~
Bei KAMPFESWUT handelt es sich um ein Duo aus Niedersachsen, welches aus den beiden Protagonisten Wintergeist (u.a. SCHATTENFESTUNG) und Doctor Infernum (u.a. seit diesem Jahr festes Mitglied von MAGOTH) besteht und sich um das Jahr 2020 zusammen tat. Tatsächlich sagte mir der Name bis zum Blindkauf dieser CD rein gar nichts... dabei können die beiden Herren jedoch bereits zwei Demos, und diverse EPs vorweisen.

Selbst beschreibt die Band ihren Stil als 'Raw Teutonic Folk Black Metal Punk', eine Umschreibung, die mich neugierig machte und mich dazu bewog, die CD bei einer Bestellung mit einzusacken. Auch die Aufmachung des Artworks gefiel. Die dezente Anlehnung an MAVORIM in der Machart des Logos, sowie der Schriftart und der Farbgebung des Covers kommt übrigens wohl nicht von ungefähr, denn zumindest im Fall von Wintergeist scheint es sich um einen großen Anhänger der Musik des Herrn Baptist zu handeln, lässt man sich doch mit entsprechenden Stickern, Aufnhähern oder Shirts ablichten. Zugegeben: Ist ja wirklich nicht das schlechteste musikalische Vorbild, was man sich raussuchen könnte...
So einige Parallelen lassen sich auch im Stil erkennen, wie dirtekt im ersten Lied "Einklang zur neuen Geschicht" oder im Stück "Der Ruf der Berggeister".
Doch KAMPFESWUT und ihr Des Barden schwarzer Gesang nun als bloßen geschichtslosen Klon hinzustellen, würde dem Werk in keinster Weise gerecht werden. So offenbart das Album eine Vielzahl an Ideen und Einflüssen auf, die sich zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen. So erweist sich das bereits erwähnte zweite Lied als naturmystische Hymne mit reichlich folklorischem Einschlag (unterstützt im choralen Gesang von der Dark Folk-Formation ZWISCHENLICHTEN), während "Finster war die Nacht" gänzliche auf metallische Züge verzichtet und gänzlich auf Gänsehaut setzt, die in ihrer Art etwas an EMPYRIUM oder auf Grund des geflüsterten Gesangs auch an ältere DORNENREICH erinnert (das kommt sogar noch etwas deutlicher im Stück "Gesang von Sternenlichten" durch). Hier ist auch das schwermütige Klavierstück am Ende besonders erwähnenswert.
Ansonsten gibt es mit "Im Walde" die Interpretation eines alten Gedichts auf Französisch (was auch musikalisch betrachtet deutliche französische Züge annimmt, sowohl was den Fol-k als auch den Black Metal-Teil anbelangt), eine düstere Hymne, die als eine Art 'Hommage' an dieses ganze Wikingör-Ambient-Folk-Gedöns interpretiert werden könnte ("Ewiger Winter" klingt in der Tat etwas nach dem Soundtrack von Hellblade).
Mit "Die Verführung des Dr. Johann Faustus" lässt man dann die reinen Folk-Stücke aber endgültig hinter sich und gibt sich wilderen Klängen hin. Klare Worte findet man mit dem Lied "Freiheit?", einen Lobgesang auf die Selbige und gleichzeitig eine kritische Betrachtung auf die Dekadenz der "westlichen Welt" Allgemein und unsere Gesellschaft im Speziellen.
Die Interpretation "Polenlieder" kommt dann gänzlich in einem modernen Death Metal-Gewand daher, womit ich persönlich jetzt nicht so viel anfangen kann.
Auch bei den letzten beiden Liedern handelt es sich um Interpretationen zweier alter volkstümlicher Texte.
Die Auswahl des traditionellen Textguts, sowie die eigene Lyrik dürften keinen Zweifel daran lassen, wie sich die beiden Protagonisten hinter KAMPFESWUT politisch positionieren. Um so verwunderlicher ist es eigentlich, dass die CD in Kooperation mit u.a. Crush the Desert realisiert wurde... Des Barden schwarzer Gesang erschien im ausklappbaren Digipak und kann für 7,- Euronnen über das Bandcamp der Gruppe bestellt werden (eine Tape-Version, welche über Old Mill veröffentlicht wurde, ist bereits ausverkauft).
KAMPFESWUT ist mit ihrem Debüt-Album ein wirklich interessantes und intensives Stück dunkler und extremer Tonkunst gelungen, was zwar mit einigen Schwächen zu kämpfen hat, über die aber zumindest ich ohne weiteres hinwegsehen kann.
Darbietungen:
01. Einklang zur neuen Geschicht
02. Der Ruf der Berggeister
03. Finster war die Nacht
04. Im Walde
05. Ewiger Winter
06. Sedna zu Grund
07. Gesang von Sternenlichten
08. Die Verführung des Dr. Johann Faustus
09. Freiheit?
10. Polenlieder
11. Was gehn euch meine Lumpen an?
12. Nachts steht Hunger starr in unserm Traum
Laufzeit: ca. 33 Minuten


