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Review: Pestheim & Modgudr - Hymns From The Eternal Kingdom (CD, Wolfmond Production - 2019)

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Die Ein-Mann-Kapelle PESTHEIM meldet sich anno 2019 auch endlich mal wieder zurück. Allerdings leider nicht in Form des bereits seit längerer Zeit angekündigten neuen Albums, sondern im Rahmen einer Split, die ursprünglich im Jahr 2015 veröffentlicht wurde, noch bevor das Album Nocturnal Symphonies entstand - wohl hauptsächlich, um Herrn Frost's zweites vertretendes Projekt MODGUDR zu supporten, dessen Werk The Ancient Days of Glory ebenfalls noch in dem selben Jahr veröffentlicht wurde.





Diese Split wurde damals aber lediglich einer sehr kleinen Schar von Personen zugänglich gemacht, weshalb man sich in Zusammenarbeit mit Wolfmond Production dazu entschied, das Werk abermals in einer größeren Stückzahl zu veröffentlichen.
Die Gestaltung, für die M.H.Frost einmal mehr selbst verantwortlich zeichnet, kann sich sehen lassen. Die Front ziert neben den beiden Logos (die ebenfalls vom Protagonisten persönlich gestaltet wurden) und dem Titel eine düstere und karge Waldlandschaft, in deren Vordergrund sich zwei Wolfsköpfe wie aus Nebel hervortun, die sich gegenseitig anknurren.
Vielleicht könnte man das auch dahin gehend interpretieren, dass M.H.Frost bei seinen Band-Projekten, die er zusammen mit anderen Personen betrieb, einfach nie sonderlich viel Glück hatte, denn diese schieden zuhauf aus diversen Gründen, die meist mit den Mit-Musikern zusammenhingen, wieder aus dem Leben. So auch MODGUDR, die letztendlich nur jene bereits erwähntes Demo-Album vorweisen können.
So steht der Protagonist letzten Endes wieder alleine da, als einsamer Wolf und widmet sein Leben weiterhin dem Underground Black Metal.
Demnach kann das Bildnis durchaus als Kampfansage gedeutet werden - aber das ist wie gesagt nur eine eigene Interpretation meinerseits.

Im Innenteil des 4-seitigen Beihefts lassen sich Anmerkungen zu dieser Split finden, sowie Informationen zu den Aufnahmen, der Besetzung und eine kurze Dankesliste. Die Rückseite des Hefts zeigt dann ein Bildnis von Frost und Infernos, der ein Teil von MODGUDR war.

Die ersten fünf Lieder auf der CD werden durch PESTHEIM zelebriert. 'Hateful Manifesto'stammt dabei in seinem Original aus dem Album In The Mysterious Depths Of The Forest, der Rest landete dann schließlich auf dem zu diesem Zeitpunkt noch unveröffentlichten späteren Album Nocturnal Symphonies. Der äußerst melodische und atmosphärische Aspekt des Albums zeigt sich jedoch vor allem im letzten Lied 'Nordic Kingdom', ansonsten hat man sich wohl eher bewusst für die etwas raueren Beiträge entschieden.

MODGUDR beginnen und geben ebenfalls fünf Lieder zum besten. Diese stammen ausschließlich aus ihrem einzigen Werk The Ancient Days of Glory. Somit macht die Setlist auf dieser Split immerhin einen Großteil ihres Repertoire aus (mal abgesehen von der instrumentalen 'Introduction', 'In the Silence of Darkness' und 'The Blood of the Norsemen'). Insgesamt ist das Treiben hier im Gegensatz zu PESTHEIM etwas roher, mit einer deutlich nordischen Prägung. Wahrhaft epische Momente sind aber auch hier garantiert.

Fazit:
Wer bereits im Besitz der jeweiligen CDs der Horden ist, für den wird die Split eher uninteressant sein, da es sich hier auch nicht um exklusive Vorab- oder Alternativ-Aufnahmen handelt, sondern lediglich um die Songs, die auch auf den Alben zu hören sind. Für jene, die jedoch nicht das Glück hatten ein Exemplar der CDs abgreifen zu können und die Werke dementsprechend nicht zu Hause im Regal stehen haben, könnte Hymns From The Eternal Kingdom allerdings eine lohnenswerte Angelegenheit sein. Die Aufmachung kann sich wie bereits erwähnt, ebenfalls sehen lassen. Zusätzlich kommt die Pro-CDr im Jewelcase (4-seitiges Beiheft) mit einem Poster, welches ein erweiteres Artwork enthält! Limitiert auf 100 von Hand nummerierte Exemplare.
Über das offizielle Wolfmond-Bandcamp könnt ihr euch noch eure Kopie für 7,- Euronnen sichern!

Alte Split in neuem Gewand... wer die Werke beider Horden nicht in der Sammlung hat, kann hier getrost zugreifen!


Darbietungen:
Pestheim
01. Hateful Manifesto
02. Loathsome Race of the Mortals
03. Purest Hatred
04. The Human Scum
05. Nordic Kingdom
Modgudr
06. My Eternal Kingdom
07. Path of Darkness
08. Under the Cold Moon
09. Dusk Under Stormy Sky
10. The Ancient Days of Glory

Laufzeit: ca. 39 Minuten





Review: Ritualia Hominis - Kompendium Historia de Revolution (CD, Schattenpfade - 2019)

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RITUALIA HOMINIS. Eine Band aus deutschen Landen, die irgendwie anders klingt als die große Masse der übrigen Black Metal-Horden. Und die aufgrund dessen mit Sicherheit einen Blick wert ist…









Aufgefallen war mir das Ein-Mann-Projekt bereits vor etwa zwei Jahren (wenn ich mich nicht irre), als ich einige vereinzelte Lieder zu hören bekam, welche mir sowohl musikalisch als auch thematisch sehr gefielen – so wurde etwa über den Harz gesungen (eine der schönsten Gegenden Deutschlands, wie ich finde), oder es wurden Texte aus der Feder Johann Wolfgang von Goethes vertont (von dem ich ebenfalls ein großer Fan bin)… 

Im Zuge meiner Recherchen zum vorliegenden Album Kompendium Historia de Revolution kam ich natürlich nicht umher, mir auch das erste Album Von Sinnen und Gezeiten anzuhören, welches mich aber nicht sonderlich überzeugen konnte... RITUALIA HOMINIS sind teilweise gewöhnungsbedürftig, gerade was den Gesang anbelangt. Dies ist aber auch bei den oben erwähnten Einzelstücken der Fall, welche wiederum zuvor mein Gefallen gefunden hatten – dementsprechend waren meine Gefühle bei der Annäherung an dieses Zweitwerk von äußerst gemischter Natur...

Und was soll ich nun zu eben diesem zweiten Album, Kompendium Historia de Revolution, sagen? Ich kann sagen, dass meine Bedenken sich vollkommen in Luft aufgelöst haben, denn dieses Werk ist großartig! Es gefällt mir absolut, und plötzlich kann ich auch dem Vorgänger etwas abgewinnen... wie das eben bei Musik so ist: Sachen, die man früher nicht mochte, mag man auf einmal und umgekehrt ebenso...

Das Thema dieser Scheibe ist die deutsche Geschichte. Wer jetzt aber sogleich an den Nationalsozialismus denkt, den muss ich – aus meiner Sicht: Erfreulicherweise – enttäuschen. Denn vielmehr werden verschiedene Aufstände und Revolutionen auf deutschem Boden behandelt, vom ausgehenden Mittelalter bis in unsere heutige Zeit.
Und ich empfinde es als sehr erfrischend, dass hier in Bezug auf unser Land einmal keine rechten Ansichten vertreten werden, wie es doch sehr viele andere Gruppen tun. Aus musikalischer Sicht habe ich kein Problem damit, rechte Bands zu hören, aber von meinem eigenen Standpunkt aus kann ich Nationalismus oder Rassismus nicht gutheißen.

Keines dieser beiden Felder wird auf dem vorliegenden Album behandelt, es geht schlicht um die Geschichte Deutschlands bzw. um historische Ereignisse, in denen einfache Menschen gegen die Obrigkeit und für ihre Freiheit gekämpft haben.

Von ihrer Musik her erinnern mich RITUALIA HOMINIS an die (inzwischen ebenfalls als Ein-Mann-Projekt agierende) Band VERDUNKELN, und ein klein wenig musste ich auch an IMPERIUM DEKADENZ denken. Ansonsten wirkt der Stil auf Kompendium Historia de Revolution sehr kämpferisch (passend zur Thematik), leicht militant, aber immer wieder auch melancholisch. Vereinzelt gibt es dezente Klavierbegleitung, die Musik bewegt sich häufig im mittleren Tempobereich, kommt teilweise wunderbar schleppend daher, kann aber auch mal als bedrohliches Black Metal-Gewitter über den Hörer hereinbrechen.
Der Gesang ist zwiespältig: So bewegt man sich zwischen Black Metal, klarem Gesang und gesprochenen Passagen geschickt hin und her. Als Gastsänger fungiert ein Individuum namens Alaun, während der eigentliche Kopf hinter RITUALIA HOMINIS Ole Sören ist, zu dem mir aber leider keine Informationen bezüglich weiterer musikalischer Aktivitäten vorliegen (falls diese abseits von RITUALIA HOMINIS vorhanden sind).

Der Anfang von Kompendium Historia de Revolution kommt sehr bedrohlich daher, kündet sozusagen von kommenden Gewalttaten, welche Revolutionen nun einmal mit sich bringen. Zu hören sind dabei gleichzeitig Samples aus einer Ansprache kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges, in der verkündet wird, dass der deutsche Kaiser abgedankt habe.

Zu meinem Bedauern sind im Booklet keine Texte abgedruckt (bis auf einen), und so kann ich bei einigen Liedern nur mutmaßen, um welche Aufstände es sich handelt – sollte ich daher mit meinen Interpretationen falsch liegen, so bitte ich um Korrektur.

Im Lied ‚Freiheit von Hambach‘ geht es aber eindeutig um das Hambacher Fest, auf welchem im Frühjahr 1832 vorwiegend Studenten für ihre politischen Ziele demonstriert haben, welche da lauteten: Abschaffung der Monarchie (und damit Hinwendung zur Demokratie), sowie Gründung eines deutschen Nationalstaates (ein solcher existierte nämlich nicht – damals war das heutige Deutschland in viele kleine, souveräne Fürstentümer unterteilt).
Auf dem Hambacher Fest kam auch zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Flagge zum Einsatz, welche nach dem Weltkrieg von der ersten deutschen Demokratie (der Weimarer Republik) wieder aufgegriffen wurde. Symbolisch standen diese Farben für Einigkeit, Freiheit und den republikanisch-demokratischen Gedanken, während ihre Ursprünge auf die Zeit Napoleons zurückgehen: Als die Franzosen zu Beginn des 19. Jahrhunderts weite Teile Europas besetzten, formierten sich auf deutschem Boden eine große Zahl an Widerstandsgruppen, von denen mit die bekannteste das „Lützowsche Freikorps“ gewesen ist; und dieses trug schwarze Uniformen mit roten Aufschlägen und goldenen Knöpfen aus Messing.
Auch damals bestand unser Land aus vielen einzelnen Staaten, doch durch den gemeinsamen Feind kam plötzlich der Gedanke an eine Vereinigung aller Deutschen auf, welcher dann wiederum von den Aktivisten des Hambacher Festes aufgegriffen wurde. Speziell auf diese Farben wird auch auf ‚Freiheit von Hambach‘ eingegangen, doch fällt es mir schwer, die einzelnen Worte genau zu verstehen, weshalb ich an dieser Stelle auch nicht versuchen will, sie wiederzugeben…

Ebenfalls eindeutig ist der Abschluss der CD: ‚Post MCMLXXXIX‘ lautet der Titel, und ich muss zugeben, dass ich nachschlagen musste, welche Zahl sich hinter diesen römischen Ziffern verbirgt... es ist 1989. Und damit geht es um den Mauerfall und um die Zeit danach. Soweit ich dem Text folgen kann, sprechen RITUALIA HOMINS von der Ungewissheit, welche die Deutsche Einigung mit sich gebracht hat, und behandeln die Frage nach unserem weiteren Weg.
Musikalisch beginnt dieses Lied beinahe psychedelisch, dann ertönt dunkler und schleppender Black Metal, der im Verlauf zunehmend melancholischer wird. Am Ende ist dann das russische Volkslied ‚Katjuscha‘ zu hören, das auf irgendwie traurige Weise aushallt und damit das Album abschließt.

Hier und da erkenne ich noch einige weitere Anspielungen auf Russland bzw. die Sowjetunion bzw. den Kommunismus. So finden sich auf dem CD-Cover Hammer und Sichel, welche gegen einen gekrönten Adler (also die Monarchie) geschwungen werden. Und auf Hammer und Sichel wird auch im Lied ‚Blut im Februar‘ verwiesen, welches ich aber geschichtlich nicht ganz klar einordnen kann.
Vermutlich geht es um die kämpferischen und gewalttätigen Anfangszeiten der Weimarer Republik, in denen das Deutsche Reich immer wieder inneren Angriffen ausgesetzt gewesen war – seien sie von linker oder rechter Seite gekommen. Militante Schlägertrupps auf beiden Seiten waren damals der Normalfall (mehr noch als heute), doch auch der Staat selbst konnte nicht gerade als zimperlich bezeichnet werden: So wurden etwa der (linke) „Spartakusaufstand“ oder der (rechte) Kapp-Putsch jeweils von staatlicher Seite blutig niedergeschlagen.
Um den genannten Spartakusaufstand könnte es in diesem Lied gehen. Zeilen wie

„Türme fangen an zu beben
wenn die roten Fahnen sich erheben“


klingen nach Sozialismus, außerdem wird klar vom „Bauern mit der Sichel“ und dem „Arbeiter mit dem Hammer“ gesprochen.
Der Spartakusaufstand ereignete sich im Januar 1919, begleitet wurde er von einem Generalstreik der Arbeiterklasse, der – ich kann mich auch irren – sich bis in den Februar hinein zog. Allerdings kann ich nicht genau sagen, ob hier auch wirklich dieser Februar gemeint ist.

Ebenfalls mutmaßen muss ich über den Titel ‚Galgen des Adels‘. Ich höre Schlagworte wie „Freiheit“ und „Bauern“ heraus und vermute, dass es um den Deutschen Bauernkrieg zu Beginn des 16. Jahrhunderts geht. Damals erhoben sich in vielen deutschen Ländern die Bauernschaften (unterstützt von Bürgern und anderen Handwerkern) gegen Kirche und Adel.
Die Aufständischen verlangten nach besseren Lebensbedingungen, was z.B. den Besitz von Wald- und Ackerboden anbelangte, die Erbschafts- sowie die Kirchensteuer und den Frondienst, den man für seinen Fürsten oder dessen Vertreter ableisten musste. Die Forderungen wurden schließlich erfüllt, womit ein kleiner Schritt in Richtung Freiheit und Selbstbestimmung für das einfache Volkes getan war.
Und um noch ein wenig (nicht gänzlich politisch korrekte) Black Metal-Geschichte hinzuzufügen: Auf Seiten der Bauern kämpfte ein Ritter namens Florian Geyer, welcher ein gut organisiertes Bauernheer aufstellte, das bald unter dem Namen „Schwarzer Haufen“ bekannt werden sollte. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand ein Lied über dessen Taten, das den Titel ‚Des Geyers schwarzer Haufen‘ trägt. ABSURD wiederum haben dieses Lied gecovert, den Text leicht verändert und es ‚Des Wotans schwarzer Haufen‘ genannt.

Zwei Titel bleiben noch zu besprechen, und diese beiden widmen sich nicht explizit einem historischen Ereignis, sondern sind von eher allgemeiner Natur...

Bei ‚Die Gedanken sind frei‘ handelt es sich tatsächlich um das bekannte Volkslied, verfasst von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (dem wir auch unsere Nationalhymne zu verdanken haben, sowie viele populäre Kinderlieder wie ‚Alle Vöglein sind schon da‘ oder ‚Morgen kommt der Weihnachtsmann‘).
Worum es in diesem Lied geht, braucht man, so glaube ich, nicht näher zu erläutern – der Titel spricht für sich. RITUALIA HOMINIS haben daraus ein leicht militärisch anmutendes Stück Black Metal gemacht und geben dabei textlich den Grundgedanken dieses Albums vor: Die Freiheit.

‚Was dann bleibt – Monumente der Zeit‘ ist ein eher langsames Lied, teils schleppend und melancholisch, an einigen Stellen mit klarem Gesang versehen. Und auch hier geht es um Freiheit:

„Geburten der dunkelsten Stunden,
Geschenk des hellsten Geistes.
//...//
Ein Beginn mit Ziel der Endlosigkeit
Überdauert Stein und Völker.“


Das Streben nach Freiheit wird es immer geben, denn vollkommene Freiheit wird niemals erreicht werden. Besonders stark wird dieses Streben in den dunklen Stunden der Menschheit, wenn man geknechtet wird von Tyrannei, einem unbarmherzigen Schicksal und dergleichen Dinge mehr. Der Kampf endet nie, mal wird er ruhiger, mal heftiger. Aber nach Freiheit wird der Mensch – bei all' seinen Verfehlungen – immer streben.

Fazit:
Ein poetisches Werk haben wir hier vorliegen, mit starken historischen Bezügen und philosophischem Potential. Leider sind - wie bereits erwähnt - keine Texte abgedruckt (mit Ausnahme von ‚Was dann bleibt – Monumente der Zeit‘), was ich sehr schade finde – denn sicherlich sind die Lyrics dieses Albums es wert, mehrmals gelesen zu werden, denn ich kann mir vorstellen, dass sie große Anregungen für eigene Gedankengänge zum Thema Freiheit bieten.
Auch musikalisch sagt mir Kompendium Historia de Revolution sehr zu, und mittlerweile kann ich wirklich nicht mehr sagen, weshalb mir das erste Album nicht gefallen hat...
Gewöhnungsbedürftig bleiben RITUALIA HOMINIS dennoch, die unterschiedlichen Gesangsstile dürften nicht jedermanns Sache sein. Doch gerade dadurch hebt diese Band sich von vielen Standard-Kapellen ab und weckt (auch bei eventuellem Nicht-Gefallen) ein gewisses Interesse... (An dieser Stelle auch noch einmal ein großer Dank an Adam von Schattenpfade, dafür, dass er uns einen Scan des originalen CD-Covers für diese Rezension zur Verfügung gestellt hat! Ich persönlich finde, dass die Farbgebung die Atmosphäre und Stimmung dieses Albums nochmals um einiges besser zur Geltung bringt, als das schlichte s/w Cover... - Anm. Kraehenblut)

Darbietungen:
01. 1918
02. Die Gedanken sind Freitag
03. Blut im Februar
04. Freiheit von Hambach
05. Galgen des Adels
06. Was dann bleibt – Monumente der Zeit
07. Post MCMLXXXIX

Laufzeit: ca. 36 Minuten



Review: Aderlass - Wandering The Astral Path (CD, Black Metal Propaganda Deutschland - 2019)

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Nachdem ich mich bereits vor einer Weile dem Projekt EVIGVALD aus dem Reigen der Vereinigung "Black Metal Propaganda Deutschland" widmete (die Rezension zu Verbundenheit lässt sich >>hier<< finden), möchte ich mein Augenmerk (und Hörvermögen) nunmehr einem anderen musikalischen Projekt aus jenen Reihen zuwenden. Die Rede ist hier von ADERLASS, welches mit Wandering The Astral Path erst kürzlich ein recht interessantes Debüt-Werk vorgelegt hat.







Das Frontcover ist weiterhin leider nicht im Internet zu finden, und auch auf Nachfrage wurde mir noch keine entsprechende Datei zugänglich gemacht, weshalb sich an dieser Stelle einfach eine Fotographie des ganzen finden lässt. Mehr schlecht als recht, aber vielleicht lässt sich mit der Zeit doch noch eine Alternative finden...

Mit ADERLASS präsentiert uns der Protagonist Herr Thorkraft (u.a. ASKUROR, SIEGHETNAR, VARGSHELSKE und EVIGVALD) einmal mehr ein neues Solo-Projekt. Dieses Mal handelt es sich jedoch nicht um Dark Ambient oder Dungeon Synth, sondern um einen sehr atmosphärischen Black Metal, der düster-okkulte und orthodoxe Tendenzen aufweist. Dementsprechend findet hier auch majestätischer Dark Ambient seinen Einsatz, nimmt hier aber lediglich die Rolle eines begleitenden Elements ein. Ein Teil des großen Ganzen. Die orthodoxen wie okkulten Elemente lassen sich eher in dem Einsatz von rituellen Trommeln, Schellen, Gongs, Streichern, Flöten (und Knochen?) als Instrumente wiederfinden.

Bevor ich mich jetzt aber endgültig der Musik widme, möchte ich noch ein paar Zeilen zur Aufmachung schreiben, die einen wirklich besonderen und persönlichen Charakter aufweist (immerhin handelt es sich hier ja auch beinahe schon um ein Privat-Release, da die ganze Angelegenheit auf gerade einmal 20 Stück limitiert ist - Anm.): Die CD haust in einer A5-Box aus Raukarton, der matt-schwarz, vorne und hinten mit jeweils einem Hochglanz-Bild beklebt wurde, welche einerseits das Cover und zum anderen die Liederliste, sowie eine kleine Fotographie und die Limitierung zeigen. Die Box an sich enthält dann neben der CD, die an einer Halterung im Deckel angebracht ist, noch einen schwarzen Briefumschlag, der sechs Karten beinhaltet, die von Hand bemalt sind und aus schwerem Pergamentpapier bestehen.
Die Bildnisse lassen einen einmal an Wurzelwerk denken, aber vielleicht auch an ein Geflecht aus Blutgefäßen, an Steine, Insekten, an Schädel, Tannen oder Bakterien in vergrößerter Aufnahme. Der Interpretation ist hier kaum eine Grenze gesetzt (wenn überhaupt, dann ist es wohl jene des Betrachters). Und schon hier wird klar, dass für den Protagonisten der Begriff "occult" nicht aus irgendeinem Trend gewählt und völlig aus dem Zusammenhang gerissen wurde (wie es ja bei so einigen "Occult Black Metal" Bands der Fall zu sein scheint, wenn man sich einmal mehr mit ihnen beschäftigt), sondern dieser in seiner Essenz betrachtet werden darf.

Wandering The Astral Path umgibt von der ersten Sekunde bis zur letzten gespielten Note eine Aura des Überirdischen, einer nicht zu erfassenden mysteriösen Macht, die im Verborgenen der Dunkelheit ihren Ursprung hat. Das wird auch gleich im instrumentalen Einklang 'Open The Door To Deathmass'mehr als deutlich und steigert sich von dato mit jedem voranschreitenden Lied.
'Psychedelic Circle Worship'(so hieß der Titel zumindest auf dem Black Metal Propaganda Vol. 2 Sampler, hier wird er mit 'Psychedelic Circus Whoreship' benannt. Ob es sich hier jedoch um einen Fehler, oder eine beabsichtigte Umbenennung handelt, weiß ich jedoch nicht zu sagen), beginnt mit unheilverkündenden Gongs, geht dann in einen eher gediegenen hymnischen Black Metal über, der zudem finstere auf Orgeln getrimmte Keyboard-Klänge bereit hält. Eine Atmosphäre, die von dichten Nebeln, Trance-ähnlichen Zuständen und schwerem Räucherwerk geprägt ist. Passend dazu entpuppt sich auch der Gesang von Thorkraft, den ich schon seit längerem nicht mehr vernommen habe... aber gerade wenn ich das mit den ersten Werken von ASKUROR vergleiche, muss ich ihm schon eine konsequente Weiterentwicklung seiner Stimmgewalt attestieren.

