Die deutsche Horde KRATER meldete sich in diesem Jahr auch endlich einmal wieder zu Wort. Nachdem das direkte Vorgänger-Werk
Urere (aus dem Lateinischen für "brennen", "verbrennen" oder etwa "entflammen") ja bereits über drei Jahre alt ist, folgte nun im letzten Monat die Veröffentlichung von
Venenare (von lat.: "vergiften"), dem aktuellen Album der Mannen, die mittlerweile in Bayern ansässig sind. Auch der Eisenwald Tonschmiede blieb man mit dem aktuellen Werk treu und so wurde es abermals unter dem Banner des deutschen Labels veröffentlicht...
Und bereits bei der grandiosen Aufmachung hat man sich erneut nicht lumpen lassen und Eisenwald liefert hier einmal mehr gewohnte Qualität ab.
Doch bevor ich hier nun weiter auf das aktuelle Werk der Deutschen eingehe, möchte ich noch einmal einen kleinen Abriss ihres bisherigen Schaffens wiedergeben: KRATER gründeten sich im Jahre 2003 nach dem Bastard und legten ein Jahr später mit ihrem
Stolz schürt uns're Kraft ein recht überzeugendes Untergrund-Demo vor. Damals agierte die Band noch als Duo aus Abortio am Gesang, sowie am Bass (u.a. AETHER) und Absum, der verantwortlich für die Gitarren zeichnete. Natürlich war die Produktion hier noch recht rau und alles andere als perfekt, der Mix war in gewisser Weise sogar recht grottig, was dieses Werk aber auch erst so sympathisch machte, da man bereits hier den Eindruck erhielt, dass da Leute musizieren, die es aus Überzeugung tun. Leider hörte man auch allzu deutlich den Drumcomputer heraus, was das Vergnügen in meinen Augen dann doch etwas trübte.
Immerhin schafften es zwei der frühen Stücke auch jeweils auf Sampler: So fand sich '
Ein Gnadenschuss der Menschenbrut'auf dem
Schwarztyrannen Umtrunk Sampler aus dem Jahr 2004 und
'Rost'ger Stahl'fand 2005 Verwendung auf dem
Warriors of the Midnight Battle Sampler des ehemaligen Labels Deathbringer Records.
Ab der zweiten Demo
Des Winters weiße Reinheit aus dem Jahr 2005 stieß dann Shardik zu dem Duo und nahm hinter dem Schlagwerk Platz. Dieses Demo erfuhr sogar einiges an Aufmerksamkeit im Underground und erhielt einige Zeit später eine zweite Auflage, die ebenfalls auf Kassette veröffentlicht wurde, jedoch der B-Seite entbehrte, die Rehearsals enthielt.
Im gleichen Jahr veröffentlichte man erstmals unter dem politisch sicherlich kontroversen Label Christhunt Productions eine Split-EP mit SILBERBACH (
Von Blutes Stimme gereinigt / Sturm in die Anderswelt - der zweite Titel ist der Beitrag von KRATER), bevor dann im Jahr 2006 endlich das erste Album
Das Relikt des Triumphes folgte, welches - wie soll ich sagen - mich zunächst ziemlich enttäuschte und dessen Vorzüge ich eigentlich erst relativ spät für mich entdeckte, als ich mir das Werk viele Jahre später (ich meine, es wäre sogar erst letztes Jahr gewesen) in seiner Vinyl-Auflage zulegte und nach langer Zeit einmal wieder anhörte. Die Version auf Platte stammt im Gegensatz zur CD aus dem Hause Diaphora Produktion, ein kleines, aber idealistisches deutsches Black Metal-Label mit einer hohen Qualität. Zudem entbehrt diese Version trotz anders lautender Information im Netz nicht dem Zusatzstück, welches den inoffiziellen Titel
'...folget dem Sturme...'trägt.
Dann machte die Band erst im Jahr 2008 wieder von sich hören in Form einer weiteren Split, dieses Mal mit den Finnen von LATHSPELL. Mit dieser zeigte sich auch KRATER in einer neuen Besetzung, welche mit Lupus (bei dem es sich nun aber nicht um jenen Lupus handelt, der hinter Lupus Tonkunst oder auch Bands wie WERWOLF steckt) und Ibbur zwei Gitarren bot. Insgesamt sollte es vom ersten Album an aber gute fünf Jahre dauern, bis der Nachfolger
Nocebo (von lat.: "leiden" oder auch "schaden", "ich werde schaden") veröffentlicht werden sollte (eine ältere und auch kürzere Rezension lässt sich
>>hier<< nachlesen).
