Waterkant ist ihnen ein recht guter Einstand gelungen, der vielleicht nicht in allen instrumentalen Facetten zu überzeugen weiß. So manch' eine Passage ist wohl daher noch ausbaufähig und ihr wahres Potential hat die Band mit ihrer ersten EP sicherlich noch nicht voll ausgeschöpft, was auch hörbar ist. Nichtsdestotrotz bekommt man es hier mit einem Machwerk  zu tun, welches eine kraftvolle, erhabene Atmosphäre bietet, die zugleich aber auch sehr melancholisch ist und tiefe Trauer in sich birgt. Die EP wurde in Eigenregie veröffentlicht und ist über die Präsenz auf Bandcamp in digitaler Form, sowie auf CD im Digipak zu ergattern, für jeweils 5,- bzw. 10,- Euronnen.

Atmosphärischer deutscher Schwarzmetall aus Ostfriesland mit Nordsee-Thematik. Eine sehr gute Darbietung mit kleinen, verzeihlichen Schwächen... bin gespannt, wie es mit FRIISK weitergehen wird!


Darbietungen:
01. Flut
02. Ægir
03. De Doden van't Waterkant
04. Dämmerung
05. Kein Heiland

Laufzeit: ca. 27 Minuten





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