So setzt man im folgenden Titel gebenden Stück gar eher geflüsterte Gesänge ein, was in Verbindung mit den zum Titel irgendwie passenden "spacigen" Keyboards eine wirklich unheimliche, aber auch sonderbar erhabene Stimmung erzeugt. Doch keine Angst: Auch dieser Song entbehrt dem Schwarzmetall nicht, der hier ebenfalls sehr atmosphärisch und im hymnischen Midtempo zelebriert wird. Im letzten Viertel erkenne ich in der prägnanten Klavier-Melodie, die immer mal wieder angestimmt wird, eine kleine Hommage an das Österreicher Projekt KARG, welches mit seinen ersten beiden Alben Von den Winden der Sehnsucht  #1 und #2 zwei Meisterwerke der melancholischen Klangkunst veröffentlichte.

Aber damit nicht genug der Verweise. Im Lied 'Kvlt Of Death, Steel and Storms'vermag ich im einleitenden Teil die prägenden Riffs von ABSURD's "Klassiker" 'Gates of Heaven'zu erkennen (ich war schon versucht, nach dem einleitenden instrumentalen Teil den Text mitzugröllen, sehr amüsant - Anm.). Und tatsächlich scheint man sich mit dem Text auch dem Black Metal aus einer geschichtlichen Perspektive anzunähern und sich u.a. auf diese Band zu beziehen, aber auch auf alte Horden aus dem hohen Norden. So klingen immer mal wieder Schlagworte des Textes durch, die auf eine solche Interpretation schließen lassen würden.

Mit dem letzten Stück 'Hymn Of Nordic Nature Majestic'zelebriert man dann zum Abschluss dann gleich mit knapp 12 Minuten Spielzeit den längsten Beitrag des Albums und begehrt gleichzeitig noch einmal alles auf. Hier lassen sich atmosphärische und erhabene Stimmungen ebenso ausmachen, wie Lobpreisungen auf die Natur und die Geheimnisse, die in ihr schlummern. In den Tiefen der Wälder. Unter der Erde. Unter den Gewässern. Eine Welt, die nicht die unsere ist, und es niemals sein wird, wenn wir nicht endlich damit anfangen, sie zu begreifen, sie zu ehren und mit ihr zu leben, anstatt gegen sie zu leben. Der Mensch wird sein eigener Untergang sein. Weil seine Dummheit auch nichts anderes verdient.
Musikalisch finden sich hier aber auch noch weitere Einflüsse neben dem hymnischen Black Metal wieder: traditionelle Instrumente wie Flöten, dezent eingesetzte Streicher vermag ich ebenfalls zu vernehmen, und dann und wann erklingt ein ergreifender Chor und trägt den Geist hinfort zu seiner Reise auf den Pfaden der Ewigkeit.

Fazit:
Die Musik von ADERLASS lässt sich nur schwer in Worte fassen und auch diese Rezension, so scheint es mir, vermag lediglich an der Oberfläche zu kratzen - doch würde ich schon sagen, dass ich die Essenz von Wandering The Astral Path doch gut eingefangen habe. Die Interpretationen sind wie gesagt auch mannigfaltig und der Fantasie sind somit kaum Grenzen gesetzt. Dem hinzu kommt, dass es zu den Titeln keinerlei Texte gibt, die man lesen könnte, was ich eigentlich schade finde, da in diesem Fall abgedruckte Lyrics für mich einen zusätzlichen Reiz dargestellt hätten. Einzelne Passagen oder auch Schlagworte hört man mit geübten Ohr zwar heraus, aber dies ist ja kaum Grundlage für eine umfassende Interpretation. So bleibt dem geneigten Hörer, ähnlich wie bei den Instrumental-Projekten des Herrn, lediglich das (Zu-)hören und die visuelle Gestaltung, die uns der Künstler mit auf den Weg gibt, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und die Intention hinter ADERLASS vielleicht zu erfassen.
Die CD kommt als bedruckte black-carbon in einer beklebten A5-Box aus stabilem Raukarton und ist auf gerade einmal 20 von Hand nummerierte Exemplare limitiert, wie bereits erwähnt.
Mit der Überlegung einen Kauf zu tätigen, sollte man also nicht mehr allzu lange warten... noch sind zwar Exemplare im Shop von Kristallblut Records erhältlich, fraglich ist wohl jedoch, wie lange das noch so sein wird. Kostenpunkt für die CD-Box ist 16,66 Euronnen.

Psychedelic Occult Black Metal Worship To Wander The Astral Path... dichte Atmosphären, erhabene Stimmungen, geheimnisvolle Finsternis - Empfehlenswert!


Darbietungen:
01. Open The Door To Deathmass
02. Psychedelic Circle Worship / Psychedelic Circus Whoreship
03. Wandering The Astral Path
04. Kvlt Of Death, Steel and Storms
05. Hymn Of Nordic Nature Majestic

Laufzeit: ca. 31 Minuten




Review: Grabunhold - Unter dem Banner der Toten (Digitaler Inhalt, Iron Bonehead Productions - 2019)

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Mit Unter dem Banner der Toten präsentiert uns die Horde GRABUNHOLD ihre neue EP, welche den Nachfolger zum 2017 erschienen Demo Auf den Hügelgräberhöhen darstellt. Dieses wurde zunächst von der Band selbst veröffentlicht und zwar sowohl als digitalen Inhalt, wie auch auf Kassette, welche jedoch schnell vergriffen war und somit Ende des selben Jahres eine erneute Auflage unter dem Banner von Urtod Void erfuhr. Natürlich ging dieses Werk auch an mir (gerade als Dortmunder) nicht klanglos vorbei.
Was man nun von dem aktuellen Streich der Schwarzmetaller aus dem Ruhrgebiet erwarten darf, lest ihr nun im folgenden...



Doch zunächst ein paar Zeilen zu den Hintergründen der Band: GRABUNHOLD gründeten sich bereits im Jahr 2016 als Trio zwischen Irrwycht (Gesang und Gitarre), Nekromant (Gitarre) und Nachtmahr (Schlagwerk). Auf ihrem ersten Demo Auf den Hügelgräberhöhen wurden sie zudem von Ruhsuz Cellât (Sänger, wie auch Gitarrist von IMHA TARIKAT) am Bass unterstützt. Wenig später stieß dann Horkus als fester Bassist hinzu und vervollständigte die Band.
Im Jahr 2018 verabschiedete sich dann Nachtmahr, wohl am ehesten, um sich auf sein Projekt NIGHT'S BLOOD zu konzentrieren, welches seit 2018 allerdings ohne einen festen Trommler dasteht, denn dieser ist seit 2018 bei GRABUNHOLD unter dem Namen Olog-Hai tätig.
So kommt halt alles zusammen... (der Underground ist halt auch nur ein eher kleiner und familiärer Inzesthaufen, hehe - Anm.).
In dieser Formation wurde dann auch das hier vorliegende Werk Unter dem Banner der Toten eingespielt, für dessen Veröffentlichung man zur Tonschmiede Iron Bonehead wechselte, welche sich ja schon mit so manch' glorreichem Release innerhalb seines langjährigen Bestehens schmücken kann (Iron Bonehead existiert immerhin bereits seit Mitte der 90er!).

Nun liegt mir das Werk leider bisher nur als digitale Variante vor, dementsprechend kann ich auch nicht beurteilen, ob den physischen Veröffentlichungen auf CD und LP Texte beiliegen. Allerdings habe ich mir auch sagen lassen, dass dies nicht der Fall sei.

Bereits die Demo-Präsentation zeigte sich im Artwork, wie auch in den Texten von den Werken J.R.R. Tolkien's beeinflusst, was auch auf diese EP zutrifft. Schon alleine das Cover in Verbindung mit dem Titel lässt eine Verbindung vor allem zu "Der Herr der Ringe"aufkommen, ließe sich aber natürlich auch anders deuten. Doch auch das Logo selbst stellt eine Hommage dar.
Wie dem auch sei; die Musik von GRABUNHOLD beschäftigt sich mit den Geheimnissen der Unterwelt, der Kraft des Verborgenen, erzählt von uralten Riten und Plätzen, die längst in Vergessenheit geraten sind, und sind daher den neueren Werken von schwarzmetallischen Horden wie etwa WINTARNAHT gar nicht einmal so unähnlich.
Auch rein instrumental präsentiert man sich kernig und bodenständig. Das Grundkonstrukt der vier Lieder fußt auf einem ursprünglichen Black Metal, der mal stolz und erhabenen, dann aber auch wieder äußerst melancholisch aus den Boxen erklingt. Dies macht bereits das erste Stück 'Gespenster'deutlich, in welchem sich all' diese Elemente bereits finden lassen. Die Instrumente folgen dabei einem hymnischen Rhythmus, der vorwiegend im Midtempo angesiedelt ist, dann und wann aber auch schon mal gerne etwas schnellere Züge annimmt. Die Tempo- und Stimmungswechsel gehen dabei flüssig ineinander über und sind perfekt platziert. Auch das erhabene Gitarrenspiel mit eigenem Solopart zum Ende hin ist gekonnt in Szene gesetzt.

'Hexentanz'hingegen trumpft mit ein paar eher rituell anmutenden Momenten auf und offenbart sich als hauptsächlich schnell gespielte Black Metal-Hymne, die zur Mitte hin nicht nur militant-treibendes Schlagzeug-Spiel, sondern auch ein Wechselspiel zwischen keifendem Schrei- und beschwörendem Klargesang bietet. Auch hier fällt im Verlauf wieder die sehr rhythmische wie melodische Darbietung der Gitarren auf, die das ansonsten eher räudige Treiben enorm aufwerten und einmal mehr zur Perfektion zeigen, dass sich rauer Black Metal und ausgefeilte Melodien nicht gegenseitig ausschließen müssen.

Nach dem instrumentalen 'Von gefallenen Helden und vergessenen Grüften', welches gar eine Stimmung zu erzeugen vermag, die der des ersten selbst-betitelten BURZUM-Albums doch sehr nahe kommt, geht es auch gleich über in den leider schon letzten Song 'Grabunholde'. Ein Lied, das eine Atmosphäre wie eine Wanderung durch modrige, finstere Katakomben und Stollen bietet. Die engen Gänge werden lediglich durch den Schein der Pech-Fackel spärlich erhellt, die der unglückselige Erkunder mit sich trägt - bevor auch das letzte schwache Licht erlischt und die kriechende, begierige Dunkelheit die Gestalt nunmehr auf ewig umschließt. Verdammt zu irren durch das Reich der Toten, für die Ewigkeit. Doch das ist nun eine Interpretation, die fernab der Mythologie von Tolkien ist, bei welchem es sich bei den Grabunholden grob gesagt um böse Geister handelt.
Hier zeigt sich auch einmal mehr das tiefe Interesse der Band an der Thematik und der Literatur, denn die Passagen in den Büchern, bei denen es um die Grabunholde ging, wurden in der Film-Trilogie entfernt.

Fazit:
Was für ein Werk! GRABUNHOLD haben mit ihrem Unter dem Banner der Toten eine spektakuläre EP geschaffen, welches konsequent den eingeschlagenen Pfad des Demos weitergeht und ihren Stil dabei noch um ein paar Nuancen verfeinert hat. So fand ich das Debüt-Werk der Herren schon ziemlich faszinierend und herausragend, doch was man hier nun abgeliefert hat, stellt sozusagen noch einmal das berühmte "Tüpfelchen auf dem i" dar. Einfach ein grandioses Werk ehrlichen deutschen Schwarzmetalls, welches auch zu keiner Zeit versucht irgendwelche Klischees zu bedienen, oder Trends zu verfolgen. Auch das jegliche fehlen von politischen Bezügen oder verkrampfter political correctness macht diese Horde in meinen Augen nur noch sympathischer... Black Metal einfach mal nur Black Metal sein lassen und auf den Zeitgeist scheißen. Ohne irgendwelche rechten oder linken Spinner ansprechen zu wollen... beinahe eine Seltenheit heutzutage!
Die EP erschien wie bereits erwähnt über Iron Bonehead Productions und ist dort als 12'' Vinyl und als CD erschienen, jeweils limitiert auf 500 Exemplare.

Wer endlich einmal wieder ein ursprüngliches, aber nicht ausgelutscht klingendes Black Metal-Werk genießen möchte, welches sich nicht irgendwelchen irdischen Konfessionen oder Trends hingibt oder sich diesen unterwirft, der wird an diesem wunderbaren Meisterwerk nicht vorbei kommen... das alles macht GRABUNHOLD in meinen Augen zu der derzeit besten aktiven Band aus dem Dortmunder Underground, ohne wenn und aber!


Darbietungen:
01. Gespenster
02. Hexentanz
03. Von gefallenen Helden und vergessenen Grüften
04. Grabunholde




Review: Froststarr - Gottgesicht (CD, Narcoleptica Productions - 2019)

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Aus Halle (Saale) stammen die beiden Herren Yuggoth und Natt, welche neben ihrer eigentlichen Band VARGSBLOD seit 2010 auch zu zweit unter dem Namen FROSTSTARR aktiv sind.
Eigentlich wohl als Nebenprojekt gedacht, haben FROSTSTARR mittlerweile mehr Veröffentlichungen aufzuweisen als die Hauptband (falls man diese noch als solche bezeichnen kann), und dazu gehört auch die, ursprünglich 2018 als digitaler Inhalt, in diesem Jahr jedoch erstmals auf physischem Format erschienene EP Gottgesicht, welche hier nun besprochen werden soll.


An umfangreichen Selbstbeschreibungen mangelt es der Band wahrlich nicht: So bezeichnen die Jungs ihre Musik als „Black Metal zwischen Kotze und Erhabenheit“, als „plakativ und klischeebehaftet“ und FROSTSTARR selbst als „eine der verunsicherndsten Bands des Sonnensystems“, die „für den Kollaps unserer Zivilisation und die Entvölkerung unseres gepeinigten Planeten“ musiziert. Ähnliche Aussagen lassen sich auch bei VARGSBLOD finden.

Das mit der Kotze trifft wohl auf die älteren Werke zu (namentlich Gottlos und Stolz von 2011, Essenz von 2016 und Gott endet hier von 2018), gibt man sich auf Gottgesicht doch ein wenig anders – ging man zuvor sehr viel rauer und dreckiger zu Werke (mit teilweise rockigen bis punkigen Riffs), ist die vorliegende EP mehr von Melodik und Melancholie geprägt, weshalb ich sie dem sog. Atmospheric Black Metal zuordnen würde. Wobei dies aber auch nicht ganz richtig ist, denn das letzte Stück ist dann doch wieder anders, wie weiter unten zu lesen sein wird…

Drei Lieder sind auf Gottgesicht enthalten: ‚Ngranek‘, ‚Nodens‘ und ‚Yuggoth‘. Wer nun sogleich an H.P. Lovecraft denken muss, der liegt goldrichtig. Alle drei Namen entstammen der Feder dieses Meisters, welcher auch zuvor schon einen gewissen Einfluss auf die Band ausgeübt hat: Neben der Offensichtlichkeit des Pseudonyms Yuggoth befindet sich auf Essenz ein Stück namens ‚Yig‘ (ein lovecraftscher Schlangengott) und auf Gottlos und Stolz der Song ‚Das Nagen im Gemäuer‘, was doch sehr nach Lovecrafts „Die Ratten im Gemäuer“ klingt... (zudem betätigt man sich an der Vertonung phantastischer Literatur, u.a. auch an Geschichten Lovecraft's. Von deren Qualität kann man sich auf dem YouTube-Kanal Yuggothian Records selbst ein Bild machen. Desweiteren veröffentlichte die Band ein Buch mit Kurzgeschichten, welches den Titel "Vom Unaussprechlichen - Band 1"trägt und was sich explizit auf die Literatur von Lovecraft bezieht).

Die beiden ersten Lieder von Gottgesicht beziehen sich direkt auf die Novelle „Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath“. In dieser Geschichte geht es um einen Forscher namens Randolph Carter (welcher in mehreren Erzählungen Lovecrafts auftaucht), der von einer geheimnisvollen „Stadt im Sonnenuntergang“ träumt und nun in eine andere Dimension reist (die sogenannten „Traumlande“), um dort nach dieser Stadt zu suchen.

In ‚Ngranek‘ findet Carter (ebenso wie im Buch) den sagenumwobenen Berg Ngranek, in dessen Flanke uralte Götter ein gewaltiges Antlitz gemeißelt haben. Beim Anblick des titanischen Gesichts aus Stein beginnt der Forscher zu schreien, und der Wahnsinn greift nach ihm. FROSTSTARR lassen diesen Schrei in ihrem Lied ebenfalls erklingen und leiten ihn zudem mittels einer mystisch-ruhigen Passage, in welcher sogar Frauengesang erklingt, ein.
Atmosphärischer Black Metal dominiert dieses Stück, ebenso wie den Nachfolger ‚Nodens‘. Bei Nodens handelt es sich um eine Gottheit, welche über den Abgrund oder Abyss herrscht, die aber auch gewisse Ähnlichkeiten mit Poseidon aufweist. Nodens ist ein Gott, der hin und wieder den Menschen wohlgesonnen ist (was man von allen übrigen Wesenheiten Lovecrafts nicht behaupten kann) und Randolph Carter sogar hilft, den Schergen des Nyarlathotep zu entkommen. Nyarlathotep wiederum ist der Bote/die Stimme/die Seele der wahnsinnigen Götter, allen voran des Dämonensultans Azathoth. Er tritt in verschiedenen menschlichen Gestalten auf, zumeist als schwarz verhüllter Pharao.
‚Nodens‘ enthält eine Rede Nyarlathoteps, sowie eine Ansprache von Nodens selbst. Dazwischen sind wieder die Schreie Carters zu hören, welcher letztgenannten Gott um Hilfe anfleht. Die Worte des Schwarzen Pharaos stammen nicht von FROSTSTARR, sondern aus der genannten „Traumsuche nach dem unbekannten Kadath“, in welcher Nyarlathotep einen mehrere Seiten langen Monolog abhält. (Möglicherweise entstammt auch Nodens Text dieser Geschichte, ich konnte die entsprechende Stelle aber nicht finden.)

‚Yuggoth‘ ist das längste Stück der EP. Dieses Wort bezeichnet einen Planeten am Rande oder außerhalb unseres Sonnensystems – Lovecraft erdachte ihn zu jener Zeit, als der (damalige) Planet Pluto gerade entdeckt worden war, so dass manche annehmen, es handele sich um eben diesen. In ihrem Lied identifizieren FROSTSTARR Yuggoth jedoch nicht mit Pluto:

„Ich bin der mächtige Yuggoth!
Ich ziehe stumm meine Bahn!
Weit hinter Neptun und Pluto,
kalt, grau und alt wie die Sterne.“

Dieser Teil des Songs animiert sogar zum Mitsingen, womit wir bei der musikalischen Beschreibung wären.
Der Beginn des Stückes verläuft relativ ruhig und vor allem sehr basslastig – man entfernt sich leicht vom Black Metal, geht mehr ins Psychedelische, während der Gesang klar ist. Dann beginnt typisches BM-Geknüppel, begleitet von einem englischsprachigen Text (zuvor war alles auf Deutsch), welcher sich aus den Lovecraft-Sonetten „Recognotion“ und „A Memory“ zusammensetzt (zu finden im Sonett-Zyklus „Fungi from Yuggoth“, in der deutschen Übersetzung mit „Saat von den Sternen“ betitelt).
Anschließend tritt wieder der Bass in den Vordergrund, und plötzlich fühle ich mich in die 70er versetzt: Ein sehr langes Gitarrensolo, nicht mehr an Black Metal, sondern vielmehr an BLACK SABBATH erinnernd…
Und mit diesem Solo klingt der Metal-Anteil des Liedes aus, enden tut es jedoch noch nicht… denn nun erfolgt der Ambient-Part. Klirrende Kälte, dazu wahnsinnige Schreie und Gelächter. Trommeln erklingen im weiteren Verlauf, man könnte von Ritual Ambient sprechen. Und über allem lagert ein gesprochener Monolog, in welchem der bereits erwähnte Nyarlathotep beschrieben wird (der Text entstammt der gleichnamigen Kurzgeschichte), sowie der Dämonensultan Azathoth (die genaue Quelle dieses Zitats konnte ich leider nicht ausmachen).
Ganz am Ende verklingen Stimme und Trommel, während Schreie und Lachen bleiben. Zudem hört man plötzlich ein seltsames Geräusch – wie Glas, das über gefrorenen Boden geschliffen wird…

Fazit:
Allgemein kann man mich mit Dingen, die mit Howard Philipps Lovecraft zu tun haben, immer begeistern (sofern sie mit einer gewissen Ernsthaftigkeit behandelt werden; es gibt meiner Meinung nach zu viele humoristische Anspielungen, die den ganzen Mythos ins Alberne und Lächerliche ziehen). Deshalb sagt mir auch Gottgesicht zu. Musikalisch kann ich der EP ebenfalls etwas abgewinnen, auch wenn ich dem letzten Stück zwiespältig gegenüberstehe: Zwar bin ich tatsächlich ein großer Fan von BLACK SABBATH, aber dieses 70er-Jahre-Flair passt irgendwie nicht zum Black Metal der ersten beiden Lieder. Und auch der Ambient-Ausklang kann mich nicht wirklich begeistern; würde es sich um ein reines Ambient-Album handeln, dann schon, aber hier wird mir irgendwie zu viel durcheinander gemischt – auch wenn ich mir der engen Verwandtschaft von Black Metal und Dark Ambient durchaus bewusst bin.

Freunden atmosphärischen Schwarzmetalls dürften vor allem die ersten beiden Stücke gefallen; bei ‚Yuggoth‘ muss jeder selber wissen, wie er es findet (wobei ich den Song an sich überhaupt nicht schlecht finde). Lovecraft-Verehrer werden auf ihre Kosten kommen, wenn sie versuchen herauszubekommen, aus welchen Werken des Meisters die verschiedenen Zitate, Begriffe und Anspielungen stammen bzw. was sie bedeuten (was ist z.B. ein „Magahvogel“?) – ich selber habe auf jeden Fall in meiner Lovecraft-Sammlung (und auch online) gestöbert, und das hat mir schon Spaß gemacht…

Im Netz findet sich sowohl die digitale Version der EP als auch die physische auf CD, welche auf 300 Exemplare limitiert ist.

Darbietungen:
01. Ngranek
02. Nodens
03. Yuggoth
Laufzeit: ca. 28 Minuten



Review: Sorgsvart - Fortapt Fra Verden I Vakkert Selvmord (CD, Einheit Produktionen - 2006)

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Eine wilde Mischung aus Folk und Black Metal – so würde ich die Musik des norwegischen Einzelgängers Sorg beschreiben. Er selbst betitelt den Stil seiner Band SORGSVART als „Haglandsmetall“ oder „Norsk AnArkistik Svart Metall“. Ersteres bezieht sich auf Sorgs Heimat im Westen Norwegens (nämlich Hagland), der zweite Name spiegelt die philosophischen Ansichten des Künstlers wider. Sorg spricht sich entschieden gegen jede Form von Autorität aus – und bringt gleichzeitig seine tiefe Verbundenheit zur heimatlichen Natur zum Ausdruck.