Weitere fünf Jahre später erschien dann
Urere, in meinen Augen das bisherige Meisterwerk der Horde (eine Rezension lässt sich
>>hier<< finden).
Mittlerweile ist Lupus auch kein Teil mehr von KRATER, dafür sind zwei weitere Gitarristen hinzu gekommen, was einen ordentlichen Sturm und viel Melodie verspricht.
Nun also, einmal mehr rund drei Jahre später erschien nun das aktuelle Werk, und damit widme ich mich nun der Kunst von
Venenare...
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Ich bin doch noch in den Besitz der ersten Vinyl-Auflage gekommen (der mit Sicherheit auch noch mindestens eine weitere folgen wird, so wie ich Eisenwald kenne). Diese kommt in Form einer gift-grünen LP daher, welche in einem sehr stilvollen Gatefold Cover haust. Dieses wird zuätzlich von einem Slipcase umschlossen, welches ein Artwork zeigt, das bereits unumstößlich den Titel des Werkes aufgreift. Eine Schlange, die sich im Griff eines Menschen windet und dabei ihre scharfen Giftzähne zeigt, das Maul weit geöffnet. Offensichtlich windet sich die Schlange aber nicht im Griff des Menschen, sondern hat sie in diesem ein Opfer gefunden, welches sie in ihrem Todesgriff umschlungen hat und nun zum Todesstoß ansetzt. Der Mensch (es ist nicht klar erkennbar, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt) versucht verzweifelt die Schlange von ihm abzuhalten, dabei ist der Mund zu einem panischen Schrei geöffnet, der die Todesangst vermuten lässt. Gleiches gilt auch für den Blick, denn aus den Augen spricht die pure Panik, die Gewissheit, dass das Ende unausweichlich ist. Selten habe ich ein ähnliches intensives Bildnis gesehen, das die Todesangst so derart authentisch darstellt. So werden hier gleich zwei Aspekte des Albums aufgegriffen: Einmal offensichtlich der Album-Titel an sich (der im Übrigen auf der Rückseite auch in Deutsch "vergiften" und Englisch "to poison"übersetzt steht), andererseits nimmt man aber auch einen gewissen Bezug zu verschiedenen Film-Zitaten, die im Verlauf des Albums auftauchen - und auf die ich noch näher eingehen werde - und auf den letzten Titel 'Wasted Carbon'im Besonderen. Allerdings könnte man das Bildnis auch als Anlehnung an den Titel 'No Place for You'interpretieren.
Und spätestens hier dürfte dem geneigten Hörer auffallen, dass sich Venenare nicht zur Aufgabe gemacht hat, leicht verdauliche Black Metal-Musik herunter zu leiern, sondern sich KRATER einmal mehr durchaus ihre Gedanken gemacht haben und den wirklich Interessierten dazu inspirieren wollen, sich schon vor dem Hören mit ihrer Kunst auseinanderzusetzen.
"Dann erkannten sie zum ersten Mal in ihrem Leben, wie leicht es war, los zu lassen."
(Matthew McConaughey als Detective Rusel Cohle in der Serie True Detective)
Doch bevor es solcherlei Zitate (und nein, das oben aufgeführte findet keine Verwendung auf diesem Werk) hagelt, steht im instrumentalen Einklang 'Eruption'ein Monolog aus dem französischen Kult-Streifen "Menschenfeind" an, der das musikalische Treiben untermalt und sich - halt einer Eruption gleich - stetig weiter steigert, bis sich der ganze aufgestaute Hass mit einem Mal in 'Prayer for Demise'entlädt. Dem beinahe lethargischen Zitat:
"Das Leben ist wie ein Tunnel. Jeder hat seinen kleinen Tunnel.
Aber am Ende des Tunnels gibt es kein Licht. Es gibt gar nichts mehr."
folgt eine Kampfansage an die Gesellschaft und die menschliche Zivilisation, die von Dekadenz und Egoismus, Verlogenheit und Heuchelei geprägt ist.
"For the glory of none. For the demise of everthing!
Hatred without compromise!
A eulogy for total death!
I throw the ashes of dead empires,
in your disgraceful face.
Oppression of authoritarians.
Sic semper tyrannis!"