Gegründet im Jahre 1999 erschient zunächst ein Demo mit dem Titel Min Grav I Ensomhet (zu Deutsch: „Mein Grab in der Einsamkeit“), welches ausschließlich auf dem Synthesizer eingespielt wurde. 2006 erfolgte dann via Einheit Produktionen das hier zu besprechende Album Fortapt Fra Verden I Vakkert Selvmord (in etwa „Der Welt entkommen durch schönen Selbstmord“), gefolgt von Vikingtid Og Anarki („Wikingerzeit und Anarchie“) im Jahre 2008.

Auffällig am Bandlogo ist natürlich das Anarchie-Symbol, welches sich sonst wohl nur selten im Black Metal finden lässt. Sorg bezieht damit klar Stellung gegenüber dem Kapitalismus, unterdrückenden Religionen und sonstigen autoritären Systemen, wie er auch im Booklet verlautbaren lässt:

„There are lots of people (or degenerated creatures), institutions etc., which really deserve a lot more then just a piss off, so here is a very small selection oh them: Capitalism and other authoritarian and despotic ideologies, religion, the police, USA,…“

Weiter beschimpft er die „fascistic motherfuckers of Flytten bar in Haugesund and especially their mindless bulldogs“, welche ihm wohl tatsächlich körperlichen Schaden zugefügt haben. Ich erinnere mich verschwommen an ein Interview, in welchem Sorg davon sprach, wie Neonazis ihn verprügelt hätten, und ich vermute, dass diese Aussage sich auf jenes Ereignis bezieht.
Generell sprühen seine Kommentare nur so vor Hass auf Menschheit und Gesellschaft, insbesondere dann, wenn es um Unterdrückung geht. Besonders markant in diesem Zusammenhang folgender Satz:

„To make a slave out of an human being is murder!“

Die Musik von SORGSVART hingegen dreht sich um die Natur. Um Wälder, Seen und Berge, fernab der menschlichen Zivilisation. Leider sind nicht alle Texte im Beiheft abgedruckt, doch lässt sich durch die vorhandenen durchaus Sorgs Liebe zur Flora und Fauna seiner Heimat erkennen. Besonders schön der Titel ‚Skog Og Mark – En Frelse Fra Falskhet‘, was sich mit „Wald und Flur – Erlösung von der Falschheit“ übersetzen lässt. In diesem Lied geht es um die Abkehr von den Menschen und um die Hinwendung zur Reinheit der Natur. Dort draußen vergeht alle Lüge und Heuchelei, der einsame Mensch findet zu sich selbst, wird erlöst von den Ängsten, Sorgen und Pflichten der Gesellschaft.
Tatsächlich musste ich an dieser Stelle immer wieder an die deutsche Kapelle WALLFAHRER denken, deren Texte im Grunde genommen denselben Inhalt transportieren (SORGSVART waren natürlich lange vorher da).

Gleichzeitig erklingen auf Fortapt Fra Verden I Vakkert Selvmord auch sehr patriotische Töne, jedoch nicht auf eine Nation oder ein Volk bezogen, sondern wiederum auf die Landschaft Haglands – immer wieder taucht dieser Name auf, allen voran im Titel ‚Hagland – Mitt Land‘ („Hagland – Mein Land“). Ein Mann, der seine Heimat liebt, sich dabei aber nicht auf Politik oder menschliche Errungenschaften bezieht (zu denen ich an dieser Stelle auch politische Ansichten zähle), sondern der einfach dem Land selbst tief verbunden ist – und der es vermutlich begrüßen würde, würde der Mensch von diesem Land verschwinden.

Musikalisch haben wir es hier mit einer Mischung aus rauem Black Metal der 90er und einer gehörigen Portion Folk Metal zu tun. Letztere Spielart lässt das Album – trotz der misanthropischen und teils depressiven Thematiken – beinahe fröhlich klingen, und unter anderen Umständen würde ich diese Form der Musik ablehnen; ich bin kein großer Freund fröhlicher Musik, aber SORGSVART schaffen es irgendwie, dem ganzen einen grimmig-verbissenen Unterton zu verleihen, der eine seltsame Mixtur aus Dunkelheit und Heiterkeit entstehen lässt…
Als Unterstreichung der Natur- und Heimatverbundenheit gebraucht Sorg neben Gitarren, Schlagzeug und Keyboard auch traditionelle Instrumente wie etwa eine Weidenflöte (auf Norwegisch Seljefløyte), eine Lure (eine altertümliche Trompete, deren erstes Erscheinen auf die Bronzezeit datiert wird), eine Maultrommel (Munnharpe) sowie Schafsglocken.
Der Gesang fällt sehr facettenreich aus: Black Metal-Growls wechseln sich mit gesprochenen Worten ab, es wird geflüstert, geschrien und auch klar gesungen. Und hier und da weisen einige Melodien einen ausgesprochenen Ohrwurmcharakter auf, den man nur schwerlich loszuwerden vermag, hehe...

Das Spielen all dieser Instrumente hat sich Sorg nach eigener Aussage selbst beigebracht, für Fortapt Fra Verden I Vakkert Selvmord erhielt er allerdings Unterstützung am Schlagzeug durch Skarstein von der ebenfalls aus Hagland stammenden Band DAWNSTRIDER.

Insgesamt kann die Musik von SORGSVART als sehr eigensinnig bezeichnet werden. Die Folk-Elemente sind vielleicht nicht jedermanns Sache (meine eigentlich auch nicht), doch im Zusammenspiel mit rauem – und durch den Keyboardeinsatz teils auch atmosphärischen – Black Metal ergibt sich hier die oben bereits beschriebene wilde Mischung, die auch dem finstersten Schwarzmetaller ein zumindest grimmiges Schmunzeln auf die Lippen zaubern dürfte. Themen wie Natur und Menschenhass sind natürlich nichts Neues, aber wer die Natur liebt, der liebt sie halt – auch wenn bereits hundert Bands zuvor schon diese Liebe beteuert haben.

Darbietungen:
01. Host – Paradokser I Menneskesinn Og Kosmik Natur – Et Oppgjor Med Falske Mann Del I
02. Host Del II
03. Skog Og Mark – En Frelse Frau Falskhet
04. Hagland – Mitt Land
05. Fortapt Frau Verden I Vakkert Selvmord


Gesamtspielzeit: ca. 40 Minuten




Review: Gjaldur & Krypta Nicestwa - Von alten Gräbern / Krypta Nicestwa (CD, Astral Nightmare Productions - 2019)

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Allzu lange liegt meine letzte Begegnung mit dem musikalischen Werk der Deutschen Schwarzmetaller GJALDUR noch nicht zurück. So wurde ich erst im Juli / August diesen Jahres auf dieses Projekt von AASKEREIA-Musikern aufmerksam und ihr erstes Album Unterm Totenbanner konnte bei mir einen wahrhaft bleibenden Eindruck hinterlassen (nachzulesen gibt es die Rezension >>hier<<). Nun folgte im vergangenen Monat die Veröffentlichung einer Split mit dem relativ jungen Projekt KRYPTA NICESTWA aus Polen, welche einmal mehr durch Astral Nightmare erfolgte.



Beginnen wir aber zunächst bei der Aufmachung:
Jewelcase mit 4-seitigem Beiheft, welches auf den Außenseiten jeweils ein separates Cover-Artwork für die beiden Truppen zeigt. Der Innenteil bietet auf der Seite der Deutschen die kompletten Texten zu den drei Liedern, der 'Epilog'ist instrumental gehalten. Darunter einige Informationen zur Aufnahme und zur Besetzung. Auch hier wurde einmal mehr das Logo aus der Feder des Künstlers Bavarian Krampus Arts (Bayrische Krampus Künste) genutzt.
Auf polnischer Seite ist das Logo abgedruckt, sowie darunter die Setlist (mit englischen Titeln) und einige kurze Informationen zur Aufnahme und zur Besetzung.

GJALDUR machen den Anfang und zelebrieren die ersten vier Lieder dieser CD. Ihren Part haben die Mannen unter dem Titel Von alten Gräbern zusammengefasst und tatsächlich sprachen erste Ankündigungen im Vorfeld lediglich von einer neuen EP. Mit einer Spielzeit von mehr als 22 Minuten machen die Darbietungen von GJALDUR auch etwas mehr als die Hälfte der Gesamtlaufzeit aus. Schon der atmosphärische Opener 'Allkrönende Nacht', welcher gemächlich mit einer tristen Keyboard-Melodie beginnt (die mich so ein wenig an den Soundtrack zu Herzog's "Nosferatu - Phantom der Nacht"denken lässt). Zu dieser andächtigen Stimmung gesellt sich ein leise gekeifter Singsang:

"...allkrönende Nacht, weise mir meinen Weg durch das Dickicht."

...und mit einem mal entlädt sich die Spannung in einer schwarzen pulsierenden Welle aus nächtlichen Eindrücken und dunklen Emotionen. Der Gesang von Grim macht seinem Pseudonym alle Ehre und vermag sich im Zusammenspiel mit den erhabenen und majestätischen Klängen der Instrumente erst wahrhaftig zu entfalten. Eine treibende Kraft, die jedoch nichts Hektisches an sich hat, sondern den Geist des willigen Hörers auf eine Reise durch die Finsternis nächtlicher schwarzer Wälder schickt. Ihn dort verharren lässt, ihn die Dunkelheit und die Einsamkeit begreifen lässt.

"Auf dass... wir nur belanglose Körper in diesem Dasein sind.
Unser Geist jedoch ist fern dieser Zeit, Jahrhunderte alt.
Entflammt vom unbändigen Hass, der alle Menschenalter überdauerte.
Wider den Zeitgeist!"

Am Ende vergeht dieses Stück, wie es begann und als Hörer, der sich gerade aus traumwandlerischen Gedanken gerissen wähnt und seine Augen öffnet, kommt man sich dann letztlich doch etwas verloren und verlassen vor.
Genau auf diesem Eindruck baut dann 'Sternenmystik'auf: der Gesang ist hier zunächst eher verzweifelt und in Trauer schwelgend. Der Text ist ein Abgesang auf das Leben, und beschreibt eine astrale Wanderung der Seele zu den Sternen (ein weitergehender Interpretationsversuch lässt mich gar einen sehr persönlichen Bezug erkennen, den es würde bedeuten, dass hier der Verlust eines nahestehenden Menschen verarbeitet wird, aber das nur als Anmerkung).
Eins zu sein mit der Unendlichkeit.

"Von keinem fremden Erdenbett mehr gehalten, zieht es mich auf eine Reise zu den Sternen.
Gefrorenes einsames Seelenfunkeln in einem grenzenlosen kosmischen Meer
aus undurchdringlicher, altehrwürdiger, grundloser Rabenschwärze."

Das letzte Lied 'Im tiefen Schwarz'widmet sich ebenfalls der Thematik der Nacht und der Dunkelheit, wenn auch in anderer Hinsicht als die vorangegangenen Beiträge. Hier wird eher ein innerer Monolog des Protagonisten beschrieben, der sich auf die Erkundung seiner eigenen inneren Finsternis begibt. Gedanken von Schwarz, Verlassenheit, Tod und Misanthropie.
Instrumental gesehen bewegt man sich wie schon in der zweiten Hälfte von 'Sternenmystik'in schnelleren Midtempo-Gefilden und gerade die Gitarren legen hier noch einmal ordentlich los und lassen 'Im tiefen Schwarz'zu einem grandiosen Abschluss werden, bevor es dann mit dem recht kurzen ambienten 'Epilog'wirklich endet.

Was mich nun zu KRYPTA NICESTWA kommen lässt.
Die beiden Polen sind ebenfalls mit vier Liedern vertreten. Das Duo besteht erst seit 2018, hat seit der Gründung neben dieser Split aber bereits zwei Demo-Präsentationen, sowie auch eine weitere Split dem australischen Projekt FOREST MYSTICISM (ein weiteres Solo-Projekt von D., der u.a. auch hinter WOODS OF DESOLATION steckt) vorzuweisen.






Wie auch ihre deutschen Split-Partner zelebrieren KRYPTA NICESTWA (was ins Deutsche übersetzt in etwa so viel wie "KRYTA DES NICHTS" bedeutet) durchweg exklusives Material. Ihr Black Metal hat mit dem Stil von GJALDUR allerdings nur recht wenig gemein. Was beide Bands eint, ist der okkulte, mystische Hauch, diese finstere Atmosphäre, die ihrer Musik innewohnt. Doch das war es dann auch. Denn wo die Deutschen noch eine Art erhabener nächtlicher Majestätik ergeben sind, so regiert auf dem Werk der beiden Polen die unendliche Finsternis tiefschwarzer, unergründlicher Grüfte. Schwere Luft, die den Hauch aus Äonen in sich birgt und das atmen in diesem Dunst unmöglich erscheinen lässt. Ein rauer Schwarzmetall, der direkt aus dem Schlund des Totenreichs heraus gespien wurde in das Reich der "Lebenden". Klar, dieser ursprüngliche Stil in Verbindung mit morbider Erhabenheit in Form von geisterhaften Chören ist ja sowieso im Trend, wurde in letzter Zeit aber wohl eher nicht derart authentisch zelebriert wie hier. Auch werden wohl die Wenigsten dies wirklich verstehen.

Fazit:
Ja, ich muss es zugeben: diese Split gefällt mir durch und durch, auch, oder gerade weil die beiden Bands recht unterschiedliche Stile zelebrieren, die sich in ihrer Essenz jedoch mehr als ähnlich sind und somit eine Einheit bilden. Black Metal, gewidmet der Nacht, der Dunkelheit, dem Tod... dem Unbeschreiblichen. Sehr eindringliches Werk, welches aber auch einen gewissen Willen bei Hörer voraussetzt, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Limitiert ist die CD auf 500 Exemplare und kann für 10,90 Euronnen bei Astral Nightmare geordert werden.

Furiose Split zweier Bands, die es definitiv wert sind, dass man sie weiter im Auge behält... mehr als nur empfehlenswert!


Darbietungen:
Gjaldur
01. Allkrönende Nacht
02. Sternenmystik
03. Im tiefen Schwarz
04. Epilog
Krypta Nicestwa
05. Złowieszcze echo sabatu (The ominous echos of sabbath)
06. Ryty wilczej komunii (Rites of wolfish communion)
07. Ponure płomienie nicestwa (The grim flames of nothingness)
08. Matecznik czarcich mar (Mglistych bagien kult) (The lair of devilish mares / Kult of misty swamps)


Laufzeit: ca. 41 Minuten




Review: LVTHN - The Spider Goddess (Kassette, Fallen Empire / Amor Fati - 2017)

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Klein aber fein – eine in mehrfacher Hinsicht passende Beschreibung des vorliegenden Werkes der Gruppe LVTHN.
In fünfundzwanzig Minuten wird hier auf schwärzeste Weise dem dunklen Kult der Spinnengöttin gehuldigt, verteilt auf zwei Lieder. Kabbalistischer Okkultismus zu Ehren der Schwarzen Mutter, bei der es sich um niemand anderen handelt, als um die allseits bekannte Dämonengebärerin Lilith.







Aufmerksam auf LVTHN geworden bin ich durch ihr Split-Album mit den von mir sehr hoch geschätzten HÄXENZIJRKELL aus Essen. LVTHN selbst stammen aus Belgien und zelebrieren auf The Spider Goddess einen brutal und okkult anmutenden Black Metal, der mich u.a. an die Chilenen bzw. Schweden von HETROERTZEN denken lässt. Da sich in die Musik des Duos zudem gewisse Drone/Ambient-Elemente eingeschlichen haben, ist der Vergleich mit HÄXENZIJRKELL aber auch nicht allzu weit hergeholt...
Musikalisch bewegen sich LVTHN in sehr rasanten Gefilden, können aber auch zähflüssig-schleppenden Schwarzmetall fabrizieren, welcher dann mit rituellen Gesängen untermalt wird. Zum Ende hin bewegt sich The Spider Goddess gar ein wenig in Richtung Doom Metal…

Wie viele andere okkulte Bands auch (z.B. HETROERTZEN) bezieht man sich thematisch auf die dunklen Aspekte der jüdischen Geheimlehre, vermischt mit gewissen Aspekten des Hinduismus und den heidnischen Religionen des Nahen Ostens.
Im Mittelpunkt steht dabei Lilith, die wohl jedem, der sich mit Okkultismus beschäftigt hat, ein Begriff sein wird. Interessant ist hier, dass die dunkle Göttin einmal nicht als Vampirin oder Schlange dargestellt wird, sondern in ihrer nicht ganz so verbreiteten Spinnenform.

Als Spinne steht Lilith vor allem für Transformation: Der Suchende gerät in ihr Netz, wird von ihr in einen Kokon eingesponnen, vergiftet und ausgesaugt. Es erfolgt der spirituelle Tod, doch nach dem Öffnen des Kokons entsteigt ein neugeborener Magier, Adept oder wie auch immer man sich dann bezeichnen mag.
Die Suche kann aber auch tödlich enden – wer sich in Liliths Netz verfängt, dessen spirituelle Entwicklung kommt zum Erliegen, dessen Suche ist vorbei, auf einer magisch-geistigen Ebene betrachtet ist er tot.

In einigen afrikanischen Kulturen steht die Spinne zudem für Schöpfung und Fruchtbarkeit: So mancher Schöpfungsmythos spricht von einer Spinnengottheit, welche die Welt webt und zugleich über ihr Schicksal bestimmt (man denke an dieser Stelle auch an die Schicksalsfäden der germanischen Nornen und griechischen Moiren). Und was die Fruchtbarkeit anbelangt: Je nach Art kann eine Spinne von einhundert bis zu dreitausend Eier legen; und dies wiederum erscheint passend zu den Attributen Liliths, da man ihr doch nachsagt, sie sei die Mutter unzähliger Dämonen.

Wie ist nun The Spider Goddess musikalisch mit der Figur der Lilith in Einklang zu bringen? Leider liegen mir die Texte nicht vor, und auch wenn die Lyrics in Englisch gehalten sind, so kann ich doch nur Bruchstücke heraushören, von denen die prägnantesten sicherlich „suicide“ und „creates and destroyes“ sind. Suizid würde ich an dieser Stelle mit dem selbstgewählten spirituellen Tod (beispielsweise der Loslösung vom Christentum) assoziieren, und dass eine schöpferische Gottheit gleichzeitig erschaffen und zerstören kann, sollte auf der Hand liegen (man bedenke auch, dass Spinnen ihr Netz aus ihrem eigen Leib heraus erschaffen, und es später wieder auffressen).

Die schwarze Brutalität auf The Spider Goddess entfaltet die dämonische und tödliche Macht Liliths, ist bösartig und zerstörerisch, repräsentiert all den Schrecken, welcher einer diabolischen Herrscherin inne ist. Wenn es dann allmählich in den langsameren, schleppenden Part übergeht, so kann man spüren, wie sich das Netz der Dunklen Mutter um einen windet. Der Gesang wird klerikaler, man wohnt einer satanischen Zeremonie bei. Dann kehrt die Brutalität zurück – nicht rasend, sondern zähflüssig. Das Netz zieht sich fester, das Gift dringt in den Körper. Und wenn die beiden Lieder verklungen sind, ist dann (im übertragenen Sinne) die Transformation gelungen? Hat man Kraft aus der Musik geschöpft, oder wirkt Liliths Gift tödlich, sodass man sich von The Spider Goddess wieder abwenden muss..?

Ich für meinen Teil bin begeistert. Zwei Lieder, hundert Prozent Dunkelheit. Das Tape läuft bei mir rauf und runter, momentan kann ich kaum genug davon bekommen. Ich weiß nun leider nicht genau, wie die anderen Werke LVTHNs klingen, aber dieses kleine Machwerk steht für okkulten Black Metal durch und durch.

Abschließend noch ein paar Worte zur Band: Wie man den Namen ausspricht, kann ich nicht genau sagen – Kraehenblut und ich sind uns einig, dass LVTHN für Leviathan steht, wobei ich in den Metal Archives mittlerweile gelesen habe, dass dem wohl nicht so ist. Aber irgendwie muss man das Kind ja beim Namen nennen, und Leviathan ergibt den meisten Sinn.
Genauso zurückhaltend agieren die beiden Musiker, was ihre Künstlernamen anbelangt – so nennen sie sich lediglich ZD und DS. Auf der vorliegenden Veröffentlichung wurden sie zudem musikalisch unterstützt von CV und D.
Ich persönlich finde diese Namenskürzel ein wenig albern, lieber sind mir die klassischen satanischen bzw. heidnischen Pseudonyme. Aber daran, dass LVTHN gute Musik machen, ändert das ja nichts, und so kann ich diese Huldigung an die arachnide Lilith jedem okkult-interessierten Hörer nur empfehlen!

Darbietungen:
01. Arachnidia
02. Akkawbishia

Gesamtlaufzeit: ca. 25 Minuten





Review: Alpgeist - Woid Mythen (CD, Black Blood Records - 2019)

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Aus dem tiefsten Bayernland stammt das infernalische Trio ALPGEIST, welches mit hier vorliegender CD Woid Mythen ihre erste Demo-Präsentation vorlegen. Und für eine solche ist das gute Stück wirklich edel aufgemacht: Professionell gedruckte Cover-Einleger, 4-seitiges Beiheft und gepresste CD - keine CDr!
Dies ist aber auch nicht weiter verwunderlich, da für die Veröffentlichung niemand geringeres als die Schmiede Black Blood Records verantwortlich zeichnet, welche die Protagonisten hinter ALPGEIST bereits etwas länger auf ihrem Pfad der Dunkelheit begleitet. Doch dazu nun mehr im folgenden...


Hinter der Horde ALPGEIST verbergen sich die drei Unholde Krámpn am Gesang (Gesang und Stimmen), Grant an den Saiten- und Tasten-Instrumente (Sägen, Bassgeige, Tasten) und Grond am Schlagwerk (Schießbude).
Während Krámpn den meisten wohl eher unter seinem weiteren Pseudonym Aske von Horden wie DRUDENSANG, oder auch RAVNSVART (Erstgenannte ist ja quasi die Nachfolge-Band) bekannt sein dürfte (der eine oder andere wird sich aber auch seinen anderen vergangenen Projekten wie WINTERREICH entsinnen, sowie seinen Gastauftritten in Werken von etwa SIEGHETNAR oder ASKUROR). Den Namen Grond werden die meisten wohl mit AMYSTERY in Verbindung bringen, einer Horde, die schon eine ganze Weile ihr Unwesen im deutschen Untergrund treibt. Aber auch seine (ehemalige) Beteiligung an OSCULT sollte an dieser Stelle erwähnt werden, deren erstes Werk The Sapient - The Third - The Blind sich in meinen Augen als ein echter Geheimtipp im letzten Jahr herausstellte (eine Rezension zu diesem Werk könnt ihr >>hier<< nachlesen). Einzig Grant scheint ein noch relativ unbeschriebenes Blatt zu sein, was jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass die Mannen allesamt etwas von ihrem Handwerk verstehen zu scheinen!

Doch nicht nur die Besetzung kann sich sehen lassen und verspricht bereits wohligen Underground Black Metal, sondern auch hinter den Kulissen waren Männer vom Fach am Werk:
So wurde Woid Mythen durch das A-TonWerk von Gerileme (ASCHE DER WELTEN, BURIAL IN THE WOODS, ex-NEGATUM) abgemischt und gemastert. Gerileme wiederum übernahm auch verschiedene Parts auf den frühen Werken DRUDENSANGs - so trat er auf dem ersten Rehearsal-Demo Dunkle Tradition als Gastmusiker auf und nahm hinter den Trommeln Platz (zu diesem Erstlingswerk gibt es >>hier<< eine Besprechung).
Für das Cover und gesamte Artwork zeichnet Bavarian Krampus Arts aka Krámpn selbst verantwortlich - vielleicht war dies dann auch der ausschlaggebende Punkt auf diesem Werk auch gleich dieses Pseudonym für die Band zu verwenden.

Die Aufmachung ist recht minimalistisch, aber auch zweckdienlich und alles andere als unansehnlich gestaltet. Viel Natur im Hintergrund, Alpenlandschaften, die ein Bild von Unberührtheit und einen mystischen Hauch aufweisen. Dazwischen Bildnisse von Krampusläufen und Ziegenmenschen. Im Innenteil des 4-seitigen Beihefts lassen sich sogar Porträts der Protagonisten, sowie der Text zum letzten der insgesamt drei Stücke finden.

Doch wie klingen sie nun, die Woid Mythen? Es beginnt sehr erhaben und atmosphärisch, beinahe etwas episch. Der 'Teufelsfelsen der Donau'behandelt eine alte Sage aus dem Donautal.
Jene besagt, dass einst der Teufel auf diesen Felsen stieg und von dessen Spitze (der sogenannten Teufelskanzel) zu dem Volk sprach, um es zu bekehren und von Gott abzuwenden. Diese schenkten ihm jedoch wenig Gehör, was ihn derart verärgerte, dass er ein Stück des Felsens abbrach, in die Donau warf und vor Wut so fest mit dem Fuß auftrat, dass man die Spur bis heute noch sehen kann.
Eine ähnliche Sage ist mir auch aus der Salzburger Region Seeham in Österreich bekannt, wo ich vor ein paar Jahren meinen Urlaub verbrachte: Dort gibt es einen Wald, in welchem der Teufelsgraben liegt, ein Wasserfall, der in einem kleinen See und schließlich in einem Waldbächlein mündet. Dort ist eine Vertiefung zu erblicken, die den Fußabdruck des Teufels darstellen soll.
Aber genug zum Hintergrund, wende ich mich wieder der Musik zu: Wie schon erwähnt geht es hier vor allem sehr majestätisch zu, was vor allem an den getragenen und gleichzeitig treibenden Instrumenten liegt. Der gekeifte Gesang von Krámpn fügt sich dort perfekt ein und sorgt für die nötige Finsternis im Geschehen.

'Moor in der Todtenau'widmet sich der Geschichte des Hochmoors in der Gemeinde Kirchberg (Bayern). Instrumental gesehen geht man hier ähnlich erhaben zu Werke, lässt jedoch eine gewisse Düsternis erkennen, die dem ersten Lied definitiv nicht inne wohnte. Ob das am Gesang oder den eingesetzten, etwas unterschwellig wahrnehmbaren Chören und dunklen Ambient-Einsätzen liegt, die neben den atmosphärisch eingesetzten Saiten nebst Schlagwerk zu vernehmen sind, vermag ich aber nicht recht zu bestimmen.
Ändert aber auch nichts an der Tatsache, dass dieses Lied in seiner Darbietung doch ein ganzes Stück melancholischer ist, als noch der erste Beitrag. Auch besitzt 'Moor in der Todtenau'am Schluss etwas Endgültiges, in dem eine gewisse... ich möchte es nicht unbedingt als Trauer bezeichnen - vielleicht ein Hauch von Nostalgie? - mitschwingt.

Das letzte Stück 'Im Woid dahoam'(im übrigen werden hier sämtliche Texte in bayrischer Mundart vorgetragen, wie ich das herausgehört habe! - ich bitte um Korrektur, falls ich mich da irren sollte - Anm.) bietet zum krönenden Abschluss dann aber noch einmal wahrlich erhabene mystische Sphären und stellt neben den beiden anderen sehr guten Liedern dennoch das Highlight der CD dar. Eine Ehrerbietung an die Heimat von ALPGEIST, die Natur, die Tiere und den mystischen Hauch, der ihnen innewohnt.
Ein stolzes Lied, aus dem jedoch auch eine gewisse Verachtung für die Welt des Menschen spricht, eine latent ausgedrückte Wut, die jedoch mit jedem gespielten Riff spürbar ist.

"Die Nacht is dunkl und koid,
bei uns im Woid.
Tausnd  schimmande Stern,
glänzn am Himme drom so fern.

Da Stoakauz ruuft durch d Nacht
boid hat er es vollbracht
Er ruaft: "Kimm mit, kimm mit"
und nimmt de Seelen der Sterbenden mit."

Fazit:
Mit ihren Woid Mythen ist der Horde ALPGEIST ein nahezu perfekter Einstieg gelungen, der sich gerade im Hinblick auf die Tatsache, dass es sich hier um ein Debüt-Werk handelt, mehr als nur hören lassen kann. Das hier ist eine Art atmosphärischer Black Metal, der fernab dieser weichgespülten, auf Hochglanz polierten und seelenlosen Produktionen ist, welche immer häufiger den Markt regelrecht überfluten. Klar erfinden auch diese drei Mannen das Rad keineswegs neu, aber das ist wohl auch gar nicht die Intention ihres Werkes, denn viel mehr authentische Atmosphären und Schwarzmetall, in dem hörbar viel Detailverliebt und Herzblut steckt!
Der Shop von Black Blood Records scheint derzeit leider offline zu sein, jedoch kann man die CD, welche im normalen Jewlcase erschien und auf 300 Stück limitiert ist (nicht sichtbar), auch bei anderen Mailordern wie etwa Einheit Produktionen bestellen. Wer das Label trotzdem direkt unterstützen möchte und über einen Discogs-Account verfügt sollte sich sein Exemplar beim Käufer "Beherit" sichern!
Neben der CD existiert auch eine auf 100 Exemplare limitierte Kassette, welche über Worship Tapes veröffentlicht wurde.

Atmosphärischer Black Metal aus bayrischen Landen. Definitiv ein Muss für alle, die sich für lokale Sagen- und Mythen-Welten aus Deutschland interessieren und sich für ehrlichen Black Metal begeistern können!


Darbietungen:
01. Teufelsfelsen der Donau
02. Moor in der Todtenau
03. Im Woid dahoam

Laufzeit: ca. 16 Minuten




Review: Fiur - Elementa / Refugium (CD, Eigenproduktion / Donnerkeil Collective - 2019)

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Aus Berlin stammt das Projekt FIUR, hinter welchem sich der Musiker Tobias Jäpel verbirgt, der schon ein paar Jährchen den Underground mit seiner Anwesenheit beglückt.
Ursprünglich wurde Elementa / Refugium, so der Titel des hier vorliegenden ersten Werkes des Ein-Mann-Projekts in Eigenregie und rein digital veröffentlicht, doch kurze Zeit nach dem Release fand sich mit Donnerkeil Collective eine Gemeinschaft, die in Zusammenarbeit mit FIUR das Werk auch auf CD presste und somit auch auf einem physischen Format zugänglich machte... ob sich dieser Aufwand gelohnt hat, möchte ich im folgenden ergründen...



Bevor ich mich nun aber frohen Mutes in das nächtliche Getümmel stürze, möchte ich in den nächsten Zeilen doch etwas mehr auf den Hintergrund zu diesem Projekt und dem dahinter stehenden Künstler eingehen. Tobias Jäpel aka Shadrach trat zum ersten Mal mit seinem Projekt ETERNAL EMPEROR und dessen Debüt In the Beginning aus dem Jahr 2008 in Erscheinung. Aktiv war er jedoch auch schon vorher, denn bereits 2005 gründete er die Ein-Mann-Band AZAREEL. Unter diesem Namen wurden jedoch lediglich einige Demo-Aufnahmen getätigt, ohne jemals irgend etwas zu veröffentlichen. Das wurde dann tatsächlich erst in Form von ETERNAL EMPEROR realisiert und zeitweise bestand diese Band sogar aus drei Leuten. Seit der letzten EP Südwärts aus 2011 gab es bisher aber kein Lebenszeichen mehr von ETERNAL EMPEROR.
Mit RUINS OF THE PAST hat der Protagonist dann noch ein symphonisches Doom / Death Metal-Projekt am laufen, mit welchem er immer bereits ein Album und eine aktuelle EP veröffentlichte.
Darüber hinaus ist er auch seit 2014 in der Band KALIBOS aktiv, welche eher dem Doom / Sludge frönen.
FIUR stellt in diesem Reigen sein jüngstes Projekt dar. Mit diesem widmet er sich dem melodischen, sowie atmosphärischen Schwarzmetall, was seinem Werdegang nach auch zu seinem Steckenpferd gezählt werden darf.

Und das Cover-Artwork im Zusammenspiel mit dem zweiteiligen Titel lässt es wohl bereits vermuten: dieses Album stellt eine Ode an die Majestätik der Natur und die Erhabenheit der Nacht dar. Der Titel kommt auch nicht von ungefähr, denn das Werk ist in die beiden Kapitel "Elementa" und "Refugium" unterteilt. Der erste Teil ist den Naturgewalten gewidmet, der zweite Teil stellt eine Art Reise, eine Flucht, einen Abgang von der Zivilisation und der Welt der Menschen hin in die Geborgenheit der Natur dar.
So erschließt sich auch zugleich der Bandname wie auch der Titel des ersten Liedes zugleich, denn 'Fiur'ist Althochdeutsch und bedeutet einfach "Feuer". Auch findet in den Texten immer wieder die germanische Mythologie Erwähnung, wenn dies auch eher nur beiläufig und nicht offensichtlich geschieht.

"Doch unter toten Laubes Asche
lauert des Riesens Saat
um sich als Lebensflamme
zu erheben,
zu verlachen die Gewalten,
zu trotzen dem Sturm"

Schon hier wird ersichtlich, dass die Texte zunächst etwas verworren und verschachtelt wirken. Sich jedoch einem auch schnell erschließen, wenn man sich dann doch etwas intensiver mit ihnen beschäftigt. Daher möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht so viel vorweg nehmen, denn es soll sich hier ein jeder seine eigenen Gedanken machen.

Wie sich das erste Stück der Kraft des Feuers widmete, so nimmt sich der zweite Beitrag 'Strom'der Sturmgewalt des Meeres, oder einfacher gesagt, des Wassers an. Hier erschallen dann in Passagen auch akustische Momente, die eine andächtige, fast besinnliche Atmosphäre erschaffen.
Quell des Lebens, als ewiger Kreislauf des selbigen.

"Circulus Aeternus - rastloses Sein, ew'ger Lebensstorm,
gebannt nur im ew'gen Eis
Circulus Aeternus - vom Wind getrieben,
von Rinnen gelenkt, verschlungen von durst'ger Erde"

Mit dem folgenden 'Orkan' wird dann auch tatsächlich die Musik etwas stürmischer. Die Gitarren zaubern verspielte Melodiebögen mit eingestreuten wilden Solo-Passagen, das Schlagzeug erweist sich als sehr treibend. Doch spielt man hier auch gekonnt mit Tempo- und Stimmungswechseln, was das Ganze interessant hält, ohne es jedoch zu vertrackt klingen zu lassen.

'Grund'kann in textlicher Hinsicht als Übergang zum Kapitel "Refugium" angesehen werden, wird hier doch das Scheitern der Menschheit thematisiert, die schon so viele Jahrhunderte bereits andauert. Auch verdeutlicht der Text, dass die Existenz der Menschheit, die sich ja gerne als Krone der Schöpfung erhebt, nichts weiter als ein Wimpernschlag im ewigen Kreislauf der Natur und der Unendlichkeit ist. Religion, Glaube, Politik, Krieg, Zivilisation... nichts davon ist von großartiger Bedeutung und nichts davon hat letztendlich Bestand.

"Und im Morast versunken
der bleichen Götter Last
Erinnerung verhallt
im Lied der neuen alten Zeit

Und im Morast läutet ein
unbesiegter Keim
Nun ungestört die Wiederkehr
von Erdens einst'ger Pracht"

Mit dem nächsten Titel 'Anstieg'wird dem geneigten Hörer zunächst ein intensiver atmosphärischer Dark Ambient geboten, der sich langsam in einen getragenen Black Metal-Song wandelt. Auch im Verlauf hält der Dark Ambient immer wieder Einkehr, was aber auch mehr als passend zur Thematik scheint, die eine abendliche Bergwanderung und die damit verbundenen Eindrücke des Wanderers beschreibt. Eine musikalische Erfahrung, die bei mir irgendwo zwischen "wunderschön" und "bedrohlich" verortet ist.
Den Höhepunkt erfährt das Thema dann aber auch erst im nächsten Lied 'Gipfelsturm', welches rein instrumental gehalten ist. Auf den Einsatz von ambienten Klängen hat man hier jedoch verzichtet, dafür fließt hier aber sehr viel stolze Erhabenheit mit hinein.

Das folgende Stück 'Refugium'fängt andächtig an, wandelt sich alsbald aber in ein ähnlich stolzes und majestätisches Stück wie 'Gipfelsturm', nur dass die Idee hier noch weiter geführt wird. Der Protagonist scheint hier nun endlich seine Zuflucht, sein Refugium in den Weiten der Berge und Wälder gefunden zu haben, fernab der menschlichen Zivilisation und der Dekadenz unserer Welt - was mich dann so ein wenig an WALLFAHRER denken lässt (wenngleich deren Texten noch einmal eine ganz andere Kraft innewohnt, als es bei FIUR der Fall ist - was nicht negativ, sondern einfach im Sinne von "anders, aber nicht besser oder schlechter" zu verstehen ist!). Am Ende sind noch ein paar nächtliche Naturgeräusche zu vernehmen, ein Uhu, Vögel, Grillen... bevor es mit dem instrumentalen Ausklang 'Zur Nacht'endgültig dem Finale zugeht. Ein ergreifender akustisch vorgetragenes Stück auf Gitarre, was meines Erachtens leider viel zu schnell vorbei ist. Wie auch das Album an sich, welchem ich gut noch eine weitere Stunde hätte lauschen können...
So möchte ich schließen mit den letzten Zeilen aus 'Refugium'.

"Im Reich der tausend Herrscher
wo kein Knecht gebor'n,
wo der Tod das Leben nährt

Trink Reinheits klare Frische
Atme Freiheits wilden Duft

Im Reich der tausend Herrscher
wo kein Knecht gebor'n, wo...
kalt lärmender Tod verhallt"

Fazit:
Was FIUR als Ein-Mann-Projekt hier geschaffen hat, ist schlicht ergreifend. Gerade das zweite Kapitel "Refugium" hat mich mit seiner Magie gleich in seinen Bann gezogen. Der erste Teil der CD ist zwar auch nicht zu verachten, wartet aber auch mit Momenten auf, die bei mir einfach nicht wirklich zünden wollen. Diese sind jedoch auch nur sehr selten anzutreffen und letztlich ist das auch meckern auf einem sehr hohen Niveau - schließlich bleibt dies aber immer auch noch Geschmackssache.
Ich bin jedenfalls sehr froh, über dieses Kleinod gestolpert zu sein (tatsächlich fiel mir die CD im Second-Hand-Laden auf - das Cover gefiel, genau wie auch die Titel und Texte), das ansonsten wohl sang- und klanglos an mir vorbei gegangen wäre.
Interessenten wenden sich zwecks einer Bestellung vertrauensvoll am besten gleich an die Band, über diese gibt es das Werk als CD im Jewelcase oder aber auch als auf 50 Stück limitierte und von Hand nummerierte Box, mit einem erweiterten Beiheft im A5-Format mit zusätzlichem Artwork und anderen Beigaben.

Atmosphärischer deutscher Black Metal mit naturverbundener Thematik. Allen Anhängern erhabener Momente mit inspirierenden Texten sei hier eine klare Empfehlung ausgesprochen!


Darbietungen:
01. Fiur
02. Strom
03. Orkan
04. Grund
05. Anstieg
06. Gipfelsturm (Instrumental)
07. Refugium
08. Zur Nacht (Instrumental)

Laufzeit: ca. 45 Minuten




Review: V/A - Iberian Darkness "A Tribute to Iberian Scene" (CD, A Fine Day To Die Records - 2019)

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Mit hier vorliegender CD liegt mir einmal wieder etwas Neues aus dem Hause der spanischen Schmiede A.F.D.T.D. Records vor, welche ja mittlerweile ein gern gesehener und wiederkehrender Gast auf diesen Seiten ist. Die Werke des Labels umfassen mittlerweile auch Kassetten-Veröffentlichungen und neben neueren Bands erfahren auch gewisse Klassiker eine würdige und liebevolle Wiederveröffentlichung. So wie etwa auch diese CD, bei der es sich um eine Kompilation handelt, die sich den alten Werken der iberischen Black Metal-Szene annimmt...



Prolog - Die Zusammenkunft
Iberian Darkness "A Tribute to Iberian Scene"umfasst dabei die ersten, teils bisher unveröffentlichten, Werke solcher Horden wie etwa ARGAR, BLAZEMTH, GOTHICIAN, URUK-HAI oder TRASGO welche für die spanische oder insgesamt die iberische Szene sehr prägend und wichtig sind / waren - denn längst nicht alle der vertretenden Bands sind noch heute aktiv.
Ich muss allerdings sagen, dass die einzige Band, die ich hier wirklich schmerzlich vermisse ATMAN ist, die sich ja immerhin im Jahr 1992 gründete und damit eigentlich mit zu den Urvätern des spanischen Black Metal gezählt werden darf. Ihre erste Demo, die wie ihr späteres erstes Album Like Pure Unawaited Magic betitelt wurde, hätte sich in diesen illustren Reigen wunderbar eingefügt. Auch AKERBELTZ hätten eine Erwähnung durchaus verdient. Aber das ist nun wohl auch eher persönlicher Geschmack.

Erster Teil - Die Aufmachung
Aber bevor ich nun dazu komme, mich der Musik hinzugeben, zunächst ein paar Worte zu der recht tollen Aufmachung, die selbst für die Verhältnisse des Labels umfassend ist.
So erwartet den geneigten Hörer hier ein Jewelcase mit einem 12-seitigen Beiheft, welches Biographien, Liner-Notes, Statements usw. der Beteiligten enthält, sowie auch teils rare Fotographien umfasst. Besonders erfreut war ich darüber, dass das spanische Black Metal-Urgestein GOTHICIAN nach nunmehr 25 Jahren seitdem die erste und bisher einzige Demo-Veröffentlichung erfolgte, im nächsten Jahr doch tatsächlich ein aktuelles Voll-Album herausbringen möchte.
Die CD kommt wie so oft bei der Schmiede in Form einer Vinyl-look CD mit silberner Abspielseite.

Zweiter Teil - Die Horden (Kapitel 1: ARGAR)
Den Anfang auf der CD machen ARGAR, welche sich im Jahre 1996 gründeten und Zeit ihres Bestehens zwei offizielle Demos veröffentlichten, sowie die beiden Alben Cwm Annwn (2001) und Grim March to Black Eternity (2004). Danach löste sich die Band irgendwann auf.


Zur Zeit der Aufnahme dieser ersten Demo-Präsentation, welche ein Jahr nach der Gründung live im Proberaum aufgenommen wurde, agierten ARGAR als Quintett, bestehend aus Ur Profanum (verantwortlich für die Stimmgewalt... er wurde später noch durch sein Ein-Mann-Projekt GRIM FUNERAL, sowie durch seine Teilnahme an der ersten Split von SPECTRE bekannt), Black'et (der auch bei MORTAL MUTILATION mitwirkte) am Schlagwerk, Iberzomoth und Gangreal an den Gitarren und letztlich aus Nocturnoz an den Tasten. Jene, bis auf Letztgenannten eint heute die gemeinsame Truppe SPECTRE, zu der Ur Profanum allerdings nicht mehr gehört - dafür übernimmt Lilith von KÖRGULL THE EXTERMINATOR (und ex-AKERBELTZ) seit dem letzten Album den Part des Gesangs.
Aber genug zum Hintergrund...
die ersten fünf Lieder umfassen also das erste Demo-Werk der Band La Puerta De La Soledad Eterna (was in etwa soviel bedeutet wie "Die Pforte zur ewigen Einsamkeit").
Ein richtig grimmiges, gleichzeitig aber auch recht atmosphärisches Werk voller unheilvoller Stimmungen, misanthropischer Kälte, endlos schwarzer Leere und doch einer räudigen Majestätik, einer verborgen liegenden Schönheit, einer Faszination für die Stille, der Dunkelheit und den Tod. Tasten kommen hier ebenso allgegenwärtig zum Einsatz wie auch Samples von Totenglocken oder ähnlichem. Interessant ist hier auch der Fakt, dass dies die einzige Veröffentlichung der Band war, in welcher der castillanische Sprachgebrach Verwendung fand.
So in etwa könnte sich eine grimmige Version alter CRADLE OF FILTH anhören.




Zweiter Teil - Die Horden (Kapitel 2: BLAZEMTH)
Als zweites erklingen BLAZEMTH. Die Geschichte der Band geht bis ins Jahr 1993 zurück, als sie unter dem Namen DAEMONUM durch Lord Erlick und Volhaar (was für ein Name!) gegründet wurde. Im Folgenden wurden zwei Demos veröffentlicht, bevor man sich nur ein Jahr später in BLAZEMTH umbenannte.
Zuvor spielten beide aber noch in der 1989 gegründeten und 1993 aufgelösten Death Metal-Kapelle UNDIVINE, welche sich zwischenzeitlich auch ROTTEN FLESH nannte.


Am ehesten dürfte BLAZEMTH wohl dem einen oder anderen von ihrer ersten offiziellen CD For Centuries Left Behind ein Begriff sein, welche im Jahr 1995 veröffentlicht wurde.
Bevor diese jedoch das Licht der Welt erblickte, erschien ein Jahr vorher die hier vorliegende Seven winds encircle my soul Rehearsal-Demo, welche in einer Kleinstauflage an einen engen Kreis verteilt wurde. Die Horde ist auch heute noch aktiv, wobei Volhaar das einzig verbliebene Gründungsmitglied ist.
Der Black Metal, der sich einem hier offenbart ist ungleich räudiger, als es noch bei ARGAR der Fall war. BLAZEMTH verzichten komplett auf den Einsatz von Tasten und setzen viel mehr auf brachiale Schwarzmetall-Atmosphären, die ihre Wirkung jedoch auch keineswegs verfehlen: ähnlich roh wie ein Under A Funeral Moon oder ein The Shadowthrone, allerdings ohne die typische nordische Anmut und Erhabenheit, sondern wesentlich düsterer, wüster und bedrohlicher.
Total fuckin' Underground!




Zweiter Teil - Die Horden (Kapitel 3: GOTHICIAN)
Mit den nächsten drei Liedern präsentiert man uns die in einigen Kreisen inzwischen berüchtigte Demo Northern Storm (...from the Celtic Hispanic Nordlands) des schwarzen Zwei-Mann-Kommandos GOTHICIAN, welches immerhin bereits eine Wiederveröffentlichung auf CDr durch das albanische Kleinst-Label Medieval Werewolf Antiquarium erfuhr. Allerdings auch in einer verschwindend geringen Auflage und zu einem nicht unerheblichen Preis, wenn man sie denn als EU-Bürger ergattern wollte. Da kommt eine erneute Veröffentlichung in solch' einem Format natürlich wie gerufen. Die Band selbst wurde bereits im Jahr 1991 gegründet und ihr bisher einziges Werk stammt aus dem Jahr 1995.