Das Ganze wird in einer rasanten Geschwindigkeit zelebriert, ohne Kompromisse und ohne Gefangene machen zu wollen... ganz so, wie es der Text versprechen lässt. Doch wird hier nun wesentlich mehr als stupide Raserei geboten, denn es wird der Atmosphäre immer noch genügend Platz eingeräumt, um sich wahrhaftig entfalten zu können. So besitzt das Stück neben dem mehr als aggressiven und misanthropischen Grundcharakter auch so etwas wie eine gewisse Majestätik, was vielleicht auch nicht zuletzt am recht okkult wirkenden Gesang liegen dürfte, aber auch an der Art der Instrumentalisierung geschuldet ist. Denn KRATER zeigen sich trotz aller Düsternis, Kälte und Menschenverachtung recht melodisch, vor allem im Spiel der Gitarren.
'Zwischen den Worten'fängt dagegen mit einem epischen Gitarrenriff an, steigert sich dann im Verlauf aber in eine regelrechte Schwarzmetall-Hymne, zeigt aber auch die gesamte Zeit über eine sehr melancholische Stimmung, eine nostalgische Atmosphäre. Der Monolog eines Individuums, das sich vom Mensch-sein abgesagt hat:
"Jede Morgenröte ist ein Gang an den Galgen.
Jeder Augenaufschlag eine Begräbnisprozession.
Ein jeder Brief ein Totenschein.
Bleiche Momentaufnahmen, mit Blei gemalte Gedanken."
Dazu passend präsentiert sich der Gesang wie ein Grabgesang, eine okkulte Liturgie, die aber auch schon einmal eher Black Metal-typischere Formen annimmt. Ein schwarzer Strudel, der den Protagonisten immer tiefer in die Dunkelheit hinab zieht...
...und mit dem Beginn des nächsten Liedes 'Stellar Sparks'direkt fortgeführt wird.
Eine Version vom Ende des Seins, von dem, was uns nach diesem Leben erwartet... eine Version, welche Christen wohl als "Die Hölle" interpretieren dürften, und vielleicht ist sie dies ja auch, da der Protagonist ahnt, dass ihm nach seinem irdischen Ableben nichts anderes erwarten kann. Doch wie schon im Buch "The Hellbound Heart" von Clive Barker zu lesen... "Demons to some, Angels to others". Denn Hölle ist nur ein Wort und das, was wirklich dahinter stecken mag, als All-Eine kosmische Macht, liegt jenseits jeglicher menschlichen Vorstellungskraft tief verborgen:
"A life lived as a constant explosion, can only end in fire!
We spill the fury blood of the horned, for the ones we admire."
Gleichzeitig stellt dieser Song aber wohl auch noch am ehesten eine Hommage an KRATER's letztes Werk Urere dar, da das reinigende Feuer hier eine zentrale Bedeutung einnimmt. Was dem aufmerksamen Zuhörer sicherlich auch nicht entgehen wird, sind die Verweise zu BURZUM's Werk Filosofem.
Allgemein sind hier und dort immer wieder kleine versteckte Details eingearbeitet, die als eine Tributzollung an die "Wurzeln" gewertet werden könnten. Und das gilt nun nicht allein für den reinen Black Metal, sondern setzt sich beim Death und Doom Metal fort... Horden wie alte SATYRICON werden ebenso zitiert wie DISSECTION, DIMMU BORGIR, alte ASPHYX oder CANDLEMASS. Genau so wird aber auch aktuelleren Bands gehuldigt, die tief mit dem Okkulten und teils auch Luziferischen Lehren verwurzelt sind: NIGHTBRINGER oder aber auch HETROERTZEN möchte ich hier nennen. Wohl gemerkt handelt es sich hier meist um kurze Passagen, latente Züge, vielleicht ein Gitarrenriff... der aufgeweckte Hörer wird beim lauschen der Platte sicherlich nachvollziehen können, was ich hiermit auszudrücken versuche.
KRATER schaffen es in der Tat aus diesem, oberflächlich betrachtet, chaotischen Mix etwas ganz Eigenes zu kreieren. Einen weiteren Höhepunkt stellt dabei sicherlich das Stück 'Atmet Asche', welches eine gnadenlose Abrechnung mit der Menschenbrut darstellt, und prophezeit, dass diese letztendlich und in finaler Konsequenz an sich selbst zu Grunde gehen wird. Eine dystopische Vision über nuklearen Krieg, das endgültige Aussterben... das Ernten des Sturmes, dessen Wind die menschliche Zivilisation schon lange gesät hatte:
"Die Schönheit von Neutronenbomben, welche sich in deine Augen fressen.