Und gleich nach dem Erklingen der ersten gespielten Riffs von 'Under the Carpathian Rain'werden sich Anhänger des seligen Früh-90er bis Mitt-90er Black Metal auf Anhieb heimisch fühlen. Tief-schwarze Atmosphären, raue misanthropische Kälte, viel Ketten, Nieten und Leder. Eine Wanderung durch dunkle Wälder, in vergangene Zeiten, weiter durch düstere Katakomben, die nur vom Schein der Pechfackeln erleuchtet werden. Wer Sachen wie alte BURZUM, alte GRAVELAND oder MOONBLOOD mag, der wird hier dran definitiv ebenfalls seine 'Freude' haben.
Apropos BURZUM: So hat man hier ein beliebtes Stilmittel verwendet, welches BURZUM zwar früher anhaftete, sich aber ja mittlerweile als einfacher Fauxpas in der Produktion herausstellte... die Songs wirken, als wenn sie mittendrin beginnen und auch enden würden, was wohl so einige Gemüter verstören dürfte.




Zweiter Teil - Die Horden (Kapitel 4: URUK-HAI)
Das wohl bekannteste Material auf der CD liefern mit den folgenden fünf Liedern die Unholde von URUK-HAI ab. Ihre erste Demo-Präsentation In the Side of Eternal Eclipse aus dem Jahr 2001 wurde ja bereits auf diversen Formaten veröffentlicht: Das Original auf CD von Battlefield Records dürfte wie auch die Vinyl-Auflage von Obscure Abhorrence Productions aus dem Jahr 2004 bereits zu den begehrten und gesuchten Raritäten zählen. Einzig die Kassette, welche in diesem Jahr durch das Kleinst-Label Triumphant Cadaver aus Schweden veröffentlicht wurde, dürfte wohl noch ohne größere Probleme zu haben sein. Die 1999 gegründeten URUK-HAI haben sich inzwischen leider aufgelöst. Dies geschah bereits 2010, kurz nach der Veröffentlichung des zweiten Albums Archi Catedra Nigra Diaboli. Interessant ist hierbei, dass sämtliche Mitglieder der Band bis zum Schluss die Treue hielten und es eigentlich auch keine nennenswerten Besetzungswechsel gab. Die meisten Beteiligten waren zudem vorher / parallel in der 1995 gegründeten Band NAZGUL aktiv.


Der auf In the Side of Eternal Eclipse zelebrierte Schwarzmetall ist einmal mehr von einer rohen und ursprünglichen Sorte, die deutlich von den Bands der frühen Mitt-90er aus dem hohen Norden beeinflusst ist. Jedoch handelt es sich hier um mehr als eine seelenlose Kopie irgendwelcher Vorbilder, sondern der Black Metal wird hier mit sehr viel Spirit und Inbrunst dargeboten.
Hier werden großartige Stimmungen erzeugt, die die Magie der Nacht in sich tragen.
Und ja, in einigen Belangen ist das Material stärker als Debüt-Album Unholy Medieval Congregation, welches ich allen Unkenrufen zum Trotz auch sehr schätze.




Zweiter Teil - Die Horden (Kapitel 5: TRASGO)
Den Abschluss dieser Zusammenstellung bildet schließlich die 2001 ins Leben gerufene Horde TRASGO, welche sich inzwischen jedoch in HUERCU unbenannt haben und scheinbar inaktiv sind. Die Band wurde auch tatsächlich von (damals ehemaligen) Mitgliedern aus u.a. NAZGUL und  URUK-HAI gegründet, um neue Ideen zu verwirklichen, die nicht in die Schemata der anderen Projekte passen wollten. So sagt es bei TRASGO eigentlich schon der Name, worum es thematisch geht, denn dieser bedeutet im Spanischen nichts anderes als "Troll". Dementsprechend versuchte sich die Horde an der Vertonung spanischer Folklore, Mythen- und Sagenwelten.


Der Stil ist dabei außerordentlich rau produziert, entbehrt aber nicht einer gewissen epischen Atmosphäre, die vor allem durch den immer wiederkehrenden Einsatz von Akustikgitarren oder Natur-Samples erreicht wird. Der Gesang zeigt sich hier einmal mehr sehr grimmig und speit dem Hörer den Hass förmlich entgegen. Da ist es beinahe schon bedauerlich, dass der dritte Beitrag '...Secret Eyes of Nature'bereits den instrumentalen Dark Ambient-Ausklang stellt und das Ganze nach lediglich etwas mehr als 12 Minuten enden lässt...



Epilog - Das Fazit
Mit Iberian Darkness "A Tribute to Iberian Scene"kredenzen uns A Fine Day To Die Records eine Kompilation-CD, die eine würdige Huldigung an die ältere und neuere Black Metal-Szene des iberischen Landkreises darstellt. Natürlich hätte man, wie ich bereits im Prolog anführte, noch ruhig ein paar Bands mehr erwähnen und das Ganze evtl. sogar zu einer Doppel-CD ausbauen können, aber das ist nun lediglich meine Meinung. Und wer weiß... vielleicht beschert uns die Schmiede in Zukunft noch einmal eine ähnliche Zusammenstellung - genügend Horden hätte Spanien und der Rest der iberischen Halbinsel ja auf jeden Fall zu bieten (und einige wurden ja sogar noch erwähnt).
Bis dahin kann ich jedem nur empfehlen, sich dieses Kleinod schon allein aus historischen Gründen anzuschaffen, denn wer etwas über guten spanischen Black Metal erfahren möchte und womöglich auch noch nie Kontakt mit jenem hatte, ist mit dieser CD definitiv gut bedient!
Die Kompilation erschien als Anti-Poser 025 wie bereits erwähnt im Jewelcase mit umfangreichen Beiheft, doppelseitig bedrucktem Inlay und CD in Vinyl-Look (keine CDr!). Limitiert auf 500 Exemplare (unüblich für AFDTD: nicht nummeriert!). Zwecks einer Bestellung wendet euch am besten direkt an das Label (Blogspot-Link zum Label- und Distro-Angebot oder Discogs-Link zum Label- und Distro-Angebot. ACHTUNG: unter Discogs sind nicht alle Distro-Artikel aufgeführt!).

Wer sich auch nur im Ansatz für den europäischen Black Metal der 90er begeistern kann, und seinen Blick dabei nicht nur stur gen Norwegen richtet, der dürfte mit dieser CD mehr als zufrieden sein. Auch in dem Sinne eine Bereicherung, da es eher unwahrscheinlich sein dürfte, dass jemand wirklich alle Werke auf dieser CD bereits besitzen dürfte... Absolute Empfehlung!


Darbietungen:
Argar
01. Intro / La Puerta de Las Oscuras Almas
02. La Puerta de La Soledad Eterna
03. Hacia El Camino de La Batalla Final
04. Himno de La Batalla Final
05. La Invocacion / Outro
Blazemth
06. Intro
07. Kingdom of Black Emperor
08. It's Suffering Age
09. Freezing Thrones
10. Into the Palace of Marble
11. Necromantic Ladymoon of Light
Gothician
12. Under the Carpathian Rain
13. Below the Fullmoon Damnation
14. Northern Storm (...From the Celtic Hispanic Nordlands)
Uruk-Hai
15. Intro
16. El Monte de Las Animas
17. In the Side of Eternal Eclipse
18. From the Iberian Winter Lands
19. Outro
Trasgo
20. Beyond the Sepulchre of Memories
21. The Cold Embrace of Knowledge
22. ...Secret Eyes of Nature

Laufzeit: ca. 75 Minuten



Review: Norns & Shroud of Satan - Where Demons Prevail Split (EP, Sol Records / Deviant Records - 2019)

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Aus dem Hause Sol Records, bzw. Deviant Records kommt auch einmal wieder etwas Interessantes! Where Demons Prevail nennt sich die neue Split-EP zwischen dem finnischen Projekt NORNS und den Deutschen SHROUD OF SATAN, die beide bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass Schwarzmetall für sie mehr ist als bloß Musik und ein Ausdruck der Kunst.
Nun endlich haben die beiden deutschen Schmieden, hinter welchen sich ja auch mehr oder weniger die selben Leuten verbergen, diese beiden Horden in einem Werk vereint.
Wie das Resultat zu beurteilen ist, lest ihr nun...



Beide Gruppen dürften für die regelmäßigen Leser dieser Seiten wohl keine Unbekannten mehr sein, fanden ihre Werke doch öfters Erwähnung. Im Falle von NORNS lässt sich >>hier<< eine Rezension zu ihrer 2016 veröffentlichten EP Pazuzu finden, welche ebenfalls durch Sol Records auf CD, sowie ein Jahr später nochmals durch Deviant Records auf Vinyl veröffentlicht wurde. Eine Edition auf Kassette, die durch Penetration Hammer realisiert wurde, existiert ebenfalls.
Auch das Neben-Projek von Behemoth mit dem Namen KUUTAR fand auf U.B.A.O.R. Erwähnung, als im Jahr 2017 die erste Demo-Kassette Beyond All Light (ebenfalls durch Deviant Records) released wurde. Jene Besprechung lässt sich >>hier<< nachlesen.
Was ich allgemein von SHROUD OF SATAN halte, dürfte hinlänglich bekannt sein... jedoch für alle, die noch nie eine Rezension zu der Horde auf diesen Seiten gelesen haben, noch einmal die Verlinkungen zu den einzelnen Werken dem großartigen Debüt Litany to the Moon (>>hier<< zur CD-Version und >>hier<< zur späteren MLP-Version), dem nicht minder schlechten, stilistisch aber etwas anders klingendem ersten Album At the Behest of Time (>>hier<<), der Split Beyond the Mirror of Worlds mit COSMIC CHURCH und BLOOD RED FOG (>>hier<<), sowie zu dem letztjährig veröffentlichten zweiten Album Of Evil Descent (zu finden >>hier<<).

Veröffentlicht wurde Where Demons Prevail bereits im September diesen Jahres, gebannt auf einer 7''-Platte in schwarz, welche in einer einfach aufklappbaren Hülle haust. Diese Art der Hülle mag ich persönlich nicht sonderlich gerne, aber gut, das ist mein Problem. So erspart man sich zumindest ein Beiblatt. Die vier Seiten der Hülle sind voll bedruckt: die Front zeigt das eine in s/w gehaltene Wald-Fotographie, in den oberen Ecken befinden sich links und rechts jeweils die Logos beider Bands, sowie der Titel mittig unten. Die Rückseite zeigt ebenfalls in schlichtem s/w eine verwildert anmutende Waldhütte, darüber wurden wieder die beiden Logos gelegt, unter denen jeweils die Liedertitel stehen. In den unteren Ecken befinden sich jeweils die Label-Logos, sowie mittig die Limitierung (200) und die Nummerierung.
Im Innenteil  findet sich dann eine gezoomte Aufnahme des Waldbodens, den man schon auf dem Front-Cover sieht, darüber auf beiden Seiten jeweils den NORNS und den SHROUD OF SATAN-Schriftzug, dazu Fotographien mit Abbildungen des Todes, sowie ein paar wenigen Informationen zur jeweiligen Besetzung, zur Aufnahme und Kontakt-Adressen. Texte sucht man leider vergeblich, aber eigentlich ist das auch nicht weiter wild, denn die Musik spricht deutlich für sich.

NORNS präsentieren dem geneigten Hörer auf ihrer Seite den Song 'Black Mist', der von einem düsteren Black Metal getragen wird, dessen Produktion sehr rau anmutet, jedoch alles andere als schlecht ist. In der Tat hört man hier sogar jegliche Instrumente wunderbar heraus und auch der Gesang zeigt sich äußerst grimmig und bedrohlich, ist weder zu laut, noch zu leise und passt sich daher perfekt ins Treiben der Instrumente ein.
Diese präsentieren sich im Übrigen ziemlich räudig, entbehren einer gewissen dunklen Atmosphäre jedoch nicht. Letztendlich verbreitet die Musik des Trios NORNS einen wohligen 90er-Flair, mit einer Prise des primitiven Ursprungs des finnischen Black Metal.
Dazu kommt, dass Behemoth in meinen Augen eine der fiesesten Stimmen in der heute aktiven finnischen Szene hat.

Seite gewendet und es erklingt 'Leviathan Arisen', der Beitrag der deutschen Horde.
Dass die Herren hinter SHROUD OF SATAN inzwischen etwas bekannter in der 'Szene' sind, macht sie nicht weniger sympathisch, da sie den mythischen Nebel um ihre Kunst aufrecht erhalten und sich nicht wie so viele andere Underground-Kapellen irgendwelchen Rockstar-Allüren hingeben, sobald der Rubel einmal anfängt zu rollen.
Doch widme ich mich nun der Musik, und die geht gleich ordentlich nach vorne, bis der treibende Black Metal in einen getragenen Teil mit epischem Tasten-Einsatz übergeht. Dieses Wechselspiel wiederholt sich im Verlauf mehrere Male, zudem sorgen eingestreute Solo-Passagen der Gitarren, sowie Tempo-Wechsel für eine konstant spannende Stimmung innerhalb des Liedes. Der schnelle, aber majestätische Black Metal, der hier zelebriert wird, ist einmal mehr vom finnischen Stil geprägt und erinnert nicht nur einmal an gute ältere Sachen von SATANIC WARMASTER, sondern gerade in den Passagen mit Keyboard auch an MOONCITADEL. Diese Atmosphären lassen mich aber auch an die ebenfalls deutsche Horde SARKRISTA denken, die mit ihrem zweiten Album Summoners of the Serpents Wrath einen meiner Meinung nach, zeitlosen Klassiker geschaffen haben.
Insgesamt passiert in diesem Stück mehr als auf so manch' einem Album und das lässt bei einem einmal mehr das Gefühl aufkommen, dass man hier etwas ganz Besonderem beiwohnt, was leider viel zu schnell vergeht.

Fazit:
Klasse Split, auf der beide Bands wirklich hervorragendes Material präsentieren. Zwei Horden, die aufzeigen, dass auch anno 2019 Black Metal mehr als nur Musik sein kann, sondern viel mehr ein Gefühl - pure Emotion und dunkle Energie, die in der Lage ist, unser Innerstes, unseren Geist anzuregen. Einzig die Art der Aufmachung (Stichwort Hülle) stellt in meinen Augen einen negativen Punkt dar. Ich mag diese Klapphüllen einfach nicht.
Die Platte gibt es sowohl über Sol Records, wie auch über Deviant Records für 8,- Euronnen. Darüber hinaus kann ich jedem nur empfehlen, sich das letzte SHROUD OF SATAN-Album auf LP mit zu bestellen, wer es noch nicht besitzen sollte!

Großartige Schwarzmetall-Tonkunst, die hier von beiden Horden zum besten gegeben wird. Eine der intensivsten Splits, die ich dieses Jahr vernommen habe. Mehr als lohnenswert!


Darbietungen:
Norns - Black Mist
Shroud of Satan - Leviathan Arisen

Laufzeit: ca. 10 Minuten




Review: Nebran - A New Path... (MC / MLP, Apocalyptic Art / Ván Records - 2019)

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Mit A New Path... beehrt uns das noch blutjunge Solo-Projekt NEBRAN aus Nürnberg mit seinem ersten Demo-Werk, welches aus gerade einmal zwei Liedern besteht. Die haben es jedoch deutlich in sich...

Warum ich persönlich die erste Demo-Präsentation dieses Projekts für eine der besten in diesem Jahr halte, erfahrt ihr nun...






Gegründet wurde NEBRAN erst im Laufe diesen Jahres durch das Individuum A/M, welches für sämtliche Instrumente verantwortlich zeichnet. Als ich vor einer Weile die Kassette in meinem Briefkasten fand, war ich bereits vom ersten Moment an von diesem Titel und dem Artwork fasziniert. Die Beschreibung durch das Label Apocalyptic Art (u.a. auch verantwortlich für die Veröffentlichung der ASCHE DER WELTEN ABC-Trilogie, zu der sich >>hier<< eine umfassende und ausführliche Rezension finden lässt...) versetzte mich dann noch in zusätzliche euphorische Vorfreude, wurde dieses Werk doch als eine Hommage an die Natur und das Mittelalter beworben.

Aber zunächst noch ein wenig zur Aufmachung: die Kassette kommt in einem schwarzen Case daher, und beinhaltet neben der schwarzen Kassette mit professionellem Druck in silberner Schrift noch ein beidseitig bedrucktes Einlege-Cover, welches sich einmal ausklappen lässt. Auf der Außenseite lassen sich sowohl das Cover-Artwork, wie ein Bildnis des Protagonisten und die Kontaktdaten des Labels samt der Limitierung ausmachen. Im Innenteil findet sich die Liederliste, ein kurzer Auszug aus dem ersten Beitrag 'As A World Died'sowie ein paar kurze Informationen zur Aufnahme und Besetzung. So erfährt man hier, dass für das Drum Programming und das Outro ein gewisser / eine gewisse Aer verantwortlich zeichnet. Kein echtes Schlagzeug also... was man aber glücklicher Weise auch nicht unbedingt heraus hört, wie ich zugeben muss!
Die MLP, die ich inzwischen ebenfalls besitze, stammt aus dem Hause Ván Records und bietet eine einseitig bespielte 12''-Platte in Weiß. Das Foto des Protagonisten lässt sich hier auf der Rückseite finden. Leider gibt es auf der unbespielten Seite der Vinyl keine Ätzung oder ähnliches, was ich für ein solches Werk mehr als angebracht gehalten hätte. Aber das ist nun meckern auf höchstem Niveau. Sichtbar limitiert ist diese Ausgabe jedenfalls auch.

Doch nicht nur die Farben des Artworks sind hier in einem stilechten Grau gehalten, auch der Black Metal, den NEBRAN hier zelebriert hat eine sehr nostalgische Atmosphäre inne.
Dabei beginnt 'As A World Died'eher mit andächtigen, unheilvollen, nichtsdestotrotz aber auch erhabenen, geradezu majestätischen Klängen. So werden die ersten drei Minuten komplett dem (traditionellen) Dungeon Synth gewidmet, bevor das Ganze von einem Schwarzmetall abgelöst wird, welcher so dermaßen ursprünglich und gleichwohl melancholisch klingt, dass einem auf der Stelle das Herz bluten will... damit ich nun aber nicht falsch verstanden werde, möchte ich betonen, dass dies hier nichts mit unsäglichem DSBM zu tun hat, sondern vielmehr in Richtung alter BURZUM oder vor allem auch alter NARGAROTH geht (ich denke da vornehmlich an die Werke Rasluka Part II oder Black Metal ist Krieg (A Dedication Monument) in seinen eher melancholischeren Momenten).
Die schlichten Instrumente im andächtigen und doch hymnischen Midtempo geizen nicht mit Monotonie, und bieten doch genügend Abwechslung, um die Spannung konstant hoch zu halten. So etwas derart intensives habe ich lange nicht mehr bei einem jüngeren Werk empfunden.
Dies gipfelt im Mittelteil, der Gewitter-Samples enthält, während denen dezenter Dark Ambient / Dungeon Synth zu hören ist, bis eine düstere Stimme die Worte aus dem Einleger verkündet:

"It is cold
and growing colder
as the world slowly dies..."

Anschließend beginnt eine verzerrte Gitarre ihr Spiel und der Black Metal setzt wieder ein. Dieses Mal zeigt er sich aber von einer stürmischeren Seite, als bislang. Er wirkt nun treibender und getriebener. Und abermals fühle ich mich hier an den Geist der alten Werke von NARGAROTH erinnert.
...bis das Stück mit einem Sample dann auch gleich in das nächste Lied 'A New Path'übergeht, welches beinahe traurig und mit einem geisterhaften Chor beginnt, bis schließlich BURZUMesker Black Metal einsetzt, der voller nostalgischer Kraft und doch einer tiefen Melancholie steckt. Die Grundstimmung hier gleicht einer stillen Trauer, einem tief empfundenen Verlust und dem gleichzeitig sehnsuchtsvollen Hoffen auf eine baldiges Wiedersehen. Ein Gefühl von Heimat, die auf immer verloren ist... (wobei ich das Wort "Heimat" nun in keinem nationalistischen Kontext verstanden wissen möchte... Knochensang hatte dies bereits in seiner Rezension zu SORGSVART's Fortapt Fra Verden I Vakkert Selvmord wunderbar umschrieben - ich sehe den Begriff "Heimat" hier wohl eher als ein "Refugium" des Einsamkeit suchenden Menschen in der Natur an, der nicht traurig darüber wäre, wenn diese "Heimat" keine Menschen mehr beherbergen würde...).
In den letzten eineinhalb Minuten geht das Geschehen dann allmählich in einen instrumentalen Ausklang über, der einen sphärischen Dark Ambient bietet.

Fazit:
Was für ein machtvolles Werk! Vor allem, wenn man die Tatsache bedenkt, dass es sich hier tatsächlich nur um eine Demo-Präsentation und noch dazu um die erste von NEBRAN überhaupt handelt. Ohne noch großartig viele Worte über A New Path... zu verlieren:
Ich finde das Demo einfach in jeder Hinsicht großartig! Derart und in dieser Weise hat mich schon eine Weile nichts mehr emotional so berührt!
Die Kassette, welche auf 111 Exemplare limitiert ist, und von denen die ersten 33 Stück zusätzlich einen Button enthalten, erhaltet ihr für 4,90 Euronnen bei Apocalyptic Art.
Die auf 218 Exemplare limitierte Platte, welche in schwarz und weiß daherkommt (nach dem Zufallsprinzip) könnt ihr ebenfalls dort, oder aber im Shop von Ván Records ergattern (für jeweils 13,50 Euronnen).

Geniales Werk! Natur inspirierter, mittelalterlicher Black Metal mit einer kalten Prise Dungeon Synth und Dark Ambient... wer sich für diese nostalgischen und melancholischen, beinahe schwermütigen Sphären begeistern kann, für den spreche ich hier eine uneingeschränkte Empfehlung aus!


Darbietungen:
01. As A World Died
02. A New Path

Laufzeit: ca. 19 Minuten



Review: Kapala - Der Suchende (CD / MC, Eigenproduktion - 2019)

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Anfang dieses Jahres suchten Kraehenblut und ich das Helvete in Oberhausen auf, um dort den Auftritten einiger Bands beizuwohnen, zu denen u.a. die aus Essen stammenden KAPALA zählten. Zu diesem Zeitpunkt war uns diese Gruppe vollkommen unbekannt, von daher hatten wir keinerlei Ahnung, was uns erwarten würde…
Und was erwartete uns? Ein finsterer und intensiver Black Metal selten erlebten Ausmaßes, durch und durch okkult und zelebriert bei Kerzenschein in düsterer Atmosphäre...





Wir waren beeindruckt, vor allem von der Stimmgewalt des Sängers Tehom. Einzigartig möchte ich sagen, denn dieser Gesang sucht mit Sicherheit seinesgleichen. KAPALA war von daher eine Band, mit der man sich in jedem Fall eingehender beschäftigen musste - nur existierte damals leider noch kein Album. Einen Vorgeschmack auf das Kommende gab lediglich das kleine Live-Tape Bunkerzeremonie, auf welchem drei Lieder enthalten sind (eine Rezension zu dieser Kassette ist >>hier<< zu lesen).

Nun ist Der Suchende erschienen. Die Erwartungen waren hoch, und zu meiner Erleichterung kann ich sagen: Sie wurden erfüllt. KAPALA (übrigens nicht zu verwechseln mit der indischen Band gleichen Namens) zelebrieren auf ihrem Werk okkult-orthodoxen Black Metal - intensiv, gewaltig, schwarz, erhaben. Machtvolle Musik, die zumeist in rasantem Tempo drohend über den Hörer hereinbricht, aber auch mit dunklen, ruhigen Parts aufwarten kann. Hier und da ist auch ein Gitarrensolo zu vernehmen – auf den Black Metal bezogen nicht unbedingt meine Sache, hier aber absolut stimmig.
Der Gesang ist nach wie vor beeindruckend. Den Liturgien eines Schwarzen Priesters gleich begleitet er zumeist gut verständlich das finstere Spiel der Instrumente, verzerrt sich zuweilen zu dämonischem Kreischen oder kommt in gesprochenen Worten daher. Irgendwie habe ich dabei das Gefühl, dass die Gesänge von der reinen Harmonie her nicht ganz im Einklang mit der Musik stehen, aber gerade diese Asymmetrie (wenn das Wort richtig gewählt ist) erzeugt eine dämonische Disharmonie, welche die Darbietung KAPALAs umso intensiver erscheinen lässt. Es ist schwer, sich diesen Tönen zu entziehen, Der Suchende wirkt wie ein schwarzer Strudel, der den Hörer tief in sich einsaugt, um ihn niemals wieder freizulassen...

Und bevor ich mich nun von dem Lob, das ich hier ausschütte, nicht mehr lösen kann, kommen wir doch zur Betrachtung des lyrischen Teils...

Die Texte sind auf Deutsch gehalten und behandeln die Suche nach Erleuchtung. Erleuchtung selbstverständlich mittels des Linkshändigen Pfades; ein schamanistisch-okkulter Weg tut sich auf, ein Initiationsritus der dunklen Seite, mit Bezügen auf die hinduistische, hebräische und alt-ägyptische Mystik...

Der erste Titel spricht es sogleich an: ‚Initiation Metamorphose‘ beschreibt jenen Prozess, der beim Eintritt in einen magischen Orden oder bei der Ernennung zum Schamanen durchlaufen werden muss. Man wird in einen todesähnlichen Zustand versetzt; entweder durch Gift und andere Rauschmittel, oder indem man lebendig begraben wird. Letzteres geschieht in diesem Lied. Das Individuum erfährt Dunkelheit und Isolation, um dann inmitten der Finsternis das Licht zu erblicken. Vergleichbar mit vielen mythologischen Figuren wie Wotan, Osiris oder auch Jesus. Am Ende ist dann von einem „ER“ die Rede. Ein Wesen, welches die Erleuchtung zum Suchenden bringt, und das uns auf dem gesamten Album immer wieder begegnen wird. Ein Lichtbringer, der in Dunkelheit lebt - man könnte ihn „Luzifer“ nennen, doch da er in den weiteren Liedern mit dem Nichts, dem ursprünglichen Chaos, gleichgesetzt wird, kann kein Name ihm gerecht werden. ER ist die Unendlichkeit, die lange vor der Schöpfung bestand und von uns Menschen nur im äußersten Ansatz zu begreifen ist. Man kann IHM zwar eine Bezeichnung geben, doch ist jeder Name lediglich ein Versuch, etwas zu beschreiben, das nicht beschrieben werden kann.
So heißt es denn auch im nachfolgenden Titel ‚Tief Unten‘:

„Du warst da, lange vor den Anderen.
Du wirst da sein, lange nachdem alles verging.
Du trägst viele Namen, Verbannter des Himmels.
Die Dunkelheit ruht tief in dir. Sie ruht im Chaos.“


Natürlich hat die Bezeichnung „Verbannter des Himmels“ einen stark luziferischen Beigeschmack, doch bezieht man sich in diesem Lied mehr auf den Hinduismus – so wird IHM beispielsweise nachgesagt, ER würde unter den Lokas leben. Als Lokas bezeichnet man im Hinduismus die verschiedenen Ebenen der Welt bzw. der Existenz, und da ER unter ihnen ruht, bildet ER sozusagen den Urgrund und Ursprung allen Seins. Passend dazu die klangliche Umsetzung: Die Musik hat stellenweise etwas Psychedelisches, erinnert an eine Abwärtsspirale – der Hörer steigt gemeinsam mit dem Suchenden tief hinab, immer weiter in den Abgrund hinein...

Als ich den Liedtitel ‚Tief Unten‘ zum ersten Mal gelesen habe, musste ich sofort an den französischen Dekadenz-Roman gleichen Namens denken (im Original „Là-bas“), in welchem ein junger Student die Geheimnisse des Satanismus erforscht und dabei immer tiefer in den okkulten Untergrund seiner Zeit (Ende des 19. Jahrhunderts) hinabsteigt. Zwar enthält das Lied keinerlei Bezüge zum Buch, von daher kann die Namensgebung auch Zufall sein – die Thematik ähnelt sich aber sehr.

Nach seiner Initiation und der Begegnung mit dem Lichtbringer beschreitet unser Suchender nun seinen weiteren Pfad in ‚Des Gewundenen Weg‘. Dabei beginnt er, mit dem Nichts zu verschmelzen, eins zu werden mit dem schöpferischen Chaos. „Gewunden“ ist er deshalb, da sein Geist sich krümmt, so wie es das kreative Licht einst getan hat (in der jüdischen Kabbala krümmt sich das Licht und füllt sich selbst in verschiedene Gefäße, aus denen unser Universum besteht). Der Suchende tut es dem Licht gleich und wird somit in gewisser Weise selbst schöpferisch:

„Ich werde eins mit der Leere.
Ich werde eins mit dem Licht.
Doch aus träumen wird glauben
Und aus dem Glauben erwächst das Wissen.

So wie das erste Licht sich krümmte
In Gefäßen aus Nichts
So windet sich das Ich
Durch Sphären des Bewusstseins


Oh wie das Nichts sich weitet für mich
Zu erbauen mein eigen Sanktum.“


Interessant hier auch der Gedanke, dass aus Glauben Wissen erwachsen kann – ich bin nämlich der Ansicht, dass jede Einstellung (egal ob religiös, politisch oder sonstwie) im Grunde genommen ein Glaube ist. Man mag seine Einstellung und sein Wissen zwar mit Fakten begründen oder sich gar darauf berufen, objektiv zu sein – doch in Wahrheit ist alles subjektiv, und Fakten beweisen immer nur das, woran man glaubt.

Weiter geht es mit ‚Azoth‘. Dieses Wort beschreibt jenen spirituellen Prozess, welcher die Seele in den „Stein der Weisen“ verwandelt. Damit ist natürlich nicht der alchimistische Vorgang der Goldgewinnung gemeint, sondern die Loslösung vom Körper, bei welcher der Geist gereinigt wird. Dazu heißt es im Lied:

„Es trennt das Licht von Materie
Und heilt das erkrankte Bewusstsein.
So öffnet sich das ersehnte Tor zum All.“


Und nachdem alles Kranke fort ist, kann der Mensch zu seinem wahren Ich finden. So geschieht es im nächsten Stück ‚Therianthropie‘. Der Suchende löst sich von den moralischen und gesellschaftlichen Fesseln der Welt und erweckt seine wirkliche, innere Natur. Das Tier kommt zum Vorschein, die ursprüngliche Wildheit des Menschen wird freigesetzt. Ohne Zwänge oder Normen erhebt es sich in Schönheit und Kraft, ist befreit von aller Qual und Angst.

Besonders gelungen finde ich an dieser Stelle den rhetorischen Aufbau des Textes: Gewisse Zeilen des Anfangs werden am Ende wiederholt, allerdings aus einer neuen Perspektive heraus. So empfindet der Suchende zunächst etwas Fremdes und Schmerzendes, doch nach seiner Verwandlung wandeln sich diese Gefühle um in Vertrautheit und Freude. Fragen, die er sich zu Beginn gestellt hat, werden beantwortet, und später dann an einen potentiell neuen Suchenden weitergegeben:

„Warum bin ich nicht wie andere?
Warum fehlt mir der Halt?
Warum ekelt mich diese heile Welt nur so an?
Warum fühlt sich dieses Leben nur so endlos falsch an?
Was hält mich davon ab, endlich ich selbst zu sein?
//…//
Warum bist du wie die anderen?
Sag mir, was hält dich hier?
Warum trägst du diese Maske?
Ekelt dich diese Welt denn nicht an?
Ist dein Leben vollkommen?
Verlangst du nicht nach mehr?
Was hält dich davon ab, endlich du selbst zu sein?“


In ‚Der Gebrochene und der Meister‘ begegnet uns wieder jener Lichtbringer. Der Suchende sitzt im Kerker seines eigenen Geistes, doch dann kehrt ER zurück und befreit ihn. Da gesagt wird, dass ER schon einmal bei dem Suchenden war und fortgegangen ist, könnte man auch mutmaßen, dass es sich bei dem Lichtbringer um den Suchenden selbst handelt. Um seine wahre Natur (wie im vorherigen Lied beschrieben), die das Bewusstsein des Protagonisten nicht erreichen konnte (etwa aufgrund gesellschaftlicher Zwänge). Nun ist sie wieder da und befreit den Suchenden von seinen Leiden.

Beim Lesen des Textes (und indem ich ihn wörtlich genommen habe) musste ich irgendwie an die Figur des Renfield aus „Dracula“ denken: Auch dieser sitzt leidend in einem Kerker und wartet darauf, dass sein Meister ihn befreit (auch wenn die Begegnung mit dem Grafen letztlich tragisch für ihn endet).

Am Ende von Der Suchende steht der ‚König der Könige‘. Hier sollte man aber bitte nicht an Jesus denken, sondern vielmehr wiederum an den Lichtbringer, der in diesem Stück mit dem ägyptischen Gott Ra gleichgesetzt wird (auch wenn der Name nicht genannt wird).
Der Protagonist sucht in alten Ruinen nach eben jenem, welcher hier die Bezeichnung „Cheper“ trägt – Cheper ist Ra in Gestalt der aufgehenden (also wiedergeborenen) Sonne, sein heiliges Tier ist der Skarabäus.
Der Suchende findet IHN letztlich, doch die gleißende Gestalt des Lichtbringers verbrennt den Körper des Dieners. Am Ende steht keine Erleuchtung, sondern die Vernichtung. Aber dies ist im Grunde genommen auch das Ziel: Die Auflösung ins Nichts, die Einswerdung mit dem ewigen Chaos. Und wer – dem Linkshändigen Pfad gemäß – wieder zu Chaos geworden ist, der kann selbst zum Schöpfer werden. Dennoch wird in diesem Lied deutlich, dass das Chaos weit über dem Menschen steht: Zunächst bringt es Wahnsinn (denn der Lichtbringer trägt Federn mit Augen, welches auf die mythologische Gestalt des Pfaus hinweisen, der eben Wahnsinn hervorruft), dann den Tod:

„Blind vom grellen Licht deiner Wahrheit,
Doch zahllose Augen schmücken dein Federkleid.
Deine Finger auf meiner Stirn.
Sie dringen in mich ein, wie der Schlüssel zum Geist.
Und wie die Tore der Welt bricht mein Leib!“


Fazit:
...was soll ich zu diesem Meisterwerk weiteres sagen? Musikalisch schwer zu überbieten, majestätisch-erhabener Black Metal in all seiner Pracht. Dazu ein lyrisches Konzept, das tiefgründige Gedanken freisetzt und viel Raum für eigene Interpretationen lässt. Eine Inspiration für okkult denkende Menschen, und ich werde mich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal mit den Texten dieses Albums beschäftigt haben.
In sprachlicher und musikalischer Hinsicht also eine beeindruckende Veröffentlichung - würden wir hier auf UBAOR Punkte vergeben, dann wäre wohl die Höchstpunktzahl angesagt. Absolute Empfehlung!
Wer Interesse an diesem Werk hat, sollte sich am besten an die Band selbst wenden.
Der Suchende ist derzeit auf Kassette und CD erhältlich.

Darbietungen:
01. Initiation Metamorphose
02. Tief Unten
03. Des Gewundenen Weg
04. Azoth
05. Therianthropie
06. Der Gebrochene und der Meister
07. König der Könige

Gesamtspielzeit: ca. 40 Minuten



Review: Ornament of Thorns - Ornament of Thorns (CD, Black Blood Records - 2019)

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Erinnert sich noch jemand an die anfänglichen 2000er Jahre, als aus dem Deutschen Untergrund Bands wie STERBEND oder NYKTALGIA hervorgingen, und leider auch genauso rasch wie sie kamen, auch wieder verschwanden? Ja...?

Gut, denn habt ihr schon einmal eine ungefähre Vorstellung von dem, was euch als potentiell geneigten Hörer auf diesem kleinen aber feinen Debüt-Werk der Horde ORNAMENT OF THORNS erwartet...




Und dieser Vergleich kommt nicht von ungefähr, zumal das Label selbst die unbetitelte bzw. selbst-betitelte erste MCD des deutschen Duos mit einem Mix aus NYKTALGIA und den polnischen MGLA bewirbt. Nun, die zweit genannte Horde finde ich mittlerweile ziemlich überbewertet und zu Tode gehypt, ich persönlich fand alles nach ihrem zugegebener Maßen großen Wurf With Hearts Toward None eher banal und auf unerfreuliche Weise einfach nichtssagend. Daher vermag ich nun auch nicht wirklich zu beurteilen, ob sich der instrumentale Stil der beiden Deutschen wirklich den Polen annähert.
Zu ORNAMENT OF THORNS selbst sind nicht allzu viele Informationen im weltweiten Netz zu finden. Kein Gründungsjahr, keine Lokalisation... allerdings sind die beiden Beteiligten keine unbeschriebenen Blätter.
Odium Aeternum (M.D.B.), der für die Stimmgewalt, die Gitarren und den Bass verantwortlich zeichnet dürfte wohl durch seine (ehemalige Teilnahme an Bands wie SACRILEGIOUS RITE (vormals CAPITIS DAMNARE), den schwedischen HAIMAD oder auch ADVERSUM (zu deren einzigem Werk In The Sign Of Satan >>hier<< eine Rezension zu finden ist).
Auch T. S. (Thym), der hier die Felle schälgt, dürfte dem einen oder anderen noch in Erinnerung sein für seine Teilnahme an EKSTASIS, bei denen er eine gewisse Zeit spielte.
Von daher dürfte es sich bei ORNAMENT OF THORNS um ein Bundesländer übergreifendes Projekt handeln, welches irgendwann im letzten oder Anfang diesen Jahres ins Leben gerufen wurde.

Zu der Aufmachung lässt sich sagen, dass Black Blood Records hier einmal mehr das Maximum aus einem Minimum gemacht hat. Der professionell gepresste Silberling haust in einem Jewelcase und bietet ein 4-seitiges Beiheft, welches allerdings keinerlei Texte enthält, sondern im Innenteil lediglich ein atmosphärisches Bildnis der beiden Protagonisten zeigt, welches jedoch so bearbeitet wurde, dass sie nicht klar zu erkennen sind und es auf den ersten Blick eigentlich auch gar nicht auffällt, dass dort Personen abgelichtet wurden, sondern man lediglich ein sphärisches Bildnis zu sehen glaubt.

Musikalisch beginnt alles mit einem unheimlichen Keyboard-Intro, welches von Winden und Nebelschwaden begleitet wird. Dann setzen die Instrumente ein, schließlich der Gesang - und mit einem Mal wird dann dem Letzten auch klar werden, warum man hier den Vergleich mit NYKTALGIA gezogen hat. Der Gesang in 'Obscure Veil' klingt ähnlich gequält und getrieben.
Trauer und Verzweiflung, gleichzeitig aber auch eine endlose Verachtung und tief empfundenen Hass, den er in sich birgt. Dazu kommen Instrumente, die nahezu einen konstant rasanten Kurs fahren, aber auch Platz für ruhigere Momente und damit für wechselnde Stimmungen lassen.
Ähnlich wie es auch bei dem selbst-betitelten Debüt Nyktalgia der bereits mehrfach erwähnten Band der Fall war, lässt sich das Werk von ORNAMENT OF THORNS schwerlich in eine bestimmte Schublade stecken, denn von der Grundstimmung her ist es sehr melancholisch, passt aber nicht wirklich in das Schema des DSBM, da es hierfür einfach zu melodisch und rasant vorgetragen wird.
'Engulfed by Darkness'wartet in den Gitarren sogar mit einigen Bezügen an NARGAROTH auf, was vielleicht dem einen oder anderen auffallen dürfte.
Der letzte Titel 'Lifeless Realm'ist dann ein gänzlich rasantes Stück Schwarzmetall mit irren Gesängen und diabolischem Gelächter zum Ende hin, bevor am Schluss erneut kalte Winde und dichte Nebelschwaden aufziehen und ein kurzes unheilvolles Keyboard-Outro erklingt. Da es sich hier um die gleiche Melodie wie am Anfang handelt, bekommt das Ganze durch diesen Abschluss den Charakter eines sich nun schließenden Kreises, eines Rituals, welches nun vollendet wurde.

Fazit:
Das erste Werk der beiden Deutschen hält Ideen parat, die zwar nicht wirklich neu, aber nichtsdestotrotz sehr gut sind. Die stete Steigerung, die das Werk im Verlauf erfährt, ist eigentlich auch genau das, was es ausmacht und zu einer interessanten Angelegenheit werden lässt.
Ich bin froh, über diese - mir bis dato völlig unbekannte - MCD gestolpert zu sein und sie mir angeeignet zu haben. In wie weit die CD limitiert ist, vermag ich nicht zu sagen, jedoch ist eine Auflage zwischen 300 - 500 Stück nicht unwahrscheinlich, da es sich um Black Blood Records handelt. Zwecks einer Bestellung wendet euch am besten an Einheit Produktionen (ist ja quasi das Mutter-Label von Black Blood) oder Obscure Abhorrence Productions, da der Mailorder von Black Blood Records selbst aktuell immer noch offline zu sein scheint.

Eindrucksvolles Werk, dessen Stimmung zwischen Atmosphäre, Melancholie und Schwärze hin- und herpendelt. Wer an deutschen Horden wie STERBEND und NYKTALGIA sein dunkles Herz verloren hat, den dürfte dieses Mini-Album ebenso zufriedenstellen!


Darbietungen:
01. Obscure Veil
02. Engulfed by Darkness
03. Lifeless Realm

Laufzeit: ca. 15 Minuten





Review: Krater - Venenare (LP, Eisenwald Tonschmiede - 2019)

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Die deutsche Horde KRATER meldete sich in diesem Jahr auch endlich einmal wieder zu Wort. Nachdem das direkte Vorgänger-Werk Urere (aus dem Lateinischen für "brennen", "verbrennen" oder etwa "entflammen") ja bereits über drei Jahre alt ist, folgte nun im letzten Monat die Veröffentlichung von Venenare (von lat.: "vergiften"), dem aktuellen Album der Mannen, die mittlerweile in Bayern ansässig sind. Auch der Eisenwald Tonschmiede blieb man mit dem aktuellen Werk treu und so wurde es abermals unter dem Banner des deutschen Labels veröffentlicht...




Und bereits bei der grandiosen Aufmachung hat man sich erneut nicht lumpen lassen und Eisenwald liefert hier einmal mehr gewohnte Qualität ab.
Doch bevor ich hier nun weiter auf das aktuelle Werk der Deutschen eingehe, möchte ich noch einmal einen kleinen Abriss ihres bisherigen Schaffens wiedergeben: KRATER gründeten sich im Jahre 2003 nach dem Bastard und legten ein Jahr später mit ihrem Stolz schürt uns're Kraft ein recht überzeugendes Untergrund-Demo vor. Damals agierte die Band noch als Duo aus Abortio am Gesang, sowie am Bass (u.a. AETHER) und Absum, der verantwortlich für die Gitarren zeichnete. Natürlich war die Produktion hier noch recht rau und alles andere als perfekt, der Mix war in gewisser Weise sogar recht grottig, was dieses Werk aber auch erst so sympathisch machte, da man bereits hier den Eindruck erhielt, dass da Leute musizieren, die es aus Überzeugung tun. Leider hörte man auch allzu deutlich den Drumcomputer heraus, was das Vergnügen in meinen Augen dann doch etwas trübte.
Immerhin schafften es zwei der frühen Stücke auch jeweils auf Sampler: So fand sich 'Ein Gnadenschuss der Menschenbrut'auf dem Schwarztyrannen Umtrunk Sampler aus dem Jahr 2004 und 'Rost'ger Stahl'fand 2005 Verwendung auf dem Warriors of the Midnight Battle Sampler des ehemaligen Labels Deathbringer Records.
Ab der zweiten Demo Des Winters weiße Reinheit aus dem Jahr 2005 stieß dann Shardik zu dem Duo und nahm hinter dem Schlagwerk Platz. Dieses Demo erfuhr sogar einiges an Aufmerksamkeit im Underground und erhielt einige Zeit später eine zweite Auflage, die ebenfalls auf Kassette veröffentlicht wurde, jedoch der B-Seite entbehrte, die Rehearsals enthielt.
Im gleichen Jahr veröffentlichte man erstmals unter dem politisch sicherlich kontroversen Label Christhunt Productions eine Split-EP mit SILBERBACH (Von Blutes Stimme gereinigt / Sturm in die Anderswelt - der zweite Titel ist der Beitrag von KRATER), bevor dann im Jahr 2006 endlich das erste Album Das Relikt des Triumphes folgte, welches - wie soll ich sagen - mich zunächst ziemlich enttäuschte und dessen Vorzüge ich eigentlich erst relativ spät für mich entdeckte, als ich mir das Werk viele Jahre später (ich meine, es wäre sogar erst letztes Jahr gewesen) in seiner Vinyl-Auflage zulegte und nach langer Zeit einmal wieder anhörte. Die Version auf Platte stammt im Gegensatz zur CD aus dem Hause Diaphora Produktion, ein kleines, aber idealistisches deutsches Black Metal-Label mit einer hohen Qualität. Zudem entbehrt diese Version trotz anders lautender Information im Netz nicht dem Zusatzstück, welches den inoffiziellen Titel '...folget dem Sturme...'trägt.
Dann machte die Band erst im Jahr 2008 wieder von sich hören in Form einer weiteren Split, dieses Mal mit den Finnen von LATHSPELL. Mit dieser zeigte sich auch KRATER in einer neuen Besetzung, welche mit Lupus (bei dem es sich nun aber nicht um jenen Lupus handelt, der hinter Lupus Tonkunst oder auch Bands wie WERWOLF steckt) und Ibbur zwei Gitarren bot. Insgesamt sollte es vom ersten Album an aber gute fünf Jahre dauern, bis der Nachfolger Nocebo (von lat.: "leiden" oder auch "schaden", "ich werde schaden") veröffentlicht werden sollte (eine ältere und auch kürzere Rezension lässt sich >>hier<< nachlesen).
Weitere fünf Jahre später erschien dann Urere, in meinen Augen das bisherige Meisterwerk der Horde (eine Rezension lässt sich >>hier<< finden).
Mittlerweile ist Lupus auch kein Teil mehr von KRATER, dafür sind zwei weitere Gitarristen hinzu gekommen, was einen ordentlichen Sturm und viel Melodie verspricht.
Nun also, einmal mehr rund drei Jahre später erschien nun das aktuelle Werk, und damit widme ich mich nun der Kunst von Venenare...