Verendete Zellmembranen des kohlenstoffbasierten Abschaums.
//...//
Die Ästhetik entstellt, verkrüppelte Kinderleichen.
//...//
Empfangt was ihr gesät. Amet Asche!"
Gerade in diesem Lied lassen sich auch gehäufte Passagen ausmachen, die an guten alten Doom erinnern. Was nun aber auch nicht heißen soll, dass die Herren hier auch nur einen Deut vom wilden Treiben abweichen. Dieses Wechselspiel zwischen perfektem Chaos, okkultem Wahnsinn, Todesverehrung und majestätischer Melodie setzt sich auch hier fort und zeigt auch, dass KRATER viele Facetten haben in ihre Musik mit einfließen lassen, die jenseits der eng gesteckten Genre-Grenzen liegen. Totale Freiheit!
Dem gegenüber steht dann aber auch das nächste Stück 'No Place for You', welches in lyrischer Hinsicht eine tiefe Verneigung vor den ganzen alten Bands, Labels und Songtitel darstellt, die KRATER im Laufe ihres Bestehens sicherlich begleitet und auch als Inspirationsquelle gedient haben dürften.
Das Ganze äußert sich dann in einem Text, der auch mit Kritik am Zustand der heutigen 'Szene' und diesem ganzen politisch korrekten, lebensbejahenden Hipster-Abschaum, der sich immer mehr in dieser breit macht, nicht geizt. Black Metal war, ist und muss auch weiterhin anecken, provozieren, kontrovers sein, inspirieren und zum Nachdenken anregen... andernfalls wäre er wohl endgültig tot und hätte seinen Zweck überlebt. Aber solange es noch Bands vom Schlage dieser Horde gibt, muss man sich da wohl weniger Gedanken machen!
"Has Bathorys venom raised the dead?
The hellhammer deathcrushed the deathlike silence.
A bestial devastation shall torment their sacrophagus!
Total death shall be their mercyful fate!
/.../
A wolfpack under the banner of misanthrophy.
Where followers evolved into leaders.
Self-empowered prophets, of a luciferian eclipse
No Place for you!"
Wem es bisher noch nicht menschenverachtend genug war, bekommt dann in den letzten beiden Stücken, namentlich 'Darvaza Breeds'und 'Wasted Carbon' endgültig den Rest!
Erst genanntes Lied stellt im musikalischen Belang mein absolutes Highlight auf Venenare dar, und das liegt nicht nur an dem genialen eingebauten Filmzitat (wenn dies aber auch einen beträchtlichen Einfluss darauf hat):
"In der letzten Nanosekunde haben sie erkannt, was sie gewesen sind.
Dass unser Ich nie etwas anderes gewesen ist, als ein brüchiges Konstrukt aus Anmaßung
und blindem Willensdrang, und dass man einfach loslassen kann
und sich endlich nicht mehr so daran festklammern muss.
Sie haben eingesehen, dass das ganze Leben - all die Liebe, all der Hass,
all die Erinnerung, all der Schmerz im Grunde genommen nur eins war:
Es war alles ein einziger Traum.
Ein Traum, den man in einem verschlossenen Raum gelebt hat.
Der Traum, dass man so etwas wie ein Mensch war."
(Matthew McConaughey als Detective Rusel Cohle in der Serie True Detective)
Unterlegt mit einem andächtigen und atmosphärischen Dark Ambient erklingt das Zitat als einleitender Teil zu einem Stück, welches nahezu alles in sich vereint, was den Stil und die Stimmung dieses Albums ausmacht. Melodische Passagen wechseln sich hier mit purem schwarzen Chaos ab, genauso aber erschallen auch beinahe verträumte, nichtsdestotrotz düstere Keyboards und hymnenhafte Melodiebögen, die einen einfach nicht mehr loslassen wollen. Und der okkulte Doom-Part in der Mitte, der beinahe schon rituelle Züge annimmt, besorgt den Rest.
Das ist großartige schwarze Tonkunst, die direkt aus den Analen jenseits der Pforten der Hölle in die Welt der Menschen dringen, um eben diese zu vergiften und in den Wahnsinn zu treiben.
Diesem genialen und überlangen Beitrag (annähernd 11 Minuten) folgt mit 'Wasted Carbon'das letzte Lied, welches nahezu instrumental gehalten ist. Der Übergang ist dabei fließend, und so macht es durchaus Sinn, dass auch dieses letzte Stück mit einem Zitat aus der gleichen Quelle wie im letzten Song unterlegt ist:
"Ich glaube, das menschliche Bewusstsein ist ein tragischer Fehltritt der Evolution.