Ich bin doch noch in den Besitz der ersten Vinyl-Auflage gekommen (der mit Sicherheit auch noch mindestens eine weitere folgen wird, so wie ich Eisenwald kenne). Diese kommt in Form einer gift-grünen LP daher, welche in einem sehr stilvollen Gatefold Cover haust. Dieses wird zuätzlich von einem Slipcase umschlossen, welches ein Artwork zeigt, das bereits unumstößlich den Titel des Werkes aufgreift. Eine Schlange, die sich im Griff eines Menschen windet und dabei ihre scharfen Giftzähne zeigt, das Maul weit geöffnet. Offensichtlich windet sich die Schlange aber nicht im Griff des Menschen, sondern hat sie in diesem ein Opfer gefunden, welches sie in ihrem Todesgriff umschlungen hat und nun zum Todesstoß ansetzt. Der Mensch (es ist nicht klar erkennbar, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt) versucht verzweifelt die Schlange von ihm abzuhalten, dabei ist der Mund zu einem panischen Schrei geöffnet, der die Todesangst vermuten lässt. Gleiches gilt auch für den Blick, denn aus den Augen spricht die pure Panik, die Gewissheit, dass das Ende unausweichlich ist. Selten habe ich ein ähnliches intensives Bildnis gesehen, das die Todesangst so derart authentisch darstellt. So werden hier gleich zwei Aspekte des Albums aufgegriffen: Einmal offensichtlich der Album-Titel an sich (der im Übrigen auf der Rückseite auch in Deutsch "vergiften" und Englisch "to poison"übersetzt steht), andererseits nimmt man aber auch einen gewissen Bezug zu verschiedenen Film-Zitaten, die im Verlauf des Albums auftauchen - und auf die ich noch näher eingehen werde - und auf den letzten Titel 'Wasted Carbon'im Besonderen. Allerdings könnte man das Bildnis auch als Anlehnung an den Titel 'No Place for You'interpretieren.

Und spätestens hier dürfte dem geneigten Hörer auffallen, dass sich Venenare nicht zur Aufgabe gemacht hat, leicht verdauliche Black Metal-Musik herunter zu leiern, sondern sich KRATER einmal mehr durchaus ihre Gedanken gemacht haben und den wirklich Interessierten dazu inspirieren wollen, sich schon vor dem Hören mit ihrer Kunst auseinanderzusetzen.

"Dann erkannten sie zum ersten Mal in ihrem Leben, wie leicht es war, los zu lassen."
(Matthew McConaughey als Detective Rusel Cohle in der Serie True Detective)

Doch bevor es solcherlei Zitate (und nein, das oben aufgeführte findet keine Verwendung auf diesem Werk) hagelt, steht im instrumentalen Einklang 'Eruption'ein Monolog aus dem französischen Kult-Streifen "Menschenfeind" an, der das musikalische Treiben untermalt und sich - halt einer Eruption gleich - stetig weiter steigert, bis sich der ganze aufgestaute Hass mit einem Mal in 'Prayer for Demise'entlädt. Dem beinahe lethargischen Zitat:

"Das Leben ist wie ein Tunnel. Jeder hat seinen kleinen Tunnel.
Aber am Ende des Tunnels gibt es kein Licht. Es gibt gar nichts mehr."

folgt eine Kampfansage an die Gesellschaft und die menschliche Zivilisation, die von Dekadenz und Egoismus, Verlogenheit und Heuchelei geprägt ist.

"For the glory of none. For the demise of everthing!

Hatred without compromise!
A eulogy for total death!
I throw the ashes of dead empires,
in your disgraceful face.
Oppression of authoritarians.
Sic semper tyrannis!"

Das Ganze wird in einer rasanten Geschwindigkeit zelebriert, ohne Kompromisse und ohne Gefangene machen zu wollen... ganz so, wie es der Text versprechen lässt. Doch wird hier nun wesentlich mehr als stupide Raserei geboten, denn es wird der Atmosphäre immer noch genügend Platz eingeräumt, um sich wahrhaftig entfalten zu können. So besitzt das Stück neben dem mehr als aggressiven und misanthropischen Grundcharakter auch so etwas wie eine gewisse Majestätik, was vielleicht auch nicht zuletzt am recht okkult wirkenden Gesang liegen dürfte, aber auch an der Art der Instrumentalisierung geschuldet ist. Denn KRATER zeigen sich trotz aller Düsternis, Kälte und Menschenverachtung recht melodisch, vor allem im Spiel der Gitarren.
'Zwischen den Worten'fängt dagegen mit einem epischen Gitarrenriff an, steigert sich dann im Verlauf aber in eine regelrechte Schwarzmetall-Hymne, zeigt aber auch die gesamte Zeit über eine sehr melancholische Stimmung, eine nostalgische Atmosphäre. Der Monolog eines Individuums, das sich vom Mensch-sein abgesagt hat:

"Jede Morgenröte ist ein Gang an den Galgen.
Jeder Augenaufschlag eine Begräbnisprozession.
Ein jeder Brief ein Totenschein.
Bleiche Momentaufnahmen, mit Blei gemalte Gedanken."

Dazu passend präsentiert sich der Gesang wie ein Grabgesang, eine okkulte Liturgie, die aber auch schon einmal eher Black Metal-typischere Formen annimmt. Ein schwarzer Strudel, der den Protagonisten immer tiefer in die Dunkelheit hinab zieht...
...und mit dem Beginn des nächsten Liedes 'Stellar Sparks'direkt fortgeführt wird.
Eine Version vom Ende des Seins, von dem, was uns nach diesem Leben erwartet... eine Version, welche Christen wohl als "Die Hölle" interpretieren dürften, und vielleicht ist sie dies ja auch, da der Protagonist ahnt, dass ihm nach seinem irdischen Ableben nichts anderes erwarten kann. Doch wie schon im Buch "The Hellbound Heart" von Clive Barker zu lesen... "Demons to some, Angels to others". Denn Hölle ist nur ein Wort und das, was wirklich dahinter stecken mag, als All-Eine kosmische Macht, liegt jenseits jeglicher menschlichen Vorstellungskraft tief verborgen:

"A life lived as a constant explosion, can only end in fire!
We spill the fury blood of the horned, for the ones we admire."

Gleichzeitig stellt dieser Song aber wohl auch noch am ehesten eine Hommage an KRATER's letztes Werk Urere dar, da das reinigende Feuer hier eine zentrale Bedeutung einnimmt. Was dem aufmerksamen Zuhörer sicherlich auch nicht entgehen wird, sind die Verweise zu BURZUM's Werk Filosofem.
Allgemein sind hier und dort immer wieder kleine versteckte Details eingearbeitet, die als eine Tributzollung an die "Wurzeln" gewertet werden könnten. Und das gilt nun nicht allein für den reinen Black Metal, sondern setzt sich beim Death und Doom Metal fort... Horden wie alte SATYRICON werden ebenso zitiert wie DISSECTION, DIMMU BORGIR, alte ASPHYX oder CANDLEMASS. Genau so wird aber auch aktuelleren Bands gehuldigt, die tief mit dem Okkulten und teils auch Luziferischen Lehren verwurzelt sind: NIGHTBRINGER oder aber auch HETROERTZEN möchte ich hier nennen. Wohl gemerkt handelt es sich hier meist um kurze Passagen, latente Züge, vielleicht ein Gitarrenriff... der aufgeweckte Hörer wird beim lauschen der Platte sicherlich nachvollziehen können, was ich hiermit auszudrücken versuche.
KRATER schaffen es in der Tat aus diesem, oberflächlich betrachtet, chaotischen Mix etwas ganz Eigenes zu kreieren. Einen weiteren Höhepunkt stellt dabei sicherlich das Stück 'Atmet Asche', welches eine gnadenlose Abrechnung mit der Menschenbrut darstellt, und prophezeit, dass diese letztendlich und in finaler Konsequenz an sich selbst zu Grunde gehen wird. Eine dystopische Vision über nuklearen Krieg, das endgültige Aussterben... das Ernten des Sturmes, dessen Wind die menschliche Zivilisation schon lange gesät hatte:

"Die Schönheit von Neutronenbomben, welche sich in deine Augen fressen.
Verendete Zellmembranen des kohlenstoffbasierten Abschaums.
//...//
Die Ästhetik entstellt, verkrüppelte Kinderleichen.
//...//
Empfangt was ihr gesät. Amet Asche!"

Gerade in diesem Lied lassen sich auch gehäufte Passagen ausmachen, die an guten alten Doom erinnern. Was nun aber auch nicht heißen soll, dass die Herren hier auch nur einen Deut vom wilden Treiben abweichen. Dieses Wechselspiel zwischen perfektem Chaos, okkultem Wahnsinn, Todesverehrung und majestätischer Melodie setzt sich auch hier fort und zeigt auch, dass KRATER viele Facetten haben in ihre Musik mit einfließen lassen, die jenseits der eng gesteckten Genre-Grenzen liegen. Totale Freiheit!

Dem gegenüber steht dann aber auch das nächste Stück 'No Place for You', welches in lyrischer Hinsicht eine tiefe Verneigung vor den ganzen alten Bands, Labels und Songtitel darstellt, die KRATER im Laufe ihres Bestehens sicherlich begleitet und auch als Inspirationsquelle gedient haben dürften.
Das Ganze äußert sich dann in einem Text, der auch mit Kritik am Zustand der heutigen 'Szene' und diesem ganzen politisch korrekten, lebensbejahenden Hipster-Abschaum, der sich immer mehr in dieser breit macht, nicht geizt. Black Metal war, ist und muss auch weiterhin anecken, provozieren, kontrovers sein, inspirieren und zum Nachdenken anregen... andernfalls wäre er wohl endgültig tot und hätte seinen Zweck überlebt. Aber solange es noch Bands vom Schlage dieser Horde gibt, muss man sich da wohl weniger Gedanken machen!

"Has Bathorys venom raised the dead?
The hellhammer deathcrushed the deathlike silence.
A bestial devastation shall torment their sacrophagus!
Total death shall be their mercyful fate!
/.../
A wolfpack under the banner of misanthrophy.
Where followers evolved into leaders.
Self-empowered prophets, of a luciferian eclipse

No Place for you!"

Wem es bisher noch nicht menschenverachtend genug war, bekommt dann in den letzten beiden Stücken, namentlich 'Darvaza Breeds'und 'Wasted Carbon' endgültig den Rest!
Erst genanntes Lied stellt im musikalischen Belang mein absolutes Highlight auf Venenare dar, und das liegt nicht nur an dem genialen eingebauten Filmzitat (wenn dies aber auch einen beträchtlichen Einfluss darauf hat):

"In der letzten Nanosekunde haben sie erkannt, was sie gewesen sind.
Dass unser Ich nie etwas anderes gewesen ist, als ein brüchiges Konstrukt aus Anmaßung
und blindem Willensdrang, und dass man einfach loslassen kann
und sich endlich nicht mehr so daran festklammern muss.
Sie haben eingesehen, dass das ganze Leben - all die Liebe, all der Hass,
all die Erinnerung, all der Schmerz im Grunde genommen nur eins war:
Es war alles ein einziger Traum.
Ein Traum, den man in einem verschlossenen Raum gelebt hat.
Der Traum, dass man so etwas wie ein Mensch war."
(Matthew McConaughey als Detective Rusel Cohle in der Serie True Detective)

Unterlegt mit einem andächtigen und atmosphärischen Dark Ambient erklingt das Zitat als einleitender Teil zu einem Stück, welches nahezu alles in sich vereint, was den Stil und die Stimmung dieses Albums ausmacht. Melodische Passagen wechseln sich hier mit purem schwarzen Chaos ab, genauso aber erschallen auch beinahe verträumte, nichtsdestotrotz düstere Keyboards und hymnenhafte Melodiebögen, die einen einfach nicht mehr loslassen wollen. Und der okkulte Doom-Part in der Mitte, der beinahe schon rituelle Züge annimmt, besorgt den Rest.
Das ist großartige schwarze Tonkunst, die direkt aus den Analen jenseits der Pforten der Hölle in die Welt der Menschen dringen, um eben diese zu vergiften und in den Wahnsinn zu treiben.
Diesem genialen und überlangen Beitrag (annähernd 11 Minuten) folgt mit 'Wasted Carbon'das letzte Lied, welches nahezu instrumental gehalten ist. Der Übergang ist dabei fließend, und so macht es durchaus Sinn, dass auch dieses letzte Stück mit einem Zitat aus der gleichen Quelle wie im letzten Song unterlegt ist:

"Ich glaube, das menschliche Bewusstsein ist ein tragischer Fehltritt der Evolution.
Wir sind uns unserer Selbst zu sehr bewusst geworden.
Die Natur hat einen Blickwinkel auf die Natur geschaffen, der von ihr getrennt ist.
Wir sind Kreaturen, die es dem Naturgesetz nach gar nicht geben dürfte.
Wir sind Dinge, die sich mit der Illusion abmühen, ein 'Ich' zu besitzen.
Diese Glorifizierung von sinnlichen Erfahrungen und Gefühlen - programmiert
mit der Gewissheit, dass wir alle jemand sind...
(während in Wahrheit Jedermann Niemand ist)
Der einzige Ausweg für unsere Spezies wäre,
sich der Programmierung zu verweigern,
und sich nicht mehr fortzupflanzen...
Hand in Hand dem Aussterben entgegen zu sehen, in einer letzten Mitternacht.
Die Brüder und Schwestern verabschieden sich aus einem faulen Deal."

Dieses Sample stellt einen Dialog zwischen zwei Personen dar, denn die zweite Person stellt daraufhin die nicht ganz unberechtigte Frage:

"Ok, wozu stehst du morgens dann überhaupt noch auf?"
- "Ich bilde mir ein, dass ich Zeugnis ablegen soll. In Wirklichkeit liegt es offensichtlich in meiner Programmierung. Ich habe nicht Veranlagung für den Freitod."

Dieser Dialog wird von einer düsteren, zutiefst melancholischen instrumentalen Stimmung getragen. Dazu gesellt sich der kalte und hintergründige Gesang von Abortio, der zum Ende hin leider etwas untergeht.

"Wasted Carbon" - verschwendeter Kohlenstoff. Was bleibt dazu noch groß zu sagen?!

Fazit:
Gut, ich brauchte schon meine Zeit, um mich in Venenare einzufinden. Es ist zwar nach wie vor brachial, aber nicht mehr in der Art, wie es noch der Vorgänger war. Im Grunde genommen baut dieses Album hier auf der bedrückend-düsteren Stimmung von 'Dust - Still alive in that place', dem letzten Lied von Urere auf. Es ist jedoch noch wesentlich düsterer ausgefallen, und erhält somit den Charakter eines in die Tiefe gehenden Werkes, welches sich in den dunkelsten Albträumen der Menschen wiederfindet. Melodie, Chaos, Hass, Verachtung und Finsternis bilden hier eine perfekte, in sich schlüssige Symbiose.
Venenare stellt damit in meinen Augen eindeutig ein Werk dar, welches man unmöglich mit den ersten paar Hörgängen erfassen kann und auch jetzt, nachdem ich es mir seit Wochen immer wieder durchhöre, vermag ich es doch nicht endgültig zu ergründen, entdecke immer wieder neue Details, die mir auffallen oder interpretiere eine Passage komplett anders.
Nein, das aktuelle Werk der Deutschen macht es einem wahrlich nicht einfach.
Aber das will es auch gar nicht, und es will erst recht nicht jedem gefallen, wenn auch wahre Anhänger des Kultes nicht an diesem Meisterwerk vorbei kommen werden, denn sich dieses NICHT zuzulegen, wäre ein glatter Frevel! Das Album erschien als CD im Digipak, wobei die Erstpressung mit einem Slipcase daherkommt, welches dasselbe Artwork wie auch das der LP-Version zeigt. Ebenso erschien das Werk auf Kassette (100 Stück) und letztendlich auch als Vinyl-Version (500 Exemplare), welcher diese Rezension zugrunde lag. Alle Formate sind über den Mailorder von Eisenwald erhältlich.

KRATER sind gekommen, um die Welt des Menschen zu vergiften. Venenare gleicht einem nuklearen Sturm direkt aus der tiefsten Dunkelheit, der alles mit sich reißt und dabei nichts als Staub und Asche zurücklässt. Wir alle sind letztlich alle gleich... wir sind Nichts!
Ein schwarzes Meisterwerk und zum nahenden Jahresende noch einmal ein wahres Top-Album in 2019 - kaufen!


Darbietungen:
A-01. Eruption
A-02. Prayer for demise
A-03. Zwischen den Worten
A-04. Stellar sparks
A-05. When thousand hearts
B-06. Atmet Asche
B-07. No place for you
B-08. Darvaza breeds
B-09. Wasted carbon

Laufzeit: ca. 55 Minuten



Review: Irrgott - The Path Of Glory (CD, Black Metal Propaganda Deutschland - 2019)

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Aus dem Hause Black Metal Propaganda Deutschland erreichte mich dieser Tage u.a. diese CD der Ein-Mann-Kapelle IRRGOTT, welche ein weiteres Solo-Projekt von Thorkraft darstellt (ziemlich produktiv der Mann - Anm.). Nachdem ich in diesem Jahr bereits zwei seiner Projekte meine Aufmerksamkeit widmete (EVIGVALD Verbundenheit und ADERLASS Wandering The Astral Path), folgt nun also die Besprechung zu dem ersten Werk von IRRGOTT, namentlich The Path Of Glory. Was es taugt, lest ihr im folgenden...





Mit The Path Of Glory widmet sich Thorkraft einmal wieder gänzlich dem Black Metal, während seine Projekte SIEGHETNAR oder auch EVIGVALD sich ja eher dem transzendentalen Dark Ambient, bzw. dem Dungeon Synth hingeben.
Heraus gekommen ist dabei das vorliegende Werk, welches in einem selbst gebastelten Digi-Sleeve daherkommt und neben der EP auf Black Carbon-CD noch ein 4-seitiges Beiheft bereit hält, welches im Innenteil Informationen zum Projekt, wie auch Liner-notes zur Intention hinter den drei Stücken umfasst.

Bei den drei einzelnen Liedern handelt es sich um teils recht eigenwillige Coversongs, die eine Ehrerbietung an ältere Bands und ihre ersten Werke darstellen, die Thorkraft nachhaltig geprägt haben.
So ist das erste, Titel gebende Stück 'The Path Of Glory'eine Interpretation des Liedes 'Marching Across the Path of Glory'der spanischen Horde BLAZEMTH und entstammt im Original deren Debüt-CD For Centuries Left Behind, auf welche ich ja auch bereits im Zuge meiner Rezension zur Iberian Darkness Kompilation zu sprechen kam (diese lässt sich >>hier<< nachlesen).
Ich gebe Thorkraft daher absolut recht, wenn er BLAZEMTH's Debüt aus dem Jahr 1996 als nahezu vergessenes Werk bezeichnet, welches nie (damals wie heute) die Aufmerksamkeit zuteil wurde, die ihm eigentlich gebühren würde.

Im Original handelt es sich bei dem Stück lediglich um das Intro des Stückes, welches einen mittelalterlich angehauchten Dark Ambient mit dezent eingesetztem Dungeon Synth bietet, der mit einem klaren Sprechgesang unterlegt ist.
IRRGOTT hat daraus einen wirklichen Black Metal-Song kreiert, welches ziemlich brachial aus den Boxen schallt, jedoch auch nicht die majestätische Atmosphäre außer Acht lässt, welche das Original-Werk inne hat. So erklingen auch immer mal wieder kurze Keyboard-Passagen, oder Chor-Samples.

Das zweite Lied 'Victorious Men'basiert auf 'Victorious Men of Earth', welches aus der Feder der inzwischen leider aufgelösten spanischen Band ASGAROTH stammt. Mit ihrem Debüt-Album Trapped in the Depths of Eve..., welches im Jahr 1997 veröffentlicht wurde, konnten sie einiges an Aufmerksamkeit auf sich ziehen, erlangten jedoch nie so wirklich große Bekanntheit, was dieses Werk unter Eingeweihten inzwischen zu einem recht begehrten Sammlerstück macht.
Der symphonische Stil des Originals ist hier eigentlich so überhaupt nicht mehr spürbar, stattdessen bietet man hier einen recht schnell gespielten Black Metal, der etwas rüppelhaftes an sich hat, und trotzdem noch mit so manch atmosphärischen Momenten aufwartet.

Der letzte Titel 'Born Of A New Empire'ist dem in diesem Jahr verstorbenen Musiker und Idealist Kaldrad gewidmet, der Kopf der rassistisch orientierten Black Metal-Vereinigung BlazeBirth Hall aus Russland war und auch in Bands wie BRANIKALD, NITBERG, FOREST und vielen weiteren involviert war.
Diese Tributzollung an das Werk dieses Individuums ist jedoch nicht von einer politischen Einstellung motiviert, sondern allein seinem musikalischen Werk, welches - ich muss es gestehen - auch ich teilweise wirklich faszinierend finde, da er gerade mit BRANIKALD emotionale Tiefen mit seiner Musik erschaffen konnte, die einen ähnlich frösteln lassen und in den Abgrund zu reißen vermochten, wie es sonst nur norwegische Bands der frühen 90er vermochten.
'Born Of A New Empire'sagt mir allerdings als Titel nichts, mir wäre auch nicht bekannt, dass gerade BRANIKALD einen ähnlichen Titel einmal hatte, aber angeblich stammt das Original von diesem Projekt und nicht von einem anderen aus dem reichhaltigen Portfolio des Mannes.
Hier muss ich sagen, dass der raue Stil von IRRGOTT wieder sehr gut passt, aber noch nicht einmal im Ansatz die Atmosphäre eines BRANIKALD-Werkes erreicht. Jedoch wartet man hier wieder mit einigen Chören auf, was dem Stück eine gewisse hymnenhafte Epik verleiht, was der Intention hinter dem Lied wiederum mehr als gerecht wird.

Fazit:
Mit The Path Of Glory ist IRRGOTT ein solider Einstieg geglückt, bzw. hat hier Thorkraft ein weiteres Projekt am Start, was solide Schwarzmetall-Tonkunst auffährt, jedoch auch nichts wirklich herausragendes bietet. Dafür passiert mir hier deutlich zu wenig.
Ich bin gespannt, ob sich dieses Projekt noch in seinem Portfolio etablieren wird und es zukünftig vielleicht sogar noch ein vollständiges und "eigenes" Werk geben, und vor allem wie dieses dann klingen wird. Daher möchte ich nun auch nicht allzu schnell über IRRGOTT urteilen.
Die CD im selbst gefertigten Digisleeve mit Beklebungen ist auf 50 Exemplare limitiert und kann über den Mailorder von Kristallblut Records erworben werden.

Nicht das erhoffte Highlight des Jahres, dafür bekommt man hier aber solides Handwerk geboten: ursprünglicher Schwarzmetall mit harscher Atmosphäre, grimmiger Kälte und schroffem Sound. Mehr aber auch nicht.


Darbietungen:
01. The Path Of Gory
02. Victorious Men
03. Born Of A New Empire

Laufzeit: ca. 24 Minuten



Review: Faustus - Lipsia (CD, Careless Records - 2019)

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Das Jahr neigt sich seinem baldigen Ende zu und just diese Woche flatterten mir ein paar Veröffentlichungen aus diesem Jahr ins Haus, die doch glatt sang- und klanglos an mir vorbei gezogen wären, wäre ich nicht vor einiger Zeit über sie gestolpert.
So auch jenes Mini-Album der beiden Leipziger von FAUSTUS, welches bereits im Juli veröffentlicht wurde...





Bei FAUSTUS handelt es sich um eine Band, die sich aus den beiden Musikern Resurgemus und Asbath zusammensetzt, die beide auch in der Horde DARKESTRAH aktiv sind, welche sich ursprünglich 1999 in Kirgisistan gründete und inzwischen in Deutschland beheimatet ist.
FAUSTUS indes wurde von den beiden Kriegern bereits im Jahr 2000 gegründet, aber erst vier Jahre später machte man dann mit der Veröffentlichung der Demo-CD Symphony Disaster auf sich aufmerksam. Nun, weitere 15 Jahre später folgt nun endlich der Nachfolger in Form von Lipsia (aus dem Lateinischen für "Leipzig").

Auf ihrer neuen CD widmen sich die beiden Mannen dem Werk Johann Wolfgang von Goethe, genauer nehmen sie sich "Faust. Eine Tragödie" vor, was ja alleine schon die Titel der Lieder, aber auch des Albums an sich vermuten lassen würden. Die Front zeigt passend dazu das Gemälde "Dr. Faust" von Rembrandt van Rijn aus dem Jahr 1652.

Das wirklich schick aufgemachte Digipak beinhaltet leider keinerlei Texte, weshalb ich nun auch nicht näher auf diese eingehen kann und erst recht nicht sagen kann, in wie weit diese tatsächlich auf das Werk Goethes eingehen. Die Innenseiten des Digis zeigen stattdessen Abbildungen alter Schriften, alchemistische Symbole und enthalten darüber hinaus das Wappen von Leipzig, sowie einige Eckdaten zur Veröffentlichung. So wird man auch darüber informiert, dass die Aufnahmen für Lipsia bereits im Jahr 2004 entstanden. Warum man diese allerdings erst jetzt veröffentlicht hat, lässt sich nur noch mutmaßen.

Die CD umfasst insgesamt fünf reguläre Titel, sowie ein zusätzliches instrumentales Stück, welches der digitalen Version fehlt. 'Brockenhexen'stellt dabei lediglich einen Einklang dar, bevor sich in 'Natur ist Sünde, Geist ist Teufel'der raue Schwarzmetall-Stil der beiden Dämonen vollends entfalten kann. Finster und grimmig schallt der Black Metal ätherhaft aus den Boxen die Instrumente werden auf eine Art zelebriert, die man heutzutage nur noch selten antrifft - sehr ursprünglich, mit einem rohen Sound, der aber nicht zu einem Matschbrei verkommt und auch keinen untalentierten Mumpitz darstellt, wie er ja gerne gerade im Raw Black Metal anzutreffen ist. Zudem lässt man auch noch ein paar atmosphärische Stilmittel wie Keyboards mit einfließen, was für Abwechslung im Geschehen sorgt.

Diese Stilmittel lassen sich auch in 'Et Satan conduit le Bal' ausmachen, der eher im Midtempo daherkommt und eine recht hymnenhafte Stimmung inne hat.
Dagegen zeigt sich 'Der Drudenfuß auf Eurer Schwelle'beinahe schon mit dezent eingesetzten depressiven Zügen, bevor der treibende Black Metal beginnt, der auch wieder sphärische Tasten zum Einsatz bringt. Das gesamte Stück hat den Charakter eines kriechenden Schreckens, einer lauernden Monstrosität, die in den Schatten verweilt, wartend, sich ihr Opfer zu krallen, nachdem es dem Wahnsinn anheim gefallen ist.
'Leipzige Mitternacht'stellt dann einen instrumentalen Ausklang dar, der in einer mehr-minütigen Pause endet, bevor dann mit dem nächsten unbetitelten Stück das letzte der CD folgt. Leider wird hier auch nur ein Instrumental dargeboten, welches aber eindeutig Lust auf noch ein weiteres Werk von FAUSTUS macht!

Fazit:
Dafür, dass ich mit dem Namen bisher noch überhaupt nichts anfangen konnte, hat mich das aktuelle Werk der beiden Leipziger nun doch sehr ergriffen! Ich bin wirklich überrascht, welche Qualitäten der deutsche Black Metal gerade in diesem Jahr erreicht hat (zumindest in einigen Fällen) und ich muss sagen, dass ich schon länger nicht mehr derlei viele talentierte Bands besprechen durfte (darauf werde ich mit Sicherheit auch noch mehr in unserem Jahresrückblick eingehen).
Mit FAUSTUS habe ich nun noch eine Band mehr entdeckt, die sich in diesen Reigen einfügt.
Wer auf der Suche nach einem traditionellen Black Metal mit viel Herz und Seele ist, der wird in Lipsia definitiv fündig werden!

Meisterwerk voller Tradition, grimmiger Finsternis und mystischer Schrecken. Ich kann die CD jedem Anhänger Deutscher Black Metal Tonkunst nur nahelegen!


Darbietungen:
01. Brockenhexen
02. Natur ist Sünde, Geist ist Teufel
03. Et Satan conduit le Bal
04. Der Drudenfuß auf Eurer Schwelle
05. Leipzige Mitternacht
06. Unbetitelt

Laufzeit: ca. 37 Minuten




Review: Nebelreißen - Irrgeh (CD, Eigenproduktion - 2019)

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Mit ihrem Album Irrgeh präsentiert uns das Quartett NEBELREIßEN aus den bayerischen Landen ihr aktuelles zweites Werk und den Nachfolger zu ihrem 2017 veröffentlichten ersten Demo Hoamzua, welches ich allerdings nicht kenne.
Auf diese CD wurde ich auch eher zufällig aufmerksam beim Stöbern durch das Angebot eines Verkäufers auf Discogs (eigentlich wollte ich mir nur endlich mal die Sonderedition der erweiterten EP Old Man's Wyntar von MOSAIC gönnen, doch kam ich dann nicht umhin, noch ein paar weitere Tonträger mit einzusacken).



Und was soll ich sagen... der Kauf hat sich als echter Glücksfall herausgestellt!
Denn was die vier Herren hier auffahren, ist einfach nur als grandiose schwarze Tonkunst zu bezeichnen!
Dabei gründeten sich NEBELREIßEN bereits im Jahr 2013, in der Besetzung Mors (am Schlagwerk und verantwortlich für Gesang - war/ist ebenfalls in gleicher Position in BUNKERKRIEG aktiv), Laukr (Bass), Raabe (Gitarre).
2015 stieß dann Wolf als zweiter Gitarrist hinzu, mit dem man dann auch die bereits erwähnte Demo-Präsentation Hoamzua und das hier vorliegende Irrgeh einspielte.
Jedoch trennten sich bereits im letzten Jahr die Wege von Wolf und der restlichen Horde.
Warum, ist irrelevant.

Was dieses Album anbelangt, so ist die Aufmachung allein schon eine Augenweide.
Einerseits zweckdienlich und minimalistisch gehalten. Das 12-seitige Beiheft enthält alles Texte (die zum größten Teil im bairischen Dialekt vorgetragen werden) und dazu einige passende Impressionen. Der Mittelteil zeigt zum einen das Logo-Emblem mit Tierschädel mit einer Aufnahme eines von Nebel umwobenden Baumes, dazu sind folgende Zeilen zu lesen:

"Ein Heil der bayrischen Erde
Zum Dank deines ewigen Erbe
Ein Gruß in Ehrgefühl schallt dir
Bavaria - unseres Herzens Elixier"

Allein dieser Reim macht eigentlich deutlich, um was es auf Irrgeh genau geht: um Verbundenheit zur Natur der bayrischen Lande, um ein Gefühl von Heimat. Gleichzeitig aber auch eine Ehrerbietung an die Schönheit und auch die Schrecken, die die Natur hervorbringt. Eine Hommage an den ewigen Kreislauf von Leben und Tod, von Licht und Dunkelheit.

'Moor'beginnt dabei recht verträumt und gar etwas melancholisch, bevor dann aber ein Black Metal einsetzt, der einen sehr melodischen Grundton besitzt, nichtsdestotrotz aber in seinem Kern äußerst düster gehalten ist. Der Text behandelt wie der Name bereits verlauten lässt die Moore, und vor allem auch verschiedene Sagen, Mythen und Legenden, die sich um diese Landschaften ranken, die so manch einem unbedachten Wanderer das Leben kosteten. Ob sie wohl alle dem Gesang der Nymphen erlagen?

"Zoang si im Wassa reigend,
seidig zart weiße Leiber,
von Sinnen mich hinabsteigend,
in de Händ der Totentreiber."

Hier wird auch direkt klar, dass die Mannen ihre Instrumente beherrschen und etwas von ihrem Handwerk verstehen. So spielt man gekonnt mit Tempo- und Stimmungswechseln, was die Angelegenheit für den geneigten Hörer recht spannend werden lässt.

Ähnlich verhält es sich auch bei dem nächsten Stück 'Totenreiter'. Es beginnt recht flott und geschwind. Doch zur Mitte hin geht es dann über in ein hymnisches Midtempo, welches gar ein wenig epische Züge annimmt. Der Text ist eine Ode an den Tod und seine ewig währende Macht. Er wird hier als Reiter dargestellt. Nach den letzten Zeilen des Textes erschallen sogar ein paar Klänge, die in Richtung Doom Metal schielen.

"Leblos koid,
foingas boid,
in d' letzte Schlacht,
mit seiner Macht zum Sieg.
Führe starker Reiter.

Eile, wecke uns.
Erleuchte, führe Totenreiter.
Führe starker Reiter, die Toten ins Lebn
und s' Leben in den Tod."

Mit dem Beginn von 'Schnäferner'begibt man sich gar in etwas Dark Metal-lastige Gefilde und erinnert in den ersten paar Minuten instrumental gesehen an gute alte BETHELEHEM, bevor dann auch hier der Black Metal dominiert, der mehr denn je die Einflüsse älterer nordischer Bands erkennen lässt. Textlich gesehen widmet sich das Stück dem "Schneeferner", einem der nördlichst gelegenen Gletscher der Alpen.
'Eadn'dagegen ist der Erde an sich gewidmet. Eine Ehrerbietung an die Wunder der Natur, das Zusammenspiel der Elemente, ihre Schätze, die der Mensch jedoch immer weiter ausbeutet und zerstört. Doch auch wenn unsere Knochen längst zu Staub zerfallen sind, wird sie immer noch da sein, ohne Trauer. Wir alle sind auch ein Teil von ihr und nur diese Erkenntnis birgt Vollkommenheit.

"Zieht mir die Rinde vom erstarrten Leibe,
zerteilt mein Fleisch, durchtrennt alle Sehnen,
zerrt an den Wurzeln, mahlt die Knochen,
lasst alles brennen.
Blut und Boden sind ewig,
nur den Gewillten führt auch das Schicksal,
alles andre wird gezerrt und gezogen."

'Woidwacht'stellt dann nicht nur den lzweit ängsten Beitrag des Albums, sondern in meinen Augen auch einen absoluten Höhepunkt dar. Dieses Wechselspiel zwischen tief empfundener Melancholie, Natur-Mystik und Verachtung, welche man dem Menschsein entgegen bringt, ist einfach unglaublich intensiv. Die Instrumente schweben in Sphären zwischen Traurigkeit und majestätischer Anmut, kalter Trostlosigkeit, epischer Hymne und Düsternis. Bei dem Gesang verhält es sich ähnlich, so nimmt er zeitweise regelrecht depressive Züge an, zeigt sich dann aber gerade in der letzten Hälfte sehr machtvoll, von einer inneren Überzeugung gelenkt, die einem Erwachen aus einer langen Tristesse gleichkommt.

"Woidwacht!

I gib mi auf, gib am Woid mei Herz,
d' Wurzn boan si durchs zafoide Fleisch.
Gib de Baim mei Bluat im Gräberschacht,
nämmts mi auf, lässts mi weadn ein Woidwacht."

Der Titel 'Woipadinger'nimmt sich einem Fabelwesen der reichhaltigen bayerischen Sagen- und Mythen-Welt an. Bei genauerer Betrachtung des Bildnisses im Beiheft, welches den Text begleitet, kann man ihn sogar ausmachen. Dem entsprechend zeigt man sich musikalisch wieder etwas direkter und zelebriert erhabenen Schwarzmetall von Anfang bis Ende.
Das letzte Stück widmet sich der Thematik der 'Jagd'. Die Instrumente nehmen hier auch einen sehr treibenden Charakter an, der auch einer gewissen Epik nicht entbehrt. Dieses Gefühl von Getriebenheit, von Jäger und Beute, wilder Jagd, die sich einem unausweichlichen Ende neigt, wird hier sehr gut eingefangen und gipfelt zum Ende hin sogar in einem zwar verspielten, aber durchaus passenden Gitarrensolo.

Fazit:
Was NEBELREIßEN der geneigten Hörerschaft auf ihrem neuesten Werk kredenzen, vermag einen zu verzaubern und unweigerlich in seinen Bann zu ziehen. Eins zu werden mit der Natur. Vollkommen und die Einheit zu begreifen.
Es grenzt beinahe an eine große Schande, dass ich nicht schon früher auf dieses kleine Meisterwerk aufmerksam wurde und es auch beinahe an mir vorüber ziehen ließ.
So ist es nun einmal mehr dem Zufall geschuldet, dass Irrgeh doch noch den Weg in meine Sammlung fand und ich das Werk mit dieser Rezension würdigen durfte.
Das Album kommt im Jewelcase mit einem 12-seitigen Beiheft und als gepresste CDr (Presswerk-Arbeit!). Die Band selbst ist tatsächlich nur über Bandcamp zu kontaktieren, wo neben dem Demo und dem Album als digitale Version auch beide Werke auf CD angeboten werden.

Ein machtvolles, von der Natur inspiriertes Werk deutscher Schwarzmetall Tonkunst. Unbedingt empfehlenswert!

Darbietungen:
01. Moor
02. Totenreiter
03. Schnäferner
04. Eadn
05. Woidwacht
06. Woipadinger
07. Jagd

Laufzeit: ca. 50 Minuten




Review: Witcher - A Gyertyák Csonkig Égnek (CD, Filosofem Records - 2019)

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Eine durchaus interessante Veröffentlichung fand sich die Tage in meinem Briefkasten, als ich Post aus Ungarn erhielt. Die noch relativ junge Schmiede Filosofem Records ließ mir freundlicher Weise ihren neuesten Auswurf, das Album A Gyertyák Csonkig Égnek (lässt sich sinngemäß in etwa mit "Abgebrannte Kerzen"übersetzen) der ungarischen Band WITCHER.
Diesen Namen hatte ich wohl schon öfter einmal in der Vergangenheit gehört, und tatsächlich wähnte ich mich auch im Besitz einiger ihrer Veröffentlichungen, jedoch hatte ich mich mit ihrem Werk nie so wirklich auseinandergesetzt... bis heute.



Hinter dem Namen WITCHER verbergen sich die beiden Individuen Roland Neubauer, der unter seinem Pseudonym Vrag auch mit seinem gleichnamigen Solo-Projekt aktiv ist. Hier zeigt sich Roland, dessen Wurzeln im Übrigen auch in Deutschland liegen, für den Gesang, wie auch die Gitarren und das Drum-programming verantwortlich. Reales Schlagwerk gibt es hier ergo nicht zu hören. Macht aber eher weniger etwas - dazu werde ich später jedoch noch eindringlicher eingehen.
Die Keyboards werden von Karolina Gere eingespielt, die ebenfalls seit der Gründung in der Band aktiv ist und früher bereits Erfahrung in der inzwischen aufgelösten melodischen Death Metal-Kapelle TROLLHEIMEN sammelte, die jedoch auch nicht lange bestand.
WITCHER selbst wurde im Jahr 2010 ins Leben gerufen. Ob sich der Name in irgendeiner Weise auf fantastische Literatur von Andrzej Sapkowski bezieht, oder die Band von der "Geralt von Riva"-Saga inspiriert wurde, ist mir nicht bekannt. Auszuschließen wäre es jedoch nicht, da sich das Projekt einem recht epischen, erhabenen und majestätischen Stil bedient, der auch fantastische Thematiken zum Inhalt hat. Aber natürlich kann der Name ebenso für den eher düsteren fantastischen und mystischen Aspekt im Black Metal stehen.
Seit der Gründung wurden bisher zwei Demos, eine EP, zwei Splits (einmal mit Roland's Projekt VRAG und mit VELM, die ebenfalls aus Ungarn stammen ... interessant dabei ist sicherlich der Fakt, dass die CD-Version der zweit genannten Split bei dem unsäglichen Label Rotten Crowz veröffentlicht wurde, an dessen Releases ich im allgemeinen eigentlich nur mit Grausen zurück denke - zumindest an jene, die ich kenne und irgendwann einmal besprochen hatte... - Anm.), sowie zwei Alben aufgenommen.

A Gyertyák Csonkig Égnek stellt das zweite Voll-Album dar, welches nun gute vier Jahr auf den Vorgänger Csendes Domb folgt. Und dem Titel entsprechend zelebrieren die beiden Protagonisten hier einen sehr atmosphärischen Black Metal, der sich im breiten Spektrum zwischen Anmut, Erhabenheit, epischen Hymnen, aber auch einer tiefen Traurigkeit, düster-melancholischen Momenten und schwermütiger Nostalgie wiederfindet. Man könnte beim Hören des ersten Liedes beinahe sagen SUMMONING trifft hier auf frühe BURZUM mit Klassik und Mittelalter-Flair - wenn man denn unbedingt einen ungefähren Vergleich anstellen möchte, um eine bessere Vorstellung von dem zu erhalten, was einen hier erwarten mag.
Der einleitende und zugleich auch längste Titel gebende Song zeigt dies schon auf eindrucksvolle Weise. Der Text ist jedoch alles andere als fantastisch und scheint eher eine sehr persönliche Thematik inne zu haben, bzw. eine sehr private Natur zu besitzen, die einen tiefen Einblick in die Innenwelt des Verfassers und seine Sichtweise auf das Leben gewährt.
Der Online-Übersetzer spuckt teilweise extremes Kauderwelsch heraus, daher musste ich mir doch einige zusammenreimen, aber im Kern ist die Intention verständlich und vor allem, was eigentlich noch wichtiger ist, auch in der Musik spürbar!

'Feloldozás'("Absolution") erweist sich abermals in spielerischer Hinsicht als ein sehr atmosphärischer Titel, der traurige Keyboards mit treibenden Black Metal-Klängen verbindet und dadurch eine sehr erhabene, zugleich andächtige Stimmung erhält, die einerseits majestätisch und doch endlos bedrückend auf den Hörer wirkt. Der Text begleitet den Protagonisten auf der Suche nach einem Sinn im Leben. Eine Person, die von ihrem Glauben abgekommen ist und sich gleichzeitig auch an den Hörer wendet, und ihn befragt, was sein Glaube eigentlich wert ist und worin für ihn der Sinn dieses Ganzen Theaters besteht - daher kann der Text auch durchaus als Kritik an monotheistische Glaubensrichtungen verstanden werden. Welcher Glaube hier allerdings zum Thema gemacht wurde, lässt der Verfasser offen, so dass man einiges an Eigeninterpretation des geneigten Hörers zulässt. Weiter hat dies aber auch den angenehmen Effekt, dass sich hier zugleich mehrere gläubige Personengruppen angesprochen fühlen können, seien sie nun Anhänger des Christentums, des Judentums, des Islams oder einer sonstigen monotheistischen Relgion. Allein der Titel verweist da schon eher auf den christlichen Glauben.

Das nächste Stück 'Az en csendemben'("In meiner Stille") zeigt sich etwas kämpferischer in der instrumentalen Darbietung, was gut zu der Thematik des Textes passt, da hier eine Art Selbstreflexion des Protagonisten stattfindet, der in einem stillen Momente ein Zwiegespräch mit seinem Innersten führt. Er blickt zurück auf ein Leben, welches er aus heutiger Sicht nicht mehr als das Seine bezeichnen kann / möchte. Die Stille ist ihm ein Freund geworden und doch war ihre schützende Hülle doch lediglich eine Illusion, die ihn daran hinderte, wirklich zu 'leben'. Eine Passage stach mir dabei besonders ins Auge, weil sie in ihrem Kern einfach nur sehr melancholisch ist, und ich mich selbst etwas in ihr wiederfinden kann, bzw. konnte:

"Maradj most itt velem, az én csendemben,
Hol a némaság üvölti kínzón bennem,
Hogy eltékozolt itt minden percem,
Mit eddig életnek hívni mertem..."

(übersetzt in etwa)
"Bleib jetzt bei mir in meinem Schweigen,
Wo Stille in mir schreit,
Dass ich jede Minute hier verschwendet habe,
Wie habe ich es bisher gewagt, das Leben zu nennen..."


Mit dem etwas mehr als 8-minütigen 'Az utolsó utamon'("Auf meiner letzten Reise") präsentiert uns WITCHER dann auch schon leider den letzten eigenen Beitrag auf ihrem grandiosen Werk. Um was es hier thematisch geht, sollte eigentlich schon mit einem Blick auf den Titel deutlich und klar hervorgehen. Es stellt das letzte Kapitel dieser Reise voller innerer Zweifel dar, der Protagonist hat seinen Frieden gemacht und gibt sich der Unendlichkeit hin und begrüßt den Tod als Begleiter auf seiner letzten Reise. Die letzte Kerze ist bis zum Stumpf erloschen...
Erwähnenswert ist hier auch das eingebaute kurze Solo der Gitarre, welches keinesfalls deplatziert wirkt.
Diesem letzten Stück folgt dann noch eine Interpretation von Tchaikovsky's "Schwanensee" ('A hattyúk tava Op. 20, 1. Jelenet'). Ein mehr als würdevoller Abschluss dieses Albums!

Fazit:
Was für ein meisterhaftes Werk... WITCHER vollbringen mit ihrem neuesten Album das Kunststück, ein mehr als interessantes und spannendes Werk vorzulegen, was allerdings nicht unbedingt an der musikalischen Darbietung liegt, sondern vielmehr in der Intention an sich und der tiefgreifenden emotionalen Stimmung begründet ist, welche A Gyertyák Csonkig Égnek erzeugt. Die Musik verkommt da beinahe schon zu einem hintergründigen Aspekt. Nichtsdestotrotz können sich WITCHER aber auch durchaus hören lassen und überzeugen mit ihrem sehr atmosphärischen Stil, wenn der auch sicherlich keine Preise für besonders herausragende Originalität einheimsen wird. Selbst der Drumcomputer stört mich hier wenig, da er ohnehin nicht allzu dominant ist und das Hauptaugenmerk eindeutig auf dem Gesang / den Texten und den wunderbaren Tastenklängen liegt.
Doch das ist eigentlich irrelevant, denn man merkt WITCHER in jeder Sekunde an, dass sie in ihr Werk viel Herzblut, Schweiß und Tränen haben einfließen lassen.
Auch wenn das alles musikalisch mit Black Metal an sich vielleicht nicht mehr allzu viel zu tun hat, so muss ich doch sagen, dass gerade dieses Gefühlsbetonte und Emotionale für mich gute Black Metal-Musik ausmacht. Somit wird hier in der Essenz mehr Black Metal geboten, als es so manch' eine große Band in ihrer zur Banalität verkommenen Existenz je schaffen könnte.
A Gyertyák Csonkig Égnek ist sowohl als CD im Jewelcase mit 4-seitigem Beiheft (enthält alle Texte, sowie Fotos der beiden Individuen und weitere Informationen), als auch als Kassette erhältlich. Beide Formate könnt ihr über den Kontakt von Filosofem Records (das Label von Roland) erstehen.

Atmosphärisches Meisterwerk voller Emotionen und Stimmungen, die tief in die menschliche Seele blicken lassen und dazu inspirieren, unserer Innerstes zu erkunden. Tonkunst, die vielleicht nicht jeden ansprechen wird, aber dafür durch und durch authentisch ist - mein Ratschlag: Zulegen!


Darbietungen:
01. A gyertyák csonkig égnek
02. Feloldozás
03. Az én csendemben
04. Az utolsó utamon
05. A hattyúk tava (PYOTR ILYICH TCHAIKOVSKY Cover)

Laufzeit: ca. 40 Minuten



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