Wir sind uns unserer Selbst zu sehr bewusst geworden.
Die Natur hat einen Blickwinkel auf die Natur geschaffen, der von ihr getrennt ist.
Wir sind Kreaturen, die es dem Naturgesetz nach gar nicht geben dürfte.
Wir sind Dinge, die sich mit der Illusion abmühen, ein 'Ich' zu besitzen.
Diese Glorifizierung von sinnlichen Erfahrungen und Gefühlen - programmiert
mit der Gewissheit, dass wir alle jemand sind...
(während in Wahrheit Jedermann Niemand ist)
Der einzige Ausweg für unsere Spezies wäre,
sich der Programmierung zu verweigern,
und sich nicht mehr fortzupflanzen...
Hand in Hand dem Aussterben entgegen zu sehen, in einer letzten Mitternacht.
Die Brüder und Schwestern verabschieden sich aus einem faulen Deal."
Dieses Sample stellt einen Dialog zwischen zwei Personen dar, denn die zweite Person stellt daraufhin die nicht ganz unberechtigte Frage:
"Ok, wozu stehst du morgens dann überhaupt noch auf?"
- "Ich bilde mir ein, dass ich Zeugnis ablegen soll. In Wirklichkeit liegt es offensichtlich in meiner Programmierung. Ich habe nicht Veranlagung für den Freitod."
Dieser Dialog wird von einer düsteren, zutiefst melancholischen instrumentalen Stimmung getragen. Dazu gesellt sich der kalte und hintergründige Gesang von Abortio, der zum Ende hin leider etwas untergeht.
"Wasted Carbon" - verschwendeter Kohlenstoff. Was bleibt dazu noch groß zu sagen?!
Fazit:
Gut, ich brauchte schon meine Zeit, um mich in Venenare einzufinden. Es ist zwar nach wie vor brachial, aber nicht mehr in der Art, wie es noch der Vorgänger war. Im Grunde genommen baut dieses Album hier auf der bedrückend-düsteren Stimmung von 'Dust - Still alive in that place', dem letzten Lied von Urere auf. Es ist jedoch noch wesentlich düsterer ausgefallen, und erhält somit den Charakter eines in die Tiefe gehenden Werkes, welches sich in den dunkelsten Albträumen der Menschen wiederfindet. Melodie, Chaos, Hass, Verachtung und Finsternis bilden hier eine perfekte, in sich schlüssige Symbiose.
Venenare stellt damit in meinen Augen eindeutig ein Werk dar, welches man unmöglich mit den ersten paar Hörgängen erfassen kann und auch jetzt, nachdem ich es mir seit Wochen immer wieder durchhöre, vermag ich es doch nicht endgültig zu ergründen, entdecke immer wieder neue Details, die mir auffallen oder interpretiere eine Passage komplett anders.
Nein, das aktuelle Werk der Deutschen macht es einem wahrlich nicht einfach.
Aber das will es auch gar nicht, und es will erst recht nicht jedem gefallen, wenn auch wahre Anhänger des Kultes nicht an diesem Meisterwerk vorbei kommen werden, denn sich dieses NICHT zuzulegen, wäre ein glatter Frevel! Das Album erschien als CD im Digipak, wobei die Erstpressung mit einem Slipcase daherkommt, welches dasselbe Artwork wie auch das der LP-Version zeigt. Ebenso erschien das Werk auf Kassette (100 Stück) und letztendlich auch als Vinyl-Version (500 Exemplare), welcher diese Rezension zugrunde lag. Alle Formate sind über den
Mailorder von Eisenwald erhältlich.
KRATER sind gekommen, um die Welt des Menschen zu vergiften. Venenare gleicht einem nuklearen Sturm direkt aus der tiefsten Dunkelheit, der alles mit sich reißt und dabei nichts als Staub und Asche zurücklässt. Wir alle sind letztlich alle gleich... wir sind Nichts!
Ein schwarzes Meisterwerk und zum nahenden Jahresende noch einmal ein wahres Top-Album in 2019 - kaufen!
Darbietungen:
A-01. Eruption
A-02. Prayer for demise
A-03. Zwischen den Worten
A-04. Stellar sparks
A-05. When thousand hearts
B-06. Atmet Asche
B-07. No place for you
B-08. Darvaza breeds
B-09. Wasted carbon
Laufzeit: ca. 55 Minuten